Eine winzig kleine Runde...

  • Hallo zusammen,


    Nach einigen Jahren ohne Shadowrun bin ich dabei, wieder in der 6. Welt Fuß zu fassen. Den Neuerungen der 4. Edition stehe ich offen gegenüber und lese mich gerade mit wachsender Begeisterung in die Regeln ein. Ich würde mich selbst nicht als unerfahrenen SL bezeichnen, allerdings gibt es doch einige Dinge, wo Euer Rat gefragt ist. :mrgreen:


    Da ich einige Jahre auf im High-Fantasy Sektor unterwegs war und auch noch bin, sehe ich mich hier einem Problem gegenüber, das mir so in MERS und Rolemaster nicht über den Weg gelaufen ist:


    Einzelspielerabenteuer


    Mir geht es leicht von der Hand einen Waldläufer allein durch Mittelerde zu leiten, einen Krieger-Priester aus Angmar ohne Gruppe den harten Aufstieg durch die Hierachie des Bösen machen zu lassen und einen Barbaren gegen Orkse ohne Hilfe von niemandem die Welt retten zu lassen. Aber hier bei SR fühlt es sich ein wenig anders an. Kann ein Runner alleine denn überhaupt bestehen? Was soll der Sami ohne Hacker, der die Sicherheit knackt, ohne Magier der astral sichert und ohne Rigger der den Fluchtweg kennt, machen?


    Soviel mal zum Grundproblem. :angel:


    Der Grund für das Spiel mit nur einem Spieler ist folgender: Man kann sich als Meister so herrlich auf diesen einen Spieler einlassen, sich voll auf ihn konzentrieren und ihm (und damit auch mir) ein ganz besonderes Spielerlebnis bescheren. Erleichternd kommt hinzu, dass die Terminfindung in so kleinem Rahmen deutlich leichter von statten geht und man (hoffentlich) öfters als nur quartalsweise zum spielen kommt.


    Mein Spieler hat bereits einen hermetischen Magier erstellt und wir sind im Moment dabei, seinen Weg in die Schatten zu durchspielen. So soll er etwas die Welt und wir beide die Regeln auf die sanfte Tour näher gebracht bekommen. Nur im Moment bin ich etwas unsicher, ob ich diesen Spieler als "Ein-Mann-Trupp" irgendwann überhaupt auf etwas schicken kann, dass den Namen "Run" verdient. Sicherlich kann ich einfach ein duzend Runner entwerfen, die ich ihm dann einfach als NPC mitgebe, wenn das aber immer und ständig passiert, finde ich das auch nicht sehr passend. :?


    Nehmt mir doch bitte einfach die Scheu und schreibt mir, dass es wunderbar geht einen Spieler alleine durch die Schatten rennen zu lassen, gerne auch mit Tipps und Anregungen.


    Dankeschön.


    PS: Ich hab Nachtschicht und bin müde. Rechtschreibfehler sein ein Produkt der Umstände. :D

    When you have secured an area, don´t forget to tell the enemy.

  • Moin,Moin
    Und willkommen im Forum
    One-on-One in Shadowrun.
    Hmmm, wie viele andere RPGs ist auch Shadowrun eine Teamsache, gerade da die Welt sehr komplex ist, erwartet niemand das ein Char alles kann.
    Aber wenn dein Spieler ein Magier macht hat er schonmal einen Vorteil.
    Er kann sich Geister als Kumpels herbeibeschwören, die Ihn im Kampf helfen.
    er kann sich auch ein sehr gutes Comlink mit klasse Agenten holen (Comlink,Progs und Agent St 5, 6) die können allgemeine Sachen (Matrixsuche z.B.) selbst durchführen.
    Connections sind in einem One-on-One noch viel wichtiger.
    der Char muß irgendwo eindringen und was rausholen ?
    da braucht er einen NSC Hacker,der im die Kameras ausschaltet,etc.
    Ein Tip wäre ,am Anfang etwas großzügiger zu sein mit Karma und Geld, alleine damit er sich Bindungsmaterialien (für seine geisterkumpel) oder Gear (Comlink,etc) relativ schnell holen kann.
    NSCs sind immer wichtig (gerade in einem One-on-One) es müssen nicht immer 5-6 rumlaufen ,aber einige wenige Kumpel ,auf die man in der Not zählen kann sind schon wichtig (sogar noch wichtiger) ImO


    mit Tanz am Sonntag Morgen
    Medizinmann

  • Shadowrun beschreibt prinzipiell mal ne Welt. Das bedeutet, dass man nicht das üblich Samurai-Hacker-Magier-Klischee spielen MUSS. Es gibt haufenweise Möglichkeiten für Abenteuer für nur einen Spieler, passiert doch in den Romanen auch dauernd. Ich würde halt evtl. überlegen, ob der Fokus dann nicht lieber etwas weg vom "typischen" Shadowrun zu setzen ist, da dieser ja doch im Normalfall mit Team besser klappt.

  • Eine Spieler-SL-Session muss ja nicht zwingend bedeuten, dass der SC alleine auf Rus geht. Man kann ihm durch aus den einen oder anderen NSC zur Seite stellen. Pass nur auf, dass sich der Spieler dadurch nicht in eine bestimmte Richtung gedrängt fühlt. Die andere Möglichkeit wäre, dass der Spieler mehrere Charaktere spielt.


    Hmm sanfter Weg in die Schatten. Ich habe davon noch nie gehört. Entweder sind die Charaktere schon außerhalb der normalen Gesellschaft geboren oder werden durch ein traumatisches Erlebnis aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen. Vielleicht ist es einfacher, wenn Du zwar die Welt und Regeln von SR nutzt, aber der Charakter kein Shadowrunner ist. Für den Magier wäre auch ein Job als magischer/paranormaler Ermittler denkbar oder ein Konzern"sklave" der magische Feldforschung betreibt. Da hast Du weniger Probleme ihm logistisch unter die Arme zu greifen. [strike]LEOs[/strike] Polizisten kann man auch ganz gut mit ein oder zwei Spielern spielen, Streifen sind ja allein oder zu zweit.

    Zu Oldschool für SR5 und viel zu Oldschool für SR6 - Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich alle meine Beiträge auf SR4.

  • Mit sanften Weg in die Schatten war nicht gemeint, dass es "sanft" für den Charakter wird. Nur sanft für den Spieler. :mrgreen: Soll heißen, wir haben keinen Charakter gebaut, der schon in den Schatten lebt, sondern wir spielen ein paar Sessions sein normales Leben, bis hin zu dem Ereignis, welches ihn in die Schatten treibt.

    When you have secured an area, don´t forget to tell the enemy.

  • "Starfox" schrieb:

    lass NScs arbeiten und es geht prima.


    Definitiv. :)


    Hab lange kein 1on1 mehr geleitet, aber das gemeinsame spielen von NSC´s an Spielerseite und SC war teilweise so intensiv, dass ich mich immer wieder gern daran erinner. :)
    *denkt an den Abend, an dem sie fast von einem einzigen Barghest gefressen wurden*

    [Echte Messerklauen tanzen zu Speedcore!]
    >Wenn es keine Zeugen gibt, ist es kein Mord.< Sith Akolyt

  • "Capt. Smith" schrieb:

    Aber hier bei SR fühlt es sich ein wenig anders an. Kann ein Runner alleine denn überhaupt bestehen? Was soll der Sami ohne Hacker, der die Sicherheit knackt, ohne Magier der astral sichert und ohne Rigger der den Fluchtweg kennt, machen?


    Ich denke schon, das es möglich ist - du musst die Runs bzw. den Plot nur entsprechend zuschneiden.
    Z.B. glaube ich, bei wirklich gut gelaufenen Einbruchs-Runs ist ein Sam z.B. überflüssig, wenn nichts eskaliert. Und Rigger: Wenn der entsprechende Runner eine Verfolgung vermeiden kann, braucht er sich auch nicht hetzen.
    Den Magier zu ersetzen geht nur, wenn keine entsprechende magische Opposition vorhanden ist. Sind wir mal ehrlich, da nur 1% der Bevölkerung überhaupt in irgendeiner Weise magisch begabt ist, und von diesem Prozent auch nur ein gewisser Anteil Vollmagier irgendeiner Tradition, werden die meisten - zumindest NSC-Gruppen - tatsächlich keinen Magier in ihren Reihen haben - die haben einfach zu viele andere, legale und gutbezahlte Jobmöglichkeiten, als das sie in den Schatten enden müssten. Bevor wieder jetzt jemand argumentiert, das Magier sehr wohl in die Schatten kommen können, ja ganz sicher können sie das. Ich sag halt nur: Sie können noch viel eher gutes Geld in der Legalität verdienen als z.B. Sams oder Hacker, wenn diese nicht wirklich gut sind um auf den Markt aufzufallen.
    Hacker zu ersetzen ist komplex, da - imho - viel in der Welt digital geregelt ist. Von Türschlössern über Datenspeicherung, und wenn man wie ich den "typischen Shadowrun" als Einbruch hinter Konzernforschungsdaten versteht, wird es da recht dünn. Was heißt, man müsste Jobs raussuchen, die keine Matrix-Kompomente zwingend erforderlich machen.


    In diesem speziellem Fall könnte ich mir z.B. vorstellen, das der einzelne SC-Magier angeheuert wird, wenn irgend jemand diskret mit magischen Problemen klarkommen muß, z.B. magischen Gefahren, und aus irgendeinem Grund nicht zu offiziellen Stellen kann. Ansonsten hängt es von der Art des Magiers ab, was für Sprüche er kann. Mit Geistern z.B. kann er im Kampf sehr stark austeilen und Sams irgendwo ersetzen, mit den richtigen Sprüchen ist er eine hervorragende Infoquelle bei Ermittlungen, kann diese vielleicht unabhängig von Behörden nochmal nachvollziehen.


    Was ich mir auch vorstellen Kann: Das der Magier immer wieder von verschiedenen NSC-Runnerteams zur magischen Unterstützung angeworben wird, und du halt das Spiel ausschließlich auf die magische Komponente der Runs stützt.


    Generell wäre für den Magier aber eine Hacker-Connection mehr als sinnvoll (das wird auch in einigen normal- bis übergroßen Runden, die mir bekannt sind, so gemacht), und ein guter Freund mit großen Oberarmen, den er anrufen kann, um ihn aus der Schei... zu ziehen, quasi als ultima ratio, käme auch recht passend.

    Alle meine Postings (Fragen & Hinweise) beziehen sich im Normalfall immer auf Shadowrun 4.

    "Irian" schrieb:

    "Nur weil du auch Shadowrun spielst, spielen wir noch lange nicht das gleiche Spiel!"

  • "Grey Ice" schrieb:


    Nicht wirklich. Hochstufige Mook-Agenten sind hier die Lösung (Stufe 4-6). Mit den entsprechenden Programmen sind diese ein Hackerersatz, sofern der Charakter selber nicht technophob ist und er in der Tat einen solchen Agenten auch zur Verfügung hat (was eigentlich jeder ernsthafte Runner haben sollte). Damit kann man zwar keine komplexen Matrixaufgaben lösen (Verfolgen + Analyiseren), für einfache (wenn auch schwierige) Matrixaufgaben wie Recherche, Sicherheitsystem knacken etc sollte aber dies allemal reichen.


    Für alles andere gibt es NPCs.


    Und natürlich sollte der Spielleiter den Run an den Charakter anpassen. Mein Privatdetektiv-Magier hat dann auch in der Tat Aufträge in genau dieser Richtung erhalten - und keine Kill-Jobs oder hochkomplexe Einbruchsaktionen in SOTA-Forschungslabore.


    SYL

  • Habe schon ziemlich oft Solo-Abenteuer geleitet, sowohl in SR als auch in anderen Systemen. Wenn man mit dem Spieler auf der gleichen Wellenlänge liegt, kann man da wirklich coole Geschichten erleben - auch wenn man nur zu zweit am Tisch sitzt.


    Betroffen von so einer Solo-Situation sind aber hauptsächlich die SL, denn die müssen die restlichen nötigen NSCs ja alle auch spielen. Ich persönlich empfand dies aber nie als Problem, sondern eher als Gelegenheit, mit mehr Freiraum zur Story und zur Improvisation an die Abenteuer heranzugehen.


    Es ist nämlich in meinen Augen ein enormer Unterschied, ob ein Spieler nicht das tut, was ich im Vorfeld erwartet habe, oder ob dies 5 oder 6 Spieler tun. Na klar: Abfangen kann/muss/tut man das alles, aber die Variablen halten sich bei einem Spieler eher in Grenzen, als bei einer ganzen Gruppe.


    Der nächste Vorteil: Man schafft in der Regel auch was. Der Grund warum ich keine Gruppe mit mehr als 4 Leuten mehr übernehme, ist der, dass sich bei vielen Spielern, welche sich (siehe einen Absatz weiter oben) u. U. selbst auch noch zu wichtig nehmen, oftmals Grüppchen entstehen. Ausserdem werden dann die Wartezeiten für die einzelnen Spieler evtl. zu lange, weil zwischendurch halt auch Solo-Szenen stattfinden, und die anderen Charaktere da eben zwei oder drei Minuten warten müssen. Hat man zu viele Spieler am Tisch, neigen die Spieler wirklich dazu, sich gegenseitig mit Ungeduld anzustecken.


    Fazit: Sowohl kleine als auch größere Gruppen haben ihre Daseinsberechtigung - die Probleme sind nur jeweils etwas verlagert, bzw. die Anforderungen an Spieler und SL sind andere.


    Zum Thema NSC sehe ich da weniger Probleme. Ein SC in SR muss nicht zwingendermassen für jede in Zukunft möglicherweise benötigte Fähigkeit eine eigene Connection haben. Klar ist der Umgang mit Technik in dieser Zeit absolut normal, aber es wird sich ähnlich wie bereits heute verhalten: Alle verwenden Technik, aber nur ein kleiner Bruchteil der Leute versteht die Hintergründe und die zugrundeliegende Technik.


    Sprich: Gutes Personal ist selten und kostet viel Geld. Ein kleiner am Anfang stehender Runner KANN EBEN NICHT einen Decker, einen Rigger, einen Ki-Adepten, einen Vollzauberer, ein Chamälion und einen Straßen-Sam als Connection haben, nur weil vielleicht einer der Typen irgendwann mal gebraucht werden könnte.


    Ist auch nicht nötig: Man kann als SL alles so gestalten, dass NSCs eben keine wirkliche Screentime bekommen. Der Runner steht an einer Tür zu einem Konzerngebäude, spricht in den Komlink. 2000km weiter sitzt ein Decker im Freestate California an seinem Deck, und macht die Tür dank der schnellen Matrix ein paar Milisekunden später auf. Der Runner kriegt von den Dingen in der Matrix doch nichts mit. Alles was er sehen kann, ist die Tatsache, dass die Tür sich nun gerade geöffnet hat - augenscheinlich war es wohl der Decker, dem er dies mit der Tür gerade eben durchgegeben hat.


    Es hat den Runner nicht zu interessieren, ob ...


    a) der Decker Probleme hatte, z. B. mit ihm verfolgenden IC-Programmen...
    b) und wieviele Proben der NSC dafür würfeln musste, oder auch nicht...
    c) der Decker bezahlt wird, und wenn ja, wieviel er bekommt...
    d) der Decker schwarz, rot, gelb oder weiss, amerikanisch, italienisch oder suaheli ist...


    Es wird ihm gesagt, dass er bei diesem Run mit einem Decker zusammenarbeitet, und ausser einer mit Auskünften sparsamen Stimme im Kommlink bekommt der SC nix davon mit und muss es auch nicht. Deswegen entsteht durch den anderen Einsatz von NSCs beim Solospiel auch eigentlich weniger Arbeit.


    Ein weiteres Unding ist, dass Solospieler sich um NSCs für ihr Team bemühen müssten. Mr Johnson juckt es nicht, ob ihr nun einen Decker kennt, oder nicht. Er lässt sich den Decker genauso empfehlen, wie man ihm euch empfohlen hat. Mr Johnson sieht ja z. B. "Uiiii, er ist Kampfzauberer. Vielleicht muss ich ja noch einen Decker anheuern, wenn es in der Matrix auch etwas zu tun gibt." Dann heuert er eben einen an.


    Klar, es ist immer schön, wenn man sich als Runner sein Team aussuchen darf, aber diesen Luxus hat man als Freelancer eben einfach nicht: Man muss (fast) alles nehmen was kommt, um über die Runden zu kommen. Das ist eben das Los eines Spezialisten...^^

    "Ich dachte immer, es gibt keine Draaaaaaaarrrrggggghhhh...!!!" (Letzte Worte eines Trolls vor seinem Feuertod...)