• Hallo!


    Kann mir jemand erklären, wieso das Essen in der Zukunft hauptsächlich aus Soja besteht? Ist das besonders leicht anzubauen oder liefert es eine besonders große Ausbeute an Nährstoffen/Pflanzenmasse pro qm Anbaufläche?


    Vielleicht gibt's ja hier im Forum einen Cyberpunk-Historiker, der weiß, woher dieses Element seinen literarischen oder Real-Life-Urprung hat.

  • Deine Vermutungen sind soweit ich weiß richtig. Soja lässt sich relativ leicht anbauen und hat einen hohen Nährwert. Da viele Gebiete in der 6. Welt nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar sind musste man die verbliebenen Flächen möglichst effizient nutzen um die Weltbevölkerung ernähren zu können und da hat sich dann Soja durchgesetzt.


    Allerdings wird im Joe 2060 auch beschrieben, dass das, was im allgemeinen als Soyfood bezeichnet wird nicht wirklich aus Soja besteht, sondern aus einer nährstoffhaltigen Masse, die in großen Tanks von Algen oder Bakterien produziert wird. Form und Farbe erhält das Essen dann durch verschiedene Verarbeitungsmethoden und chemische Zusätze.

  • Ich würde sagen, dass erste mal, dass ich von "riesigen unterirdischen Soja-Farmen" gehört habe, war in dem Isaac Asimov Roman "Die Stahlhöhlen". Asimov kann man aber trotzdem nicht zum Cyberpunk Genre zählen, obwohl vereinzelte typische Begebenheiten auch in seinen Geschichten zu finden sind.


    Ob es tatsächlich das erste Mal überhaupt war, dass dies angeschnitten wurde, weiss ich nicht. Es liegt aber nahe, denn Soja ist ja wirklich noch anpassungsfähiger und ergiebiger als Hanf...

    "Ich dachte immer, es gibt keine Draaaaaaaarrrrggggghhhh...!!!" (Letzte Worte eines Trolls vor seinem Feuertod...)

  • @archangel77:


    Afaik werden in Bezug auf Soy-Nahrung in SR folgende Annahmen gemacht:


    1. Wie schon richtig angemerkt wurde, sind riesige Anbaugebiete von heute verloren gegangen. Teilweise durch allgemeine Umweltverschmutzung, teilweise aufgrund der Rückkehr der Magie (v.a. erwachte, gesperrte Länder und magisch wuchernde Natur).


    2. Technologischer Fortschritt in Bezug auf die Herstellung höherwertiger Nahrung aus simplen Grundstoffen, z.B. das "Spinnen" von künstlichen Fleisch aus pflanzlichen Proteinen


    3. Die Akzeptanz seitens Konsumenten gegenüber künstlicher Nahrung (wie z.B. heute Gen-Food). In Anbetracht der hohen Technisierung der 6. Welt und v.a. mit Blick auf die Umweltzerstörung, sollte dies kein Problem sein.


    4. Weiterentwicklung in der "überdachten" Anbautechnik, vor allem in Bottichen. So werden die (vermutlich genveränderten) Soja-Pflanzen in Nährtanks angebaut. Dies hat zur Folge, daß man erstens die Umweltbedingungen sehr genau kontrollieren kann (z.B. KEINE Umweltvermutzung) und zum anderen kann man die Ertragsdichte extrem steigern. Wenn ein Tank mit Soja in der Größe eines klassischen Schwimmbeckens, 2060 genau so viel Nahrung erzeugt, wie heute ein ganzer Landstrich, dann ist klar, was ich meine.


    5. Energie ist dank Fusions-Kraftwerke extrem billig. Deshalb können solche riesigen Soy-Bottiche völlig unabhängig vom normalen Tageslicht und unter optimalen Bedingungen vermutlich weit mehr als 3 Ernten pro Jahr einfahren.


    6. Aus [1], [4] und [5] folgt natürlich, daß es wesentlich günstiger ist, Soy-Nahrung herzustellen, als für echte Nahrung die Anbaugebiete zu säubern, eine geringe Ernte einzufahren und diese auch noch gegen das massiv erhöhte Gewaltaufkommen zu verteidigen.


    7. Ferner ist anzumerken, daß eine nicht-vegetarische Ernährung vom energetischen Aspekt her sehr ineffektiv ist. Afair beträgt der Wirkungsgrad, wenn man z.B. Fleisch ißt, nur run 1/8, als wenn man sich von der selben Menge vegetarischer Nahrung ernährt.


    Kurz:


    Soy-Nahrung ist vor allem billiger, vermutlich selbst im Vergleich zu heutiger, echter Nahrung. 2060 ist echte Nahrung (vermutlich trotz Gen-Tech, Bestrahlung, usw.) wesentlich teuer, als Soy-Food. Vermutlich so teuer, wie heute die ganzen Bio/Öko-Prudukte gegenüber den billigsten Erzeugnissen von Aldi.



    Der historische Hintergund ist auch mir nicht genau bekannt, allerdings erinnere ich mich, daß es zur Entstehungszeit von SR (80er Jahre) eine gewisse Euphorie in Bezug auf Soja-Produkten gab. Diese Hoffnungen dmals sind aber bis heute oft noch nicht eingelöst, siehe z.B. künstliches Fleisch.


    Wie schon angemerkt wurde, sind auch Algen und Bakterien denkbare (und vermutlich auch genutzte) Quellen für die Ernährung der Meta-Menschheit.
    ABER: Das Joe 2060 ist ein Fanprojekt und nicht Kanon - nur mal als Anmerkung.


    cu

    343max: Ihr werdet euch noch wünschen wir wären Politikverdrossen!

  • Das ST (SR1) hat sogar Kilopreise für Kunstfleisch aus Bakterien/Pilzen... insofern sind einige Alternativen sehr wohl Kanon...

    In a free society, diversity is not disorder. Debate is not strife. And dissent is not revolution.

    George W. Bush

    And while no one condones looting, on the other hand one can understand the pent-up feelings that may result from decades of repression and people who've had members of their family killed by that regime, for them to be taking their feelings out on that regime.

    Donald Rumsfeld

  • In der vierten Edition von Shadowrun wird auch kurz zum Punkt Soja Stellung genommen.


    die hier schon erwähnten gründe spiegeln sich auch hier wieder.


    zusätzlich zu soja werden hier noch zwei weitere hauptgrundstoffe erwähnt:


    Mikroproteine und Krille.


    Ich weiß zwar nicht was Krille ist, vermute aber mal dieseshier:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Krill
    greetz
    Horst

  • Bin mir nicht ganz sicher, ob mein direkter vorredner das nicht schon irgendwie gesagt hat, aber afaik und IIrc enthält Soja proteine, die tierischen proteinen sehr nahe kommen...

    Ich bin nicht die Signatur.... ich mach hier nur Sauber.

  • hmm die dinger ham auch sonst noch sehr viel vitamine, spurenelemente (vor allem calcium und magnesium) und auch ganz ganz viel Folsäure (gehört zu denB-Vitaminen)

    manchmal muss ich mich für meine stadtsleute schämen :-(


    women, huh? can't live with them, can't successfully refute their hypotheses.


  • Jop
    Da stellt sich mir jetzt wo ich das lese die nächste Frage. Wie ist das Verhältniss dieser Nahrungsmittel? Was wird am meisten angebaut?
    Denn an sich ist "Fleisch" auch wenn es von Krill kommt ja schon der erste Schritt zum Luxus, denn auch ein Krill frisst ja viel mehr als am Ende liefert.
    Wenn man auf wenig Fläche effektiv arbeiten will müsste man eigentlich auf Tierische Lebensmittel so weit wie möglich verzichten. Nur aus Gründen der Nährstoffabdeckung sollte man überhaupt Tiere "halten"(den Veganer sein ist ungesund)
    Oder ist das noch in einem Rahmen, dass man sich das in 6. der Welt leisten kann?

    925a679e051782d023ff4bfd72741ff5bc97058f2f5590cc34a9dbba40f3322520ba81b8fe3c7adc336774704614039b6e096a4bdbaffa504b202d5135a5eb08

  • "Rotbart van Dainig" schrieb:

    Das ST (SR1) hat sogar Kilopreise für Kunstfleisch aus Bakterien/Pilzen... insofern sind einige Alternativen sehr wohl Kanon...


    Wie gut, daß SR1 noch die aktuelle SR-Edition ist...



    "Splinter" schrieb:

    Da stellt sich mir jetzt wo ich das lese die nächste Frage. Wie ist das Verhältniss dieser Nahrungsmittel? Was wird am meisten angebaut?


    Ich glaube nicht, daß dies zu ermitteln ist. Dafür sind die Informationen einfach viel zu gering.


    "Splinter" schrieb:

    Oder ist das noch in einem Rahmen, dass man sich das in 6. der Welt leisten kann?


    Hm, ich würde mal auf Nahrungszusatzstoffe tippen.


    Afaik ist das Problem bei veganer Ernährung die Versorgung mit Vitamin D. Vielleicht ist es 2060 möglich, dies synthetisch herzustellen. Oder der einfachere Weg ist sicherlich, sich ein paar Organismen zu basteln (z.B. Bakterien, Algen, usw.) die massiv Vitamin D produzieren. Dies kann man dann nach Belieben anderen vegetarischen Nahrungsmitteln beimengen.


    Da aber 2060 die Agrarkonzerne nicht aus reiner Nächstenliebe die Bevölkerung versorgen, kann ich mir genau so vorstellen, daß die billigste Soy-Nahrung schlicht nicht über alle notwendigen Nährstoffe verfügt und auf längere Sicht zu Mangelernährung führt.


    cu

    343max: Ihr werdet euch noch wünschen wir wären Politikverdrossen!

  • "Serrax" schrieb:

    Wie gut, daß SR1 noch die aktuelle SR-Edition ist...


    Wie gut, daß man sich für die Möglichkeiten für 'künstliche' Nahrung auf einen Slang-Begriff stützt, anstatt sich mal anzuschauen, wie es in den diversen Edition tatsächlich gehandhabt wurde, bevor man groß verkündet, was 'Kanon' ist... :wtf:

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    George W. Bush

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    Donald Rumsfeld

  • Zitat

    Da stellt sich mir jetzt wo ich das lese die nächste Frage. Wie ist das Verhältniss dieser Nahrungsmittel? Was wird am meisten angebaut?
    Denn an sich ist "Fleisch" auch wenn es von Krill kommt ja schon der erste Schritt zum Luxus, denn auch ein Krill frisst ja viel mehr als am Ende liefert.


    Wenn man den Krill anbauen würde, dann hättest du schon recht. Aber es ist völliger Unsinn diesen industriell anzubauen, da man dafür das Meer hat. Auch in der von Magie und Crittern heimgesuchten SR-Welt wird man den Krill noch genauso gewinnen wie heute. Da man für den Krill eben keine extra Anbaubottiche braucht, ist er eine sehr gute Ergänzung für den Soy-food.
    Krill ist allerdings nicht ganz unbedenklich als Nahrung, weshalb der Krill-Anteil an der Nahrung nicht zu hoch sein sollte.

  • das alles führt mich zu folgender frage: gibt es in shadowrun noch große länderumspannende hungernöte? (ich mein wenn nahrung schon in großen mengen ohne viel aufwand/kosten künstlich herstellbar ist)

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  • Ich denke, dass es immernoch Hungersnöte gibt. Einige Punkte, die dafür sprechen:
    1. Nahrung ist billiger, aber noch nicht kostenlos (und der Transport kostet ja schliesslich auch noch). Es wird auch im Jahre 2070 noch sehr sehr arme Regionen geben.
    2. (Bürger-)Kriege, ein sehr häufiger Grund für Hunger und Elend, gibt es nach wie vor.
    3. Industrielle Bottich Produktion führt zu Zentralisierung der Herstellung und wird damit anfällig für singuläre Ereignisse (Naturkatastrophen, Sabotage, Krieg und Magie).
    4. Es stellt sich zudem die Frage, ob der technologische Fortschritt wirklich jeden Winkel der SR-Welt erreicht. Einige Gebiete werden auch 2070 noch sehr rückständig sein und auf die alte Weise Nahrung gewinnen.

  • stimmt eigentlich. nochdazu wern ja wohl die konzerne die nahrung auch net um nix verschenken. da liegt wohl auch wieder der profit im vordergrund. (nochdazu gibts wohl auch einige gebiete die eine anti-konzern einstellung haben und die werden wohl auch noch selber anbaun müssen, was sicherlich auch nicht imma hinhaut)

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  • Ich denke, Purgatory hat eigentlich fast alles dazu gesagt.


    Nur noch diese Anmerkungen:


    Imho sind solche Soy-Tanks zwar sehr produktiv, aber keinesfalls einfach oder günstig zu betreiben. Dies sind Fixkosten die man hat, egal wie produktiv der Soy-Tank dann wirklich ist.


    Ferner denke ich, daß ein guter Teil der heutigen 3. Welt auch 2060 ein ähnliches Niveau hat - selbst wenn dann viel mehr Leute als heute mit Handy rum rennen. Des weiteren ist imho die Zeit der großen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe 2060 vorbei, Solidarität gibt es dann noch weniger als heute. Schließlich ist auch in den industrialisierten Ländern ein großer Teil der Mittelschicht weggebrochen und man hat ein Stück 3. Welt direkt vor der Haustür.



    Dem hier:

    "Purgatory" schrieb:

    3. Industrielle Bottich Produktion führt zu Zentralisierung der Herstellung und wird damit anfällig für singuläre Ereignisse (Naturkatastrophen, Sabotage, Krieg und Magie).


    ...möchte ich aber widersprechen.


    Es ist wesentlich sicherer und unabhängiger, zwei Lagerhallen mit Soy-Tanks zu warten, unterhalten und zu schützen, als wenn man hunderte Quadratkilometer Ackerland bewachen und bewirtschaften muß.


    Insofern denke ich, daß die Versorgung mittels Soy-Tanks zwar ein deutlich höheres Tech-Niveau erfordert, aber insgesamt wesentlich sicherer in der 6. Welt ist, als konventionelle Landwirtschaft.


    cu

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  • Ich frag mich gerade, was jemand macht, der wenig Geld hat UND 2070 mit Soja Allergie herumläuft. Verrecken?


    Allergische Reaktionen auf Soja sind in Mitteleuropa recht häufig, leide selber stark darunter (wenn ich denn mal auf die Idee komme, soja zu essen).

  • breitbandantihistaminika :?: :twisted:


    nja es gibt abba ja auch wie schon erwähnt alternativen. dieses biomassenzeug zb.

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  • Hmm, irgendwie kann ich mir noch nicht so richtig vorstellen, wie diese relativ großen Pflanzen in Bottichen angebaut werden. Nun ja, in Hollands Gewächshäusern geht ja auch einiges - hat da zufällig jemand einen Link zur Hand, zu einer Seite, auf der solche "Industriellen" Anbaumethoden beschrieben werden?


    Oder ist das noch SF?