Long-Term Binding und Dienste

  • So im SM auf p. 94, wird die Möglichkeit beschrieben einen gebundenen Geist semi-permanent an einen Dienst oder ein Set aus Diensten per Karma zu binden.


    Folgende Situation, ein Magier will das Tor zu seinem magischen Laboratorium bewachen lassen, er beschwört nach seiner Tradition einen Geist in eine riesige Plasteel Homunculus, bindet ihn an sich und um ihn anschließend vor seinem Tor als Wache aufzustellen per Long-Term Binding.


    Nun die Fragen:



    1. Wie genau ist so ein Dienst definiert?


    Was oder wie genau müssen die Dienste definiert sein? Ich meine, kann er sagen: "Sei eine treue Wache und hör auf jeden Befehl von mir!" Oder muss er in genauer benennen: "Bewache das Laboratorium und lass außer mir keinen rein!" Oder kann es ganz offen sein: "Leben ihr bei mir!" Muss ein Tötungsbefehl schon in der Befehlsformulierung drin sein oder macht so ein Wächter das automatisch?



    2. Was passiert wenn die Dauer der Dienstzeit noch nicht abgelaufen ist, aber der Magier stirbt?


    Da der Geist nach dem Abstellen zum Long-Term nicht mehr zur Geisterbindungsgrenze des Magiers zählt, könnte das ein Hinweis sein das dieser Dienst vom Magier unabhängig erledigt wird, bis die Zeit rum ist.



    MfG
    UV

  • Zu 2. kann ich sagen, dass ich es auch so sehe, dass der Geist immer noch an den Dienst gebunden ist.


    Zu 1. ist eine Aussage schwieriger. Das hängt sicherlich einmal von der Art des Geistes ab. Wie genau kann er Menschen verstehen? Wie sehr entspricht die Aufgabe seiner Persönlichkeit?
    Zum anderen hängt es sicher aber auch davon ab, wie die Gruppe eine Beschwörung sieht, nämlich als Hilfeersuchen an einen Freund oder als das Zwingen eines Unwilligen. In ersterem Fall wird der Geist, sofern er das Konzept begreift, sein Mögliches tun, um den Befehl im Sinne des Magiers zu befolgen (auch wenn da nicht unbedingt hinhauen wird) im letzeren Fall wäre das Gegenteil richtig.


    Das ist zumindest meine Meinung zu dem Thema.

    Da sieht man nun die Trümmer rauchen, der Rest war nicht mehr zu gebrauchen. (Wilhelm Busch)

  • na ja, zumindest dein erster befehlsvorschlag würde mir nicht so recht behagen. weil der schließt ja ein, dass noch weitere befehle nachfolgen - was ja effektiv weitere dienste bedeuten würde.


    der dritte befehl würde funktionieren - aber nicht unbedingt eine schutzwirkung haben. schlie0lich soll der geist ja nur bei einem leben. nix anderes.


    ich würde wahrscheinlich sowas in der art machen: "Bewache das Laboratorium und lasse niemnaden ohne meine persönliche Erlaubnis hinein!"


    (ich weiß ist auch ein bissel grenzwertig, aber wie paragraphengetreu der geist es gern hätte, müsste man wirklich anhand der tradition, dem allgemeinen evrhalten des mages gegenüber geistern und auch anhand dieses speziellen geistes sehen.)

  • In DSA gab es mal den Fall da hatte ein Magier einem Dämonen befohlen: "Bringe mir das ganze Schießpulver." Der Dämon befolgte diesen Befehl, nur brachte er noch eine brennende Fackel mit.....
    :evil:
    Das mit den Befehlen ist immer so eine heikle Sache, vorallem wenn man traditionsgemäß den Geist dazu zwingt.

  • Tja ja "Das Jahr des Geifen" lang ist's her. [Klugscheißermodus]Es war Hylailer Feuer, kein Schießpulver.[/Klugscheißermodus]
    Anders als dieser Dämon oder Teufel bei D&D halten sich SR-Geister nicht grundsätzlich nur an den Wortlaut der Befehle. Da kommt es mehr darauf an, was die astrale Gerüchteküche über den bestimmten Magier so erzählt, oder wieviel Lust der Geist selber auf die Befolgung des Geistes der Anordnungen hat, also auf die Willkür des Meisters.


    Nicht von der Hand zu weisen ist auch die Frage, ob die ordnungsgemäße Ausführung für den Geist eine echte Gedfahr darstellt. Wenn das Niederknüppeln/bannen eines Geistes nicht mehr für ihn ist als ein Expressticket auf eine Metaebene, wird es deutlich weniger unwillig sein als, wenn er bei einer Niederlage aufhört zu existieren.

    Zu Oldschool für SR5 und viel zu Oldschool für SR6 - Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich alle meine Beiträge auf SR4.

  • Ich würde das Ganze abhängig von der Intelligenz des Geistes machen. Je weniger intelligent, desto wortgetreuer befolgt er die Befehle seines Meisters, wobei ich trotzdem eher die Forumulierung von SCARed bevorzugen würde, da "Bewache das Laboratorium und lass außer mir keinen rein!" mir die Möglichkeit nimmt, noch "Freunde" mit in das Laboratorium zu nehmen.


    Generell bedeutet bei mir: "lass niemanden rein, von dem ich nicht will, dass er reinkommt", dass der Geist dies mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln macht. Es schließt in letzter Konsequenz also auch den Tod für die eindringenden Person mit ein. Möchte ich dies nicht, muss es ausgeschlossen werden.
    Auch hier spielt wieder die Intelligenz des Geistes eine wichtige Rolle. Ein Geist von hoher Intelligenz würde erst versuchen, den Eindringling zu verscheuchen - ein nicht so intelligenter Geist würde sofort die härtesten Kaliber ziehen um schnell das angestrebte Ziel (das Eindringen zu verhindern) zu erreichen.


    Ciao


    Bergonix

  • Ich bin mir da nicht so sicher, ob Brutalität umgekehrt proportional zur Intelligenz ist.


    Man kann durchaus so argumentieren, dass eine Abschreckung weitere Eindringlinge von ihrem Vorhaben effektiv abbringen kann.


    Im oben genannten Beispiel allerdings ist der Einsatz tödlicher Gewalt, selbst für weniger inelligente (sprich von geringer Kraftstufe) Geister, nicht notwendig. Für Furcht hat der durchschnittlich intelligente (LOG/INT 3) Geist immer noch doppelt so viele Würfel wie ein duchschnittlicher Mensch. Damit kann man Leute schon ganz gut am Eindringen hindern.
    Selbst wenn das nicht funktioniert, ist es mMn weniger eine Frage der Intelligenz als der moralischen Werte, ob der Geist tödliche Gewalt einsetzt. Wie das bei Geistern so ist, darüber schweigt sich das GRW (bewusst) aus. Außerdem ist es wohl fraglich, ob ein Geist mit hoher intelligenz, Wissen über die irdischen Gepflogenheiten hat. Wahrscheinlcih weiß er nichts davon, was für Ärger man mit den Strafverfolgungsbehörden bekommt, wenn man eine Spur von Leichen hinter sich her zieht.


    Außerdem, dumm sind die meisten Geister so wieso nicht. Ab Stufe 3 haben sie durchschnittliche Werte und dann wird es besser.

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  • In der Tat erfolgt die Kommunikation mit einem Geist telepathisch und nicht über Worte, demnach kann man dem Geist vermitteln, wie man den erwünschten Dienst begreift. Es wird in den Regeln afaik sogar erwähnt, dass man sich um die Formulierung eines Dienstes/Wunsches keine Gedanken machen muss, solange sich SL und Spieler einig sind, was denn nun vom Geist verlangt wird.


    Auf der anderen Seite weiß ich von einem meiner eSeL, dass sie Wünsche Sams-mäßig ausführen, also dem exakten Wortlaut nach. Finde ich prinzipiell affig, denn das Spiel heißt Shadowrun und nicht Rhetorik für Fortgeschrittene.


    Ich würde ein Verfahren anwenden, bei dem man die Aufgaben des Geistes klar abgrenzt (1. Lasse niemanden ohne meine Erlaubnis herein, 2. Lass alle mit meiner Erlaubnis rein, 3. Bekämpfe alle, die sich dir widersetzen, 4. Lass das Labor ganz) und dies dann als den Dienst "Bewache das Labor" ins Protokoll aufnimmt. Die Frage, wie der Magier zum Geist steht, würde ich nicht hierfür heranziehen (sonst wären ja Hermetiker Schamanen gegenüber regeltechnisch total im Nachteil, was ich für Unfug halte), die ist dafür interessant, wie gewissenhaft der Geist die Arbeit macht (z.B. Die Situation, dass ein Eindringling einfach behauptet, er habe die nötige Erlaubnis) und wie bereitwillig (sehr schön ist natürlich, wenn der Magier beim Gang ins Labor mit einem Wasserfall aus Flüchen beharkt wird, der Geist immer nörgelt, dass sogar die Stars bezahlt werden, nur er muss immer umsonst schuften oder sonstige Gimmicks).
    Ein freundlich gestimmter Geist kommt vielleicht auch mal auf einen Plausch ins Labor und merkt an, dass es vielleicht keine ganz so tolle Idee ist, die Wirkung des Toxin-Heilzaubers direkt mit Blausäure zu testen, ohne direkt die Dienst-Abrechnung aufs Kommlink zu schicken.


    Prinzipiell sollte man den Geist als einen menschlichen Verstand verstehen, für den jedoch außer Frage steht, dass das Labor bewacht wird. Der Mensch wird sich auch fragen: Ich soll das Labor bewachen - ob das jetzt so richtig ist, dass der Typ mit dem Spreng-LKW hier reinfährt? o.ä. Schließlich sind Geister komisch, aber nicht dumm. So sollte man sie auch spielen. Wer auf Wortklauberei steht, sollte sich mit Watchern auseinandersetzen - da sind die Auswirkungen ohnehin meistens nur Fluff :)

  • gab früher bei d&d das selbe problem mit den wünschen.
    kann vom sl so oder so ausgelegt werden und immer irgendwelche schlupflöcher finden.
    (der wunsch passiert nciht sofort, er passiert direkt aber verschwindet dann sofort wieder etc.) bei einem wunsch hatten wir mit 2 mann ca 3 wochen rumhantiert und den bis aufs kleinste ausgeschrieben (ca 16 din-a-4 seiten) nur damit der sl dann gesagt hat ok das bekommt ihr... und wir dann stress mit anderen mächtigeren charakteren ärger bekommen haben *g*


    mit geistern isses auch son ding. sagst du lasse keinen ausser mich und meine freunde rein muss der geist begreifen, wer deine freunde sind. (hat dich schonmal mit dem zusammen gesehn, war schon einmal im raum etc.) oder ggf. fragt dann der geist erstmal nach, was bedeutet er sucht den meister persönlich auf und fragt nach dessen erlaubnis. in der zwischenzeit ist dann die wohnung ausgeräumt *g* oder es laufen mäuse/kakerlaken/fliegen in dem zimmer rum und das elementar vernichtet die ratte plus die halbe aussenwand dazu...


    auf der anderen seite gehts wirklich cniht um sone kleinigkeiten und wenn sich ein sl wegen sone kleinen sachen so gross aufbraust, dann bezahlt man eben ein magier für den schutz und wenn was passiert hat man direkt den sl als ansprechspartner für entschädigungen. immerhin solls ja allen spass machen und nicht direkt frust enden

  • Offtopic: D&D 4th hat Wunsch/Wunder nichtmehr.


    Ich gehe auch davon aus, das durch die telepathische Verbindung zwischen Geist und Beschwörer das Konzept direkt mit dem Befehl übermittelt wird. Es ist also für mich keine Frage ob der Geist die Intention des Befehls begreift, sondern ob er das Konzept umsetzen KANN. Was vor allem an seiner Kraftstufe und damit an seiner Logik hängt. Erst in zweiter Linie wird dann relevant inwieweit der Geist bereit ist, dem Willen seines Beschwörers durch Eigeninitiative entgegen zu kommen oder dem entgegen zu wirken. Um das tun zu können muss er ja schließlich erstmal verstanden haben, was von ihm verlangt wird.


    Und eben das ist das Problem mit Watchern. Die stellen sich ja nicht bewusst dumm an. Sie haben Probleme die Intentionen ihres Schöpfers zu interpretieren.

  • Volle Zustimmung zum Nachtelfirokesen.


    Selbst bei DSA, wo Dämonen Anweisungen äußerst unvorteilhaft auslegen können, geht man mittlerweile davon aus, dass Magier an der Akademie erprobte und exakte Formulierungen lernen, um ihren Dämonen Befehle zu geben, die nicht nachteilig ausgelegt werden können.
    Regeltechnisch ist das Teil der Beherrschungsprobe.



    Ähnlich stelle ich mir das bei SR vor.
    Es gibt zwar Traditionen (schwarze Magie bspw.) in denen Geister dämonische und sinistre Züge haben oder, wie bei Hermetikern, als intelligente Automaten betrachtet werden.
    Aber gerade diesen Traditionen traue ich am ehesten zu, auch einen Katalog narrensicherer Formulierungen konzipiert zu haben, um die Risiken zu minimieren.
    Während ein Schamane auf gegenseitigen Respekt zwischen sich und den Geistern baut, wird der Hermetiker über eine genaue "Betriebsanleitung" verfügen.


    Beides gewährleistet einen verlässlichen Umgang mit den Geistern, die Unterschiede sollten rein atmosphärischer Natur sein.


    Der Umgang eines Hermetikers mit einem "Elementar" wird einem Schamanen gefühllos, vieleicht herrisch erscheinen, aber um den Spieler des Hermetikers nicht dafür zu bestrafen, dass er seine Tradition überzeugend rüberbringt, gehe ich davon aus, dass er sich das erlauben kann, so lange er innerhalb klar definierter Parameter der Geisterkontrolle bleibt.


    Das heißt natürlich nicht, dass ein Hermetiker mit seinen Geistern machen kann, was er will, während ein Schamane, der nicht nett ist, mit Edge gegen ihn einsetzenden Geistern gestraft wird.
    Wenn der Hermetiker Dienste verlangt, mit denen er die Geister verprellt, ist das eben ein Überschreiten der sicheren Betriebsparameter, während es beim Schamanen ein Mangel an Respekt ist.



    Okay, war jetzt etwas ot, aber die Frage sollte ja eigentlich geklärt sein.