[IP] Sinar Temaram / Zwielicht

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    "Na klar schaffen wir das. Ich kenne da ein paar Schleichwege. Sie werden nicht ganz so überfüllt sein. Aber die Gassen sind da schon sehr eng. Mit deiner Maschine wird es eine Herausforderung. Ich will nur noch die Aufnamen hier fertig machen."

    Super! Das ist kein wendiger Roller. denkt Scar sagt aber nichts. Sie wollte sich keine Blöße geben. Auch nicht vor dem süßen Rico. Und ihre Maschine würde sie definitiv nirgends stehen lassen.


    So geht es dann durch die engen Gassen. Oft müssen Menschen aus den Weg springen. Sie umfahren Kisten, Abfallberge und andere Hindernisse. Scars Pilot und der Gyro helfen Scar durch die engen Gassen zu navigieren ohne daß sie zu oft anmackt.


    Schon bald stehen sie dann vor dem Tempel.


    "Warte hier. Es wird nicht lange dauern." Ruft sie Rico zu.
    Dann ist sie schon von der Maschine gesprungen und geht Richtung Tempelanlage.
    Die nächste Person, die Scar trift spricht sie an. Sie spricht Mandarin.
    "Wo kann ich Jing finden?"
    Ach scheiße die Sprechen ja Hanchinsesisch.
    Dann wiederholt sie ihre Frage auf Javanesisch.

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    Noch ehe der junge Chinese, der mit einem einfachen Besen vor dem Eingang des Tempelgeländes saubermacht, obwohl die moderne Drohnentechnologie auch hier so gut wie überall verfügbar ist, ihr antworten kann, bemerkt Scar eine Bewegung, die aus den Schatten kommt. Es ist Jing. Der Mann hockt mit überkreuzten Beinen auf einem abgeflachten Stein im Schatten eines Baumes. Als sich ihre Blicke treffen, lächelt er und erhebt sich.


    Als sie sich gegenüberstehen, grüßt er sie mit dem traditionellen Gruß der Krieger - die offene Handfläche umschließt die erhobene Faust. Es ist noch nicht lange her, seit sie sich getrennt haben, aber Jing scheint instinktiv zu erkennen, dass Scar nun auf diesem Weg wandelt und sich einer Sache angeschlossen hat, die über ihre persönlichen Belange hinausgeht.


    "Es tut gut, dich wohlauf zu sehen."

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    Scar begrüßt ihn ebenfalls so. Aber sie verbeugt sich danach noch.


    Dann geht sie näher


    "Danke Jing. Ja es mir gut. Die Jade Blades sind tolle Leute. Ich wollte meine Sachen holen und mich noch mal für alles Bedanken. Ich hoffe wir werden uns noch mal."



    Dann geht sie noch näher und drückt ihn herzlich. Sie weis, daß es nicht das beste Benehmen ist, aber ihr ist einfach danach.

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    Jing erwidert die Umarmung nicht aktiv, weicht ihr aber auch nicht aus. Der Junge von vorhin hat sein eifriges Besenkehren unterbrochen und schaut neugierig zu ihnen herüber, aber als Jing seinen Blick in die Richtung des Jungen schweifen lässt, schaut dieser rasch wieder zu Boden und fährt sofort mit seiner Arbeit fort.


    "Komm, wir holen deine Sachen", beendet Jing die Begegnung im Hof und führt Scar, wie auch schon in der Nacht, als sie hier angekommen ist, in das Gebäude direkt neben der Tempelanlage. Kurze Zeit später hat sie ihre Sachen.


    "Hast du schon gegessen?"

  • Scar folgt Jing in die Tempelanlage. Als sie ihre Sachen aus dem Zimmer holt hört sie Jing fragen


    "Hast du schon gegessen?"
    "Nein habe ich noch nicht." Scar sieht die Dusche.
    "Kann ich noch mal kurz hier duschen. Die Jadeblades haben nur einen Eimer."

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    Bevor sie zum Busbahnhof aufbrachten, hatte Bambang noch einen Geist des Wassers beschworen, um wenigstens auf diesem Weg noch etwas mehr Schutz zu bekommen. Hernanto hatte seine kurze Geste richtig gedeutet und ihm den kleinen Augenblick gelassen, auch wenn der junge Ork dem Wujen wie immer fasziniert zuschaute, wenn dieser Magie wirkte. Spark sammelte sich, spürte wie das Mana anfing seinem Willen zu gehorchen und einen Ruf auszusenden. Er spürte jedoch, dass die Verbindung nicht sehr stabil war, daher klammerte er sich um den Fokus an seinem Hals und nachdem er sich nochmals zur Konzentration zwang, spürte er, wie sich das Wesen manifestierte. Der Geist hatte nur sehr wenig Widerstand gegen die Beschwörung geleistet, so dass Spark zufrieden feststellte, dass er mit dem Entzug spielend fertig geworden war. Allerdings würde ihm der Geist nur zwei Dienste erweisen, Spark musste also genau überlegen, wann er ihn rief. VOrerst schickte er ihn wieder auf seine heimatliche Metaebene mit dem Versprechen, ihn bald für Heldentaten um Hilfe zu rufen.


    Die Busfahrt war so chaotisch und beschwerlich, wie Spark sie aus früheren Zeiten in Erinnerung hatte und der Bus kam ebenso langsam voran wie er es befürchtet hatte. Die Studenten palaverten und diskutierten eine breite Mischung aus Themen, vom anscheinend aktuellen Lehrstoff an der Uni über die neuesten angesagten Clubs und die Ziele für den heutigen Abend. Spark war versucht, sie ein wenig zu erschrecken und sich Platz in dem Bus zu verschaffen, aber ein Seitenblick auf Hernanto erinnerte ihn, dass sie ja unauffällig zur Moschee gelangen wollten. So blendete er das oberflächliche Geplapper so gut es ging aus und versuchte sich auf ihren Ausflug vorzubereiten.

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    Jing quittiert Scars Anmerkung mit einem Lächeln.


    "Du meinst sicher das javanische Mandi. Nun, das haben die meisten Häuser hier. Normalerweise ist es allerdings kein Eimer, sondern ein gekacheltes Becken."


    Dann macht er eine einladende Handbewegung in Richtung der Dusche.


    "Bitte sehr."


    Als Scar sich kurz geduscht hat und wieder nach draußen kommt, hält Jing ihr eine warme Plastiktüte, gefüllt mit verschiedenen kleinen Boxen, hin.


    "Es ist genug für zwei drin. So wird auch dein Begleiter satt."


    Wieder lächelt er, diesmal aufrichtig und weniger amüsiert als zuvor.

  • "Du meinst sicher das javanische Mandi. Nun, das haben die meisten Häuser hier. Normalerweise ist es allerdings kein Eimer, sondern ein gekacheltes Becken."


    Scar lächelt verlegen zurück.
    "Ja es ein gekacheltes Becken, aber um Wasser auf den Körper zu bekommen muss ich einen Eimer bemühen, und Li hat mir schon gesagt, daß ich mich glücklich schätzen kann, daß wir fließend Wasser haben und es nicht am Dorfbrunnen holen müssen."


    "Bitte sehr."


    "Danke ich beeile mich ich will Riko nicht so lange warten lassen."
    Scar huscht schnell ins Zimmer um kurz zu duschen. Für Scar ist es wirklich kurz. In Seattle hatte sie einen Vermieter, der das Wasser nach einer dreiviertel Stunde Zwangs abstellte. Sie hatte ihn dafür gehasst.
    Sie kommt raus. Sie fühlte sich sehr viel besser. Ihre Haare waren noch nass.


    Sie nimmt die Plastiktüte entgegen. Verbeugt sich leicht.
    "Vielen Dank Jing, Das ist echt nett von dir. Wenn ich dir irgendwann mal helfen kann, zögere nicht danach zu fragen."
    Scar umarmt ihn kurz.
    Bei gehen winkt sie noch und ruft.
    "Grüße Mei Ling von mir."



    Dann eilt sie zurück zu Ricko.
    Ich glaube ich bin wohl zu lange hier. Ob Ricko mir böse ist?
    Sie gibt ihm einen Kuss um ihn zu beschwichtigen.
    "Sorry hat etwas länger gedauert. Aber ich habe uns noch was zu Essen mitgbracht."
    Sie hält die Tüte hoch.
    "Haben wir Zeit jetzt noch zu Essen oder sind wir schon spät dran?"

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    "Zeit zum Essen ist immer. Mit leerem Magen sind wir keine große Hilfe", antwortet Rico mit einem Grinsen. Dann machen sie sich beide über die eingepackten Köstlichkeiten her, bevor sie sich wieder auf den Weg begeben. Die Tempelanlage in Glodok liegt relativ weit im Norden des Sprawl und nun müssen sie wieder hinunter in den Süden. Für gewöhnlich würde man hierzu auf das Netz aus Schnellstraßen zurückgreifen, das sich auf mächtigen Fundamenten über den anderen Straßen hinweg erhebt, doch Rico und auch die anderen Jade Blades haben in letzter Zeit schlechte Erfahrungen mit den Schnellstraßen gemacht. Aus diesem Grund wählt der Jade Blade die Möglichkeit über die Nord-Süd-Achse, die sie sowohl am riesigen Merdeka Square mit seinem alten Nationalmonument vorbeiführt als auch durch den gewaltigen, 100 Meter durchmessenden Kreisverkehr am Beginn der Jalan Sudirman, um den herum sich Bankentürme, Hotelkomplexe und Konzern-Shopping-Malls erheben. Dann tauchen sie langsam in den Süden Jakartas ein und schließlich in das endlose und chaotische Netz aus Gassen, Seitenstraßen, kleinen Höfen und Plätzen.


    Abseits der Moschee beziehen sie Stellung. Hernanto und Spark sind - wie von Rico prophezeit - noch nicht eingetroffen. Rico besorgt bei einem kleinen, mit Waren vollgestellten Verschlag zwei gekühlte Dosen Rambutansaft des Herstellers Lightning Brands, eines Tochterkonzerns des japanischen Megas EVO.


    "Bomb würde mir zwar jetzt den Kopf abreißen, aber nicht alles, was die Japaner herstellen ist schlecht", kommentiert Rico das Getränk und reicht Scar eine der Dosen, bevor er sich den Inhalt der seinen einverleibt und sich den Schweiß von der Stirn wischt.


    Dann entdecken sie Hernanto und Spark. Rico lächelt und kauft gleich noch einmal zwei Dosen. Hernanto hebt grüßend die rechte Hand.


    "Und, habt ihr schon was entdeckt?"

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    "Bomb würde mir zwar jetzt den Kopf abreißen, aber nicht alles, was die Japaner herstellen ist schlecht"
    Scar wischt sich ebenfalls den Schweiß von der Stirn. Die Fahrten durch den vollgestopften Verkehr waren jetzt nicht ihr Ding. Die Maschine wollte fahren. Sie wollte fahren.
    "Kannst ihm ja sagen, daß EVO jetzt ein russischer Konzern ist. Mit Hauptsitz in Wladiwostok. Sie haben nicht nur ihren Namen geändert, sondern sie haben sich ja auch von Japan distanziert. Nicht nur Kilometertechnisch."


    Scar trinkt den süßen Saft in einem Rutsch aus.
    "Man muss alles bei euch so süß sein?"


    Scar folgt Rico als er zu den beiden geht.
    "Hi ihr. Wir haben auf dem Weg einen von diesen Hasspredigern gesehen. Fragt mich aber nicht wo das war. Bis jetzt scheint das Volk noch nicht viel damit anfangen zu können."

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    Spark musste grinsen, als er sah, was Rico ihm und Hernanto als Erfrischung anbot. Er war vorerst froh, dem Chaos und dem Gedränge im Bus entronnen zu sein, Bomb hätte vermutlich aber einiges zur Auswahl des Getränks zu sagen. Spark selbst war diesbezüglich nicht so dramatisch wie Bomb drauf, aber er mochte die Japaner nicht. Allerdings waren die auch gerade nicht hier sondern nur eines ihrer kühlen Getränke, was in Anbetracht der Temperaturen wohl eine großzügige Ausnahme rechtfertigte.


    "Hi ihr. Wir haben auf dem Weg einen von diesen Hasspredigern gesehen. Fragt mich aber nicht wo das war. Bis jetzt scheint das Volk noch nicht viel damit anfangen zu können."


    "Na immerhin etwas. Wollen mal hoffen, dass es möglichst lange so bleibt. Unsere Fahrt war scheiße anstrengend, chaotisch wie gewöhnlich und ansonsten leider absolut uninteressant. Null Neuigkeiten."



    Er blickte sich um und checkte die Umgebung. "Wollen wir schon reingehen oder wie habt ihr euch das gedacht? ich würde auch nicht als kleine Gruppe auftauchen wollen sondern einzeln. Weniger Aufmerksamkeit, weniger Stress ..."

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    "Wollen wir schon reingehen oder wie habt ihr euch das gedacht? ich würde auch nicht als kleine Gruppe auftauchen wollen sondern einzeln. Weniger Aufmerksamkeit, weniger Stress ..."


    Scar schaute sich auch um. Sie versuchte alles auf sich wirken zu lassen. Der Schweiß tränkte ihr Stirnband welches ihr drittes Auge verbarg.
    Ich hoffe die Troden halten diese ewige Feuchtigkeit aus. Wenn ich jetzt noch meine Kontaktlinsen hätte, hätte ich erst mal eine Aufnahme gemacht. Ach Drek ich vermisse den Input eines TacNet.


    Scar wandte sich an Hernanto. "Hernanto du meinstes doch, daß ich draußen bleiben soll wenn ihr rein geht. Oder soll ich den Mufties da drinnen ein Herzinfrakt geben." grinst Scar frech.
    Doch dann wird sie wieder ernst. "Wenn irgend was auffälliges passiert werde ich euch warnen und zur Not für eine Ablenkung sorgen."
    Die vertraute Präsenz von Sylvie im Astralraum gab ihr Zuversicht.
    "Also was soll ich tun?" Fragte sie voller Energie und Tatendrang.

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    Hernanto runzelt kurz die Stirn, so als würde er angestrengt nachdenken, was vielleicht sogar den Tatsachen entspricht. Doch dann zuckt er - fast beiläufig - mit den Schultern und lächelt.


    "Es gibt einen Hinterausgang auf der anderen Seite der Moschee. Vielleicht wäre er einen Blick wert."


    Dann lassen sie Scar zurück, und plötzlich kommt sie sich doch ein wenig verloren vor. Was das Wort 'fremd' tatsächlich bedeutet, spürt man am deutlichsten gerade in diesen Momenten, wenn alles um einen herum seinen gewohnten Gang zu nehmen scheint und nur man selbst nicht so recht ins Bild passen möchte. Doch genau das muss Scar jetzt, möchte sie die Aufmerksamkeit nicht stärker anziehen, als es ohnehin schon der Fall ist.


    Der Hinterausgang ist nicht allzu schwer zu finden, doch das Gelände auf dieser Seite der Moschee ist abgelegen und still. Einerseits macht die die Beobachtung für Scar recht einfach, andererseits kann sie dadurch allerdings auch sehr schnell selbst entdeckt werden. Eine Gasse erstreckt sich wie mit einem Lineal gezogen auf der rückwärtigen Gebäudeseite. Hier befindet sich der Hinterausgang. Auf der anderen Seite erhebt sich eine alte Mauer, von der der Putz schon seit langer Zeit gewichen ist. Stattdessen wurde sie mit AR-Tags versehen, die von arabischen Schriftzeichen über Bilder und in Indonesisch verfasste Parolen ein regelrechtes Sammelsurium darstellen und eher ablenken als informieren.


    Das Ende der Gasse, aus dem Scar kommt, macht einen fast rechtwinkligen Knick. Die Mauerecke ist die einzige Decke, die sich Scar zum Beobachten bietet.

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    "Es gibt einen Hinterausgang auf der anderen Seite der Moschee. Vielleicht wäre er einen Blick wert."

    "Ok. Dann werde ich mich mal dahin aufmachen. Eure Linknummern habe ich ja falls es was zu berichten gibt."

    Der Rest der Truppe macht sich auf in Richtung Moschee.
    Sie macht sich dann auf in Richtung Hintereingang. Auf einmal war sie nicht mehr in der Nähe von vertrauten Gesichtern. Schon Europäische Gesichter hätten jetzt geholfen. Sie konnte die Gesichtszüge einfach nicht richtig lesen.
    Als sie merkt, daß sie sehr exponiert in der Gass stand schaute sie sich kurz um. Als sie sicher war, daß sie keiner sah rief sie Sylvie zu sich.

    "Sylvie kannst du uns bitte verschleiern." dachte sie mehr als sie es zu Sylvie sagte.
    "Aber ja meine Teuere. Die Gegend sieht hier aber echt nicht gut aus. Wo treibst du dich schon wieder rum."
    Scar belies es dabei und antwortete nicht. Sie wusste es ja selbst nicht genau. Eingentlich wusste sie auch nicht was sie hier hinten machen sollte.
    Sie konzentrierte sich kurz und sie fühlte wie ihre Mentale Rüstung sie verlies dafür aber konnte sie nun leiser laufen und sie würde keine Spuren hinterlassen.
    Wohl fühlte sie sich nicht dabei. Sie hasste es ihre Rüstung ablegen zu müssen.


    Als sie an die Mauerecke kommt positioniert sie sich so das sie den besten Überblick hat, aber selber noch in Deckung ist.
    Dann macht sie sich dran die Umgebung zu beobachten. Sie schaut auch immer mal wieder in den Astralraum.

    Wenn ich mich wandeln würde hätte ich noch Infrarotsicht und ich könnte besser hören, auch würde ich die Leute riechen, die kommen könnten. Bei den ganzen Gewürzen die sie so essen wäre das nicht weiter schwer. Aber dann kann ich das blöde Link nicht bedienen.

    Sie schaute hoch um zu sehen, ob es nicht einen besseren Aussichtspunkt weiter oben gab.

  • Scar stellt schnell fest, dass die Möglichkeiten ziemlich limitiert sind. Die alte Mauer zu erklettern würde ihr nicht schwerfallen, aber sie ist recht schmal und bietet auch sonst keinerlei Deckungsmöglichkeiten, sodass sie mit ihrer Position hinter der Ecke weitaus besser bedient ist. Dann fällt ihr Blick nach oben und auf die Moschee selbst. Das Gebäude ist kein Vergleich zur mächtigen Masjid Istiqlal, die sich im Zentrum des Sprawl erhebt und die größte ihrer Art in ganz Südostasien sein soll, aber auch hier gibt es die typischen Vorsprünge und Zinnen, hinter denen sich ein geschickter Beobachter verstecken könnte...


    Derweil haben Hernanto, Spark und Rico zusammen mit den anderen zum Gebet Gekommenen das Innere betreten. Hernanto kennt den ein oder anderen, den er freundliche grüßt, doch Spark und Rico sind die Leute hier fremd. Zuerst geht es an die Reinigung des Körpers, ein vor jedem Gebet langwieriger und gründlicher Prozess. Unauffällig erklärt Hernanto den beiden anderen Jade Blades die Prozedur.

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    Da ist doch toll. Das die Gotteshäuser gerne verschnörkelt sind. denkt sich Scar.
    Scar schaute sich noch mal um, ob sie nicht doch beobachtet wurde, aber sie vertraute ganz auf Sylvie, daß ihre Geisterkraft sie vor fremden Blicken schützte.
    Sie konzentriert sich kurz und sie fühlt die Magischen Energien sie umspülen. Sie manipulierte die Realität und schon konnte sie schweben. Sie wählte einen schwachen Spruch, da er ihren Anforderungen gerecht wurde und sie nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Wenn sie das gewollt hätte wären sie Klauen bewehrt einfach die Moschee hoch geklettert.
    Sie fühlte sich gut. der Zauber gelang ihr ordentlich und sie schwebte zu dem Punkt den sie von unten gesehen hatte. Sie versteckte sich dort. Als sie den Zauber fallen lies wollte der Zauber seinen Tribut fordern. Sie fühlte regelrecht das ziehen aber sie konnte das lästige ziehen abschütteln.


    Sie hockte sich in Deckung und lies ihren Panzer sie umhüllen. Ohne ihn fühlte sie sich verwundbar. Sie fühlte regelrecht wie die Klauen des Wendigo ihr Fleisch zerrissen. Sie musste eine kurze Atemübung machen um nicht in Panik zu verfallen.
    Doch dann konzentrierte sie sich auf ihre Aufgabe.


    Sie hatte zum Glück einen Schattenplatz gefunden, aber trotzdem fühlte sie sich unwohl. Scar wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    Drek ich hoffe ich muss hier nicht zu lange warten.
    Wirklich bequem war der Platz nicht, was nicht half ihrer Laune zu heben. Hoffentlich passierte sie bald was sie wollte Aktion.
    Ich muss unbedingt mal wieder fliegen. Ich habe schon viel zu lange den Drachen in mir verschlossen.

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    Zuerst geschieht nichts, und Scar schwitzt sich trotz der schmalen Schatten auf dem Dach des Gebäudes halb zu Tode. Doch dann wird sie mit einer Veränderung des Ausblicks belohnt. Von weiter links, wo die schmale Gasse auf die Straße führt, die sie wegen der Aufbauten nicht mehr erkennen kann, setzt ein Wagen rückwärts in die Gasse hinein und bleibt kurz vor dem Hinterausgang stehen. Im selben Moment öffnet sich unten die Türe. Scar hört ein paar Gesprächsfetzen, Abschiedsformeln, kann aber nicht erkennen, wer dort mit wem spricht. Noch ehe sie reagieren kann, ist das Gespräch auch wieder vorbei. Drei Männer, alle in Batik-Hemden und einfache Stoffhosen gekleidet, treten aus der Türe in die Gasse und verschwinden sofort im Wagen, bevor es Scar möglich ist, irgendwelche Einzelheiten zu erkennen. Dann nimmt der Wagen seine Fahrt wieder auf und hält auf das Gassenende zu...

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    Scar schickt den dreien schnell eine Textnachricht zu. Mit den
    >>Drei verdächtige Männer sind raus gekomen und in einen Wagen gestiegen. Sind wie Touries in Batikhemden und einfachen Stoffhosen gekleidet. Der Wagen fährt rasant weg.<<


    "Sylvie bitte verfolge diesen Wagen und vor allem die drei Männer."
    "Ja Schätzen. Denke aber dran, daß ich dich dann nicht mehr verschleiern kann."
    Mit den Worten verschwand Sylvie um dem Wagen zu folgen. Scar blieb in Deckung, aber teilte ein wenig ihre Aufmerksamkeit um mit den Sinnen von Sylvie zu sehen was der Wagen machte.

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    Babang war froh, dass Hernanto und Rico bei ihm waren und ganz besonders, dass Heranto sich hier auskannte. Er selbst hatte zwar ein paar grundlegende Vorstellungen von den Abläufen innerhalb der Moschee, aber das meiste beruhte auf Hörensagen und gefährlichem Halbwissen. Spark achtete also darauf, Hernantos gemurmelten Hinweisen so unauffällig wie möglich Folge zu leisten. Daneben schaute er aber auch zu den anderen Moscheebesuchern und versuchte dabei einen freundlichen, offenen Blick aufzusetzen. Sie hatten keine Ahnung, wer hier alles verkehrte und ob nicht doch jemand ihre Ankunft bemerkt hatte. Beim Gedanken daran, dass hier vermutlich auch eine ganze Menge Fanatiker verkehrten, wünschte er sich seinen Revolver sehnlich herbei. Ja, er hatte auch andere Mittel sich zu wehren, aber die verzierte Warhawk sorgte im Normalfall durch ihren bloßen Anblick dafür, dass die meisten sich lieber andere Leute als Opfer suchten.

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    Ob Spark und Rico irgendwie auffallen lässt sich nicht feststellen. Offensichtlich nimmt zumindest niemand an ihnen Anstoß. Aber das wäre auch nicht die typisch javanische Art. Und auf diese treffen sie während der ersten Stunde ihres Aufenthalts nahezu ausschließlich. Es wird gelächelt, es wird Omong Kosong, "Leeres Geschwätz", ausgetauscht, das zwar jedem Beteiligten das Gefühl gibt, hier akzeptiert zu werden, letztlich aber nichts über Ansichten oder Beweggründe der Sprechenden aussagt.
    Auch die Predigt beginnt vorerst nach Schema, selbst in Anbetracht der Tatsache, dass sowohl Spark als auch Rico nicht wirklich Eingeweihte der Materie sind. Zumindest für Hernanto scheint alles in bester Ordnung. Dann werden die Töne langsam radikaler. Ein Stimmungswechsel hat stattgefunden. Nicht nur in der Predigt selbst, auch bei den Leuten. Plötzlich fühlt sich Spark alles andere als wohl in seiner Haut. Was, wenn die Leute hier ihn durchschauten, geht es ihm auf einmal durch den Kopf. Neben sich spürt er, dass Rico wohl ähnliche Gedanken hat. Einzig Hernanto scheint wie gebannt der Rede zu lauschen. Und tatsächlich hat sich etwas verändert. Der Sprecher ist auf ein völlig neues Level rhetorischer Kunst emporgestiegen, dem sich der redebegeistgerte junge Mann nicht entziehen kann. Was geht hier vor? Hat Spark etwas verpasst? Dann spürt er dieses seltsame Gefühl... hier ist Magie im Spiel. Er ist sich fast sicher.
    Der Prediger, obwohl noch immer derselbe Mann, hat sich verändert - eine seltsame Aura durchdringt ihn. Ist es das, wovon ihm berichtet worden ist?


    ...


    Sylvie muss einen weiten Weg zurücklegen - nicht, dass sie das irgendwie stören würde. Doch selbst für einen Geist ist dieser Ort eine Ausgeburt des Chaos, durch den es nur schwer einen klaren Weg gibt. Zuerst hat sie keine Probleme dem Wagen zu folgen. Die Straßenverhältnisse entbehren zwar jeder Ordnung, laufen aber langsam genug ab, um das Ziel nicht zu verlieren, zumal sie kaum irgendwelche Hindernisse zu befürchten hat. Dann jedoch steigt einer der Männer um. Er verlässt den Wagen und steigt bei einem der GoJek, der Motorradtaxis auf, die überall herumschwirren und sich per Matrix-Dienst rufen lassen. Die GoJek sind konzernfinanziert, können aber im Prinzip bereits als eine Art von Go-Gang eingestuft werden. Sie sind das Beförderungsmittel der unteren Mittelschicht, der Lohnsklaven, die in Fabriken oder einfachen Büros die Schufterei für die überwiegend japanischen Konzerne erledigen.
    Wem soll Sylvie folgen? Weiterhin dem Wagen? Aber Scar hat ihr eindeutig gesagt, es gehe ihr eher um die drei Männer... nun, diese haben sich jetzt aufgeteilt und sind nicht länger eine zusammenhängende Gruppe.