"allanlaigh" schrieb:
Ich gebe nur zu bedenken, das es teilweise nicht möglich ist, Leute zu überreden. Wenn jemand total feindlich eingestellt ist, dass er nicht mal mehr den Worten zuhört, dann braucht das Face meiner Meinung nicht würfeln. Lügen haben ja kurze Beine, und je größer die Intrigen werden, desto schwieriger wird es sie aufrecht zu erhalten. Wenn das dann irgendwann mal auffliegt, dann hört man den Beschwichtigungen gar nicht mehr zu.
Ich stimme dir zu, manchmal ist es einfach nach GMV nicht drin, das jemand bequatscht wird - krassestes Beispiel, ein Feind soll dazu überredet werden, durch einen schwer bewachten Vordereingang zu stürmen. Die sozialen Modifikatoren in so einem Fall (S. 158 SR4) sind schon -10, ohne das da noch was drauf käme. Hält man jetzt dagegen, das ein Mensch ohne Magie, Chrom oder Technik auf vielleicht 14 Würfel kommt, bedeutet das, das einer der charismatischten und rhetorisch begabtesten Menschen aller Zeiten in so einem Fall eine 50:50-chance bei einem einigermaßen disziplinierten Menschen hat. Ein auf soziale Skills gemaxter Char (s. das Elfen-Beispiel weiter oben) hätte hier immer noch bessere Karten. Ob das für das Gleichgewicht in der Runde ok ist oder nicht würde ich den einzelnen Runden überlassen und in so einem Fall ggf. noch ein paar Mali mehr verteilt, damit das nicht zum Standardvorgehen wird.
"Cooper" schrieb:Nein. Ich würde in diesen Fall als Spielleiter sagen:"Jungs macht das unter Euch aus". Ausnahme: Es ist vorher jeden klar was kommt. Aber wenn es sich entwickelt habe ich die Erfahrung gemacht das zu häufig eigene ich sag mal "Phantasievorstellungen von Macht" ausgelebt werden.
Dazu bin ich mir erstens zu schade und zweitens zu alt :wink: Und wenn du Clever bist fährst du in solchen Situationen die gleiche Linie. Ich mach doch nicht zu Affen nur weil jemand zeigen will wie tolle er Charaktere bauen kann.
Aus dem Thread über unser Alter weiß ich noch, das du und ich ähnlich viel Erfahrung in Punkto RPG haben (EDIT: Ok, vergiß es, mir fehlen da noch ein paar Jährchen, mein Fehler), ich weiß genau was du meinst, und verhalte mich in so einem Fall als SL auch neutral. In meiner ersten Runde waren die Sams relativ häufig die Aggressoren (irgendwie gabs keine wirklichen Faces in SR2, oder?), die Sache endete damit, das wir ohne SC-Decker gespielt haben, hat keinen Spaß gemacht, sich ewig rumschubsen lassen zu müssen. Wenn ein Spieler die Regeln nutzen will, um irgendwelche Machspielchen zu spielen, kann ich ihm das nicht verwehren, nur weil es gegen einen SC geht oder nicht. Egal ob es ein Sam mit nem Sturmgewehr oder ein Face mit ner Riesenklappe ist. Ich versuche, jeder Partei in so einem Konflikt eine faire Chance zu geben, so sie denn eine hat, auf Grundlage der Regeln und des GMV's.
Du hast aber recht, das solche Konflikte glücklicherweise Ausnahmen sind. Trotzdem sehe ich wenig Unterschied im OT-Effekt, ob der gemaxte Char auf Machtspielchen jetzt ein Sam oder ein Face ist - weswegen ich gegen den gewalttätigen Sam vermutlich genausowenig tun könnte und würde wie gegen den die Gruppe manipulierenden Face.
"smegma" schrieb:Analog dazu könnte der Sam-Spieler dann aber argumentieren, daß das Face genug Punkte in Kampffertigkeiten investiert, damit der Sam ihm im Kampf nicht des öfteren den Arsch retten muß. Und dann kommen wir irgendwann weg vom Spezialisten-Team hin dazu, daß jeder alles können muß, weil ein Miteinander nicht mehr stattfindet (als eine Art worst case). Und um mal die Argumentation "da hab ich aba voll viele Punkte reingetan" aufzugreifen: Der Sam hat voll viele Punkte in Kampf, also erschießt er einfach alle, die nicht seiner Meinung sind?
So wie der Sam sich dagegen schützen kann, so leicht bequatscht zu werden, indem er seine sozialen Skills erhöht, kann das Face sich davor schützen, verletzt zu werden, indem es seine Kampffähigkeiten erhöht - soweit denke ich, stimmen wir uns überein. Selbstverständlich hast du recht, das führt von dem Spezialistenteam weg zu Generalisten, die mehr auf sich selber achten als auf ihre Gegner, das Spiel miteinander wird schwächer, es gibt mehr Gegeneinander und Konkurrenz, und das kann im Spiel nunmal unangenehme Folgen haben. Aber imho sind die Folgen relativ identisch, egal ob es der Face ist, der seine Fähigkeiten gegen das Team einsetzt, oder der Sam - es gibt dicke Luft, und die Spieler werden ihre Chars gegen den Agressor schützen wollen und sie so verbessern wie oben angemerkt. Deswegen kann, und will, ich nicht sagen, das ein SC seine sozalen Skills nicht gegen andere SC's nutzen darf, genauso wie ich einen Sam nicht verbieten kann, auf Teammitglieder zu schießen. Beides sind Arten, den Spielspaß für alle betroffenen zu reduzieren, sicher. Ich als SL sehe meine Aufgabe aber nicht so, das ich unter Biegen aller Regeln und Wahrscheinlichkeiten verhindern muß, das die Spieler gegeneinander vorgehen. Komplett falsch ist es imho, nur einen der möglichen Aggresoren das Recht zu verbieten, seine Skills gegen die anderen zu nutzen.
"smegma" schrieb:Mein Fazit: Wenn es in einer Gruppe nötig ist, daß soziale Fertigkeiten zur Überzeugung der Teammates eingesetzt werden, läuft in der Gruppe grundsätzlich irgendwas falsch. Dann wird nämlich von einer oder mehreren Seiten versucht, den dickeren Strahl zu pissen. Darauf läuft es letztlich für mich raus. "Wir erreichen keinen Konsens, also würfel ich dem anderen meine Meinung rein."
Ich würde eher sagen: Wenn es in einer Gruppe nötig ist, das irgendwelche Fertigkeiten zur Durchsetzung des eigenen Willens gegen die Teammitglieder eingesetzt werden, besteht definitiv das Potential auf ernsthaften Streß in der Runde. Dann wird vermutlich von mehreren Seiten versucht, den dickeren Strahl zu pissen. "Wir erreichen keinen Konsens, also würfel ich den anderen meine Meinung rein." ist nunmal kein sehr publikumswirksames Motto, darin stimmen wir überein. Im Gegensatz zu dir finde ich es jedoch genauso schlimm, wenn der Sam oder die Magierin auf den dicken Max macht und in der Gruppe bestimmt, wo es lang geht (schonmal Beeinflussungs-Zauber angesehen? Dagegen ist so ziemlich jeder Face harmlos wie'n Kuhfladen. Würdet ihr Beeinflussen-Zauber gegen SC's auch nicht zulassen?). Ich opfere meine Freizeit, damit ich eine spaßige Runde erlebt. Wenn die mir jemand kapputmacht, weil sein Troll nunmal das 5-fache an Stärke im Vergleich zu meiner Hackerin hat und mich IT deswegen immer rumschubst und traktiert, bin ich pissig, genauso wie wenn jemand mit Zaubern oder Sozialen Skills fast jede meiner Handlungen bestimmt. Das führt dazu, das ich es den anderen entweder heimzahle oder mir auch einen Char mit Magieresistenz und Kampffähigkeiten zulegen, und dann sehen wir, wo der Frosch die Locken hat. Würdet ihr euch wirklich von Sams rumschubsen lassen, aber bei einem Face auf die Barrikaden gehen? Ich verstehe das nicht. Darf ein SC auf soziale Skills gegen SC's würfeln? Darf er generell auf soziale Skills Würfeln? Dann ja. Darf er auf Pistolen gegen SC's Würfeln, oder auf Spruchzauberei? Dann ja. Gleiches Recht für alle. Wer ein Face spielen will, und nicht jeden am Tisch ein X für ein U vormachen kann, kann es in meiner Runde auch machen. Er ist nicht gezwungen, einen Kämpfer-Charakter zu spielen, nur weil er nicht gerne von diesen rumgeschubst werden möchte und ich ihm die Möglichkeit verwehre, seine Qualitäten gegen den anderen SC einzusetzen.
Mein Fazit: Natürlich darf man soziale Skills gegen die Teammitglieder einsetzen, man darf auch darauf würfeln. Es ist aber nicht die Spur weniger schlimm als auf sie zu schießen oder Zauber auf sie zu schleudern. Wenn jemand Fertigkeiten irgendwelcher Art gegen Gruppenmitglieder einsetzt, sorgt das häufig für OT-Spannungen, die kritische Folgen haben können, das gilt für soziale wie für Kampf- oder magische Skills.
"Jack-The-Rigger" schrieb:Was macht ihr, wenn ein Charakter verhandeln kann, aber der Spieler nicht?
Schließlich kann es dann passieren, dass der eine keinen Spaß hat, weil er seine Mühsam erworbenen Skills nicht nutzen kann, während der andere sich nicht freut, wenn er nur durch Würfeln überzeugt wird.
In so einem Fall würde ich den Spieler das Würfeln gestatten. Klar ist es schöner, wenn er seinen gegenüber selber erfolgreich bequatscht, ich würde mir auch wünschen, das er es zumindest versucht. Der Spieler hat aber das Recht, auch Sachen zu spielen, die er vielleicht selber nicht so gut kann, daher gibt es die Regeln für diese Skills. Wenn er einen SC nur durch würfeln überzeugt ist das natürlich nicht witzig, aber: ich glaube nicht, das es viele gibt, die ihr gegenüber OT so gut manipulieren können wie ein echtes Face IT. Daher wird der "überwürfelte Spieler" wohl nur selten in den Genuß kommen, das er es anders erlebt, wenn er es nicht selber zulässt (auch mal schlechte Argumente zählen lassen, etc.). Wenn er sich nicht ohne Würfeln überzeugen lassen will, indem er die Fähigkeiten des anderen Charakters anerkennt, egal wie gut sie ausgespielt werden, muß die Gruppe dafür sorgen, das zukünftig nur Chars gespielt werden dürfen, die gut dargestellt werden können. Ob die Gruppe das lieber mag als das "überwürfeln" ist ihre Sache. Genauso wie die berechtigte Frage, ob die Gruppe tatsächlich auch mit Würfeln gegeneinander antreten muß, anstatt zusammen zu spielen.