Was ist Cyberpunk?

  • Der Titel sagt's ja schon, ich würde dazu gern einmal eure Meinung hören ( lesen ). Was ist Cyberpunk, was macht es aus ? Wodurch lebt dieses Gengre und was macht es so fanszinierend ?


    mfg Salva

  • - Wenn Mensch und Maschine beginnen zu verschmelzen
    - Wenn die Technik eher dem Selbstzweck als dem Menschen gewidmet ist
    - Wenn das Inividuum in der Gesellschaft nichts mehr zählt
    - Wenn Menschen weder in Wissen noch in Moral einen Halt finden, weil alles verschwimmt
    - Wenn die Wirtschaft mächtiger ist als die Politik UND JEDER WEISS DAS
    - Wenn Bürokratie- und Wirtschaftssysteme ein eigenes Bewußtsein bilden dem der Mensch nicht näher kommt als eine Zelle meines Körpers meinem Bewußtsein (Jawohl, auch der Hauptaktionär ist nichts gegen die Eigendynamik des Systems)
    - wenn alles eigenständige und alles menschliche nur noch von jenen ausgehen kann die außerhalb des Systems vegetieren, ob ausgestoßen oder freiwillig.


    Und ein schwarzgrauer Himmel gehört wohl auch dazu :wink:



    (meint meine Barbie)
    NACHTRAG:
    Was es so faszinierend macht ist, daß es wahrscheinlich so kommen wird. Keine Laserschwerter, keine Raumschlachten wie Starwars, aber viele Fabriken, und viel Armut.
    Man kann sich gut damit auseinander setzen, denn die Grenzen zwischen einer Cyberpunk-Welt und der unseren sind fließend

  • Dursts Meinung ist durchaus sinnvoll. V


    Selbst wenn man bedenkt, daß der Cyberpunk als Genre eigentlich als Abgesang auf die amerikanische Gesellschaft gegen die Japaner gedacht war, so hat er doch treffend gewisse Grundstrukturen unserer Gesellschaft allgemein vorausgesagt (oder sich von selbigen inspirieren lassen).


    Nicht umsonst heißt es ja auch "Dark, near Future".


    SYL

  • Cyberpunk bedeutet für mich:


    - Angst zu haben, sowohl vor der Gegenwart als auch vor der Zukunft


    - Das Abhanden sein von Mitgefühl, Fairness und Ehrlichkeit


    - Kapitalismus im Endstadium


    - Wenn die Nacht für die Technik steht, und die Sonne für die Hoffnung, dann ist der Cyberpunk wie eine Sonnenfinsternis, die nie mehr aufhören wird...


    - Es ist der Beweis, dass so etwas wie Religion nicht existiert...


    - Die potentielle Nichtverwirklichung meiner Kindheitsträume (Besiedlung des Weltalls durch eine geeinte Gesellschaft)


    - Das endgültige Ableben von Individualismus und Einzigartigkeit


    - Amerika's Erbe an den Rest der Welt, incl. Japan (Is schon komisch, dass Leute, die sich innig hassen, automatisch immer ähnlicher werden...)

    "Ich dachte immer, es gibt keine Draaaaaaaarrrrggggghhhh...!!!" (Letzte Worte eines Trolls vor seinem Feuertod...)

  • Das faszinierende an Cyberpunk ist, dass sich unsere Welt dahingehend verändern könnte, es aber genauso gut ganz anders aussehen könnte. Das ist der Reiz von Cyberpunk im Gegensatz zu Fantasy oder "extremer" Sci-Fi wie Star Trek. (Ähnlich verhält es sich auch mit Vampire:The Masquerade usw.: Vielleicht gibt es ja wirklich Vampire :-({|= )

    "Sea of living, sea of dying ... tired of both? ... call 555-NIRVANA, only 1.96$/min."

  • Cyberpunk ist in erster Linie Datenkrieg. Kontrolle von Informationen, Beschränkung von Informationen und Manipulation von Informationan als Basis von Macht. Der Mittelpunkt des Cyberpunkgenres ist der Cyberspace, die Welt aus Daten, das Schlachtfeld der neuen Kriege.


    Daraus ergeben sich viele der vermeindlichen Kernthemen.


    Menschen sind nur noch Nummern und als Individuum wertlos.
    Aus vielen Einsen und Nullen entsteht eine eigendynamische Struktur in Konzernen und Politik. Das System der Kontrolle und Verwaltung verselbstständigt sich.

  • Da "Cyber-" von "kybernetisch" kommt (und bedeutet, der Natur Patente zu klauen und sie als Blaupausen für technische Neuentwicklungen zu nutzen - mein´ ich wenigstens) und im Hinblick auf "Punk" als Anti-Establishment-Attitüde würde ich sagen, beschreibt der Begriff "Cyberpunk" in einem Wort "Zerschlagt das System (=Punk) mit seinen eigenen Mitteln (=Cyber)" - was ja die originäre Runner-Arbeit ausmacht: Sabotage, Lüge, Betrug, Datenklau, Rufmord, Entführung, Erpressung, (Wetwork?). Eben alles, was unter den Global-Playern heute schon tatsächlich ganz normale Praxis is... :)
    Gemäß der Formel kann man Cyberpunk à la SR auch so definieren, dass Con A einen heute für Randale bei Con B bezahlt, welcher einen morgen -in Unkenntnis- anheuert, um es Con A heimzuzahlen... Wär´das nich schön? Is das nich Punk? Sagt doch mal... :lol:

    " ... The only difference between me and this machine
    Is, I run on desparation, she runs on gasoline" steve earle

  • Da muss ich dich enttäuschen. Das "Cyber" in Cyberpunk kommt nunmal vom "Cyberspace" und wenn Runner für Konzern A gegen Konzern B arbeiten ist das auch kein Punk, denn es ist keine Auflehnung in irgendeiner Hinsicht.

  • Na angesichts dieser Definitionen (von denen ich mal annehme, das sie stimmen :wink: ) ist dann aber SR kein Cyberpunk mehr.
    Zum einen paßt die Magie schlecht rein - auch, weil sie z. B. einen Auseg bietet (Reinigung de Landes etc.). Und solche Dinge wie Idole und Totems bringen doch wieder recht stark religiöse Motive u. Richtlinien hinein...


    Und bei solchen Kampagnen wie "Harlekins" Rückkehr wird ja sehr wohl eine recht klare Unterscheidung zwischen Gut u. Böse präsentiert.


    Abgesehen davon paßt auch der Status von Runnern dann nicht so ganz. Ich meine mal abgesehn von den Ex-Gangern und so :wink:. Immerhin sind Runner vielfach Männer u. Frauen, in deren Ausrüstung u. Ausbildung Jahre stecken müssen - u. beträchtliche Geldsummen. So etwas wächst nicht so einfach nach. Und angesichts einer immer besseren Sicherheitstechnik braucht man sehr gute Leute - die außerdem auch perfekt als Team operieren - leise, professionell u. s. w. - ziemlich kommandomäßig.
    Das macht die Streetsams, Ki-Adepten, Magier, Decker u. Rigger vielfach zu begehrten Spezialisten - die nicht so einfach zu ersetzen sind. NATÜRLICH verhandeln sie nicht mit einem Kon von Gleich zu Gleich - aber für bloßes Kanonenfutter sind sie zu gut - v. a. zu selten...
    Und na ja - also ein bischen kann man es mit dem Dystopismus m. E. auch übertreiben - sonst stumpft es ab. Klar, keine Friede-Freude-Eier-Welt - aber die meisten Menschen leben auch 2060 (wenn ich mir die Regelwerke ansehe) noch relativ normal. Die Slums sind gewachsen, ebenso die Kriminalität - aber es ist (in den meisten Gegenden) nach meinem Gefühl nicht gerade dies endzeitliche Atmosphäre...


    Ich meine, man braucht keine Hooder - aber die meisten Runner haben doch irgendeinen (oft recht kruden) Moralkodex. (Ich kann jedenfalls nicht unbedingt behaupten, das viele von denen, die keinen hatten, besonders gut gespielt waren :wink: ).
    Und seht euch mal die Romane an. Von wenigen Ausnahmen wird da noch eine viel moralischere Schiene gefahren, als bei den meisten SR-Runden, von denen ich gehört habe. Gutie-Gutie gegen Böse-Bösie sozusagen :wink: (ob das von den ganzen US-Schriftstellern mit ihrem manichäischen Weltbild kommt :roll: ).
    Ja und im SR-Kompendium schlugen sie doch im Ernst Karamabzug für "unmoralische Kampagnen" vor 8O

  • "Ares" schrieb:

    Na angesichts dieser Definitionen (von denen ich mal annehme, das sie stimmen :wink: ) ist dann aber SR kein Cyberpunk mehr.


    Eigentlich ist die Grundlage von SR starker Cyberpunk.


    Zitat


    Zum einen paßt die Magie schlecht rein - auch, weil sie z. B. einen Auseg bietet (Reinigung de Landes etc.). Und solche Dinge wie Idole und Totems bringen doch wieder recht stark religiöse Motive u. Richtlinien hinein...


    Naja, einen Ausweg bietet sie nicht wirklich. Und die Magie, so wie sie in SR präsentiert wird, passt durchaus zu einem (weiterentwickelten) Cyberpunkgedanken.


    Man muß halt unterscheiden zwischen Cyberpunks als Individuen und Cyberpunk als Genre.


    Zitat


    Und bei solchen Kampagnen wie "Harlekins" Rückkehr wird ja sehr wohl eine recht klare Unterscheidung zwischen Gut u. Böse präsentiert.


    Nicht umsonst wirkd H2 als eine anormale SR-Kampagne von vielen empfunden.


    Zitat


    Abgesehen davon paßt auch der Status von Runnern dann nicht so ganz. Ich meine mal abgesehn von den Ex-Gangern und so :wink:. Immerhin sind Runner vielfach Männer u. Frauen, in deren Ausrüstung u. Ausbildung Jahre stecken müssen - u. beträchtliche Geldsummen. So etwas wächst nicht so einfach nach. Und angesichts einer immer besseren Sicherheitstechnik braucht man sehr gute Leute - die außerdem auch perfekt als Team operieren - leise, professionell u. s. w. - ziemlich kommandomäßig.


    Shadowrunner sind eigentlich auch die Antagonisten von Cyberpunks: die einen machen die schmutzige Arbeit für das System, die anderen kämpfen gegen das System.


    Zitat


    Ja und im SR-Kompendium schlugen sie doch im Ernst Karamabzug für "unmoralische Kampagnen" vor 8O


    Was bei vielen SR-Abenteuern recht schnell problematisch wird mit dem ganzen Einbrechen, Stehlen, entführen, morden etc ... ;-)


    SYL

  • "Ares" schrieb:

    Na angesichts dieser Definitionen (von denen ich mal annehme, das sie stimmen :wink: ) ist dann aber SR kein Cyberpunk mehr.


    Steht ja auch nicht mehr drauf.


    "Ares" schrieb:

    Zum einen paßt die Magie schlecht rein - auch, weil sie z. B. einen Auseg bietet (Reinigung de Landes etc.). Und solche Dinge wie Idole und Totems bringen doch wieder recht stark religiöse Motive u. Richtlinien hinein...


    Cyberpunk bedeutet nicht, das es keinen Ausweg gäbe. Die Möglichkeiten werden nur meist aus Profitgier nicht genutzt. Schon heute haben wir viele alternative Energiequellen, die vollkommen unzureichend genutzt werden und es gibt viele teure Möglichkeiten vergiftete Böden fruchtbar zu machen. Wird auch nicht gemacht, weil es zu teuer ist. Stattdessen schwafelt uns ein George W. einen Scheiss an die Backe, das genmanipulierter Industriemais den Hunder in der Welt beseitigen wird. Sagt der Mann, dessen Land den halben Globus ernähren könnte, wenn sie nicht 50%+ ihrer Agrarerträge im Heizkraftwerk verfeuern würden. ;)


    Religiösität hat übrigens auch nichts mit Cyberpunk zu tun. Weder in positiver, noch in negativer Hinsicht. Ob man ein rechtschristliches Dystopia in geistiger Fortsetzung der aktuellen USA hat, oder ein Neo-Okultistisches Multikulti... Kann beides Cyberpunk sein. Das liegt letztendlich vor allem an der Bedeutung der Medien, der Datenwelt und der Informationsfreiheit.


    "Ares" schrieb:

    Und na ja - also ein bischen kann man es mit dem Dystopismus m. E. auch übertreiben - sonst stumpft es ab. Klar, keine Friede-Freude-Eier-Welt - aber die meisten Menschen leben auch 2060 (wenn ich mir die Regelwerke ansehe) noch relativ normal. Die Slums sind gewachsen, ebenso die Kriminalität - aber es ist (in den meisten Gegenden) nach meinem Gefühl nicht gerade dies endzeitliche Atmosphäre...


    Naja, der Teufel steckt da im Detail. Eigentlich müsste die Welt von Shadowrun ein ziemlich postapokalyptisches Endland sein, wenn man konsequent beachten würde was angeblich alles passiert ist und nach wie vor passiert.


    "Ares" schrieb:

    (ob das von den ganzen US-Schriftstellern mit ihrem manichäischen Weltbild kommt :roll: ).
    Ja und im SR-Kompendium schlugen sie doch im Ernst Karamabzug für "unmoralische Kampagnen" vor 8O


    Ja, ich denke das kann man auf die Autoren schieben.


    Man merkt aber an vielen Stellen, das bei Shadowrun reichlich schlampig gearbeitet wurde in Bezug auf Genre und Konsistenz. Daher ist so eine Diskusion ziemlich müssig. Man kann Shadowrun als Cyberpunk Dytopia mit Orwellschen Zügen spielen, als kunterbunte Freakshow mit Star Trek Charakter, oder als irgendwas dazwischen.
    Viele ältere Shadowrunspieler (die es noch spielen) sind der festen Überzeugung, dass Shadowrun Cyberpunk wäre und viele neue wissen nichtmal was das ist. Das liegt nicht zuletzt auch daran, das Shadowrun ja ursprünglich nicht mehr getan hat, als mit ein paar guten Ideen auf einen fahrenden Zug aufzuspringen (Cyberpunk) und etwas frischen Wind zu bringen. Was das für ein Zug war und wohin der fährt war den Autoren damals vermutlich garnicht klar und ich bezweifle auch das sie den ideologischen Unterbau wirklich verstanden haben.
    Das ist ja auch sehr schwer, denn der berühmte Urvater des Cyberpunk, William Gibson, war selbst ja garkein Cyberpunk und hat auch nur die Gedanken seiner Vorgänger fortgesetzt.


    Letztendlich ist es eine Glaubensfrage und wir haben ja zum Glück Religionsfreiheit.

  • "Ares" schrieb:

    Ja und im SR-Kompendium schlugen sie doch im Ernst Karamabzug für "unmoralische Kampagnen" vor


    Wenn ich kurz korrigieren darf - nein.
    In der komplett unmoralischen Kampagne wird kein Karma verteilt vom SL.
    Die Spieler müssen es kaufen.
    Und zwar zu verdammt niedrigen Preisen pro Karmapunkt. (3W6x100¥)
    :arrow: "Bösen Menschen geht es immer gut." :twisted:

    In a free society, diversity is not disorder. Debate is not strife. And dissent is not revolution.

    George W. Bush

    And while no one condones looting, on the other hand one can understand the pent-up feelings that may result from decades of repression and people who've had members of their family killed by that regime, for them to be taking their feelings out on that regime.

    Donald Rumsfeld

  • ... wenn ich noch etwas zum eigentlichen Thema "was ist Cyberpunk" beitragen darf, und die Diskussion wieder weg vom Thema bringen darf, ob SR nun Cyberpunk ist oder nicht, dann ist Cyberpunk so wie ich das verstehe vor allem (neben dem was bereits gesagt wurde)


    1. erweiterte Individualisierung, d.h. dem Individuum werden zusätzliche institutionalisierte Pflichten auferlegt, was zu einem Anwachsen der Anzal derjenigen führt, die den Pflichten nicht nachkommen können. Das heisst, dass die große Masse der Menschen nicht mehr in der Lage ist, den gesellschaftlichen Anforderungen zu genügen, also "Marginalisierung der Masse" oder die Erweiterung des Prinzips "Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied". Man kann das auch so sehen, wie bereits oben gemacht, dass "die Slums halt ein bisschen größer werden" ;)


    2. Selbstentfremdung und Vereinsamung des Einzelnen. Dadurch dass jeder für sein eigenes Schicksal verantwortlich gemacht wird und sich selber so sieht, wird jeder auf sich zurückgeworfen - sowohl in der höchsten Etage wie auch auf der Straße. Das heisst, dass nur noch oberflächliche Kontakte gepflegt werden und dass der Alltag vom "nichts ist mehr sicher" Gefühl geprägt wird - wer weiss, ob ich als Exec nicht morgen wegen meiner Verfehlungen (Hinterziehung von Geldern etc etc) auf der Straße lande, da ich niemanden habe, der zu mir hält und mich deckt? Vielleicht geht meine Frau ja auch schon längst mit meinem Chef, um sich schönere Klamotten leisten zu können - und mein Chef sucht nur noch nach der Gelegenheit, mich abzuservieren?
    Cyberpunk heisst für mich, dass niemand bereit ist, tiefere Verpflichtungen zu respektieren und nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist - wodurch die Masse der Menschen durch Insititutionen leicht manipulierbar wird...


    Also insgesamt heisst Cyberpunk für das Individuum:
    - Armut
    - Unsicherheit
    - Einsamkeit
    - Manipulierbarkeit
    - Machtlosigkeit
    - Durchsichtigkeit


    Für die größeren Institutionen (Konzerne, Behörden etc) bedeutet Cyberpunk:
    - Verselbständigung
    - Ausweitung der Kompetenzen
    - Zunahme an Macht
    - Konzentration auf eigene Profitmaximierung und eigene Interessen


    übrigens meint "Cyber" sowohl die Verkürzung von "cybernetics" als auch "die von Computer erzeugte virtuelle Scheinwelt betreffend" - man kann sich es scheinbar aussuchen (hach ja, wozu so ein Duden alles gut ist... :) )


    Mit mittelhochphilosophischen Grüssen, Andreas

    <Shadowruner A und B telefonieren zum ersten Mal miteinander>
    <A> Hallo?
    <B> Hallo, ich habe etwas, bei dem ich glaube, dass Sie mir helfen können. Ich habe den Auftrag, alle Menschen umzubrigen ... <Denkpause von B>
    <A> KLICK!!!

  • also punk muss ja nicht unbedingt ein linker mit iro und sicherheitsnadeln überall am körper sein. das englische wort punk kann auch armselig oder schäbig heißen und ich denke, dass genau dieser aspekt gemeint ist.


    meines erachtens macht cyberpunk eine gewisse extremität in vielen punkten aus. religion ist noch ein thema, aber obskure sekten und radikale splittergruppen haben viel mehr zulauf als die herkömmlichen religionen. der unterschied zwischen arm und reich ist viel größer als er jetzt schon in den usa ist usw. usw.


    dazu kommt eine starke technologische komponente, und die bereits erwähnte verschmelzung dieser mit dem menschen.


    im übrigen entwickelt sich das cyberpunk genre ziemlich parallel zur realen welt. cyberpunk bedeutet für mich immer (um es stark vereinfacht zu sagen) reale welt radikalisiert + cyberware + cyberspace. schönes beispiel dafür ist die matrix. da gab es das UMS, dann wurde das internet populär und UMS sah plötzlich ziemlich altmodisch neben den grafisch sehr eindrucksvoll gestalteten websites der realen welt aus. also muss die grafische website cyberpunk tauglich gemacht werden: voila, wir haben sculpted hosts! wenn es uns gelänge, in den nächsten jahren unser sonnensystem kommerziell zu bereisen würde der weltraum für den cyberpunk wichtiger werden.


    und genau dieses etwas verzerrte abbild des jetztzustandes macht das gentre so interessant. man kann sich leicht reinleben, selbst als anfänger und kann sich sehr viele inspirationen aus dem echten leben holen.

  • "askex2056" schrieb:

    1. erweiterte Individualisierung, d.h. dem Individuum werden zusätzliche institutionalisierte Pflichten auferlegt, was zu einem Anwachsen der Anzal derjenigen führt, die den Pflichten nicht nachkommen können.


    Etwas unglücklich ausgedrückt, zählt das Individuum schliesslich gar nix mehr. Allerdings verstehe ich gut, worauf die hinaus willst. Ich würde es aber eher als "Aussterben des Mittelstandes" bezeichnen, und dafür gibt es ja schon heute deutliche Studien.

    "Ich dachte immer, es gibt keine Draaaaaaaarrrrggggghhhh...!!!" (Letzte Worte eines Trolls vor seinem Feuertod...)

  • Tip: lies mal "Neuromancer", generell für alle mit Spass an Wiedererkennenserlebnis (ist übrigens von 1970 oder so).
    Mfg

  • @ Gast


    Danke für den Tip... :wink:


    Ich hab es zwar schon zweimal gelesen, aber ein Buch wie das... 8)

    "Ich dachte immer, es gibt keine Draaaaaaaarrrrggggghhhh...!!!" (Letzte Worte eines Trolls vor seinem Feuertod...)

  • Cyberpunk ist eigendlich eine Subkultur die aus den späten Siebzigern frühen Achtzigern des 20. Jahrhunderts stammt und von ein paar Autoren unfreiwillig als Gegenbewegung zur Asimov´schen Utopie geschaffen wurde.
    Willam Gibson, der neben Bruce Sterling einer der ersten war, hat mal gesagt er wollte keine neue Stilrichtung ins Leben Rufen sondern nur etwas schreiben was anders ist.


    Der Grundtenor von Cyberpunk ist einfach eine totale Globalisierung in der das Individium nichts als ein paar informationen ist. Durch den extremen Aufstieg der Konzerne und die Koruption hat die Regierung mehr oder weniger die Kontrolle verloren. Ebenso ist eine enorme Technisierung ein weiterer Schlüsselfaktor (Cyber=Cybernetic=Mechanisch). Die Bezeichnungen Cyberspace und Cyberware sind eigendlich Kunstwörter die erst später geschaffen wurden. Ebenso ist eine sehr Starke "No Risk No Fun"- und eine "No Future"- Einstellung die aus dem Punk kommt für die Entwiklung des Cyberpunk als Genre verantwortlich.


    Um es auf den Punk(t) zu bringen, Cyberpunk ist eigendlich eine Welt in düsterem Grau-in-Grau die Stätde sind zu riesigen Sprawls angewachsen in denen das Recht des Stärkeren gilt und die meisten keine Zukunft mehr sehen. Es gibt weder Gut noch Böse, denn ein Konzern der Menschen ausbeute sorgt Gleichzeitig dafür das sie überleben wohingegen derjenige der die Welt verbessern will das meist mit Gewalt tut und somit aber auch Unschuldige in Mitleidenschaft zieht.
    Shadowrun weicht hier von der Cyberpunk Thematik ab da sich die Zustände ja wieder bessern und nicht den Status Quo beibehalten.


    Als Bücher dazu kann ich [buch]Nerumancer[/buch], [buch]Biochips[/buch] und [buch]Mona Lisa Overdrive[/buch] empfehlen.
    [buch]Cyberspace[/buch] ist eine Sammlung von Kurzgeschichten aus denen ich vor allem Johnny Mnemonic und Burning Chrome empfehlen kann.
    Auch gut ist [buch]Dream Androids of Electronic Sheeps[/buch] von Phillip K. Dick den meisten von euch besser als "Blade Runner" bekannt.


    In diesem Sinne eine Düsteren Tanz auf der Klinge und haltet euch den Rücken frei


    SilverAngel


    "Der Himmel über der Bucht von Chiba hatte die Farbe eines Fernsehers den man auf einen toten Kanal geschaltet hat" - William Gibson, Neuromancer

    Si vis pacem, para bellum


    Hekate (britische Magieadeptin mit Hang zur Theatralik und Blitzzaubern.)