[SR3] Mein neuer Charakter

  • Katzenschamin Juliette Ferry aka Snowflake



    So zu dem Hintergrund meines aktuellen Charakters. Als Anmerkung diese Idee hatte ich schon seit längerem und hab den Chara in einer oder anderen Weise schon mal in verschiedenen Runden angespielt, jedoch meist nachher weil ich nachher nicht mehr zum Spielen kam, an die Seite gelegt.


    Also kurz zum Hintergrund, sie ist im Jahr 2042 in Boston geboren. Wir spielen im Jahr 2058 daher ist sie 16 Jahre alt. Juliette ist durch einen Gendefekt ein Albino und hat im Moment eine Vorliebe für dunkle aber elegante und Modische Kleidung. Sie bevorzugt im Moment den Goth-Stil jedoch, schwankt sie auch und trägt daher auch schon andere Kleidung. Ihre Haare hat sie im Moment schwarz gefärbt. Sie ist die Tochter zweier Fuchi Konzernangestellten die für Fuchi Nordamerika gearbeitet hatten. Ihre Mutter stammt aus Salem an der Ostküste und ist die Tochter eines Ärzte Ehepaares. Durch einen tragischen Verkehrsunfall wurde sie im Alter von vier Jahren Vollwaise. Ihre Eltern waren auf den Weg zu einer Konferenz von Fuchi Nordamerika unterwegs, als ihr Wagen eine technische Panne hatte und von der Straße abkam. Weiteres weiß sie leider nicht, so kam sie zu ihren Großeltern nach Salem wo sie erst einmal aufwuchs. Durch die Verbindungen die sie nach Quebec hat, da ihre Großmutter und auch ihre Mutter aus Laval stammen, kann sie neben Englisch auch Französisch sprechen. Da ihre Großeltern in Salem eine Arztpraxis betreiben und sie von klein auf dort mithelfen durfte, hatte sie so nebenbei das grundlegende in Sachen Ambulanz und Medizin erworben. Im Alter von 14 Jahren musste sie wieder umziehen, da ihre Großeltern nicht mehr in der Lage waren sich um sie zu kümmern.
    So kam sie zu einer alten Freundin ihrer Familie, einer reichen aber kinderlosen Geschäftsfrau und Katzenschamanin aus Vancouver die die Vormundschaft für sie übernahm. Ihr Name ist Vanessa Clarson welche die Besitzerin und Leiterin einer Investementfirma aus Vancouver ist. Sie adoptierte Juliette und half ihr nun in ihrem Leben neuen tritt zu finden. Sie half ihr ihr magisches Potential welches sie begann auszuformen in geregelte Bahnen zu lenken. So folgt sie wie ihre Mentorin Katze. Vanessa sorgte dafür, dass Juliette eine geregelte Schulbildung bekommt und hat ein Auge auf das junge Mädchen, da sie plant diese als ihre Nachfolgerin in dem Konzern aufzubauen. Da Juliette jedoch etwas Freiraum haben will und auch nach der Meinung von Vanessa diesen etwas braucht, ist sie nun nach Seattle gezogen. Dort hatte sie zuerst die öffentlche Renton High School besucht, musste jedoch nach einem Zwischenfall, dieser Zwischenfall war ein Abenteuer in unserer Gruppe, die Schule verlassen und geht nun auf eine Privatschule in Bellvue, wohin sie nun auch gezogen ist. Vanessa hätte es zwar lieber, dass Juliette wieder nach Vancouver gehen würde, wo sie eher in ihrer Nähe ist, jedoch akzeptiert sie die Distanz damit sich das Mädchen zwar selbstständig doch auch unter ihrer Aufsicht zu einer reifen Persönlichkeit formen kann, welche dann später in den Konzern eintreten kann.


    Die Werte hab ich gerad nicht hier, da sie bei meinem SL liegen würde sie aber nachreichen. ;)

  • Ich nutze diesen Thread hier auch mal, um meinen Ki-Adepten zu posten.
    Da ich noch Anfänger bin, ist es gut möglich, dass irgendwo Fehler enthalten sind, der Charakter selbst wurde zwar von der bisherigen Spielleiterin abgesegnet, sie selbst spielt aber auch nicht allzu lange.
    Darum bitte einfach darauf aufmerksam machen, falls etwas nicht stimmt.
    Also, mal die Werte:
    Straßenname: Jack Dearing
    Metatypus: Zwerg
    Geschlecht: M
    Alter: 22


    Konstitution: 4 (+1 Zwerg)
    Schnelligkeit: 4
    Stärke: 6 (+2 Zwerg)
    Charisma: 3
    Intelligenz: 4
    Willenskraft: 4 (+1 Zwerg)


    Magie: (So weit ich weiß 6 - Zumindest wurde mir bei früheren magisch aktiven Charakteren immer gesagt es sei von Anfang an 6, ich habe mal angenommen das ist beim Adepten gleich)


    Aktionsfertigkeiten:
    GBR Straße: 4
    Raufen: 6 (+2 Adeptenkraft)
    Heimlichkeit: 5 (+4 Adeptenkraft)
    Pistolen: 4
    Athletik: 5
    Biotech: 3
    Auto fahren: 3
    Peitschen: 5


    Wissensfertigkeiten:
    Medizinwissen: 4
    Chemie: 4
    Gangwissen: 4
    Barwissen: 4
    Elektronik: 4


    Sprachen:
    Englisch (M)
    Spanisch 3
    Russisch 3


    Gaben:
    Machtvolle Connection
    Innere Uhr
    Soziales Chamäleon
    Handicap:
    Eingefleischte Landratte


    Adeptenkräfte:
    Schadensverzögerung (Heimlich)
    Spurloser Schritt
    Blindkampf
    Verbesserter Geruchssinn
    Großer Sprung Stufe 3
    Gesteigerte Fertigkeit: Raufen Stufe 2
    Gesteigerte Fertigkeit: Heimlichkeit Stufe 4


    Waffen:
    Colt manhunter (Pistole)
    Kusorigama (Peitsche)
    Nunchoku (Peitsche)



    Connections:
    Höherrangiger Polizist: 1
    Waffenschieber: 0
    Taliskrämer: 0


    (Namen vorerst weggelassen)


    Hintergrundgeschichte:
    Jacks echter Name war ursprünglich David Smith, er wurde in einer wohlhabenden Familie geboren, seine Eltern waren beide Zwerge. Sein Vater arbeitete bei der Polizei, in einer ziemlich hohen Position.
    Als David 15 war "verirrte" er sich in die Barrens, wurde dort Mitglied einer Gang, deren hauptsächlicher Zeitvertreib es war betrunken auf Hinterhöfen rumzulungern, und vorbeikommende Leute anzupöbeln.
    Eines Tages gerieten sie allerdings an eine ziemlich große, und starke Gang, und bei einem Aufeinandertreffen der beiden Gangs im Winter, entdeckte Jack das erste Mal seine magische Begabung, als er von hinten auf den Anführer der gegnerischen Gang zurannte, und sich selbst nicht erklären konnte, warum er von diesem nicht bemerkt wurde.
    Er hatte eigentlich damit gerechnet viel früher gestoppt zu werden, und als er dann plötzlich hinter dem Anführer stand - einem mächtig aussehendem Troll - wusste er nicht was er tun sollte.
    Als er untentschlossen seine leichte Pistole zog, und einen Schuss abgab, die den Troll allerdings nur striff, drehte sich dieser um, und wollte nun ebenfalls das Feuer auf David eröffnen, alllerdings musste er wohl in diesem Moment von einer anderen Kugel getroffen worden sein - Er kippte über, seine Kameraden sahen nur David mit gezogener Waffe dastehen.
    David rannte was das Zeug hält, und entkam schließlich, allerdings wurde seine Wohnung einige Tage später von ebenjener Gang überfallen, seine Eltern wurden getötet, er entkam schwer verwundet.
    Er suchte schließlich Hilfe bei dem ehemaligen Kollegen und Freund seines Vaters (Den höherrangigen polizisten Stufe), der ihm zu einer gefälschten SIN verhalf, und es so aussehen lies, als wäre David selbst auch umgekommen - Er schien das Recht gut zu machen, denn David, nun unter der SIN eines Jack Dearing bekannt, sah keines der Gangmitglieder je wieder (Er hielt sich natürlich auch nie absichtlich in der Nähe deren Reviers auf).
    Allerdings hatte er nahezu kein Geld. Der Freund seines Vaters verhalf ihm zu einer Wohnung in den Barrens, und er konnte sich gerade so über Wasser halten. Als Jack ihm erzählte was passiert war, empfahl er ihn an einen Taliskrämer weiter, der ihm half seine Fähigkeiten zu perfektionieren, und zu beherschen.
    Jack wollte aus den Barrens rauskommen, mit Hilfe seiner Fähigkeiten, wobei er ziemlich gut mit der Peitsche umzugehen lernte, und auch seine Fähigkeiten mit Pistolen verbesserte.
    Am Anfang wurde er einige Male bei Straftaten erwischt, allerdings wurde es nie etwas Schlimmeres und er wurde immer von dem Polizistem, dem Freund seines Vaters, rausgeboxt.
    Später, als er immer besser mit seinen Fähigkeiten umgehen konnte, wurde er nicht mehr erwischt.
    Er wurde schon sehr bald von verschiedenen Arbeitgebern angeheuert - Hauptsächlich aus Spionagegründen, wobei er lernte sich sozial anzupassen.
    Er war einige Male kurz davor, eine Wohnung in einem besseren Gebiet zu kaufen, wo er dann sein Geld durch ehrliche Arbeit verdienen wollte, allerdings gab es immer irgendwas aus seiner Vergangenheit das ihn zurükwarf.
    Mittlerweile wohnt Jack Dearing in einem B Gebiet, allerdings hat er es nicht geschafft, sich an seinen Vorsatz zu halten, sein Geld mit ehrlicher Arbeit zu verdienen.



    Ich hoffe es war nicht zu anstrengend zu lesen, vor allem bei der Vorgeschichte ist mir aufgefallen, dass ich vielleicht ein bisschen übertrieben habe.
    Trotzdem würde ich mich über Tipps freuen, und falls etwas an meiner Geschichte, oder meinen Fertigkeiten unlogisch, falsch, oder schlecht ist, bitte ich euch, mich darauf hinzuweisen.

  • Zitat

    Magie: (So weit ich weiß 6 - Zumindest wurde mir bei früheren magisch aktiven Charakteren immer gesagt es sei von Anfang an 6, ich habe mal angenommen das ist beim Adepten gleich)


    das ist soweit korrekt.
    ist das jetzt ein SR3 oder ein SR4 Charakter?
    der Syntax sieht nach SR4 aus irgendwie O.o

    Im Jare 2005 wurde SR4 erschaffen. Das machte viele Leute sehr wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen.

  • "Jack Dearing" schrieb:


    Magie: (So weit ich weiß 6 - Zumindest wurde mir bei früheren magisch aktiven Charakteren immer gesagt es sei von Anfang an 6, ich habe mal angenommen das ist beim Adepten gleich)


    Das ist korrekt. Magie 6, 6 Kraftpunkte.


    Zitat


    GBR Straße: 4


    Gibt es nicht. Es gibt Gebräuche und es gibt die Spezialsierung "Straße". Wenn Du dafür also 4 Punkte ausgibst, müsste es korrekterweise heißen Gebräuche (Straße) 3(5).


    Und natürlich ist "Meine Eltern wurden umgebracht, deswegen bin ich in die Schatten gegangen" etwas sehr bekannt. ;-)


    SYL

  • Gut, erstmal danke für die informationen mit der Spezialisierung von Gebräuchen, und der Magiestufen.
    Und naja, ich denke mal für einen der ersten Charaktere kann man auch schonmal eine ausgetragene Vorgeschichte wählen :wink:
    Was mich ansonsten interessieren würde:
    Bis jetzt habe ich den Charakter ja eigentlich nur darauf aufgelegt, dass er unauffällig überleben kann, und in mehreren Dingen durchschnittlich bis gut zurechtkommt.
    Fehlt es da noch an etwas, was in für die Gruppe nützlich macht, also nützlicher als einen Phew-phew vercyberten Troll? Ansich kann er ja nicht wirklich was, oder reichen die 9 Heimlichkeitspunkte + Spurloser Schritt, um ihn zu einem Spion machen, der zumindest ab und an nützlich ist?
    Oder verbirgt sich in den von mir gewählten Fähigkeiten etc noch etwas, was Jack in einem anderen Bereich für die Gruppe nützlich macht?

  • Naja, ich kenne Deine Gruppe nicht. Im Endeffekt gibt es auch in SR klassische Spezialisierungen: Nahkampf / Fernkampf / Spruchzauberei & Beschwören / Infiltration / Technik(Hacken) / Riggen. Such Dir dafür eine passende Spezialsierung aus, wenn Du nicht einen Jack-of-all-Trades spielen willst.


    Prinizpiell bin ich persönlich jedoch eher der Meinung, daß Nahkampf in SR, auch wenn die Publikationen etwas anderes behaupten, eher sekundär ist.


    SYL

  • Hmm, würdest du meinen, was ich bis jetzt habe, reicht für eine halbwegs passable Infiltration?
    (Gruppe besteht aus 2 mehr oder weniger vercyberten Norms, die hauptsächlich mit Waffen umgehen können, und hin und wieder einem Schamanen, der für so Sachen wie Levitieren, Wahrheit, magische Gegner zuständig ist - Der Zweig Infiltration wäre also ansich keine schlechte Idee).
    Oder fehlen mir noch bestimmte, grundlegende Fähigkeiten, die ein erfahrener Spieler sofort jedem Charakter, der infiltriert, zugestehen würde?

  • Nunja, ein Infiltrator, der keine Sicherheitssysteme und Magschlösser knacken kann, ist halt ein komischer Infiltrator ... und zum Knacken von Sicherheitssystemen brauchst Du Elektronik und Elektronik BR. Dann wäre als Wissensfähigkeit sowas wie Sicherheitssyteme oder Sicherheitsprozeduren interessant.


    Du kannst auch Deine Ki-Kräfte zum Teil auf technische Fähigkeiten ausdehnen ... weg vom Nahkampfschläger hin zum Knacker. Weiterhin könntest Du mit mehr Spezialisierungen arbeiten, bzw eher exotische Waffen mit normalen Waffen erstzen (Peitsche => Knüppel), dmait man Ziele leise ausschalten kann. Das ist aber auch sicherlich eine Stylefrage. Der Einsatz von Betäubungsgasen mittels Gas-Granaten (Werfen-Fähigkeit oder schwere Waffen (Granatwerfer)) ist auch eine Idee. Je nachdem, wie weit Du es treiben willst, wären auch Fähigkeiten wie Schauspielerei oder Verkleiden (je nachdem mit welchem Zusatzregeln Ihr spielt) interessant: im Notfall einfach verkleiden und so an das Ziel kommen.


    SYL

  • Hmm, also nach den von dir gegebenen Tipps würd ich erstmal 3 Punkte in Elektronik und Elektronik BR stecken (Da brauche ich das dann, nehme ich an, als Aktionsfertigkeit, die Wissensfertigkeit ist damit nicht gemeint oderß) - Dafür entweder weniger Punkte in Geld tauschen dann, oder Punkte aus raufen nehmen.
    Die Peitschen würde ich ansich aus Stilgründen gern behalten, außerdem, weil man sie, so wie ich mir das vorstelle, vergleichsweise leicht wo rein- und rausschmugeln kann.
    Dann ist die Frage - ich habe mir die Kombination von für den Anfang recht hohe Raufen Fähigkeit, zusammen mit Schadensverzögerung recht praktisch vor, um Leute, wie zum Beispiel Wachmänner, vorher wegen einer Nichtigkeit anzusprechen, und dann vielleicht so tun als würde man auf sie stolpern, oder sonst irgendwas, um den Schaden dann auszuteilen, wenn man später in das Gebäude hinein möchte - und da den Wachmann möglichst effektiv ausschalten, und nicht nur zu verwunden. Es fehlt mir aber an Praxiserfahrung um zu sagen, ob das wirklich so funktioniert - Ist das behaltenswert, oder sollte ich das zB für etwas wie Wandlauf oder so aufgeben?
    Dann würde ich wohl noch 3-4 Punkte aus Pistolen nehmen, und in Wurfwaffen stecken, und dann immer einige Granaten mit Schlafgas und Rauchgranaten mit mir rumtragen.
    Abgesehen von Wandlauf, habe ich eigentlich keine Adeptenkraft mehr gefunden, die ich zum Infiltrieren noch für notwendig halten würde.
    Es gibt zwar Möglichkeiten sich vor magischen Entdeckungen zu schützen, aber ich stelle mir die ansich alle recht ineffizient vor - Kann man wirklich mit einigen Punkten, die man in das investiert, unbemerkt an Magiern, die darauf ausgelegt sind, Eindringlinge zu finden, vorbeikommen?


    Also grob die Änderungen:
    Elektronik als Aktionsfertigkeit erlernen, Wurfwaffen anstelle von Pistolen lernen, Verschiedene Granaten anstelle von einer Pistole mit mir herumtragen.
    Und dann eben noch evtl Schadensunterdrückung und/oder Verbessertes Raufen für mehr Heimlichkeitspunkte, und Wandlauf aufgeben.

  • "Jack Dearing" schrieb:


    Elektronik als Aktionsfertigkeit erlernen, Wurfwaffen anstelle von Pistolen lernen, Verschiedene Granaten anstelle von einer Pistole mit mir herumtragen.


    Halt, da scheinst Du mich mißverstanden zu haben. Pistolen sind für Infiltratoren sehr, sehr nützlich, da sowoh Taser, als auch Narcowaffen als auch Pistolen mit Betäubungsmunition über diese Fertigkeit abgehandelt werden. Wurfwaffen(Granaten) 1(3) kostet 2 Punkte und sollte eher dazu genommen werden.


    SYL

  • Okay, dann zusätzlich zu Pistolen noch Wurfwaffen (Granaten) - Und statt der Colt die ich bislang vorhatte zu haben, vorerst nur ein Taser, später vielleicht auch Waffen mit G-Muni.
    Also Pistolen 5; Wurfwaffen (Granaten): 3

  • [SR4]


    hallo ich bin ziemlich neu in shadowrun und wollte hören was ihr von meinem Charakter haltet und ob ihr tipps habt


    ich bin Linus und will Lion als meinen Straßennamen durchbringen einige spotteten ein Rigger der ein Löwe sein will "Hockst doch nur in deiner karre und lässt deine Drohnen kugelfang spielen"
    Naja ich sollte ganz vorne anfangen ich bin oder besser war Automechaniker. Ich hab nen Freund der in den Schatten lebt ein Decker, wir kennen uns nun schon seit mind. 10 jahren ach ja die studienzeit ich frag mich immer noch warum ich damals mein Ingenieurstudium abgebrochen habe. Naja jetzt in den letzten Wochen ist mein leben sowieso nur ein einziges Chaos und das ist gut so. Nach dem Verlassen der Uni hab ich mit meinen Eltern zerstritten will die nie wieder sehen. Was geschah also vor zwei Wochen? Lulu trat in mein Leben.Lulu ist eine alte Schulkollegin, die ich nur noch Lulu nennen soll das beherzige ich denn sie hat schon einige Kniescheiben in ihrem Leben gebrochen. Hat von ihrem Leben als Runner vorgeschwärmt einfache Kohle ein Dach unterm Kopf und Abenteuer. Ich hab durch meine Arbeit grad mal das Nötigste verdient immer grad am Limit obwohl ich sehr guter Mechaniker bin und das kotzt an. Sie meinte ich greif dir unter die Arme und schwupps einen Kredit über 10 000 Nuyen bei der Bank aufgenommen und hab ne Spritze über 10 000 von ihr bekommen. Sie lebt mit einer Gruppe von anderen Runnern in einer Fabrikhalle direkt an der Elbe. Haben das olle Ding schon gut ausgerüstet waren früher alle mal Penner. Bin gespannt was mich hier noch erwartet.


    So nun zu den Werten


    Konsti: 3
    Geschick: 3
    Stärke: 3
    Char: 2
    Intu: 4
    Logik: 4
    Willens: 3
    Edge: 4


    Fertigkeiten:


    Schusswaffen :3
    Bodenfahrzeuge: 3
    Flugzeuge: 1
    Elektronik: 2
    Mechanik: 4
    Automechanik: 6


    Vorteile:
    Programmiergenie
    Hohe Schmerztoleranz


    Nachteile:
    Sinn
    Schwaches Immunsystem


    2x Doberman Drohnen


    1x Colt manhunter


    Renraku ichi (oder so ähnlich heißt mein commlink)


    ja ansonsten ich glaub ich hab noch fertigkeiten vergessen bin mir nicht sicher

  • Willkommen im Forum Lion


    Lesen. Denken. Posten. [SR3] Mein neuer Charakter. Klingelt was?


    [SR4] Einstiegschar :arrow: http://www.sr-nexus.de/bb/sr4-einstiegschar-t4614-s990.html :!:


    Poste am besten nochmal im SR4 Thread. Die Mods haben glaube ich Verschiebungsprobleme. [Dieser Post kann nach einer Bereinigung hier gerne gelöscht werden.]

    TDH: "Wenn Logik in ein Rollenspiel gebracht wird, tötet Gott ein kleines Kätzchen."


    Alle meine Postings beziehen sich im Normalfall immer auf Shadowrun 3.

  • [mod]stimmt :) . Ich hoffe Doc Damage kriegt das besser hin als Ich.Ich möchte jetzt nicht ohne Anweisung an den Threads rumfummeln,solange muss Lion(und Vivyen mit ihrem Rigger ) warten oder nochmal im richtigen Thread posten


    HokaHey
    Medizinmann[/mod]

  • on Rotbart van Dainig am Di Aug 07, 2007 16:45
    Und wieder ein Kanidat für Schließung und den allgemeinen Charakter-Beratungs-Thread: Mein neuer Charakter


    hatte das hier gelesen mit einer Verlinkung in diesen Thread so what

  • Ich habe auch einen Neuen Char in der Mache:
    Einen Sniper/Face.
    Die Werte stehen soweit, deshalb kommen sie hier nicht in die Diskussion. Aber in der HG gibt es noch einige Lücken, besonders zum Ende hin. Vielleicht habt Ihr ja eine Idee, wie ich die entsprechenden Stellen (Rot markiert) ausfüllen könnte. Hier also der grobe Entwurf (würde des mal als frühe Betarelease deklarieren):
    Lebenslauf


    Samuel wurde am 14. September in Newark geboren. Seine Eltern David und Anita waren in guter Tradition der Familie Winebaum Mitglieder der Mafia. Dies ließ sich lange zurück verfolgen, bis hin zu den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, als der Italienische Jude Michael Winebaum mit seiner Familie mit Hilfe der Cosa Nostra aus dem faschistischen Italien nach New York floh und zur Abarbeitung seiner Schulden als Schutzgeldeintreiber arbeitete. Seit dieser Zeit war es gute Familientradition bei La Familia zu arbeiten, auch wenn die Schulden schon lange beglichen waren.
    So war es für Samuel nichts ungewöhnliches, eine Menge Italo-Amerikaner in der Familie zu haben, die alle wohl Tanten und Onkel waren. Und schon bald trat er in diese Tradition ein und wurde Lauf-bursche für die Niederen Mafiaränge. Er verdiente für sein Alter auf diese Art eine Menge und hatte auch sonst ein recht sorgenfreies Leben. Er hatte die Möglichkeit, eine teure Privatschule zu besu-chen und nutzte dies auch, um seinen hungrigen Geist mit möglichst viel Wissen zu füllen. Er lernte einige Fremdsprachen und interessierte sich brennend für die Literatur des 20. Jahrhunderts, beson-ders für die Werke und das Leben von Ernest Hemingway. Er verschlang sämtliche Romane die er in die Finger bekam und lernte so ziemlich jedes Detail über sein Idol in und auswendig. Wenn man ihn gelassen hätte, hätte er vielleicht Amerikanische Literatur studiert, aber die Mafia hatte andere Pläne.
    Als er mit 16 die Schule abschloss, sprach ihn einer seiner Vorgesetzten an, ob er nicht gewisse Auf-gaben von höherer Dringlichkeit anpacken wolle. Samuel wusste, dass dies eines dieser speziellen Angebote war, die man besser nicht ablehnte. Und so kehrte er den Plänen einer Laufbahn als Schriftsteller den Rücken und wurde Mafioso. Er wurde einem örtlichen Clan unterstellt und fungierte zunächst als Begleiter eines Unterhändlers. Die eigentliche Arbeit war nicht besonders Actionreich, beschränkte es sich doch meist darauf, am Auto zu stehen und zu warten, dass Mr. Missenti (so der Name des Unterhändlers) mit seinen Geschäften fertig war und man wieder los fuhr. Mr. Missenti bestand aber darauf, dass alle seine Leibwächter über ein Mindestmaß an Schussgewalt verfügten, und so verbrachte Samuel viele Stunden auf Schießplätzen. Die Standardwaffe der Leibwächter war die Ingram Smartgun, aber Samuel mochte die Gewehre viel lieber. Er fand sichtlich gefallen daran, über weite Distanzen hinweg sorgsam zu zielen und dann punktgenau zu treffen. Die Zeit verging so etwa 4 Jahre und Samuel begann sich zu wundern, warum er überhaupt mit seinen Kollegen auf Mr. Missenti aufpassen sollte, da ihm doch eh nie etwas passierte. Doch das Leben war bereit, ihm diese Lektion mit Macht zu erteilen.
    Der Consigliere wurde von dem Capo zu einer Unterredung geschickt, die in einem Park in Point Pleasant stattfinden sollte. Während Samuel mit den anderen Soldati ins Auto stieg und der Konvoi sich über die Landstraßen zu dem Ferienort aufmachte, bemerkte er, wie nervös die älteren Soldati waren. Der Capo Decina wies seine Leute ein und so erfuhr auch Samuel, dass sich Mr. Missenti sich mit einem Vertreter der Triaden treffen sollte, um gewisse Dinge bezüglich der Revieraufteilung zu regeln. Seid neuestem drückten die Koreaner mit Macht in die alten Strukturen, die sich zwischen der Mafia und den anderen Organisationen vor Ort ausgehandelt worden waren und die Capi de Capi waren mit den anderen Führern des organisierten Verbrechens übereingekommen, dass für eine wei-tere Partei hier kein Platz mehr wäre. Um diese Entscheidung zu untermauern sollten die Reviere noch einmal abgesteckt werden. Als der Konvoi den Park erreichte waren die Triaden schon vor Ort. Überall drückten sich Chinesen herum und wirkten äußerst angespannt. Diese Spannung übertrug sich auch auf die Soldati, aber der Consigliere Missenti verlor nichts von seiner bestechend ruhigen Art. Unter den wachsamen Augen der Triadenschläger und der Soldati ging er auf den Unterhändler der Su Yee On Triade zu und begrüßte ihn nach den Sitten der Mafia. So gingen die beiden Männer durch den Park und verhandelten die Geschäfte.
    Samuel konzentrierte sich währenddessen auf seine eigentliche Aufgabe, nämlich einige Tria-denschläger im Auge zu behalten. Was er sah, machte in äußerst nervös. Die Triaden hatten weit mehr Männer mit geschickt, als es für ein solches Treffen üblich war. Er war nicht der einzige Mafioso, der spürte, dass hier etwas nicht stimmte. Aber bis zum letzten Moment konnte er einfach nicht sehen, was dies sein könnte. Dann war dieser letzte Moment verstrichen und wie aus dem nichts rasten eine Horde von mehr als 20 Motorrädern in den Park, auf denen neben den Fahrern auch jeweils eine zweite Person saß, die mit einer Maschinenpistole auf die Anwesenden feuerte. Im ersten Moment brachen sowohl auf Seiten der Triaden wie auch der Mafia einige Wächter getroffen zusammen. Erst dann sprang auch bei Samuel das Gehirn von Verwunderung auf Kampf um. Er begab sich hinter einem Auto in Deckung und feuerte zurück. Seine Überraschung und der Adrenalinspiegel waren so hoch, dass ihm gar nicht in den Sinn kam darüber nachzudenken, dass er jetzt auf echte Menschen schoss. Er tat es einfach. Auch wenn Samuel dies alles quälend lange vorkam, war es doch wohl in-nerhalb von wenigen Minuten vorbei. Gegen die geballte Übermacht aus Triaden und Mafia hatten die Angreifer keine Chance und so war bald darauf der Rasen des Parks mit den Leichen der Angreifer übersät. Doch Gefahr drohte nun aus einer anderen Richtung.
    Zum einen waren sowohl der Consigliere als auch der Triadenunterhändler schwer verletzt worden, zum anderen hatte einer der Soldati erkannt, dass die Angreifer ebenfalls Asiaten waren. Und so brach ein heftiger Streit zwischen den Anwesenden aus, der drohte in pure Gewalt zu eskalieren. Je-manden, der diesen Streit schlichten konnte schien es nicht zu geben, da Samuels Capo decina eben-falls zu den Opfern gehörte. Samuel aber sah sofort, dass ein Blutvergießen nur in dem Tod aller hier anwesenden Mafioso enden konnte, da die Triaden immer noch gewaltig in der Überzahl waren und so wie er es gesehen hatte auch verdammt gefährlich waren. Mitten hinein in den Austausch von Dro-hungen und Schmähungen rief er: „Ruhe verdammt noch mal! Wir müssen den Consigliere ins Kran-kenhaus bringen! Also lasst die Scheiße und Abmarsch.“ Sal, einer der Soldati, die am heftigsten in den Streit miteingestiegen waren drehte sich herum und fuhr Samuel an: „Halt Dich daraus, Sam! Die verdammten Reisfresser haben den Consigliere angegriffen und werden jetzt dafür bluten!“
    Samuel wusste, dass Sal (oder Salvatore, wenn man ihn ärgern wollte) schon immer ein Heißsporn gewesen war, der lieber erst schoss und dann seine Birne benutzte. Aber das dies ein Kampf wäre, den keiner von ihnen überleben konnte, musste doch auch Sal sehen. Es wäre jedoch genau das Falsche gewesen, ihn auf diesen Umstand hinzuweisen, da Sal dann wahrscheinlich erst ihn erschie-ßen würde und dann das Zerfleischen erst richtig losgehen würde. Also ging Samuel zu Sal und blick-te ihm aus kurzer Distanz fest in die Augen. „Wir gehen.“ Sagte er mit aller ihm Möglichen Autorität. Es musste schon eine ganze Menge gewesen sein, denn Sal schluckte und wirkte unsicher. Dann fand er aber seine Sprache wieder und meinte mehr bockig als wirklich überzeugt: „Wer hat Dich denn hier zum Capo erklärt?“ Samuel schüttelte nur kurz den Kopf und meinte dann: „Keiner. Aber ich habe keine Lust dem Don erklären zu müssen, warum wir den Consigliere auf dem Rasen verbluten ließen und statt ihn schnellst möglich ins Krankenhaus zu bringen eine Schießerei mit den Triaden angefan-gen haben, die doch eigentlich nicht zu unseren Feinden gehören.“ Er legte Sal die Hand in vertrauli-cher Geste auf die Wange. „Wenn es wirklich die Triaden waren, die dahinter stecken, kaufen wir sie uns. Aber nur mit dem Segen vom Capo. Wir sind hier um Mr. Missneti zu schützen, und das werden wir auch tun. Ansonsten darfst du gerne dem Capo erklären, weshalb Du seinem Befehl nicht ge-horcht hast.“
    Das saß. Sal schlug die Augen nieder und nickte stumm. Samuel war erleichtert, ließ sich davon aber nichts weiter anmerken, um seine gerade erstrittene Autorität nicht zu gefährden. Er gab den verblie-benen Soldati einen Wink und diese räumten Mr. Missenti in eines der unbeschädigten Fahrzeuge und begannen damit die Leichen der getöteten Soldati in andere zu schleppen. Während der Wagen mit Mr. Missenti davon brauste wandte sich Samuel an einen der Triaden. Seine Kameraden waren gerade dabei genau wie Samuels Leute das Feld zuräumen. „Ich will mich für die Reaktion von mei-nen Kameraden entschuldigen. Wir werden Euch nicht weiter behelligen.“ Der Triadenschläger blickte zu Samuel und nickte. „Xièxienín. Gehen wir. Wir werden dem Capo sagen, wer hinter dieser Sache steckt und uns um die Sache kümmern.“ Damit wandte er sich ab und stieg in eines der Autos und fuhr davon. Auch Samuel verließ kurz darauf den Park. Seine Hände waren feucht, als er auf dem Rücksitz saß und versuchte das Erlebte zu begreifen. Er hoffte, dass der Capo auch wirklich genauso angetan war von seinem Handeln, wie Samuel es verkauft hatte. Etwas entspannter war er, als er hörte, dass Mr. Missenti es noch so grade eben geschafft hatte zu überleben.
    Nachdem ihn der Wagen zu Hause abgeliefert hatte, blieb ihm gerade noch etwas Zeit zum Duschen und einige Stunden zum Schlafen, als sein Telefon klingelte. Etwas schlaftrunken griff er zum Handy und als er sah, dass die Nummer unbekannt war meldete er sich mit einem etwas flapsigen: „Ja?“
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung riss ihn sofort aus dem Halbschlaf. „Spreche ich mit Samu-el?“ Samuel wusste sofort wer da dran war. Es war der Street Boss seiner Familie. Er schluckte, um den Klos loszuwerden, der ihm gerade in der Kehle erschienen war, und antwortete dann: „Ja, Don Mogatti, dass tun Sie.“ Er konnte das Lächeln des anderen hören. „Gut. Ich möchte, dass Du in 40 Minuten bei mir im Büro bist. Wir haben da etwas zu bereden.“ Mit diesen Worten legte der Capo auf. Trotzdem flüsterte Samuel ein: „Wie Sie wünschen.“ in die tote Leitung. Mit zitternden Bewegungen zog er sich an und machte sich soweit ansehnlich. Er war mehr als nur nervös. Nun war der Moment gekommen, wo er seinem Don persönlich entgegen treten musste, um für seine Taten Rechenschaft ablegen zu müssen. Don Mogatti war nicht der Street Boss der wichtigsten Familie in New York, aber wohl einer der skrupellosesten. Weglaufen war keine Option. Die Familie würde ihn finden, wo auch immer er sich verkriechen würde. Und so setzte er sich in seinen Wagen und fuhr los. Auf der ganzen Fahrt begleiteten ihn die Vorstellungen von dem, was jetzt wohl kommen könnte. Keine davon war angenehm.
    Die Fahrt endete an einem der hohen Bürotürme von New York, einem aus Glas und Beton errichte-ten Tempel des Großkommerzes. Er betrat die Eingangshalle und meldete dem Portier, dass er zu „KUC Savings“ wolle, der Hypoteken- und Grundstücksmarkleragentur, hinter der sich nichts anderes als der hiesige Kopf des Clans verbarg, nämlich Don Mogatti. Nach dem der Portier ihn angekündigt hatte, durfte Samuel in den Fahrstuhl steigen. Auf der Fahrt in den 63. Stock bemerkte er, dass der Fahrstuhl keinerlei Bedienungsfelder hatte. Wie er gehört hatte, war dies so, damit etwaige Dellequen-ten nicht versuchen konnten zu fliehen. Dies war nicht gerade das, was Samuels Laune verbesserte. Etwas bleich trat er aus dem Fahrstuhl und kam am Empfang an. Dieser wurde von einer wunder-schönen jungen Dame besetzt, die aufsah, als Samuel näher trat. Weniger schön anzusehen waren die beiden kräftigen Männer, die auf zwei Stühlen im Warteraum saßen und sich erhoben, als Samuel aus dem Fahrstuhl kam. „Mr. Winebaum?! Mr. Mogatti erwartet Sie bereits. Bitte folgen sie uns.“ Mit diesen Worten und einer einladenden Geste deutete einer der Mafioso den Gang nach links. Samuel nickte und ging zwischen den beiden zu einem großen Büro am Ende des Ganges. Dort saß an einem großen Schreibtisch ein etwa 50 Jähriger Mann und blickte ihm entgegen, ohne das Samuel sagen konnte, was gerade durch dessen Kopf ging. Nachdem Samuel eingetreten war, schloss einer der beiden Soldati die Tür und die beiden nahmen Aufstellung an dieser. Mr. Mogatti nahm sich einen Moment Zeit, Samuel genauer anzusehen. Gerade als Samuel befürchtete, dass der Don die Menge an Zement abmaß, die nötig wäre, um ihn im East River zu versenken, meinte der Don: „Soso, das ist also der junge Soldat, der meinen Consilgere gerettet hat.“ Samuel konnte gerade noch verhindern, erleichtert aufzuatmen. „Nimm doch Platz.“ Samuel nickte und setzte sich in einen der bequemen Sessel. „Vielen Dank, Don Mogatti. Ich bin erleichtert zu erfahren, dass Ihr mit meinem Handeln ein-verstanden seid und ich meinen Teil zu der Rettung von Mr. Missenti beitragen konnte.“ Der Don lä-chelte leicht. Es war ein kaltes Lächeln, aber auch ein ehrliches. Er wandte sich an sein Terminal. „Victoria, bringen Sie uns doch bitte einen Whiskey, ja?!“ Dann stand er auf und ging zu Samuel und setzte sich zu ihm an die Sitzgruppe. Die Bewegungen waren fasst unnatürlich geschmeidig und spra-chen von einer Selbstsicherheit, die Samuel tiefen Respekt abforderten. Er hatte Mogatti bisher nur ein- oder zweimal im Trideo gesehen, als Gast in einer kleinen Talkshow, in dem es um Hedgefunds und andere Themen der höheren Finanzjongliererei ging, wo dieser als Experte aus der Wirtschaft aufgetreten war. „Ich habe bereits erfahren, was vorgefallen ist. Die Triaden haben mitgeteilt, dass die Koreaner für den Überfall verantwortlich sind und haben versprochen sich darum zu kümmern. Wie ich auch gehört habe, warst Du es, der die Schwierigkeiten zwischen unseren Leuten und unseren Freunden aus Fernost geklärt hat. Gute Arbeit.“ Samuel schaffte es allmählich wieder, etwas selbst-bewusster zu wirken. „Ich habe versucht, in Ihrem Sinne zu handeln. Sehr schön, dass ich dies ge-schafft habe.“ In diesem Moment kam die Empfangsdame mit zwei Gläsern Whiskey und servierte sie. „Vielen Dank, Victoria.“ Auch Samuel bedankte sich und Victoria verließ den Raum. Die beiden Män-ner tranken einen Schluck. Samuel hatte wenig Ahnung von Whiskey, aber er schmeckte gut. Aner-kennend nickte er und stellte das Glas ab. „Nun kommen wir mal in medias res.“ Meinte der Don. Sa-muel blickte zu ihm und wartete gespannt. „Der Grund, weshalb ich Dich habe herkommen lassen ist der, dass ich glaube, dass ich Deine Dienste und Dein Talent an einer anderen Stelle besser gebrau-chen kann. Du könntest genau die Mischung aus Wortgewandtheit und schlagkräftigeren Argumenten haben, die für eine besondere Aufgabe benötigt werden.“ Samuel hörte gespannt zu und brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass Mogatti eine Antwort von ihm erwartete. Er sagte: „Ich danke für Ihr Vertrauen. Welche Aufgabe Ihr für mich habt, ich werde sie mit der größtmöglichen Sorgfalt angehen.“ Der Don nickte und sagte: „Das wollte ich hören. Die Aufgabe ist folgende: Du wirst Dich von nun an mit unseren Freunden von Malice beschäftigen. Sie sind zwar nur ein kleiner Verbündeter, aber auch kleine Freunde brauchen ihre Streicheleinheiten. Du wirst mein Verbindungsoffizier dort sein. Der letzte, der diese Aufgabe hatte, hat diese Aufgabe nicht besonders ernst genommen und zu allem Überfluss auch noch Dinge für sich behalten, die der Familie gehören. Ich hoffe, Du bist schlau-er als er.“ Samuel verstand. Malice war der Name eines kleinen Schiebers in Redbank. Dort hatte sich eine kleine Kommune von Schmugglern und Gelegenheitskriminellen aus der Karibischen Liga nie-dergelassen und schmuggelte nun Kleinkram für die Mafia aus und in die Liga. Es war wirklich kein wichtiges Geschäft für die hiesige Mafia, aber Samuel verstand die Warnung des Dons. „Ich habe es versprochen, und so werde ich es auch handhaben.“ Der Don nickte zufrieden. „Gut. Dann lass uns auf die gute Zusammenarbeit anstoßen.“ Damit hob Magotti sein Glas und stieß mit Samuel an. Die folgenden zwei Stunden wurde er in die Aufgabe eingeführt und dann verabschiedet. Zwei Tage spä-ter war Samuel auf dem Weg nach Redbank.
    Redbank war eine größere Kleinstadt unweit der Küste, wo sich der Atlantik tief ins Land hinein ge-schoben hatte und eine breite Bucht gebildet hatte. Samuel ließ sich dort in einem kleinen Haus nie-der, dass ihm das Outfit besorgt hatte. Zur Tarnung nahm er einen Job als Übersetzer für Japanisch und Italienisch an. Doch seine eigentliche Aufgabe ging er mit sehr viel mehr Elan an. Schon am Tage seines Einzuges bestellt er Malice zu sich. Der dreadlockige Rastafari kam satte 2 Stunden zu spät und war breiter als der Broadway. Schwankend und in einer olifaktorischen Aura aus Cannabis und ausgebliebener Körperpflege stand er vor Samuels Tür. Das ganze wurde von irgendeinem Rap-Metal Gekreische untermalt, das mit ohrenbetäubender Lautstärke aus den Boxen des rostigen Jackrabitts herüber schallte, mit dem Malice gekommen war. Samuel war mehr als froh, dass die Möbelpacker schon vor zweieinhalb Stunden abgezogen waren und er allein im Haus war. Sein Nachbar war der einzige, der Samuels zusammentreffen mit diesem überaus suspekten Individuum beobachtete, aber das war auch schon genug, um Samuels Laune zu vermiesen.
    „Aye Spago, son Typ meinte Du wills mich sprechen?“ Der Duft, der Samuel bei diesen Worten entge-gen wehte roch nach einer Mischung aus kaltem Rauch und Zahnpastaabstinenz. Samuel machte eine einladende Geste. „Kommen Sie doch rein. Es ist noch etwas unordentlich, aber ich bin gerade erst eingezogen.“ Malice blieb noch einen Moment stehen wo er war und glotze einfach nur in Samu-els Richtung. Gerade als Samuel auf den Gedanken kam, dass sein Gesprächspartner in diesem Moment einen Hirnschlag erlitten hatte hob dieser ruckartig seinen Kopf und meinte dann: „Ach, scheiß der Hund drauf. Bei mir is eh nie aufgeräumt.“ Mit seiner Fernbedienung schaltete Malice end-lich dieses nervenzerfetzende Gegröle ab und trat ein. „Weisse, bin halt nich son Hausmütterchen. Ich habs halt gerne bequem unso. Chillen halt.“ Bei diesen Worten zog Malice einen Joint aus der Tasche und zündet ihn an, ohne auch nur einen Blick auf Samuel zu werfen, der gerade eben dagegen etwas einwenden wollte. „Hab zwar genug Schlampen, die das erledigen könnten, aber da hat man mit de-nen auch immer was Besseres vor, nicht wahr?!“ Samuel gruselte es bei dem Gedanken an die abge-takelten Crack-Huren, mit denen sich Malice wohl abgab. „Erst gestern war ich bei Shyla. Mann, ich sags Dir, die mit ihren Titten Sachen machen, dass bekommen andere nich mit ihrem Zuckertopf hin.“ Samuel weigerte sich einfach darüber nachzudenken. „Also auf jeden Fall waren wir gerade so voll in Action und so weißt schon…“ Malice unterstrich dies durch entsprechende Scharaden. Bevor Samuel die Gelegenheit nutzen konnte um selber zu Wort zu bekommen plapperte dieser einfach weiter: „…Da kam ihr kleiner Sohn plötzlich rein. Haben es erst gar nicht gemerkt. Stand einfach da und hat geglotzt. Hat wohl die Show genossen. Immerhin habe ich es seiner Alten so richtig…“ Samuel schloss geräuschvoll die Tür zu seinem Büro. „So. Jetzt bin ich dran. Du bist Malice?!“ Der Angespro-chene sah ihn für einen Moment an und tatsächlich erschien so etwas wie widerwillige Aufmerksam-keit in seinem Blick. „Wer soll ichn sonst sein?!“ Ein grübelnder Ausdruck manifestierte sich auf Sa-muels Zügen. „Irgendein Penner von der Straße, der mich zum Kotzen bringt.“ Malice fuhr auf. „Ey Spago, willst Du hier einen auf ganz dicke machen oder was? Pass auf, dass ich Dir nicht gleich den Arsch aufreiße!“ Samuel lächelte kalt. „Und Du meinst, dass mein Chef dabei steht und Dir applaudiert oder was?!“ Er beugte sich nah an Malice heran. „Wenn Du mir den Arsch aufreißt, kommen eine Menge hässlicher Typen mit noch viel hässlicheren Ideen und viel mehr Waffen als gut für sie ist hier-her und besuchen Dich und Deine Perle. Und glaub mir, Shylas Sohn wird dann Augen machen bei der Show, die ihm dann geboten wird. Da fehlt dann nur noch die Zuckerwatte.“
    Malice starrte ihn mit unverhohlenem Hass an. „Du bist ein Arschloch, Spago. Und Arschlöcher wie Du werden gefickt. Irwin war kein Arschloch. Der war cool. Du bist einfach ein Wixxer!“ „Dieser Wixxer wird aber im Gegensatz von Irwin nicht so bescheuert so einen Mist zu bauen. Irwin ist cool, so cool wie man im Kühlschrank vom Bestatter nur sein kann. Mir wird das nicht passieren. Ich bin Deine letz-te Station, mein Freund. Die letzte Haltestelle, bevor Dein Zug auf die zerstörte Brücke zurast und Du geradewegs zur Hölle fährst. Also denk einmal scharf nach: Willst Du mit nem Wixxer wie mir was zu tun haben oder sind Dir die hässlichen Typen aus New York lieber?! Deine Wahl.“ In Malice Augen hatte sich zu dem Hass mehr und mehr Angst gemischt. Er sagte nichts, obwohl sein Kiefer sich be-wegte, als wolle er damit etwas zermalmen. Nach einem Moment des beredeten Schweigens sprach Samuel weiter: „Gut. Dann wollen wir mal sehen, ob wir beide nicht ein paar Regeln für den Umgang miteinander finden können. Denn sonst haben wir morgen die gleiche Diskussion. Hier sind meine Regeln:
    1. Ich heiße Samuel, nicht Spago.
    2. Ich will nichts über Dein Privatleben und besonders nicht Dein Sexleben wissen, so lange es nichts mit unserem Geschäft zu tun hat.
    3. Wenn Du zu mir kommst, dann sag vorher bescheid. Und dann mach keine Welle. Das hier ist ein verdammter Vorort und nicht die Slums von Seattle. Keine grelle Karre, keine laute Musik.
    4. Kein Scheiß. Wenn ich Dir etwas sage, dann kommt es direkt aus New York. Pisst Du mir ans Bein, pisst Du den Leuten da ans Bein, kapiert?
    Das sind die Regeln. Wenn Du Geschäfte mit uns machen willst, dann halte Dich dran, klar?!“
    Es brachte eine Weile, bis Malice seine Sprache wieder gefunden hatte. Er blickte in Samuels Augen und sein Blick bohrte sich in seinen, augenscheinlich mit der Absicht ihn nieder zu starren. Samuel hielt gelassen stand. Dann räusperte sich Malice. „Also gut, Samuel.“ Er betonte den Namen so, als würde er gleich daran ersticken. „Ich habs gecheckt. Du bist ein verklemmter Wixxer, der gerne Die Welle macht. Und das nur, weil er der neue Stricher vom Big Boss in NY ist. Muss ich wohl fressen. Aber komm mir verdammt noch mal nicht blöde. Denn ich kenne auch Leute. Und wenn ich will, dann holen die Dich und Du hast eine Hochzeitsnacht mit nem ungewaschenen Troll vor Dir. Hast Du das kapiert?“ Samuel zuckte mit den Schultern. „Werde ich mir merken.“ „Gut.“ Malice ließ sich in einen der Ledersessel plumpsen. „Was jetzt, Samyboy?“ Samuel wusste nicht, ob er jetzt erst wegen dem bescheuerten Spitznamen oder den ungewaschenen Klamotten auf seinem Sessel explodieren sollte, entschied sich aber dann dafür erst mal ruhig zu bleiben. Er nahm zwei Flaschen Miller’s aus der Eis-box und reichte Malice eine davon. Dann setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und massierte kurz seine Nasenwurzel. „Jetzt brauch ich erst mal ein paar Dinge. Ich muss das Chaos, das mein Vorgän-ger hinterlassen hat aufräumen. Das bedeutet, dass ich Informationen von Dir brauche. Namen, Tele-fonnummern, was wer mit wem und warum, wie viel Geld von wo nach wo geflossen ist… das volle Buchhalterprogramm.“ Malice Gesicht verzog sich. „Ey Scheiße, bin ich ne Tipse oder was?! Trag ich nen Rock? Ist doch egal, wo welches Geld hingegangen ist. Hauptsache, wir bekommen genug raus.“ Samuel schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Kein Geheule! Bevor ich die Informationen nicht habe gibt es keinen Deal. Wir kaufen von Dir nicht mal nen Kaugummi. Und Du kannst wieder vor den Schulhöfen Hasch ticken gehen. Klar soweit?“ Malice rollte die Augen. „Jetzt kack Dir nicht in die Ho-se, Kleiner. Wenn Du so darauf stehst, dann schaff ich es Dir ran. Aber geh mir damit nicht auf den Sack. Gibt Wichtigeres im Leben.“ Samuels Hand verkrampfte sich um seine Bierflasche. In diesem Moment brauchte er wirklich alle Kraft, um nicht die Crusader aus der Schublade zu ziehen und Malice gleichmäßig über das neue Kirschholzlaminat zu verteilen. Bemüht ruhig sagte er: „Malice, das ist Deine letzte Chance. Du stehst jetzt auf, nimmst Dein Bier mit und steigst in Deine Karre. Dann fährst Du direkt nach Hause und machst das fertig. Am Ende der Woche will ich den Kram haben, sonst ist die Sache mit uns gelaufen.“ Malice machte den Mund auf, doch Samuel erstickte was auch immer auf dessen Zunge gelegen hatte. „Nichts sagen, gehen.“ Malice klappte den Mund zu. Er stand lang-sam auf, nahm sein Bier und zeigte Hem den Mittelfinger. „Leck mich.“ Mit diesen Worten ging er. Als er die Tür zuschlagen hörte seufzte Samuel. Ihm schwante Übles.
    Die Woche verging und Samuel hatte sich on Redbank gut eingelebt. Er hatte nette Nachbarn, die ersten Aufträge in seinem Beruf als Übersetzer und schönes Wetter hatte er auch. Nur die Sachen von Malice hatte er nicht. Und das machte ihn sauer.
    Am Tag nach dem Ablauf seiner Deadline klingelte es am frühen Morgen bei ihm Sturm, oder eher Orkan. Nur im Morgenmantel öffnete er die Tür und blickte in das Gesicht eines kleinen etwa 10 Jähri-gen Mädchens, das eindeutig nicht hier hin gehörte. Den Klamotten nach zu urteilen gehörte es in ein Modegeschäft, wo man Lumpen gegen Kleidung tauschen konnte. Oder unter eine Dusche. „Ich soll Dir das geben.“ Sagte sie anstelle einer Begrüßung und hielt ihm einen mittleren Karton hin. Samuel blinzelte kurz. Irgendwie muss ich noch träumen. Dann meinte er: „Guten Morgen. Was ist denn das?“ Die Kleine zuckte mit den Schultern. „Weiß nich. Musst Du Malice fragen.“ sprach sie und blies ihm eine Kaugummiblase entgegen. Samuel rettete sich in ein Räuspern. „Gut. Dann gib ihn mir bitte.“ Er nahm den Karton in Empfang und kramte etwas Kleingeld hervor, welches er dem Mädchen gab. „Hier. Für Deine Mühen.“ Die kleine riss ihm die Scheine förmlich aus den Fingern. „Immer gern.“ Dann drehte sie sich um und rauschte mit ihrem Skateboard davon. Er blickte ihr kopfschüttelnd nach. Dann ging er hinein und öffnete den Karton. Es war die Büchse der Pandorra.
    In dem Karton lagen unsortiert Papiere mit Kritzeleien und Rechtschreibfehlern und Datenträger mit einem absonderlichen Chaos aus Dateien, aus dem Samuel nicht schlau wurde. Er rieb sich über die Augen, machte sich Kaffee und begann die Daten zu ordnen, soweit er konnte. Nach fünf Stunden voller Kaffee, Frust und Fluchen betrachtete Samuel das lückenhafte Bild von Informationen, dass er nun erhalten hatte. Es gefiel ihm gar nicht. Er griff zum Telefon.
    Eine Stunde später hielt ein grauer Mittelklassewagen vor seiner Tür. Heraus stiegen zwei von Samu-els Kollegen aus seiner Zeit in New York mit einem sich sträubenden Malice im Schlepptau. Er nahm ihn an der Tür in Empfang und bedankte sich bei den beiden Soldati. Als diese weg waren wandte er sich an Malice. „Hallo Malice. Ich hoffe die Fahrt hat Dir gefallen?“ Malice kochte. „Du Pisser! Was soll die Scheiße?! Warum schickst Du die Gorillas bei mir vorbei? Willst Du Krieg?“ Samuel schüttelte den Kopf. „Nein. Wenn ich Krieg wollte hätte ich Dir jemanden geschickt, mit dem Du fertig werden könn-test. Ich will das Du Dich zu mir gesellst und mir ein paar Dinge erklärst.“ „Verpiss Dich!“ Malice wand-te sich zur Tür. Samuel holte sein Handy hervor und drückte auf die Wahlwiederhohlung. „Ja, ich bin’s… Hört mal, unser Freund hier will wohl noch ne Runde mit Euch drehen… Nein, dies mal die Actiontour… Ja, das volle Programm.“ Malice war stehen geblieben und hatte sich umgedreht. Hilflose Wut sprach aus seinem Blick. „Hey Mann, bleib locker. Ich bleib schon hier und helf’ Dir bei was auch immer.“ Samuel blickte ihn kurz an, dann nickte er. „Jungs, hat sich doch erledigt. Gute Heimfahrt.“ Er klappte das Handy zu. „Gute Entscheidung.“ Er führte Malice in die Küche. „Kaffee?! Du wirst ihn brauchen.“ Und so verbrachten die beiden die nächsten zwei Tage damit sich anzuschreien, sich ge-genseitig zu verfluchen und die Arbeit zu tun, die zu erledigen war.
    Dies war die Art und Weise, wie Samuel und Malice zusammenarbeiteten. Sie hasten sich gegenseitig inbrünstig, aber durch das Wort des Dons waren sie an einander gebunden wie Sträflinge. So sehr sich Samuel auch bei der Mafia in New York darüber mokierte, er bekam immer nur die Antwort, dass er weitermachen sollte. Also machte er weiter, auch wenn er nur zu gerne an Malice einen lupara rosso durchgeführt hätte.
    Geradezu erholsam war es, wenn er von anderen Mitgliedern der Familie um Hilfe gebeten wurde, um das ein oder andere Problem handfest zu lösen. Er war mittlerweile ein beachtlicher Scharfschütze geworden und wann immer in der Gegend so jemand gebraucht wurde, war er der erste auf der Liste, wenn das Problem nicht gerade einen Meister dieses Faches benötigte. Im Rahmen seiner Arbeit wurde es nötig, dass Samuel sich um die Grenzen seines Körpers Gedanken machte, bzw. wie er diese überwinden könnte. Also fand er sich häufiger in der Klinik ein, die der Mafia unterstellt war. Nach reiflicher Überlegung entschloss er sich dafür, nur Biotech in seinen Körper zu lassen, um nicht zu sehr aufzufallen, da ihm dies doch zuviel verbauen würde. Unauffälligkeit war in seinem Job das A und O. So zogen sich die Jahre hin. Vor wenigen Monaten kam dann etwas Überraschendes.
    Malice kam unaufgefordert in sein Büro und grinste noch breiter als sonst. In seinem furchtbaren Ak-zent meinte er: „Yo Hem! Jetzt halt Dich mal ganz fest. Ich hab da was, das wirt Dir den Lippenstift aus der Fresse hämmern, Brother!“ Samuel seufzte. Zum einen hatte er etwas dagegen, dass Malice einfach so in sein Haus platzte, zum zweiten konnte er den Spitznamen „Hem“ überhaupt nicht aus-stehen, da sich Malice so über seinen Faible für Ernest lustig machte und drittens war es immer ge-fährlich wenn Malice gute Laune hatte. „Was kann ich für Dich tun?“ fragte Samuel nur kurz angebun-den. „Die Frage ist, was Du und die Spagettis in York für mich tun werden, wenn ich Euch den Shit besorge, den ich in die Finger gekriegt habe.“ Grinsend blickte Malice ihm entgegen. „Lass die Spiel-chen, Malice. Was hast Du?“ Samuel war wirklich nicht in der Stimmung für Malice. Malice schüttelte den Kopf. „Unfreundlich wie immer, was? Aber das wird sich ändern, wenn Du das siehst.“ Mit einer lockeren Bewegung warf er Samuel einen Chip zu. Samuel fing ihn auf und schob ihn voller düsterer Erwartungen in sein Terminal. Was er auch immer erwartet hatte, das war es nicht. Zum einen fand er ein Video, zum anderen eine Bilddatei. Er öffnete das Video.
    Auf einem Hügel in irgendeiner von Regenwald überwucherten Region steht eine Stufenpyramide aus längst vergessenen Zeiten. Leise tuschelnd unterhalten sich mehrere Personen, die man nicht sehen kann in einer Sprache, die Anleihen aus dem Spanischen hat, aber Samuel nicht kennt. Dann nähren sich diese samt Kamera der Pyramide. Am Fuße der nur grob von Bewuchs befreiten Treppe erkennt man plötzlich zwei der berüchtigten Jaguarkrieger von Aztechnology. Sie scheinen die Treppe zu be-wachen. Plötzlich explodieren ohne jede Vorwarnung die Köpfe der beiden und eine Fontäne aus Blut und Knochen ergießt sich über den Dschungel. Noch während die Körper in sich zusammensacken wird eine Rutheniumpolymertarnung deaktiviert und eine Gestalt in einer bläulichen Militärpanzerung wird sichtbar. Sie winkt der Kamera zu ihr zu folgen, dann verschwindet sie wieder.
    Die Kamera folgt und mehrere Personen erklimmen die steile Treppe, von denen man wenigstens nun die Schatten sieht. Unter das vernehmbare Atmen der Personen mischt sich nach kurzer Zeit der Klang von gutturalen Gesängen und irgendetwas anderem, das Samuel nicht ganz einordnen kann. Oben an der Spitze der Pyramide liegt eine weitere Leiche eines Jaguarkriegers. Die Kamera schwenkt nur kurz über sie, aber die Details lassen Samuels Magen seine Position noch einmal über-denken. Doch dann bewegen sich die Personen mit der Kamera in das Innere der Pyramide. Der Gang ist kurz und abschüssig. Hinter einer scharfen Biegung nach rechts, eingerahmt von den abson-derlichen Darstellungen, die die Azteken in ihren Tempeln hinterließen, öffnet sich der Gang in einen breiten Gang. Dort sieht man einen in einen Umhang voller roter Federn gehüllten Atzlaner der in die-sem Moment einem Weißen mit einem Obsidiandolch die Kehle durchtrennt, während zwei andere diesen festhalten. Ein unnatürlich starker Blutstrom entrinnt der Kehle des Geopferten. Kaum trifft dieser auf den Steinboden, beginnt das Blut zu kochen und eine grob humanoide Form anzunehmen. Sie sieht aus wie eine Mischung aus dem Silver Surfer und Gollum. Kaum erhebt sie sich zu ihren 1,50m Körperlänge, erhebt der Priester seine Stimme und spricht fordernd mit schriller Stimme. Die Kreatur setzt sich mit spastischen Zuckungen in Bewegung und geht Richtung Ausgang, direkt in Richtung der Kamera. Hektische Aktivität bricht aus, dann kullern zwei Granaten in den Opferraum. Es gibt keinen Knall, sondern nur ein Zischen, als die Brandsätze explodieren. Die Priester haben keine Chance. Als die Flammen soweit herunter gebrannt sind, dass man wieder etwas sehen kann, sind sie zu etwas verbrannt, dass Samuel an die Leichen bei Napalmangriffen erinnert. Nur der Humanoide steht noch. Mit pendelnden Armen blickt er sich emotionslos um. Man spürt förmlich, dass diese Krea-tur absolut widernatürlich ist, so als würde ein Odem von ihr ausgehen, der selbst durch diese Auf-nahme noch genug Macht hat, etwas uraltes und kreatürliches im Menschen zuwecken, nämlich eine Art Urinstinkt, gemischt aus Schrecken, Abneigung und süßem Versprechen. Im selben Moment mani-festiert ein gewaltiger Feuerelementar im Raum. Die Beiden Kreaturen attackieren einander sofort und voller Härte. Trotz der Augenscheinlichen Macht des Elementars scheint sein Gegner ebenbürtig. Während die beiden in einander verbissen sind, bewegt sich eine Person von hinter der Kamera in den Raum und ergreift den Dolch, der neben der Leiche des Priesters liegt. Kaum hat er ihn ergriffen, spurtet er los und auch der Rest der Gruppe rennt wie irre aus der Pyramide. Man sieht noch Stufen, die schnellen Schrittes überwunden werden, dann reißt der Film ab und endet.

    Zurück in der Wirklichkeit musste Samuel erst einmal alle Kraft zusammen nehmen, um nicht erleich-tert durchzuatmen. Er hatte noch nie viel übrig gehabt für Horrorfilme, und dies sah verdammt nach einem aus. „Toll, Malice. Willst Du das wir Dir nen Job in der Filmindustrie geben, oder was soll dieser Kinderschreck?“ Malice grinste und sagte: „Nar brother. Ich will was viel besseres. Zaster will ich.“
    Samuel schüttelte den Kopf. „Wofür denn das? Für so einen verwackelten Bilderscheiß?“ Malice grins-te noch breiter. „Nar, Hem. Für das, was Du in der anderen Datei findest.“ Samuel öffnete die Bildda-tei. Auf seinem Monitor erschien das Bild des Obsidiandolches, wie er auf einem roten Samttuch liegt. Samuel verlor genau jetzt seine Selbstbeherrschung. Baff klappte ihm die Kinnlade runter. „Ich hab Dir doch gesagt, dass ich was habe, Mr. Mafia.“ Mühsam fand Sam seine Sprache wieder. „Du hast doch nicht etwa vor mir dieses Ding zum Kauf anzubieten? Sind wir Madam Tussauds? Wir führen keinen Scherzartikelladen, wenn Dir das noch nicht aufgefallen ist.“ Malice wirkte nun echt beleidigt. „Bullshit, Hem. Das ist nicht irgendein Trödel. Das ist ein echtes Mayaartefakt.“ Samuel schüttelte den Kopf. „Aztekisch, würde ich sagen.“ Malice machte eine wegwerfende Geste. „Ist ja auch egal. Auf jeden Fall haben die Söldner, die es mir zum Kauf angeboten haben gesagt, dass sie einen einzigen Über-lebenden von dem Haufen da im Video aufgegriffen haben, zusammen mit dem Video und dem Dolch. Der Kerl muss ziemlich fertig gewesen sein, hat nur irgendetwas von einem dunklen Mann gefaselt. Dann hat der Magier von den Söldnern mal in die Rübe von dem Kerl geguckt und hat interessantes herausgefunden. Mit diesem Messer kann jeder, also auch Du oder ich oder sonst irgendwer Blutgeis-ter rufen. Einfach dem nächsten Kerl, der vorbeikommt die Kehle durch säbeln und Du hast Deinen eigenen Blutgeist.“
    Samuel sagte nichts. Er brauchte etwas Zeit, um das Gehörte zu verdauen. Als die Zeit verstrichen war sprach er ruhig und langsam: „Malice, von allen Deinen bisherigen Ideen war das echt die aller Dümmste. Glaubst Du nicht, das Aztech das Ding wiederhaben will? Die werden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um das Ding zu finden. Meinst Du, Meine Leute und ich wollen ganz oben auf die Abschussliste von denen? Du hast ihn doch nicht etwa dabei oder?!“ Malice sprang auf und wurde richtig wild: „Du bist doch ein Schießer und Kriecher, Hem! Ich will nich mehr mit Dir darüber reden. Ich will mit jemandem reden, der so was richtig weiß, und nicht mit so einem verdammten Laufbur-schen wie Du einer bist, Speichellecker!“ Ruhig aber entschieden meinte Samuel: „Setz Dich.“ Malice setzte sich nicht, hörte aber auf wie ein Irrer zu brüllen und herum zuspringen. „Malice, hör mir genau zu. Ich mag Dich nicht. Das wissen wir beide. Aber meine Chefs mögen Dich, und deshalb muss auch ich irgendwie mit Dir zu recht kommen. Also hilf mir Deinen Arsch zuretten, nach dem Du es Dir nicht hast nehmen lassen, zum Scheißen in die Bärenhöhle zu gehen. Erstens: Wo ist dieses Ding jetzt? Und zweitens: Hast Du mit irgendwem Darüber gesprochen?“ „Nee. Hab ich nicht. Und Das Ding liegt in meinem Garten. Habs in der Plantage vergraben.“ Samuel schüttelte den Kopf. „Du willst mir ehrlich sagen, dass Du das Ding zwischen Deinen Dopepflanzen verbuddelt hast?“ Malice nickte. „Hab mal gehört, dass Magier Dinge die im Boden sind nicht finden können.“ Samuel überkam ein kalter Schau-er. „Malice, ich sage es Dir jetzt im Guten. Buddel das Ding aus, geh zum Ozean und wirf es hinein. Vergiss, dass Du es jemals hattest und mach weiter wie bisher. Dann lebst Du länger.“ Malice fuhr auf: „Willst Du mir etwa drohen!?“ „Nein, das will ich nicht. Ich muss Dir gar nicht drohen. Aztech wird Dich töten. Und zwar so, wie Du es Dir in Deinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen kannst. Davor will ich Dich bewahren.“ Malice blickt die ihn nichtssagend an. „Na Gut, Du hast wohl recht, war ne Scheißidee.“ Samuel hoffte, dass Malice zur Vernunft gekommen war. „Du machst was ich Dir sage?“ „Ja, Big Boss.“ „Wirklich? Keine krummen Touren?!“ „Echt.“ Samuel versuchte die üblichen Anzeichen von Malices Scheißdraufhaltung zu sehen, fand aber keine. „Na gut, “ sagte er, „dann will ich Dir glau-ben. Dann müssen wir nur noch die Spuren verwischen, die zu Dir führen. Wer sind diese Söldner und wo finde ich die?“ Malice zuckte mit den Schultern. „Ich hab nur mit nem Typen namens Iron Chin geredet. Wer da noch is, weiß ich nicht. Die Jungs hängen in Havanna herum.“ Samuel schauderte. Karibische Liga also. Naja, es gab schlimmere Orte. Er musste die Sache aus der Welt schaffen, be-vor sie ihm um die Ohren flog und ihn und alle anderen mit in die Tiefe riss. „Pass auf Malice. Wir machen folgendes: Ich rufe gleich jemanden an, der jemanden schickt, um auf Dich aufzupassen, damit Dir nichts passiert. Ich werde mich nach Havanna machen, um dort nach diesem Iron Chin zu suchen. Werde mit ihm reden und versuchen ihm irgendwas ins Ohr zu setzen, dass ein anderer das Ding hat. Dann komme ich wieder und wir beten zu allen Göttern das die Sache damit geklärt ist, ok?“ Malice dachte nach. „Ja, gut. Machen wir das so.“ „Gut dann los jetzt.“ Während Malice sein Büro verließ, schenkte sich Samuel erst einmal einen Drink ein.
    Danach machte er den Anruf. Sein Kontaktmann in New York war extrem angepisst, als er von der Sache hörte. Er gab Samuel den Befehl, die Söldner per lupara blanco aus der Welt zu schaffen. Je-mand anderes würde sich um Malice kümmern. Schnellstmöglich organisierte man Samuel eine Rei-semöglichkeit nach Havanna und so saß Samuel nur vier Stunden später in einer über einen Stroh-mann gecharterte Maschine nervös wie selten zuvor auf dem Weg nach Havanna, seine treue Uller sicher im Hartschalenkoffer im Fach über ihm. Er wusste, dass es um alles oder nichts ging.


    In Havanna angekommen suchte er sich ein Zimmer in einem stillen Hotel. Sein Telefon wurde in den nächsten Stunden zu seiner wichtigsten Waffe. Mit ihm graste er systematisch alle verfügbaren Infor-manten ab, um zu erfahren, wo sich Iron Chin aufhielt. Dann erfuhr er, dass dieser mit seiner Truppe auf dem Weg nach Yucatan war. Per Schiff waren diese aufgebrochen. Der Tanker „New Hope“ war vor einem Tag aufgebrochen. Fluchend ließ er sich von einem Mafiainformanten ein schnelles kleines Schiff klar machen. Etwa 2 Stunden später legte er an Bord einer Motoryacht ab.
    Die Fahrt dauerte trotz der hohen Geschwindigkeit fast zwei Tage. Als es soweit war, hatte Samuel gerade etwas Schlaf in seiner Kabine gefunden, als der Malaysische Maat ihn weckte. „Aufwachen. Wir haben die „New Hope“ erreicht. Etwas stimmt nicht.“ Kerzengerade saß Samuel im Bett. „Was stimmt nicht?“ „Das Schiff liegt still im Wasser. Wir haben gefunkt, aber nichts antwortet.“ Eiligst mach-te Samuel sich an Deck. Dort sah er über den wolkenverhangenen Himmel zur „New Hope“ herüber. Tatsächlich lag sie tot wie ein schwarzer massiger Berg im nächtlichen karibischen Meer. Einige Lich-ter brannten, aber trotzdem wirkte sie wie leblos. So wenig ihm dieser Gedanke gefiel, er musste se-hen, was dort war. „Macht das Beiboot klar. Wir gehen rüber. Mit Waffen!“ Nachdem sich die Crew bewaffnet hatte, setzten Samuel, der Maat und vier weitere Matrosen über.
    Am Schiff angekommen erklomm einer der Matrosen die Reling und ließ eine Strickleiter hinab, an der die anderen und Samuel hinaufkletterten. Dann bewegten sich Samuel und der Maat zur Brücke, wäh-rend die andere Gruppe in die Tiefen des Schiffes abtauchte. Alles lag da wie ausgestorben. Samuel spürte die Furcht an sich nagen. Etwas unsagbar Finsteres umgab das Schiff. Nun verstand er all diese düsteren Sagen um Geisterschiffe doch besser als ihm lieb war. Sie erreichten jedoch unbehel-ligt die Brücke.
    Ein Schlachthaus. Das war der erste Gedanke, den Samuel hatte, als er die Brücke betrat. Überall war Blut. Körperteile lagen verstreut im Raum herum. Arme, Füße, Köpfe, Hände, alles zu einem widerli-chen Durcheinander über den Raum verteilt. Hier würde der Held im Film jetzt etwas angewidert gu-cken, während sein Begleiter kotzt, dachte Samuel irrsinniger Weise. Aber obwohl ihm so schlecht war wie noch nie in seinem Leben, schnürt die Angst ihm die Kehle zu. Seine Angst kam nicht von irgend-einem vagen Gefühl, dass er hatte, sondern von etwas sehr Konkretem. Es waren auch nicht die Lei-chenteile, es waren die Abdrücke. Von der Brücke führte eine Treppe zu den Kajüten und auf dieser Treppe waren diese Fußabdrücke aus Blut. Unförmig, fast als hätte die betreffende Person keine Ze-hen gehabt. Er hatte diese Abdrücke schon einmal gesehen, und zwar in dem Video, dass Malice ihm vor wenigen Tagen in seinem Büro gezeigt hatte. „Weg hier.“ Seine Stimme war nur noch ein heiseres Keuchen. Doch der Maat hatte es gehört. Langsam ruckte sein bleiches Gesicht zu Samuel und nick-te. Der Mann stand wie er auch unter Schock. Er ergriff das Funkgerät und bellte einige Befehle hin-ein. Die Antwort kam prompt. Dann, mitten im Gespräch riss die Verbindung ab. Dafür erschallten nun Schüsse aus dem Inneren des Schiffes. Verloren, die armen Schweine sind verloren. Das war das einzige, was Samuel dachte. Der Maat brüllte in sein Funkgerät, aber es kam keine Antwort. Dann hörten sie die ersten Schreie. Nie davor und nie danach hatte Samuel jemanden so schreien gehört und hoffte es auch nie wieder zu müssen. Ihm war völlig unverständlich, wie es zu bewerkstelligen war, dass ein Mensch so schrie. Diese Mischung aus Schmerz, Entsetzen und Hoffnungslosigkeit erschütterte ihn bis ins Innerste seiner Seele. Aber es war auch das, was ihn und den Maat aus ihrer Lethargie riss. Gemeinsam rannten sie los, immer in Richtung des Beibootes.
    Sie rannten so schnell, dass es ein Wunder war, dass keiner von ihnen stürzte und sich ernsthaft ver-letzte. Hastig hangelte sich Samuel als erster die Strickleiter herunter. Dicht hinter ihm der Maat. Sie hatten gerade das Beiboot erreicht, als an der Reling über ihnen eine Gestalt auftauchte. Samuel hat-te nicht gedacht, dass es in dieser Nacht eine noch tiefere Form von Entsetzen für ihn geben könnte, aber als nur für einen Moment der Kopf des Blutgeistes in seinem Blickfeld erschien, wusste er es. Er spürte, wie sich seine Blase entleerte. Steif wie ein Brett stand er da und starte auf die Gestalt, weiß wie die Wand. Dann startete der Motor und der ruckartige Start riss ihn von den Füssen. So lag er im Boot und blickte regungslos auf das vorbeiziehende Wasser. Ich war zu spät.
    Zurück an Bord wurden die beiden Rückkehrer mit Fragen überhäuft. Samuel nahm sie nicht zur Kenntnis. Er deutete auf einen der schweren Raketenwerfer, die an Deck bereit lagen. „Versenkt es.“ Damit ging er in seine Kabine und schloss die Tür hinter sich. Wie im Traum zog er sich aus und ging unter die Dusche, während draußen eine laute Explosion vom Untergang der „New Hope“ kündete. Dort bleib er einige Stunden, während das warme Wasser über ihn lief. Er wusste später nicht mehr, ob er geweint hatte, aber er glaubte schon. Geheult hatte er, wie ein Baby. Erst das Klingeln seines Handys brachte ihn zurück in die Wirklichkeit. Ohne das Wasser abzustellen ging er in seine Kabine und nahm ab.
    Es war sein Kontaktmann, der auf Nachricht wartete. Samuel berichtete in monotoner Stimme. Er fühlte sich einfach auf eine emotionale Art so ausgelaugt, dass er nicht mehr konnte. Sein Kontakt-mann schwieg lange nach dem Samuel geendet hatte. Dann sagte er: „Wir werden entsprechend handeln.“ Ohne einen weiteren Moment zu warten legte er auf. Samuel nahm das Handy vom Ohr und stellte das Wasser ab. Er hatte keine Ahnung, was der Mann damit gemeint hatte, aber er wusste, dass es für ihn von jetzt an nur noch bergab gehen konnte. Er hatte alles verloren, wahrscheinlich auch sein Recht zu Leben. Aber nach allem, was dieser Abend gebracht hatte, war es ihm unmöglich noch etwas zu empfinden. Wie ein Stein fiel er ins Bett und schlief einen langen und traumlosen Schlaf.
    Er wurde erst wieder wach, als jemand heftig an seine Kajütentür klopfte. Schlaftrunken und kaum erfrischt öffnete er die Tür. Er blickte in das wettergegerbte Gesicht des Kaptains. Es war kalt und abweisend. Also weiß er es. „Wir legen an. Da draußen ist jemand, der Sie wohl sprechen will.“ Ohne ein weiteres Wort ging er. Samuel wollte zwar fragen, wer das denn sei, aber dann wandte er sich um und packte seinen Kram zusammen. Mit den auslaufenden Motorgeräuschen trat er an Deck. Unten am Kai standen drei Personen. Die zwei Personen, die links und rechts standen kannte er nicht per-sönlich, aber ihre Kleidung und ihre Gestik zeigten, dass sie zum einen von der Familie waren und zum anderen keine normalen Soldati waren. Das waren Trouble Shooter. Die Person in der Mitte er-kannte Samuel sofort, auch wenn er Mr. Missenti schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ruhig und ernst wie immer blickte der alte Mann zu ihm herauf. Samuel hatte nicht damit gerechnet, dass die Mafia so schnell ein Urteil gefällt haben würde, aber nun war es soweit. Seltsamer Weise fühlte Samuel keine Angst. Er fühlte gar nichts. Als hätte der Anblick des Blutgeistes allein gereicht, in ihm alles was menschlich ist auszumerzen. Als das Schiff festgemacht hatte und die Gangway herunterge-lassen war, ging er ruhig die Treppe hinunter, gekleidet in einem blauen Anzug, seine Jacke über den linken Arm gelegt, der auch den Koffer trug, in dem sein Gewehr und seine sonstige Ausrüstung lag. Und die Sonne brannte vom Himmel und brach sich in den Chrombeschlägen des Koffers. Als er fast unten angekommen war, traten die beiden Shooter drohend auf ihn zu, aber Missenti machte eine herrische Geste und sie hielten inne. „Du wirst doch keinen Ärger machen, oder Samuel?“ Langsam schüttelte Samuel den Kopf. „Nein, Mr. Missenti, dass werde ich nicht.“ Er war selbst darüber über-rascht, wie fest seine Stimme war. Immerhin sprach er vielleicht zu dem Mann, der ihm sein Todesur-teil überbrachte. Missenti nickte. „Da Vorne steht mein Wagen. Fahren wir ein Stück.“
    So fanden sich die vier Männer kurz darauf auf den Rücksitzen einer Limousine wieder. Missenti sagte lange nichts, während die beiden Gorillas sich darauf beschränkten, Samuel finster im Auge zu behal-ten. Dann brach Missenti das Schweigen: „Nun Samuel, ich brauche Dir nicht zu sagen, dass uns die Entwicklung dieser Angelegenheit nicht einmal im Entferntesten gefällt. Es sind Dinge geschehen, die schlecht für uns alle sind. Und für Dich heißt das, dass es für Dich besonders schlecht gelaufen ist.“ Samuel beschränkte sich af ein knappes Nicken als Antwort. „Ein solches Versagen zöge im Normal-fall drastische Konsequenzen nach sich. Aber in Deinem Fall werden die Dinge anders laufen.“ Samu-el spürte nun doch etwas, nämlich Anspannung. „Wie auch immer die Entscheidung der Familie sein wird, ich werde sie akzeptieren.“ Missenti nickte wieder und sagte: „Nichts anderes habe ich erwartet. Das ist auch einer der Gründe, weshalb Du nicht die übliche Strafe erhalten wirst. Der Don und wir, die Consigliere haben lange darüber nachgedacht, wie wir verfahren sollen, und haben dann ent-schieden, dass wir Dich am Leben lassen, wenn Du unsere Bedingungen akzeptierst.“ „Ich akzeptiere sie, Consigliere.“ „Gut. Unsere Bedingung ist, dass Du verschwindest. Du kannst machen was Du willst, aber Du kommst nie wieder zurück zur Familie. Für uns bist Du tot. Mische Dich nie wieder in unsere Angelegenheiten, oder wir werden mit einer solchen Macht zuschlagen, dass nicht einmal der Herrgott Dich vor uns bewahren kann. Hast Du das verstanden?“ Samuel brauchte einen Moment um das Gehörte zu verarbeiten. Er war ein Ausgestoßener. Alles was er sich aufgebaut hatte zerfiel nun zu Staub. Er wusste nicht, ob der wirkliche Tod nicht besser gewesen wäre. Er musste schlucken. Seine Kehle fühlte sich an wie ausgedörrt. Seine Stimme zitterte doch, als er antwortete: „Ich habe verstanden.“ Missenti gab einem der Gorillas einen Wink, worauf dieser an die Trennscheibe zum Fahrer klopfte. Der Wagen hielt. „Steig aus, nimm Deinen Kram und geh.“ Samuel blickte einen Mo-ment in die ausdruckslosen Augen seines Gesprächspartners, dann stieg er langsam aus. Er ging zum Kofferraum und nahm sein Gepäck heraus. Kaum hatte er den Deckel geschlossen, fuhr das Fenster an Mr. Missentis Platz herunter und er wurde hergerufen: „Auf ein Wort noch, Samuel.“ Sa-muel ging zum Fenster. Mr. Missenti blickte ihm in die Augen und Samuel sah deutlich das Bedauern in dessen Augen. Die Stimme des Consigliere spiegelte dieses Bedauern offen wieder, als er sagte: „Viel Glück, Sam.“ Dann fuhr die Scheibe hoch und der Wagen fuhr los. Samuel sah ihm nach, bis er hinter einer Kurve verschwand.
    Dann riss er sich von dem Anblick los und machte sich auf den schnellsten weg in die nächste Canti-na. Dort bestellte er Rum und begann zu trinken. Er hörte erst auf, als er so besoffen war, dass er an dem Tisch zusammenbrach. Am nächsten Morgen erwachte er in einem Hotelzimmer. Die Hitze stand im Raum wie der Odem einer verfaulten Leiche und so fühlte er sich auch. Er brauchte einige Stun-den, um überhaupt die Kraft zu finden, wieder aufzustehen. Er ging über ausgelaufenes Linoleum zu dem dreckigen Raum der die Toilette enthielt. Er wollte sich waschen, aber als er den Wasserhahn aufdrehte und sah, was da herauskam begrub er dieses Vorhaben schnell wieder. Wenn das von jetzt an sein Leben sein sollte, dann konnte er sich gleich die Kugel geben. Aber Samuel beschloss in die-sem Moment, dass das nicht passieren würde. Er nahm sich vor, wieder auf die Beine zu kommen. So zog er sich an und nahm sein Gepäck, das noch immer vollständig war. Er bezahlte das Zimmer und verließ das „Hotel“. Sein nächster Weg führte ihn zu seinem eigentlichen Hotel, wo er schnell alle Din-ge zusammen packte und auscheckte.
    Wieder auf der Straße vor dem Hotel blickte er sich ratlos um, nicht wissend, wo hin er nun gehen sollte. Dann besann er sich auf etwas. Er holte seinen Taschensekretär heraus und begann die Ad-ressenliste durchzuwählen. Sie war groß, aber das meiste davon würde er eh löschen müssen. Schließlich fand er etwas. Einer von Malices Kameraden hatte ihm von einem Hotel erzählt, wo man besondere Arbeit finden könnte. Es würde einem Japaner gehören, der einem auch den Job vermit-teln würde. Auch wenn er nie damit gerechnet hatte sie zu benötigen hatte Samuel die Nummer des „Golden Sand Hotels“ seiner Gewohnheit entsprechend eingetippt und abgespeichert. Und so rief er an. Am Telefon meldete sich eine raue Stimme: „Rezeption des Golden Sand Resort, Puerto Sibone. Was kann ich für Sie tun?“ Eine Sekunde des Nachdenkens, mehr brauchte Samuel nicht, um sich in „Stimmung“ zu bringen. „Guten Tag. Mein Name ist Robert Wilson und ich möchte ein Zimmer bei Ihnen mieten.“
    Die Stimme am anderen Ende lachte rau. „Sorry, Mr. Wilson, aber wir haben nur Ferienhäuser, keine Zimmer.“ Das muss ein Runnerhideout sein. Kein normaler Mensch würde da jetzt noch buchen, wenn er bei Verstand wäre. Laut sagte Samuel: „Dann halt ein Haus. Ich möchte noch heute bei Ihnen ein-checken.“ Die Antwort kam prompt: „Immer locker, Chum. Wir haben genug frei. Sobald Du hier auf-kreuzt, kannste Dir was mieten. Mache keine Deals am Fon. Also Via con Dios.“ Damit legte sein Ge-sprächspartner auf. Was für ein Charakter dachte Samuel, der sich auf dem Weg zum Flughafen machte und dort unter dem Namen Robert Wilson einen Flug nach Santiago de Cuba buchte. Auf dem relativ kurzen Flug begann Samuel seine neue Identität mit Leben zu füllen. Den Namen hatte er aus Hemingways Kurzgeschichte „The Short and Happy Life of Francis Macomber“, aber es fehlte wohl noch etwas Fleisch am Knochen, um daraus eine Tarnidentität zu stricken. Nebenbei machte er sich daran, seine Kontaktliste zu durchforsten und alles, was mit dem Outfit zu tun hatte zu streichen. Als er damit fertig war, sah er betrübt auf die Reste. Das wird mir auch nicht mehr helfen dachte er, als er auf die wenigen Adressen blickte, die übrig waren. Also löschte er mehr.

  • Teil 2:
    Nach der Landung am Airport von Santiago de Cuba mietete er sich ein Auto und fuhr zu dem Hotel. Das „Hotel“ entpuppte sich bald als ein alter aber gepflegter Bungalowpark. Obwohl es gerade keine Feriensaison war, war die Leere des Parks doch auffällig. Als Samuel die Rezeption/Bar/Zentrum des Parks betrat und den Japaner am Tresen der Rezeption sah, wunderte er sich gar nicht mehr über die mangelnden Familienurlauber. Statt des Linken Auges blickte ihm der Besitzer mit einer Ansammlung von Linsen entgegen, die äußerst skurril anmutete. Auch der Arm, der auf dem Tresen lag, hatte nichts mehr mit einem menschlichen Arm gemeinsam. An einer Art Kranausleger fing eine Sechsfing-rige Metallhand, die wirkte, als könnte sie spielend Verkehrsschilder umknicken und der sechste Fin-ger war kein Finger, sondern eine sichelförmige Klinge, die eher an einen Raubsaurier gehörte, als an ein Säugetier der Gattung Homo Sapiens Sapiens. Ernst blickte der Japaner zu ihm. Samuel ließ sich von seinem Unbehagen nichts anmerken und ging zur Theke. „Guten Tag. Ich bin Robert Wilson. Ich hatte vor einigen Stunden angerufen?!“ Der Japaner grinste und entblößte dabei ein stählernes Ge-biss, das einem Hai den Neid ins Gesicht zaubern musste. „Richtig. Der, der ein Zimmer wollte. Nun, hatte Dir ja gesagt, dass wir hier nur Ferienhäuser haben. Ein Haus kostet 200 am Tag. Wenn Du für einen Monat buchst, 5000. Nuyen, versteht sich.“ Samuel zog eine Augenbraue hoch. Nette Preise! Dann meinte er: „Dann erst mal für einen Monat.“ Abschätzend blickte der Japaner ihn an. „Na Gut. Dann leg mal auf den Tisch, hier geht alles nur gegen Vorkasse.“ Wortlos zahlte Samuel. Der Japaner sah ihn nun offener aber immer noch abschätzend an. „Dann gebe ich Dir mal Nummer 136. Da hast Du ein paar nette Nachbarn, die nicht die ganze Nacht Party machen und Dich auch nicht für Ziel-übungen missbrauchen werden. Und jetzt spitz mal die Ohren, Chum. Dieses Ressort ist meins. Ich heiße Yoshi. Kein Vorname, kein Nachname, einfach Yoshi. Was Yoshi sagt gilt, oder Du fliegst raus. Und Yoshi sagt: Geh hier keinem auf die Nüsse, und man lässt Dich in Ruhe. Wenn Du Stunk machst, oder Deine Nase ungefragt in die Angelegenheiten von anderen Gästen steckst, nehme ich Dich mit zum nächsten Angelausflug. Und zwar als Köder, klar soweit, Robby?“ Samuel nickte. „Sicher. Meine Freunde nennen mich Hem.“ Er streckte Yoshi die Hand entgegen. Dieser ergriff sie mit seiner stäh-lernen Klaue und drückte zu, nicht so fest, dass es wirklich wehtat, aber doch deutlich spürbar. „Dann wollen wir mal sehen, ob wir wirklich Freunde sind, Hem.“
    Nach dem er seinen Schlüssel hatte, ging Samuel durch den Park zu seinem Haus. Es war nicht allzu weit und lag eingefasst in blühenden Hecken. Samuel gefiel dieser Ort. Er ging zur Tür und schloss auf. Im nächsten Augenblick flog eine Bierdose über die Hecke und landete knapp neben ihm auf dem Rasen. Er stellte seinen Koffer ab und betrachtete die Dose, nach dem er sie aufgehoben hat. „Tach Nachbar.“ Mit diesen Worten trat eine Indische Zwergin hinter der Hecke hervor. Sie trug nichts weiter als einen knappen Bikini, aber wirklich reizen würde Samuel dies sicher nicht. Er war kein Rassist und er stand jeder Frau, egal welcher Rasse sie angehörte eine gewisse Schönheit zu, aber Frauen, die sechs Arme hatten strapazierten diese Einstellung doch stark. Die Sonnenbrille, die er trug verbarg zum Glück sein verdutztes Glotzen, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Immerhin waren die Arme synthetisch und nicht auch noch so eine Chromabscheulichkeit wie bei Yoshi. „Hallo.“ Freundlich lä-chelnd trat er auf die Zwergin zu. „Vielen Dank für das Bier. Ich heiße Hem.“ Die Zwergin grinste. „Merkwürdiger Name. Aber was soll’s, man nennt mich Kali.“ „Was für ein passender Name. Und wohlklingen tut er auch.“ Ein Grinsen konnte sich Samuel bei der Antwort einfach nicht verkneifen. Die Zwergin lächelte kokett, während sie ihre Hände in die Hüften stemmte. „Oh, ein Mann, der weiß, wie man einer Frau Komplimente macht. Und wahrscheinlich würde Dir auch auffallen, wenn ich eine neue Frisur hätte, nicht wahr?“ Samuel machte eine Geste zum Schwur. „Sicher doch.“ „Dann komm doch rüber. Das Bier ist kalt und gleich muss ich noch rüber zu nem Kunden.“ Bevor Samuel auch nur et-was sagen konnte, hob Kali die Hände. „Wage jetzt gar nicht erst das Falsche zu denken. Ich bin Händlerin von fleischloser Ware.“ Samuel machte eine wegwerfende Geste: „Wie käme ich denn da-zu? Ein anständiges Mädchen macht so was ja nicht.“ Kali begann schallend zu Lachen. „Ich und anständig, na der war gut!“ Samuel grinste. „Ich stelle nur eben meinen Kram rein, dann komme ich rüber, O.K?“ Immer noch lachend nickte Kali. „Klaro. Man, bist Du Comedian oder so?“ Im Umdrehen antwortete Samuel: „Nein. Schriftsteller.“ Kali blieb das Lachen im Halse stecken. „Im Ernst jetzt? Muss man Dich kennen oder was von Dir gelesen haben?“ Mit dem Schlüssel in der Hand antwortete Samuel: „Nein. Habe vor fünf Stunden beschlossen einer zuwerden.“ Als er die Tür aufschloss und gerade dabei war einzutreten fragte seine neue Bekanntschaft: „Und was hast Du davor gemacht, Schreiberling?“ Mit einem Blick über die Schulter: „Dasselbe, was ich immer noch mache: Ich töte Menschen.“ Mit diesen Worten schloss er die Tür.
    Das Haus war ein typischer Ferienbungalow. Küche und Wohnzimmer lagen zusammen in einem Raum. Im Wohnzimmer stand ein Kamin und eine Sitzgruppe aus zwei Doppelsitzsofas war um den Tisch drapiert. Eine Treppe führte in das Obergeschoss, wo zwei Schlafzimmer lagen.
    Als er seine Taschen abgestellt hatte, öffnete er die Bierdose über der Spüle, was sich als gute er-wies, da das Bier sofort herausquoll. Hastig trank er einen Schluck ab und wusch sich die Hände. Dann ging er hinaus zu Kali. Sie lag auf einem Liegestuhl in der Sonne und bräunte sich. Auch sie trug jetzt eine Sonnenbrille. Diese hob sie bei seinem Erscheinen kurz an. „Ah, der tödliche Schriftstel-ler.“ Samuel setzte sich auf den zweiten Stuhl. Zwischen ihnen stand eine Kühlbox voller Eis und Do-senbier. Kali sprach weiter: „Dieser Ort zieht doch die merkwürdigsten Typen an. Deshalb liebe ich ihn so.“ In Gedanken pflichtete Samuel ihr bei, besonders im Hinblick auf ihre Arme. „Was für Typen trifft man hier denn sonst so?“ Kali zuckte mit den Schultern. „Such es Dir aus. Expiraten, Killer, Schmugg-ler, Decker… Was du willst, irgendwann spült es von irgendeiner Sorte einen Kriminellen an diesen Ort. Wir können hier in Ruhe unseren Geschäften nachgehen. Yoshi hat mit einem der hiesigen Häu-ser einen Deal. Er vermittelt Leute von hier für deren Drecksarbeit und die sorgen dafür, dass er seine Ruhe hat. Keine Sorge, umsonst sind die Sachen nicht. Du wirst schon dafür bezahlt. Das Geile an der Sache ist, dass man hier unter sich ist. Man muss sich nicht in irgendwelchen schäbigen Kneipen treffen oder so. Wenn hier einer von außen Ärger macht, gibt es von allen Seiten Keile. Darum ist das hier für unsereins ein „Save Heaven“. Wirst das bald zu schätzen wissen.“ Samuel antwortete: „Davon bin ich überzeugt. Wenn wir schon so vertraulich plaudern, was machst Du denn so für Deine Kun-den?“ Ein Lächeln zog über Kalis Züge: „Ich besorge Dinge. Knarren, Tech, was Du brauchst. Nur für Drogen hab ich nichts übrig. Da musst Du schon zu Jimmy gehen. Wohnt in 125. Ist Jamaikaner. Von dem erhältst Du alles, was Du Dir auch nur im Entferntesten in irgendeine Körperöffnung schieben kannst, um high zu werden. Ansonsten tickt er noch Kleinkaliber. Wir haben uns arrangiert.“ Samuel speicherte dies alles in seinem Gedächtnis. „Klingt richtig gut.“ Kali meinte nur: „Dachte ich mir.“ So saßen die zwei noch eine halbe Stunde zusammen und tranken Bier, während sie über eine Menge redeten, außer ihrer Vergangenheit. Dann brach Kali auf, um zu ihrer Kundschaft zu kommen, die sie nicht warten lassen wollte.
    Samuel nutzte den Rest des Tages, um seinen Kram auszupacken und sich erst einmal richtig auszu-schlafen. Der Horror der letzten Nacht schien wie weg geblasen. Es war als hätte dieser Ort etwas magisches an sich, dass keinen Raum für böse Gedanken ließ. In den nächsten Tagen erkundete er die Anlage. Sie war nicht groß und außer vielen, meist leeren Bungalows fand er nur einen Teich und einen Minigolfplatz. Dann ging er zu Jimmy. Er wollte ihn einfach kennen lernen. Bungalow 125 lag etwas abseits. Anstelle der sonst üblichen tropischen Pflanzen standen hier die Canabisstauden in voller Blüte. Samuel klopfte an der Tür. „Ist offen.“ Schalte es von drinnen. Samuel trat ein. Im Wohn-zimmer lief der Fernseher und zeigte das Programm eines karibischen Musiksenders. Auf dem Sofa hockte ein Jamaikaner, der wie eine Mischung aus Wyclef Jean und Bob Marley aussah und eine Blondine, die nichts anderes als einen durchsichtigen Stringtanga trug im Arm hielt. Die Frau war so stoned, dass sie wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen hätte, wenn Jesus durch die Tür gekom-men wäre und das Jüngste Gericht verkündet hätte. Aber der Jamaikaner wirkte hellwach. „Yo, my Friend. Wer bist Du denn?“ Samuel erhob zum Gruß die Hand. „Ich bin Hem. Bin vor zwei Tagen in 136 eingezogen. Kali meinte, Du hättest was zum Spaß haben?“ Jimmy nickte. „Sicher. Was willst Du denn?“ Samuel meinte: „Nun, Jimmy, so war doch der Name oder?! Etwas Dope wäre für den Anfang nicht schlecht.“ „Klar. Hab das Feinste da. Erste Probe geht aufs Haus.“ Damit deutete er auf eine alte Zigarrenkiste, die auf dem Kamin stand. Samuel Stand auf und ging hin. Im inneren befand sich ein Stapel akkurat gefertigter Joints. Er nahm sich einen und ging zurück zum Sofa.
    Während er sich setzte kramte Jimmy ein altes Zippo mit der Nationalfahne von Jamaika darauf und gab ihm Feuer. „Danke.“ meinte Samuel, während er den Rauch einsog. Es war gar nicht so schlimm wie er erst dachte. Der Rauch biss kaum in seine Kehle, er kühlte sogar eher. Anerkennt hob er den Joint. „Wow.“ Kaum hatte er dieses Wort ausgesprochen, fühlte er sich auch schon in einer Art Schwebezustand. Er riss die Augen auf: „Scheiße, Doppel-Wow!“ Jimmy lachte nur: „Told you.“ Sam zog noch einmal daran, diesmal aber bedeutend vorsichtiger. Langsam drehte sich das Zimmer im Takt der Karibischen Rhythmen. „Hab ja schon manchen durchgezogen, aber das geht über alles.“ Jimmy deutete eine leichte Verneigung an. „Hört man gerne, Hem. Willst Du mehr?“ Samuel nickte. „Klar, wenn der Preis stimmt.“ Jimmy wurde sichtlich ernst, aber immer noch freundschaftlich sagte er: „Für 50 gibt es 2G.“ Samuel hustete. „Guter Preis.“ Jimmys Antwort kam prompt: „Für gutes Dope.“ Samuel grummelte: „Hast wohl recht.“ Kritisch beäugte Jimmy ihn: „Du bist doch nicht etwa abge-brannt oder? Credit geb ich keinem.“ Samuel schüttelte den Kopf. „Quatsch. Kein Problem. Ich frage mich nur langsam, wie ich hier am besten meine Miete zusammen krieg. Vom Rumlungern füllt sich der Ebbie auch nicht.“ Jimmy zog eine Augenbraue hoch. „Was suchst Du denn? Wetwork oder Lockbrake oder was? Sag mal an, was Du kannst.“ Samuels Zunge wurde etwas schwer, aber noch schaffte er es sein Lallen unter Kontrolle zu halten. „Sniper let your bullet fly, in a distance someone dies.” Jimmy kratzte sich am Kinn. „Right. Da haste Glück. Ich könnte Dir was klar machen. Wäre für mich ein kleiner Gefallen und für andere Leute ein größerer. Könntest Dir die Sporen verdienen. Ruf diese Nummer an. Sag Jimmy hätte Dir wegen der Ratte bescheid gesagt. Der Rest wird dann so erledigt. Wenn Du es gut machst, schenke ich Dir die 2G.“ Samuel fragte sich ob das wirklich ernst gemeint war. Er sollte jemanden für Hasch im Wert von 50 Nuyen umlegen? Aber er durfte wohl nicht wählerisch sein. Dies war sein Eignungstest hier. Da sollte man nicht direkt rummosern. „Mach ich“, sagte er, während er eine V-card von Jimmy entgegen nahm, „Kein Problem. Wer ist denn der Glück-liche?“ Jimmy meinte trocken: „Ein Wilderer. Macht mir Konkurrenz und meinem Freund Kopfschmer-zen.“ Dabei deutete er auf die Karte. „Wären beide echt froh, wenn sich einer um den Typen kümmern würde.“ Samuel erhob sich schwankend. „Dann will ich mal schnell mein Dope verdienen.“ Mit einem: „Tu das.“ entließ ihn Jimmy. Seinen Joint löschte Samuel kaum das er draußen war. Das Zeug war ihm zu heftig.
    Zu Hause angekommen versuchte er erst einmal wieder klar im Kopf zu werden. Dann rief er die Nummer an. In Spanisch meldete sich sein Gesprächspartner: „Officario Muentes. Was kann ich für Sie tun?“ Samuel staunte nicht schlecht. Entweder hatte Jimmy ihn verarscht, oder er sollte tatsächlich für die Polizei von Santiago einen Kill machen. Ein Versuch war es wert. „Guten Tag. Hier spricht Hem. Jimmy meinte ich solle mich wegen der Ratte bei Ihnen melden.“ Muentes schwieg einen Mo-ment. Dann sagte er: „In 2 Stunden am Plaza de Marte. Da steht eine Büste. Dort treffen wir uns.“
    Damit legte er auf. Samuel staunte nicht schlecht. Scheint tatsächlich für die Polizei zu sein. So mach-te er sich dann auf den Weg zum Plaza de Marte.
    Dort war jede Menge los, als er ankam. Die Büste sah er sofort. Sie zeigte José Martí, einen Unab-hängigkeitskämpfer während der Spanischen Kolonialherrschaft. An ihr lehnte ein schlanker Kubaner in legerer dunkelblauer Kleidung und feinem Oberlippenbart, der sich aufmerksam umsah. Samuel steuerte direkt auf ihn zu. Als er ihn erreicht hatte fragte der Mann: „Hem?“ Sam nickte. „Bueno. Geh zu dem Hot Dog Stand und frag nach dem Tagesmenu.“ Damit ging der Mann. Samuel tat wie ihm geheißen. Der Verkäufer händigte ihm einen Hot Dog aus. Unter der Serviette verbarg sich ein opti-scher Chip. Während er seinen Hot Dog aß, betrachtete er den Inhalt des Chips. Darauf zu sehen war ein Typ, der vielleicht Mexikaner oder etwas Vergleichbares war. Hinzu kam die Info, dass der Kerl in einer Mietskaserne am Hafen wohnte und das Haus praktisch nie verließ. Von zwei angemieteten Leibwächtern war die Rede. Der Job sollte bis nächste Woche erledigt sein. Warum warten.
    Noch in derselben Nacht fuhr Samuel zum Hafen. Hier sah man die eher dunkle und schmutzige Seite von Santiago. Frauen in billigen und knappen Kleidern standen auf der Straße und blickten abschät-zend auf die vorbeifahrenden Autos. Betrunkene schliefen in den feuchten Hinterhöfen ihren Rausch aus. Samuel fuhr durch die Gegend, bis er gefunden hatte, was er suchte. Wenige hundert Meter von dem Haus befand sich eine Baustelle für ein Depot, die nun in der Nacht still da lag, sah man von einigen Nachtwächtern ab, die ein viel zu großes Gebiet mit viel zu wenig Leuten bewachen sollten. Samuel parkte etwas abseits, holte seinen Koffer aus dem Kofferraum und schlich sich auf die Bau-stelle. Dort angekommen öffnete er Ihn und nahm sein Gewehr heraus. Routiniert setzte er es zu-sammen. Dann legte er sich auf die Lauer. Lange musste er nicht warten. Schon bald zeigte sich sein Ziel im Bild, dass die Guncam auf seine Kontaktlinsen projizierte. Sorgfältig zielte er, dann drückte er ab. Das panzerbrechende Vollmetallgeschoss flog, nur ein leises „pfft“ erzeugend durch die Nacht. Es stanzte ein sauberes kleines Loch in die Scheibe zum Wohnzimmer und fand sein Ziel schließlich direkt im Atlaswirbel des Gejagten. Der Kerl senkte den kopf und rührte sich nicht mehr. Zufrieden packte Samuel sein Gewehr ein und verschwand in der Nacht. Easy. Noch auf dem Nachhauseweg schickte er Muentes die Nachricht, dass die Ratte weg sei.
    Am Nächsten Morgen kam die Nachricht von Muentes, dass alles klar sei und er dankbar sei. Wäh-rend des Frühstücks kam auch Jimmy rein. „Hey, Hem. Hab gerade von Muentes gehört, dass Du alles geregelt hast. Finde ich klasse. Sehr saubere Arbeit.“ Samuel deutete auf einen freien Stuhl. „Natürlich. Setz Dich doch. Kaffee?“ Jimmy winkte ab. „Leider nein. Hab noch dringendes zu erledi-gen. Wollte Dir nur eben Deinen Kram bringen. Haste Dir verdient. Ich werde Dich mal ein bisschen empfehlen, wenn mich noch mal einer fragt. Keine Sorge, nur Leuten, denen ich traue.“ Mit diesen Worten legte er Samuel ein Päckchen Dope auf den Tisch. „Muss jetzt weiter.“ Samuel verabschiede-te ihn und biss genießerisch in sein Baguette. Back in business.
    So war es auch. Yoshi erfuhr schon bald von seiner exzellenten Arbeit und vermittelte ihm weitere Jobs. Bisher eher Solosachen, aber er meinte mit der Zeit könnte da noch weiteres kommen, wo er in einem Team gebraucht werden könnte. Mit fortschreitender Zeit wurde Yoshis Umgang mit Samuel herzlicher, hatte etwas Raues aber Freundschaftliches. Auch mit Kali verstand sich Samuel sehr gut. Er wurde ihr Kunde, da seine Quelle für Equipment und Munition nun praktisch vor der Haustür lag. Im Gegenzug wurde Muentes ein guter Kunde von Samuel. Der Ermittler der dortigen Polizeibehörde war korrupt. Er ließ sich von einer Menge Leute dafür bezahlen, weg zusehen, wenn diese ihren Geschäf-ten nach gingen oder deren Konkurrenz dafür umso heftiger auf die Finger zu schauen. So jemand zog natürlich den Ärger an wie ein Honigtopf die Fliegen. Und diese Fliegen waren es, um die sich Hem immer häufiger kümmern sollte. Mal war es schnelles Wetwork, mal ein paar deutliche Worte. Auch die Bekanntschaft zu Jimmy hielt Samuel sich warm.
    Ansonsten verbrachte er viel Zeit damit, auf seiner Veranda zusitzen und Kurzgeschichten zu schrei-ben. Robert Wilson hatte bald einen Vertrag mit einem kleinen Verlagshaus, das sich auf die Vermark-tung von Kriminalromanen im spanischsprachigen Raum spezialisiert hatte. Samuel schrieb unter seinem Alter Ego Kriminalgeschichten, die zur Zeit der Amerikanischen Prohibition spielten. Seine Lieblingsfigur war ein aufrechter Polizist, der immer wieder vergebens versuchte, die Taten der Alko-holmafia zu bekämpfen. Er begann nun an einem richtigen Roman zu arbeiten, der diesen Kampf und die Korrumpierung eben jenes Polizisten zum Ende hin thematisieren würde.





    So. Gedanken, Ideen oder Kritik?

  • Gefällt mir sehr gut. - Nicht gerade das, was ich mir als Spielercharakter aussuchen würde, aber die Geschichte ist wirklich gelungen. Ich finde, man könnte sie statt als Charakterkonzept auch sehr gut als Kurzgeschichte - oder Einleitung einer längeren Story/Roman - sehen. Nur die vielen willkürlichen Worttrennungen mit Trennstrichen mitten in der Zeile stören etwas.