[IP] Ein ganz normaler Tag

  • 14. Juli 2076


    Maersk Incorporated Assets HQ

    Im Öresundplex in Dänemark; Kopenhagen

    Sonne, 23 Grad, lauer Wind


    Im 64. Stockwerk des vergleichsweise schlanken Maersk-Towers, der sich wie ein Segel über den Rest des Plexes erhebt, ist es ziemlich hitzig. Nicht etwa wegen des Wetters. Hier in Kopenhagen, an der Küste, wird es selten wärmer als 25 Grad Celsius, der Wind kühlt das gefühlt 10 Grad herunter, und natürlich hat ein Doppel-A in seinen Büros Klimaanlagen.

    Aber hitzig ist es, weil eine Gruppe von Hitzköpfen gerade über die nächste Marketing-Kampagne diskutiert. Und wie das oftmals so ist, entscheiden dabei Leute über Köpfe hinweg, die weit unter ihnen Leben, ohne zu wissen, wie es dort unten aussieht.


    Anwesend ist einiges, was Rang und Namen hat. Natürlich, im HQ in Kopenhagen arbeiten viele Leute, die was zu sagen haben. Danske Bank, Hapag-Lloyd, Lufthansa, Maersk Medical, Maersk Matrix und Tyr Inc waren vertreten. Selbstredend waren auch Militärs anwesend. Nicht solche Generale wie die der Bundeswehr, sondern Konzerner, die sich nicht an Menschenrechtskonventionen oder das Kriegswaffenrecht halten müssen, wenn sie ihr Spielzeug verteidigen. Der Konzerngerichtshof geht da zumeist nicht mit der eigentlich nötigen Härte vor. Freilich stört das hier keinen.


    Man hat sich inzwischen in zwei Fronten aufgeteilt. Eine Front, hauptsächlich die Produktion und Dienstleistung, ist der Meinung, man müsse attraktiver auftreten, kundenfreundlicher sein. Die andere Front ist primär das Militär, welches der Meinung ist - kaum anders zu erwarten - man müsse Stärke zeigen, weil Stärke nicht nur den Konkurrenten abschreckt, sondern auch attraktiv für neue Mitarbeiter und Kunden ist.


    Die Differenzen mit S-K haben sich in letzter Zeit etwas gelegt, sodass man nun frei gewordene Energien in eine Marketing-Kampagne investieren kann. Schließlich will man irgendwann einmal das dritte A erhalten, und dazu muss man einige Anforderungen erfüllen.


    Kundenfreundlichkeit, sagen die Einen.

    Stärke, sagen die anderen.


    Brigadeadmiral Thore Sleipnirsson ist ein Norm gehobenen Alters. Noch nicht wirklich alt, aber eben auch lange nicht mehr jung, und er würde auch nicht mehr unbedingt in einen Kampf gehen wollen. Das können andere besser. Jüngere.

    Seine Frisur ist längst nicht mehr so adrett wie zu seiner Versetzung. Sein Blick nicht mehr so hart. Seine Rasur nicht mehr so frisch. Die Strähnen werden grau, und es ist ihm egal. Man könnte meinen, er würde sich gehen lassen, wäre da nicht eine Reife und Erfahrung in seinem Blick, welche ihm diesen Rang verschafft hat. Er trägt sein Alter mit Stolz.

    Der maßgeschneiderte, schlichte Anzug von Vashon tut sein übriges dazu bei, diesem Mann eine Autorität zu geben, die nur wenige anzweifeln.


    Eine erschreckend große Anzahl dieser wenigen sind heute hier versammelt. Sie leiten irgendeine (Unter-)Abteilung und sind es nicht gewohnt, Vorgesetzte zu haben. Nicht, dass er deren Vorgesetzter wäre. Zum Glück. Damit könnte er nicht das geringste anfangen.


    Er räuspert sich.

    Die Diskussion geht weiter, niemand schenkt dem Mann aus der Militär-Ecke, der bisher gerade so zugehört hat, Beachtung.


    Gut, was hatte er auch erwartet.


    "Meine Damen und Herren." spricht er mit kräftiger, autoritärer Stimme. Die Stimme, die er früher für seine Ansprachen vor Einsätzen genutzt hat. Sie verfehlt ihre Wirkung selten, so auch heute. Ein Teil der Anwesenden vergisst vielleicht nur aus Verwirrung, zu diskutieren, wo doch ein ansonsten außen Stehender sich plötzlich zu Wort meldet.

    Alle Augen sind auf ihn gerichtet.


    "Meine Damen und Herren. Ich habe einen Vorschlag zu unterbreiten."

    Da nicht sofort Paroli geboten wird, fährt er fort.

    "Die Maersk Marines sind so ziemlich das härteste, was wir zu bieten haben."

    Er blickt kurz zu der Militanten Fraktion der Anwesenden.

    "Sie sind, wenn ich das aus Erfahrung sagen darf, sogar das Härteste, was viele andere jemals sehen werden. Sie sind gut geschult, diszipliniert, loyal und hochwertig ausgerüstet."


    Fragende Gesichter. Worauf der alte Mann wohl hinaus will?

    "Wir sollten genau diese Frauen und Männer zum Aushängeschild für Maersk machen.

    Renraku hat die Roten Samurai. Shiawase die Kami no Bushi. Aztech die Jaguare.

    Und wir? Wir haben die Maersk Marines. Ich behaupte, diese Männer und Frauen können es mit jeder der anderen Spezialeinheiten aufnehmen. Und ich finde, das sollten wir vermarkten."


    Kurze Stille. Dann etwas Gemurmel, Geraune. Interessanterweise kommen die ersten Gegenstimmen aus der Militärsparte.

    "Ist das Ihr Ernst? Glauben Sie wirklich, auch nur einer der Marines wird sein Gesicht auf ein Poster drucken lassen?"

    Dieser Gegensprecher ist ein vergleichsweise junger General in den Sicherheitskräften von Maersk. Vielleicht hat er sogar Befehlsgewalt über Marines, Thore weiß das nicht. Möglich, dass er sogar weiß, wovon er redet. Auf seiner Uniform steht 'Kramer', und die Sterne sprechen von einem Generalmajor, was schon relativ hoch ist. Technisch gesehen auch höher als Thores Rang.

    Sein Äußeres ist deutlich militärischer als das des Brigadeadmirals. Kurze Haare, akkurate Rasur, straffe Haltung.


    "Nicht nur einer, sondern fünf, ja. Ein einzelner Trupp, dessen Feedbacks wir senden können. Kameras sind da doch sowieso überall, wir müssen die Daten nur filtern und senden."


    "Das ändert nichts daran, dass keiner dieser Männer da mitmachen würde."

    Sleipnirsson bleibt ruhig, besonnen. Innerlich muss er lachen. Männer. Kramer sieht nur das vermeintlich starke Geschlecht, offensichtlich.


    "Ich kümmere mich darum. Ich wähle die Mitglieder aus, stelle das Team zusammen, und übergebe dann an die Marketing-Abteilung."


    Kramers Blick wird wird härter.

    "Wen haben Sie im Sinn."


    Sleipnirsson schmunzelt mit einem Mundwinkel.

    "Viggo Haraldson."


    Kramer schüttelt den Kopf, zuckt die Schultern.

    "Nie gehört."


    "Und genau das ist ihr Problem."

    Thore wird wieder ernst. Blick zur IT und Marketing-Abteilung.

    "Sie wissen, wen ich meine, richtig?"

    Stummes nicken. Einer wirft ein paar Bilder in den Raum. Der Mann, der durchaus einen Blick wert ist, wedelt mit Reichtum und Wohlstand. Wohl alles von seinem Vater, einiges von Sponsoren. Seit er erfolgreicher wurde, bekommt er regelmäßig Gegenstände aller Art, die er in seinen Video-logs testet. Es kommt an.

    Seit etwa einem halben Jahr beim Dänischen Militär. 3. Einsatzflotte Nord, Marine. Kein nennenswerter Rang, Unteroffizier, aber er macht sich gut.


    "Das kann nicht Ihr Ernst sein."

    Kramers Gesicht entgleist.

    "Das ist ein Modepüppchen. Der überlebt kaum die Grundausbildung!"


    "Doch, ich denke schon."


    "Niemals, keine Chance."


    "Ich halte ein Jahresgehalt gegen."

    Stille. Gemurmel. In Kramers Kopf rattert es.

    "Ist das ein Spiel für Sie?"

    Offenbar ist er nicht so wirklich sicher, ob er darauf eingehen soll. Ist ne Menge Geld.

    "Ich bin mir einfach ziemlich sicher."


    Kramer überdenkt das.

    "Regelmäßige Überprüfung der Fortschritte. Berichte an die Vorgesetzten. Einsatz spätestens sechs Monate nach Zusammenstellung."


    Thore lächelt.

    "Deal."

  • 25. Juli 2076


    Helsingør, Stützpunkt der Kongelige Danske Marine



    Früher einmal war der wichtigste Stützpunkt der dänischen Marine in Frederikshavn. Seit aber die Schwarze Flut dieses, ebenso wie den gesamten Rest von Jütland überschwemmt hat, musste das Nordsee-Gewchwader nach Helsingør umziehen. Ein Orkan der Windstärke 13 hat damals, 2011, weite Teile Dänemarks, der ADL und der Niederlande wurden überschwemmt, verseucht und unbewohnbar. Die Entgiftungen dauern noch immer an.


    Helsingør ist eine Festungsstadt am Nadelöhr zwischen Nord- und Ostsee, und wurde bereits im 15. Jahrhundert genutzt, um Sundzölle für die Durchquerung zu erzwingen.


    Heutzutage verbindet die Helsing-Hochbrücke es mit dem schwedischen Helsingborg. Das dänische Militär war natürlich nicht traurig, eine gut zu verteidigende Stadt vorzufinden, als es die Nordseeflotte hier stationierte, auch wenn freilich einige Modernisierungen durchgeführt werden mussten.


    Auch die 3. Einsatzflotte Nord hat hier ihren Hafen, und mit ihr der junge Unteroffizier Viggo Haraldson. Auch er hat die Gerüchte gehört, ein General käme heute zu Besuch. Das ist nicht allzu ungewöhnlich, aber eben auch nicht üblich, und selbst die Offiziere des höheren Dienstes werden schnell nervös bei sowas.


    Jede Uniform muss sitzen, jedes Schiff glänzen. Das ist natürlich eine Tortur für die Mannschaften, aber die Vorgesetzten wollen glänzen. Und dafür muss die Ausrüstung glänzen, und dafür wiederum sind eben die Mannschaften zuständig. Pech für sie.


    Viggo hat Glück. Als Unteroffizier kann er viel deligieren. Ganz drum herum kommt er trotzdem nicht, dafür ist er noch nicht wichtig genug.


    Er nimmt gerade die Reinigung eines Vollautomatischn, Computergestützten Schnellfeuer-Kampfgeschützes auf der Fregatte Calypso ab, als ein lautes

    "Aaaaachtung!"

    ertönt.


    Das ist ein Anzeichen für die Anwesenheit eines Vorgesetzten, und ein Zeichen, in Habacht zu gehen. Die Stimme des Rufers erkennt er sofort: Oberbootsmann Hendriksen. Das heißt, was immer da gerade kommt, ist mindestens ein Offizier.


    "Herr Brigadeadmiral, ich melde: Crew beim Prüfen und Instandhalten der K.D.M. Calypso."

    Hört Viggo von hinter der Zitadelle. Und:

    "Rühren. Weitermachen."


    Die Stimme ist neu. Schritte kommen näher.


    # Zitadelle: Hier: zentraler Aufbau eines Kriegsschiff, also der Brückenturm ##



    Viggo hat die 3. Einsatzflotte schon fast irgendwie ins Herz geschlossen. Er ist hier bekannt wie ein bunter Hund, was natürlich daran liegt, dass er sogar weltweit bekannt ist. Dennoch hat er ein kollegiales Verhältnis zu allen, die ihn mögen, eine professionelle Haltung gegenüber allen Vorgesetzten, die ihn geringschätzen, weil er berühmt ist und eine Leck-mich-Arsch Haltung gegenüber allen die ihn deswegen nicht als würdig erachten, aber nicht wichtig genug sind, um sich ihnen abzugeben.


    "Kadett komm schon. Du weißt, das ist nicht sauber. Ich weiß, das ist nicht sauber. Und wer auch immer da im Anmarsch ist, weiß es auch wenn er es sieht."

    Rügt er einen Kadetten so nett wie er kann. Da hört er auch schon das „Aaaachtung“. Was den Kadetten dazu veranlasst, schnell an der Waffe sinnlos rumzupolieren.


    "Kadett! „Achtung“ heißt „Achtung“! Reiß dich zusammen, steh stramm und ertrag den Anschiss, verdammt nochmal!"


    Die Rüge war schon ein wenig leidenschaftlicher vorgetragen. Denn da kommt gleich ein Brigadeadmiral um die Ecke. Da ist die Haltung nun mal wichtiger als die Sauberkeit.


    Die Arme eng an der Seite liegend, Rücken durchgedrückt und den Blick geradeaus, wartet er ab, dass der hohe Besuch, seinen dämlichen Rundgang beendet und ihn wieder arbeiten lässt.


    "Herr Brigadeadmiral, wenn die Frage gestattet ist: Uns wurde kein Grund für Ihren Besuch genannt."


    Was Viggo noch nicht sehen kann, ist, wie eben jener Brigadegeneral kurz stehen bleibt und den Oberbootsmann anschaut. Nicht geringschätzig, nicht hochnäsig, einfach nur ein normaler Blick. Es würde ihn niemals einfallen, seine Untergebenen wegen so etwas unterzubuttern.


    Nicht mehr.


    Aber Viggo kann die kurze Pause hören, und damit fast schon auch den Blick wahrnehmen. Er kennt solche Blicke.


    "Nicht, dass Sie einen Grund bräuchten, um die Flotte zu inspizieren." fügt Hendriksen hinzu.


    "Ganz Recht." Stimmt Sleipnirsson zu und nimmt wieder Schritt auf. Er blickt sich kaum um. Nicht, dass tatsächlich ein Admiral je wirklich die Sauberkeit kontrolliert hätte. Dafür gibt es schließlich die Bootsmänner (nicht nur dafür, natürlich).


    "Aber ich bin auch nicht zur Inspektion hier. Ich suche jemanden. Unteroffizier Viggo Haraldson. Meiner Information nach ist er auf der Calypso stationiert."


    "Äh... ja, das ist korrekt." antwortet der Oberbootsmann.


    "Führen Sie mich zu ihm."


    "Aber sicher, Sir. Hier entlang, Sir."


    Und dann kommen sie auch schon um die Zitadelle herum.


    Natürlich salutiert Viggo, wie er es gelernt hat.


    "Rühren." sagt Sleipnirsson. Und: "Rest: Wegtreten."


    "Sir?" fragt Hendriksen.


    "Sie haben verstanden."


    Der Oberbootsmann und die beiden Kadetten ziehen von Dannen. Brigadeadmiral Thore Sleipnirsson beginnt, leicht zu lächeln und reicht Unteroffizier Viggo Haraldson die Hand.



    Ein Schmunzeln kann Viggo sich nicht verkneifen, als der Oberbootsmann mit Anlauf in den Fettnapf springt. Schon bei der Frage nach dem Grund der Anwesenheit des Offiziers, denkt er bei sich. //Dumm, was glaubst Du, was er Dir nun erkärt?//


    Ein wenig überrascht ist er schon, als gar nichts kommt. Sowas liebt er. Überlegenheit durch simple Autorität.


    Nicht weniger überrascht ist er, als er seinen Namen hört. Instinktiv noch strammer stehend wartet er ab. Und irgendwie fühlt er sich gar nicht so behaglich als der Bootsmann und die Kadetten wegbefohlen werden, wobei der Kadett, mit dem Viggo eben noch sprach, sichtlich erleichtert wirkt, er läuft fast davon. Der Bootsmann kann ruhig fühlen, wie es ist, wenn ein Vorgesetzter ihn nich schätzt. Aber so ganz alleine mit nem Brigadeadmiral? Wer weiß, was da kommt?! Mit dem „Rühren“, verschränkte er die Arme hinter dem Rücken und sein rechtes Bein entfernte sich vom Linken. So wartet er die Bewegung ab, in der sich alle entfernen.


    Er erwidert das Lächeln und reicht dem Brigadeadmiral die Hand, bevor sie wieder auf den Rücken wandert.

    "Sir!"



    Ein paar Sekunden lässt der sichtlich autoritäre und erfahrene Mann den jungen Unteroffizier schmoren. Schaut ihn sich eingehend an. Inspiziert ihn.


    "Ja. Das wird gehen." beschließt er schließlich.


    "Unteroffizier Haraldson. Ich habe ein Angebot für Sie. Ein Angebot, dass Sie nicht ablehnen können." zitiert er den Paten mit einem durchaus sympathischen Lächeln. Aber da ist auch viel Wahres dran. Im Grunde ist die Sache ja schon beschlossen. Dennoch möchte Sleipnirsson wissen, wie Viggo selbst darüber denkt.


    "Ich baue ein Team auf, medienwirksam. Ihr Ding, oder? Wie ich lesen durfte, haben Sie sich auch hier durchaus beweisen können.


    Schon mal von den Maersk Marines gehört?"

  • Viggo hat sich in den drei Jahren beibringen können wie man Vorgesetzten umgeht. Blick stur geradeaus, irgendeinen Punkt fixieren und abwarten. Er kann das Bild des vorbildlichen Soldaten perfekt darstellen.


    Doch sobald er ihn relativ freundlich anspricht, schaut er zu ihm. Ein Angebot, dass er nicht ablehnen kann?


    "Medienwirksames Team? Jawohl Sir! Davon verstehe ich etwas."


    Einen Moment braucht er um den Zusammenhang zu der nächsten Frage herzustellen. Maersk Marines? Geiler Scheiß!

    Ob er von denen gehört hat?

    "Jeder hier hat das, Sir! Die Kerle sind knallhart!"



    "Ja genau. Die Härtesten."

    Er muss es schließlich wissen.


    "Was halten Sie davon", kommt der Brigadeadmiral dann zur Sache, "Mitglied in einem Team dieser Marines zu sein? Und das ganze auch mit Ihrer Hilfe landesweit, womöglich darüber hinaus, öffentlich auszustrahlen?"



    Ziemlich hin und her gerissen zwischen Professionalität und Ungläubigem Starren versucht Viggo nicht zu offensichtlich erfreut zu sein.

    Das klingt ziemlich gut eigentlich. Und vor allem klingt es auch so, als würde man ihn brauchen.

    "Davon halte ich nen Menge Sir!"

    Erklärt er knapp und fragt lieber nicht, ob seine Prominenz und nicht seine Fähigkeiten, der viel wichtigere Grund für diese Rekrutierung sind.


    "Wie wollen sie Truppe öffentlich haben? Sollen wir Werbeeinnahmen produzieren?

    Sollen wir das Ansehen von Maersk steigern?

    Oder wollen sie potenziellen Angreifern zeigen, mit sie sich anlegen?"



    "Ja." antwortet Sleipnirsson.

    Dann schmunzelt er.

    "Und da Sie sich das vermutlich fragen:


    Es ist Ihre Prominenz, die mich auf Sie aufmerksam gemacht hat. Ohne die von Ihnen gezeigten Leistungen aber würde ich Sie nicht in die Marines lassen. Die Kombination von beidem ist genau das, was ich suche. Ich brauche Soldaten, die den Job erledigen, und dabei noch wissen, wie man das ganze in Szene setzt.


    Natürlich müssen Sie noch die Ausbildung durchlaufen und erfolgreich beenden." fügt er hinzu.



    Auf das Ja! mustert er Sleipnirsson.

    "Darf ich frei sprechen Sir?"


    "Ich bitte darum."

    Der Brigadeadmiral braucht sich nicht umsehen um zu wissen, dass sie unter sich sind.


    "Brigadeadmiral... viele hier hätten wohl die militärischen Fähigkeiten um das Training der Maersk Marines zumindest mal anzutesten.


    Sie kommen zu mir, um diese Truppe zu vermarkten. Das mache ich wirklich gern. Sie haben einen jungen Dänen gerade sehr stolz gemacht.


    Nehmen Sie den ersten Tip gratis mit. Ohne Sold. Wenn dieses Team ernst genommen werden soll, übertreiben sie es nicht mit der Markenwerbung.


    Nehmen sie wenige aber passende Sponsoren. Kein Werbeplakat der Welt wird als etwas anderes ernst genommen, außer eben als Werbeplakat.


    Die Maersk Marines sind die Elite... Solide, stark, Profis. Etwas um das Maersk beneidet wird und das sogar von AAA Kons.


    Kleben Sie da keine bunte Werbung drauf. Man wird sie sonst nicht mehr als Marines sehen."


    Er glaubt nicht, dass sie keine Werbung machen sollten. Man kann viele Produkte super mit den Marines vermarkten.


    "Ruhrmetall, Carl Zeis Optics, Ingramm. Das ist ihre Welt. Lassen Mountain Dew da raus. Pop-Drinks werden mehr Geld bieten können, doch wenn ich eigentlich die Marines bewerben soll, dann macht ne Brause das kaputt. Deswegen entscheiden Sie, wo Ihre Priorität liegt."


    Er fängt an zwei Fingern abzuzählen.


    "Aufbauen der Marke Maersk Marines oder ausschlachten des aktuellen Marktwertes


    Ich mach beides für Sie."


    Nicht, dass ihm zweiteres gefiele, die Marines sind ein Traum seit er dient. Aber wenn ein Brigadeadmiral es wünscht... ja dann ist das eben so.



    Weise Worte. Ja, der Junge gefällt ihm. Aufmerksam hört er zu, was Viggo zu sagen hat. Deshalb ist er hier ja hier.


    "Ich werde es mir zu Herzen nehmen, danke." sagt er, und meint das auch so. Wie viel Einfluss er am Ende tatsächlich darauf haben wird, bleibt abzuwarten, aber er wird es zumindest versuchen.


    "Sie sprechen mir aus der Seele. Ich glaube, ich habe mir den Richtigen für diesen Job ausgesucht."


    Er streckt noch einmal die Hand aus:


    "Willkommen bei den Marines, Gefreiter Haraldson.*"


    # Ich werde mich bei den Dienstgraden an denen der Bundeswehr orientieren. Sicher haben sie bei Maersk andere Namen, aber mit denen hier kann ich zumindest was anfangen. ##



    Er macht halt schon jetzt, wofür Sleipnirson ihn haben will: er macht sich Gedanken um das Image der Maersk Marines..


    "Beides hat Vor- und Nachteile, aber zweiteres wird den Männern und Frauen der Einheit nicht gerecht.


    Danke Sir, ich werde ich werde Sie nicht enttäuschen."



    Nein, das wird er nicht. Davon ist der Brigadeadmiral überzeugt.

  • 03. August 2076


    Amundsen-Klinik [Tyr Valkyrie]

    Im Öresundplex in Dänemark; Kopenhagen

    Sonne, 23 Grad, lauer Wind


    Brigadeadmiral Thore Sleipnirsson schreitet den langen Gang zu Zimmer Charlie-12-14 ab. Zwölfte Etage, Flügel C.

    Die Klinik wird primär von Maersk genutzt, um seine (Meta) Human Ressources zu optimieren, aber natürlich auch, um diese am Leben zu erhalten. Flügel C ist dabei für die harten Fälle vorgesehen. Üblicherweise bekommt man hier keinen Besuch, aber Sleipnirsson hat einen gewissen Einfluss, und da Einnard Tjorleifson nun zu seinem Team gehört, hat er das Recht als Vorgesetzter, diesen auch zu besuchen.


    Der letzte Einsatz dieses Riesen lief ein wenig aus dem Ruder, und auch wenn er den Marines einen herben Dämpfer verpasste, zeigte er auch, wozu diese Frauen und Männer tatsächlich fähig sind.

    Sie hatten den Auftrag, einen Schweröltanker auf dem Weg von Yakutien nach Dänemark zu bewachen. GreenWar macht da seit längerer Zeit starke Probleme, und Lloyd braucht dieses Öl, um die Raffinerien weiter betreiben zu können. Also hat Mutter Maersk die Marines als Geleitschutz geschickt.


    Wer konnte damit rechnen, dass die Ökoterroristen mit Brandern kommen würden? Sie hatten kleine Sturmboote per Fernsteuerung in den Frachter gesteuert und diesen mittels Napalm (oder einem sehr ähnlichen Mittel) in Brand gesetzt. Zusätzlich nahm man das Schiff sowie die Besatzung mit schweren Schnellfeuerwaffen unter Beschuss.

    Letzten Endes konnten die Angreifer in die Flucht geschlagen werden, aber der Einsatz bleibt Verschlusssache. 3 tote Marines, 14 tote Frachtarbeiter, 12 tote Greenwar-Aktivisten, und von dem Verantwortlichen fehlt jede Spur.


    Zwei Überlebende dieses Teams, der Rigger, 'Hannibal', sowie eben jener Riese, zudem Thore gerade unterwegs ist. Er hatte sich auf das gegnerische Flaggschiff (wenn man das heutzutage noch so nennen möchte) übergesetzt und es im Grunde im Alleingang leer geräumt, den Angriff effektiv beendet, als der Rest sich ohne Führung zurück zog.


    Der noch brennende Frachter wurde von Hannibal in eine Werft gesteuert. Die sind zäh, heutzutage, seit diversen Ölkatastrophen hat man die Außenwände mehrfach verkapselt, sodass auch unter diesen Angriffen nicht ein Tropfen Öl ins Meer geflossen ist.

    Seitdem hat er (Hannibal) starke psychische Belastungsstörungen. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass er dabei eingestöpselt war, und für seinen Geist war es, als würde er selbst in Flammen stehen.

    Armer Mann. Er ist in einer Rehabilitationsklinik, wird aber vielleicht nie wieder für die Marines riggen.


    Und Einnard? Der lebt auch noch. Er schaffte es, das gekaperte Schiff neben den Frachter und in die selbe Werft zu steuern. Man musste ihm dann etliche Projektile aus dem Körper schneiden, und irgendwie hatte er es geschafft, sich einen Arm zu brechen. Aber er ist auf dem besten Weg, wird das ganze ohne Langzeitschäden überstehen. Vermutlich. Sein Geist braucht vielleicht länger zur Erholung.


    Und so steht der Brigadeadmiral nun vor dessen Einzelzimmer mit Blick auf die Ostsee.


    Er klopft.



    Es war ein wirklich schöner Tag dort draußen, den Einnard beobachtete. Er war dankbar, dass man ihm einen Meer-Ausblick gegönnt hatte. Wenn auch Meer in diesem Zusammenhang selbstverständlich relativ war. Die Ostsee war im Vergleich zu ihrer großen Schwester ja mehr ein Teich, als ein Meer. Immerhin gab es Seen, welche mehr Wasser enthielten, als die Ostsee, der Baikalsee zu aller forderst.


    Doch immerhin war es ein Blick auf Wasser, wie gerne würde Einnard dort hinaus und einfach darin schwimmen gehen, in die Tiefe tauchen, immer tiefer und tiefer. So tief, dass sein Körper beinahe durch die rohe Kraft des Meeres zerdrückt wurde. Er schätzte diese Kraft. Dieses Gefühl fast schon göttlicher Erfahrung, dass etwas so viel mächtiger war als er, wo er doch selbst ein Wesen transhumanistischer Ideologie war. Stärker als jeder Mensch es auch nur jemals sein könnte. Geschickter, dazu in der Lage Wasser zu atmen... Etwas das ihm lieber war, als die dünne Luft, der Welt der Oberfläche. Er wollte ihn spüren, diesen göttlichen Druck. Diesen absoluten Beweis, dass er nichts war in dieser Welt. Das auch er sich etwas unter zu ordnen hatte und sei es der reinen Kraft dieses Planeten.


    Wobei es natürlich auch anderes gab, das ihn daran hinderte zu glauben er sei so übermenschlich, wie er es sich manchmal gerne einbildete. Er hatte zwei Schwestern und seinen Bruder verloren, dort draußen auf der hohen See, im schweren Feuer. Er hätte es wissen müssen. Warum hatte er denn über Jahre und Jahrzehnte hinweg Strategien der verschiedensten Epochen studiert? Warum hatte er es denn zu seiner größten Leidenschaft werden lassen historische Schlachtverläufe nachzuvollziehen, wenn er dann, als er einer so genialen Attacke gegenüberstand keinen Gegenzug hatte entsinnen können. Er hätte seiner Koordinatorin Olga einen Rat geben müssen. Er hätte sie vielleicht schützen können.


    Er schaute auf seine verbrannte Haut am Arm. Er spürte den Schmerz kaum. Sein innerer war größer. Er durfte wegen dieser verdammten Wunden nicht raus. Auch weil seine Lunge angeblich geschädigt worden war. Warum verstanden die Ärzte nicht, dass das egal war? Wenn er schwimmen dürfte, dann brauchte er keine Lunge.


    Ein alter Kamerad hatte in solchen Momenten immer aus Bierdosen Origami gefaltet. Einnard konnte sowas nicht, er war dazu nicht ruhig genug.


    Er schaltete ein wenig Musik ein: "Veneta" von Achim Reichelt. Es sollte ihn herunterbringen.


    Es klopfte, er schaltete sie ab und knurrte mit wahrhaftig rauchiger Stimme ein. "Herein"



    Nicht dass er das wirklich müsste, aber Thore wartet darauf, dass er herein gebeten wird. Das gehört sich einfach so. Erst Recht nach dem, was der Mann da in dem Zimmer hinter sich hat.


    Er öffnet die Tür und muss unwillkürlich feststellen, wie schwer diese ist. Nicht, dass sie ihn stoppen würde, aber er ist doch überrascht. Logisch, das Zimmer muss einen Riesen beherbergen und der muss auch durch die Tür passen.


    Der normalgroße Norm schiebt sich also durch die sehr große Tür, schließt sie und dreht sich zu Einnard um.

    Er hat seine Uniform an, und da er nicht im aktiven Feldeinsatz ist, bedeutet das, ein Anzug mit Schulterklappen und Namensband.


    Und bevor der verletzte Mann da vor ihm, auf dem geradezu lächerlich großen Bett, auch nur anfangen könnte zu salutieren, sagt er:

    "Liegen Sie bequem."


    Kurz orientiert er sich in dem Zimmer, in welchem er sich so vor kommt, als wäre er einfach nur zu klein. Surreal. Lediglich die Steuerelemente zeugen von den kleinen - oder eher: normalgroßen - Händen, die sie bedienen.


    Er tritt an das Fenster, schaut hinaus.


    "Mein Beileid.", beginnt er das Gespräch. Das Band, was solche Einheiten knüpfen, ist mit dem einer Familie gleichzusetzen. Der Verlust ist oft furchtbar.


    Er wendet sich dem Riesen zu:

    "Wie geht es Ihnen? Behandelt man Sie gut?"



    Brigadeadmiral Sleipnirsson, interessant. Man würde nicht zu ihm kommen, wenn man nicht was von ihm wollte.


    Er schmunzelte leicht über den Satz "liegen sie bequem", welch eine wunderbare Blödsinnigkeit. Wie war es denn möglich, in einem Bett wie diesem nicht bequem zu liegen? Vor allem, da es ihm sowieso nicht möglich war sich zu erheben, nachdem er mehrmals versucht hatte wegzumarschieren, war er fixiert worden.


    "Ja Sir, man behandelt mich gut, den Umständen entsprechend. Ich denke wohl, dass ich mich in der Anfangszeit ein wenig unvernünftig benommen habe, von daher fehlt mir das Recht, mich über meine Fixierung zu beschweren."


    Der Ton ist ernst und streng. Hier ist ernst gefragt.



    Sleipnirsson würde ja gern schmunzeln, aber das wäre hier unangebracht.


    "Das freut mich zu hören." meint er stattdessen.

    "Der erste Teil, natürlich." stellt er klar.


    Inzwischen hat er auch die Fixierungen entdeckt.


    "Sie wissen, dass man nur Ihre Gesundheit wieder herstellen möchte, oder?" kommentiert er.


    Ihm ist bewusst, dass Metas, die nicht Elfen sind, gerne mal verheizt werden. Je niedriger die Lebensspanne, desto höher der Verschleiß. Üblicherweise ist das bei den Maersk Marines nicht der Fall, die Ausbildung ist einfach zu teuer und zu umfangreich.


    Ihm ist aber auch bewusst, dass dieser Verschleiß sich zuweilen auch in der Nachbehandlung niederschlägt. Das gillt es hier zu verhindern. Der Mann hat nur seinen Job gemacht, da steht ihm eine angemessene Behandlung zu. Er wird das überprüfen.


    "Ich kann mir vorstellen, dass Sie derzeit anderes im Kopf haben. Aber wie sie ja wissen, brauchen Sie früher oder später ein neues Team. Und ich will gleich zur Sache kommen.


    Ich stelle eines auf. Mit spezieller Außenwirkung."


    Er lässt das kurz wirken.



    Der Riese nickte, das war ihm im Grunde klar gewesen. Einen anderen Grund mochte es kaum haben, wenn man ihn besuchte. Auch wenn die Maersk Marines sehr familiär kamen, macht ein Brigadeadmiral nicht einfach so Besuche. Das hieß, dass es um etwas wichtigeres gehen musste.

    "Ja Sir, ich bin mir bewusst, warum etwas getan wird, ich widerspreche nur den Methoden und lassen sie sich nicht von mir unterbrechen."


    Er beobachtet den Admiral genau, neugierig welche Neuigkeit ihn erwartete.

  • Na mit diesen Methoden wäre Thore wohl auch nicht einverstanden. Andererseits weiß er auch nicht, was hier zuvor vorgefallen ist.


    "Ich nehme an, sie wollten nicht hier im Zimmer eingpfercht bleiben?


    Das kann ich nur zu gut verstehen. Aber man kann sich Ihrer Gesundheit nicht sicher sein, wenn Sie unbeaufsichtigt umher marschieren.


    Wie dem auch sei." fährt er fort. Darum kümmert er sich später.


    "Sie haben Großes geleistet, sogar für einen Marine. Das blieb nicht unbemerkt. Noch dazu haben Sie eine Ausstrahlung, die genau das ist, was ich suche.

    Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Einer der Punkte, warum ich heute hier bin, ist, weil Sie ein Riese sind. Ich weiß um die Schwierigkeiten, die ihr Metatyp überall auf der Welt erfährt. Ich möchte zum Einen das Bild, das die Gesellschaft von Ihnen hat, ändern, verbessern, und zum Anderen darauf aufmerksam machen, dass wir bei Maersk ein Zufluchtsort sein können.


    Was ich dafür erwarte, ist, dass Sie den gleichen Einsatz zeigen wie bisher, während Sie Ihr neues Team medienwirksam durch die kommenden Einsätze führen."



    Einnard verkrampft sich während der Ansprache. "Den großartigen Einsatz der Metamenschen/Riesen für die Gesellschaft?" Diese Zusammenfassung der Worte war der Slogan einer Medienkampange gewesen, die unzählige Riesen, unter anderem ihn, zum Exit aus Skandinavien gebracht hatte. In seinem Falle hatte es ihn zu Maersk verschlagen, da er einen solchen Staat mit einer solchen Attitüde gegenüber seiner Rasse nicht länger als Offizier verteidigen wollte. Er hat als höchstrangister Riese im Militär (Hauptmann), damals ein ähnliches Angebot bekommen. Der Mann, der es ihm überbrachte, würde wahrscheinlich Einnards Wutanfall niemals vergessen. Sein Vorgesetzter hatte sich eingepinkelt vor Angst. Er hatte nicht angenommen, was sein fortkommen im Militär beendet hatte, er war nie wieder befördert worden, bis seine Dienstzeit vorbei war.


    "Sir, Sie erwarten was genau von mir?"


    In der Stimme des Riesen loderte ein tiefer kalter Zorn, kontrolliert aber unüberhörbar.



    Da hat Sleipnirsson offenbar einen Nerv getroffen. Das war nicht seine Absicht gewesen. Er spürt die Anspannung seines Gegenüber, und kurz überlegt er, ob es gut ist, dass die Bandagen angelegt wurden.


    Diesen Gedanken verwirft er wieder. Das gehört sich nicht. Und, er hat im Grunde keine Angst vor dem Riesen. Nicht etwa, weil er nicht glaubte, er könne ihn durch die geschlossene Tür werfen. Sondern vielmehr, weil er glaubt, Einnard würde eben das schlicht nicht tun. Wut und Zorn müssen manchmal an die Oberfläche dringen. Auch damals ist nichts weiter passiert, auch wenn Einnards Reaktion auf die Anfrage geradezu legendär ist.


    Er atmet einmal tief durch.


    "Lassen Sie mich neu anfangen. Ich habe mich ungeschickt ausgedrückt.


    Ich möchte Sie für ihre Leistungen belohnen und sie als Koordinator für das nächste Team einsetzen. Ihr eigenes Team.


    Die Kehrseite - für sie - wird sein, dass wir dieses Team mittels Kamera begleiten und medienwirksam ausstrahlen. Gefiltert, natürlich, durch unsere Marketing-Abteilung sowie einen Spezialisten, den ich bereits rekrutieren konnte.


    Meine Absicht dabei ist es, die Maersk Marines als das zu zeigen, was sie sind: eine schlagkräftige Truppe von Militärs. Ich will sie berühmter und berüchtigter machen als die Jaguare oder die Samurai.


    Sie haben Eier bewiesen in einem Szenario, wo die meisten aufgegeben hätten. Und sie brauchen ein neues Team. Deshalb will ich Ihnen eines geben."



    Strategem 06, im Osten Lärmen, im Westen angreifen. Dieser Mann war klug, er aktivierte zuerst alle Trigger bei Einnard, nur um ihn dann beruhigen zu können und ihm eine bessere Geschichte zu erzählen. Dieser Mann hatte seinen Posten eindeutig nicht zu unrecht. Denn auch wenn Einnard dieses Strategem kannte, wusste er dennoch bereits in diesem Moment, dass er darauf herein gefallen war. Zudem kombinierte der Admiral es mit 31: der schönen Frau in abgewandelter Form. Das alles zeigte Einnard, dass er nicht ein zweite Wahl für den Anführer war, das man sich konkret um ihn bemühte und ihn nicht nur haben wollte um der Union den Mittelfinger zu zeigen, dann hätte man ihn zu Breacher gemacht.


    "Sir, ich danke Ihnen für die mögliche Beförderung. Jedoch benötige ich mehr Spezifikationen"


    Seine Stimme war nun entspannter, wenn auch sein Blick zeigte, dass er weiterhin hellwach war.



    Sleipnirsson nickt.

    "Verständlich. Was möchten Sie wissen?"



    "Wer sind meine Teamkameraden?"

    Das ist die Hauptfrage, wenn er ein reines Beauty-Team bekam, konnte er es gleich vergessen.



    Verständliche Frage.


    "Vorweg: Alle Mitglieder sind vollwertige Marines.


    Und dies voran gestellt, habe ich bisher ein Mitglied rekrutiert, Viggo Haraldson. Vielleicht haben Sie von ihm gehört. P2-Profi, Social Media Star."


    Thore kann förmlich Einnards Gesichtszüge entgleisen sehen. Aber er redet weiter:


    "Das allein wäre für mich aber kein Grund, ihn zu den Marines zu holen. Er ist Unteroffizier in der königlichen Marine mit einem steilen Werdegang und Feuereifer. Natürlich muss auch er die gleiche Grundausbildung hinter sich bringen, wie alle Marines. Er ist ein vielversprechender und äußerst fähiger Soldat und ein ausgezeichneter Schütze.


    Zwei weitere hab ich geplant. Momentan Gefreite in der Grundausbildung."


    "Sie werden bis dahin natürlich ebenfalls fertige Marines sein.

    Lukas Winkler, Offizier des technischen Dienstes der Bundeswehr, hat mehrere Einsätze gegen Piraten in der Nordsee hinter sich. Er wird der Fahrer.

    Alex Masters, Offizier beim KSK, wird das Team als Scout begleiten.


    Position vier ist noch unbesetzt."

    Damit meint er natürlich nicht die vierte Person, sondern die Position mit Nummer Vier, also den Sanitäter.


    "Ich habe aber ein paar Kandidaten zur Auswahl."



    Das war besser als erwartet, nicht ganz so gut wie erhofft.

    "Das ist im großen und ganzen akzeptabel. Zumindest wenn es um die beiden Gefreiten geht. Ich erbitte jedoch ein Gespräch mit Viggo, bevor ich mein absolutes Einverständnis gebe. Ich möchte ihn persönlich prüfen"



    Damit konnte der Brigadeadmiral rechnen. Der Mann will wissen, für wen er demnächst zuständig sein wird, wen man ihm ins Boot holt.


    "Ich denke, das lässt sich einrichten. Ich werde das arrangieren.

    Und wenn Sie mir versprechen, sich zu benehmen, lasse ich die Fixation entfernen."

    Er deutet dabei an die Bettfesseln.

    Das ist so sicher kein angenehmer Aufenthalt.


    "Ich kann auch ein Wort für Sie einlegen, damit sie während Ihres Aufenthaltes den Orthopädie-Pool benutzen können."


    Der Pool, der eigentlich für Patienten da ist, die allein gegen die Schwerkraft nicht mehr ankommen, um im Wasser lernen sollen, ihre Muskeln wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ist hier im Haus, also weiter unter Aufsicht. Und immerhin groß genug, dass ein Riese darin seine Bahnen schwimmen kann.



    Einnard schmunzelte


    "Oh, die Fixierung ist kein Problem, sie dient mir dazu mit dem Krankenhaus Personal ungezwungen kommunizieren zu können. Nach meinem ersten Wutausbruch, als ich noch unter halber Narkose stand, wagt sich keiner der Ärzte mehr in diesen Raum, wenn ich nicht fixiert bin. Ich könnte mich jederzeit befreien, wenn ich wollte. Das Krankenbett ist zwar verstärkt, aber ich könnte es mit meinem Gewicht und meiner Kraft brechen, wenn ich wollte, aber ich muss nicht freikommen, ehe ich nicht gesund bin.


    Darüber hinaus schätze ich Ihr Bemühen um mich Sir, aber ich möchte nicht schwimmen, sondern atmen. Das ist im Chlorwasser nur schwer möglich. Es ist einer der Nachteile, wenn man Cyberkiemen besitzt. Man kann sich nie wieder ganz daran gewöhnen Luft zu atmen, selbst wenn man wie ich über eine verbesserte Lunge verfügt."


    Er nickte dem Norm zu und lehnte danach den Kopf zurück.



    "Wie Sie wünschen.


    In dem Fall einfach: Gute Besserung. Sie hören von mir."


    Und damit verlässt er den Raum, schließt die Tür hinter sich. Das lief eigentlich ganz gut.

  • 1. August 2076


    Helsingør, Stützpunkt der Kongelige Danske Marine

    Mäßiger Wind, 18 Grad Celsius


    Viggo Haraldson hat sich von seinen Kameraden verabschiedet, das Abschiedsritual überstanden* und seine Sachen gepackt. Die gestellte Ausrüstung ist zurück gegeben, der Laufzettel ausgefüllt. Nur ein letzter Schritt fehlt noch zu seiner Ausgliederung aus dem dänischen Militärdienst.


    Wie schnell das gehen kann, wenn einer der Hauptsponsoren und Aushängeschild dänischer Wirtschaftsmacht beschließt, diesen einen Soldaten haben zu wollen. Und ernsthafterweise muss man wohl zugeben, dass eine Medienpräsenz wie Viggo für normales Militär auch irgendwie schwer zu greifen und zu handhaben ist.


    Zumindest Hendriksen wird wohl nicht traurig sein, das Sternchen nicht mehr auf seinem Schiff zu haben.


    Zeit für die Abreise. Ein Lufthansa Aero Miltax-2b holt den ex-Unteroffizier der dänischen Marine und nun-Gefreiten der Maersk Marines vom Landeplatz des Hafens ab um ihn zu seiner Ausbildung in Glamsbjerg auf der Insel Fünen zu bringen.


    Entgegen der normalen Vorgehensweise, aber auch nicht unüblich, beginnt seine Ausbildung im August, anstatt Januar oder Juli. Er wird seine Prüfung dennoch erst im Juni nächsten Jahres, mit den Januar-Rekruten, ablegen können und hat lediglich mehr Ausbildung. Vermutlich wird er diese auch brauchen, um die hohen Erwartungen zu erfüllen.



    8. August 2076


    Truppenübungsplatz Glamsbjerg auf der Insel Fünen, Dänemark

    Lauer Wind, 19 Grad Celsius

    09:34


    Viggo hat sein Zimmer zugewiesen bekommen, wurde neu eingekleidet und ausgerüstet. Bereits am ersten Tag gab es Fitness-Training, am zweiten ging er mit den anderen zum Drill.


    Nach einer Woche hat er die Routine drin. Es ist hart, aber die Abläufe werden vertrauter.


    Hauptfeldwebel Robert Fredriksen hat Viggo für einige Stunden frei gestellt. Natürlich nicht von sich aus, sondern auf Weisung eines gewissen Brigadeadmirals.

    Es geht mit einem Lufthansa Mil-IV Skyjack aufs Festland. Wohin, sagt man ihm nicht.


    Im Personentransportraum trifft er auf Thore Sleipnirsson, der ihn militärisch, aber erfreut begrüßt.


    Er unterrichtet ihn darüber, dass er seinen (vermutlichen) zukünftigen direkten Vorgesetzten kennen lernen wird. Einen Skandinavischen Riesen namens Einnard Tjorleifsen. Eine kurze Einweisung stellt klar: Davon hängt ab, ob das Team so wie geplant aufgestellt wird. Zeit, zu glänzen und zu zeigen, dass der Gefreite das Zeug dazu hat.

    Ein Hinweis darauf, dem Mann mit seinem verdienten Respekt gegenüber zu treten und nach Möglichkeit nicht den Riesen, sondern den Soldaten in ihm zu sehen. Den Rest soll Viggo selbst herausfinden.



    Amundsen-Klinik [Tyr Valkyrie]

    Im Öresundplex in Dänemark; Kopenhagen

    Lauer Wind, 17 Grad Celsius

    09:56


    Die schnelle Transportmaschine landet kurze Zeit später auf einem der 12 Heli-Ports des Krankenhauses, Haraldson und Sleipnirsson verlassen sie und betreten die Klinik. Flügel Charlie, Etage zwölf, Zimmer vierzehn. Seiner Anfrage nach ist der Riese auf dem Weg der Besserung und noch immer dort stationiert.


    Der Brigadeadmiral klopft an der Tür.



    So wie die königliche Marine es verlangt, musste er, als jemand der früher geht als geplant, an der Storebaeltsbron entlang schwimmen. Eine 3km lange Brücke die Fyn und Sjælland miteinander verbindet.

    Seine Kameraden liefen wie üblich oben auf der Brücke und der Plan sieht vor, dass der Schwimmer so lange zwischen den Inseln hin und her schwimmen muss, bis die Leute, die oben immer mitlaufen, keine Lust mehr darauf haben. Das dauert natürlich meistens so lange, bis der arme Schwimmer beinahe ertrinkt. Dann springt seine Freunde hinunter und holen ihn heraus.


    Den nächsten Tag hat er hauptsächlich geschlafen und nach und nach seinen Muskelkater überwunden. Dann eine Woche Urlaub. Denn sein "Maersk Marines Baby" Post hat ihm etwas Angenehmes eingebracht



    Überhaupt hat sein Post sehr polarisiert.



    Seine Maschinerie läuft. Bei einem gemeinsamen Essen hat er Sleipnirson erklärt wie gut auch die miesen Kommentare sind. Hauptsache man redet.

    Alles in allem scheint er sein Geld wert zu sein. Selbst namenhafte Talkshows in den ADL und der ganzen NEEC fragen ihn an.

    Doch hier muss er natürlich seine Rolle als Schütze einnehmen. Für seinen zukünftigen vorgesetzten wird all dies keine Rolle spielen.


    Als er diesen Fleischberg dann dort sitzen sieht, erkennt er... vor allem das Potenzial. DAS ist perfekt. Der Medientrupp wird von diesem Mann geführt?

    Hammer. Besser geht's nicht. Das Sinnbild eines Kämpfers. In seinem Kopf geht bereits mehrere Posts durch.


    Doch er tritt ein und steht aufrecht aber bequem und wartet, was hier passiert.

    "Gefreiter Haraldson"

    Stellt er sich einfach vor.



    "Stabsgefreiter Tjorleifson"

    Bevor er mehr sagt, mustert er erst einmal den Jungen. 11 Jahre jünger als er. Für die Medien wie geschaffen. Eine etwas zu lässige Haltung vielleicht für den Anlass, andererseits machte das bei der Art, wie er sein Team zu leiten gedachte wenig unterschied. Er hatte den nötigen Körper um die Ausbildung abzuschließen, davon war er allerdings ausgegangen. Ihn interessierte, jedoch sowieso mehr, was dieser Junge für einen Charakter hatte. Er ging mit seiner wuchtigsten Frage vorneweg. Sie zielte nicht auf die Tauglichkeit ab. Ihm war egal ob es hundert oder keiner war. Auf die Art der Antwort kam es an.


    "Sagen sie, Gefreiter, wie viele Leben haben sie bereits beendet?"



    Er wird gemustert. Na klar wird er das. Das Ganze nervt ihn jetzt schon. Wieviele Leben er beendet hat?

    Was wird das hier eigentlich? Was soll er tun? Lügen, damit's besser klingt? Die Wahrheit? Wenn man sich den Typen anguckt, dann will der sicher ne Zahl jenseits der 100 hören.

    Scheiß drauf. Er hat noch nie gelogen, was seine Erfolge angeht, zweifelhaft oder nicht.

    "Keines... Piraten flüchten schnell. Sollte bei Bootszerstörungen jemand umgekommen sein, dann weiß ich nichts davon."

    Er sieht gar nicht ein, hier komplett zu kuschen. Sicher wurden sie beide aus einem Grund angesprochen. Er hat nicht vor sich zu verstecken.

    "Und Sie?"

    Wird man einen Stabsgefreiten ja wohl mal fragen dürfen?



    Sleipnirsson betritt den Raum ebenfalls. Das wird er sich natürlich nicht entgehen lassen. Einmischen will er sich nicht, aber abwarten.


    Er stellt sich ans Fenster und blickt auf die Ostsee.

  • Er mochte die Art des kleinen. Ein wenig zu Antiautoritär. Aber das war für die Show sicher nicht schlecht. Es würde ein paar Szenen geben in denen er ihn zusammenstauchen musste, aber allgemein war er zumindest kein Idiot. Er war schon zu oft beim Militär von Idioten untergeben worden.


    "Ich habe nie gezählt."

    Seine Antwort war natürlich nicht wirklich wahr, er kannte viele Einzelzahlen, doch er wollte die Summe nicht hören. So viele Arme Teufel waren ihm ins Maschinengewehr gerannt oder hatten einen kräftigen Tritt nicht ausgehalten.


    "Gut, also keine direkte Erfahrung mit dem töten, wie oft war ihr Leben bereits direkt bedroht?"


    Die Frage zielte wie die erste nicht darauf ab, den Jungen als tauglich oder untauglich abzustempeln. Ihn interessierte eher die Art, wie der Junge antwortete, außerdem sagte es ihm, wie viel er in den Jungen psychologisch investieren musste um ihn durch die ersten paar Einsätze zu kriegen. Der erste Abschuss war nie leicht.



    Nie gezählt... ja das wär ne clevere Antwort gewesen. Na egal, seine Haltung ist die eines jungen Soldaten, der eben glaubt, er hätte was es braucht!

    Seine bisherige Laufbahn bestätigt ihm das auch... Und die meisten Leute auf Social Media lieben ihn.

    "Öfter mal... schwer zu sagen, wann ich im speziellen und wann das Team bedroht wurden.

    Erwischt hats mich noch nicht, wenn Sie das meinen. Gehagelt hats schon ab und zu.

    Stabsgefreiter Tjorleifson? Darf ich n Photo machen? Quasi die Anfänge festhalten?

    Die Leute werden es lieben, so einen Ur-Nordmann als den Anführer zu sehen. Wir sollten Sie Thor nennen... oder Odin. Oder sie zumindest so verlinken."

    Man hat ihn eben nunmal nicht nur als Schützen engagiert. Darin wird er durchaus brauchbar, aber nicht besser als jeder andere Maersk Marine sein.

    Bei dieser Elitetruppe sind seinen bisherigen militärischen Leistungen eben eher Durchschnitt.



    "Nein, aktuell keine Bilder. Ich habe gerade einen Antrag auf ein Orthoskinupgrade gestellt, damit ich diese Brandnarben loswerde und meine Kampfeffizienz nocheinmal steigern kann. Solange ich noch so aussehe, als wäre ich von einer Ladung Napalm getroffen worden, was daran liegen könnte, dass ich auf meiner letzten Mission von einer Ladung Napalm getroffen wurde, mache ich keine Fotos.

    Bezüglich des Namens, denken sie sich was aus, im Alltag heiße ich Einnard und das bleibt so."

    Nun zumindest die Social Mediaarbeit würde der Kleine gut machen, außerdem war er offensichtlich motiviert. Wenn auch sonst nicht viel. Einnard dachte kurz darüber nach ob es sinnvoll wäre mit ihm ein paar strategemische Manöver durchzugehen, um sicher zu gehen, wie das taktische Gespür des Jungen war. Schlug aber den Gedanken in den Wind. Davon würde es sowieso nicht abhängen ob er ja sagte oder nicht.



    "Napalm, hm?

    Das is ne schöne Scheiße. "

    Meint er ehrlich betroffen

    "Vielleicht sollten wir wirklich nicht zeigen, dass die Maersk Marines auch mal einstecken müssen. Ihr Wille aber, eine Orthoskin zu nutzen und weiterzumachen, das würde den Leuten eher imponieren, als dass es ihren Ruf schaden könnte. Aber ich zwing niemanden zu seinem Glück."


    Während er das sagt, betrachtet er den Riesen genauer. Napalm... was für ne Sauerei. Aber darüber, dass sein neuer Job offenbar gefährlicher seine würde, als sein Alter... darüber wird er alleine, und nicht vor dem Riesen nachdenken. Angst zeigen gehört nicht zu seinen Hobbies, zumindest, solange man sie nicht vermarkten kann.

    "Einnard. Wenn Sie zusagen, dann freue ich mich auf eine Zusammenarbeit."

    meint er, denn ganz ehrlich, der Riese ist sympathischer als angenommen. Und sein prüfender Test, dem Viggo hier unterzogen wird, wirkt auch nicht so schikanemäßig, wie er dachte.



    Es ging Einnard gegen den Strich, wenn man ihn in Momenten der Schwäche sah. Das Hauptproblem war, dass die Wunden unter die Rubrik: Nicht von öffentlichem Interesse fielen. Er würde dem Jungen die Wahrheit sagen.


    "Es würde meinem Selbstbewusstsein sicher nicht Schaden, aber es würde zu Fragen führen, Fragen die Maersk nicht will. Die letzte Mission war nicht für die Medien gedacht. Jeder der meine Wunden auf Social Media sieht, wird fragen woher die kommen."

    Allerdings hatte ich noch eine abschließende Frage..."

    Er holt aus seinem Patientenschrank eine kleine Feuerwaffe menschlicher Dimensionen und warf sie zu Viggo rüber


    "Wenn ich ihnen befehlen würde mich zu erschießen, würden sie es tun?"



    Bei der Sache mit den Fragen muss Sleipnirsson zustimmen. Diese Sache ist Verschlossen.

    Im Grunde egal, solange keiner die Fragen beantwortet. Aber letztlich... Irgendjemand reimt sich was zusammen, stellt fragen, wundert sich.


    "Ich muss Herrn Tjorleifsen an dieser Stelle zustimmen." sagt er schließlich.

    "Die Mission ist Verschlusssache. Wir wollen keinen Wirbel darum."


    Das mit der Pistole irritiert ihn dann doch ein wenig. Natürlich zeigt er das nicht. Aber solche Arts von Tests sollten doch eigentlich außer Mode sein, oder?



    Hier wirft er einen Blick zu Sleipnirsson. Was ist denn das für ne Frage? Wahrscheinlich kann er hier nur falsch antworten. Er dreht die Waffe in seiner. Er will diese Frage nicht beantworten. Aber er strafft sich.


    "Ich kann mir keine Situation vorstellen, in der ich Sie erschiessen würde. Im Moment, sind sie Stabsgefreiter. Ihnen fehlt die Befehlsgewalt. Und was die Zukunft angeht... der Ruf den die Maersk Marines haben spricht gegen so etwas! Ich fürchte, ich würde diesen Befehl verweigern."



    "Oh, es wird genug Gründe geben, keiner konnte sich vorstellen, dass GreenWar uns mit Brandern angreifen würde, sie haben es aber getan. Es gibt da draußen ein paar ziemliche Scheißsachen, die einem das Hirn abluchsen können.


    Aber nichts desto trotz ist ihre Antwort richtig. Kein Marine schießt auf einen anderen. Wenn wir an der Begründung auch noch ein wenig feilen müssen."


    Der Riese erhebt sich und steht aus dem Bett auf. Er geht in drei Schritten auf Viggo zu und blickt ihm nun von oben auf ihn herab.

    "Ich kann mich darauf verlassen, dass sie die Grundausbildung überstehen."

    Es war keine Frage.

    Eine Hand ging nach vorne.

    "Beweisen sie es denen, die ihnen im Weg stehen und wir werden uns wieder sehen."



    Na klar gibt es andere Gründe. Die Aussenwirkung der Marines spricht von Familienbanden und er würde wohl kaum seinen Bruder erschießen. Doch noch kennt er niemanden von seinem Team. Er muss sich auf gesunden Menschenverstand verlassen. Außerdem hätte er nicht mal Frederiksen erschossen, wenn dieser es befohlen hätte. Man erschießt halt keine Kameraden. Selbst wenn sie Arschlöcher sind.


    Irgendwie hilflos versucht er sinnvoll die Riesenhand zu ergreifen.


    "Ja... Sir!"

    Sagt er mit einem Anflug von echtem Respekt und erweist Einnard eine Ehre die ihm eigentlich erst später zusteht!



    Einnard nickte und umfasste die Hand des jungen Mannes. Er hatte das erreicht, was er wollte. Viggo würde in die richtige Bahn kommen, da war er sich sicher. Er war das potentiell schwächste Glied der Kette. Wenn er nicht brach, würde das Team nicht brechen. Das versprach eine gute Truppe zu werden.


    "Gut, dann auf bald. Denken sie daran nicht nur ihren Körper zu trainieren. Ihr Geist ist wichtiger, ihr Körper nur ein Werkzeug des Geistes. Glauben sie mir, wenn ich ihnen das als Riese sage."


  • 21. November 2076


    Truppenübungsplatz Glamsbjerg auf der Insel Fünen, Dänemark

    Starker Schneefall, - 2 Grad Celsius


    11:14

    Weit draußen vor den Toren von allem, was man als Stadt bezeichnen würde, bildet Maersk nicht nur seine Marines, sondern auch weitere Sicherheitskräfte aus. In Zusammenarbeit mit Tyr werden hier die Securitys von morgen produziert.


    Aber die Marines bekommen natürlich eine Sonderbehandlung. Und Sonderbehandlung bedeutet: Nur alle zwei Wochen zwei Tage Wochenende, kein Urlaub während der Ausbildung und harte Drills.

    Die Grundausbildung der Marines geht 6 Monate, und je nach Einsatzgebiet, Vorerfahrung und persönlicher Eignung folgt eventuell entsprechende weitere Ausbildung.


    Die Gefreiten Alex Masters und Lukas Winkler sind seit Juli diesen Jahres Mitglieder der Maersk Marines in Ausbildung. Sie verstehen ihr Handwerk und verfügen beide über gute und nützliche Vorkenntnisse. Dennoch ist es angedacht, ihnen weitere Ausbildung zukommen zu lassen. Was in diesem Fall hauptsächlich daran liegt dass sie auf der Warteliste für ein neu aufzustellendes Team stehen. Plätze dafür werden üblicherweise nur frei, wenn andere Teams aufgelöst werden. Mehr als die 120 Teams zu unterhalten, ist keine Option.


    Umso erstaunter ist Hauptfeldwebel [MM] Robert Fredriksen, als er einen gewissen Brigadeadmiral Thore Sleipnirsson in seinem Büro zu sitzen hat. Ein Büro, welches zusammen mit der restlichen Führung und Logistik der 3. Ausbildungskompanie Maersk im alten, ehemaligen Rathaus von Glamsbjerg untergebracht ist. Die Gemeinde wurde aufgegeben, wie so ziemlich alles in näherer Umgebung. Im Grunde ist die ganze Insel ein riesiger Abenteuerspielplatz für Fredriksens Leute.


    "Was führt Sie zu uns, Herr Admiral?"

    Außerhalb der Admiralsränge wird man üblicherweise nur mit Admiral (oder General, beim Heer) angesprochen, unabhängig des eigentlichen Dienstranges. Nur die Admirale (oder Generale) untereinander hängen da noch die eigentliche Einstufung davor.


    "Ich stelle ein Team zusammen, und ich brauche zwei Ihrer Gefreiten." antwortet dieser ohne Umschweife.


    "Gefreite, Sir? Ich habe einige Obergefreite, die bereits auf ihren Einsatz in einem Team warten und sogar weitere Ausbildungen genossen haben."

    Mit erfolgreichem Abschluss der Grundausbildung werden die Teilnehmer üblicherweise von Gefreiten zu Obergefreiten befördert. Damit erlangen sie die Berechtigung, überhaubt in ein Team der Maersk Marines aufgenommen zu werden.


    "Ich habe einen speziellen Auftrag, der spezielle Fertigkeiten erfordert. Deshalb fordere ich hiermit die Gefreiten Masters und Winkler nach Bestehen ihrer Abschlussübung an."


    "Ich verstehe, Sir."


    "Ich möchte mit den beiden reden. Können Sie sie herkommen lassen?"


    "Natürlich, Sir."




    11:23

    Feldwebel Knuth Grisham lässt die Gefreiten gerade durch einen Langzeit-Drill gehen. Das bedeutet im Grunde: Liegestütze, Laufen, Liegestütze, Waffe zerlegen, Liegestütze, Laufen, Liegestütze, Waffe zusammensetzen. Das dient dazu, auch unter starkem Stress und Adrenalin seine Waffe zu beherrschen. Störungsdrill, Zielübungen und ähnliches werden regelmäßig eingestreut.


    Dann bekommt er eine Nachricht. Er braucht ein paar Sekunden, um diese zu verarbeiten. Das ist ungewöhnlich.

    "ÜBUNGSUNTERBRECHUNG!

    MASTERS! WINKLER! Zu mir.

    Der Rest: 10 Minuten Pause."



    Die beiden setzen ihre Secura II fertig zusammen, wie sich das gehört, holstern sie und melden sich wie befohlen bei ihrem Vorgesetzten.


    Dieser lässt sie per Feldtaxi (ein unbewaffneter Militär-Geländewagen) in die Kompanieführung bringen, wo sie sich bei Hauptfeldwebel Fredriksen melden sollen.



    //Was zur Hölle will Frederiksen von mir?


    Ist ein Gedanke, den Lukas den ganzen Weg von der Schlammwüste zur Kompanieführung immer wieder durch seinen Kopf gehen lässt. Natürlich spricht er ihn nicht aus, wie ein braves Soldatenpüppchen sitzt er mit ausdrucksloser Miene auf dem Sitz und starrt stumm geradeaus und keine Regung verrät, ob er aufgeregt ist. Diese Sonderausbildung ist hart und Lukas weiß, dass er nicht der beste unter den Rekruten ist. Er erfüllt die Anforderungen und ist bisher durch keinen Test gefallen und insbesondere bei den theoretischen Test schneidet er regelmäßig sehr gut ab, aber weder seine Kondition, noch seine athletischen Fähigkeiten erheben ihn über seine Kameraden. Die Marines sind eine Eingreiftruppe und alle Spezialkenntnisse sind nur so weit interessant, wie der Soldat sich auch in einer direkten Konfrontation behaupten kann. Er hat sich aber auch nie etwas zuschulden kommen lassen und keine Nachlässigkeit in seinen Pflichten gezeigt. Warum man also gerade ihn zur Kompanieführung rufen lässt, ist ihm ziemlich unklar.

    Von diesen Gedanken lässt er sich aber nichts anmerken, stumm und starr sitzt er da und versucht auch nicht, eine Unterhaltung mit Alex anzufangen. Man weiß nie, wer gerade zuhört und alles kann immer ein Test sein. Natürlich werden Bewertungen und Test angekündigt, aber Lukas ist nicht Narr genug anzunehmen, dass man jemals aufhören würde, die Rekruten zu beobachten und einzuordnen. Psychologische Agentenprogramme und Sensoren machen es nicht nur möglich sondern auch sehr einfach, das Verhalten außerhalb der Trainingsgelände zu beobachten und zu bewerten, zu erkennen, wer nach einem harten Drill anfängt zu zittern oder wessen Augen zu viel hin und her wandern, Stresslevel werden beständig gemessen, beobachtet und bewertet. Und selbst zu viele Fragen deuten auf einen Charakter hin, der vielleicht auch später über seine Einsätze mehr redet, als die Firma es will, zumindest steht das so in einem der vielen Handbücher, die Lukas allesamt sehr gründlich gelesen hat. Also gibt er sich ruhig gelassen bis das Feldtaxi an der Kompanieführung ankommt. Lukas steigt zuerst aus, nicht um sich vorzudrängeln sondern weil er einfach näher an der Tür sitzt, und wartet auch nicht auf Alex. Soweit es ihn betrifft, gibt es keine Frauen im Militär, ebenso wenig wie Männer sondern nur Kameraden und die anderen. Höflichkeit kennt er außerhalb des Dienstes durchaus, im Dienst hat sie aber nichts zu suchen. So steht er auch als erster an der Tür, klopft genau dreimal und grüßt nach dem Eintreten mit einem formvollendeten Salut


    "Herr Hauptfeldwebel, Gefreiter Winkler, melde micht mit einem Kameraden wie befohlen!"



    Alex war ebenfalls erstaunt, dass sie während ihrer Übung zu Frederiksen gerufen wurde.

    Sie hatte sich immer beim Training angestrengt. Auch wusste sie was von ihr erwartet wurde. Sie hatte bis jetzt alle Trainingsziele erreicht. Sie gehörte nicht zu den Besten, aber war über dem Durchschnitt. Was jetzt auch nicht schwer war mit ihrer Vorbildung. Aber sie war mit ihren 35 Jahren nicht mehr die Jüngste. Im aktiven Dienst war sie nur maximal bis zum 40. Lebensjahr.


    //Also tickte ihre biologische Uhr.// Sie musste bei dem Gedanken schmunzeln. Nach außen hin sah man nichts. Sie hatte schon zu viele Trainings hinter sich gebracht.


    Also musste sie schnell in ein Team kommen. Sie konnte nicht mehr ewig geparkt werden, bis irgendwann mal ein Platz frei werden würde. Das hatte ihr natürlich keiner gesagt als sie unterschrieben hatte.

    Als es ihr bewusst worden war, war es zu spät gewesen. Sie konnte keinen Rückzieher machen. So wie die Lage gerade aussah konnte es durchaus sein, dass sie noch ein oder zwei Jahre auf einen Platz in einem Team warten müsste. Und dann kam sie in ein Alter in dem sie nicht mehr für ein Team infrage kam, da sie zu alt war.

    Während der Grundausbildung kam sie nicht oft dazu solchen Gedanken nach zu hängen, aber die Zeit in dem Jeep gaben ihr mal wieder die Möglichkeit dazu.


    Langsam wurde ihr kalt in den nassen Klamotten aber auch das gehörte zu der Ausbildung. Auch bei widrigen Witterungsbedingungen 150% zu funktionieren.


    Alex folgt Lukas und so kommen sie in das Gebäude der Kompanieführung. Der Raum war auch nicht viel wärmer als draußen. Keiner der Männer und Frauen hier wollten verweichlichen. Aber zumindest schneite es nicht mehr.


    Alex salutierte fast zeitgleich mit Lukas und blieb in Hab-Acht-Stellung stehen. Die beiden schlammverschmierten Rekruten vor den anderen Offizieren, deren Uniformen makellos waren.



    Fredriksen salutieren ebenso, und:

    "Rühren."


    Die beiden nehmen Grundstellung ein, Arme auf dem Rücken, Füße etwa schulterbreit.


    Er wendet sich Brigadeadmiral Sleipnirsson zu, salutiert erneut (während die beiden in Grundstellung bleiben):

    "Herr Admiral, ich melde: Gefreite Masters und Winkler angetreten wie befohlen."

    Sleipnirsson erwidert den Gruß.

    "Rühren."

    Er schaut die beiden einen Moment lang an, lässt ihre Ausstrahlung auf sich wirken. Den Schmutz der Ausbildung kennt er zu gut, er lässt sich dadurch nicht ablenken und schaut eher durch das rein Äußerliche hindurch. Zumindest hat es den Anschein.


    Dann erhebt er das Wort.

    "Fredriksen, wegtreten."

    "Jawohl, Sir."

    Der Hauptfeldwebel (zumindest in Kampfuniform, wennauch sauber) verlässt das Büro, schließt es von außen.

    Sleipnirsson dagegen trägt einmal mehr seinen sogenannten Dienstanzug. Feldanzug trägt er im Grunde auch gar nicht mehr. Und so steht er in hervorragend sitzendem Anzug von Vashon, mit Schulterklappen und Namensband vor den beiden. Auf eine Bandschnalle auf der Brust verzichtet er, er findet das Ding unhandlich und pralerisch.

  • "Guten Tag, Gefreite.

    Ich will Sie nicht lange aufhalten, darum komme ich direkt zur Sache.

    Ich baue ein Team auf, und Sie beide haben hervorragende Ergebnisse und einige Vorerfahrung. Ich möchte Sie dabei haben.


    Der Haken, und das sollten Sie wissen, ist, dass dieses Team medial begleitet werden wird. Ein künftiger Kamerad von Ihnen an Bord, Viggo Haraldson, wird eine Vorauswahl treffen, die Marketing Abteilung von Maersk die Schlussentscheidung treffen, und dann geht das Ganze in Serie. Vielleicht europaweit.


    Ich will das Image von Maersk aufpolieren, und zwar mit dem puren können unserer Marines."


    Er gibt den beiden ein paar Sekunden, um das sacken zu lassen. Und überstürzte Antworten erwarten nur unerfahrene Vorgesetzte. Er spricht offen, leicht streng und autoritär, aber nicht im Befehlston.


    "Fragen?

    Sprechen Sie offen."




    Brigadeadmiral Sleipnirsson sprach von diesem Viggo Haraldson als ob man ihn kennen müsste, aber Alex viel absolut nicht ein wohin sie ihn stecken sollte.


    Aber was viel wichtiger war. Ihr wurde ein Platz in einem Team angeboten obwohl sie die Ausbildung noch nicht abgeschlossen hatte. Sie war sich sicher, dass sie den Abschluss schaffen würde und es schien so als ob sie nicht die einzige war.


    Sie wollten das können der Marines aller Welt zeigen. Also so direkt auf dem Präsentierteller bereitete Alex ein ungutes Gefühl. Aber hier ging es um einem Job in einem Team. Genau das, worauf sie hin gearbeitet hatte. Und der Admiral sagte, dass das Können gezeigt werden würde. Also keine lächerlichen Dschungelprüfungen und vertraglich vereinbarte Nacktszenen. Oder doch?


    "Sir" Alex ging aus Gewohnheit wieder in Hab Acht Stellung. "Wie lange wird das Team medial begleitet werden?"

    //Müssen wir uns nackt zum Affen machen?//  lag ihr auf der Zunge, aber das würde sie nicht fragen. Eher würde sie sich die Zunge abbeißen. Auch würde sie nicht fragen wer dieser Viggo war. Das würde sie später in der Matrix suchen. Er schien ja bekannt zu sein.


    "Welchen Zusatzvereinbarungen werden wir gegenüber dem Einsatz in einem Standardteam zustimmen müssen?" fragte sie dann doch. Sie hoffte nur, daß sie sich mit der Frage nicht raus katapultiert hatte. Sie wusste, daß sie dann wohl eher bis zum Rentenalter auf einen Platz warten müsste.



    "Stehen Sie bequem." sagt Thore, als die junge Gefreite (richtigerweise) in Habtacht geht. Es spricht sich nun einmal entspannter, wenn man nicht noch so sehr auf seine Haltung achten muss.


    Ja, wie lange. Das ist eine gute Frage.

    "Angesetzt ist die Sache auf zunächst ein Jahr ab Zusammenstellung. Und dann hängt es davon ab, wie es ankommt. Im Extremfall bis zur Auflösung des Teams."

    Was spätestens dann der Fall sein wird, wenn Alex die 40 Jahre voll macht und in eine andere Abteilung versetzt wird.

    Ihre Karriere ist dann keineswegs automatisch zuende. Sie hat die Möglichkeit, bei einem der vielen regulären Crews auf diversen Schiffen anzuheuern, natürlich weiterhin unter der Flagge von Maersk. Ihre Bezahlung wird mindestens die gleiche sein, je nach Dienstgrad, und sie wird zwischen vielen anderen Ex-Marines ihren Dienst leisten.

    Ein Grund, warum Runner Maersk meiden wie die Pest ist, dass fast überall Ex-Marines rum laufen.


    "Was die zusätzlichen Vereinbarungen angeht, besteht das vornehmlich aus der Zustimmung, alles Material aus den Einsätzen als Eigentum an Maersk abzutreten. Das heißt längst nicht, dass wir alles zeigen werden, was stattfindet. Aber wenn eine unserer Drohnen was aufnimmt, haben wir das Recht dazu, es zu zeigen.

    Es wird Werbeverträge geben, das hab ich nur zum Teil in der Hand. Gut möglich, dass Sie jeden Morgen irgend so'n Müsli in die Kamera halten müssen, auch wenn ich versuchen werde, das zu verhindern."


    Kein Wort von Nackt-Shootings oder falschen Erotik-Szenen. Das entgeht Alex natürlich nicht.


    Und wenn man gerade schon ehrlich ist (schließlich sollte man das sein, ist ne spezielle Situation):

    "Natürlich wird es nicht hinderlich für die Quoten sein, wenn man Sie im Bikini sieht, und sollten Sie einen tragen, können Sie sicher sein, es wird auch gezeigt. Es wird Ihnen aber niemand vorschreiben, wann sie welche Kleidung zu tragen haben."



    Auch Lukas sagt der Name Viggo Haraldson nichts, aber anderen beim Krieg spielen zuzuschauen, das ist sowieso nicht unbedingt sein Steckenpferd. Aber vermutlich wird das irgendeine Mediengestalt sein oder - schlimmer noch - ein Managertyp... Als es ihm befohlen wird, steht auch Lukas "bequem", also immer noch steif und angespannt, nur die Füße breiter auseinander


    "Herr Admiral, wird es sich um ein echtes Team Marines handeln, das medial begleitet wird, oder geht es um eine reine Marketingveranstaltung? Und wenn es um ersteres geht: wie soll die konkrete Umsetzung aussehen? Wir können ja kaum in einem Kampfeinsatz auf Regisseure, Maskenbildner und ähnliche Leute..."

    das klingt ja schon beinahe fast ein wenig verächtlich

    "... acht geben. Wer wird das Filmmaterial anfertigen, wer führt Interviews? Wer wird das Sagen in der Truppe haben, ein echter Teamleader oder jemand vom Marketing?"



    Sleipnirssons Haltung ist deutlich entspannter als die der beiden Soldaten vor ihm. Nicht locker, aber irgendwie lässiger. Es ist wohl einerseits, dass er hier der Vorgesetzte ist, andererseits die Erfahrung und die vielen Dienstjahre.


    "Es ist ein echtes Team, echte Marines. Jeder hat die Ausbildung bestanden und zumindest irgendwelche Vorerfahrungen. Das ist kein Kino, mehr eine Doku.


    Was die Umsetzung betrifft, das wird zum Teil Ihr Job werden, Winkler. Sofern der Auftrag nicht darunter leidet werden sie die Drohnen koordinieren, welche die Aufnahmen machen. Ansonsten übernehmen die Piloten und vorgefertigte Routinen die Aufnahmen.


    Interviews gibt es nicht während der Einsätze. Zwischen diesen finden sie per Matrix statt. Niemand in Person, der zusätzlich an Bord ist."


    Dann lächelt er leicht.

    "Ihr Maskenbildner ist der Sani, der Ihnen das Blut vom Körper wischt. Mehr Maske brauchen Sie nicht."


    Wieder ernster.

    "Der Truppführer ist ein erfahrener Marine, der ein neues Team sucht.


    Jeder der fünf Teilnehmer weiß genau was er tut. Es sind echte Einsätze, nur dass der Feed, der ohnehin erstellt wird, öffentlich gestellt wird. Naja, zum Teil, zumindest."

    Es sollte jedem Klar sein, dass Maersk noch einmal drüber schaut, bevor irgendetwas auf ewig online geht.



    //Also ist Lukas für die Nacktaufnahmen zuständig.// Alex schaute kurz zu ihm.


    Die Antworten von Sleipnirsson beruhigten Alex. Was sie störte war, dass die Marketingabteilung entscheiden sollte wer im Team dabei war.


    "Admiral Sleipnirsson sie können auf mich zählen." sagte Alex. Sie hatte eh keinen Einfluss auf die Teamzusammensetzung.



    Einen Moment lang scheint Lukas mit sich zu ringen, dann nickt auch er.

    "Auf mich ebenso, Herr Admiral."


  • 26. November 2076


    Maersk-Tyr Valkyrie Headquarter, Kopenhagen, Dänemark

    Starker Schneefall, - 1 Grad Celsius



    Nachdem Maersk Incorporated Assets 2070 den angeschlagenen Vertragspartner Tyr Inc. übernommen hatte, wurde die Steuerung dieses weiterhin wichtigen Konzernes später innerhalb von Kopenhagen näher an das von Maersk verlegt, um die Wege kurz, das Management leichter zu halten. Demnach hat Brigadeadmiral Thore Sleipnirsson es auch nicht weit, als er von seinem Büro im Maersk-Tower hinüber geht in die Fakultät von Tyr Valkyrie.


    Sein letztes Teammitglied soll hier arbeiten. Also, soweit es nicht gerade im Rettungseinsatz ist, natürlich. Auf Abruf warten hier die Ärzte und Sanitäter des skandinavischen DocWaggon. Und einer dieser Ärzte und Sanitäter ist Leutnant Dr. Manon de Valois. Verbissen, was den Beruf angeht, mit stärkstem Einsatz bei der Verwundetenrettung. Dass sie nebenbei sehr gut aussieht und Kontakte zur High Society hat, war kein Auswahlkriterium, ist aber ein netter Bonus. Sie ist perfekt für das Team.



    Im HQ von Tyr angekommen, muss Sleipnirsson sich zunächst mit einer gewissen Bürokratie herumschlagen. Natürlich will man wissen, wer er ist, was er darf, warum er das darf, was er will, warum er das will, warum er das wollen darf, warum er das wissen will und so weiter. Sein Dienstausweis öffnet letztlich praktisch alle Türen. Natürlich hat er eine Anforderung für Frau de Valois. Natürlich hat er diese selbst unterschrieben. Natürlich wird das keiner beanstanden. Wie könnte man auch? Immerhin sitzt er nun einmal in der Position, welche die Versetzungen innerhalb des militärischen Bereichs genehmigt. Theoretisch könnte der CEO von Tyr ein Veto einlegen, ist ja kein Militär. Aber dann müsste er sich mit Lars Gyldendal auseinandersetzen und sich rechtfertigen, und niemand in Kopenhagen will das.


    Mit einiger Zuversicht betritt der Brigadeadmiral also das Gebäude. Etwa zwei Stunden später verlässt er es mit einem vollständigen Team und lässt eine nicht unglückliche, frische Gefreite der Maersk Marines sowie einen deutlich unglücklicheren Teamleiter eines HTR-Teams zurück. Grundausbildung ab Januar. Sie wird die Abschlussprüfung zusammen mit Viggo ablegen, und im Juli wird das Team endlich einsatzbereit sein.

    So etwas wie Aufregung erfasst ihn.

  • 31. Dezember 2076


    Truppenübungsplatz Glamsbjerg auf der Insel Fünen, Dänemark

    Starker Schneefall, - 4 Grad Celsius


    12:00

    Abschluss-Appell. Fredriksens Ausbildungskompanie hat eine weitere Gruppe Marines hervor gebracht. Alle haben bestanden, wie erwartet, aber nur die wenigsten werden tatsächlich bei den Maersk Marines dienen können. Die Plätze sind rar, und so gehen viele der frischen Obergefreiten zu Tyr oder in die Objektsicherung direkt bei Maersk. Im Stich gelassen werden sie natürlich nicht, sie bekommen einen Job, eine Bezahlung.


    Die Obergefreiten Masters und Winkler haben ebenfalls erfolgreich abgeschlossen. Im Gegensatz zu ihren anderen 23 Kameraden aus dem Drill für die Marines haben sie aber bereits einen Platz in einem Team. Ein Team, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig aufgestellt ist ist, aber immerhin.


    Es gibt frei bis zum 2. Januar, um den Jahreswechsel zu genießen. Im Anschluss geht es in die erweiterte Grundausbildung. Ein Programm, welches die beiden in ihrem Leerlauf nicht einrosten lassen soll. Und eine erweiterte Einweisung in die Ausrüstung des zukünftigen Teams.



    02. Januar 2077

    Liegender Restschnee, - 12 Grad Celsius


    07:00

    Für Masters und Winkler geht das Erweiterte Training los.

    Für Haraldson und de Valois beginnt die eigentliche Grundausbildung.

    Die beiden Duos werden sich allerdings nicht über den Weg laufen, da die jeweiligen Ausbildungen getrennt voneinander durchgeführt werden. Vielleicht sehen sie sich bei den Appellen, in ihren unterschiedlichen Zügen stehen. Da der Blick allerdings 'frei geradeaus' ist, gibt es keine große Möglichkeit, sich umzusehen.


    Der 1. Marines-Ausbildungszug '77 besteht erneut aus 25 Gefreiten. Bereits hier sind die Plätze begehrt, und nicht jeder ist damit einverstanden, wie Viggo und Val die ihren erhalten haben. Vor allem Fredriksen. Aber sie sollen ihm schon bald zeigen, dass sie jedes Recht haben, hier zu sein.



    30. Juni 2077

    Lauer Wind, 22 Grad Celsius


    Die Grundausbildung ist geschafft, und selbst der Hauptfeldwebel musste eingestehen, dass Sleipnirsson eine gute Wahl getroffen hatte. Es sind nicht die Besten, die er je hatte, aber die beiden sind gut. Er lässt sogar sowas wie Anerkennung hören. Natürlich nicht öffentlich.


    12:00

    Abschluss-Appell. Die gesamte Kompanie tritt zusammen. Der 1. '77 wird entlassen. Der 2. wird morgen den Dienst antreten.

    Masters und Winkler aus dem Spezialkräfteausbildungszug beenden hier auch ihre erweiterte Grundausbildung und werden in ihr Team entlassen. Zusammen mit Haraldson und de Valois. Das geschieht freilich ebenfalls nicht öffentlich. Zumeist ist bereits die Identität eines Marines geheim, und auch wenn sich das bei diesem Team von vornherein erübrigt, wird die Form gewahrt. Niemand von den anderen Gefreiten erfährt, wohin ihre Kameraden gehen.



    01. bis 07. Juli 2077


    Eine Woche Gruppenübungen für die Obergefreiten Masters, Winkler, Haraldson und de Valois sowie den Stabsgefreiten Tjorleifson. Die Trainings und Befehle sitzen, die Abläufe sind vertraut. Dennoch soll das Team aufeinander eingespielt werden. Sollten Reibereien festgestellt werden, kann (und muss) noch einmal neu zusammengestellt werden. Das wäre an dieser Stelle für Sleipnirsson natürlich eine Katastrophe, aber er ist optimistisch.

    Das Team sieht sich das erste Mal komplett, und bisher kommen alle miteinander aus, haben eine professionelle Einstellung. Was man von dem jeweils anderen halten soll, weiß man noch nicht.


    Durchgeführt wird dieses Training von Frau Oberfeldwebel Ariane Richter. Sie ist eine noch relativ junge Norm-Frau mit viel Ehrgeiz, für welche aber kein Team zur Verfügung stand. Also übernimmt sie jetzt stattdessen die Leitung eines solchen. Natürlich nicht im Feld, das ist Einnards Job, sondern die Koordination zuvor, Briefing, Einsatzplanung, Materialbeschaffung und ähnliches.

    Sie führt streng, aber nicht penibel, kennt die Vorschriften, aber auch die Notwendigkeiten im Einsatz. Den Spitznamen Rotkäppchen kann sie absolut nicht leiden, und es hält sich das Gerücht, das Leute, die sie so nennen, verschwinden. Man munkelt, sie werden strafversetzt. In einem Maersk Marines Team hat man jene Leute jedenfalls nicht wieder gesehen.

    Davon abgesehen ist sie im Grunde ganz umgänglich. Ihr kalter Blick kann mach einen unsicher werden lassen, doch die frischen Marines sind einiges gewohnt. Und es ist auch nicht so, als wäre sie abschätzig. Wahrscheinlich ist es einfach ihr Gesicht.



    08. Juli 2077


    Ein Tag Freistellung, um sich gegenseitig besser kennenzulernen, abseits des Schlachtfeldes. Morgen soll es losgehen. Der erste Einsatz.



    [Teil 1]

  • 09. Juli 2077


    Insel Fünen, Dänemark

    Mäßiger Wind, 18 Grad Celsius, Regen


    06:15

    Frühzeitig abmarschbereit, wie es sich gehört, macht sich das frisch gebackene Team auf den Weg zum Militärflugplatz Søndersø, wo eine Lufthansa Aero Miltax-2b-II das Team aufnimmt und auf das Festland bringen wird. Natürlich ist Frau Oberfeldwebel ebenfalls an Bord.


    Es geht in die vorläufige Einsatzleitstelle des Teams nach Frederikssund. Dort wird das Briefing stattfinden.



    Frederikssund, Dänischemark

    Mäßiger Wind, 16 Grad Celsius, leichter Regen


    07:34

    Die Maschine landet auf einem an den Hafen angegliederten Landeplatz für Senkrechtstarter. Das Team steigt aus, folgt Ariane zu den Baracken in der Nähe.

    Dort gäbe es auch Unterkünfte, doch die wird das Team nicht benötigen. Lediglich den Planungs- und Überwachungsraum (Plan-Üb-Raum, hat nichts mit Üben zu tun) bekommen sie zu Gesicht. Die Technik kennen sie im Prinzip. Trid-Schirme praktisch überall, eine Riggerkonsole für den Einsatzleiter (also Frau Feldwebel), Zugriff auf etliche Datenbanken und natürlich Einsatzberichte.


    Heute soll eine Ladung bewacht werden. Natürlich gehört das auch zu den Aufträgen der Marines, und dem Admiral ist es sicher ganz Recht, wenn die fünf nicht direkt in einen Kriegseinsatz geschickt werden. Ausbildung hin oder her, man sollte erst einmal Erfahrungen sammeln.


    Das Briefing wird bereits von mehreren Horizon Flying Eyes gefilmt, was Oberfeldwebel Richter mehr duldet als gutheißt.

    Keine Liveübertragung, natürlich. Es muss ja alles rausgeschnitten werden, was vertraulich ist. Also im Grunde der komplette Inhalt.


    Ein Widerstand ist nicht zu erwarten, aber so ein Auftrag wird ja nicht ohne Grund erteilt. Ein ziemlich reicher Kunde, der nicht genannt werden möchte, will eine exklusive Sammlung verschiffen. Von Schweden in die CAS. Ein Lufttransport sei zu riskant für die Gegenstände, also per Schiff. Gut dass Maersk sich auf dem Wasser auskennt.


    Nach etwa einer Stunde Planung und Klarstellung wissen alle, was zu tun ist: möglichst unauffällig auf dem Schiff begleiten, allzeit bereit, die Ladung zu verteidigen.


    Und dann geht es los. Per Lufttaxi nach Göteborg, von dort an Bord gehen. Natürlich über den Frachtzugang, und natürlich mit schwerem Gerät im Schlepptau. Ein Ares Mule hilft beim Verladen, die Überfahrt soll etwa 10 Tage dauern. Genügend Zeit, sich mit dem Schiff und seiner neuen Familie genauestens vertraut zu machen.

    Zwei Fracht-Container wurden als Lager für die Ausrüstung und die Marines bereit gestellt, inmitten der anderen Fracht. Mindestens Zwei soll immer vor Ort sein, die anderen dürfen sich unauffällig umsehen.


    Dass das kein Kreuzfahrtschiff ist, merkt man schnell. Komfort ist anders. Aber man ist ja auch zum Arbeiten hier.


    Der Auftrag ist unspektakulär. Und auch wenn allle gespannt sind und aufmerksam, irgendwann wird es langweilig. Man beißt sich durch und kommt ohne jegliche Konfrontation nach den geplanten 10 Tagen in dem Marinestützpunkt Norfolk an. Erfolgreich, aber wenig medienwirksam.


    Ist wohl so. Kann auch nicht immer Krieg sein.


    Nichts desto trotz, die erste erfolgreiche Mission. Der Kunde ist zufrieden, versichert man.

    Eine Rückreise auf dem Luftweg wird organisiert. Genug Zeit, am Abend zu feiern (für den Tag der Rückreise ist kein Einsatz angesetzt).

    Der Befehl lautet: "Genießen Sie die Feuertaufe, Kameras nicht vergessen."

    Zum Glück hat jeder eine Bildverbindung.


    Dem Team steht es frei, sich auf dem Stützpunkt zu bewegen, soweit die (automatischen) Waffen im Container bleiben. Es gibt ein Mannschaftsheim, wo Soldaten ihren Sold verfeiern können. Amerikanisches Bier hauptsächlich, aber auch deutsches Bier oder stärkeres wie Bourbon oder Vodka.

    Essen gibt es ebenfalls, auch in großen Mengen. Natürlich nicht Deluxe, aber dafür zum Einkaufspreis. Der Betreiber ist die Marine selbst, und sie hat wenig Interesse daran, hier ihre Soldaten zu verarmen. Mit den Getränken machen sie einen leichten Gewinn, aber auch die Preise sind sehr fair. Ein passender Ort, um nach seinem (wennauch unspektakulären) ersten Einsatz die Nerven baumeln zu lassen.

  • Alex freute sich, daß ihr erster Auftrag so ruhig verlaufen war. Sie hatte während der Tage ein paar Worte mit dem Team wechseln können. Auch hatte sie gemerkt, daß sie kein wirkliches Händchen beim Poker hatte und auch waren die Würfel nicht wirklich auf ihrer Seite gewesen. Ein Teil ihres Soldes ist so in die Taschen ihrer Teammitglieder geflossen.


    Während des Einsatzes wurde kein Alkohol getrunken, aber nun waren sie auf einem Stützpunkt von Maersk. Hier konnte sehr wenig passieren. Also kaufte sie einen Kasten Bier für die Gruppe. Geschickt öffnete sie die Flaschen mit ihrem Butterfly, welches sie immer bei sich trug, während sie die Flaschen rum reichte. Als alle eine Flasche hatten rief sie.


    Eigentlich sah man Alex nie ohne ihre Klingen. Schon Morgens hatte sie immer ihre Routineübungen mit ihren zwei mattschwarzen Cougarklingen durchgeführt. Die Griffe waren mit dem Leder einer Kornnatter umwickelt und die Klingen schienen ein Schuppenmuster zu haben wenn das Licht sich auf ihnen brach.


    "Auf einen erfolgreichen Auftrag." und hob die Flasche.


    Sie hatte unter ihrer Jacke ein Tanktop an mit dem Spruch. Little Girls Cry. Big Girls Carry Guns.



  • Eine Dusche wäre jetzt was schönes oder gleich eine Badewanne. In Norfolk war ja keine Zeit zum entspannen und musste man unbedingt eine Frachtmaschine nehmen. So richtig glorreich ist das ja nicht. Und Truppenküche!?

    Anderseits, kann man ja schlecht verkaufen, keine Action, keine Extras.


    10 Tage und Nächte scharfen Dienstes und dabei beständig aufeinander hocken war schon anstrengend gewesen, wobei nicht anstrengend sondern eher eher erschöpfend. Wenigsten hatte sie Auslauf im Containergebirge des Panamax gehabt, nicht so wie diese komische Durchschlageübung, wo man drei Tage in einer Schneehöhle festgesessen hatte. Ein wenig Abstand wäre jetzt dass richtige, aber auf die Idee sind die Psychologen hoffentlich auch selbst gekommen.

    Klar, in einem Kampfeinsatz, der ja über Wochen und Monate gehen kann, ist so etwas nicht drin, aber eben nur mittels enormen psychischen Raubbau, der nur aufwändig zu korrigieren war, wenn überhaupt. Daher war ihre Empfehlung eindeutig, leichter Dienst oder noch besser ein paar Tage Freizeit.


    Pokern war nicht so sehr Vals Ding, die Möglichkeit die Karten zählen zu können nahm der Sache irgendwie den Reiz oder der Umstand, das nur um kleine Beträge gespielt wurde. Ihre Bereitschaftsschichten hatte sie hauptsächlich mit ihrer außerordentlich eklektischen, aber doch schon reichlich schnulzigen, Musiksammlung verbracht. Sie schien den absurd teuren memory foam Kopfhörern tatsächlich was abgewinnen zu können, die mit einem anachronistischen Kabel aus einer Kupfer- und Goldlegierung arbeiteten. Total taktisch, weil praktisch Null Emissionen, verglichen mit einer drahlosen oder glasfaser Verbindung, aber auch sehr angesagt unter den Audiophilen die noch tatsächlich Wert auf Audio legten.


    Ihr Marschgepäck hatte Val zusammen mit der Artillerie zurückgelassen, trug offenkundig nur noch die Dienstpistole im Tiefziehholster, angelt sich eines der Biere, prostet den anderen zu. Gleichzeitig setzt sie einen Alarm für die Biomonitore, um die Blutalkohol besser überwachen zu können.

    Zieht sich einen Stuhl ran um ihre schweren Kampfstiefel so gar nicht damenhaft auf diese zu legen, legt den Kopf tief in den Nacken und entspannt erst mal richtig. Zerrt Klettverschlüsse ihrer Uniformjacke auf und ringt den Gedanken nieder sich ausgiebig zu kratzen.

    Atmungsaktiv und für höchste Ansprüche, für den Arsch!

    Ana's Seductive Arms verkündet ein dezentes Label am Saum des ergonomisch perfekt angepassten und daher naturgemäß recht engsitzenden aus einem Kevlargewebe T-Shirts.

    "Weiß einer, wo hier die Duschen sind? Einmal in zehn Tagen im Sturm im Nordatlantik ist irgendwie nicht das selbe."
    Kratzt sich dann doch ausgiebig am Kopf.

  • Die ersten 10 Tage waren mit der Truppe verdammt friedlich gewesen. Einnard hatte die Zeit für Leibesertüchtigung und das ausprobieren seiner neuen Haut verwendet. Er musste sich daran gewöhnen, dass sie jetzt deutlich rauer war als zuvor. Er war mit dem Team zufrieden. Vigo hatte ihn nicht enttäuscht. Die drei Profis auch nicht. Wobei es auch keine Gelegenheit gegeben hatte, um ihn zu enttäuschen.

    Dennoch war es anstrengend gewesen, eine neue Position, eine neue Familie. Paranoia, wegen des letzten Males. Jedes aufleuchten am Horizont hatte ihn unruhig gemacht. Doch es war nun Alltag.


    Er kommt in den Aufenthaltsraum mit zwei Gegenständen unter dem Arm, zum einen ein kleines Fass Met, dass er sich hat von einem Bekannten von ihm, einem anderen Offizier aus seiner Zeit bei der Dänischen Marine, der auf seine alten Tage hin zum Bienenzüchter mutiert war, zuschicken lassen. Willi Jessen. Unter dem anderen Arm trägt er einen zusammenklappbaren Stuhl, der für seine Größe geeignet ist. Aus Erfahrung weiß er, dass die "Metagerechtenstühle" hier zwar grundsätzlich in Aushalten könnten, das aber nach einer kräftigeren Bewegung nicht mehr tun. Aus seiner Umhängetasche holt er 5 Trinkhörner hervor.

    Außerhalb dessen trägt er noch ein schlichtes Tanktop unter welchem sich harte Muskeln spannen. Seine Hose ist eine kurze Badehose, so als hätte er vor an diesem Abend noch einmal schwimmen zu gehen.


    "Wer möchte was ordentliches?"


    Fragt er und setzt das 20 Liter Fass neben dem Tisch ab.


    "Die Duschen sind in solchen Quartieren immer am Kopfende des Stockwerkes in dem ihr schlaft. Zumindest wenn dieses Gebäude eine Standartausführung ist."

  • Teils Bedauern, teils Erleichterung, teils Langeweile so ganz kann Lukas nicht den Finger drauf legen, welche Gefühle der erste Einsatz in ihm auslöst. Aber zumindest war es eine gute Einarbeitung in die Technik gewesen, mit der er von nun an arbeiten soll. Die Kameradrohnen waren wirklich überall, lediglich die Toilette, die privaten Schlafräume (die beiden jeweils eigentlich auch nur, wenn jemand da drin war) und die Umkleide (außer für gestellte Szenen) waren tabu, aber ansonsten war es immer eine Möglichkeit, um eine Ecke zu treten und plötzlich eine Kamera im Gesicht zu haben. Natürlich hat Lukas darauf geachtet, dass er selber wenig zu sehen ist. Gelegentlich ein paar Worte über verschiedene Drohnen, Fahrzeuge und Waffen sowie deren Benchmarks, ebenso ein wenig halbwissenschaftliches Blabla zu diversen Produkten (warum genau macht die neue Männerseife von NaturPur die Haut von Einnard so widerstandsfähig gegen die Belastungen auf See), ansonsten achtet Lukas schon selber drauf, dass er nicht zum Modepüppchensoldaten verkommt. Aber auch wenn er zunächst genau das über Viggo gedacht hatte, hat sich seine Meinung inzwischen doch geändert. Viggo hat sich als fähig erwiesen und wie oft er vor der Kamera steht ist Lukas eigentlich egal solange seine Befürchtung, hier ein Kamerapüppchen im Team zu haben, sich als falsch erwiesen hat. Tatsächlich ist er recht zufrieden mit seinem Team. Alle wissen, was sie tun und keiner fährt einen völligen Egotrip und hält sich für den geilsten Checker zwischen Schweden und Italien.

    Lukas selbst hat sich im Einsatz als gründlicher und ruhiger Charakter erwiesen. Als ein Fischerboot bis auf eineMeile an das Boot, auf dem die Marines waren, heran gekommen war, hat er ohne große Aufregung die Aufklärung durchgeführt, die Fischer verwarnt, Abstand zu halten und auch ansonsten alles ganz korrekt nach den korrekten Prozeduren laufen lassen, genau wie es im Handbuch beschrieben steht.


    Jetzt, nach Abschluss und quasi im heimischen Hafen, beteiligt er sich gerne an Pokerspielen und allem drum und dran, auch wenn er schon fast frustrierend erfolgreich im Pokern ist. Und zwar auf die langweilige Art, auf die, bei der man immer seine Chancen ausrechnet und dementsprechend bietet. Zwar gewinnt er kaum jemals ein Spiel, er kann einfach nicht gut genug bluffen, aber am Ende geht er immer mit seinem Einsatz und ein wenig Extra. Wie immer trinkt er auch jetzt keinen Alkohol, aber er hat immer ein alkoholfreies Bier in Reichweite, so dass er vernünftig anstoßen kann und nicht außen vor bleibt


    "Aye, auf einen gelungenen ersten Job."

    Ich bin Rollenspieler! Erzähl mir nichts über Realitätsflucht! Cum grano Salis!!! <---Pratchett-Kenner bemerken die drei Ausrufezeichen Wink
    PS: Te exue, sue!

    Raven - Isidor/DIego de Montoya (EInbrecher/Scharfschütze) ; Ein ganz normaler Tag - Lukas Schmidt (Rigger) ; Ab auf die Insel - Louis Delacour/Totentanz (Totenbeschwörer) ; Envoy - Jagd in den Schatten - Charlie Dalton/Nuwanda (magische Unterstützung)

  • Viggo macht seinen Job wie jeder andere auch. Während seiner Schichten, patrouilliert er an Deck oder schaut auf den ihm zugewiesenen Bereich über das MG-Geschütz hinweg. Er gibt seine Statusmeldungen durch und langweilt sich professionell.

    Wenn er nicht dran ist, sieht man ihn Bilder und Aufnahmen sichten, denn ja, das ist seine zweite Aufgabe im Team. Er ist relativ umgänglich. Er scherzt, feixt und lacht viel, wenn jemand mitmacht. Er spielt mit den Kameradrohnen. Der Mann ist ein Profi was Social Media angeht. Sein Erfolgsrezept: Authentisch sein. Auch mal Fehler zeigen. Gerne auch mal n Scherz machen und es schadet nicht, wenn alle auch mal ne heiße, attraktive Pose einnehmen. Letztendlich macht er ne Menge Bilder und achtet darauf, die richtige Mischung aus knallhartem Marine und echter Persönlichkeit zu zeigen. Die Welt soll sehen, dass hier keine Roboter am Werk sind. Niemand entgeht ihm. Jeder muss mal seine Schokoladenseite zeigen.


    Beim Pokern isser dabei, allerdings ist dabei nicht unbedingt gut. Ab und zu gelingt dem charmanten Kerl n Riesenbluff. Er kann ganz gut schauspielern. So verliert er viel und gewinnt dann immer mal n Riesenbatzen. Sein Guthaben schwankt also immens. Er wird letztendlich wohl nichts gewinnen.


    Er muss breit grinsen, als Einnard mit dem Met und den Trinkhörnern kommt.

    Na klar, der Wikinger hat Bier dabei, oder was?
    Direkt macht er ein Photo. Alles in allem gefällt ihm sein Team ganz gut. Alle wissen was sie tun und er ist gespannt, wie sich abseits des Einsatz vertragen. Auf jedem nimmt er wobei. Methoden entgegen.


    Er zeigt jedem die Bilder und Vids, die er gedenkt hochzuladen. Die Bilder umfassen das Erlebte. Langeweile, Professionalität, militärische Posen. Und ja, Schlussendlich auch diese aktuelle Runde in Tank Tops, ungeduscht, pokernd und Met trinkend.


    Einnard

    Der Riese des Teams wird als der Anführer dargestellt der er ist. Besonderes Augenmerk wird auf seine Fürsorge gelegt, die in krassem Gegensatz zu seiner eindrucksvollen Wikingergestalt steht. Wer braucht schon Thor Odinson, wenn er Einnard hat?

    #Papaknowsbest

    Alex


    Die Aufklärerin macht sich gut in Tank Tops. Jederzeit kann man Waffen an ihr sehen, mit dieser Frau legt man sich nicht an. Sie ist unbesiegbar und knallhart. Wenn Viggo von jemanden vermöbelt werden will, dann von ihr.

    #Sniper

    Lukas


    Klug, engagiert, professionell. Der typische Technerd. Jedes Team braucht so einen und sie haben den Besten. Die Maschine die er nicht steuern kann, muss erst noch gebaut werden. Nein ehrlich, er kann alles fahren.

    #Driver

    Val


    Die Ärztin des Teams hat alles schon gesehen, was Leute wie Alex mit Feinden anstellen können. Und ja Val flickt sie wieder zusammen. Dass sie nebenbei noch tough, wenig ladylike und dauernd mit den Kopfhörern zu sehen ist, macht sie unwiderstehlich, tough und lässig zugleich.

    Von ihr würde Viggo sich gerne mal zusammennähen lassen 😉

    #MaerskDoc


    was sagt ihr? Kann ich das so hochladen?
    Fragt er.

  • 09. Juli 2077


    Marinestützpunkt Norfolk, CAS

    Mäßiger Wind, 31 Grad Celsius, knallende Sonne


    15:32 (Ortszeit) / 21:32 MEZ

    Das Schiff wird entladen, die Marines sind frei gestellt. Von hier an übernimmt ein anderer Dienstleister den Transport.


    Das Team sammelt sich in einem der Aufenthaltsräume. Tatsächlich gibt es den einen oder anderen großen Stuhl, aber tatsächlich sind diese vermutlich wirklich nicht für Riesen gedacht. Die sieht man in diesen Längengraden auch eher selten.


    Technisch gesehen gehört der Stützpunkt nicht Maersk, aber es gibt ein Übereinkommen mit den Marines der CAS, und als Maersk Marine kann man sich hier frei genug bewegen, als wäre es ein Heimathafen. Und sicher ist es allemal, ist immerhin Militärischer Sicherheitsbereich. Wache schiebt natürlich das Militär der CAS, demnach, ja, kann man entspannen.


    Das Mannschaftsheim ist noch ziemlich leer. Das wird sich vermutlich in den nächsten Stunden etwas ändern, wenn der Tagesdienst vorbei ist. Aktuell steht nur ein Küchensoldat am Tresen und schaut neugierig (aber nicht gaffend) zu dem fünfer-Team. Maersk Marines sieht man hier eben auch nicht allzu oft.

    Der Raum bietet Platz für bestimmt 40 Metas, und es gibt weitere solcher Räume. Wenn aber wirklich viele Leute Bock auf ein Feierabendbier haben, geht man vermutlich eher in die Kantine, dort finden ganze Kompanien Platz.



    (weiter)

  • "Val du hättest dich wie jeder von uns in den Kübel im Laderaum stellen können. Unser Truppenführer war Gentleman und groß genug um den Eimer mit dem Wasser einem über zu schütten." meinte Alex scherzend.


    Die Duschlösung auf dem Frachter war sehr Abenteuerlich gewesen.

    Aber für den ein oder anderen Schnappschuß -natürlich mit Bikini- war er durchaus gut gewesen. Einmal hatten sie Eiswasser genommen und haben die Bilder mit einem IR-Filter versehen. DAS war kalt gewesen.


    Als dann Einnard mit dem Metfass rein kommt ruft Alex leicht entrüstet lachend.

    "Frag willst du mich ins Bett bekommen? Ich vertrage doch nichts." Sie nimmt aber trotzdem ein Horn entgegen.


    Zu Viggo sagte sie zu den #Handle "Ey Viggo Sniper ist jetzt ein bisschen falsch. Klar kann ich mit so einem Ding umgehen, aber Klingen liegen mir einfach mehr." Um das zu unterstreichen konzentrierte sie sich kurz und in ihrer Hand enstand ein leuchtendes Schwert dessen Energieklinge leicht pulsierte.

    (Energieklinge Harte Ziele S. 185)


    Damit durchschnitt sie mit geübter Leichtigkeit eine der leeren Bierflaschen die eben noch auf dem Tisch stand und nun auf Augenhöhe vor ihr schwebte. Dann verschwand die Klinge auch wieder als ob sie nie dagewesen war. Die allgegenwärtige Kameradrohne von Lukas hatte natürlich den Star Wars Moment für die Nachwelt auf digitales Zelluloid gebannt. Am Anfang hatte sie die lästigen "Insekten" verflucht, auch wenn sie wusste, daß sie nun mal zu dem Job gehörten. Sie fühlte sich einfach immer beobachtet. Gerade weil Lukas auf der anderen Seite der Kamera saß. Aber irgendwann in den 10 Tagen hatte sie sich an die lästigen Quälgeiter gewohnt. Sie bewegte sich auch viel ungezwungener vor den kleinen mechanischen Augen. Sie hatte sogar angefangen wenn sie alleine war - Gerade beim langweiligen Wache schieben - mit den Biestern zu erzählen. Sie waren keine schlechten Zuhörer.


    Sie fletzte sich auf einen der großen Stühle. Trollsize-Chairs waren einfach bequemer. Ihre nackten Beine kamen so gut zur Geltung. Und nahm einen guten Schluck aus dem Horn. Alex machte weiter Fingerübungen mit ihrem Butterfly-Knife.


    "Wer hat später Lust auf ne Runde Pool? Wir können ja die CAS-Heinies hier mal herausfordern."

  • "Also ich gehöre zu denen, die es nicht so verkehrt finden, ab und an wie eine Lady behandelt zu werden." Ist Vals Kommentar zu Viggos Entwurf, der aber auch irgendwie in Alex Richtung gehen konnte. Muss ein Augenrollen unterdrücken, als Alex ein wenig angibt, aber dass hatte ja schon in ihrer psychologischen Beurteilung gestanden. "Ich dachte eher an einen richtigen Pool oder noch besser den Strand." Meint sie, lässt sich eines der Trinkhörner geben aber nicht ganz voll füllen, lässt den Siemens Kamerad ein Holo aufbauen und sucht nach ein paar passenden Locations.