Zuhause angekommen, versucht Tonja so leise wie möglich in die Wohnung zu kommen. Alles scheint ruhig zu sein. Ihre Mutter ist nicht da, ihr Vater schläft um diese Zeit seinen Rausch aus.
Doch heute nicht. Als Tonja in ihr Zimmer schleicht explodiert ihre Katerwelt, als eine flache Hand hart auf ihre Wange knallt. Ihr Vater hat hier wohl auf sie gewartet.
Das war für den „Hurensohn“ Du kleine Schlampe. Was Dir fehlt, is Respekt!
Noch während sie klarkommt, schließt er sie in ihrem Zimmer ein. Hausarrest.
Ungefähr eine Stunde später klingelt ihr Kom.
Eine Nachricht von Dimitri Volkov.
Moin. Ich hab n Jobangebot. Die wollen n Team, das für Geld Dinge tut, die maximal semi-Legal sind. Keine Ahnung worum es genau geht. Aber ich glaub, das wird groß. Wenn Du Dich da gut verkaufst, is das Dein Ticket raus. Und Du bist mein Ticket. Also hörs Dir an! Und Fraggy: verarsch die nicht. Die sind ne Nummer größer als sonst.
Césars Ergebnis, welches morgens bereits vorliegt, umfasst Daten zu den Red Devils, welche nahelegen, dass man sich mit denen nicht anlegt, wenn man nicht bereit ist, sich erbitterte Kämpfe zu liefern. Es gibt Berichte über Gangkriege in den UCAS, welche die Devils mit brutaler Härte für sich entschieden. Klar, sie kamen auch hin und wieder in Bedrängnis, das sind keine unsterblichen Leute. Aber verbissen sind sie und sie geben nicht so einfach auf. Gerüchten zufolge sind sie auch digital gut aufgestellt. Ihnen wird ein fähiger Decker nachgesagt. Auf jeden Fall sind die ne Hausnummer. Ob das nun auf alle Chapter der Devils weltweit gleichermaßen zutrifft, ist fraglich. Es gibt sogar Forenbeiträge die munkeln, dass Braxton zu krass ist, dafür dass er nich vercybert ist. Und eigentlich leitet er das Chapter in Seattle. Der is kein Fliegengewicht.
Am nächsten Tag, vor Raum 308, 15 Minuten bevor Theoretische Informatik beginnt lehnt D’Arcy am Türrahmen. Jetzt wo Piotr sie sieht, fällt ihm der Porsche wieder ein, der eigentlich so gar nich zur rostocker Uni passte. Ebenso wie diese heiße Blondine kaum hierpasst. Ihr ganzer Habitus ist pure Verführung und sie wirkt einfach nicht wie ein Informatikstudent.
D‘Arcy zwinkert ihm zu und drückt ihm auf Zehenspitzen einen Kuss auf die Wange. Er muss sich dafür runterbeugen. Sie flüstert ihm ein „lass mich nich hängen“ ins Ohr, grinst kokett und verschwindet zur Tür. In seiner Hand hat er nun einen altmodischen Zettel mit dem Datum, der Uhrzeit und dem Ort an dem er zu sein hat, um sich einen Auftrag anzuhören. Sie hätte ihm das auch digital zustellen können. Dass sie es persönlich tat zeigt, dass es ihr wichtig ist. Sie geht ein Wagnis ein.
Sei es wie es sei. Ein paar bewundernde, ein paar ungläubige und ein paar neidische Blicke sind ihm sicher.
Braxton wirkt wie jemand, der sich seiner Sache sicher ist. Er ist locker und nicht etwa auf so einem Machttrip, bei dem er hier erklären muss, wie toll er ist. Er deutet auch nicht an, dass er quasie gerade Maikes Leben in der Hand hat. Seine kumpelhafte Art passt aber eben auch nicht recht zu der gefährlichen Situation umgeben von Gangern. Maike und her haben hier situationsbedingt sehr unterschiedliche Vorraussetzungen.
Okay Kumpel… die Sache is simpel. Wir sind jetzt in der Stadt. Dealer dealen jetzt für uns, oder dort, wo wir es gestatten, was das Hansaviertel nich einschließt. Keine Ahnung, bei wem Du bisher Schutz beansprucht hast, aber das is nu vorbei. Vielleicht biste auch klein genug, dass man Dich hat machen lassen. ABER… Die Situation is nu ne andere. Okay pass auf. Du vertickst den mit Abstand besten Stoff der Stadt. Da wollen wir Teil von sein. Hier is der Deal: 30% vom Umsatz gehen an uns. Dafür hast du jetzt ne Truppe hinter Dir, die auf Dich aufpasst. Gerüchte sagen, Du kochst Deinen Scheiß selber? Wir haben die Ressourcen um dir einiges zur Verfügung zu stellen. Wir wollen Dein Zeug als das Premiumprodukt anbieten, dass es ist. Du willst was Neues ausprobieren? Sag Bescheid. Du willst was Größeres auf die Beine stellen? Sag Bescheid. Jemand geht Dir aufn Pisser? Sag Bescheid. Das alles für 30% und dafür, dass Du jedem der fragt, erklärst, Du vertickst für die Devils. Was sagst Du? Bedenke Kumpel: andere fragen wir nich so nett.
Die Information aus den anderen Quellen decken sich ganz gut mit Vertigos ersten Erkenntnissen.
Nicole und Lu, auch wenn aus komplett verschiedenen Ecken, erklären, dass man die Füße still hält und abwartet, was die Red Devils hier wollen. Nicole allerdings deutet nebenbei auch an, dass da n gutes Bestechungsgeld fließt.
Jessica dagegen ist schon eher gut gelaunt, als die Anfrage kommt.
Ich mach euch bekannt, wenn Du willst. Da warten Euros auf denjenigen, der bereit ist sie zu ergreifen. Die Devils markieren zwar die dicken Platzhirsche, haben aber durchaus auch Bedarf an Leuten, die nicht auf sie zurückfallen. Was sagst Du? Lust dabei zu sein, wenn die was aufbauen?
Hola Muñequita. Kommt drauf, was fürn Treffen das sein soll. Aber für die glänzenden Dinge schick ich mal n Kontakt. Das is mein Zeugwart. Der hat sicher was Du suchst oder er besorgt es.
Aber n Termin, der nich so richtig verhandelbar ist, hab ich auch für Dich. Wir sehen uns da!
Kurz danach kommt eine weitere Nachricht.
Wenn Du bis dahin was trinken gehen willst, kann ich aber auch spontan sein 😉