Die meisten meiner Chars würden sagen:
"Der Mann mit dem Ebenholzcredstick entscheidet wer Leben darf und wer nicht." 
Aber solche Rechtfertigungen wie "die haben ja das Recht zu leben verloren" sind letztendlich dann ja auch nicht viel mehr als Selbstjustiz,
in dem Fall dann eben nur für einen anderen.
Was ich mich aber generell immer bei SCs, die nach der Richtlinie "Ich versuche niemanden zu töten, außer in extremen Ausnahmefällen und dann am besten auch nur solche, die es verdient haben" leben ist: Bereuen Sie es? Sprich, suchen die sich nen Schattenpsychologen und versuchen den ganzen Murks zu verarbeiten?
Als Beispiel:
Mr. "Ich töte nur in Ausnahmefällen" geht über die Straße und bekommt mit, wie ein paar Ganger eine Frau belästigen. Anweisung der Ganger: "Verpiss Dich, das ist nicht deine Sache!" Mr. "ich töte nur in Ausnahmefällen" hat aber gerade keine Lust nach Hause zu gehen, es kommt zum Handgemenge und am Ende liegt der Pulk Ganger tot auf der Straße. So weit, so gut. Das Gewissen wird beruhigt durch "Im Grunde habe ich der Welt ja etwas gutes getan und etwas Abschaum von Ihrem Angesicht getilgt."
Gegenbeispiel:
Mr. "Ich töte nur in Ausnahmefällen" hat einen Auftrag angenommen, der ihn in ein Labor führt. Dort hat noch eine Medizinerin was zu tun, arbeitet bis spät in die Nacht um... wasweißich... Krebs zu heilen zum Beispiel. Er überrascht sie. Sie erkennt was er ist (ein Verbrecher) und greift auf ihr vor dem Trideo angeeignetes Kampfsport-repertoire zurück, zückt ein Skalpell und greift ihn mit der Absicht "Der tut mir nichts, und wenn ich Glück hab, kann ich ihn in Schach halten, bis die Sicherheit da ist" an. Mr. "Ich töte nur in Ausnahmefällen" hat vielleicht noch nach dem ersten Skalpellkratzer Lust sie nur zu entwaffnen und zu fesseln, aber nach dem zweiten vergeht ihm die Lust darauf und er stellt sie kalt. Was dann? "Verdient" hatte sie den Tod nicht, schließlich war ihr einziger Fehler noch bis spät in die Nacht zu arbeiten um die Krankheit zu heilen, die die Mutter von Mr. "Ich töte nur in Ausnahmefällen" dahingerafft hat.
Ich weiß nicht... Ich kann da nur von mir reden und mit solch einem Grundsatz würde mein SC den Großteil seines Lohns zum Psychiater tragen, denn erfahrungsgemäß gibt es ziemlich viele Wachleute o.ä. die den Tod nicht verdient haben, aber sich aus unerfindlichen Gründen trotzdem in den Weg stellen...
*popcornessend* Eigentlich fehlt mir bei deinem zweiten Beispiel nur noch wie die für die Seifenoper nur Halbtotgeprügelte Wissenschaftlerin im Rollstuhl sitzend am Bett der im sterben liegenden Mutter das Eintreffen der Angehörigen erwartet. Und dann kommt der Char rein und es entbrennt wieder ein spannender Kampf ... oder sie küssen sich und Leben glücklich bis ... naja ihr wisst schon. 
Naja ich denke einfach das es zum Teil Spaß macht den guten zu spielen, und das darum einfach auch viele auf so ein Konzept zurückgreifen. Mir machts auch öfter mal Spaß, aber meine bösen gemeinen Arschloch-Chars sind zum Teil auch recht nett. Und ich bei solchen Sachen auch immer den Hintergedanken das meiner Meinung nach jeder Mensch seinen Preis hat. Ich bin wirklich davon überzeugt das sogar Mutter Theresa jemanden killen würde wenn sie damit den Weltfrieden bekommen würde! Und wenn nun schonmal einer schon in die "Abgründe" der Schatten gerutscht ist ist dieser Preis sicherlich viel niedriger
Na ja, also ich würde sagen zwischen einer Laborangestellten mit Skapell und einem Wachmann mit Waffe gibt es schon geringfügige Unterschiede. *grin*
Außerdem gibt es eine einfache Lösung - nonletale Gewalt. Mit Gelgeschossen und (SR 4) Schocker-Muni kann man relativ kostengünstig und fast genausogut wie mit echter Muni (oder bei Schockern sogar noch besser) eventuelle Problempersonen ruhig stellen, ohne sie gleich töten zu müssen.
Aber es stimmt schon, dass "nur in Ausnahmefällen" ist eine Gummidefinition. Deswegen würde ich für einen solchen Kodex (wiewohl ich ihm selber tw. Folge) niemals GP geben.
Es ist gut, sich gewisse Regeln aufzulegen, denke ich, aber es sollte nicht auch noch mit GP honoriert werden, solange es nicht sehr konsequente Regeln sind.
Sehr dehnbar. Aber ich vermute mal, selbst die meisten SC mit einem gewissen Kodex gehen nicht regelmäßig zum Schattenpsychiater.
Es ist sicherlich eine rollenspielrerische Herausforderung, Gewissensqualen zu spielen. Ich selber habe das auch schon mal gemacht, und Leute mit Bedenken und Skrupeln sind mir allemal lieber als tie totalen Eisschränke oder die ach so "coolen" Typen die aus irgendwelchen miesen Filmen geklont sind (Kill for Coolness, sozusagen).
Aber wegen "notwendig oder nicht notwendig" jedes Mal zum Doc muss...
Hm.. der hat in den Schatten echt ein Problem - es sei denn, seine ganze Runde ist ähnlich gestrickt und vermeidet deshalb konsequent unnötige Gewalt...
Dem würde ich zustimmen. Die nichtlethalen Möglichkeiten sind eigentlich ausreichend (Taser und Chemwaffen kommen ja noch hinzu, dito Zauber) um das töten zu vermeiden.
Ich denke aber, auch die meisten Chars die in diese Kategorie fallen werden nicht unbedingt mit dem Wunsch gespielt, die "Guten" zu spielen. Es scheint mir vielmehr eine Frage wieviel "nicht gut sein" man seinem Charakter verpassen will. Wirklich edle Chars - im Sinne wie ich gut verstehe (und das ist für mich eher was für Fantasy und auch dort haben viele Gute ihre Schattenseiten wie religiösen Fanatismus, Standesdünkel und so weiter) - gibt es weitaus weniger als solche, die einfach versuchen, nicht "zu schlecht" zu sein.
Ok, ich gebe zu mein zweites Beispiel war etwas... melodramatisch. Ich wollte damit auch nur aufzeigen, dass man manchmal (selbst wenn man aus Notwehr handelt) die Grenze zwischen er/sie hat es verdient und er/sie hat es nicht verdient eigentlich recht schwer ziehen kann.
"Baron Boeser Biber" schrieb:Ich bin wirklich davon überzeugt das sogar Mutter Theresa jemanden killen würde wenn sie damit den Weltfrieden bekommen würde!
Zu spät. Sie ist schon tot. Hat nur niemanden interessiert, weil ein paar Tage vorher Lady Di gestorben ist und die Medien den tragischen Unfall der Prinzessin der Herzen in einem Tunnel besser vermarkten konnten als den Tod einer Nonne, die sich selbst den Armen und Kranken verschrieb.
BtT
Es kann auch sein, dass ich in der Hinsicht gebrandmarkt bin. Wir hatten mal einen Pazifisten (kein totaler Pazifist) in der Gruppe (SR3). Der hat damals nur mit Taser um sich geschossen, damit er niemanden tötet. Bis es dann zu einem folgenschweren "Mir wurde eine Waffenkiste geklaut. Holt sie mir zurück!" sagte der Schieber-Auftrag kam. In die Wohnung eingedrungen, den Dieb mit T-Schaden im Flur liegen lassen, durch die Wohung gestreift, Frau und Kind des Diebes links liegen gelassen und schließlich die Kiste gefunden. Unser Pazifist kniete derweil neben dem Dieb und hat versucht ihn zu stabilisieren. Mein SC war kräftig genug, die Kiste allein zu schleppen und war schon auf dem Rückweg, als ein dritter SC auf die Idee kam: "Oh man, die können uns ja identifizieren!" und den Kopf des Diebes mit ExEx zur Explosion brachte, während der Pazifist noch versucht hat ihn zu stabilisieren. Zwei weitere Schuss stellten dann auch sicher, dass die Familie nicht petzen geht...
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Pazifist hatte einen ähnlichen "Kodex", bzw. die verschärfte Version davon: "Ich schieße nur in Ausnahmefällen (mit meinem Taser)" und bekam dann nach dem ganzen Drek den Nachteil "Schizophren" aufs Auge gedrückt, was ihn im Grunde genommen zu einer Gefahr für die Gruppe machte. Es lief darauf hinaus, dass der SL bei Gewalttaten, die der Pazifist mit ansehen musste eine WIL-probe verlangte. Wurd die vermasselt, hat der Pazifist seine eigenen Leute aufs Korn genommen (Gott sei dank nur mit Taser, aber trotzdem).
"Ares" schrieb:es sei denn, seine ganze Runde ist ähnlich gestrickt und vermeidet deshalb konsequent unnötige Gewalt...
Ich denke, dass es letzten Endes darauf hinauslaufen sollte, schon allein um Stress innerhalb der Gruppe zu vermeiden... Diskussionen ob der-oder-der Schuss gerechtfertigt war braucht man im Schattengeschäft herzlich wenig...
Es ist nur persönliche Erfahrung, aber bei den meisten Charakteren der Marke "Ich töte nur in Ausnahmefällen" ist das bzgl. der Runden in denen ich war eher ein Lippenbekenntnis, das den Feindkontakt genausowenig überlebt, wie der abgesprochene Plan.
Es ist t.w. sogar eher Selbstschutz der Charaktere und Effiziensdenken.
Die Chars haben z.B. meist Taserwaffen (Yamaha Pulsar) oder DMSO Waffen (Walther PPD mit Gammascopolamid) dabei, neben der Predator oder einer MP.
Beide Waffen sind im 3er System höchst effektiv und iirc leiser als normale Waffen (wobei das eine unserer Hausregeln sein könnte oder wir haben Schallis dran gemacht) können bei mehrmaliger Anwendung auch tödlich sein.
Was den Selbschutz angeht ist es einfach besser den Lonestar Cop nicht zu erschießen sondern nur bewußtlos zu "schießen", Flufftechnisch macht das in der Verfolgung der Straftat bei uns deutliche Unterschiede.
Ich weiß schon das sie tod ist, aber es war die erste Person die mir in dem Zusammenhang eingefallen ist.
Ich denke auch das Taser an sich eine ganz tolle Sache sind, aber bei einer Verfolgungsjagt sind sie dann doch nicht wirklich geeignet oder eben wenn der Typ der einen angreifen will noch 20 Meter weit weg steht.
Mit Gelmunition hab ich immer nur im Hinterkopf das in meinen Gruppen bis jetzt schon ein SC und diverse NSC draufgegangen sind weil sie den Treffer an ungünstigen Stellen abbekommen haben oder eben nen Patzer hatten.
Und das zum Thema Cops ist ein sehr guter Einwand, das war bei uns auch immer so wenn man sie nur ein bisschen bewusstlos gemacht hat war das Revier hinterher besser drauf als wenn man gleich die Streife in die Luft gejagt hat.
"Baron Boeser Biber" schrieb:
Und das zum Thema Cops ist ein sehr guter Einwand, das war bei uns auch immer so wenn man sie nur ein bisschen bewusstlos gemacht hat war das Revier hinterher besser drauf als wenn man gleich die Streife in die Luft gejagt hat.
Ja, sehe ich auch so. Das sollte auch einen spürbaren Unterschied machen.
Und seit neustem benutze ich in solchen Fällen den Orgasmuszauber. Genial zum ausschalten. Und niemand ist nachher besonders böse 
"Blink" schrieb:[ ...
Und seit neustem benutze ich in solchen Fällen den Orgasmuszauber. Genial zum ausschalten. Und niemand ist nachher besonders böse
Der Typ aus der Reinigung vielleicht ?
mit SCNR-Dance
Medizinmann
Der verdient ja dann noch daran Der wäre nie böse
Nicht töten ist sicherlich besser, auch und gerade von den Auswirkungen in der Spielwelt.
Aber zur Gewalt generell: Gerade in SR tendiere ich dazu, Charaktere mit moralischem Selbstbetrug zu spielen (immerhin hat der Wachmann auf einem Gelände ein Recht, mit der Waffe da zu sein und der charakter nicht, es wäre aber höchst dämlich, wenn man das akzeptieren würde).
Und ja, ich habe schon Charaktere gespielt und spiele sie noch, die zum Psychater gegangen sind, weil sie, rechtlich abgesichert, in Notwehr jemanden töten mussten (sonst wäre etwas potentiell dramatisches passiert).
"TDH" schrieb:Lange Rede, kurzer Sinn: Der Pazifist hatte einen ähnlichen "Kodex", bzw. die verschärfte Version davon: "Ich schieße nur in Ausnahmefällen (mit meinem Taser)" und bekam dann nach dem ganzen Drek den Nachteil "Schizophren" aufs Auge gedrückt, was ihn im Grunde genommen zu einer Gefahr für die Gruppe machte.
Hört sich beknackt an. Warum sollte der Pazifist schizophren werden, wenn jemand anderes Mist baut? War das SL-Entscheid?
"Eusebius" schrieb:Hört sich beknackt an. Warum sollte der Pazifist schizophren werden, wenn jemand anderes Mist baut? War das SL-Entscheid?
Mit dem "aufs Auge gedrückt" wollte ich eigentlich sagen, dass es SL-Entscheid war. Er hat es dann so begründet: "Dein SC kommt als Pazifist nicht damit klar, dass derjenige, den Du gerade versucht hast zu stabiliseren, und seine wehrlose Frau mit Kind jetzt erschossen wurden, deswegen *Zettel rüberschieb*"
Über die Qualität des SL in manchen Dingen kann man sich streiten, aber im großen und ganzen hat er die Sache recht gut gemacht, mal abgesehen von ein paar Dingen.
Hauptsache dieser SL möchte nie Psychologie belegen 
Das ist aber leider ein oft verbreiteter Irrglaube
Schizophrenie ist nicht "Gespaltene Persönlichkeit"
andernfalls müssten ja noch andere Auslöser sein für falsche Sinneseindrücke.. z.b. das Gefühl Gas zu riechen oder dass das Essen vergiftet ist
und von einem Ereignis kommt so was selten 
Nicht recht nachvollziehbar, warum ein Pazifist so etwas schwieriger verdauen sollte als ein "normaler" Runner. Und IMO wären eventuelle Folgen a Char Sachen des Spielers gewesen und nicht des SL. Aber das ist ein anderes Thema.
"doc damnij" schrieb:a) jeder Schuss (inkl Straßenindex) etwa 400 Nuyen gekostet hat (zumindest bei mir)
und
b) das Gift halt immer erst am Ende der Kampfrunde wirkt und nicht sofort.
Der Preis ist ungünstig in der Tat. Aber Taser und Gelmuni sind preiswerter, aber auch weniger effektiv.
Das Gift wirkt allerdings sofort (immediate) Seite 250 GRW SR3
Ich könnte mir schon vorstellen, warum ein Pazifist gewisse psychologische Probleme bekommt, wenn seine Mitrunner ständig seine Grundsätze mißachten.
Er sieht seine Ideale wieder und wieder verletzt, ohne aber (nehme ich mal an) grundlegend etwas daran ändern zu können. Er wird quasi "mitschuldig" - fast so, als würde er selber den Schuss abfeuern. Vor allem wenn er es nicht schafft, sie zu ändern o. nicht die Kraft aufbringt, die Gruppe zu verlassen.
Es sollte schon etwas ausmachen, wenn die eigenen Richtlinen von Mitrunnern mißachtet werden. Kein Runner ist eine Insel. :wink:
Gleich eine Schizophrenie aufs Auge zu drücken finde ich allerdings doch etwas stark. Gewissenbisse etc. reichen doch allemal...
Übrigends nach meiner Erfahrung macht das "nur in Ausnahmefällen töten" schon erheblich etwas beim Verhalten der Runner aus. Die Mortalitätsrate beim Gegner, die Zahl der Kolateralopfer und der objektiv (aus Meistersicht) unnötigen NPC-Toten ist doch um ein mehrfaches geringer, als bei den "wir-spielen-rambo"-Spielern...
:wink: