Habe schon ziemlich oft Solo-Abenteuer geleitet, sowohl in SR als auch in anderen Systemen. Wenn man mit dem Spieler auf der gleichen Wellenlänge liegt, kann man da wirklich coole Geschichten erleben - auch wenn man nur zu zweit am Tisch sitzt.
Betroffen von so einer Solo-Situation sind aber hauptsächlich die SL, denn die müssen die restlichen nötigen NSCs ja alle auch spielen. Ich persönlich empfand dies aber nie als Problem, sondern eher als Gelegenheit, mit mehr Freiraum zur Story und zur Improvisation an die Abenteuer heranzugehen.
Es ist nämlich in meinen Augen ein enormer Unterschied, ob ein Spieler nicht das tut, was ich im Vorfeld erwartet habe, oder ob dies 5 oder 6 Spieler tun. Na klar: Abfangen kann/muss/tut man das alles, aber die Variablen halten sich bei einem Spieler eher in Grenzen, als bei einer ganzen Gruppe.
Der nächste Vorteil: Man schafft in der Regel auch was. Der Grund warum ich keine Gruppe mit mehr als 4 Leuten mehr übernehme, ist der, dass sich bei vielen Spielern, welche sich (siehe einen Absatz weiter oben) u. U. selbst auch noch zu wichtig nehmen, oftmals Grüppchen entstehen. Ausserdem werden dann die Wartezeiten für die einzelnen Spieler evtl. zu lange, weil zwischendurch halt auch Solo-Szenen stattfinden, und die anderen Charaktere da eben zwei oder drei Minuten warten müssen. Hat man zu viele Spieler am Tisch, neigen die Spieler wirklich dazu, sich gegenseitig mit Ungeduld anzustecken.
Fazit: Sowohl kleine als auch größere Gruppen haben ihre Daseinsberechtigung - die Probleme sind nur jeweils etwas verlagert, bzw. die Anforderungen an Spieler und SL sind andere.
Zum Thema NSC sehe ich da weniger Probleme. Ein SC in SR muss nicht zwingendermassen für jede in Zukunft möglicherweise benötigte Fähigkeit eine eigene Connection haben. Klar ist der Umgang mit Technik in dieser Zeit absolut normal, aber es wird sich ähnlich wie bereits heute verhalten: Alle verwenden Technik, aber nur ein kleiner Bruchteil der Leute versteht die Hintergründe und die zugrundeliegende Technik.
Sprich: Gutes Personal ist selten und kostet viel Geld. Ein kleiner am Anfang stehender Runner KANN EBEN NICHT einen Decker, einen Rigger, einen Ki-Adepten, einen Vollzauberer, ein Chamälion und einen Straßen-Sam als Connection haben, nur weil vielleicht einer der Typen irgendwann mal gebraucht werden könnte.
Ist auch nicht nötig: Man kann als SL alles so gestalten, dass NSCs eben keine wirkliche Screentime bekommen. Der Runner steht an einer Tür zu einem Konzerngebäude, spricht in den Komlink. 2000km weiter sitzt ein Decker im Freestate California an seinem Deck, und macht die Tür dank der schnellen Matrix ein paar Milisekunden später auf. Der Runner kriegt von den Dingen in der Matrix doch nichts mit. Alles was er sehen kann, ist die Tatsache, dass die Tür sich nun gerade geöffnet hat - augenscheinlich war es wohl der Decker, dem er dies mit der Tür gerade eben durchgegeben hat.
Es hat den Runner nicht zu interessieren, ob ...
a) der Decker Probleme hatte, z. B. mit ihm verfolgenden IC-Programmen...
b) und wieviele Proben der NSC dafür würfeln musste, oder auch nicht...
c) der Decker bezahlt wird, und wenn ja, wieviel er bekommt...
d) der Decker schwarz, rot, gelb oder weiss, amerikanisch, italienisch oder suaheli ist...
Es wird ihm gesagt, dass er bei diesem Run mit einem Decker zusammenarbeitet, und ausser einer mit Auskünften sparsamen Stimme im Kommlink bekommt der SC nix davon mit und muss es auch nicht. Deswegen entsteht durch den anderen Einsatz von NSCs beim Solospiel auch eigentlich weniger Arbeit.
Ein weiteres Unding ist, dass Solospieler sich um NSCs für ihr Team bemühen müssten. Mr Johnson juckt es nicht, ob ihr nun einen Decker kennt, oder nicht. Er lässt sich den Decker genauso empfehlen, wie man ihm euch empfohlen hat. Mr Johnson sieht ja z. B. "Uiiii, er ist Kampfzauberer. Vielleicht muss ich ja noch einen Decker anheuern, wenn es in der Matrix auch etwas zu tun gibt." Dann heuert er eben einen an.
Klar, es ist immer schön, wenn man sich als Runner sein Team aussuchen darf, aber diesen Luxus hat man als Freelancer eben einfach nicht: Man muss (fast) alles nehmen was kommt, um über die Runden zu kommen. Das ist eben das Los eines Spezialisten...^^