Der Shadowrunner, das unverstandene Wesen

  • Nein, das kann man nicht vergleichen.


    Tabus bei unserer Spielgruppe...naja, meine Gruppe besteht praktisch nur aus Splatterfans, also dürfte Gewaltdarstellung nicht das Problem sein. Allerdings würde ich mir bei so einem Psychopathen-SC durchaus an den Kopf packen. Mag sein, dass ich verweichlicht bin, weil ich aus der DSA-Ecke komme, aber die RICHTIG saumäßigen Sachen mag ich lieber bei den "bad guys" sehen als bei den Runnern.
    Klar, wenn ein Spieler jemanden mit Drogenproblemen, dem Hang zu Ausrastern oder ähnliches Spielen will, nix dagegen. Aber die erwähnten Dinge (wie z.B. wenn Kinder involviert sind) wären mir bei einem SC zu extrem.

  • Okay ihr habt viel geschrieben einiges ist auch sehr gut anderes sehe ich wieder als engstirnig und verweichlicht an. Das ist aber auch kein Problem, ich wollte halt mal die Allgemeinheit befragen.


    Noch mal zu meiner eigenen Runde und unserem Spielstil:
    Wir sind alles Erwachsene im Alter zwischen 23 und 28 Jahren, und spielen schon seit Jahren miteinander, wie eingangs gesagt kommen wir aber von KULT (einem Rollenspiel das sehr düster ist und ab eine Freigabe ab 16. erhalten hat) und Call of Cthulhu (dem Rollenspiel was Wahnsinn als Charakterziel hat). Unter meinen Mitspielern sind 2 gelernt Schauspieler (Theater und Film) und ein Autor der gerne Horrorgeschichten schreibt. Das heißt wir (meine Runde und ich) sind an den Tiefen der menschlichen Seele interessiert und erforscht sie gerne.
    Beide voran gegangenen RPGs sind sehr Storyteller lastig und arbeitet mit detailierten Beschreibungen von Gewalt, Horror und Wahnsinn. Aber wie gesagt der echte Horror ist in der Realität zu finden. Und das ist es eben, je detailierter die Charaktere den realen Horror widerspiegeln, um so spannender wird das Spiel. Spannung ist die Quintessenz eines Guten Abenteuers, zumindest ist das meine Meinung.
    Nun, warum Shadowrun und nicht irgendein anderes Spiel? Diese Frage stell ich mir seit dem CON leider echt häufiger.
    Ich versuche es zu definieren: Shadowrun spielt für mich in einem sehr interessanten Setting, einerseits die cyberpunkige Paarung von Hightech-Utopie und unmenschlicher allgegenwärtiger Konzernkontrolle, die die Macht der Regierungen strukturiert, wie es der Wirtschaft passt. Eben der Mensch als Rohstoff und Konsument. Die gesellschaftliche Schere ist gesetzlich abgesichert. Die Reichen werden reicher, mächtiger, schöner und klüger, und die Armen müssen sehen wie sie überleben. Das gemischt mit Fantasy-Aspekten, die aber anders sind als im Klassischen Fantasy, was das heißt? Das Schwarz und Weiß ist bei Shadowrun ein Grau bis Weiß wird zu Schwarz und umgekehrt. (Ein Paar Beispiele: Orks sind in den meisten andern RPGs die Bösen, in SR sind sie die armen Schweine! Diese Mutation der Menschheit, die ungebildeten oder dumm, hässlichen, aber stärker und zäher als der normale Mensch lebt sein kurzes Leben, im Schatten der Gesellschaft und vereint in sich alle Faktoren des Rassismus und ist praktisch das perfekte Feindbild. Doch sie können nichts dafür und wollen doch nur ein normales anerkanntes Leben führen. Elfen die sonst immer als edel und gut dargestellt werden, sind meist kaltblütige Faschisten (betrachtet man die Elfenstaaten für sich) und Drachen die meist als Endgegner oder mächtige Kreaturen gegen die ein Held antreten muss um die Welt zu retten, sind hier Geschäftsmänner und Wohltäter der Menschheit. Vampire, normalerweise ein Synonym für das Böse, sind in SR arme kranke Mitmenschen ...) Und der Mensch und seine Moral ist käuflich. Hier an diesem finsteren Ort sind Shadowrunner angesiedelt. Ein Runner ist jemand der für Geld alles macht. Das alles ist eben was Anderes, als reiner Horror oder Fantasy-Heldentum und hat seinen Reiz!


    Da hier ja so viele von Moral sprechen und die Fahne hoch halten, sollen die doch mal erklären, wie man ohne ein anmoralisches Schwein zu einem Runner wird. Wieso ist das Töten und Zerstören von anderen (die Methoden sind zu zahlreich) gegen Bezahlung – okay? Die meisten Runner sind nicht dumm sie wissen das was sie da tun ist nichts gutes und es kommt auch nie was gutes bei raus! Der Spielercharakter zerstört auf jedem Run mindestens ein Leben. Damit ist nicht gleich töten gemeint, es kann auch das Vernichten eines Lebenswerks sein, die Konzernkontrolle über ein Heilmittel, was ursprünnglich frei auf den Markt kommen sollte u.ä. Die Vernichtung eines Lebens kann durch viele Faktoren bestimmt werden, Verlust seiner Grundlagen, wie Job und Familie, Verlust seiner Freiheit, Verlust seines Verstandes ...
    Und das machen diese kaufbaren Sonderkräfte Tag täglich bewußt bis unbewußt.

    Diese Welt wurde dann noch durch einige Kriege und Katastrophen bis an den Rand des Abgrundes getrieben, und da verweilt sie jetzt,


    Hier wurden schon viele gute Ansetze gebracht.
    Und ich wurde gefragt ob ich mal eine Kampagne beschreiben könnte, das werde ich gerne tun.
    Vorab: Unsere Runde spielt auf hartem Niveau, das heißt wir lassen auch mal Charaktere bewußt draufgehen, wenn es in die Story passt. Aber wir haben auch viele Charaktere die den Ausstieg geschaft haben und von der Straße weg sind und nun ein ehrliches Leben führen natürlich mit einer neuen SIN.


    Bei uns sind Runner Schwerverbrecher. Ein Schwerverbrecher ist jemand der wirklich gesellschaftliche Grenzen überschritten hat, die man nicht mehr als Delikt einstufen kann. Und dem Runner ist das klar, er/sie macht keinen Hehl draus und kennt seinen Platz in der Gesellschaft, aber auch sein Wert (als schwarzgeführtes Humankapital). Um sich für ein Leben als Runner zu entscheiden, muss man unserer Meinung nach, einen kranken Geist besitzen. Die Art der Geisteskrankheit mag unterschiedlich sein, und dadurch auch die einzelnen Motivationen neben Geld. Aber seinen Arsch für Jedermann der zahlt hinzuhalten, ist schlimmer als Prostitution, es gehört ein gewisser Selbsthass oder Borderliner dazu. Denn er hätte ja auch in der nächsten Pommesbude den Boden wischen können, anstatt sich ein Feuergefecht mit Konzernsoldaten zu liefern und ein Paar Kugeln zu fangen.
    Diese und andere Gründe sagen also der Runner ist ansich ein Psycho, ob nun ein Ex-Opfer was zum Täter wird oder einfach jemand der in der Gesellschaft so nicht reinpasst wie er ist.
    Und warum sollte so ein Schwerverbrecher jetzt auf ein Mal moralischer werden als der kleine Straßenpunk der zwar viel redet, aber noch nie in seinem Leben eine Leben genommen hat? (Hier auch wieder beachten ich meine nicht gleich töten.)


    Kampagnen werden bei uns nicht geplant, sie haben meist eine sehr offene Struktur, da ich will das die Spieler entscheiden.
    Meist mach ich als Spielleiter nur Rahmenbedingungen, Auftraggeber, Art des Auftrags und Bezahlung. (Natürlich auch NSCs und Schauplätze oder Rätsel und Nachrichten aber eben kein Railroading! Oder wie das heißt?) Nichts anderes als bei einem normalen One-Shot nicht auch da sein sollte, aber die Entscheidungen der Spieler lenken manchmal das Geschehen in eine Richtung die dann andere Abenteuer nach sich ziehen.
    Zum Beispiel (Okay es ist schon etwas Extremes) hatten wir einen Charakter der ein Homicidal Maniac war und während des Auftrags und neben bei Leute aus Drang getötet hat. Lone Star kam irgendwann auf seine Spur, und leider zum Leidwesen seiner Mitrunner sind sie auf das ganze Team gestoßen, natürlich dachten es hätte was mit dem Letzten Auftrag zu tun und nach einem blutigen Feuergefecht untertauchen konnten. Damit waren sie alle jetzt Cop-Killer auf der Flucht. Einer der anderen kam auf die Idee das sie verraten wurden. So schnappte er sich den Johnson und folterte ihn bis der (arme unschuldige) Mann alles gestand was ihm angelastet wurde. Naja der J. arbeitete nicht allein, so war eine weitere Fraktion hinter ihm her (nicht dem Team), während dessen tötete, nach einer dummen Meinungsverschiedenheit, der Soziopath kurzer Hand die Connection einen anderen Runners, die so freundlich war sie in Ihrer Lage aufzunehmen. Leider war er mit ihr allein gelassen worden und hatte genügend Zeit alle Spuren zu verwischen. Der Runner der weg war hatte eine wichtige Verabredung mit seinem Dealer und dem Traumland. Als er wieder erwachte lag sein Dealer tot neben ihm, und hatte eine verdächtig nach seinem Sporn aussehende Wunde am Bauch. In Panik, halb noch auf Drogen und sich bewußt das es als gesuchter Cop-Killer und SINloser Junkie nicht gut aussah..., rief er bei seiner Connection einem Yakuza-Boss an. Der zufällig gerade den Auftrag hatte seinen Bekannten den Johnson-Killer aufzuspüren. Der panische Junkie fackelte nicht lange und machte einen Deal sein Runner-Bekannter gegen das Entsorgen und Beseitigen der Dealerleiche (die nebenbei noch ein guter Freund war). So veriet der Eine den Anderen, dieser hatte aber keine Ahnung und dachte er hätte den Schuldigen getötet.
    Die Yakuza stürmte den Unterschlupf die Wohnung von der Connection (der Toten), wo sie aber nur unseren Serienkiller trafen, der aber Lone Star erwartend und vorbeitet war gab sich selbst die Kugel, und aktivierte dadurch seine Absicherung (Lebensversicherung, in Form eines Auftragskillers der auf seine Mitrunner angesetzt wurde im Falle, das ihm was beim Auftrag zustößt!). Der ehrenhaft handelne Runner aka J-Killer, kam nach dem die Yakuza weg waren zu dem Unterschlupf, wo alles von Lone Star abgesperrt war. Er entschloss sich weiter zu fahren und die Landesgrenze zu überqueren, wo er sich dann sehr dumm anstellte und von den Grenzposten verhaftet wurde und schließlich im Bau landete und dort von dem Auftragskill unter der Dusche verstab. Der Junkie gab sich nach dem er vom Tod seiner Connection erfahren hatte (die der der Unterschlupf gehörte) die Schuld am Tod seiner beiden besten Freunde und gab sich den Drogen hin, was mit einer tötlichen Überdosis auf einer öffentlichen Toilette endete.


    Das ist die Kurzversion und dauerte ungefähr 8 Spielabende. Und auch wenn das so klingt, als hätte ich da viel als Spielleiter angezettelt, muss ich es verneinen! Denn den Großteil und die wichtigen Entscheidungen trafen alle meine Spieler. Und auch wenn einige der Charaktere schon recht alt und erfahren waren, war ihr Tod kein Problem, das eine Diskussion erforderte.


    Keiner meiner Mitspieler erwartet, das ihre psychopathischen Charaktere gemocht oder mit Samtpfoten angefasst werden, eher gehen sie davon aus, das ein Charakter, der nicht die Kurve kratzt in den Brettern landet.


    Zum Tabu, sag ich erst etwas, wenn mir jemand erklärt, wo diese Spoileroption ist. :wink:



    Mr. White

  • Blackbot
    Ach und Homosexualität ist wie so vieles eine Perversion vom Sexualtrieb, denn es dient nur dem Vergnügen und hat keinerlei biologischen Wert (im Sinne der Fortpflanzung). Aber wie man es jetzt wertet oder tabuisiert, das ist jedem überlassen.

  • Nette Geschichte Mr. White. :wink:


    Passt alles sehr schön ins Shadowrun Setting. Das zeigt imho wie vielseitig die SR Welt ist. Jeder kann dort nach seinen individuellen Vorstellungen spielen.
    Aber wie du selber schreibst kennt ihr euch lange und teilt in etwa die gleiche Spielweise. Das kann man von einer zusammengewürfelten Con-Runde nicht sagen.


    Und lasst mich raten: von euch spielt keiner einen Hacker? :wink:

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • "Mr. White" schrieb:

    [...]


    Da hier ja so viele von Moral sprechen und die Fahne hoch halten, sollen die doch mal erklären, wie man ohne ein anmoralisches Schwein zu einem Runner wird. Wieso ist das Töten und Zerstören von anderen (die Methoden sind zu zahlreich) gegen Bezahlung – okay? Die meisten Runner sind nicht dumm sie wissen das was sie da tun ist nichts gutes und es kommt auch nie was gutes bei raus! Der Spielercharakter zerstört auf jedem Run mindestens ein Leben. Damit ist nicht gleich töten gemeint, es kann auch das Vernichten eines Lebenswerks sein, die Konzernkontrolle über ein Heilmittel, was ursprünnglich frei auf den Markt kommen sollte u.ä. Die Vernichtung eines Lebens kann durch viele Faktoren bestimmt werden, Verlust seiner Grundlagen, wie Job und Familie, Verlust seiner Freiheit, Verlust seines Verstandes ...
    Und das machen diese kaufbaren Sonderkräfte Tag täglich bewußt bis unbewußt.

    [...]


    In dem man sich gewisse Grundsätze bewahrt. Das können bescheidene Grundsätze sein, so wie mein aktueller Charakter sie hat. No hits on Kids, keine Vergewaltigung, kein Vergfiten von Trinkwasser oder ähnliches, keine Sinn und Grundlose Gewalt (über die Definition von Sinn und Grund läßt sich natürlich streiten, er folgt seiner die zugegeben eher rau ist). Die feine Grenze die man zwischen sich und dem Abschaum zieht.
    Diese Grundsätze können auch ein Ehrenkodex sein. Ich fand zum Beispiel "Drachentöter" (abgesehen von den Werten) immer einen hervorragenden Schutzpatron für SC Magier. Klar das geht dann schon eher in die Richtung, das System oder besser das Unrecht das es mit sich bringt, nicht von innerhalb bekämpfen zu können, ist aber ohne Probleme spielbar wenn man ab und an mal einen Run ablehnt der nicht passt.

    Be professional, be polite.. but have a plan to kill everyone you meet.

  • Ich muss ja zugeben, ich finde meine SR Runde - die einfach darauf verzichtet gewisse Dinge zu detailliert auszuwalzen - weniger engstirnig als eine Runde in der jeder PC quasi eine Geisteskrankheit haben _muss_. Je nachdem wie man sich in den Schatten bewegt und was man sich für einen Ruf aufbaut, kann man auch als Runner völlig normal leben.


    Auch jemand der regelmäßig Menschen tötet und für den Gewalt ein legitimes Mittel ist, kann geistig gesund sein. Er ist vielleicht einfach nicht so von dem "ihr müsst euch alle lieb haben"-Kram indoktriniert sondern hat sich seine eigenen Regeln und Prinzipien für sein Leben zusammen gestellt...die zum Beispiel relativ klar aussagen können, was okay ist und was nicht. Nicht jeder Mensch der mit Macht und Gewalt ausgestattet ist, wird automatisch zum Vergewaltiger/Sadisten/... auch wenn Macht verführerisch und der Mensch korrumpierbar ist. Und selbst wenn man so eine Figur spielen möchte, kann man das meiner Meinung nach auch sehr gut in Boxen - wie SirDrow es gezeigt hat.


    Ich als Johnson würde jedenfalls keinen Runner anheuern, bei dem ich davon ausgehen muss, dass er nebenbei mal so eben nen Haufen unbeteiligter Leute geekt. Oder ich hätte ein zweites Team in petto, dass ihn umlegt sobald er meinen Job erledigt hat. Es besteht immerhin die relative Gewissheit das dieser Massenmörder irgendwann meinem Kon schadet - und wenns nur ist indem er einen unwichtigen Lohnsklaven platt macht. Und wenn das nunmal sein Lebensinhalt ist, ist die Wahrscheinlichkeit noch deutlich höher als das irgendwann mal ein echter Run gegen mich läuft. Plus ich hätte das Bedürfnis den Müll raus zu bringen - und das hätte jeder halbwegs gesunde Mensch dabei (oder müssen auch alle Johnsons geisteskrank sein?).
    Ansonsten haben solche Menschen meistens auch gewisse soziale Probleme, die quasi automatisch mit der Geisteskrankheit einher gehen. Sie können sich nicht mehr zwanglos unter Menschen bewegen und deutlich schwieriger in der Masse untertauchen (wenn man sie korrekt spielt) - was aber beides für viele Runs absolut essentiell ist.


    Ich halte die meisten Charaktere mit echten tiefgreifenden Geisteskrankheiten für nicht lange realistisch als Runner spielbar (vielleicht abgesehen von Hannibal Lecter - aber ich gehe nicht davon aus, dass jeder eurer Charaktere ein intellektuelles Genie ist).
    Ich Weichei ich. :cry:

  • @Mr.White
    Um sich für ein Leben als Runner zu entscheiden, muss man unserer Meinung nach, einen kranken Geist besitzen. Die Art der Geisteskrankheit mag unterschiedlich sein, und dadurch auch die einzelnen Motivationen neben Geld. Aber seinen Arsch für Jedermann der zahlt hinzuhalten, ist schlimmer als Prostitution, es gehört ein gewisser Selbsthass oder Borderliner dazu. Denn er hätte ja auch in der nächsten Pommesbude den Boden wischen können, anstatt sich ein Feuergefecht mit Konzernsoldaten zu liefern und ein Paar Kugeln zu fangen.
    Diese und andere Gründe sagen also der Runner ist ansich ein Psycho,

    Deine Grundannahme ist falsch und deshalb auch deine Schlussfolgerung.
    Ich habe schon mehrmals mit Leuten gesprochen die in ihrem näheren Umfeld Söldner (in Real Life !) haben.
    Diese sind nicht Geisteskrank oder Suicidal oder sonst etwas.Die Söldner haben einfach den Wunsch schnell Geld zu machen(wohl wissend,das Sie Ihr Leben gefährden) und sehen solche Berufe wie Burgerwender bei McDonalds als das unterste an (einer sprach in dem zusammnehang von seelischer Vergewaltigung)
    Oder haben nichts anderes gelernt als Kämpfen /wollen nichts anderes lernen


    Stonewall
    meine Hobbits sind wie Brötchen,die mit Käse und Nutella belegt sind.Man muss sich erstmal überwinden,das zu probieren,entdackt aber dann wie Lecker es schmeckt


    mit weichem Tanz
    Medizinmann

  • Ich muß gestehen, dass mir das hohe Roß, auf dem White zu sitzen scheint, nicht so recht gefällt. Sorry, aber gleich mal ne Antwort damit einzuleiten, dass diverse Leute hier "engstirnig" oder "verweichlicht" wären, ist nicht gerade toller Stil (und sagt auch mehr über den Autor als über die Leute, die er damit meinen könnte, aus). Ist ja schön, dass er das dann ganz gnädig verzeiht, aber mal ganz ehrlich, den beschriebenen Spielstil (Psycho-Killer, die sich auch noch gegenseitig verarschen) habe ich persönlich vor allem bei Runden mit zuvielen (pubertären) Kindern auf Cons kennengelernt, die spielen sowas auch viel zu oft. Natürlich mag man hier nun sagen, dass es vielleicht einfach am Stil liegt, dass der Kiddie-Psycho einfach idiotisch ist, während der tolle 23-Jährige-Schauspieler-Psycho supertoll ist, alleine glauben kann ichs nicht so recht. Nimms mir nicht böse White, aber irgendwo klingt für mich in deinen Postings dauernd eine "Wir sind soviel besser/ernsthafter/whatever als alle anderen" Attitüde mit.


    Dass die ganze "Shadowrunner müssen geisteskrank sein" Theorie Unsinn ist, wurde ja schon erwähnt. Es gibt genug Berufskriminelle und die sind beileibe nicht alle geistig gestörte Psychopathen. Für viele lockt halt das schnelle Geld, das dürfte auch für Shadowrunner eine gute Motivation sein. Mal ehrlich, wenn du ohne SIN in ner Gang aufwächst, ist die Aussicht, für nen Job der nen Tag dauert im vierstelligen Bereich bezahlt zu werden, vermutlich sehr viel verlockender als 25 Tage im Monat den Boden zu wischen und dafür dreistellig bezahlt zu werden - ganz abgesehen davon, dass Arbeit für SINlose, etc. nicht gerade auf Bäumen wächst.


    Mir würde Whites Spielstil ehrlich gesagt so nichts geben, aber, man beachte meine Signatur: Das tolle an Rollenspielen ist, dass sie keine Bibel sind, d.h. jeder kann sie so spielen und auslegen, wie er will, solange am Ende die ganze Gruppe Spaß dran hat. Mein Spiel heißt zwar auch Shadowrun, aber es ist wohl eindeutig nicht das selbe Spiel wie Whites Shadowrun (und ich glaube nicht, dass ich ein besonders toller Spieler wäre - mein Ziel ist Spaß für die ganze Runde und kein Oskar).


  • Du verfällst da selber in ein schwarz/weiß denken, was du doch in deinem ursprünglichen Post so sehr angeprangert hast. Die Runner sind die Nutjobs und sonst ist eigentlich die Welt noch ganz fit im Kopf. Nur weil ich mein Leben Riskiere bin ich verrückt? Also sind Feuerwehrleute, Polizisten, Dachdecker - jeder mit einem gefährlichen Job - Geistesgestörte, Borderliner oder ähnliches? Sie machen doch nichts anderesals du es beschreibst. Sie halten ihren Arsch für jeden hin der zahlt. Sie könnten auch in der nächsten Pommesbude den Boden wischen statt Leute aus brennenden Häusern zu retten die über ihnen einstürzen könnten, jeden Tag auf der Straße zu riskieren sich ein paar Kugeln zu fangen oder auszurutschen und nach einem 12 Meter Sturz auf der Baustelle elendig zu krepieren.
    Ein Runner verdient relativ gutes Geld - ich meine von der Menge her, Gut im SInne von moralisch Gut ist das Geld ja nicht, da es im Grunde Blutgeld ist - und hat einen sicheren Job - im Sinne von "ich werd den Job nicht verlieren" die Kugeln die einem um den Arsch fliegen gibt es ja gratis. Gut, die Krankenversicherung ist nicht inklusive, aber das kann man verschmerzen.
    Die Frage is also: warum machen Leute diesen Job? Ich sehe da grob 4 Varianten.
    1. Ich will das schnelle Geld.
    Dieser Typus Runner besaß, oder besitzt sogar noch, einen Job und ein ordentliches Leben. Aber die Kohle reicht einfach nicht. Über 1000 Ecken ist man mal in Kontakt mit wem gekommen der einem den Sprung in die Schatten ermöglicht hat. Oder aber auch ganz direkt im Job - ich denke hier an die Damen und Herren beim Star oder mit ähnlichen Jobbeschreibungen die tagtäglich mit zwielictigen Gestalten Kontakt haben. Das Angebot für ein paar Tage Arbeit mal eben so 2000 Nuyen einzustreichen war einfach zu verlockend. Man weiß was man macht und ist gut darin. Warum also nicht? Außerdem kann man sich von seinem normalen Gehalt nicht die neue Couch leisten die man haben will.
    Mit der Zeit bekommt man noch ein Angebot (oder fragt nach) und nochmal, bis man gut davon Leben kann.
    2. Der Überzeugungstäter
    Die Megkons vergiften Mutter Gaia. HALTET SIE AUF! Beschreibt es eigentlich ganz gut.
    Was auch immer der Grund ist, man kämpft gegen das Establishment. Früher war man einfach nur ein kleiner Hans Wurst der auf dem Öko Tripp war (oder was auch immer, ich finde mit dem Öko Tripp kann man es nur am besten nachvollziehen, da es solche Leute ja auch heute auch schon Ökoterroristen gibt) und mit der Zeit wurde man extremer. Die Mittel die sonst eingesetzt werden sind einem nicht genug, man bewirkt ja doch nichts. Es werden also mal Sachen abgefackelt, demoliert, was auch immer um seinen Hass freie Bahn zu gewähren. Man kommt, ob seiner Ansichten, in Kontakt mit den extremeren Elementen und über kurz oder lang endet man tief in den Schatten, ein Ritter der für das gute Kämpft. Zumindest aus der eigenen Sicht, für die meisten anderen Leute ist man nur ein Kriminneller oder gar ein Terrorist.
    3. Das Lowlife
    In den Slums geboren. Die Schule (so du sie hast besuchen können) hat dir nichts gegeben, du wirst auf ewig in der Gosse bleiben. Mit 10 in die nächste Gang eingetreten. Stuffer Shacks überfallen, Schutzgeld erpresen. Der Star hat hier eh keine Macht und man kann so gut leben. Ein paar kleineTurf Wars haben dir schon früh beigebracht wie man kämpft und überlebt. Die Waffe ist für dich bald eine natürliche Verlängerung des Arms. Du wirst schnell zu einem der 'Soldaten' der Gang und hast die Narben um zu beweisen dass du es kannst. Irgendwann sollt ihr mal einen Laden ein paar Straßen weiter ausräuchern. So ein Typ der sich Johnson nennt hat sich an den Boss gewendet und der verspricht euch 1000 Flocken wenn ihr das macht. Ihr zieht den Job gut durch und es dauert nicht mehr lange bis dir die Gang egal ist, schaust zwar noch vorbei, bist der große Typ er es geschafft hat aus der Gosse zu kommen, aber du brauchst sie nicht mehr. Du hast jetzt ein eigenes Team, arbeitet für die Big Player und amcht echt gut Kohle.
    4. Der Irre
    Hier muss nicht viel zu erzählt werden. Ob es ein BTL Chip zuviel war, die Jahre voller Stress ihn fertig gemacht haben oder es einfach nur einen natürlichen Grund hat. Dieser Typp Charakter hat einen hängen, man fragt sich wieso er überhaupt noch Aufträge bekommt, aber neben seinen Problemen weiß er was er macht. Aber dafür nicht viel anderes.


    Das sind nur grob die 4 Grundtypen die es gibt, es ist eine beliebige Mischung möglich. Die wenigsten Runner würde ich als wirkliche Irre betrachten. MIt solchen Leute will niemand arbeiten. Sie mögen ihren Job zwar verstehen, aber siebringen viel zu viele Probleme mit sich. Du musst auchimmer beachten: Runner sind meistens schon Profis. Sie machen es nicht für den Thrill, sie machen es zum überleben und da kann man kein unberechenbares Element gebrauchen. Der Job an sich ist schon uberechenbar genug.

    To understand the secret of recursion you first have to understand the secret of recursion.

  • Ein Gedanke der mir gerade kam(und der vielleicht falsch ist ?)
    vielleicht braucht die Gruppe um Mr.White die Erklärung,das alle Runner verrückte Psychopathen sind,damit Sie eine Entschuldigung haben,selber verrückte Psychopathen zu spielen.
    Ich wollte jetzt niemanden angegriffen haben,nur diesen Gedanken mal mit Euch teilen


    HokaHey
    Medizinmann

  • 1. Eure Definition des Shadowrunners


    Ein Shadowrunner ist eine schwarz bezahlte Kraft, die (meist illegale) Auftäge erledigt. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner. Woher er kommt, wieso er das tut, wie er das tut oder für wen und aus welchen Überzeugungen mag von Fall zu Fall unterschiedlich sein, ist aber für die eigentliche Definition imho irrelevant.



    2. Warum sind Abenteuer und Kampagnen so viel anders als die Beschreibung des Hintergrunds impliziert?


    Gegenfrage: Was impliziert der Hintergrund für Dich? ... und unabhängig von deiner Antwort: Das ist deine Sichtweise. Jemand anderes hat eben seine seigene und spielt das Setting halt anders. Und wenn Du regelmäßig auf Cons an "Andersdenkende" gerätst, deren Abenteuer mit deiner Vorstellung von der Welt kollidieren (was wohl aus dem Eingangsposting zu schlußfolgern ist), dann zeugt es nur davon, daß deine Vorstellung von Shadowrun wohl weitab vom Mainstream ist. Was kann man dagegen tun? Richtig, in der eigenen Runde spielen resp. eigene Abenteuer auf Cons leiten.



    3. Eure Tabus im Shadowrunspiel


    Tabus sind eine Sache des Gruppenkonsens: Man einigt sich vorher, wie weit man gehen darf und wo die Grenzen sind. Wenn in der Gruppe alle heimliche Perverslinge sind, dann gibts auch entsprechenden Stoff in den Abenteuern. Sagt einer (oder mehrere) "Sorry, aber nicht mit mir", gibts eben keine Perversionen.

    Es gibt bekannte Bekannte, es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Wir wissen auch, dass es bekannte Unbekannte gibt, das heißt, wir wissen, es gibt einige Dinge, die wir nicht wissen. Aber es gibt auch unbekannte Unbekannte - es gibt Dinge, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen. (Donald Rumsfeld)

  • Ich denke auch, dass Psychopathen als Runner nicht unbedingt lange überleben.


    Vielleicht liegt es daran, wie ich die Schattenwelt sehe: Da wimmelt es von (zugegeben, häufig gefühlskalten) Vollprofis, die sehr genau wissen, was zu tun ist und häufig überdurchschnittlich intelligent sind. Alles passiert außerhalb der offiziellen schutzmechanismen und somit ist es auf Vertrauen aufgebaut. Wenn jemand ein Psychopath ist, dem man nicht vertrauen kann, dann wird der ausgestoßen (immerhin ist man ja auch gefühlskalt).
    Und ich finde es extrem unpassend, wenn ein geistig halbwegs gesunder Mensch sich als rettungslos böse ansieht und ihm alles egal ist, was er tut. Egal wie falsch die Dinge sind, die man tut, man nimmt im allgemeinen an, dass es eine Rechtfertigung gibt und das Tabus ebenso existieren.
    Aber selbst, wenn man das alles außen vor lässt und einen wirklich gestörten Charakter spielt, der keine Moral hat und nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist, wird der nicht einfach mordend und folternd rumlaufen. Er wird in jeder Situation Chance und Nutzen abwägen. Auf gar keinen Fall kann er triebgesteuert handeln. Das heißt nicht, dass er nicht vergewaltigen kann, aber erst nach rationalem Abwägen der Chancen und Risiken. Sonst wird er sehr schenll aus der Gemeinschaft der Shadowrunner ausgeschlossen, unter anderem weil er nicht darauf achtet, wer welches Gebiet kontrolliert, was welches Schutzgeld bedeutet und so weiter.


    Was das detailierte Auswalzen angeht, finde ich es auch ziemlich eitel davon auszugehen, dass der eine Stil besser als der andere ist. Aber die Sache mit beschrieben und würfeln ist immer wieder ein altes Thema. Wenn ihr Folter und dergleichen beschreibt, statt es einfach auszuwürfeln, wie sieht es zum Beispiel beim Autofahren aus? Ebenso detailreich? Wenn ja, gut, wenn nein, warum nicht?


    Spieler (S): Ich will entkommen.
    Spielleiter (SL): Würfel fahren.
    S: 6 Erfolge.
    SL: Gut, Dein Gegener hat nur 4, Du kommst weg.
    Das ist eine denkbare Situation.


    S: Um zu entkommen achte ich darauf, dass ich beim Anfahren einen Wheelspin von genau 15% habe, weil mir das optimale Beschleunigung garantiert. Da mein Wagen seine maximale Leistung erst bei 7850 u/min erreicht und dier Drehzahlbegrenzer bei 8250 U/min einsteigt, schalte ich nie vor 8200 U/min hoch, um bei Abfall der Drehzal beim Schalten nicht zu viel Leistung zu verlieren. Ich weiß, dass in der 4. Kruve von meinem Stratplatz aus eine Farbmarkierung auf der Straße ist, die ich aber vermeiden kann, wenn ich etwas weiter innen anfahre, als die Idealline. Das heißt, dass ich auch 8-10m fürher bremsen muss, um meine Geschwindigkeit entsprechend zu reduzieren. Ich hoffe, mein Gegner blcikt das nicht und geht von einem Fahrfehler meinerseits aus und versucht, Boden gut zu machen. Mit meinem heckgetriebenen Fahrzeug gehe ich, sobald ich den Scheitlpunkt erreicht habe, wieder stark ans Gas und das Ausbrechen des Fahrzeughecks lasse ich zu einem kleinen Teil zu und nutze es sogar zum Lenken, indem ich beim Lenkeinschlag entspreched nachgebe. Wenn er mit seinem Wagen zum gleichen Zeitpunkt ans Gas geht, wird er die Farbmarkierung unter meinem Auto nicht sehen und seinen Vorderreifen bei seinem Frottriebler so stark überlasten, dass er aus der Kurve nicht rausbeschleunigen kann. Sollte er es dennoch versuchen, wird er mit heftigem Untersteuern in die Mauer rutschen. Wenn er es aber nicht tut, verliert er eine Menge Geschwindigkeit, die ich für ein absetzen Nutzen kann. Mit dann etwa 150m Distanz zwischen uns kann er an der Kreuzung 4. und 17. nicht wissen, wohin ich gefahren sein werde, wenn ich mit weniger als 60km/h um die Ecke fahre und somit Radierungen auf dem Asphalt vermeide. Damit wäre ich dann sicher entkommen.
    SL: Würfel fahren.
    S: 6 Erfolge.
    SL: Du verfährst wie geplant und dein Plan geht auf. Der außergewöhnlich gute Fahrer des verfolgenden Wagens schließt wirklich vor der vierten Kurve zu Dir auf. Wie Du es die gedacht hast bringt ihn die Farbe zu einem starken untersteueren, dass er aber geschickt mit der Handbremse abfängt. Deshalb hast Du nur einen Vorsprung von etwa 80 m, was aber gerade so reicht, um an der Kreuzung 4. und 17. abzubiegen, ohne dass er sehen kann wohin.
    Das ist vielleicht die selbe Situation mit ausgewalzten Beschriebungen.
    Ist das jetzt besser? Ist das schlechter? Zeigt es, dass einige Leute einfach nicht rollenspielen können, weil sie einen Skill haben und keine Beschreibung liefern?


    Nein! Ersteres reicht meißtens völlig aus. Letzteres könnte in einer Runde von Rennsportbegeiterten aber gewünscht werden und erteres als kindisch abgetan. Nur mit einem Unterschied: letzteres ist schlimmstenfalls langweilig, während das Auswalzen von Folter, Vergewaltigung und bestialischen Morden abstoßend und sogar verletzend für Spieler werden kann.


    Ich habe gesagt, Mr. White spielt kein flasches Shadowrun. Das halte ich aufrecht, wenn es für seine Runde so passt.
    Aber ich bin schockiert, dass er offenbar annimmt, dass anderes engstirnigt und verweichlicht ist. Wenn das seine Einstellung ist, spielt er meiner Meinung nach falsches Rollenspiel. Rollenspiel ist für mich eine Freizeitaktivität, die man mit anderen betreibt und deren oberste Maxime der Spass aller ist. Das heißt insbesondere, dass man nichts tun darf, was anderen schaden kann. Sicherlich kann man vieles in Rollenspielrunden einbringen, auch Folter und dergleichen. Aber man darf es nicht als gegeben annehmen. Wenn ich mich z.B. mit Freunden treffen würde und unsere Begrüßung ein Feustschlag Richtung Magen wäre (der ja nie ankommen würde, weil jeder vorbereitet wäre), dann wäre doch auch nicht jeder Fremde verweichlicht, der von dem (für ihn unerwarteten) Faustschlag getroffen wird und dadurch Schmerzen hat. Das ist natürlich nur eine unzureichende Übertragung des seelischen Beispiels ins körperliche, aber hoffentlich wird klar, was ich meine.

    Da sieht man nun die Trümmer rauchen, der Rest war nicht mehr zu gebrauchen. (Wilhelm Busch)

  • Ich finde die ganze Diskussion hier bisher ziemlich spannend und auch Mr Whites Ansichten sehr interessant... Allerdings stimmen sie auch mit meinem Bild von Runnern nicht 100%ig überein. Klar, es wird in den Schatten einige psychisch instabile Leute geben, aber als Grundvoraussetzung würde ich das nicht nennen... Eher im Gegenteil.
    Zumindest in meiner Vorstellung müssen bessere Runner wirklich etwas von ihrem Handwerk verstehen und einfach "Profis" sein. Sicherlich, um irgendeinen Laden abzufackeln, dessen Besitzer kein Schutzgeld an jemanden bezahlt hat oder nen paar Typen auf der Straße abzumurksen muss man nicht sooo viel können. Das können auch wohl viele Leute die Ex-Ganger oder eben eigentlich ziemlich wackelig im Kopf sind...


    Aber in eine gut bewachte Forschungsanlage einbrechen, dort Ergebnisse vom Server laden und das möglichst so, dass es frühestens eine Woche später auffällt? Puh... Also was solche anspruchsvolleren Jobs angeht, da müssen die Leute wirklich ihr Handwerk verstehen und auch psychisch stabil sein...
    Mr. White, du hattest ja explizit z.B. Borderline oder Selbsthass erwähnt. Aber stell dir einmal vor, du wärst ein Konzern-J., der besagten Einbruch durchführen lassen willst. Du *willst* nicht, dass denen etwas davon sofort auffällt und du *willst* diese Ergebnisse für dich haben... Und du bist bereit einen Haufen Geld auszugeben, damit die Sache glatt geht. Würdest du das Risiko eingehen wollen Leute einzustellen denen womöglich sobald es kritisch wird auffällt, dass ihr Leben ja eigentlich eh scheiß egal ist und sie sich jetzt wo eh alles im Arsch ist (Fehleinschätzung aus Frust, Wut etc) sie sich auch einfach rausschießen können?
    Also ich eigentlich nicht... Leute die psychisch instabil sind haben in meinen Augen auf anspruchsvollen Runs nicht viel verloren... Weil dort Nervenstärke, Vertrauen in sich selbst/die eigenen Fähigkeiten etc gefordert sind.


    Guck dir z.B. einmal Leute an, die heutzutage (oder vielleicht besser noch letztes Jahr) Personenschutz im Irak übernommen haben... Oder Leute, die zur Armee gehen und dort versuchen in irgendwelche Spezialeinheiten zu kommen. Die könnten bestimmt auch Burger-Bräter werden... Aber vielleicht interessiert sie das einfach nicht. Oder das Geld stimmt in ihren Augen nicht.
    Ich erinnere mich an eine Doku über besagte Personenschützer aus Deutschland, wo ein Ex-Fallschirmjäger gefragt wurde, wieso er das denn machen würde. Seine Antwort sinngemäß: "Wissen Sie, ich könnte auch hier irgendwo Türsteher werden, aber gucken Sie mal nach, was ich da bekomme... Wenn ich die 6 Monate überlebe kann ich mir danach ein kleines Grundstück kaufen *und* ein Haus drauf bauen so wie ich es will. Rechnen Sie mal nach, wie viele Jahre ich dafür arbeiten müsste - falls ich jemals soviel überhaupt zusammen sparen kann."
    Gerade in diesem Bereich werden händeringend fähige Leute gesucht und deshalb hohe Summen gezahlt - aber wer nicht psychisch stabil ist wird (zumindest bei den vertrauenswürdigen Anbietern) bestimmt keinen Job bekommen...
    Jetzt kann man sicherlich hinterfragen, in wie weit man schon geisteskrank ist, weil man bereit ist sein Leben für Geld zu gefährden, aber (vielleicht habe ich dich da auch einfach falsch verstanden) Borderliner oder ähnliches muss man dafür denke ich nicht sein... Nur abgebrüht genug um mit dem Risiko für das eigene Leben gegen einen Haufen Geld zu kalkulieren...



    Zu der Frage der Moral unter Runnern: ich denke das ist wirklich eine Frage der Persönlichkeit und gleichzeitig nicht immer rational.
    Ich kann mir jedenfalls einen abgebrühten Gang-Schläger vorstellen, der schon allen möglichen Scheiß erlebt hat und bereit ist jemanden wegen einem falschen Wort abzustechen, der trotzdem entsetzt sagen würde: "WAS? Alter, nen kleinen Jungen Abmurksen?? Verpiss dich, man du bist doch krank im Kopf... Ich zeig dir gleich mal wie sich das anfühlt abgestochen zu werden."
    Sich selbst solche Grenzen zu bewahren hilft einem vielleicht auch, sich mit dem was man tut besser zu fühlen... "Das Leben ist nunmal hart, aber zu den ganz kranken Freaks gehöre ich nicht" Um sich selbst -vielleicht unbewusst- einen Funken Menschlichkeit bewahren zu können und den Typen im Spiegel eben nicht hassen zu müssen... Dass das nicht gänzlich logisch ist (Erwachsene umbringen, Kinder nicht und sich dann damit 'gut' zu fühlen) ist klar, aber Emotionen sind nunmal nicht immer logisch...
    Das soll aber nicht heißen, dass für mich Runner immer freundliche Leute sind... Aber nur weil man sein Geld mit Verbrechen verdient und die meisten Leute einen auch als Abschaum betrachten muss das denke ich nicht heißen, dass man nicht trotzdem noch selbst Grenzen hat...


    Um Missverständnissen vorzubeugen: deine Ansicht, dass Runner keine Helden sind und durchaus damit rechnen sollten auch moralisch auf der "falschen" Seite zu stehen teile ich völlig... Die Frage in wie weit man das als Spieler thematisieren möchte sollte aber jede Runde selbst entscheiden. SR sollte ja vor allem Spaß machen und wenn eine Runde mehr Spaß hat, wenn die Runner eher weniger an bösartigen Machenschaften teilhaben müssen - ok...
    Von Setting her erwarten sollte man das aber nicht, da stimme ich zu.

  • "Mimikry" schrieb:

    Ich denke auch, dass Psychopathen als Runner nicht unbedingt lange überleben.


    Vielleicht liegt es daran, wie ich die Schattenwelt sehe: Da wimmelt es von (zugegeben, häufig gefühlskalten) Vollprofis, die sehr genau wissen, was zu tun ist und häufig überdurchschnittlich intelligent sind. Alles passiert außerhalb der offiziellen schutzmechanismen und somit ist es auf Vertrauen aufgebaut. Wenn jemand ein Psychopath ist, dem man nicht vertrauen kann, dann wird der ausgestoßen (immerhin ist man ja auch gefühlskalt).
    Und ich finde es extrem unpassend, wenn ein geistig halbwegs gesunder Mensch sich als rettungslos böse ansieht und ihm alles egal ist, was er tut. Egal wie falsch die Dinge sind, die man tut, man nimmt im allgemeinen an, dass es eine Rechtfertigung gibt und das Tabus ebenso existieren.
    Aber selbst, wenn man das alles außen vor lässt und einen wirklich gestörten Charakter spielt, der keine Moral hat und nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist, wird der nicht einfach mordend und folternd rumlaufen. Er wird in jeder Situation Chance und Nutzen abwägen. Auf gar keinen Fall kann er triebgesteuert handeln. Das heißt nicht, dass er nicht vergewaltigen kann, aber erst nach rationalem Abwägen der Chancen und Risiken. Sonst wird er sehr schenll aus der Gemeinschaft der Shadowrunner ausgeschlossen, unter anderem weil er nicht darauf achtet, wer welches Gebiet kontrolliert, was welches Schutzgeld bedeutet und so weiter.


    "Blakharaz" schrieb:

    Ich finde die ganze Diskussion hier bisher ziemlich spannend und auch Mr Whites Ansichten sehr interessant... Allerdings stimmen sie auch mit meinem Bild von Runnern nicht 100%ig überein. Klar, es wird in den Schatten einige psychisch instabile Leute geben, aber als Grundvoraussetzung würde ich das nicht nennen... Eher im Gegenteil.
    Zumindest in meiner Vorstellung müssen bessere Runner wirklich etwas von ihrem Handwerk verstehen und einfach "Profis" sein. Sicherlich, um irgendeinen Laden abzufackeln, dessen Besitzer kein Schutzgeld an jemanden bezahlt hat oder nen paar Typen auf der Straße abzumurksen muss man nicht sooo viel können. Das können auch wohl viele Leute die Ex-Ganger oder eben eigentlich ziemlich wackelig im Kopf sind...


    Das sehe ich wieder recht ähnlich. MMn ist die Bande aus Heat eine gute Vorlage. Ich würde auch meinen, daß "Vollpsychos" durchaus Gefahr laufen, von ihren "Mitkriminellen" eliminiert zu werden, sobald diese sich durch sie bedroht fühlen.

  • Ich würde auch meinen, daß "Vollpsychos" durchaus Gefahr laufen, von ihren "Mitkriminellen" eliminiert zu werden, sobald diese sich durch sie bedroht fühlen.
    Aber sowas von !! Die meisten meiner Profi Chars würden alle Gefährdungen eliminieren,seien es Psychos,Ghoule (Ansteckungsgefahr) Vampiere,etc
    Da wird nicht gezögert,sondern rigoros gehandelt (Ok,nicht alle meine Chars sind Profis und nicht alle so rigoros,aber der Großteil schon)


    HougH!
    Mediiznmann

  • "Stonewall" schrieb:

    Das sehe ich wieder recht ähnlich. MMn ist die Bande aus Heat eine gute Vorlage. Ich würde auch meinen, daß "Vollpsychos" durchaus Gefahr laufen, von ihren "Mitkriminellen" eliminiert zu werden, sobald diese sich durch sie bedroht fühlen.


    Bei den Vollpsychos hat man IMO drei Möglichkeiten
    1. Man behält sie im Team un im Auge, was aber schwer nach hinten losgehen kann, wenn auf nem Run mal Scheiße gebaut wird
    LOOSE/LOOSE
    2. Man sucht sich andere Geschäftspartner, die keinen Tick haben und schmeißt den Psycho raus. Nachteil: was wenn der Psycho von den Cops erwischt wird und labert bzw die sonst wie eine Verbindung herstellen können zu einem selbst.
    WIN/LOOSE
    3. Man sucht sich andere Geschäftspartner die keinen TIck haben und lässt den Psycho verschwinden
    WIN/WIN


    Das Problem der Runner ist halt: sie sind Schwerstkriminelle. Was will man jetzt machen? Zu den Cops rennen? Ich glaube nicht.
    Da du schon Heat ansprichst: (ich bin mir sicher, dass die meisten hier den FIlm schn gesehen haben, aber sicher ist sicher)

    To understand the secret of recursion you first have to understand the secret of recursion.

  • Das problem ist nur, das eine ist ein Film und das andere ist ein RPG das du mit freunden spielst. Und da lauert die Gefahr. Weist du wie dein kumpel drauf reagiert, wenn du seinen SC killst. Und nicht alle anderen SC's hinter dir stehen? Vorallem, wenn der Psychospieler schon vorher gesagt hat, das vll bestimmte dinge passieren können. Und das Team schon vorher weis, das typ ist nicht ganz dicht.

  • Ich denke, da sollte man sauber zwischen Spielern und Charaktern trennen. Und sich vor der Kampagne darüber einig werden, auf welchem Level und mit welcher Art Chars man spielen möchte...
    Nehmen wir an, drei Leute sagen "wir wollen gern eine 'Profi-Kampagne' spielen, mit Charakteren die wirklich was von ihrem Geschäft verstehen und vor allem anspruchsvolle Jobs machen" und der vierte Spieler kommt mit einem Char an, der einmal die Woche losgeht und einen Penner anzündet.
    Der Spieler ist bei allen beliebt und auch nicht krank oder so, er möchte einfach die dunklere Seite der SR-Welt beleuchten... Ok, aber als einer der anderen Spieler würde ich ihn trotzdem vorher warnen: "Pass auf, wenn wir das herausbekommen und befürchten müssen, dass wegen deinem Char der Star uns auf die Schliche kommt, dann könnte das Probleme in der Gruppe geben."
    Und dann kann der Spieler seinen Entschluss entweder aufgeben oder eben dieses Risiko eingeben...


    Es sollte eigentlich immer einen Konsens über den Spielstil in der Gruppe geben... Wenn nicht, ist das denke ich ein Problem zwischen den Spieler, dass man auch OP klären muss.
    Ich hätte jedenfalls kein Problem damit mit meinem Char IP einen anderen über den Haufen zu schießen, wenn es für den Char nunmal schlüssig und logisch ist. Aber falls sich so eine Lage anbahnt und nicht geplant war würde ich den Spieler schon vorher nochmal darauf hinweisen was passieren könnte...

  • "Blakharaz" schrieb:

    Aber falls sich so eine Lage anbahnt und nicht geplant war würde ich den Spieler schon vorher nochmal darauf hinweisen was passieren könnte...


    tja in 90% der fälle, geht er nicht drauf ein, weil der Spieler vll denkt, wenn ich jetzt den schwanz einkneife, gelte ich als Hünchen oder so. Denn SR Chars haben meist ein großes EGO, das es nicht abkann, gekränkt zu werden.