Der Shadowrunner, das unverstandene Wesen

  • Hallo Ladies und Gentlemen,
    dieses Mal widme ich mich einem komplexeren Thema. :roll:


    Dieser Thread hat drei Hauptthemen.


    1. Eure Definition des Shadowrunners
    2. Warum sind Abenteuer und Kampagnen so viel anders als die Beschreibung des Hintergrunds impliziert?
    3. Eure Tabus im Shadowrunspiel
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    Was ist ein Shadowrunner oder Runner für euch?


    Ist er ein Rebell, aber gegen was rebelliert er denn? Gegen die Konzerne? Warum arbeitet er dann in den meisten Fällen für sie? Und wenn er gegen sie arbeitet wäre er dann nicht ein Anarchist oder Öko-Terrorist? Was ja eindeutig namendlich etwas anderes als Shadowrunner ist.


    Ist er, wie so oft im Fluff erwähnt, ein Schwerverbrecher? Aber was ist eigentlich ein Schwerverbrecher, was macht ihn aus? Meine Definition von Schwerverbrecher ist jemand der mehrfach bewusst ein oder mehrere hochgradige Gesellschaftstabus gebrochen hat und dafür von der Gesellschaft geächtet wird (aber dazu später mehr).


    Oder ist es ein Spezialist? Aber für was? Und sind da nicht viele Spezialisten von Heute eigentlich auch Runner von Morgen? Ich denke da an militärische oder staatliche Spezialeinheiten (SWAT und GSG9 u.ä.) oder Spione im staatlichen Dienst wie auch im Wirtschaftlichen, Sicherheitsangestellte Spezialisten u.ä.
    Aber vom Fluff her existieren diese und andere Gruppierungen als solche noch und grenzen sich vom Runner ab, oder anders gesagt, sind meist die Opposition. Also was ist dann ein Runner?


    Das Argument man ist ein Gelöschter, ein SINloser ist ja schön und nett aber das sind die meisten der oben genannten auch, ob es jetzt der Konzernagent ist, oder das SWAT-Teammitglied beide arbeiten verdeckt teilweise sogar mit besseren Mitteln als sich das ein Spielercharakter je leisten könnte. Ich rede hier von Falschen Identitäten, einprogrammiert und abrufbar im Gehirn, Falschen Papieren für jeden Auftrag extra angefertigt, Falschen Biometrieanzeigen (von Genmasking bis falschen Fingerabdrücken und Retinamustern) und einem Training und Notfallplänen (wie eine Dosis Laés u.ä.) falls er doch mal geschnappt wird.
    Da sieht der allgemeine Runner doch irgendwie unorganisiert und Straßenpunk ähnlich aus. Also kommt Spezialist auch nicht wirklich hin.


    Also was ist der Shadowrunner dann?


    Er soll ja laut Fluff kein Held wie im klassischen Fantasysetting sein. Auch wenn das bei den meisten Abenteuern und Kampagnen doch irgendwie so scheint.


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    Was mich zum zweiten Themenkomplex bringt:


    Warum sind offizielle Abenteuer und Kampagnen so fantasylastig (damit ist eher das Heldentum als Magie und Mystic gemeint) und simple gestrickt? Warum sind die Runner immer die Guten, ethisch Korrekten (zumindest wenn man die Karmaverteilung ansieht)? Und warum gibt es keinen einzigen offiziellen Run wo man wirklich die dunkle Seite spürt und wirklich mal der Böse ist und nicht nur eine Schachfigur der anderen Bösen? Das Setting würde nämlich in meinen Augen, genau dieses wunderbar verkörpern können. Wird aber total vernachlässigt!


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    Und das bringt mich zum dritten Themenkomplex: Dem Tabu.
    Was ist in eueren Augen im Shadowrunspiel unerwünscht? Und hier ist mir das Wichtige die Begründung (das Warum).


    Gehen wir vom Fluff her soll Shadowrun in einer kaputten zweigesichtigen Welt spielen, wobei man meist nur die dunkel Seite (die Straße) kennen dürfte, Armut und gesellschaftliche Ächtung, sind hier das Setting in dem die meisten Runden anfänglich spielen und seine neuen Runner gesetzen.
    Doch was heißt Straße?


    Tabus: Es geht hier nicht nur um die Beschreibung und das Vorkommen im Spiel, sondern auch die Spielercharaktere als Täter.


    Gewalt
    wie unnötige Gewaltanwendung (statt zu diskutieren ein auf die Nase geben, unfaire Kampfvorteile ausnutzen, beispielsweise ein Tritt zwischen die Beine, das Eindrücken der Augäpfel, jemanden wahrlos zusammentreten der schön am Boden liegt und aufgegeben hat, u.ä.)
    Gewalt gegenüber körperlich Schwächeren (ob gegenüber einem Krüppel oder einem Kind, einer älteren Person, oder einfach einem hoffnungslos Unterlegenen)
    wie Mord (hierzu zählt Geplanter Mord, Massenmord oder auch Aktionen die wissendlich zum Mord führen)
    wie Folter (Körperliche wie auch Pychische, von schmerzhaften Befragungen über den Verlust von Körperteilen bis dem Vorspiel zum Mord)
    wie Vergewaltigung (siehe auch weiter unten)


    Sexuale Perversionen
    wie Prostitution
    wie Homosexualität
    wie Fetische (alles von Unterwasche sammeln bis Sado-Maso)
    wie Pedophilie
    wie Sodomie
    wie Snuff-Clips
    wie Necrophilie
    usw.


    Drogen Missbrauch
    wie Abhängigkeit und seine Folgen (damit ist nicht der Körperliche und Psychische Verfall gemeint, sondern eher die Dinge die ein Abhängiger tut um den nächsten Schuß zu bekommen)
    wie Drogenhandel (das Handeln mit Harten Drogen zieht meist Vieles mit sich. Folter, Mord, Prostitution/Sklaverei u.ä., gehören irgendwie dazu)


    Sonstiges
    Rassismus und die Folgen
    Jemanden seinem Freien Willen berauben, ob jetzt durch Magie, Technologie oder Drogen, er wird versklavt.
    Diebstahl und Raub (hier ist nicht der Robin Hood gemeint, sondern der Alltag, das heißt egal ob die Person reich oder arm ist, man beraubt ihn seines Eigentums, hier aber eher den Waisenkindern das letzte Brot wegschappen oder einen guten Freund bestehlen)
    ...


    Hier kann man noch sehr viel anhängen und eingliedern, aber das sollte erst Mal reichen.


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    Meine eigene Meinung und warum ich diesen Thread erstellt hab.
    Meine Runde und ich kommen aus einem schon sehr düsteren RPG-Bereich (haben jahrelang KULT und Call of Cthulhu gespielt), deshalb ist uns das integrieren und ausspielen von Tabus wichtig. Meiner Meinung nach sind die dunklen Seiten des Charakters meist die Interessanteren.
    Und wir spielen ja Rollenspiele um Dinge auszuprobieren (gedanklich durchzuspielen), eine Person darzustellen (zu sein), die man in der Realität (im Leben) nicht ist oder sein kann. Ob aus physischen, psychologischen, ethnischen, ethischen oder spirituellen Gründen ist hier unwichtig hier zählt die Vorstellungskraft. Ob ich jetzt einen Magier spiele (es gibt keine solche Magie in der Realität) oder eine gutaussehende Frau (ich bin ein Mann) oder ein Troll (es gibt keine Trolle) oder halt einen psychisch labilen Homocidle Maniac (ich kann selbst einer Fliege nichts zu Leide tun ohne Schuldgefühle zu haben) spiele ist im Grunde alles das Gleich.
    Der einzige Unterschied ist das Tabu was in der Runde existiert. Und da waren wir (meine Runde und ich) letztlich etwas überrascht, als wir an einem RPG-CON teilgenommen haben und eigentlich alle Shadowrun-Runden eher wie ein klassisches Fantasysetting vorkam. Alle Runner die wir gesehen oder mit denen wir gespielt haben, waren so tolle waschechte Helden, das uns schon fast die Galle hochkam, und kein Spielleiter hat unsere SC ohne viele Fragen akzeptiert.
    Deshalb frage ich mich halt spielen wir Shadowrun falsch? Oder ist die Spielerschaft grundsätzlich zu verweichlicht und zu ängstlich und denkt das jeder, das ist was er spielt?


    Das Setting redet in meinen Augen von einer Verwahrlosung der Menschheit. Menschen als Material, biologische Komponente, mit einem Wert. Der Gebrauch von Waffen oder körperlich verletzener Sicherheitsmaßnahmen ist ins Unermessliche gestiegen, Schwarzes IC, Selbstschußanlagen, bewaffnete Drohnen, Monodrahtzäune (ich weiß die sind unrentabel aber sie sind existent), oder gefährlichen Wachcrittern. Designerdrogen haben durch BTL und Genetik sowie durch die Magie ein neues Hoch. Die religiöse und ethnische Freiheit ist auf einem neuen Höhepunkt, was auch zur sexuellen Freiheit führt, durch BTL, Magie, Sexbots oder Bunraku-Fleischpuppen kann jeder seine Perversionen und Fantasien ausleben. Und das wird auch fleissig zelebriert. Warum dann noch künstlich ein Tabu aufrecht erhalten (nur weil es bei uns in der Realität gesellschaftliches Usus ist) ich meine viele Dinge nicht einen speziellen Punkt, deshalb will und kann ich hier auch kein einzelnes Beispiel nennen. Aber die Welt in SR lässt vieles wenn nicht gar alles zu (natürlich mit Folgen)! Warum sind dann die meisten Runden so realitätnah behaftet und engstirnig? Wo vor haben sie Angst? Sittenverfall durch Rollenspiel? (Okay ich gebe zu es wäre eine gute Schlagzeile, aber nicht wirklich eine Gefahr oder?) Wie gesagt wo ist der logische Grund warum ich einen Mörder spielen darf und keinen Sexualverbrecher nicht? Obwohl ersteres bei weitem schlimmer ist?
    Warum wird Sexualität mehr geächtet als Gewalt und warum auch im Rollenspiel also einem nicht realen Gedankenspiel? Oder warum ist der eine gut weil er von einer reichen Konzernfamilie was klaut und der andere böse weil er der Squatterfamilie ihr Hab und Gut wegnimmt?
    Die Schwarz und Weiß Sicht einiger SR-Spieler gehört einfach in eine andere Welt wo man einen Helden spielt und Jungfrauen aus Drachenfängen befreit.


    Sorry, das ich hier mal Dampf abgelassen hab, aber diese CON-Erfahrung war für uns erschreckend.
    Aber ich freu mich schon auf eure Antworten. :wink:



    Mr. White

  • Erstmal denke ich, wäre es cleverer gewesen, die Fragen in verschiedenen Themen anzusprechen anstatt ein großes zu machen, wo viel untergehen dürfte, aber schauen wir einfach mal.


    "Mr.White" schrieb:

    Was ist ein Shadowrunner oder Runner für euch?


    Ein Shadowrunner ist für mich ein Krimineller, der für höherstehende Kriminelle die Drecksarbeit macht. Natürlich wäre es möglich, bei Shadowrun auch nen Robin Hood zu spielen, aber der wäre kaum ein Shadowrunner, sondern eben was anderes. Der "Rebell" hat sich in den letzten Shadowrun-Editionen sehr stark verflüchtigt, obwohl man den sicherlich auch spielen könnte - allerdings wäre das dann entweder "nur" ein Shadowrunner mit Illusionen über seine Natur oder eben kein Shadowrunner (wenn er eben nicht für Konzerne, etc. arbeitet).


    "Mr.White" schrieb:

    Warum sind offizielle Abenteuer und Kampagnen so fantasylastig (damit ist eher das Heldentum als Magie und Mystic gemeint) und simple gestrickt? Warum sind die Runner immer die Guten, ethisch Korrekten (zumindest wenn man die Karmaverteilung ansieht)? Und warum gibt es keinen einzigen offiziellen Run wo man wirklich die dunkle Seite spürt und wirklich mal der Böse ist und nicht nur eine Schachfigur der anderen Bösen? Das Setting würde nämlich in meinen Augen, genau dieses wunderbar verkörpern können. Wird aber total vernachlässigt!


    Erstens sehe ich keinerlei Zusammenhang zwischen "Gesinnung" und Karma. Karma ist ein anderer Name für Erfahrungspunkte, keine moralische Wertung. Und zum anderen denke ich, dass viele Spieler halt einfach keine extrem bösen Leute spielen wollen. Kriminelle, ok, aber selbst da gibt es ne Grenze. Das bringt uns gleich zum nächsten Punkt....


    "Mr.White" schrieb:

    Und das bringt mich zum dritten Themenkomplex: Dem Tabu.
    Was ist in eueren Augen im Shadowrunspiel unerwünscht? Und hier ist mir das Wichtige die Begründung (das Warum).


    Es gibt Dinge, die ich in Shadowrun nicht dargestellt haben will, einfach weil ich spiele um Spaß zu haben und bestimmte Dinge da nicht drunter fallen. Psychopatische Spielercharaktere fallen da drunter, genauso wie extreme Darstellung von Folter o.ä. Das muß ich einfach nicht haben, nicht, weils mich real irgendwie betreffen würde, sondern weils mir halt nichts gibt. Alltags-Perversitäten sind mir egal (auch wenn ich nicht brauche, dass jemand nun seine sexuellen Ausschweifungen in allen Einzelheiten schildert), die Darstellung von Kinderschändung (insb. durch Spieler) halte ich hingegen für arg daneben. Rassismus ist wiederum völlig ok, genauso wie Drogen. Relativ zufällig die Dinge, die ich halt nicht brauche.


    Shadowrun als düstere Welt mit moralischem Verfall finde ich durchaus ok, aber, um mal ein Simpsons-Zitat zu verwursten: "Ich will Film-Düster, nicht Düster-Düster." An die reale Welt kommt Shadowrun in Bezug auf Düster eh nicht ran.

  • Was ist ein Shadowrunner?
    Ein Shadowrunner ist jemand, der von seinen Auftraggebern total verleugnet werden kann - "WAS? Wir haben keine Leute geschickt um eure Raffinierie in die Luft zu jagen. Frag mal bei Renraku nach, die machen sowas doch immer." - und bei seinen Taten durch kein Gesetz gebunden ist.
    Aber was er jetzt genau macht ist so weit gefasst, wie es auch richtige Jobs gibt. Ob man jetzt ein Team braucht, dass jemanden aus irgendeiner Lage befreit, etwas vernichtet, was auch immer es sein mag. Man findet die richtigen Runner.
    Und warum sie es machen? Naja, zum einen aus Hass auf einen bestimmten Konzern, um aus der Gosse zu kommen und nicht nur nen dreckiger Ganger zu sein sondern etwas besseres... ...wer nicht gut genug ist überlebt auch nicht lange. Geld ist meistens eine sehr gute Begründung. Zusammen mit der ungebundenheit die man als Runner besitzt. Keine Verpflichtungen abseits der angenommen Jobs, nur die Jobs machen, die man auch mag...


    Warum sind Abenteuer und Kampagnen so viel anders als die Beschreibung des Hintergrunds impliziert?
    Keine Ahnung, habe nie wirklich was von den offiziellen Kampagnen und Szenarien gespielt.


    Eure Tabus im Shadowrunspiel
    Wo mir schlecht wird wenn ich nur dran denke. Also hauptsächlich Kinder (in so ziemllich jedem Zusammenhang, egal ob Schändung, Mord, Drogenverkauf...) und sinnlose abartige Gewalt. Ich habe kein Problem damit, wenn ein Char jetzt Nachts durch die Stadt zieht und einfach so irgendwelche Leute umlegt. Aber das muss nun nicht ausgespielt oder ins Detail beschrieben werden. Folter fällt bedingt darunter. Es gibbt sinnlose Folter, also Folter aus Spaß an der Sache, die ichnicht brauche, aber auch Fälle wo man die Folter für die Informationsbeschaffung braucht. Und da ist es mir dann auch egal, ob man wem nach und nach den eigenen Körper essen lässt, Finger und Zehennägel raußreißt etc. Das Ziel rechtfertigt letztendlich jedes Mittel.
    Drogen und Rassismus: hab ich absolut 0 Probleme mit im Rollenspiel. Besonders Drogen sind da ein geniales Plotelement, wenn ein Char zum Junky verkommt und nur noch für den nächsten Schuss arbeitet.


    Was die Tabus angeht kommt es bei mir auch immer auf die Situation an, ob ich es tolerieren kann oder ob ich es nicht brauche.

    To understand the secret of recursion you first have to understand the secret of recursion.

  • Ein runner ist jemand, der quasi, halb, oder komplett illegale sachen tut um seinen lebensunterhalt zu finanzieren und der in keiner verbindung zu seinem auftraggeber steht. Weder offiziell, noch inoffiziell.


    Sind sie, weil uns das offizielle meistens zu fantasy lastig ist, ganz einfach . . wenn wir sowas spielen wollen, dann spielen wir gurps fantasy . .


    Tabus. Je nach Character, für mich eigentlich wenige . . wenn ich einen kompletten Psychopathen spiele, dann gibt es während der lebt keine tabus . . es sei denn, jemand anderes aus der gruppe legt ein veto ein und hält den character wie auch immer davon ab . .
    Das läuft dann schon mal auf Sätze wie diesen hinaus:
    "Ok, mal ganz unter uns . . du weisst, dass der reden wird, ich weiss, dass der reden wird, ER weiss, dass er reden wird . . sagen wir einfach, er gibt mir alle Informationen, die ich haben will, und ich sage dir NICHT, was ich mit ihm mache . ."

    Im Jare 2005 wurde SR4 erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen.

  • "Nekekami" schrieb:

    Das läuft dann schon mal auf Sätze wie diesen hinaus:
    "Ok, mal ganz unter uns . . du weisst, dass der reden wird, ich weiss, dass der reden wird, ER weiss, dass er reden wird . . sagen wir einfach, er gibt mir alle Informationen, die ich haben will, und ich sage dir NICHT, was ich mit ihm mache . ."


    Finde ich eine sehr schöne Lösung. Es ist klar, dass dein Char nichts schönes mit dem Gegenüber macht, aber es brauch nicht ausgeführt zu werden. Sicherlich nicht immer anwendbar, aber wie ich finde eine sehr schöne Lösung, falls da wer mit zuviel Gewissensbissen ist.

    To understand the secret of recursion you first have to understand the secret of recursion.

  • Was ein Shadowrunner ist?
    Zunächst mal ist er sicherlich ein gekaufter Krimineller. Ist das nicht erfüllt, geht er also nicht auf "Shadowruns" ist es wohl kein Runner. darüber hinaus kann er alles mögliche sein. Von Robin Hood über Ökoterrorist bis hin zu einem Idealisten.
    Es ist hilfreich wenn er ein Spezialist ist, das bringt bessere Aufträge.
    Ein Runner ist nicht per se SINlos.


    Warum offizielle Abenteuer oft Fantasylastig sind?
    Ich habe keine Ahnung. Es ist mir auch relativ egal. Ich habe der Erfahrung gemacht das Kaufabenteuer oft einfach schlecht sind, unabhänig vom System. In SR gibt es eine handvoll passabler das war es. In größere Zahl gute Kaufabenteuer habe ich nur bei Midgard und Trinity erlebt. Von daher stört es mich auch nicht wirklich, wir spielen eh meistens was eigenes.


    Tabus:
    Von Charakter zu Charaker unterschiedlich. Mein aktueller SR 4 Charakter hat eher wenig Tabus, die da wären:
    - Drogenmissbrauch, er braucht seinen Verstand und seine Sinne noch.
    - Vergewaltigung, man ist vielleicht ein Verbrecher, aber das heißt nicht das man verdammter Abschaum ist. Snuff Clips zählen mit in diese Kategorie.
    - Sinnlose Gewalt, sie bringt nichts. Wenn es aber Sinn macht hat er kein Problem damit zu foltern oder wehrlose zu erschießen, aber Gewalt darf nie Selbstzweck oder Zeitvertreib sein. Gewalt ist ein Mittel zur Erfüllung der Ziele/des Jobs.
    - Rassismus, aber nur in der Gestalt das er kein Rassist ist und Rassismus dämlich findet.


    Ja der Typ ist ziemlich hart drauf.

    Be professional, be polite.. but have a plan to kill everyone you meet.

  • Moi,Moin zusammen
    Mr. White
    Wenn das mit der Anmeldung nochmal passieren sollte,schick Papillon mal eine PM

    Ich hätte auch 3 Threads draus gemacht :)


    Okeeeehhh....
    Dieser Thread hat drei Hauptthemen.


    1. Eure Definition des Shadowrunners
    2. Warum sind Abenteuer und Kampagnen so viel anders als die Beschreibung des Hintergrunds impliziert?
    3. Eure Tabus im Shadowrunspiel


    Ad 1)
    Shadowrunner sind erstmal Offtopic Spielerchars,also spielt man das,worauf sich die Gruppe einigt.
    Ich spiele(werde spielen) in 3 Runden
    in Runde 1 spiele ich einen Troll Rechtsanwalt,der in mysteriöse Abenteuer reingerät,der einen Detektiv als Kumpel hat und Kriminalfälle löst.
    in Runde 2 hab Ich den typischen Runner,einen Combatbiker Ork der auf Runs geht und in Runde 3 spiele ich einen Fomori Special Ops für Heckler & Koch


    Ad 2 meine Abenteuer und Kampagnen sind gaaaar nicht so anders als es die Welt vorgiebt(das war in SR3 so,aber nicht in meinen SR4 Abenteuern


    Und warum gibt es keinen einzigen offiziellen Run wo man wirklich die dunkle Seite spürt und wirklich mal der Böse ist und nicht nur eine Schachfigur der anderen Bösen? Das Setting würde nämlich in meinen Augen, genau dieses wunderbar verkörpern können. Wird aber total vernachlässigt!
    Wirklich die dunkle Seite spüren ?
    Dann spiel München Noir
    und der Grund,warum es keine offizielle Abenteuer gibt wo man Menschenschnitzler und Kinderfresser spielen soll ist doch wohl ganz klar !Wenn es das offiziell geben würde,würden Eltern(zu Recht) auf die Barrikaden gehen.Hallo ?
    Irgendwo ist eine Grenze bei den Moralischen Werten und wenn eine Publikation anstiftet sowas zu durchbrechen ...(Ich weiß nicht,ist das schon in Straftatbestand? Anstiftng zum Verbrechen,oder so?)Ich meine SR ist ja schon mit der Grundeinstellung,das die Spieler keine Helden ,sondern Kriminelle spielen sollen(in den USA sind schon Spieler verhaftet worden,weil man Sie für Terroristen hielt) und was Erwachsene sich vorstellen und anschauen und Sein wollen ist deren Sache,aber SR wird auch von Jugendlichen etc gelesen und da gibt es (zu Recht) Gesetze zu deren Schutz.
    Wenn Deiner Meinung nach der Aspekt vernachlässigt wird,das Spieler böse Menschen,verkorkste Massenmörder oder ähnliches spielen sollen,nur zu,es ist dein Spiel,dein Spass,aber du kannst nicht verlangen,das sowas offiziell vorgeschlagen wird !


    Ad 3 Tabus
    Hmmm,Ich will jetzt nicht unbedingt meine Tabus aufzählen(sie liegen im normalen Rahmen)
    Ich spiele Chars ,die zwar auf der einen Seite anders sind als Ich ,aber auch einen Teil von Mir in sich haben
    Insofern haben alle Chars meine Tabus,die Grenzen verschieben sich bei jedem Char etwas.(der eine ist friedlicher als Ich ,der andere aggressiver,einer ist ein Wetworker,der andere ein Lügner,etc)
    Ausserdem spiele Ich soviele Chars in sovielen Runden das lässt sich nicht pauschalisieren,selbst wenn man es auf SR einschränkt


    Und da waren wir (meine Runde und ich) letztlich etwas überrascht, als wir an einem RPG-CON teilgenommen haben und eigentlich alle Shadowrun-Runden eher wie ein klassisches Fantasysetting vorkam. Alle Runner die wir gesehen oder mit denen wir gespielt haben, waren so tolle waschechte Helden, das uns schon fast die Galle hochkam, und kein Spielleiter hat unsere SC ohne viele Fragen akzeptiert.
    Da stellen sich mir mehrere Fragen
    1) wie oft wart Ihr auf Cons/wieviele SR Runden habt Ihr gespielt ?
    2) welche SR Edition ?
    3) vielleicht haben die anderen vorher DSA gespielt und haben dieses "Spielverhalten" auf SR übertragen
    4) hats vielleicht an euch gelegen ? Sind die anderen Spieler zu weich oder seid Ihr....?


    mit dreifachem Tanz
    Medizinmann

  • "Mr.White" schrieb:


    1. Eure Definition des Shadowrunners


    Ein Typ, der am Rande der Gesellschaft lebt, ständig in gefahr, von seiner Vergangenheit, Feinden, whatever eingeholt zu werden. Er erledigt schwere jobs, wo professionalität und diskretion gefragt ist. Meistens hat er eine kriminelle vorgeschichte, oder hat etwas getan (oder wird dafür beschuldigt, etwas getan zu haben), was ihn dazu gezwungen hat in den Schatten zu gehen.


    "Mr.White" schrieb:


    2. Warum sind Abenteuer und Kampagnen so viel anders als die Beschreibung des Hintergrunds impliziert?


    Also ich spiele selten Kampangen, desshalb kann ich zu offiziellen sachen nichts sagen. Aber als SL weis ich, das Hooding bei meinen Spielern besser ankommt, als total psychopatische Kriminelle zu spielen.


    "Mr.White" schrieb:

    3. Eure Tabus im Shadowrunspiel


    viele, die ich auch im realen leben habe.

  • 1. Shadowrunner sind Kunstfiguren um ROLLENSPIELERN die Möglichkeit zu geben coole Abenteuer in einer "Abenteuerergruppe" zu erleben. So wie man es aus unzähligen Filmen, Comics, Büchern kennt.
    Jeder hat eine einzigartige Persönlichkeit und Spezialkräfte.
    Ob die Existenz einer riesigen Runnerpopulation irgendwie logisch ist, ist für das SPIEL nicht relevant.


    2. Fantasylastig ... das waren die offiziellen Abenteuer der ersten Editionen in der Tat. Auch was heldenhaftes Verhalten angeht. Hat sich aber in zwischen geändert z.B. in Ghost Cartells.
    Was auf CONs gespielt wird ... ich hatte nur 2 mal SR-Con-erfahrung und das hat mit gereicht :roll:


    3. Tabus


    Da ist jede Gruppe anders. Ich spiele z.B. gerne Chars aus dem Drogen/Rotlichtmilieu aber genauso gerne "nette" Charaktere. Je nach Hintergrund.
    Tabu ist für mich ehr wenn ein SPIELER die Gruppe mit seinem Streben nach Macht nervt.

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • Also ein Shadowrunner ist eine angeheuerte Kraft, welche nicht dem Auftraggeber zugeortnet werden kann, da er meist nichtmal selber weiss wer ihn angeheuert hat. Was der Runner dann macht bleibt ihm überlassen. Er wird meist für Jobs recrutiert, welche verwerflich, Illegal oder ansehensschädigend sind. Was auch der Grund ist, warum der Auftraggeber nicht will das es ihm zugeschoben werden kann.
    Der Auftrag kann lauten:
    - töte den.
    - entführe den.
    - zerstöre das.
    - klaue das.
    - verursache möglichst viele Opfer.
    Was ein Runner davon annimmt, ist seiner persönlichen Moral überlassen.


    Kaufabenteuer müssen den geltenden Gesetzen und Moralvorstellungen (Beides RL) entsprechen, so dass sie auch Minderjährige lesen können, und keine rechtlichen klagen beim Verlag eingehen. Daher die "Zensur".


    Moral.... jaaa das leidige Thema.
    Wurde schon viel diskutiert in diesem Tread hier:
    http://www.sr-nexus.de/bb/unte…giern-sr-4-t4931-s60.html
    Etwa ab Seite 5.


    Meine Meinung kurz zusammengefasst:
    Man kann vieles spielen, solange es ALLEN Spass macht.
    Man kann gerne schwule spielen. Man kann gerne drogensüchtige spielen. Man kann gerne Mörder spielen.
    Allerdings kommt es auf die Spielweise an!!!
    Wenn man eine Schwulen spielt, der bspw. auf Kaviarspiele steht, und jeden Spielabend der Gruppe haarklein beschreibt, wie das aussieht und "2girls1cup" abspielt, dann geht das nicht.
    Wenn er an dieser haarkleinen Beschreibung spass hat und das über Jahre jede Woche, und alle anderen am Tisch würgereflexe bekommen, hat das meiner Meinung nach NICHTS mit Shadowrun und/oder Spielspass zu tun.
    Ebenso der Folterer. Wenn der Spass daran hat, allen haarklein zu beschreiben, wie er das Opfer nun foltert, hat das nichts mit Spass zu tun. Wenn er allerdings nur sagt: "Ich folter den jetzt zu Tode, was verrät er denn auf dem langen Weg dahin noch schönes" ist das durchaus akzeptabel.
    Man sieht das sehr schön bei der Serie "Dexter". Dexter ist ein Serienmörder. Dexter zu spielen wie er in der Serie ist ist vollkommen OK. Aber auch in der Serie wird immer nur gezeigt, wie er die Blutprobe von der Wange nimmt und dann nur noch wie sich die Blutlachen ausbreiten. Und eben das meine ich.


    Solange alle am Spieltisch spass daran haben sich sowas vorstellen zu können/müssen, bzw sich nicht zu angewiedert fühlen ist es OK. Generell zu sagen, was tabu ist geht nicht und hängt von der Gruppe ab.


    Beispiel 1:
    Gruppe aus 3 Frauen und 2 Männern. Eine der Frauen wurde in RL vor 4 Wochen vergewaltigt.
    Einer der Männer findet es lustig mal einen Vergewaltiger zu spielen und beschreibt schön genau und äusserst anschaulich wie er das so macht und was er empfindet.......
    Ist das moralisch vertretbar? In der Situation sicher nicht!!
    Besteht die Gruppe allerdings aus 5 pupertierenden pazifistischen Jungen kann sowas noch akzeptiert werden. Wobei ich mit Freud etwas vertraut bin und mir dann als Elternteil durchaus sorgen machen würde, wenn ich diese Spielrunde sehen würde.


    Beispiel 2:
    Einer der Gruppe hat totalen Spass daran "Splatterfilme" zu sehen und sein Char ist ähnlich angehaucht. Er mordet gerne und häufig und saut auch in allen Einzelheiten mit dem Blut und den Innereien rum. Er präpariert Bomben in Einkaufszentren extra mit Nägeln und kleinen rosa herzförmigen Stahlkugeln, weil die zerfetzten Opfer danach noch nett "Garniert" sind. Natürlich beschreibt er das alles als "guter Rollenspieler"(TM) ganz genau, seine Motivation und Ansichten. Und das Glücksgefühl wenn die Leichenteile besonders weit geflogen sind.
    Leider ist in der Gruppe auch ein Spieler, dessen Mutter von einer solchen Bombe zerfetzt wurde.
    Oder vielleicht auch nur jemand der an Gewaltverherlichung keinerlei Spass erkennen/empfinden kann.


    Wie gesagt: Was moralisch vertretbar ist, hängt sehr von der Gruppe ab. Es muss nichtmal ein persönlich Betroffener dabei sein. Es reicht schon, wenn irgendwer keinen Spass an solchen Beschreibungen hat. Ob hören oder erzählen ist dabei egal.
    Und diesen dann als "Weichei" zu beschimpfen ist imhO das allerschlimmste. Denn das zeugt dann davon, wie wenig Einfühlungsvermögen die "Schimpfer" noch haben. Sie wollen einen moralisch kaputten spielen, bekommen aber am Spieltisch den halbwegs einfühlsamen nicht mehr hin.


    Naja... my 5 Cent. Moral im Rollenspiel ist ein absolutes Reizthema für mich, da ich schon auf vielen Cons war, 3 dauerhafte Rollenspielrunden die Woche habe, und auch Promo-SL war. Da habe ich vieles erlebt, wo ich nur den Kopfschütteln kann. Jetzt nicht auf das "In Game" bezogen, sondern darauf, dass die wenigsten dieser Spieler mitbekommen haben, was gleichzeitig am Spieltisch in der realen Welt passiert. Einieg der anderen sind dann teilweise wortlos aufgestanen und gegangen. Und der Spieler mit dem "kranken Char" hat nur verdutzt geguckt und nicht mitbekommen was er da gerade getan hat. Ich will NICHT behaupten, dass diese Spieler den Unterschied zwischen Spielgeschehen und Realität nicht kennen/begreifen. Sie sind nur so auf das ausleben dieser Phantasien fixiert, dass sie das reale Leben und die Menschen um sie rum vergessen. Und auch das siese das Beschreibene/Vorgestellte anders aufnehmen. (Was Freud zu solchen Phantasien sagt, lasse ich mal aussen vor.)


    Sprich: Fernsehmoral von 20.15 Uhr Filmen ist ok. (Genau diese Überlegungen machen sich nämlich auch die Fernsehmacher). Alles andere sollte vorher mit der GANZEN Gruppe abgeklärt werden! UND ein bestimmter Rahmen festgelegt werden.


    Im meinen Runden ist ersterer Rahmen noch vertretbar. Letzterer NICHT!


    MfG SirDrow

    Albert Einstein: "Es gibt zwei Dinge die unendlich sind: Das Universum und die Dummheit der Menschen. Aber beim Universum bin ich mir nicht so sicher.

  • Zuerst mal:
    @ Mr. White:
    Ihr spielt definitiv nicht "falsches SR". Wenn es für Euch passt, dann ist das Ok.


    @ all:
    Warum man gerade auf Cons, wo man einen Großteil der Mitspieler nicht kennt, mit Moral vorsichtig sein muss solle völlig klar sein. Wenn nicht, dann sollte man sich ernsthaft Gedanken machen. Immerhin gibt es auf Cons Leute, die selbst Opfer von z.B. Vergewaltigung oder Missbrauch geworden sind.


    Was für mich ein Shadowrunner ist?
    Jemand, der für Geld Verbrechen begeht.


    Warum SR so Fanatsylastig ist?
    Keine Ahnung und diese Teile finde ich auch nicht besonders gut.


    Wie es mit Moral aussieht?
    Am Spieltisch ist es mir erstmal wichtig, keinen der Spieler zu verprellen.
    Was die Charakter tun, hängt von denen ab. Einmal hat einer meiner Charaktere sogar die ganze Gruppe verkauft (nicht, dass ich in der Runde dann noch gelitten war, aber das war mir zu dem Zeitpunkt dann auch egal). Mord? Ich spiele geren Scharfschützen. Diebstahl? Für die meißten meiner Charaktere kommt eigenes Leben vor Moral. Nur ein Waisenhaus zu überfallen ist blöd, denn häufig werden die von irgendwelchen Organisationen mit Reichweite in die Schatten geschützt. Organhandel? Je nach Charakter ein No-Go bis zum tollen Nebenverdienst. Und so weiter.

    Da sieht man nun die Trümmer rauchen, der Rest war nicht mehr zu gebrauchen. (Wilhelm Busch)

  • 1. Definition des Shadowrunner (meine)
    Der Runner ist ein nicht permanent engagierter verleugnenbarer Aktivposten für verschiedenste Unternehmungen, deren Inhalt dem meist anonymen Auftraggeber aus verschiedenen Gründen (Legalität, Ansehen,...) nicht zugeordnet werden sollen und/oder deren Inhalt die Möglichkeiten der anderweitigen Aktivposten des Auftraggebers übersteigt.


    2. Unterschiede zwischen Kampagnen und allg. Hintergrund.
    ich Spiele keine offiziellen Abenteuer. Kann mir aber trotzdem folgende Gründe vorstellen
    -der Hintergrund ist allgemein (und damit auch vielerlei Erwartungshaltung gegenüber offen), Abenteuer sind spezifisch (und damit oft nicht nahe der Erwartungshaltung).
    -zu viele Köche (aka Authoren) verderben den Brei


    3. Meine Tabus
    Alles, was in der jeweiligen Spielergruppe den Spass stört und was IP nicht dem gewünschten Spielstil entspricht.
    Das bedeutet, dass ich durchaus (theoretisch) einen kannibalistischen satanistischen Kinderschänder spielen würde, wenn ich absolut sicher wäre, dass das nicht den Spass der anderen Spieler oder das IP-Spiel stören würde. Ach ja, natürlich müsste noch irgend was dafür sorgen, dass mir selbst dieses (Teil)konzept sinnvoll und spassig erscheint (bislang sehe ich es noch net).

    "As the sagest of sages have said: Not attempt to male-bovine defecate unto a male-bovine defecator!"
    -the fusion-phallused violator of worlds
    "Oil the squids, I'm going in!"
    -the dreaded captain Fang

  • Sehr gute Beiträge bisher. =D>
    Besonders Medizinmann hat schon vieles gesagt, das ich ähnlich sehe.


    ad 1.) Shadowrunner ist für mich mehr eine outtime-Bezeichnung als ein ingame-Begriff. Shadowrunner sind die SCs, Leute die als "Freiberufler" sensible Aufträge für Dritte erledigen. Bei der Art dieser Aufträge wird jede Gruppe andere Schwerpunkte setzen.


    Das prägt dann auch meine Einstellung bzgl des Themas "Spielweise": Meine Vorstellung von "gutem"* SR-Spiel ist der möglichst gute (=intelligente und charaktergemäße) Umgang mit den Herausforderungen des Szenarios, also idR dem aktuellen Auftrag.


    *"Gut" im Sinne von "so macht mir das Spiel Spaß"


    ad 2.) & 3.) Hier fasse ich die zwei Punkte zusammen, weil ich hier mit derselben Motivation herangehe: SR und Rollenspiele allgemein sind für mich Unterhaltung, kein dubioses pseudopsychologisierendes Selbsterfahrungsvehikel. Irians Bezeichnung "Film-düster" trifft das recht gut. Meine Settinginterpretation ist eher "halbdunkel", sozusagen "future imperfect" anstatt "sä darkkestt Dysternyss!!!11!1!einself", weil ich der Meinung bin, daß unsere Realwelt schon genug dunkle Seiten hat und eine leichte Betonung derselben für den Zweck des Spiels häufig völlig ausreicht.


    Dem entspricht dann auch meine Einstellung zu Tabus: Tabu ist für mich bei SR das, was die Freude der Gruppe am Spiel stört. Da wird jede Gruppe wieder ihre eigene Abstufung haben. Ich persönlich sehe es nicht als meine Aufgabe als SL, die Ekelschwelle und seelische Belastbarkeit meiner Mitspieler zu erproben. SirDrow hat das schon sehr gut ausgedrückt.


    Die Unterhaltung bringt mich dann auch zum Motiv des Eskapismus: Meine Charaktere (aller Systeme) haben iA einige Eigenschaften die ich entweder teile oder gerne hätte, wobei das lange nicht die Gesamtheit ihrer Eigenschaften betreffen muß. Das beeinflußt dementsprechend meine Einstellung zum Thema "böse SCs": ich finde weder "teh evil"-chaotic stupid-Charaktere noch Soziopathen interessant. Ein Schurke à la Le Chiffre aus Casino Royale könnte für mich interessant sein (hier würden mich zB Eigenschaften wie Planungsfähigkeit und überzogenes Erfolgsstreben reizen), der "Kettensägenkannibale von Redmond" ist es nicht.

  • "Stonewall" schrieb:


    Besonders Medizinmann hat schon vieles gesagt, das ich ähnlich sehe.


    Du läßt auch Hobbits zu, in deinen SR-Nahen Abenteuern?

    Be polite, be professional, but have a plan to kill everybody you meet
    - J.N.M. -

  • "Cajun" schrieb:


    Du läßt auch Hobbits zu, in deinen SR-Nahen Abenteuern?


    Witzbold. Ich bezog mich auf seinen Beitrag in diesem Thread. Aber er sagt auch sonst einiges, nicht alles, das ich ähnlich sehe. Seine Hobbits gehören nicht unbedingt dazu.

  • Mal ganz abgesehen von den Hobbits


    1. Eure Definition des Shadowrunners


    Unter Schattenläufer versteht man Kriminelle, die sich durch von ihnen unbekannten Personen anwerben lassen, um in kurzen Projekten mehr oder minder legale Tätigkeiten durchzuführen. Hierbei ist nicht nur ihr Auftraggeber im dunkeln, sondern es lässt sich ebenfalls keinerlei Verbindung von den Schattenläufern zu ihnen ziehen.


    Hierbei spielt es keinerlei Rolle, ob die Schattenläufer Profis sind, Terroristen oder Rebellen irgendeiner Coleur, SIN-lose Straßenschläger mit mehr oder minder großen Fähigkeiten und Erfahrung oder alternde, abgebrannte Junkies, die nichts andere können und die Kohle nötig haben. Ebenso nebensächlich ist es, ob sie Teil der Gesellschaft oder eher Aussenseiter sind. Sie können einflußreiche Mitglieder einer Straßengang sein, selber noch (mehr oder weniger) geregelten Tätigkeiten nachgehen, durchaus auch voll in der Gesellschaft integriert sein, oder hoffnungslose Aussenseiter, die ausschließlich durch ihre kriminellen Fähigkeiten und besagte Schattenläufe leben und ausserhalb dieser Schatten-Subgesellschaft keinerlei nennenswerte soziale Kontakte haben. Meine Charaktere, und die in unserer Runde, bewegen sich in dem gesamten beschriebenen Spektrum. Das wichtigste und ausschließendste Kriterium ist ihre Bereitschaft und Tätigkeit in der Auftragskriminalität für unbekannte Auftraggeber - ob die betreffenden Charaktere sich selbst so bezeichnen oder nicht ist ebenso unwichtig.



    2. Warum sind Abenteuer und Kampagnen so viel anders als die Beschreibung des Hintergrunds impliziert?


    Auch wenn München Noir eine sehr geniale Kampagne ist imho, und sie weder stark Fantasylastig oder übertrieben in Richtung Weltrettung o.ä. geht, ist der Hauptopponent hier jedoch eindeutig ein "Böser" auch in den Augen der regulären Bevölkerung. Ähnlich bei der SOX-Kampagne, wo nicht Konzernler o.ä. der Hauptantagonist ist, sondern die Runner sogar in Augen der Gesellschaft "eine gute Sache" tun.


    Das widerspricht imho tatsächlich irgendwo dem Setting - Runner sind imho keine Kirminelle, die angeheuert werden, um mit illegalen Operationen Übeltäter, Terroristen oder andere Gemeingefährliche Gruppierung behindern sollen. Sie sind mittlerweile ein z.B. im internationalen Geschäftsgebahren durchaus übliches Mittel, das Geschäft und die Prozesse von Mitbewerbern zu sabotieren oder zu sabotieren. "Weltrettungsplots" sind imho kein Tätigkeitsgebiet von Runnern - dafür haben die aktiven Mächte genug eigene Kapazitäten in der Richtung, z.B. besagte SWAT-Teams o.ä.


    Die Eingangsfrage deute ich jedoch in die Richtung, warum Runner nicht selber Haupt-Antagonisten im Plot sind. Hier muß ich sagen, das hierzu die Möglichkeiten umd Motivationen von Runnern meiner Definition nach meistens im Wege stehen. Ein Runner ist als Auftragskrimineller normalerweise daran interessiert, mit dem ihn zur Verfügung stehenden Mitteln und Connections möglichst viel Profit zu machen, jedoch als klassische "Söldner" - Handlanger und Schachfiguren anderer eben. Das Schachfigurenmäßige gehört in meinen Augen mehr als nur zum Klischee des Schattenläufers - natürlich können Runner, die etwas erfahrener/besser sind, auch mal auf eigene Faust Runs unternehmen - jedoch werden sie das Gestohlene wohl wieder weiterverkaufen, womit sie wieder zum Handlanger des Käufers werden etc. Und selbst wenn - eine offizielle Kampange, die vorschreibt, wie genau die SC's Eigeninitiative entwickeln, halte ich a) für schwierig (Eigeninitiative in einen Plot zu steuern ist endweder akute Improvisation oder, falls vorbereitet, Railroading) und b) für unnötig - das Setting ist halt normalerweise ein anderes. Aber @ Mr. White: wenn ich da was falsch verstanden habe, bin ich für ne Korrektur, oder besser, eine Beispiel-Kampagne sehr dankbar, die genauer zeigt, wie du das gemeint hast.


    3. Eure Tabus im Shadowrunspiel


    SirDrow hat das sehr gut beschrieben finde ich. Auch wenn meine Tabus in SR schon deutlich weiter gehen wie in RL, und einige mehr oder minder dreckige Szenen auch mal angespielt werden können, gibt es nunmal Sachen, die man detailreicher nicht ausführen oder ausspielen sollte. Es hängt immer von den Leuten ab, die man mit am Tisch sitzen hat, gerade auf Cons, wo man die Leute nicht kennt, sollte man äußerst vorsichtig sein, um niemanden unangenehm auf die Füße zu treten. Hin und wieder stelle ich Gefechte etwas detaillierter dar, anstatt nur drüberweg zu gehen, das da jemand umfällt. Das dient dazu, den Spielern zu zeigen, was sie da gerade anstellen, damit sie selber sehen, was sie für einen Film dort fahren. Allerdings kenne ich die Leute in der Runde bereits schon länger.


    In unserer Runde weiß ich z.B., das manche bestimmte Sachen dort gar nicht gehen (Gottseidank), wenn die jemand bringen würde, wäre die Session quasi binnen Sekunden beendet. Ich habe dort mal ein Experiment gewagt und die Runner darauf angesetzt, ein paar 18-jährige Schüler kurz vorm Schuljahresende über Nacht abzufangen. Während des Abenteuers kam raus, das diese am nächsten Tag einen Amoklauf planten. Ich denke, das war ein Run, bei dem wirklich niemand ein Problem damit hatte, das die Runner hier als "Good Guys" erfolgreich waren. So einen Run z.B. mit Leuten zu spielen, die ich gar nicht kenne, könnte recht schnell zu nem ziemlichen Aufstand führen. Wie SirDrow sehr passend gezeigt hatte, gibt es verschiedene Möglichkeiten, solche Sachen anzuspielen. Da jetzt bis ins letzte blutige Detail einzusteigen, ist nunmal eine Schockwirkung, die ich eigentlich niemanden zumuten möchte.

    Alle meine Postings (Fragen & Hinweise) beziehen sich im Normalfall immer auf Shadowrun 4.

    "Irian" schrieb:

    "Nur weil du auch Shadowrun spielst, spielen wir noch lange nicht das gleiche Spiel!"

  • Zum Thema Tabus:
    Ich würde Homosexualität nicht grade als sexuelle Perversion bezeichnen. Wir hatten mal einen schwulen Spieler in der Gruppe. Homosexuelle Charaktere gabs bei uns noch nicht, aber damit hätte ich kein Problem.


    Absolutes Tabu sind für mich Vergewaltigungen. Spätestens seit ich im RL Leute kenne die das durchmachen mussten. Mag sein, dass manche Leute/Gruppen Spaß daran haben, psychopatische, sexsüchtige Kindervergewaltiger zu spielen. Ich hingegen könnte bei sowas kotzen und kann es auch nicht nachvollziehen, wie man daran Spaß haben kann. Und um Spaß geht es ja letzten Endes bei Rollenspielen.


    Oft hört man in dem Kontext ja Argumente wie: "Man spielt ja auch Massenmörder, was soll an Vergewaltigung jetzt so viel schlimmer sein?"
    Aber der Vergleich hinkt meiner Meinung nach an einigen Stellen.
    Gewalt gehört einfach zu SR und es gibt unzählige Sitauationen, in denen es Sinn macht, Gewalt anzuwenden. Meine Cars bringen Leute auch nicht einfach so aus Spaß um, sondern nur wenn es sein muss bzw. wenn es der einfachste Weg ist :wink: Aber Situationen in denen es "Sinn" macht, jemanden zu vergewaltigen kann ich mir nur schwer vorstellen.
    Ich hab ja auch Spaß an Aktionfilmen, in denen unzählige Menschen erschossen werden, aber Filme, in denen Kinder vergewaltigt werden, muss ich nicht gesehen haben.

  • "Mimik" schrieb:

    Absolutes Tabu sind für mich Vergewaltigungen. Spätestens seit ich im RL Leute kenne die das durchmachen mussten. Mag sein, dass manche Leute/Gruppen Spaß daran haben, psychopatische, sexsüchtige Kindervergewaltiger zu spielen. Ich hingegen könnte bei sowas kotzen und kann es auch nicht nachvollziehen, wie man daran Spaß haben kann. Und um Spaß geht es ja letzten Endes bei Rollenspielen.


    Oft hört man in dem Kontext ja Argumente wie: "Man spielt ja auch Massenmörder, was soll an Vergewaltigung jetzt so viel schlimmer sein?"
    Aber der Vergleich hinkt meiner Meinung nach an einigen Stellen.
    Gewalt gehört einfach zu SR und es gibt unzählige Sitauationen, in denen es Sinn macht, Gewalt anzuwenden. Meine Cars bringen Leute auch nicht einfach so aus Spaß um, sondern nur wenn es sein muss bzw. wenn es der einfachste Weg ist :wink: Aber Situationen in denen es "Sinn" macht, jemanden zu vergewaltigen kann ich mir nur schwer vorstellen.
    Ich hab ja auch Spaß an Aktionfilmen, in denen unzählige Menschen erschossen werden, aber Filme, in denen Kinder vergewaltigt werden, muss ich nicht gesehen haben.


    Wenn du es genau nimmst, ist eine Vergewaltigung auch 'nur' eine Gewalttat, wie das erschießen einiger Wachmänner oder das Abfackeln eines vollbesetzten Weisenhauses. Es werden ein oder mehrere Leben nachhaltig behindert oder gar zerstört.
    Das soll jetzt nicht heißen, dass ich irgendwas davon gutheißen kann, aber im Grunde läuft es halt auf die Tatsache raus, das Existenzen vernichtet werden

    To understand the secret of recursion you first have to understand the secret of recursion.

  • Meine Chars tun Dinge, die Sinn machen, oder die ihnen Spaß machen. Auf Vergewaltigung trifft keins von beidem zu. Auf das Abfackeln eines vollbesetzten Weisenhauses übrigens auch nicht.