Jolly grübelt gerade noch vor sich hin und versucht eine Antwort auf Sizzles Frage zu geben. Aber der junge Orkin fallen einfach die Augen zu. Die Ereignisse und der Tod von Björn sind für alle ein wenig viel gewesen. Aber Sizzle merkt ihrer Zimmerkollegin an, dass die junge Orkin es etwas mehr mitgenommen hat. Als sie so da liegt und eingeschlafen ist bewegt sie sich wild durch das Bett. Benito liegt auf der Decke am Boden und schaut ein wenig zwischen Sizzle und Jolly hin und her. Ein leichtes Jaulen ist zu vernehmen. Auch der kleine Hund merkt die Anspannung die in der Luft liegt.
Sizzle steht nochmal aus ihrer Koje auf und legt ihrer Kollegin die Hand auf die Schulter bis sie wieder etwas ruhiger wird. Bevor sie sich wieder hinlegt, streichelt sie auch Benito noch einmal über den Kopf.
Nein ein leichter Tag war das heute sicher nicht gewesen. Umso mehr ein Grund jetzt wieder Kraft zu tanken und zu schlafen.
Benito versucht nochmal zu Sizzle ins Bett zukommen und schaut sie hoffnungsvoll an. Aber sie bleibt standhaft und Benito akzeptiert es dann auch und rollt sich dann auf den Boden zusammen und legt seinen Kopf auf seine Vorderpfoten. Sizzle spürt die das leichte Summen der Schiffmotoren. Sie haben die Gewässer von Florida schon seid einer Stunde verlassen und sie befinden sich im internationalen Gewässern. Langsam fallen auch Sizzle die Augen zu und sie schläft ein.
Dann wacht sie plötzlich auf, als sie die nasse Zunge von Benito an ihrer Hand spürt. Sie reibt sich die Augen und sie wie Benito vor der Türe der Kajüte steht. Sie steht leicht auf.
"Bereit für die nächste Lektion?"
Benito wedelt mit dem Schwanz und auf dem Mund bildet sich ein Lächeln ab. Dann verschwindet er durch die Türe.
Diesmal kennt Sizzle es ja schon, ein breites Lächeln bildet sich auf ihrem Gesicht und zumindest für den Moment scheint der vergangene Tag vergessen, so schnell wie sie ihre Beine aus der Koje schwingt und sich beeilt hinter Benito her zu laufen.
Als Sizzle die Türe durchschreitet, bemerkt sie das sie diesmal nicht wieder in Barcelona gelandet ist. Sie war in einer Hintergasse, die umstehenden Gebäude hatten aber definitiv einen südländischen Touch. Im ersten Obergeschoss umspannte eine Holzkonstruktion die Häuser. An den Balkongeländern hängen im Blumentöpfe vereinzelte Blumen. Südländische Musik ertönt irgendwo aus dem oberen Stockwerk und auch gelbes Licht scheint aus den oberen Fenstern. Es scheint Nacht zu sein, des es ist dunkel, der Mond wird von einer großen Wolke verdeckt. Benito oder besser gesagt, das Totem das sie in Hundegestalt von Benito hierher gebracht hat ist auf den ersten Blick nicht zu sehen. Die Gasse geht weiter gerade aus, aber dort ist es noch weniger beleuchtet und als Sizzle einen Blick über die Schulter wirft, sieht sie in gut 15 Meter Entfernung eine belebte Straße. Nicht gut sichtbar bemerkt sie Menschen und Autos die dort lang quer zur Gasse lang gehen. Es ist nicht viel zu erkennen, da die Gasse nur gut zwei Meter breit ist und dort auch viele Tonnen und anderer Unrat herumsteht.
Sie versucht einen Hinweis zu entdecken wohin der Welpe gelaufen sein könnte, während sie einige Schritte weiter in die Gasse macht. Ihr Blick wandert kurz auch nach hinten ... gibt es diesmal tatsächlich auch Personen, die man treffen könnte. Die Neugier lässt sie kurz Zögern, sollte sie mal nachschauen? Doch erst will sie ihren Begleiter wiederfinden, wo dieser Begriff ihm eigentlich hier gar nicht so sehr gerecht wird. Was ist er dann eigentlich? Auf die Schnelle findet sie darauf keine zufriedenstellende Antwort. Sie nutzt das geringe von oben kommende Licht um sich weiter durch die Gasse vorwärts zu schleichen. Ihr Bauchgefühl sagt ihr, dass sie ihn irgendwo in der Dunkelheit finden müsste.
Die natürliche Restlichtverstärkersicht sorgt zumindest dafür das Sizzle nicht ganz so im Dunkeln tappt, wie zum Beispiel ein Norm in dieser Situation. Der Weg ist deutlich zugemüllter als die Seitenstraßen in Barcelona. Ein paar Teufelsratten huschen die Gasse runter. Leider verdeckt die Wolke immer noch den Mond und viel ist nicht zu sehen. Vorne voraus spürt Sizzle auf der linken Seite eine Präsenz. Dieses Lebewesen muss sich hinter einer alten Holzkiste befinden. Die Kiste ist gut zwei Meter groß und neunzig Zentimeter breit.
Im gleichen Moment hört sie auch ein leichtes Rascheln und Kratzen von dort. Zur Rechten geht ein Gang ab.
Hinter der Kiste tritt eine Gestalt hervor. Sizzles Blut gefriert in ihren Adern. Die Person scheint wie aus einem der Filme von Conan der Orkbarbar zukommen. Aber nicht die holde Maid mit knappen Outfit und wunderschönen Augen sondern die hasserfüllte und nach Hirn suchende Untotengestalt in Form eines Ghules. Die Klauen sind lang und die Haut ist leicht gräulich. Seine Zähne sind zugespitzt und Messer scharf. Wenn das Mal ein Mensch war, dann steckt wohl nicht mehr viel Intelligenz in dem Wesen drinne. Er bewegt sich gebückt auf Sizzle zu. Was etwas merkwürdig ist, der Ghul wirkt leicht transparent. Aber das spielt in diesem Moment keine Rolle. Sizzle ist unbewaffnet und sie hat nicht wirklich viel Spielraum zum Manövrieren.
Ganz kalt lässt Sizzle der Anblick nicht und sie weicht einen Schritt zurück um den Abstand zu halten während ihr Blick nach einem geeigneten Knüppel oder einer anderen Waffe in dem Unrat der Gasse sucht.
Aber im nächsten Moment kommt auch schon Benito aus der Seitengasse herangestürmt und bellt den Ghul an. Dieser scheint etwas verwirrt zu sein.
"Arrrrrrrrrrrr"
Der Hund bellt einfach weiter. Dann schaut der Ghul noch einmal kurz Sizzle an und dreht sich dann um und schlürft weiter den Gang runter.
"Sorry, dachte ich hätte alle Wesen auf diesen Weg vertrieben.", der kleine Hund schaut Sizzle besorgt an.
"Alles Gut bei dir? Deine Aura verrät mir, dass außer einem Schock dir nichts passiert ist. Also hier lang."
Er dreht sich um und wedelt mit freudiger Erwartung den Rute.
"Bleib besser jetzt dich bei mir. Nicht das dir noch was passiert."
Sie hatte irgendwie nicht mit jemandem gefährlichen oder überhaupt feindlichen auf dieser Seite der Türe gerechnet. Sie ist definitiv erleichtert als Benito auftaucht und dann etwas verwundert als er ihm scheinbar die Leviten liest. Aber zumindest hast sie Zeit etwas genauer hin zu schauen und die leichte Transparenz erkennen. Seltsam, aber nicht das Seltsamste hier.
Sie beeilt sich diesmal dicht hinter Benito zu bleiben und ihn nicht noch einmal aus den Augen zu verlieren.
Benito führt Sizzle weiter die nun noch kleiner Gasse entlang. Aus den oberen Etagen der Gebäude dringen immer mal wieder Stimmen nach außen und auch diese südländisch klingende Musik ertönt immer wieder. Durch ein paar große Fenster im Erdgeschoss der umliegenden Fenster fällt Licht in die Gasse. Aber Sizzle kann nicht hineinschauen, da es sich entweder um Milchglas handelt oder nachträglich wohl Milchglasfolie auch die Scheiben geklebt wurden. Außerdem schützen Metallgitter die Fenster.
Die Gasse erinnert sie an ihr Leben früher, ganz früher in den Straßen von Barcelona. Sie erinnert sich an die Gefühle, die Sorgen, den Hunger, Krankheit und Tod. Ihr Leben ist wieder ähnlich gefährlich geworden, immerhin waren mehr Grundbedürfnisse versorgt als damals. Nach der kurzen Illusion von Stabilität und Sicherheit in Chef Nikolas Küche, weiß sie jetzt dass dieses Leben hinter den Milchglasscheiben einfach nicht für sie bestimmt ist. Zumindest ist sie endlich wieder nicht mehr alleine, ihr war die Mannschaft trotz der erst kurzen Zeit schon wichtig und sie wird ihr Bestes geben um ihren Wert darin zu beweisen. Damals war sie auch nicht alleine gewesen, Straßenkinder rotten sich so gut es geht zusammen und versuchen trotzdem sich nicht zu sehr aneinander zu gewöhnen, auch in der Gruppe ist man einfach nicht vor allem sicher.
Sie kommen an Ende der Gasse und vor den beiden erscheint eine knallrote Holztüre mit einem alten Neonwerbeschild darüber. "La Zorra Yel Cuervo"
Benito shaut zu Sizzle hoch. "Und Bereit, für ein paar Tricks?"
Fast überrascht blickt sie nach oben auf das Schild als Benito stehen bleibt. Klingt nach einem Club oder einer Bar, aber das scheint wohl eher ein Hinter- oder Künstlereingang zu sein. Oder ein totaler Geheimtipp, hier ist sicherlich alles möglich, auch wenn ihr Blick nach unten zeigt, dass sie nicht ganz geeignet gekleidet ist, wenn man recht überlegt auch schon nicht für eine dunkle Gasse.
Sie wirft den Blick auf die rote Tür und grinst dann Benito an.
"Ein paar neue Tricks sind immer gut."
Benito nickt Sizzle zu.
"Sehr gut kleiner Welpe, Hund lernt niemals aus."
Benito macht mit seinen Vordertatzen einen Sprung zu dem Türknauf und öffnet die Türe einen Spalt, dann landet er wieder auf allen vier Pfoten.
Er macht ein wenig Platz und lässt Sizzle vorbei.
"Bitte, nach dir."
Als sie die Türe vorsichtig öffnet, sieht sie eine typische Großküche eines Restaurant vor sich mit zwei Koch- und Bearbeitungsinseln in der Mitte. Drei Türen führen in andere Räume des Hauses. Eine nach Links, eine nach Rechts und eine gerade aus.
Fünf schattenartige Gestalten sind in der Küche zu sehen. Sizzle kommt es vor, als ob hier das Personal anwesend ist. Aber auf einer sehr abstrakten Form.
"Wähle deinen Weg, Sizzle." , hört sie die Stimme des Hundestotems hinter sich.
Sie könnte sich schon immer gut auf ihre Orientierung verlassen, aber eigentlich kennt sie ja jetzt gar kein Ziel. Geradeaus geht es vermutlich in den Gastraum, da sieht sie wenig Sinn darin. Sie überlegt, auf welcher Seite das Haus in der Gasse früher zu Ende ist, auf der kürzeren ist eher nur der Vorratsbereich und auf der anderen kommt man vermutlich weiter oder sogar zu einem Treppenhaus. Links müsste das Gebäude schneller zu Ende sein.
Also geht sie nach kurzem Überlegen und ihrem Bauchgefühl nachgebend nach rechts.
Auch wenn sie irgendwie nicht wirklich da sind, meidet sie trotzdem die Schattengestalten und geht vorsichtig entlang der Seite des Raums.