Die Frage der Moral

  • "Lubber" schrieb:

    Es ist mitunter auch schwer, vielleicht sogar psychologisch fraglich, eine Person zu spielen welche sich völlig jeglicher Moral freisagt und extreme Greultaten begeht.



    "doc damnij" schrieb:

    Psychologisch fragwürdig, weis ich net. Aber schwer wäre es (für mich zumindest) ganz sicher. Einfach schon, weil sich dann das Denken des Chars sehr stark von dem des Spielers unterscheidet. Vor allem wird es schwer, wenn man den Char als Amoralisten darstellen will, aber eben nicht als gewaltbereiten Irren (so in Hinblick auf Gruppenverträglichkeit). Hab ich ein zwei mal versucht. Hat zwar (bis zu einem gewissen Punkt) geklappt, aber man ist ständig stärker am grübeln, wie der Charakter jetzt diese oder jene Situation bewertet. Auch und gerade in Situationen, wo es einem bei "normaleren" Chars eher natürlich von der Hand geht.


    "William F. Drake" schrieb:

    Kannste mal ne konkrete Situation nennen, damit wir sie auch mal bewerten könnten?


    Naja.
    Ne Deckerin, die ich in der Übergangszeit von SR2 zu SR3 gespielt habe, ist IP nach und nach immer mehr ausgetickt. Anfangs war sie nur sehr arrogant, hochgradig egomanisch und hat alle anderen kaltschnäuzig und von oben herab behandelt (ein Verhalten, zu dem ich als Spieler im Normalfall nicht sehr neige).
    Hat eigendlich ganz gut geklappt. Sie hatte keinerlei emotionale Bindung an die anderen SCs, hat ihnen ihr eigenes Versagen knallhart unter die nase gerieben und auch sonst viele Dinge getan, die sie ziemlich unbeliebt gemacht haben. Da sie aber spitzenmäßig als Decker und passabel als Kämpfer war und ansonsten nach recht professionellen Maßstäben arbeitete, war sie ein wertvoller Teil des Teams, so dass die anderen die bittere Pille ihrer Anwesenheit immer wieder schluckten.
    Dennoch war es deutlich anstrengender (wennauch spassig) für mich, sie darzustellen, da ich meine eigenen Impulse oft unterdrücken musste, um nicht aus der Rolle zu fallen.


    (vereinfachtes) Bsp.: Die simple Frage: "Kannst du mir mal helfen, das Regal einzuräumen?"
    Meine (Spieler) spontane Antwort: "Klar. Wo soll ich anpacken?"
    Antwort des Chars: "Nein, dafü bin ich überqualifiziert."


    Bis zu nem gewissen Punkt geht das ja noch, auch recht problemfrei. Ist ja auch alles noch recht harmlos (solange man damit nicht anfängt, auch outtime den Mitspielern auf den Keks zu gehen).


    Aber irgendwann wurde die Denkprozesse des Chars immer abnormer und, ja, eigendlich schon unmenschlich.
    Sie strebte irgendwann nicht mehr nach nem menschenwürdigen Leben. Sie hatte auch transhumanistisches Gedankengut weit hinter sich gelassen und war zum Posthumanismus übergegangen.
    Ohne hier ins Detail zu gehen, kann man sagen, dass sie den Menschen schon fast so fremdartig geworden war in ihrem Denken, wie zB Insektengeister oder KIs. Und fast so wenig umgänglich erschien sie auch (wenngleich sie natürlich weniger bedrohlich war).


    Und an diesem Punkt (bzw. etwas davor) wurde sie zum NSC, weil ich mich außer Stande sah, meinen eigenen Char glaubwürdig und verträglich darzustellen (es wäre sonst nur eklig und doof rübergekommen).
    Ich hab dann das krasse Gegenteil als Ersatz aufgefahren: Nen freundlich-chaotischen Charm-Otaku mit hohem Kuschelfaktor.

    "As the sagest of sages have said: Not attempt to male-bovine defecate unto a male-bovine defecator!"
    -the fusion-phallused violator of worlds
    "Oil the squids, I'm going in!"
    -the dreaded captain Fang

  • Tja, das mit der Moral ist so eine Sache. Ich stimme doc damnij da zu, manchmal wird es extrem schwierig, eine Entscheidung glaubhaft aus Sicht des Charakters zu fällen, wenn man zu weit entfernt von selbiger ist.
    Andererseits wird es natürlich auch langweilig, wenn man zu nah dran ist, zumindest mir.


    Gerade in SciFi Settings muss ich mir dabei immer eine Frage stellen: Wie geht der Charakter damit um, Leute zu töten? Bei Fantasy gibt es immer eine Rechtfertigung, schöne einfache Welt und so, aber bei allem, was ab dem 20. Jhd. stattfindet, muss man von mher oder mnder aufgeklärten Charakteren ausgehen, die durchaus wissen sollten, dass da was falsch läuft.
    Dabei haben meine Charaktere meißtens unterschiedliche Strategien.
    Z.B. Siggi, meinem SR4 charakter ist es ziemlich Schnuppe, wenn es gegen Geld (Der muss ja schon was getan haben, wo er das Risiko kannte, wenn ihm jemand Killer auf den Hlas hetzt.) oder in Selbstverteidigung passiert.
    Bei einem anderen Spiel (selbstgeschriebene, wenn auch nicht von mir, Variante von Aberrant mit reduziertem Powerniveau) spiele ich einen Superanalytiker mit eidetischem Gedächtniss, der auch ein hervorragender Scharfschütze ist. Der drückt (außer in einem Fall, wegen einer zeitweiligen Geisteskrankheit) eigentlich nur ab, wenn er es als nötig für sein Leben, das Leben eines Unschuldigen oder die Mission erachtet, weil er sich Bild für Bild an jeden einzelnen Treffer erinnern kann und war auch schon mehrfach in psychologischer Beteuung, um damit klarzukommen (wir spielen so eine Art Polizisten). Er hat auch schon gezögert, aber nie so lange, dass das Risiko unwägbar wurde. Da er außerdem ein hervorragender Chirurg ist, hat er auch tatsächlich schon angeschossene Gegner notoperirert, damit sie überleben können.
    Bei SR3 hatte ich einn Charkater, Mimikry, die hatte letztlich eine kurze Leitung. Wenn sie meinte, Gewalt sei angemessen, dann gab es die schnell und gnadenlos, manchmal soagr in Form von Exekutionen (sie hatte bevor sie runner wurde als Prostituierte arbeiten müssen und dann kamen wir in einem Run mit einem illegalen Buraku Mädchenbeschaffer zusammen, der nach ihrer Meinung das Leben nicht verdiente, also nahm sie es ihm, nachdem sie auf dem Run selbst professionell war, später bei einem Anschlag weg, was ihr auch die einzige ernstere Verletzung ihrer Karriere einbrachte). Andererseits hat sie auch immer darauf geachtet, so wenig Leute wie möglich schwer zu verletzen oder umzubringen, wenn sie nicht der Meinung war, die Menschheit wäre ohne die besser dran (es gab da so eine Triade, mit der sie so verfeindet war, dass sie jedes Mitglied, mit dem sie ihren Weg kreuzte, eliminiert hat).


    Die Frage nach Eigentum ist natürlich, besonders in SR auch nicht uninteressant. Wie geht ein Dieb mit dem Eigentum seiner Kumpanen um? Und wie sieht ein Team die Ausrüstungslage? Gibt es eine Art Sozialismus, wo sich Ausrüstung vorbehaltlos geliehen wird, evtl. sogar ohne zu fragen, oder ein argwöhnisches Trennen von "mein" und "dein"?
    Welche finantziellen Einbußen würde ein Charakter auf sich nehmen, um einem anderen zu helfen?
    Auch hier kann natürlich der Standpunkt des Charakters stark von dem des Spielers abweichen.

    Da sieht man nun die Trümmer rauchen, der Rest war nicht mehr zu gebrauchen. (Wilhelm Busch)

  • "doc damnij" schrieb:

    Ne Deckerin, die ich in der Übergangszeit von SR2 zu SR3 gespielt habe, ist IP nach und nach immer mehr ausgetickt. Anfangs war sie nur sehr arrogant, hochgradig egomanisch und hat alle anderen kaltschnäuzig und von oben herab behandelt (ein Verhalten, zu dem ich als Spieler im Normalfall nicht sehr neige).


    Erinnert mich an meinen Elfenmagier, auch wenn er das mehr gedacht als gesagt hat.


    Allerdings halte ich latente oder auch offene Arrogranz nicht für per se tragisch oder unspielbar. Wichtig ist immer das differenzieren Spieler/Charakter.


    Was ich meinte waren Delikte welche in unserem moralischem Wertebild auf unterster Stufe stehen (auch wenn die Strafandrohung der Gesetze t.w. geringer wiegt als Mord).


    Beispiele sind wohl alle Sexualverbrechen, Gewaltaten an Kindern.


    Es ist t.w. so fern unserer Normen, Gesetze und unseres Anstandes, das einen Vergewaltiger zu spielen wohl tatsächlich extrem wäre.


    Wobei mir da der Vergleich zum Schauspieler einfällt, der hat zwar seine Rolle nicht selbstgeschrieben, aber immerhin auch angenommen und muss später auch damit klar kommen. Ich hoffe nicht das die sowas mit nach Hause nehmen. Wobei das evtl. die Psychaterschwämme bei Hollywoodstars erklärt.


    In der Tat aber ein interessantes psychologisches Thema, zudem mit dem Hinblick darauf, dass gerade Mord welcher mit lebenslanger Freiheitsstrafe sanktioniert ist viel öfters in den Schatten von Shadowrun tolleriert oder gar erwartet wird, als oben genannte Verbrechen.


    "Mimikry" schrieb:

    Die Frage nach Eigentum ist natürlich, besonders in SR auch nicht uninteressant. Wie geht ein Dieb mit dem Eigentum seiner Kumpanen um? Und wie sieht ein Team die Ausrüstungslage? Gibt es eine Art Sozialismus, wo sich Ausrüstung vorbehaltlos geliehen wird, evtl. sogar ohne zu fragen, oder ein argwöhnisches Trennen von "mein" und "dein"?
    Welche finantziellen Einbußen würde ein Charakter auf sich nehmen, um einem anderen zu helfen?


    Bei uns gibt es keine Speesenkasse aber aufgrund eines festen IP Teams sind Beträge bis ca. 5k Nuyen geschenkt und bis durchaus 500k Nuyen oder t.w. mehr leihbar. Aber wir spielen auch schon sehr lange und der ein oder andere hat schon Rücklagen in Millionenhöhe. Die Gruppe geht gerade auch mehr oder weniger in Ruhestand.


    Aber allgemein waren Vermögensfragen nie Problematisch. Diebstahl war allen egal, wirklich scheiss egal wem man IP was klaute (also NSCs) und allgemein sind die Charaktere recht freigiebig untereinander. Das liegt m.E. aber daran das die Spieler allesamt aus Fantasy RPGs kommen (DSA, AD&D1 etc.)

    TDH: "Wenn Logik in ein Rollenspiel gebracht wird, tötet Gott ein kleines Kätzchen."


    Alle meine Postings beziehen sich im Normalfall immer auf Shadowrun 3.

  • Arroganz ist eher leicht zu spielen, Arroganz dürfte jedem auch bekannt sein, man kann sie also nachahmen. Wie das mit Kindesmissbrauch aussieht... ich hoffe da fehlen die Erfahrungen.


    Ich hatte schon überlegt meinen Charakter Frauen misshandeln zu lassen (bzw künstliche Frauen - Fleischpuppen? - was ja 2070 noch relativ human ist), aber um das durchzuziehen müsste ich mir wirklich ein Drehbuch schreiben, denn mal eben spontan einen Geistesgestörten darstellen ist ne Herausforderung. Es würde aber auch passen... nach außen hin total lieber Char, aber privat.... naja ich werde mir das noch genau überlegen.


    Ich finde, je weiter ein Char von meinen Moralvorstellungen abweicht, desto größer wird die Abneigung ihn zu spielen. Ich möchte mich nicht in die Gedankenwelt eines Sexualverbrechers begeben müssen. Der Char würde wahrscheinlich sagen: "Wenn das Geld stimmt", aber es sich vorher doch anders überlegen.

  • Manche Dinge will ich im Spiel von den Spielern nicht dargestellt haben, ganz ehrlich. Mit Leuten, die Kinderschänder spielen wollen, würde ich nicht spielen, das wäre mir einfach zu hart. Natürlich ist das ne absolut willkührliche Grenze, mit kalten Profikillern als Charakter habe ich z.B. kein Problem, aber ein psychopatischer Killer der irgendwelche Leute zum Spaß foltert und umbringt schon, auch hier würde mich weigern weiter zu spielen.


    Als NSC, sei es als Gegner oder nur als Beispiel für die Verkommenheit der Welt kann sowas schonmal auftauchen, weil man sich dann davon differenzieren kann - aber in der Gruppe will ich sowas nicht sehen. Deshalb würde ich sowas auch nicht darstellen, logisch. Ich kann aber (imho) relativ viel darstellen ansonsten, vom netten Pazifisten-Schamanen bis zum kalten Profi-Killer, da ist alles drin.


    Arroganz ist mir als Spieler völlig schnurz, das ist ja ok, auch wenn ich persönlich das ungern mache, weil es erfahrungsgemäß dazu führt, dass die Gruppe nie wirklich zusammen wächst, ein (imho) im Normalfall wünschenswertes Ergebnis. Natürlich könnte ich mir auch speziellere Runden vorstellen, wo die Konflikte zwischen den Charakteren extrem erwünscht sind und auch ausufern sollen.

  • Auch bei mir (und wohl auch den anderen Spielern in meiner Runde) gibt es irgendwo eine Grenze an inTime-Verhalten, die zu überschreiten den Spielspaß erheblich mindern dürfte.


    Also Verhaltensweisen, die einfach so ein Wiederwillen auslösen, dass das Argument "Rollenspiel" nicht mehr greift.


    Natürlich ist es eine Frage, wo man die Linie zieht. Manche Spieler finden etwas "noch im Rahmen", was andere schon ein wenig sehr extrem finden.


    Solange sich das in einem gewissen Rahmen hält, ist das natürlich kein Problem. Das wirkt sich dann einfach auf die unterschiedlichen inTime-Moralvorstellungen aus, und führt vielleicht zu kleinen Spannungen, blockiert aber nicht den Spielverlauf.


    Aber irgendwo ist eine Grenze. Bei mir ist sie vermutlich bei der Ausübung exzessiver und sinnloser Gewalt - v. a. gegen Kinder und besonders auch gegen Frauen.
    Vielleicht ist das tw. etwas sexistisch, aber diese darzustellen (oder mitzubekommen), ob nun als Meister oder als SC, hat mir noch nie großes Vergnügen bereitet.
    Natürlich ist es klar, dass es diese Gewalt gegen "Nichtkombattanen" gibt, aber wenn SC sie zelebrieren würden (wenn sie also z. B. foltern und vergewaltigen würden) würde ich vermutlich inTime was dagegen unternehmen versuchen, und wäre auch outTime nicht gerade erfreut. Ich würde vielleicht nicht gleich das Weiterspielen verweigern, aber es könnte leicht im Endeffekt doch auf ein ernsteres Zerwürfnis hinauslaufen.


    Zumal ernste inTime-Streitigkeiten auch sehr leicht outTime kommen können
    Bsp: ein Char ballert (m. E. unnötigerweise) einen LS-Cop nieder. Mein Char (Ex-LS) zimmert ihm daraufhin eine rein. Sobald der andere Char wieder zu sich kommt, fängt er an zu schießen.
    Das geht nicht gut für ihn aus, und daraufhin setzt er ein Kopfgeld aus.
    Fazit am Schluss - der andere Char ist tot, und der Spieler weigert sich, mit mir zu spielen.
    Wer von uns beiden da mehr "Schuld" hat, will ich als Beteiligter mal lieber nicht entscheiden, aber so etwas zeigt, wie schnell das Ganze eskalieren kann (ich hatte nicht gedacht, dass es SO endet).


    Natürlich ist die Entscheidung, welche Moral herrscht immer sehr selektiv und unterschiedlich.
    Und auch tw. immer etwas unlogisch. Denn mit "nötiger" Gewalt (und ja, das shcließt auch Folter mit ein) habe ich in einem gewissen Rahmen weniger Probleme.
    Und natürlich gibt es auch so etwas wie Wetwork. Außerdem sind meine Chars (wiewohl ich sie vielleicht mancheml etwas "soft" spiele) auch keine Unschuldslämmer und haben auf jeden Fall schon eine ganze Anzahl Morde auf dem Gewissen.


    Aber wer hätte je behauptet, das Moral "logisch" wäre.
    Solange man ein Rollenspiel spielt, bei dem Gewalt eine wichtige Rolle hat (und das gilt wohl für die allermeisten der verbreiteteren), solange wird dabei zwangsläufig irgendeine Moralvorstellung verletzt oder zumindest gedehnt.



    Ich sehe es übrigends nicht so, dass bei Fantasy-RPG das Problem ein anderes ist. Ich würde sogar behaupten, dass in vielerlei Hinsicht viele Fantasy-Chars "moralischer" sind, als SR-Chars.
    Zwar ist Gewalt in der Fantasy oft (aber keineswegs immer, überall und in jeder Form) "gerechtfertigt", aber gleichzeitig gibt es durch den Glauben und die geltenden "Regeln" oft ein Korrektiv - und die Chars sind in der Gesellschaft etablierter und auf ihre Akzeptanz und die Einhaltung der Normen bedachter, als bei SR.


    Meine SR-Chars sind per se Verbrecher.
    Meine DSA-Chars (einschließlich des Piratenkapitäns und des tulamid. Schwertgesellen, dessen Familie eigentlich eine Räuberdynastie ist) sind in der Gesellschaft stärker eingebunden (und in ein Netz von Regeln und Kodizes), die ziemlich eng sind...

  • Ich denke das man untescheiden muss zwischen einem Kannibalen und einem Kinderschänder weil ein Kinderschänder bei uns zurecht ein geächteter ist, aber Kannibalismus kein alltägliches Problem ist. Von Kinderschändern ließt man ja schon fast Wöchentlich in den Nachrichten daher ist da denke ich einfach eine größere Abneigung vorhanden.


    Ich spiele einen leicht geistesgestörten Char im SR3, es ist der Char den ich am längsten spiele. Ein anderer Spieler meiner Gruppe spielt den großen Bruder von ihm, und sie sind fester Bestandteil der Mafia. Gon (mein Char) und Mike (der große Bruder) haben als sie klein waren (Gon 5 und Mike 10) mitangesehen wie ihre Eltern von der Yakuza standrechtlich erschossen wurde. Deswegen ist Mike extrem aggressiv geworden und Gon ist in seiner geistigen weiterentwicklung stehengeblieben. Er ist jetzt zwar schon 19 aber von seiner geistigen Reife entspricht er eher einem kleinen Kind. Es ist zum Teil etwas schwer wenn man die Welt durchgehend durch die Augen eines kleinen Kindes betrachtet aber es macht mir viel Spaß weil die Gruppe dadruch auch extrem zusammengewachsen ist und einfach auch sehr viele lustige Momente entstehen.

    "Man sollte niemals unterschätzen, wie berechenbar Beschränktheit ist."
    (Bullet-Tooth Tony)

  • Also was kinderschänder, extreme soziopathen und krassere Dinge angeht, will ich nur sagen, das das im Rollenspiel nix zu suchen hat. Zumindest nicht in Runnerhand. denn schließlich spielt man da auch eher leute die auf der seite der guten stehen, auch wenn sie von der bevölkerung als Verbrecher betrachtet werden. Aber meist ziehen sie gegen böse Konzerne, sehr oft die Azzies. Als erstes bin ich natürlich mit Fantasy RPG's zusammengestoßen, aber was ist falsch daran solche grundsätze aus dem Fantasy RPG aufs Cyberpunk zu übernehmen?

  • Na, DAS würde ich so nicht unterschreiben. Viele meiner SR-Charaktere sind weit abseits von "gut", sondern eher "egoistische Verbrecher", ganz eindeutig, die durchaus auch mal jemanden über die Klinge springen lassen. Dass man die "Guten"(TM) spielt, ist in SR imho eher die Ausnahme. Aber ich spiele zumindest nicht die "Ganz Bösen"(TM), sondern nur die "Ziemlich Bösen"(TM) *g*

  • Bleibt natürlich immer die Frage, was SIND krasse Soziopathen.


    Bei einem Run z. B. stießen die Runner (man hatte sie zur Guhljagd angeheuert) auf eine im Sterben liegende Guhlin und ihr neugeborenes Baby.


    Mein Char (obwohl Ex-Guhljäger, vielleicht habe ich ihn da nicht konsequent genug gespielt), wußte nicht, was er nun tun sollte. Er zögerte.
    Erwachsene Leichenfresser sind nun einmal ein "leichters" Ziel...


    Ein anderer Char hat dann einfach geschossen. Sprengt das schon den Rahmen? In unserer Runde offenbar nicht, obwohl mein Char die Sache immer noch nicht Recht ist.
    Ich könnte mir aber auch Runden vorstellen, in denen so etwas zum Krach (inTime und outTime) führen könnte.
    Und ich könnte es verstehen. Ist das schon "soziopathisch"? Und natürlich sprengt es in gewissem Maße bereits die Grenzen, die ich in meinem vorherigen Post gesetzt habe (keine Gewalt gegen Kinder).
    Objektiv gesehen ist das Kindermord...


    Es ist nicht einfach...
    Herrje, einmal hat sich ein Spieler (auch ofPlay) darüber aufgeregt, als bei einer DSA-Runde mein Char einem Werwesen (ein Zwerg war zu einer Art Echsen-Zwerg-Mischling mutiert und hatte zahlreiche andere Zwerge ermordet) den Kopf abschlug, ihn auf einen Pfahl steckte, um so den Sieg zu demonstrieren.
    Und dabei war mein Char (besagter Schwertgeselle aus einer Räuberdynastie) eigentlich ein ziemlich "moralischer" Typ, der einem ziemlich strikten Verhaltenskodex folgte...

  • Vermutlich driften da die Ansichten sehr weit auseinander weil man sein eigenes Handeln immer mit seiner Moral abstimmen will. Und wenn man ein Verhalten mit seiner Moral abstimmen kann hält man es für gut und hat ein reines Gewissen. Betrachtest du das Ghulbaby als Kind ist es das für dich eben, betrachtest du es aber als potentiellen neuen Leichenfresser ist es für dich nur ein weiterer Ghul der dir vielleicht irgendwann mal wieder gegenübersteht und dann im Vorteil ist.
    Das ist alles eine reine Ansichtssache und man muss eben schauen was man für sich rechtfertigen kann, da kann man sich denke ich nicht wirklich drüber streiten. Und wenn man etwas tut was bei einem zuhause ganz normal ist, aber da wo man sich grade befindet eben nicht dann kommt es eben auch öfter mal zu solchen Situationen wie bei dem Aufgespießten Echsen-Zwerg-Schädel.


    Eine SR-Gruppe von uns war mal durch ein Tor in eine DSA-ähnliche Welt gelangt und hat überallzuhören bekommen naja sind doch nur Orks die kann man ruhig töten, das fand der Orkmagier dann immer nicht so toll. Aber als wir dann später in Orkgebieten waren und da gesagt wurde sind ja nur Menschen die kann man ruhig töten waren wir anderen nicht mehr sehr begeistert. (Zum Glück gibt es Helme mit Visieren! :) )

    "Man sollte niemals unterschätzen, wie berechenbar Beschränktheit ist."
    (Bullet-Tooth Tony)

  • Na ja in dem Fall war es eigentlich gesellschaftlich voll akzeptabel. Das ganze spielte in den Tulamidenlanden, wo noch ganz andere Bräuche (Mumifizierung der Gegner zwecks Aufbewahrung etc.) üblich waren.


    Wenn man es genau überlegt, ist es ja eigentlich fast überall in Aventurien nicht verpönt, Gerichtete auszustellen (die zur Abschrekung am Wegesrand aufgehängten Räuber, öffentliche Hinrichtung etc.)...

  • Meiner Ansicht nach gilt für viele Rollenspiele, dass man etwas verpasst, wenn man immer nur die "Guten" spielt. Mit ein bisschen Abwechslung kann man hier tolle RPG-Erlebnisse haben und auch wirklich etwas über sich und seine Mitspieler lernen. Das heißt für die Runden in denen ich gespielt hab:


    - Diebstahl: wollt ihr mich verarschen ? das wird dauernd gemacht. Sowohl bei SR als auch anderen RPG. Ähnliches gilt für Sachbeschädigung, Lug und Betrug sowie Erpressung.


    - Körperverletzung: Check.


    - Folter: Check. Sei es um Informationen zu bekommen oder aus Rache. Sowohl NSC als auch SC haben das in meinen Runden schon gemacht. Ich lege auf das Thema allerdings weniger wert. Es stört mich allerdings auch nicht. Andere Spieler nehmen da jedoch schon mehr Anstoß dran.


    - Vergewaltigung: Hier fängt die Polarisation schon sehr stark an. Ich glaube, dass ich noch nie erlebt hab, dass ein SC jemand vergewaltigt hat. Die meisten wären sogar zur Hilfe geeilt, wenn sie so etwas gesehen hätten. Thematisiert wird es allerdings schon, um mal ganz klarzustellen wie niederträchtig die Welt sein kann. Auf diese Weise kann man auch rausfinden wie die SC und die Spieler ticken. Erfahrungsgemäß wird, je polarisierender die Szene, das Rollenspiel eher schlechter d.h. die Handlungen des SC werden besonders von den Moralvorstellungen des Spielers bestimmt.


    - Kindesmissbrauch, Gewalt gegen Kinder: Wenn man den Runnern oder Spielern und SC mal zeigen will wen es wirklich trifft, wenn sie im Kaufhaus rumballern finde ich es angebracht mal von ein paar toten Kindern zu erzählen. Dass ein SC ein Kind als Geisel nimmt könnte ich mir gut vorstellen. Aber wirklich ein Kind zu gezielt töten...so einen Job würde keiner meiner Spieler annehmen, und ich hab auch noch keinen Char gespielt, der das machen würde.


    Wer hatte das mit der Gewalt gegen Frauen geschrieben ? Also echt. Das ist ja wirklich sexistisch. Immerhin weisst du es und dein Empfinden ist halt so. Im Zuge der Gleichberechtigung sollte jedoch Gewalt gegen Frauen und Männer auch gleichberechtigt gesehen werden. Aussagen wie: "Ich schlage keine Frauen." sind meiner Ansicht nach antiquiert. Man schlägt einfach niemanden. Aber ganz ehrlich. Eine Frau, die mich schlägt muss damit rechnen, dass ich zurückschlage bzw. je nach Handlung eine angemessene (laut Gesetz verhältnismäßige) Antwort finde.

  • "Lubber" schrieb:

    Was ich meinte waren Delikte welche in unserem moralischem Wertebild auf unterster Stufe stehen (auch wenn die Strafandrohung der Gesetze t.w. geringer wiegt als Mord).


    Beispiele sind wohl alle Sexualverbrechen, Gewaltaten an Kindern.


    Ok, dann doch mal im Detail.
    Irgendwann hat sich besagte Deckerin mit nem anderen (NSC) Chrommonster zusammengetan.
    Die haben dann Kinder gemacht (und auch welche entführt) und an denen Experimente mit frühzeitiger vercyberung und mit Personafixes durchgeführt. Das genaue Ziel war dabei für andere nicht ersichtlich.
    Unzulängliche Versuchsobjekte wurden dann einfach verbrannt und in Puyallup entsorgt (das war aber schon als NSC).
    Ihre Letzte SC-Sitzung verbrachte sie ua damit, alleine in ein stillgelegtes Kino einzubrechen, den Holomonitor ihres Taschensekretärs als Ersatzleinwand zu benutzen und dann an sich selbst rumzuspielen. Als der Nachtwächter reinkam, hat sie ihn komentarlos erschossen und dann weitergemacht. Die genaue Begründung, warum sie da eingebrochen war, ist mir im Nebel meiner Erinnerung verloren gegangen, aber IIRC hatte es was damit zu tun, dass andere Teammitglieder ihr was von Kinobesuchen, Kuscheln und Romantik vorgebetet haben.


    Und da wollte ich irgendwann einfach keine Zeit mehr aufwenden, mir mühsam zu überlegen, warum diese Psychodeckerin irgendwas tut.
    Außerdem drohte die Stimmung bei meinen Mitspielern von interessantem Grusel in schlichten Ekel umzukippen.

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    Einmal editiert, zuletzt von doc damnij ()

  • Jetzt kommt es aber noch immer darauf an, was man bitteschön unter den "Guten" versteht...



    Zitat

    Wer hatte das mit der Gewalt gegen Frauen geschrieben ? Also echt. Das ist ja wirklich sexistisch. Immerhin weisst du es und dein Empfinden ist halt so. Im Zuge der Gleichberechtigung sollte jedoch Gewalt gegen Frauen und Männer auch gleichberechtigt gesehen werden. Aussagen wie: "Ich schlage keine Frauen." sind meiner Ansicht nach antiquiert. Man schlägt einfach niemanden. Aber ganz ehrlich. Eine Frau, die mich schlägt muss damit rechnen, dass ich zurückschlage bzw. je nach Handlung eine angemessene (laut Gesetz verhältnismäßige) Antwort finde.


    Redest du jetzt eignetlich inTime oder outTime?


    Was das inTime angeht, würde keiner meiner Chars sagen "ich schlage nie Frauen". Das wäre nämlich (egal in wlechem System) eine Lüge. Aber wahrscheinlich wären sie
    a) im Falle eines Kampfes/ der Frage was mit einem weibl. Feind passieren soll eher mal bereit Gnade walten zu lassen
    b) im Falle dass eben doch eine Frau von ihnen getötet würde, hätten sie wahrscheinlich Gewissensbisse.


    in den Bahnen bewegt sich das...

  • "William F. Drake" schrieb:

    Also was kinderschänder, extreme soziopathen und krassere Dinge angeht, will ich nur sagen, das das im Rollenspiel nix zu suchen hat.


    Und warum?


    Zitat

    Zumindest nicht in Runnerhand. denn schließlich spielt man da auch eher leute die auf der seite der guten stehen, auch wenn sie von der bevölkerung als Verbrecher betrachtet werden.


    Was genau ist diese "Seite des Guten", auf der die Runner stehen? Eigentlich arbeiten sie ja für einen Johnson. Der meistens von einem Kon ist.

  • "William F. Drake" schrieb:

    denn schließlich spielt man da auch eher leute die auf der seite der guten stehen, auch wenn sie von der bevölkerung als Verbrecher betrachtet werden. Aber meist ziehen sie gegen böse Konzerne, sehr oft die Azzies. Als erstes bin ich natürlich mit Fantasy RPG's zusammengestoßen, aber was ist falsch daran solche grundsätze aus dem Fantasy RPG aufs Cyberpunk zu übernehmen?


    Das ist eine Haltung, die in SR imho nicht passend ist.


    Als Runner arbeitet man meistens für die Konzerne, und führt für sie die Drecksarbeit aus, die viel zu illegal und schmutzig für die Anzugträger selbst ist.
    Das Ziel der Runs kann alles mögliche sein - Zivilisten, die den Konzernen im Weg stehen; kleine lokale Unternehmen die der Konzern sich einverleiben will o.ä.; Terroristen verschiedenster Coleur; andere Schattenläufer, auch mal andere Megakons.


    Als Runner ist man alles, aber imho kein "Guter". Man ist im Regelfall Mietling, der für jeden tanzt, der mit Münzen nach ihm wirft. Man kann genauso gut für Ares eine Datenextraktion bei Aztec durchführen wie man für Ares einen Wissenschaftler eines kleinen, eigenständigen Unternehmens extrahiert. Ganz im Gegenteil - Aztec ist ein klasse Unternehmen, was Nahrungsmittel für kleine Preise herstellt und vertreibt, günstig hochwertige Ware anbietet, viele Leute beschäftigt uns sich sogar für diese und die Leute in ihrem Umfeld kümmert. Der Runner ist bestenfalls ein mieser Verbrecher, wahrscheinlicher eher ein Terrorist, auf jeden Fall eine Gefahr für die friedlichen Bürger und die Gesellschaft.


    Im Fantasy, z.B. dem typischen DSA, ist man ja kein simpler SC, man ist oft der "Held", der das Artefakt besorgt hat, um die Stadt zu retten, die den Vormarsch der Orks aufgehalten haben, den armen Drachen aus den klauen der tyrannischen Jungfrau gerettet haben, sowas alles. Man muß nicht wie bei SR versuchen, der örtlichen Exekutive aus dem Weg zu gehen, weil ihre bloße Existenz schon strafbar ist. Es ist noch wahrscheinlicher, das die Wachen dem Rondra-Geweihten und seine Gefährten, die die Stadt letzten Winter vor den Orks gerettet haben, und bereiten ihm und seinen Leuten ein gutes Quartier. Natürlich kann man so auch SR spielen, wenn man z.B. Regierungs- oder Kon-Agenten spielt. Mit dem normalen Spiel hat das jedoch nix zu tun.

    Alle meine Postings (Fragen & Hinweise) beziehen sich im Normalfall immer auf Shadowrun 4.

    "Irian" schrieb:

    "Nur weil du auch Shadowrun spielst, spielen wir noch lange nicht das gleiche Spiel!"

  • "Ares" schrieb:


    Objektiv gesehen ist das Kindermord...


    Und objektiv gesehen ist es "normaler" Mord, einen Ghul zu killen.


    Zitat


    b) im Falle dass eben doch eine Frau von ihnen getötet würde, hätten sie wahrscheinlich Gewissensbisse.


    Warum hätten sie bei Männern keine Gewissensbisse?

  • Objektiv gesehen hängt das mit Mord davon ab. In manchen Ländern gibts offizielle Kopfgelder auf Ghule, d.h. die gewähren Ghulen vermutlich keine Menschenrechte, sondern behandeln sie als Tiere. Damit wäre es zumindest rechtlich kein Mord - natürlich, rein moralisch und so sind einige Ghule immer noch vernunftbegabt und manch einer hat vielleicht noch nie jemanden getötet...