Im "KIs als SCs"-Thread ist mir ein Post aufgefallen, das mich ein wenig nachdenklich gemacht hat:
"thestor" schrieb:
Was ich persönlich bisher überlegt hätte... ihr kennt ja die "Verbündeten" Geister, die sich ein Magier erschaffen klann...
Könnte ein Decker nun sehr viel Zeit und Liebe in einen Agenten investieren um ihn zu einer Art abgeschwächten KI zu machen?
Ich weiss das laut Regelwerk für eine KI midnestens ein dicker Semi-Autonomer Knowbot und eingie Jahre Laufzeit vonnöten wären, aber nur mal als Gedanke, dass halt ein solcher Agent für den decker ungefähr das wäre, was ein Verbündeten-Geist für einen Magier ist.
Anscheinend bin ich nicht der einzige, der den Eindruck hat, dass SR ein ziemlich magisch dominiertes Spiel zu sein scheint.
Ich will jetzt nicht auf den häufig hervorgebrachten Vorwurf eingehen, Zauberer seien zu mächtig und überpowert, und auch nicht dass es zu viele magisch dominierte Regionen in der 6. Welt hat(dazu existieren schon genug, um nicht zu sagen zu viele andere Threads), es geht mir um einen anderen Aspekt.
Ich bin nämlich der Ansicht, Magie erlaube es mehr als alle anderen Charakteraspekte in SR, Farbe ins Rollenspiel zu bringen - zumindest für mich ist das häufig der Anlaß, einen magischen Charakter zu spielen.
Was meine ich nun damit? Nun, Zauberer haben ziemlich freie Hand bei ihrer Ausgestaltung, angefangen von der Schamanenmaske über die Beschaffenheit von Medizinhütten, Bibliotheken und die Optik von Zaubersprüchen, Foki und Ki-Kräften bis hin zur Interaktion mit Verbündeten - wohin man auch sieht, überall existiert Freiraum, um einem Magier einen persönlichen Touch zu verleihen und ihn farbenfroh und liebevoll auszugestalten. (Auch wenn diese Möglichkeiten leider zu wenig genutzt werden, vielleicht auch weil SR dazu neigt Spielertypen anzuziehen und zu generieren, denen die Stufe ihrer Hexereifertigkeit wichtiger ist als eine interessant ausgearbeiteter Charakter - ja, ich weiß, ich bin ein hoffnungsloser einsamer Cowboy im Kampf für das Gute Rollenspiel(TM).)
Aber wie sieht es nun mit anderen Charaktertypen aus? Decker können an ihren Icons herumspielen(die aber vom Rest der Charaktere so gut wie nie gesehen werden, weil sie von Matrixaktionen ausgeschlossen sind, womit die dazu genommene Zeit zum Ausspielen geringer ist und der "Aha!"-Effekt bei den Spielern ausbleibt), aber ansonsten sieht es eher mau aus. Individualisierende Cyberware wie Kid-Stealth-Beine oder Kunsthörner kommt selten in Frage, da ja spätestens seit der 3rd Mike M sei Dank unauffällige Schwarzmantel-Nerds den Defaultrunner darstellen.
Somit bleibt wohl festzuhalten, dass mundane Charaktere häufig erheblich blasser, weniger ausgestaltet daherkommen. Zwei Samurais oder Rigger auf vergleichbarem Powerlevel und mit ähnlicher Spezialisierung unterscheiden sich häufig kaum, was den Stil angeht, zwei Schamanen oder Ki-Adepten hingegen sehr wohl.
Ich persönlich fände es darum ganz schön, wenn mundane Charaktere auch die Möglichkeit hätten, ähnlich detailliert und farbenfroh ausgestaltet zu werden. Es würde auch gut zum Cyberpunk passen (und es ist mir egal, ob ein paar Leute es toll finden oder nicht, dass das nicht mehr auf dem Cover steht). Wie bei jeder Form von Science-Fiction, New Wave vielleicht mal ausgenommen, ist auch hier eine gewisse Technikverliebtheit wichtig, eine liebevoll ausgestaltete und präsentierte Technologie - man denke nur an die Beschreibungen des Cyberspace oder der SimStim-Technik im Neuromancer.
Nur mal so zum Vergleich ein paar andere Systeme, die aufzeigen wie auch technisch orientierte Charaktere farbenfroher ausgestaltet werden können:
CP2020: Hier können Netrunner, ohne gleich hunderttausende dafür verpulvern zu müssen, ihre eigenen virtuellen Welten erschaffen, die ihren persönlichen Stil widerspiegeln. Auch können sie virtuelle Persönlichkeiten erschaffen, und auch ihren selbst programmierten Utilities Persönlichkeit, Gedächtnis und Kommunikationsfähigkeit verleihen und sie damit zu bemerkenswerten Unikaten machen. Wie interessant das sein kann, zeigt das Persönlichkeit besitzende Succubus-Programm im Beispiel-Netrun. (Mal ganz davon abgesehen dass das Netrunning bei diesem System besser mit dem sonstigen Inplay-Geschehen verzahnt ist, so dass auch mal die anderen Charaktere so etwas mitkriegen können, aber ich will hier keine "Mein System ist viel besser als deins"-Diskussion lostreten. So eine gehört an einen anderen Ort.)
Techs können an Geräten herummacgyvern, um ihnen völlig andere Funktionen zu geben und sie zu individualisieren.
Mage - the Ascension: (Vorbemerkung: Hier ist Technologie auch nur eine Form von Magie - dementsprechend läuft beides nach den gleichen Regelmechanismen und erlaubt im Großen und Ganzen die gleichen Ausgestaltungsmöglichkeiten, nur der Style ist anders.)
Söhne des Äthers(eine Art Mischung aus verrückten Wissenschaftlern und McGyver) und Virtuelle Adepten können sich ebenso wie andere Mages auch selbst Verbündete schaffen, etwa in Form von Androiden, autonomen Robotern und KIs. Letzteres könnte man in SR für Decker, erstere für Rigger zu einer interessanten Option machen.
Was meint ihr zu meinen Gedanken? Denkt ihr ebenso, liege ich völlig daneben, oder liegt die Wahrheit mal wieder irgendwo in der Mitte?
Was habt ihr noch an Ideen, wie man mundanen Charakteren mehr Ausgestaltungsmöglichkeiten geben könnte? Darf auch gerne von anderen Systemen abgekupfert sein.