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@Blades:
Von Anfang an übernimmt Li die Führung. Ob dies an seinen Fahrkünsten liegt oder vielleicht daran, dass kein Blade es wagen würde, ihn zu überholen, lässt sich später nicht mehr mit Sicherheit sagen, wird aber ohnehin auch niemals Thema sein. Vor allem die beiden jüngeren Ganger sind unheimlich stolz darauf, dass ihr Boss sie auf diese wichtige Mission mitgenommen hat. Von dem Gefasel im Hauptquartier hat keiner der beiden etwas verstanden, aber da der Boss persönlich loszieht und auch Bomb und Beatuy dabei sind, versprechen sich die jungen Männer eine spannende Nacht. Einer von ihnen ist Hery, der Li bisher gute Dienste erwiesen hat und als bester der Anwärter gilt. Auch Yon hat ihn empfohlen, und Li weiß, dass er dem Urteil des erfahrenen Blades trauen kann. Da auch Bomb und Beauty mit von der Partie sind, ist Li sich recht sicher, dass es zu einem Kampf kommen wird, sollten sie die Männer tatsächlich dort aufspüren, wohin Scars Geist sie zu führen gedenkt.
Jeder Weg im endlosen Jakarta Sprawl ist ein weiter. Li hat es vermieden, seine kleine Truppe über die TOL zu führen, da diese abschnittsweise gut bewacht werden und die Drohnen- und Sensorenpräsenz dort besonders hoch ist. Er muss sich eben auf die Fahrkünste der Blades verlassen, um sie durch die wesentlich volleren und chaotischeren Haupt- und Nebenstraßen unter den Betonsäulen der Schnellstraßen zu führen. Da es auch hier Unterschiede in der Verkehrsüberwachung gibt, wählt er schließlich einen Kompromiss aus Geschwindigkeit und Sicherheit. Zwar füchtet sich kein echter Blade davor aufzufallen, aber es wäre ein ungünstiger Zeitpunkt, jetzt auch noch mit den Behörden aneinanderzugeraten.
Es ist bereits sehr spät, und der Sprawl in das bunte Zwielicht zahlloser AR-Tags und Hologramme getaucht, als sie ihr Ziel nach gut 1,5 Stunden Fahrt endlich erreichen. Li ist in diesem Teil des Sprawl noch nicht gewesen, aber das Flair ist den Blades durchaus bekannt. Es ist eine typische Unterschicht-Gegend, aber wie an den meisten anderen Orten Jakartas auch äußerst heterogen geprägt. Auf der einen Seite der Hauptstraße, nahe bei den Bahngleisen, liegen die Slums, auf der anderen kleinere Geschäfte, Stände der Straßenhändler und ein Drohnen-Depot Mitsuhamas. Irgendwo dazwischen, eingequetscht von anderen Gebäudestrukturen, liegt abseits der Straße das Motel, in das sich die Männer verzogen haben sollen. Als die Blades es erreichen, ist der Wagen der Männer nicht mehr auf dem kleinen Parkplatz zu erkennen, aber vielleicht haben die beiden ja auch das Fahrzeug gewechselt.
Der kleine Platz ist schlecht beleuchtet - die Lichtinstallationen sind alt und funktionieren nur noch teilweise. Als die Leute, die sich vor der Fassade des nächstgelegenen Baustoffhandels niedergelassen haben, die Maschinen der Blades erblicken, erheben sie sich und suchen das Weite.