[IP] Sinar Temaram / Zwielicht

  • -896-


    Plötzlich fällt es ihr wie Schuppen von den Augen. Wer da spricht ist diese Frau von letzter Nacht. Nein das ist nicht richtig, der silberne Drache! Die Erkenntnis trifft Perdana wie ein Schlag. Fast hätte sie ihr Kom fallen gelassen. Am liebsten würde sie vor Schreck sofort aufgelegen. Doch dann dringen Scars Worte in ihr Bewusstsein vor und der Verstand der Elfe beginnt zu arbeiten.


    /Was redet der da? Das passt doch überhaupt nicht zu meiner Situation. Und was soll diese unhöfliche Sprechweise? Gut es ist ein Drachen. Da kann man sich das wohl erlauben. Aber was geht es mich an was der Drachen mit den Leichen macht? Andrerseits sollte ich es vielleicht besser nicht ablehnen ihm zu helfen. Einen Drachen zu verärgern ist entweder Mutig oder verdammt dämlich. Vor allem dämlich. Ein Freundschaftsdienst also? Er wird mich für meine Hilfe beim Leichen fleddern also nicht bezahlen. Na toll. Als ob es nicht schon reichen würde das mich dieser Rachmanto nicht wirklich bezahlt hat. Ist es eigentlich eine Sie oder ein Er? Kann man das bei einem Drachen erkennen? Immerhin war es eine … eine Elfe meine ich. Hm.


    Und was soll das heißen ich bin nicht gestorben? Natürlich bin ich nicht gestorben. Dann würde ich mir das hier ja nicht anhören müssen. Aber ich wurde doch von diesem Typen voll getroffen! Eigentlich müsste ich tot sein! Warum … warum ist mir nichts passiert? Gut es hat höllisch wehgetan und mich von den Beinen gerissen, aber sonst … sonst ist nichts passiert./


    Bedingt durch Scars Worte, kreisen Perdanas Gedanken um die Geschehnisse der letzten Nacht und es ist für eine Weile sehr ruhig an ihrem Ende der Leitung. Wer aufmerksam zuhört kann sie jedoch leise Atmen hören. Hin und her gerissen zwischen ihrer Furcht vor dem Drachen, ihrer Neugier auf den Selbigen und der Verantwortung für ihre Schwestern und nun auch Bambang fällt sie ihre Entscheidung. Die Elfe atmet hörbar tief ein, lässt ihren Atem langsam entweichen und gibt sich dann einen Ruck.


    „Geehrter Drache, ich habe noch einige Dinge zu erledigen, bevor ich mich mit dir treffen kann. Darf ich daher vorschlagen, dass wir uns gegen 10 Uhr heute Vormittag vor der Zufahrt zum Gelände des Gerhana treffen?“

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    Spark hatte den Aufruhr mitbekommen, als Li und Scar anscheinend direkt in der Garage gelandet waren. Muss die Echse erst mal posen? Oder war das, um die Silberne zu beindrucken? Ging es ihm durch den Kopf. Als er aber mitbekam, dass die restlichen Ganger durch die Art der Ankunft und damit auch der Info, dass sie nunmehr sogar zwei Drakes mehr oder weniger in ihren Reihen hatten, deutlich Mut fassten und schnell Sprüche die Runde machten, wie die beiden die Suns lebendig rösten würden, kam der Wujen nicht umhin, Li innerlich für den Eifnall zu gratulieren.


    Er begrüßte die beiden und konnte sich ein anzügliches Grinsen ob der Aufmachung nicht verkneifen.
    "Na, keine Zeit gehabt, euch wieder richtig anzuziehen?"


    Die anschließende Diskussion wegen Apeface verfolgte er nur mit halbem Interesse, das war für ihn alles Hackerzeugs. Als Gede dann aber die Kleine anrief, die ebenfalls am Gerhana gewesen war und die von ihrer Begegnung mit dem Fremden erzählte, wurde er mehr als hellhörig. Als kurz nacheinander sowohl Hernanto as auch Li ihm eine persönliche Nachricht schickten, überlegte er kurz und antwortete dann:


    >> Was hälst du von der Theorie, dass Perdanas gruseliger Mann unser infernalischer Prediger aus der Moschee gewesen ist und die Kleine mit Magie bearbeitet hat? <<


    >> Gute Frage. Klar könnten die beiden Sachen zusammenhängen, müssen sie aber nicht. Aber ja, klingt fast so, als ob er der Kleinen am Hirn rumgepfuscht hat. Das wäre nicht gut! << antwortet er und nimmt dabei Li mit in die Unterhaltung auf.


    <Das gefällt mir auch nicht. Der Typ könnte alles über uns aus ihren Gedanken geholt haben. Könnest du das an ihrer Aura sehen? An ihr hat er wohl kein Interesse mehr aber dafür an uns.>


    >> Denke schon, dass man das erkennen kann. Zumindet OB sie magisch beeinflusst wurde. Aber so eine Signatur verschwindet ziemlich schnell, je nach Mächtigkeit des Zaubers. Und wenn er sich Zeit gelassen hat, kann er auch seine Spuren verwischt haben. Ich würde es aber zumindest mal versuchen. <<



    Über die Unterhaltung auf dem privaten Kanal hatte er den weiteren Gesprächsverlauf nur etwas verschwommenam Rande mitbekommen - irgendwas mit einer Glücksmünze. Konnte er gut verstehen, dass die Kleine da etwas Panik schob. Aber es brachte ihn auch zu einer Idee. Er klinkte sich ebenfalls in das Gespräch ein:



    "Hör mal Perdana, hier ist Spark. Deine Story klingt für mich, als ob der komische Typ erwacht war. Ich könnte checken, ob er dich mit einem Zauber erwischt hat, aber dafür müssten wir uns treffen. Im Gegenzug könnte ich dir auch vielleicht mit deiner Münze helfen. Geister sind nicht nur gefährlich sondern können auch verdammt nützlich sein, wenn man Dinge sucht. Vielleicht können wir uns da einig werden?"

  • -898-


    /Wie viele Leute hören das Gespräch den mit?/ fragt sich Perdana, als Spark sich in das Gespräch einklinkt. An Sparks Stimme erinnert sie sich sofort. War er es doch der davor warnte, was mit Verrätern passieren würde. /Heute klingt er aber eine ganze Ecke freundlicher./ denkt sich die Elfe /Ob ich mich mit meiner ersten Einschätzung geirrt habe? Na ja, wenn man die Umstände bedenkt unter denen wir uns kennengelernt haben. Ein Dukun und ein Drache wollen sich mit mir treffen. Wenn das ist schon etwas …/ Perdana schüttelt ihren Kopf um diese Gedanken abzuschütteln. Sie kann sich später Gedanken über die Beiden machen. Erst einmal erwartet dieser Spark eine Antwort von ihr und einen Dukun sollte man besser nicht warten lassen.


    „Geehrter Dukun, ich würde mich sehr über deinen Ratschlag freuen. Ich nehme deine Hilfe gerne an. Natürlich nur, wenn es dir keine Umstände bereitet.“


    Versonnen lächelnd schüttelt Perdana ihren Kopf. Es ist noch keinen Tag her als sie diesen verfluchten Rachmanto kennengelernt hat. Seit dem wurde sie mehrfach von wilden Bestien angegriffen, es wurde auf sie geschossen, sie hat zwei Drachen gesehen, einen Dukun kennengelernt und wird bald sich mit wenigstens einem Drachen und dem Dukun treffen. Still lächelt sie vor sich hin, während sie die durch das sich langsam öffnende Werkstatttor von draußen hereinströmende Luft einatmet. Ihr tristes Alltagsleben war seit einiger Zeit nicht mehr so interessant. Gut das auf sie geschossen wird braucht die Elfe nicht wirklich, aber interessante Charaktere kennenzulernen, das, ja das ist doch mal was. Mit denen kann man bestimmt einiges erleben

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    "Siehst du Li. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Spark wird uns begleiten und dann sind wir auch gleich wieder da. Ich muss mich nur noch verarzten lassen und ich muss mir was schickeres anziehen und dann können wir auch los. Mit den Klamotten kann ich mich echt nicht auf offener Straße sehen lassen. Da gehe ich lieber nacckt auf die Straße. Als ich in den Puyallup Barrens wohnen musste, habe ich mir aus der Not Klamotten aus dem Automaten ziehen müssen. Das war echt grausam. Die haben immer so gekratzt und sie haben nie richtig gepasst. Auch nachdem ich magisch nachgeholfen habe. Ich glaube ein oder zweimal habe ich echt schlimmen Ausschlag davon bekommen."
    Sagt Scar beschwingt. An ihrem Tonfall konnte man erkennen, daß sie darauf brannte endlich los zu kommen.
    "Und wenn es dich beruhigt nehme ich die Plaudertasche Sylvie mit. Die wird ein Auge auf uns haben. Ist sicherlich besser als den kleinen Luftgeist wieder unters Meer mit zu nehmen." grinst sie.
    "Weist du ob Apeface auch mit zweiterhand Ware dealt? Ist ja auch Tec und Chips."


    Dann schaut sie Rico an. "Also so kann ich dich nicht mitnehmen. Du musst erst von einer ganz speziellen Krankenschwester umsorgt werden." sagt sie in einem zweideutigen Tonfall.


    Perdana bekommt das alles noch mit, weil Scar das Link immer noch in den Händen hält und die Verbindung noch nicht unterbrochen wurde.

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    Über ihren privaten Kanal lässt Gede Perdana wissen, dass er damit einverstanden ist, wenn sie sich später wieder bei ihm meldet. Er braucht nun ohnehin eine Mütze voll Schlaf und vor allem dringend benötigte Erholung, damit sich seine Wunden regenerieren können. Er wünscht ihr noch alles Gute und bittet sie, Grüße an Bambang und Sondang zu entrichten, bevor er das Gespräch beendet und sich wieder an die versammelte Truppe wendet.


    "Viel Erfolg", wünscht er denen, die sich zum Aufbruch bereit machen, bevor er sich seine Sachen schnappt und die Versammlung verlässt. Als er endlich in seinem Quartier ist, fällt er völlig erschöpft auf seine Pritsche und ist kurze Zeit später bereits eingeschlafen.


    Derweil lächelt Rico, ebenfalls zweideutig, obwohl er nicht näher auf Scars Kommentar eingeht. Stattdessen steht er auf und wartet darauf, dass sie ihm folgt.

  • -901-


    Nach dem Gede das Gespräch beendet hat, schaut sich Perdana vor Satrias Werkstatt um. Im Licht der aufgehenden Sonne huschen die letzten Ratten in ihre Löcher und die Vögel singen ihr morgendliches Lied um ihr Revier zu markieren. Die ersten menschlichen „Lastesel“ sind bereits mit dem Transport schwere und oder sperriger Ware beschäftigt. /Diese Stadt schläft nie./ denkt sich die Elfe und macht sich daran ihr Bike nach draußen zu schieben. So ganz leicht ist das jedoch nicht für sie. Stark genug ist sie schon dafür. Jedoch ist das Bike mit gut 90-95cm Höhe nicht viel kleiner als Perdana mit ihren knapp 1,35m. Nach dem sie es geschafft hat die schwere geländegängige Maschine nach draußen zu bringen schließt sie das Werkstattor, startet ihr Bike und macht sich auf den Weg nach Hause.


    Die Straßen von Jakarta Selatan sind um diese Uhrzeit nicht ganz so überfüllt wie später am Tag und so kommt Perdana recht zügig voran. Ihre schwarze, mit Blut besudelte Burka wedelt im Fahrtwind und lüftet dadurch etwas aus. Zu Hause angekommen hat sie nicht mehr viel Zeit. Während sie die Wasserkanister wieder auffüllt, läßt sie ihre Burka in einer Schüssel mit Wasser und Waschmittel einweichen. Nebenbei macht sie das Frühstück für Bambang, Sondang und sich. Nach dem Sie mit den Hausarbeiten fertig ist, duscht sie kurz mit kaltem Wasser, da mal wieder der Strom ausgefallen ist. Immerhin läuft wenigstens das Wasser. Dann setzt sie sich auf einen Stuhl und lässt die letzte Nacht noch einmal Revue passieren. /Ich treffe mich nachher mit einem Drachen und einem Dukun. Mein Leben ist definitiv ein ganzes Stück belebter geworden./ Sie lächelt bei dem Gedanken still vor sich hin. /Mal sehen was sonst noch so passiert./ Irgendwie freut sich Perdana darauf, auch wenn ihr dabei ein leichter Schauer über den Rücken läuft. /Hoffentlich hat das keine schlechten Auswirkungen auf Sondang./


    Wie die Elfe ihren Gedanken nachhängt klingelt der Wecker für Sondang. Perdana fährt aus ihren Gedanken hoch, bindet sich ein Kopftuch um und setzt ein Lächeln auf. /Die Kinder dürfen nicht mitbekommen, dass es letzte Nacht verdammt knapp war. Ah Mist!/ flucht Perdana in Gedanken und schüttet schnell noch das schmutzige Wasser von ihrer gewaschenen Burka aus. Die Beidem müssen ja nicht sehen, dass sie gerade Blut aus ihrer Kleidung gewaschen hat. Sie hängt das Kleidungsstück draußen noch zum Trocknen auf, bevor sie die beiden Kinder zum Aufstehen drängt.

  • -902-


    Li wäre zwar am liebsten auch mitgefahren aber er kann seine Gang nicht schon wieder alleine lassen. Scar zum Abschied zu umarmen wäre vor aller Augen zu unpassend also lächelt er ihr zu: " Dann passt auf euch auf. Zusammen mit Spark dürftet ihr magisch relativ gut geschützt sein. Obwohl es auch nicht Schaden könnte auch einen Geist hier zu lassen der uns vor einem magischen Angriff warnt."
    Bei diesem letzten Satz blickt er auch zu Spark hinüber, lässt aber offen wer von den beiden einen Geist da lassen möchte. Zumal er nicht genau weiß wie fit die beiden inzwischen wieder sind, nachdem sie ja mächtig einstecken mussten.
    "Kümmert euch erst mal um Perdana. Vielleicht nehme ich erstmal selber mit dem Major Kontakt auf. Die Militärs wollen möglicherweise selber die Komlinks untersuchen bevor wir daran rumschrauben."

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

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    @Perdana:


    Sondang erweist sich einmal mehr als reif und mitdenkend, als sie rasch aufsteht und das Frühstück zubereitet. Auch Bambang hat keine Probleme damit, aus dem Schlaf herauszufinden und sich in die morgendliche Organisation mit einzubringen. Schnell hat er die Abläufe durchschaut und steht Sondang tapfer zur Seite. Die beiden sind wirklich ein gutes Team. Dennoch entgehen Perdana nicht die Blicke, die Sondang ihr - immer dann, wenn sie glaubt, Perdana würde es nicht mitbekommen - neugierig zuwirft.


    Am Essenstisch schnattern die beiden aufgeregt über alles Mögliche.


    "Darf Bam nach der Schule wieder zu uns?", platzt es zwischendurch aus Sondang heraus.

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    „Geehrter Dukun, ich würde mich sehr über deinen Ratschlag freuen. Ich nehme deine Hilfe gerne an. Natürlich nur, wenn es dir keine Umstände bereitet.“


    Geehter Dukun? die Kleine hat sie doch nicht mehr alle, ging es Spark durch den Kopf. Dann musste er sich daran erinnern, dass die "normalen" Leute Magie im allgemeinen und Magier im speziellen zwar im Prinzip kannten, direkten Kontakt hatten aber die wenigstens damit.


    Spark sagte Gede noch Bescheid, als der das Gespräch beendet hatte, dass er Perdana bitte noch eine Nachricht schicken sollte, wo sie sich treffen könnten. Dann ging er noch ma hoch in seine Bude, warf sich ein bisschen Wasser ins Gesicht und fühlte sich dann noch wach genug, dass sie los konnten. Die Panzerjacke zog er diesmal an, wer weiß, auf welchen Ärger sie stoßen würden. Die angepasste Körperpanzerung hatte er eh noch drunter und der große Revolver war auch einsatzbereit.


    Als er wieder im Hauptraum stand, grinste er Scar an:
    "Na wie sieht's aus Silberne, wollen wir los?"

  • -905-


    Während der Frühstücksvorbereitungen kocht Perdana das Wasser ab, was die Kinder und sie selbst dann zum Waschen nehmen werden. Bei den alten Leitungen und der Wärme ist Vorsicht besser als sich eine Krankheit zuzuziehen. Natürlich bemerkt die Elfe die verstohlenen Blicke ihrer Schwester und nimmt sich vor, während des Essens mit ihnen zu reden. Die Hilfe von Gedes kleinem Bruder nimmt sie wohlwollend zur Kenntnis. Scheinbar hat Gede auf seinen Bruder abgefärbt. Beide engagieren sich für Andere ohne das man sie dazu auffordern muss. Das kommt ausgesprochen gut bei Perdana an.


    /Sondangs Gefühl für das andere Geschlecht ist ausgesprochen gut. Wenn ich da ein einige von Wulandris Ex-Freunden denke./


    Während Sondang und Bambang ausgiebig am Frühstücken sind isst Perdana nur eine Kleinigkeit. Seit ihrer Krankheit vor 10 Jahren braucht sie nur das Essen anzusehen und ist schon satt. Ihre eigene Portion ist gerade mal halb so groß wie die von Sondang oder Banbamg.


    "Darf Bam nach der Schule wieder zu uns?", platzt es zwischendurch aus Sondang heraus.


    Fast hätte sich Perdana am Essen verschluckt. Sie hustet 2 Mal und trinkt erst mal einen kräftigen Schluck Tee. Dann schaut sie die Beiden an und sagt: „Klar darf er das. Immerhin wird er die nächsten Tage bei uns wohnen.“ Noch bevor die Beiden etwas dazu sagen können hebt Perdana beschwichtigend die Hand. „Bambang, du hast einen wirklich tollen Bruder. Du kannst stolz auf ihn sein.“ Hier macht sie eine kleine Kunstpause ehe sie fort fährt. „Mein Auftraggeber wollte mich letzte Nacht loswerden Dein Bruder und seine Freunde haben das jedoch verhindert. Dabei wurde dein Bruder jedoch verletzt. Aber mach dir keine Sorgen. Ich habe vor einer halben Stunde mit ihm gesprochen und er sagte, dass es ihm gut geht. Allerdings braucht er etwas Zeit, um sich zu erholen. So lange werde ich mich um dich kümmern. Das ist das mindeste, was ich tun kann. Immerhin verdanke ich deinem Bruder mein Leben.“


    Das dabei auch auf sie geschossen worden ist, lässt sie erst einmal unter den Tisch fallen. Sie kann es selbst immer noch nicht glauben, dass sie noch lebt. Immerhin hatte sie die Kugel mitten auf die Brust bekommen. Der blaue Fleck und die leichten Schmerzen beim tiefen Einatmen waren der Beweis dafür, dass sie das nicht geträumt hat. Auch das sie Gede erst wiederbeleben musste, bleibt unerwähnt. Für die Beiden Kids ist momentan nur wichtig, dass es Gede den Umständen entsprechend gut geht.


    „Ich bringe euch beide nachher zur Schule und werde euch heute Nachmittag auch von dort abholen. Wenn Gede sich ausgeschlafen hat, dann können wir ihn sicher heute Nachmittag besuchen. Jetzt sollten wir ihn jedoch besser nicht stören, da er die ganze Zeit auf den Beinen war und sicherlich erschöpft ist. Mögt ihr noch etwas haben?“ fragt Perdana und schiebt den beiden die Reste vom Frühstück rüber.

  • -906-


    Scar geht schnell zu Rico ins Zimmer um sich um zu ziehen. Dabei schleift sie ihn einfach mit.


    "Du Rico" sagt sie während sie zügig aus den Klamotten schlüpft und in das lilane Outfit schlüpft, in dem die Blades sie kennen gelernt haben. Sie nutzt die Zeit auch um ihre Gedanken zu ordnen.
    Rico sieht die vielen kleinen Wunden die durch die Zauber, die sie gestern gewirkt hatte entstanden sind. Maagie forderte halt ihren Tribut.


    "Ich weis momentan nicht wo ich stehe."


    "Bitte setz dich."


    Als Rico sich aufs Bett setzt, sitzt sie sich neben ihn. Sie legt ihre Hände auf seinen Arm und ganz sanft auf die Wunde.
    Sie summt vor sich hin und kurze Zeit später breitet sich eine wohlige Wärme in Ricos Körper aus. Ausgehend von den zarten Händen von Scar.


    Der Zauber verebbt und Rico fühlt sich gleich sehr viel besser.


    Scar lässt die Hände aber noch auf Rico liegen.


    Sie schaut ihn an.


    "Drek Rico gestern war die Welt noch nicht kompliziert. Ich weis nicht wohin jetzt. Li ist ein Drake." Rico hört sehr wohl die Freude in Scars Stimme. "Ein Drake verstehst du?"
    Rico konnte ihre Zerrissenheit spüren.
    Dann küsst sie ihn. Er war aber nicht zärtlich wie der Hauch eines wehmütigen Abschiedskuss, sondern er war leicht fordernd. Dann stand sie auf.


    "Bitte gib mir Zeit mein Leben zu ordnen."



    Sie kramte aus ihrem Rucksack ihre Guardian und das dazugehörige Holster. Sie gürtete sie und schnallte auf die andere Seite ihrer Hüfte das Überlebensmesser. Mit ihren Tätowierungen und den Verletzungen sah sie aus, als ob sie gerade einem ActionTrid enstiegen war.



    "Ich muss noch meine Jacke bei Del holen."



    Damit ging sie zur Tür.

  • -907-


    Während Scar verschwunden ist um Rico zu heilen beschließt Li das es vielleicht weiser wäre das Militär zu informieren bevor sie selbst versuchen die Komlinks zu überprüfen und wohlmöglich zu schädigen.
    Schließlich haben sie schon viel herausgefunden. Die Moschee, die seltsame Magie, das verlassene Haus und den komischen Mann der Perdana erwischt hat. Vielleicht Selanis Nachfolger?


    Er stellt über die von Mas Hermann übertragene Nummer einen Kontakt zu Major Arianto her.
    Auf seinem AR Display erscheint nur ein perfekt animierter goldener Garuda. Das Indonesische Nationalwappen. Dazu erklingt die Nationalhymne und eine mechanische Stimme fragt unhöflich ihn ohne sich vorzustellen:
    <Dies ist eine nicht öffentliche Nummer. Identifizieren Sie sich.>
    <Mein Name ist Li Long und ich möchte Major Arianto sprechen. Er erwartet meinen Bericht.>

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -908-


    @Perdana:


    Als Perdana am Frühstückstisch grob davon erzählt, was gestern Nacht geschehen ist, reißen Sondang und Bambang die Augen auf.


    "Boah, ist DAS cool!", erschallt es wie aus einem Mund.


    Als die beiden merken, dass das nicht unbedingt der beste Kommentar dazu ist, dass man Perdana hat umbringen wollen, schauen sie aber rasch wieder auf ihre Teller und halten den Ball flach.


    Der unausgesprochene Stolz auf seinen großen Bruder, der Bambang erfasst hat, ist aber dennoch deutlich zu erkennen.


    Dann springt Sondang auf.


    "Wir müssen los! Ich hab heute Flaggendienst. Das hab ich total vergessen!"


    Auch Bambang springt auf, stellt sich - einen Soldaten immitierend - vor Sondang und salutiert ihr zu.



    @Li:


    Es vergehen keine fünf Sekunden, dann vernimmt Li die Stimme des Majors, an die er sich noch aus dem Gespräch im Hause des Waffenhändlers erinnern kann.


    >Major Arianto hier. Es freut mich zu hören, dass Sie sich offenbar bester Gesundheit erfreuen. Also dann, berichten Sie<



    Li weiß genau, worauf der Major hier indirekt anspielt. Ohne die Intervention des Offiziers würden sie sich noch immer in einem blutigen und vermutlich verlustreichen Kampf mit den Japanern befinden. Und diese Gefahr kann jede Zeit zurückkehren, deshalb müssen die Blades liefern.

  • -909-


    Rico freute sich als die Silberne mit ihm in sein Zimmer ging. Auch wenn es nur dafür war, das sie ihn heilte.
    Als sie sich auch noch vor ihm entkleidete konnte er nicht anders. Sein Körper bekam ein Hormonüberschuß.
    Trotzdem war er erschrocken über die Wunden, die ihren Körper zierten.
    //Er sollte sie doch beschützen. Er war doch der Mann.//


    Dann dieser Tonfall. Rico ahnte nichts gutes.
    "Ich weis momentan nicht wo ich stehe."
    "Bitte setz dich."


    Rico setzte sich geschockt hin. Seine schlimmsten befürchtungen wurden wahr. Ihm wurde heis und kalt zugleich.
    Ihre Hände auf seinem Körper nicht besser. Die wohlige Wärme des Heilzaubers linderte seinen Körperlichen Schmerz.


    Ihre silbernen Augen waren verstörend. Wie Cyberaugen und dann doch nicht. Wenn man genau hinschaute konnte man eine Iris, die eine Pupille umrahmte erkennen. Sonst sahen sie einfach nur wie lebendige Spiegel aus.
    "Drek Rico gestern war die Welt noch nicht kompliziert. Ich weis nicht wohin jetzt. Li ist ein Drake." Rico hört sehr wohl die Freude in Scars Stimme. "Ein Drake verstehst du?"
    Rico konnte ihre Zerrissenheit spüren. Konnte seinen Schmerz spüren. Er hatte die Freundzone erreicht. Gestern noch hatte er ernsthaft gedacht sie könnte seine Freundin werden.


    Dann gab sie ihm einen Kuss. Keinen Abschiedskuss. Ein Kuss mit Leidenschaft. Das verwirrte ihn noch mehr. Er verstand Scar nicht. Verstand sich nicht verstand die Welt nicht mehr.


    "Bitte gib mir Zeit mein Leben zu ordnen."
    //Was sollte das heißen? Wollte sie ihn weiter foltern. Er würde sich nie gegen Li stellen. Auch wenn er wollte er hatte keine Chance. Hatte Scar es nicht selber gesagt. Li ist ein Drake. Damit schob sie ihn auf einen Punkt, den er nie erreichen konnte. Schob ihn ins Aus.//


    Wie sie da stand war sie ein wahr gewordener Männertraum.
    //Nur nicht meiner.//


    "Ich muss noch meine Jacke bei Del holen."


    Rico saß da. Er musste erst mal seine Gedanken ordnen. Er hatte die ganze Zeit nichts gesagt. //Verdammt ich hätte was sagen sollen. Verdammt Rico du bist doch sonst nicht auf die Schnauze gefallen.//


    Dann War Scar draußen. Er wusste er sollte nach kommen. Wusste, daß sie auf ihn warten würden. Doch er konnte sich nicht erheben.
    "Ein Drake verstehst du?"
    Ja er verstand. Rico stand auf. Die Welt war nun mal ungerecht, aber das war sie nicht zum ersten mal. Er würde sich nicht unter kriegen lassen. Er schnappte seine Rüstung und seine Waffen. Pistole und Messer. Li zählte auf ihn und das war das Wichtige.



    --------


    Scar schloss die Tür hinter sich. Sie lehnte sich einen Moment an die Tür. Den Kopf ebenfalls an der Tür. Sie atmete tief ein und aus. Das war nicht so gut gelaufen. Das hatte sie in Ricos eisblauen Augen gesehen.
    //Drek warum muss mein Leben immer so kompliziert sein? In Seattle wäre ich nicht so aus der Bahn geworfen. Da wären Rico und Li nette Zeitverteibe für eine Nacht oder zwei gewesen. OK Li vieleicht nicht. Aber nur weil er ein verdammter Drake war.//


    Scar ging zu Del in die Waschküche und holte sich ihre Jacke. Ihre Ausrüstung lag fein säuberlich auf der Jacke. Scar konnte kaum die Risse erkennen, die ihre Panikatacke hinterlassen hatte. Ihre Finger folgten der Naht.


    //Und warum ging sie noch mal an diesen verdammten Ort? Nur wegen einem Mädschen das ihre Münze verloren hatte. Ich muss verrückt sein.//

    "Danke Del. Das hätte meine Drohne niemals so gut hin bekommen."


    Scar ging raus zu den anderen. Auf dem Weg raus passte sie ihr Make-up zum Farbton und Stil ihres Lila Outfits an.

  • -910-


    Zuerst will Perdana etwas sagen, als die Beiden es cool finden, dass man ihr das Leben nehmen wollte. Da die Kinder jedoch schnell von selbst realisieren das das nicht wirklich cool ist, läßt sie es bleiben. Vielmehr denkt sie sich: /Es muss doch schön sein, wenn man so sorglos sein kann./ Perdana gönnt es ihnen von Herzen.


    Bambangs vor Stolz geschwollene Brust entgeht Perdana nicht. /Er hat auch allen Grund dazu. Wenn ich bedenke das ich die Beiden erst gestern kennengelernt habe. Nur ein paar Worte und schon riskiert Gede sein Leben um mich zu retten. Hoffentlich hat er jemanden der auf ihn achtet. Wenn er so weiter macht, dann bringt ihm das noch arge Schwierigkeiten./


    Derart in Gedanken versunken schaut Perdana erst einmal verwundert auf, als Sondang aufspringt und verkündet, dass sie heute Fahnendienst hat. Als Bambang dann auch noch salutiert meint sie lachend. „Na dann los ihr Zwei. Räumt den Tisch ab und dann geht es los.“


    Während die Kinder den Tisch abräumen, stellt Perdana den Gasherd ab und kramt ein altes, ausgebleichtes Sweatshirt sowie ein Kopftuch hervor. Ihre beiden Burkas sind ja zur Zeit unbrauchbar und so muss sie sich schon etwas einfallen lassen, um ihr andersartiges Aussehen wenigstens ansatzweise zu verhüllen. Gekleidet in eine alte Bluejeans, ein ausgeblichenes ehemals blaues Sweatshirt im Batiklook, einem hellen Kopftuch und einer modernen Sonnenbrille schwingt sich Perdana auf ihr Bike, lässt die beiden Kids aufsitzen und braust los.


  • >Major Arianto hier. Es freut mich zu hören, dass Sie sich offenbar bester Gesundheit erfreuen. Also dann, berichten Sie<




    Li weiß genau, worauf der Major hier indirekt anspielt. Ohne die Intervention des Offiziers würden sie sich noch immer in einem blutigen und vermutlich verlustreichen Kampf mit den Japanern befinden. Und diese Gefahr kann jede Zeit zurückkehren, deshalb müssen die Blades liefern.
    Also lässt er das typisch javanische Omong Kosong und kommt gleich zur Sache.
    <<Ich möchte Sie über den Stand unserer ... Ermittlungen informieren. Bei der Suche nach den fanatischen Terroristen haben wir entdeckt, daß starke Magie im Spiel ist. Der Iman unserer örtlichen Moschee ist wohl zumindest zeitweise von einem mächtigen Geist besessen. Es gab dort einen kleinen Kampf mit anderen besessenen Menschen aber glücklicherweise ohne Tote. Einige verdächtige Personen haben wir dann zu einem Motel verfolg wo diese Terroristen dann durch die Ablenkung einer von ihnen plazierten Sprengfalle entkommen konnten. Aber auch diesmal konnten wir sie zu einem Treffen mit einem jungen Mädchen verfolgen welches sie in ihrem Auftrag als eine Art "Touristenführerin" zu einem abgelegenen Gebäude in der Nähe des Kanals führte. Dort versuchten sie das Mädchen zu töten, vermutlich um sie als Zeugin zu beseitigen. Dies konnten wir in einem harten Kampf verhindern wobei die beiden Männer leider getötet wurden. Wir haben aber ihre Komlinks gerettet. Ich hoffe Ihre Leute können damit den Weg der Terroristen durch den Sprawl rekonstruieren oder auch ihre Komverbindungen zurückverfolgen.
    Interessant ist in dem Zusammenhang das einige Stunden später ein magiebegabter Mann am Ort des letzten Kampfes auftauchte und das Mädchen betäubte nachdem er sie über uns ausfragen wollte. Das Mädchen hat uns eine gute Personenbeschreibung gegeben aber wir selbst haben ihn nicht gesehen.
    Auf jeden Fall haben wir hier erst mal nur die Möglichkeit weitere Moscheen magisch zu überwachen - wozu uns aber flächendeckend die Ressourcen fehlen, oder abzuwarten ob der Unbekannte seinerseits versucht uns aufzuspüren. Auf jeden Fall würde ich Ihnen gerne die Komlinks zusenden damit Sie schnell die Gerätespeicher auslesen können.>>

    Li hat während seines Berichtes auch alle Bild- und Kartenmaterialien mit den entsprechenden Orten dem Major gesendet und wartet nun gespannt auf dessen Antwort.

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -912-


    Major Arianto hört Li bei seinen Ausführungen aufmerksam und ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen zu. Erst als Li geendet hat, ist die Stimme des Majors wieder zu hören.


    >> Sie können mir die Kommlinks zukommen lassen. Ich schicke einen Kurier, wenn Sie mir Ihre Position nennen. Er wird die beiden Kommlinks in Empfang nehmen. Sobald die Analyse Ergebnisse erzielt hat, werde ich mich wieder melden. Als Erkennungszeichen wird der Mann folgenden Signalcode senden. <<

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    Perdana schwingt sich auf ihr Bike und lässt den Motor an. Sofort übernimmt die Gyrostabilisierung und hält die Maschine ruhig, so dass Sondang und Bambang bedenkenlos austseigen konnen. Der kraftfolle Moter der geländegängigen Maschine hat kein Problem damit, die Maschine mit den drei Leichtgewichten zügig zu beschleunigen. Wie gewoht geht ist im Slalom um die anderen Verkehrsteilnehmer vorhan. Wie jeden Morgen ist schon einiges los und Perdana muss oft mittels Hupe auf sich aufmerksam machen. Hier und da winkt sie jemandem den sie kennt oder schipft den ein oder anderen Verkehrsteilnehmer an, dass er gefälligst Platz machen soll. Im Großen und Ganzen kommt sie aber gut durch und bringt die beiden gerade noch rechtzeitig zur Schule. Bevor die Beiden davon eilen können gibt sie ihnen noch ein kleines Taschengeld für den Fall, dass sie nicht pünktlich zurück ist. Gute erzogen wie er nun einmal ist verabschiedet sich Bambang höflich von Perdana und Sondang wird von ihrer Schwester noch einmal gedrückt. Dann gehen die beiden Kinder zügig zum Schulgebäude herüber.


    Sobald Perdana sieht das Bambang und Sondang sicher auf dem Schulgelände angekommen sind, dreht sie mit ihrem Bike einen Halbkeis und braust davon. Sie hat immerhin noch einiges zu erledigen. Als erstes Gilt es eine gebrauchte Burka zu besorgen. Also geht es ab zu einem Laden von dem sie weiß, dass er second Hand ware verkauft. Dort kann sie mit etwas Glück und Verhandlungsgeschick für einen guten Preis eine fast neuwertige Burka erstehen und bekommt sogar noch ein passendes Paar Stoffhandschuhe dazu. Danach besorgt sie sich ein neues Medkit nebst passender Nachfüllpacks und einen ganzen Stapel Verbandsmaterial nebst Desinfektionsmittel. /Damit kann ich Gede bestimmt weiterhelfen./ denkt sie so bei sich. /Hoffentlich liegt der Kerl jetzt im Bett und erholt sich./ Immer wenn sie an den Ork denkt bekommt sie ein schlechtes Gewissen. Vom Ork ist es dann nur ein gedanklicher Katzensprung zu Spark und den Drachen. Je näher der Zeitpunkt ihres Treffens rückt, desto nervöser wird sie.


    Schließlich fährt sie noch zum Marktplatz um für die Kinder und sich ein paar Nahrungsmittel zu besorgen. Bambang und Sondang sind ja noch im Wachstum und es soll ihnen an nichts fehlen. Also versucht so gut wie möglich zu verhandeln, um aus ihrem Budget das Bestmögliche herauszuholen. Das schlendern über dem Markt in ihrer neuen und zum Glück hellen Burka lenkt sie dann etwas von dem bevorstehenden Treffen ab, so dass sie die Zeit fast aus den Augen verloren hat. Doch zum Glück hat sie sich einen Alarm gestellt und wird nun daran erinnert, dass sie sich beeilen muss, wenn sie pünktlich sein will. /Einen Drachen und einen Dukun warten zu lassen ist bestimmt keine gute Idee./ Und wieder drängelt sie sich durch die Straßen und Gassen. Doch dieses Mal ist der Verkehr dichter und sie kommt bei weitem nicht so gut voran wie sie will. Letzten Endes entscheidet sie sich dazu, gleich zum Treffpunkt zu fahren. Lieber etwas früher da sein, als zu spät. Eigentlich eine ganz untypische Einstellung, aber besser mal nichts riskieren.

  • -914-


    Scar kam in den Hauptraum und Rico folgte ihr. Man merkte, das in der kurzen Zeit was vorgefallen sien musste. Rico strahlte nicht mehr so wie sonst. Er war in sich gekehrt. Aber er sah gesünder aus.
    Scar hatte die Panzerjacke um den Arm geschlungen. Den sachwarzen Anhänger von Li hatte sie an den Gürtel gebunden.
    Sie zog die Jacke an und schloß kurz die Augen. Sie brauchte gerade die erxtra Konzentration. Ihr Kopf war so voller Gedanken.
    Dann wurde aus der verwaschenen antrazidfarbenen Jacke eine lila Jacke. Auf dem Rücken prangte in silber ein Tribal in Form eines Drachen. Der Reißverschluss, die Nähte waren ebenfalls silber. Nun passte die Jacke zu dem restlichen Outfit und dem Make-upo von Scar. So wie sie da stand war man sich nicht sicher, ob sie in die Disco wollte oder in einem billigen Actiontrid mitspielen. Wo es eher drauf ankam, das die weibliche Rolle gut aussah, als das die Kleidung zweckmäßig war.


    Als er wieder im Hauptraum stand, grinste er Scar an:
    "Na wie sieht's aus Silberne, wollen wir los?"


    "Häh? Äh ja gleich. Ich habe Li versprochen Verstärkung mit zu nehmen. Ich kann das Leben zweier seiner geschätzten Weggefährten ja nicht einfach für eine Münze aufs Spiel setzen." grinst sie ebenfalls.


    Ein leichter Windhauch geht durch den Raum. Die Luft riecht leicht nach Jasmin und man hört das glockenhelle Lachen von Sylvie. Kurze Zeit später erscheint sie selbst. Sie trägt ein weißen Rock der nur aus losen 5cm breiten Bändern zu bestehen scheint. sie sind an den Rändern ausgefranzt. Über ihrem weißem bauchfreiem Top trägt sie eine kurze Bolerojacke ebenfalls in weiß. Ihre grünen Augen strahlten. Eine silberne Kette hing von ihrer kleinen Stupsnase zum linken Ohr. Die rote unbändige Mähne hatte sie hoch gesteckt. So konnte man einen klaren Blick auf ihren schlanken Hals. An ihren Armen klimpern leise silberne Armbänder. An ihren nackten Füßen sind ebenfalls silberne Fußkettchen.


    "Hallo meine Schöne. Was möchtest du denn so früh am Morgen?" grinste sie. Sie wusste ganz genau, daß Scar eigentlich wenn möglich noch in den Federn lag.
    "Hallo Rico." grinst sie und streicht über seine pinken Cornrows. Dann schwebte sie zu Li rüber. und flüsterte ihn ins Ohr. "Du riechst nach Kismet. Ich gehe mal davon aus, daß ihr Spaß hattet."


    Dann wande sie sich wieder an den Rest. "Hallo Spark. So wie ihr da gerüstet seid geht es gleich los."


    Scar schaute zu Li. "Soll Sylvie hier bleiben als magische Unterstützung, oder soll ich sie mit nehmen? Sie ist nicht ganz einfach." grinst sie mit einem Seitenblick zu Sylvie.

    "Was soll das den heißen ich bin nicht einfach."
    empörte sie sich. "Ich versuche immer mit deinen Launen mit zu halten. Die bist schlimmer als die kleinen Windnymphen vom Glockensee. Deren Gefühlsschwankungen sind legendär, aber du topst die. Aber was soll ich hier? Du weist ganz genau, wenn ich nicht dabei bin bringst du dich nur wieder in Schwierigkeiten. Aber bitte. Ich kann gerne hier bleiben. Dann kann ich mit Li über dich reden."


    Ricos Mine verfinsterte sich. //Wenn jetzt schon der Geist die beiden zu einem Päärchen machte.// Am liebsten wäre er aus dem Raum gegangen. Scar sah die Änderung in Ricos Gesicht. Es war wie ein Stich.
    //Konnte Sylvie nicht mal ihre vorlaute Klappe halten?// dachte sie.


    "Was habe ich falsch gemacht?" fragte Sylvie erstaunt. Dann sah sie Ricos Miene. Sie flog zu ihm. Sie legt ihren zarten Arm um seine Schultern. "Hey Rico. Nimms nicht so schwer. So wie ich Scar kenne hat sie morgen schon wieder ganz andere im Kopf. Ihre Beziehungen halten selten Länger als eine Nacht. Und du hast Glück mit dir hat sie noch nicht geschlafen, also bist du noch interessant."
    Sylvie machte alles nur noch schlimmer.

    "Sylvie jetzt halt endlich mal die Klappe. Ich lasse dich hier. Du kannst hier Wachhund spielen. Li wird dir sagen was er von dir will.
    " schnauzte Scar Sylvie an.


    "Kommt ihr wir wollten gehen." Man konnte den Ärger spüren, den Scar gerade verspürrte. Sie ging Richtung Garage. Die Maschine heulte auf als sie sie mittels Fernsteuerung startete. Die Jacke stopfte sie brachial in eine der Taschen -Es war schon wieder viel zu warm für Rüstungen- und schwang sich auf ihr Bike. Sie jagte das Gas hoch. Am liebsten wäre sie jetzt gerade geflogen. Sie kochte innerlich. Sie wollte irgendwas klein schlagen. Sylvie hatte mit ihrem losen Mundwerk die ganze vertrackte Situation noch weiter verkompliziert.
    Sie fuhr aus der Werkstatt Richtung Kanal. Die Koordinaten hatte sie noch von gestern in ihrem Navilog.


    Rico folgte. Am Anfang hatte er sich gefreut mit Scar zu diesem Ort zu fahren. Jetzt war er froh, daß Spark mit kam. So würde die Situation nicht komplett unerträglich sein.

  • -915-


    Natürlich erreichen weder Perdana noch die Blades den Ort des Treffens um die vereinbarte Uhrzeit herum, aber das wäre - zumindest wenn man den alten Sitten folgt - einerseits auch nicht unbedingt höflich und andererseits aufgrund des chaotischen Verkehrs auch so gut wie unmöglich.


    Bereits jetzt ist die Hitze zu spüren. Sie hat ihren Zenit noch nicht ganz erreicht, ist aber auf dem besten Wege, Jakarta erneut in ihre Fänge zu bringen. Es wird ein heißer Tag werden, das wissen alle, die hier mehr als ein paar Tage verbracht haben. Auf den Straßen ist wie immer viel los. Ein Sammelsurium an Fahrzeugtypen schiebt sich über die Verkehrsadern des Sprawl, während Drohnen mit Wartungsaufgaben und dem Aufsammeln von Müll beschäftigt sind. All die vielen kleinen Dienstleister, die - größtenteils am System vorbei - entlang der Straßen ihre Dienste anbieten sind bereits auf den Beinen, um ihr Tagesgeschäft anlaufen zu lassen. Den Blades nähert sich allerdings niemand.


    Perdana hängt während der Fahrt ihren ganz eigenen Gedanken nach. Sondangs Schule ist nicht billig. Im Sprawl wird allen mit einer SIN registrierten Bürgern sowie einigen aus den verschiedenen Hilfsprogrammen nur der Besuch der Grundschule gezahlt; jeder Schüler, der - wie Sondang - danach die Mittelschule besuchen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Perdana weiß, dass sie das nächste Schulgeld nicht bezahlen kann. Hätte Rachmanto (bei dem kurzen Gedanken an den Mann durchfährt sie ein Zittern) sie komplett bezahlt, dann wäre das Schulgeld kein Problem gewesen, doch jetzt muss sie sich darauf verlassen, dass Satria ihr das Geld über den Verkauf des Bikes beschafft. Seine Nachricht klang zumindest nicht ganz aussichtslos. Das Bike sei je nach Art des Käufers recht viel wert, doch er könne ihr darauf keinen Vorschuss geben. Er würde sich umhören, ob jemand Interesse hat und ihr bei einem erfolgreichen Verkauf 80% des Verkaufspreises zukommen lassen. Das ist ein überaus faires Angebot, wie Perdana weiß, aber sie kennt auch Satria. Um einen Käufer zu finden, der möglichst viel zahlt, wird er möglicherweise länger warten, als Perdana es sich erlauben kann.


    Dann hat sie den Eingangsbereich des Viertels erreicht. Wenn sie sich anstrengt, kann sie von hier bereits den Fluss hören, obwohl der Verkehrslärm hinter ihr die Geräusche des strömenden Wassers noch größtenteils überdeckt. Ein paar Bettler, die aus den Schatten der Ruinen kommen, nähern sich ihr bereits, doch dann ist das Dröhnen anderer Motorräder zu hören, und als die armen Leute die herannahenden Blades entdecken, verschwinden sie wie die Ratten rasch wieder in ihren Löchern.


    Scar, Spark und Rico haben die Szenerie erreicht.