Die Frage der Moral

  • Könntet ihr eure Metadiskussionen vllt wirklich woanders austragen? :cry: [-o<

    "As the sagest of sages have said: Not attempt to male-bovine defecate unto a male-bovine defecator!"
    -the fusion-phallused violator of worlds
    "Oil the squids, I'm going in!"
    -the dreaded captain Fang

  • "Eusebius" schrieb:

    Wenn Du es kennst, kennst Du auch den Auslöser. Wenn Du also andeuten willst, Jürgen Vogel habe die Rolle aus Selbsmordgedanken oder Sühne gespielt, tja, dann kriegst Du eine Antwort auf demselben Niveau.


    Wie wenig Du verstehst.


    "Eusebius" schrieb:

    Was mich wieder zu der Frage des Party-Kinderschänders bringt. Für wie wahrscheinlich hältst Du es, dass in einer gewöhnlichen Runnergruppe - d.h. in einer, die ihren Sex nicht gemeinsam hat - ein Kinderschänder seine Neigung verheimlichen wird und kann?


    Hatten wir schon, lern meine gesammten Postings zu lesen.


    "Eusebius" schrieb:

    Und wenn Du schätzen müsstest, was würdest Du sagen, warum die meisten RPG-Spieler RPG spielen? Lust, Spass oder maralsiches Anliegen?


    Es fehlt der Zusammenhangsbezug. Wir könnten auch fragen warum einige Personen handeln, aus Spaß oder aus moralischen Ansichten oder aus Zwang (Essen Trinken). Abstrahiert führt Deine Vereinfachung (die sich beharrlich weigert moralische Unterscheidungen vorzunehmen) zu Soziophatie bzw. der Ablehnung von moralischen Konsequenzen für Handeln an sich.


    Interessant.


    "Eusebius" schrieb:

    Womit wir ein weiters Mal wieder bei dem Punkt landen, bei dem wir schon x mal waren:

    *Liste mit Beispielen gekürzt*

    "Eusebius" schrieb:

    Zumindest das Konsumieren der obigen Werke und zahlreicher anderer Publikumsrenner aus allen Sparten von "Schrott" bis "Hochkultur" müsste dann ja auch "bedenklich" sein. Wenn das Darstellen eines Perversen aus Spss oder Interesse bedenklich ist, müsste auch der Konsum der Hannibal-Reihe bedenklich sein, in der es in vier (?) Bücher um wenig anderes geht, als die immer wieder gebrauchte genaue Ausschilderung und Darstellung der (natürlich schrecklich kültivierten) Bestie.


    Wenn Du dabei Spaß, Freude und Befriedigung erfährst ohne moralische Bedenken oder wenn es Dir gleichgültig ist solltest Du dringen zum Psychater gehen, denn dann fehlt Dir die moralische Wahrnehmung.


    Wenn Du es mitunter lustig, freakig, grausam etc. findest und ggf. auch nur einmal schaust/liest deswegen, dann abstrahierst Du die gezeigeten/geschilderten Handlungen.


    Deine Beispiele an sich bringen also wiedermal überhaupt keine Erkenntnis . Es fehlt die Reaktion des Konsumenten auf eben genannte Werke.


    Wie empfindest Du bei diesen Werken? Da frage ich mal ganz platt: Geht Dir einer ab? (Warscheinlich geht mich das aber wieder nix an)


    "Eusebius" schrieb:

    Die Schauspieler haben wir ja bereits angesprochen. Wenn ich das recht verstanden hatte, sind die nicht irgendwie pervers oder bedenklich oder wie auch immer wir es nennen wollen. Ist "problematisch" zu mild?


    Wie ich schon schrieb halte ich einige Schauspieler für geistig bedenklich bzw. krank. Lesen hilft in einer Diskussion merklich, Du solltest damit anfangen.

    "Eusebius" schrieb:


    Dagegen ist absolut nichts zu sagen. Ist dieses Verbot Gruppenkonsens? Gab's eigentlich schon mal den Fall? Konkete schlechte Erfahrungen oder einfach nur theoretsiches Vorbeugen? (Du musst nicht antworten;)


    Es ist kein Gruppenkonsenz Du hast ja nach meiner eigenen Meinung gefragt.


    Die Gruppe musste sich noch nicht mit dem Thema befassen. Gründe warum ich das für schwierig halte findest Du auf einer der vorherigen Seiten und unter welchen Umständen ich es ggf. zulassen würde.


    Ich finde es übrigens bedenklich und sofern es stimmt ziemlich krank, das Deine Aussage suggeriert Du würdest Leute alleine wegen der Perversionsergehung einen Kinderschänder in Deinem Rollenspiel spielen lassen.


    "Eusebius" schrieb:

    Dann ist es erstaunlich dass Du immer wieder drauf zurück kommst.


    Frage ich "spielst Du gerne Kinderschänder in SR?". Nein tue ich nicht, ich frage allerdings bzgl. anderer Punkte nach. Das ist ein Unterschied, auch wenn er Dir wohl nicht ersichtlich ist.


    "apple" schrieb:

    Und ich schätze einfach mal, Eusebius wollte nur einer möglichen "Soso, Du hast also nichts gegen Kinderschänder ... soso"-Anwort, der ja eine illegale und unmoralische Handlung impliziert, begegnen.


    Nur hat er exakt das Gegenteil erreicht.


    Wie man am Beispiel von docdamnji sieht kann man übrigens hier und mit mir sehr gut darüber diskutieren. Sachlich und klar.

    TDH: "Wenn Logik in ein Rollenspiel gebracht wird, tötet Gott ein kleines Kätzchen."


    Alle meine Postings beziehen sich im Normalfall immer auf Shadowrun 3.

  • ich finde diesen thread in seiner gesamtheit sowas von traurig. nicht nur des
    stils sondern auch und vor allem der aussagen wegen.


    wenn ich hier lese, wer hier wen mit welchen begründungen als psychisch krank
    deklariert und zum arzt schickt, anderen jegliches moralgefühl abspricht etc,
    wird mir ganz anders.


    den grad der darstellung oder wahrnehmung von moralüberschreitenden taten
    in der fiktion darf jeder für sich selbst wählen (was spiele ich, welche filme und
    bücher konsumiere ich...). das bedeutet im selben atemzug, dass niemand nur
    allein des ergebnisses dieser wahlmöglichkeit wegen verurteilt werden darf.


    ja, ich würde einen spieler einen kinderschänder spielen lassen.
    ja, ich kann nachvollziehen wie man seinen "spass" an solch einem konzept
    haben kann.


    und natürlich würde ich aufgrund eines besseren freundlichen miteinanders
    erwarten, dass ein spieler kompromisse bei der verkörperung dieses charakters
    eingeht, um seinen mitspielern evtl etwas entgegenzukommen.


    weiter moralbezogene ausführungen meinerseits könnt ihr bei interesse im
    späten 2007er teil (dh ab seite 9) dieses threads finden.

  • "Jabberwocky" schrieb:

    wenn ich hier lese, wer hier wen mit welchen begründungen als psychisch krank
    deklariert und zum arzt schickt, anderen jegliches moralgefühl abspricht etc,
    wird mir ganz anders.


    Was ist daran denn so anders, was hätte man denn besser machen können? Warum sollte man seine Meinung nicht äußern dürfen? Sollte man entgegen seiner Überzeugung andere bejubeln die kranke Spielfantasien haben?


    Ich kann übrigens nicht nachvollziehen wie man an dem Konzept Kinderschänder seinen "Spass" haben kann, warum sollte ich diese Meinung nicht kund tun?


    "Jabberwocky" schrieb:

    den grad der darstellung oder wahrnehmung von moralüberschreitenden taten
    in der fiktion darf jeder für sich selbst wählen (was spiele ich, welche filme und
    bücher konsumiere ich...). das bedeutet im selben atemzug, dass niemand nur
    allein des ergebnisses dieser wahlmöglichkeit wegen verurteilt werden darf.


    Das gilt für Bücher und Filme, nicht jedoch für gemeinsames Spielen in einer Gruppe. Hier kann man eben nicht alleine festlegen was man darf und was nicht. Man kann es versuchen, aber das wird höchstwarscheinlich scheitern, nebenbei ist es noch sehr unsozial. Kein Mitspieler den ich jemals in einem Rollenspiel hatte würde auf so eine absurde Idee zu kommen etwas zu spielen was alle einheitlich als untragbar ansehen

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  • "Lubber" schrieb:

    Warum sollte man seine Meinung nicht äußern dürfen? Sollte man entgegen seiner Überzeugung andere bejubeln die kranke Spielfantasien haben?


    die äusserung einer meinung ist nicht nur dein gutes recht, sondern auch
    stark erwünscht. man sollte sich meiner meinung nach nur darum bemühen,
    maßstäbe die man für andere anlegt, bei sich selbst nicht zu vergessen.


    du sprichst von "kranken spielfantasien". nicht von "spielfantasien die meine
    moralischen grundsätze so weit überschreiten, dass sie für mich untragbar
    sind". du nimmst deine grundsätze und damit deine grenzen und messlatten
    als absolut an und urteilst auf deren basis über den geisteszustand dir un-
    bekannter personen, bezeichnest sie als "krank".


    wie würden dich denn personen beurteilen, denen die verkörperung eines
    mörders oder folternden charakters zu weit geht? auch du überschreitest
    hier moralische grenzen. fiktiv wohlgemerkt. sind diese personen denn nun
    im recht, wenn sie dich als "krank" bezeichnen? dir den gang zum psycho-
    logen nahelegen?


    um diese, zugegeben rhetorische, fragereihe gleich weiterzuführen: warum
    sind sie es denn deiner meinung nach nicht? (im recht)


    "Lubber" schrieb:

    Ich kann übrigens nicht nachvollziehen wie man an dem Konzept Kinderschänder seinen "Spass" haben kann, warum sollte ich diese Meinung nicht kund tun?


    das kann ich verstehen und, so formuliert, auch so akzeptieren. ich kann
    durchaus nachvollziehen, dass es menschen gibt, die anders denken als
    ich. und ich kann andere meinungen neben meiner eigenen stehen lassen,
    ohne sie, oder denjenigen der sie äussert, als "minderwertig" anzusehen.


    was hier in diesem thread vergessen wurde, ist die brisanz der thematik:
    es geht hier nicht um regeln oder hintergrunddiskussionen, sondern um
    elementare bestandteile des moralischen verständnisses der an der dis-
    kussion beteiligten spieler.


    damit muss man vorsichtig umgehen, sonst artet es aus.


    in einem anderen threadmit mittlerweile ähnlicher thematik habe ich dazu
    folgendes geschrieben:




    diese einstellung vertrete ich immernoch und ich hoffe sie ist nachvollzieh-
    bar.



    "Lubber" schrieb:

    Das gilt für Bücher und Filme, nicht jedoch für gemeinsames Spielen in einer Gruppe. Hier kann man eben nicht alleine festlegen was man darf und was nicht. Man kann es versuchen, aber das wird höchstwarscheinlich scheitern, nebenbei ist es noch sehr unsozial. Kein Mitspieler den ich jemals in einem Rollenspiel hatte würde auf so eine absurde Idee zu kommen etwas zu spielen was alle einheitlich als untragbar ansehen


    hier möchte ich einfach auf den teil meiner aussage verweisen, der sich
    direkt dort anschliesst, wo du aufgehört hast zu zitieren.


    natürlich erwarte ich, dass man rücksicht gegenüber seinen mitspielern übt.
    man ist meist befreundet und spielt miteinander.

  • "Jabberwocky" schrieb:


    die äusserung einer meinung ist nicht nur dein gutes recht, sondern auch
    stark erwünscht. man sollte sich meiner meinung nach nur darum bemühen,
    maßstäbe die man für andere anlegt, bei sich selbst nicht zu vergessen.


    Tue ich nicht. Sofern ich Spaß an dem puren Abschlachten von Gegnern hätte oder der Tötungsergebung wegen SR spielen würde, so wäre eine krankhafte Bezeichung vollkommen gerechtfertigt.


    Da dies aber wie wiederholt dargelegt nicht der Fall ist, wäre eine solche Bezeichnung auch nicht passend.


    Ich wiederhole mich glaube ich zum vierten Mal. docdamnji hat sehr prakmatisch und klar dargelegt unter welchen Vorraussetzungen er extreme Perversionen in einem RP verkörpern würde. Dies würde ich nicht erlauben, aber als seine Meinung voll und ganz aktzeptieren.


    Erreicht man Spaß bei purer Perversionsergehung und tritt anderes in den Hintergrund wird es m.E. nach krankhaft.


    "Jabberwocky" schrieb:

    in einem anderen threadmit mittlerweile ähnlicher thematik habe ich dazu
    folgendes geschrieben: [...]


    Das ist die Frage wann endet Abstraktion. Ich verweise dazu auf meine anderen Postings und meine Stellungsnahme wenn es m.E. nach nicht mehr vorhanden ist, siehe auch die Antwort zum ersten Zitat in diesem Post.


    "Jabberwocky" schrieb:

    diese einstellung vertrete ich immernoch und ich hoffe sie ist nachvollzieh-bar.


    Teilweise, "Spass" kann ich nachvollziehen (interessant ist das sogar Du Anführungsstriche benutzt), jedoch Spass wie ich ihn oben geschildert habe nicht. (Interesse oder Neugirde wäre vielleicht besser als "Spass")


    "Jabberwocky" schrieb:

    hier möchte ich einfach auf den teil meiner aussage verweisen, der sich direkt dort anschliesst, wo du aufgehört hast zu zitieren.


    natürlich erwarte ich, dass man rücksicht gegenüber seinen mitspielern übt.
    man ist meist befreundet und spielt miteinander.


    Das führt aber die Aussage ich kann spielen was ich will und es geht euch nix an, leider ad absurdum.


    Du schreibst "evtl etwas entgegenzukommen", dass laß sich doch deutlich anders, vielleicht, evtl., oder doch nicht, nur etwas, Nuancen oder doch mehr? M.e. gibt es Grenzen und wenn die Gruppe sagt das spielst Du nicht dann spielst Du das wohl auch nicht.

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  • sorry, ich muss weg. da mir momentan die zeit für eine sinnvolle antwort fehlt
    (sie wird länger werden), möchte ich bitten mich bis morgen zu entschuldigen.

  • Der 1000ste Post will gut überlegt sein. ;) Bis morgen.

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  • Mal ganz allgemein zu der Frage, weshalb "extreme" Darstellunen irgendeinen "Reiz" haben können und in bestimmten Situationen vielleicht möglich sind:


    Ich erinnere mich noch recht gut an einen Online Run im Fanpro-Forum, in dem eine sehr extreme Szene vorkam. Leider habe ich den Run damals nicht mitgespeichert, "for a better or worse tomorrow" wenn ich mich recht entsinne...
    Inhalt dieser Szene war die explizit dargestellte Vergewaltigung einer weiblichen SC-Messerklaue durch mehrere Konzern-Gardisten. Insofern also nicht ganz der hier gefragte Fall "wieso will man das spielen?", aber andererseits kann man ja beim SL genauso fragen "wieso stellt der das so ausführlich dar"?
    (Ach ja, es ist anzumerken, dass die Sache dem Spieler nicht einfach aufgedrängt wurde, er hat der Entwicklung selbst zugestimmt.)


    Spieler und SL haben über mehrere längere Posts hinweg geschildert, wie die Frau durch mehrere Gardisten vergewaltigt wurde und was die Beteiligten (ja, auch die Täter) dabei empfunden haben. Das war wirklich nicht ohne, hab mich damals fast gewundert, ob das eigentlich irgendein Mod mitgelesen hat.
    Trotzdem bin ich mir sehr sehr sicher, dass keiner von beiden das irgendwie auf sexueller Ebene genossen hat. Der SL hat sich OP sogar noch "entschuldigt", aber hielt diese brutale Darstellung an der Stelle dennoch für notwendig. (Es gab auch keine Beschwerden von Spieler-Seite, es war zwar wirklich hart, aber eben auch "passend")


    Also wo lag der Sinn dieser drastischen Darstellung? Ich denke zuerstmal um zu schockieren und Ekel zu erregen. Es ist eine Sache zu schreiben "XY wird durch vier Leute vergewaltigt" - das liest man und "weiß" dass das brutal und grausam sein wird. Man weiß, dass es "falsch" ist und wohl traumatische Folgen haben wird (wobei die SC auch hintergrundmäßig schon vorher psychisch angeknackst war).
    All das "weiß" man, aber wirklich vor Augen führt man es sich nicht. Besagter Spielleiter wollte aber in erster Linie eine gute Geschichte schreiben, die auch wirklich Emotionen auslöst. Sei es Freude, Wut oder eben auch Ekel. In die man "hineingezogen" wird, in der man den Chars nachfühlen kann.
    Und all die Konsequenzen für Messermieze wurden so vieeeel deutlicher und nachfühlbarer. Diese Mischung aus Hass auf die Täter und Ekel vor sich selbst. Schwierig in Worte zu fassen, aber die Szene hat sich wirklich in mein Gedächtnis eingebrannt. Und das aus Spieler-Sicht durchaus positiv. Ich bin immer noch beeindruckt, wie es mir kalt den Rücken runterlief, einen irgendwie schüttelte. Wie deutlich mir wurde, was es *wirklich* bedeutet, wenn in der Zeitung steht "Mädchen vor Disko vergewaltigt". Die Geschichte ingseamt hat mich wirklich gefesselt und diese konkrete Szene richtig geekelt. Aber es gehörte einfach dazu und es wäre unglaubwürdig gewesen, die Szene zu "zensieren". Auf Spielerebene fand ich die Darstellung also inhaltlich abstoßend, aber trotzdem im Kontext dieser Geschichte richtig und konsequent. Und es war völlig offensichtlich, dass das weitere Narben in der Psyche hinterhassen würde. Die Charakterentwicklung war ganz eindeutig nachzu"fühlen"...


    Im Übrigen ist er wie gesagt auch auf die Gefühle und Beweggründe der Täter eingegangen. Ich hab die Szene leider nicht mehr vorliegen, aber ich meine da gab es ganz verschiedene Motivationen. Der eine war völlig abgestumpft, für den war es "nur ein Job, die Schlampe zu brechen". Ein anderer hat in der Messermieze sowas wie ein Spiegelbild der eigenen gehassten, gefürchteten (auch noch konzernfremden) "Vorgesetzten" gesehen und der SC all das angetan, was er eigentlich der Frau auf der eigenen Seite antun wollen würde und nicht konnte. Den anderen beiden Tätern ging es dagegen "einfach" darum, sich selbst etwas zu beweisen, Macht über jemanden anderen auszuleben und ihn zu demütigen/fertigzumachen.


    Das nur mal als konkretes Beispiel, wie eine sehr extreme (und auch noch detailiert ausgespielte) Szene eine Geschichte bereichern kann, obwohl sie alle Beteiligten rein inhaltlich abstoßend finden. Ich weiß, hier geht es mehr um Spieler-Charaktere die abstoßende Neigungen haben, aber diese Trennung finde ich so nicht ganz richtig. Schließlich kann der SL genauso entscheiden, welche Teile der SR-Welt er tatsächlich darstellt und welche nur am Rande "da" sind. Und man könnte ihm genauso vorwerfen dieses irgendwie pervers zu genießen, wie einem Spieler, der aus irgendwelchen Gründen einen Vergewaltiger spielen möchte.


    Persönlich habe ich so einen Charakter noch nie gespielt und zur Zeit habe ich auch keine allzugroße Lust darauf, aber ich könnte mir verschiedene Gründe dafür vorstellen (ganz unabhängig davon, ob man dann die Details ausführlich schildert oder es bei Andeutungen belässt):
    Vielleicht möchte der Spieler aufzeigen, dass nicht alle Runner "saubere" Verbrecher sind. Oder Bewusstsein für irgendein Problem schaffen...
    Oder es geht ihm weniger um das "typische" Geschichten-Erzählen/immer besser werden, sondern er findet einfach Gefallen daran, wirklich "andere" Chararktere darzustellen und sich darein hineinzuversetzen, wie derjenige wohl ticken könnte. Für so jemanden könnte eine extreme Rolle sehr interessant und spannend sein, obwohl er sie inhaltlich abstoßend und sicherlich nicht erregend findet. In so einer Rolle lässt sich dann sicherlich auch treffend mit dem Gewissen eines Charakters spielen, der womöglich *weiß* dass sein Tun falsch ist und trotzdem nicht davon loskommt etc...
    Oder es gibt eine Absprache mit dem Spielleiter wie sich eine Kampagne grob entwickeln sollte, wenn eine Gruppe mehr an spannenden "buchartigen" Geschichten interessiert ist und die Neigung des Chars wird in der Gesamthandlung aufgenommen und eingebaut.
    Wie schon gesagt, das ist erstmal völlig unabhängig davon, ob die Darstellungen detailiert sind oder die Spieler einfach nur "wissen" was passiert...


    In jedem Fall ist es natürlich von der Runde und den anderen Spielern abhängig. Man spielt zusammen und es muss von allen Spielern akzeptiert werden können. Wenn sich ein Spieler mit genaueren Schilderungen (verständlicherweise) unwohl fühlt, dann muss man das akzeptieren und darauf Rücksicht nehmen. Und wenn der Rest der Runde diesen Teil der SR-Welt strikt im Hintergrund belassen will, dann ist das sehr verständlich und muss so akzeptiert werden. Dann ist sowas eben nicht möglich - na und?


    Aber wenn die anderen Spieler damit zurecht kommen und es für sie in Ordnung ist, dann finde ich solche Darstellungen nicht unmöglich. Und es ist durchaus möglich solche Extreme in eine Geschichte aufzunehmen und dort "gut" zu finden (für die Geschichte/Handlung/Charentwicklung etc.), ohne sie inhaltlich geil zu finden und ein perverses Arschloch zu sein.
    Dass eine SR-Runde keine Plattform zum Ausleben von krankhaften sexuelle Neigungen sein sollte ist denke ich offensichtlich... Aber ich denke das muss kein Grund sein, sowas insgesamt abzulehnen. Es *kann* trotzdem eine "Bereicherung" sein (auf nicht-sexueller Ebene).
    Dass das in den meisten Runden wohl nicht der Fall ist (bei mir abgesehen von diesem Online-Run damals auch nicht) finde ich allerdings gut verständlich und es ist sicherlich eine Sache für eine "Minderheit" in der SR-Spielermenge. Aber deshalb müssen diese nicht automatisch krank oder pervers sein, finde ich.

  • Blakharaz


    Ein passender Abschlusspost der darstellt wie man an so eine schwere spielerische Rolle herangehen könnte und welche Gründe man haben sollte und welche nicht.


    Ich könnte die oben genannte Position (wie die von docdamnji) aktzeptieren, jedoch würde ich trotzdem ein "Sorry Chummer, nicht bei uns, falscher Stil" anfügen.


    Danke, ein wirklich gelungener Post.

    TDH: "Wenn Logik in ein Rollenspiel gebracht wird, tötet Gott ein kleines Kätzchen."


    Alle meine Postings beziehen sich im Normalfall immer auf Shadowrun 3.

  • ...ich spare mir dann auch mal, trotz noch offener Inhalte/Fragen da noch viel zu, zu schreiben..


    dazu ist mir inzwischen das Thema etwas arg durchgekaut
    vielleicht greif ich es später noch mal auf


    erscheint mir gerade angemessener

    such doch den Himmel zu teilen,
    dann wirst du deine Grenzen finden

  • Blakharaz


    Ich finde es ist schon ein unterschied, sich soetwas nur vorzustellen oder es auszuformulieren. Der Online-Run ist ja eher soetwas wie ein Buch. Sicher in Büchern werden solche Gewaltakte immer detalliert dargestellt. Genauso wie in vielen Filmen. Wenn man soetwas am Spieltisch macht, sollte man sowas aber vorher mit der Gruppe abstimmen.

  • @ William:
    Es wurde doch, auch in dem Beispiel mit der Gruppe letztlich abgeklärt.. nur mit PM halt..


    ausserdem: Du möchtest mir doch jetzt nicht erzählen, dass ich mir bei einer detaillierten Beschreibung nichts vorstelle, nur weil ich es lese ?


    Dass, das Schreiben auch ein Ausformulieren ist brauche ich doch auch nicht lange auszuführen.. :wink:


    Du verrennst dich sonst vllt. etwas...


    Ich denke.. um Missverständnisse zu vermeiden, sollte man da vielleicht die Begrifflichkeiten etwas ausformulieren
    -> Was meinst du exakt mit vorstellen und mit ausformulieren ?

    such doch den Himmel zu teilen,
    dann wirst du deine Grenzen finden

  • "Epimetheus" schrieb:


    -> Was meinst du exakt mit vorstellen und mit ausformulieren ?


    Vorstellen: Ich als SL würde es schlicht so abhandeln, dein Char wird vergewaltigt. Punkt.


    Ich würde da nix ausformulieren im Rollenspiel. Weil allein mir Haar klein auszumalen wie soetwas abläuft und was das Opfer und der Täter dabei empfinden, finde ich krank.

  • Mir kam gerade ein interessanter Gedanke:


    Da hier ja viele Filme genannt wurden wie SAW, American Psyco, Hannibal, etc. Und einige diese als "normal" eingestuft haben:


    Würdet ihr diese Filme euren Kindern vorspielen? 12 Jährigen?


    Seid ihr sicher das 12 Jährige Kinder das Fanproforum und diesen eben beschriebenen Onlinerun nicht lesen?


    Würdet ihr eurem 12 Jährigen und seinen Freunden seelenruhig beim Rollenspiel in eurem Wohnzimmer zuhören/sehen, wenn sie sowas beschreiben?


    Wenn nicht: Warum nicht? Ist doch offenbar normal!


    Ab wann dürfen Kinder/Jugendliche bei sowas Spass empfinden?
    Oder ist Rollenspiel nicht mehr zum Spasshaben da?


    Ich persönlich habe die oben genannten Filme nur teilweise gesehen. Danah habe ich mir tatsächlich gedacht "Was ein Kranker scheiss" und was anderes geguckt. ICh empfinde dabei keinerlei empfindenswertes Gefühl. Und Spass machen mir solche Filme erst recht nicht.
    Man muss abr dazu sagen das ich ebenso über das Rauchen und Alkoholkonsum (Mit dem Ziel sich zu Besaufen) denke.
    Warum sollte man sowas machen? Einziger Grund am Anfang: Um den anderen zu gefallen oder weil "Nein" sagen zu schwer ist.
    Ebenso mit den Filmen!


    Gibt es hier einen der diese Filme alleine zuhause guckt, weil er sie "cool" (gut, toll, interessant, abgefahren oder so) findet?
    Oder sind diese Filme nur in Gruppen "gut" weil man sehen kann wer sich am meisten Ekelt oder wer am "härtesten" ist?


    MfG SirDrow

    Albert Einstein: "Es gibt zwei Dinge die unendlich sind: Das Universum und die Dummheit der Menschen. Aber beim Universum bin ich mir nicht so sicher.

  • "William F. Drake" schrieb:

    Vorstellen: Ich als SL würde es schlicht so abhandeln, dein Char wird vergewaltigt. Punkt.


    Ich würde erstmal sowas nur auf Wunsch des Spielers machen, weil er den Charakter dadurch irgendwie entwickeln will. Ansonsten ist sowas ein viel zu großer Eingriff in einen Charakter, weshalb ich das lasse. Bei der Beschreibung würde ich mich eher auf die anderen konzentrieren, d.h. die bekommen evtl. indirekt was mit (vielleicht auch später, durch ne Kamera im nächsten Raum, so dass sie nur Schatten sehen und Fetzen hören), wodurch man ahnen kann, was läuft, aber nicht direkt sieht. Der Spieler weiß ja, was läuft, man muß es nur den anderen andeuten.

  • @ Sir Drow
    Vorspielen von Filmen würde ich anhand der Altersbestimmungen begrenzen, plus individueller Abwägung.
    Das Ausspielen würde ich ihnen nicht untersagen, da es ja ihre Fantasie ist. Obwohl ich sie vllt überreden würde, was anderes als SR zu spielen. Was soll ich denn dann sagen: "Ihr seit noch zu jung. dass dürft ihr euch nicht vorstellen!" ...?


    Natürlich gestalltet man sowas immer am Minimum der vorhandenen Akzeptanz aller Anwesenden. Ob nun diese Akzeptanz dadurch kommt, dass sich ein Mitspieler einfach unwohl bei ner Darstellung fühlt, oder daher, dass er noch zu jung wäre, um mit sowas gut umzugehen, es ist in solchen Fällen immer "das schwächste Glied" der Maßstab des Erlaubten.

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