Spieler vs. Charakter

  • "DARKWATER" schrieb:

    Ich entscheide mich für die erste Möglichkeit. Ich selbst sein mache ich schon lange genug. Da möchte ich nicht noch ein paar Charaktere, die alle mehr oder weniger denken wie ich...


    Mein Char hat eine andere Einstellung und Denkensweise als ich, trotzdem gibt es Situationen wo ich entscheide und andere wo er entscheidet. Ein bisschen "ich" steckt meiner Meinung nach in jedem Char. (Den letzten Satz bitte nicht zu wörtlich nehmen)


    dX

  • "Chephren" schrieb:

    Ich finde die Moralvorstellungen eurer Charaktere recht amüsant.
    Einerseits ist es euch absolut zuwider eine Vergewaltigung zu begehen, (Nicht dass ich das jetzt gut fände) aber andererseits tötet ihr mal so eben 10 Wachen, 3 Penner, 2 Angestellte des Kons und und und ....
    Irgendwie passt das nicht zusammen.


    Da fragt man sich nur, warum auch in unserer realen Welt im Knast Vergewaltiger und Kinderschänder generell schlechte Karten haben, während Mörder je nach Hintergrund / Umständen der Tat keineswegs gemieden bzw. unterdrückt / drangsaliert werden.
    Selbst die Täter machen offensichtlich moralische Unterscheidungen hinsichtltich der Auswirkungen ihrer Taten.
    Auch unsere Gesellschaft tut das. Wegen eines normalen Mordes habe ich bisher wenige nach der Todesstrafe schreien hören, sondern immer nur auf Lebenslänglich mit Sicherheitsverwahrung. Bei Vergewaltigern und insbesondere Kinderschändern hört man diese Forderungen dagegen deutlich öfter (auch wenn die Juristische Realität dann noch befremdlicher ist, weil keine dieser Taten überhaupt mit einer lebenslänglichen Haftstrafe belegt ist, sondern erst der meist ebenfalls damit verbundene Tötungsakt zu so einem Urteil führt).
    Von daher ist die dargetsllte Moralität der Charaktere eher "normal", denn komisch oder widersprüchlich ...

  • Jupp, Indianer...


    Das mag dann aber an unserer kaputten und medienverseuchten Landschaft liegen, dass wir sogar in der wirklichen Welt Probleme mit unserem Urteilsvermögen haben.


    Ein Wort zur Todesstrafe:
    Die ist was für Texaner, und sollte es auch bleiben. Leute mit Hirn töten keine anderen Menschen, egal was sie angestellt haben. Lebenslang einsperren muss reichen, wenn wir uns nicht früher oder später (eher früher...) selber ins Mittelalter zurückwerfen wollen.


    @ DantoX
    Das kleine "Ich" in jedem Charakter ist durchaus vorhanden. Es wird aber geringer und unbedeutender, je erfahrener und phantasievoller der Spieler des Charakters ist. (Wer weiss, vielleicht ist das kleine "Ich" ja sogar das, was einen dazu veranlasst, seinen Charakter zu mögen. Oh, mein Gott, Sigmund F. wäre stolz auf mich... :D )

    "Ich dachte immer, es gibt keine Draaaaaaaarrrrggggghhhh...!!!" (Letzte Worte eines Trolls vor seinem Feuertod...)

  • Naja vielleicht weicht meine Moral von der Masse ab, aber ich finde einen Mord schlimmer als eine Vergewaltigung. Ich lösche ein Leben aus, bei der anderen Tat beschädige ich die Seele/Gefühle/Stolz eines Menschen.
    Das eine ist absolut endgültig, das andere kann an u.U. nach einer gewissen Zeit wieder "in Ordnung" gebracht werden.
    (Das war jetzt die sehr vereinfachte Zusammenfassung)

  • Um eine ebenso vereinfachte Gegenposition zu beziehen:


    Nach dem Mord hat das Opfer keine Schmerzen, kein Leid mehr.
    Das Opfer einer Vergewaltigung dagegen schon. Es hat den Rest seines Lebens mit den Auswirkungen der Tat klarzukommen.
    Wessen Gewalt ist nun langfristiger wahrnehmbar für das direkte Opfer?
    Was sagt Deine Moralität zu diesem Phänomen?

  • Ich glaube mit Chars ist es so:
    Einen Char zu spielen, der mir zumindest in den moralen Vorstellungen und Werten ähnelt, ist leicht und angenehm. Man kann seine eigenen Werte als moralischen Kompass benutzen.
    Spiele ich aber einen Char, der eine andere moralische Ansicht hat als ich (Serienmörder, Vergewaltiger, ...) tue ich mir schwerer. Ich muss ernsthaft nachdenken, was mein Char tun würde, da mir sein Denken in gewisser Weise vollkommen fremd ist. Ich kann also nicht mehr "blind" reagieren, den Char leben, sondern muss ihn ernsthaft spielen. Man fühlt sich unwohl, da man in einer fremden "Haut" steckt.
    Meist führt das dazu, dass man entweder in das eigene Verhaltensmuster zurückfällt oder dass man den Char vollkommen übertrieben spielt, um nicht wieder ins alte Muster zurückzufallen.


    Insofern stimmt es schon, dass man selten bzw. gar nicht Chars spielt, die den eigenen moralischen Werten widersprechen.

    "Sea of living, sea of dying ... tired of both? ... call 555-NIRVANA, only 1.96$/min."

  • Heyho,


    ich denke, dass viele Leute auch deshalb eine Vergewaltigung als schlimmer oder genauso schlimm wie einen Mord einstufen, weil mit der heutigen Technik ein Mord einfach sehr schnell und auch sozusagen indirekt geschehen kann. Wird z. B. jemand erschossen, so kann das Opfer ja innerhalb von Sekundenbruchteilen tot sein und der Mörder kann ja auch hunderte Meter weit weg sein ohne dem Opfer jemals in die Augen geschaut zu haben.
    Eine Vergewaltigung hingegen dauert im Gegensatz dazu jedoch ewig lang und wird deshalb auch sicherlich von vielen als schlimmer angesehen.


    Naja, aber um zum Thema zu kommen;
    ich denke, dass man, wenn man einen Charakter spielt nicht seine eigenen Denkweisen abschalten kann. Man kann vielleicht einen Charakter mit anderen Moralvorstellungen spielen, auch wenn dieser Charakter dann vielleicht nicht so authentisch wirkt (ein Linker kann (wie bereits erwähnt wurde) sich wohl kaum so gut in einen Rechten reindenken, wie ein Rechter, der da schon jahrelange Erfahrung drin hat).
    Aber dennoch ist somit in jedem Charakter ein nicht unwesentlicher Teil von einem selbst drin, wenn auch nicht in den moralischen Vorstellungen.
    Wie gut dieser Charakter dann letztendlich gespielt wird hängt natürlich auch in starkem Maße vom Spieler ab (manche können halt besser Schauspielern als andere).


    So, das wars im großen und ganzen von mir.

  • Ich hab da den Punkt mit dem "nicht ausspielen von besonderen Grausamkeiten" irgendwo gelesen. (ist mir jetzt zu müssig, das zu zitieren, steht irgendwo erste Seite). Das ist mir auch des öfteren aufgefallen. Ansagen dieser Tat geht, aber ausführen und damit erst so richtig vergegenwärtigen nicht. Da kann der Spieler auch noch so erfahren sein (Spiele selbst seit 10 Jahren). Ist aber ein interessanter Punkt, ein Anzeichen dafür, das der Chars tatsächlich dinge tun kann, die sich der Spieler nichtmal vorstellen möchte.
    Bei so Sachen wie Vergewaltigung, etc. pp. ja noch recht einfach (Ich vergewaltige sie, dann geh ich Kaf trinken- als Spieler ausspruch) aber wie siehts denn da mit Rassismus aus? man kann ja wohl schlecht immer sagen :" Ich sach ihm was rassisch abwertendesund hau ihm dann aufs maul." Womit die Frage weiter nach hinten verschoben wäre : Kann ich etwas Beschreiben, was mir völlig zuwieder ist? (Klar kann ich, aber kann ich mich auch dabei wohlfühlen?)


    Zum Thema Mord: Für gewöhnlich tötet mein Char nur Leute, die bei ihrer Berufswahl davon ausgehen konnten, dass es irgendwann dazu kommen könnte. Ich würde nie jemanden Töten, weil mir seine Schuhe (nicht) gefallen.
    Obwohl ich mir da selbst zu bedenken geben muss, dass ich jetzt zum ersten mal nen GW spiele, und dessen Hintergrund nun wirklich düster ist, was das angeht. Andererseits habe ich auch da wieder festgestellt, dass ich das Wort töten oder ermorden geflissentlich nicht benutze, die Rede ist stattdessen von Beute erlegen oder Die Jagd zu Ende bringen, also auch da gestehe ich mir diese "faux-pas" nicht wirklich ein...
    Ein schwieriges Thema, wie ich finde, aber ich konnte aus dem, was die anderen geschrieben haben schon echt gut was rausholen, hat mir also schon weitergeholfen bis hierhin...
    na mal sehen wies weitergeht.... :popcorn:

    Ich bin nicht die Signatur.... ich mach hier nur Sauber.

  • "Johnny Rico" schrieb:

    Ich würde nie jemanden Töten, weil mir seine Schuhe (nicht) gefallen.


    Ich glaube, für einen meiner Charaktere wäre das ein besserer Grund, als seine Hautfarbe, seine Haare, seine Gesinnung oder seine Religion ... :D


    "Waaaaaasss? Naaaaiiiiiiiikeeeee-Schuhe? Zieh Deine Treter aus, und bereite Dich auf Deinen Tod vor...!"



    Er ist nämlich ehemaliger psychopathisch veranlagter Schuhverkäufer aus den UCAS...

    "Ich dachte immer, es gibt keine Draaaaaaaarrrrggggghhhh...!!!" (Letzte Worte eines Trolls vor seinem Feuertod...)

  • In Chicago war er im Knast, aufgewachsen in DC... 8)


    Was war das gemeinste, das einer eurer Charakter getan hat? Ich meine jetzt von eurer Warte aus! (Ausufernde Gewalt oder dergleichen wollte ich jetzt nicht heraufbeschwören. Ich wollte bloss mal sehen, ob ich mich auch gleich als Psycho werten kann, oder ob meine Rollenspielaktionen im Rahmen des alltäglichen RPG-Alltags liegen...)


    Ich fang da mal an: Wir haben einmal zu sechst ein Flugzeug entführt - eine Passagiermaschine mit knapp 200 Menschen an Bord. Die Sicherheitsleute platt zu machen und die Maschine in unsere Gewalt zu bringen war eigentlich einfach. Wir hatten den Befehl, die Schüssel zu einer Karibikinsel zu fliegen, wo man uns und die Ladung schon erwartete: Ein Ferrari von 1978 mit Drogen im Wert von 3.000.000 NY in die Rücksitzlehne eingearbeitet.
    Dummerweise hatten wir ein paar Problems mit der Luftabwehr der UCAS, die uns dann auch ein Loch in den linken Tragflächentank geschossen hatten.
    Um es abzukürzen: Der Sprit reichte nur noch, wenn wir mindestens 1 Tonne Gewicht loswürden. Nichts einfacher als das, dachten wir. Hinten ist bestimmt genug Gepäck, dass wir abwerfen können. Das inzwischen alle Passagiere von unseren zwei Trollen in den hinteren Laderaum geschafft wurden, hat bis zu dem Zeitpunkt keiner gewusst.
    Wir gingen also in den Steigflug über und unsere zwei IQ-Monster Rob und Dildo öffneten die hintere Frachtluke.
    Daraufhin haben wir innerhalb weniger Sekunden 200 Passagiere, ca. 1,5 Tonnen Gewicht, einen rassigen Oldtimer und 3.000.000 NY in Form von Angel Dust verloren.
    Meine Gruppe befindet sich bis heute auf der Flucht vor Jemen Robotics...


    (Ironischerweise haben wir dieses Abenteuer 2 Wochen vor dem Absturz der Tupolew gespielt. Es gibt nix grausameres als die Realität selbst...)

    "Ich dachte immer, es gibt keine Draaaaaaaarrrrggggghhhh...!!!" (Letzte Worte eines Trolls vor seinem Feuertod...)

  • Aber da kann man euch doch eigentlich keinen Vorwurf draus machen, immerhin wusstet ihr ja nx von den Passagieren :D (So würde ich das gewissen meines Chars reinwaschen :D )
    An Gemeinheiten haben wir aber auch viel zu bieten, die meisten beginnen mit :" Sehen sie, ich hab keine Ahnung, wie das hier funktioniert, aber ich bin gewillt es rauszufinden..."
    Von Massenmord oder ähnlichem konnten wir bisher aber immer absehen, gab auch nie nur den Hauch einer Notwendigkeit dafür. Dafür sind wir aber gute Foltermeister... :twisted:
    Mein Gewissen beruhige ich damit, das wir auch nur echte W****er quälen. (kinderschänder und vergewaltiger, um nochmal draufzurückzukommen)


    Anderes Thema:
    Warum Mord akzeptierter ist als Vergewaltigung o.Ä.? Ich denke, das liegt an der Nachvollziehbarkeit der Gründe. Mord geschieht wohl meistens aus Geldgier, im weitesten Sinne. Geldgier an sich ist OK, scheint sogar ne Volkskrankheit zu sein. Viele Vergewaltiger und ganz besonders Kinderschänder handeln aber aus bloß der Lust am Quälen heraus (Wie der Prozess in Aachen, der letzte Woche zu Ende ging, zeigt), das stößt dann doch die meisten Menschen ab.
    Der Wunsch nach Geld ist legitim, und sogar antrainiert, oft sogar von den eigenen Eltern, immer aber von den Medien. (Werbung weckt den Wunsch nach Produkten, um die zu stillen, brauch ich Geld), Die Lust am Quälen oder nach Gewalt ist aber ein Nono, auch das lernen wir bereits von Kindesbeinen an (Ich erinnere mich an härteste Sanktionen, bereits im Kindergarten fürs Haareziehen. :D )

    Ich bin nicht die Signatur.... ich mach hier nur Sauber.

  • Ich hab nen Mitspieler, der mir sagt daß ich ein paar Leute Umbringen soll (Zeugen) und dann aus dem Raum geht weil dar Char es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann. :bad-words:

  • Um noch mal auf das eigentliche Thema zurückzukommen:


    Ich habe mir überlegt wieso es (zumindest für viele) einfacher ist, einen Menschen zu erschießen, als zu vergewaltigen.


    1. Alltäglichkeitsfaktor
    Es gibt pro Tag min 150 Tote im Fernsehen, die erschossen werden


    2. Helden töten ab und zu jemanden. Helden vergewaltigen aber niemanden!
    Bsp.: In Rambo u.ä. Filmen erschießt der "Held" reihenweise Leute, aber habt ihr mal einen Filmheld eine Frau vergewaltigen sehen? Ich glaube das sich so ein Verhalten einprägt.


    3. Schießen ist einfacher !
    Bsp.: Ein Mann steht vor einer Person und richtet die Waffe auf sie. Die einzige Bewegung die er machen muss: seinen Zeigefinger 2cm bewegen.
    Ein Mann steht vor einer Frau und ist scharf auf sie. Die Vergewaltigung ist viel mehr als nur 2cm Zeigefingerbewegung.


    4. Schießen geht schneller!
    Meistens ist nach 10 sec. alles vorbei. Einer (oder mehrere) Schüsse, das Opfer bricht zusammen, röchelt noch mal... aus !!!!!
    Eine Vergewaltigung geht länger, das Opfer lebt noch, schreit und wehrt sich! Die Tat geht länger und man ist länger direkt damit konfrontiert.


    5. "Menschlichkeit"?
    Viele Menschen treten ohne zu denken auf eine Biene, Wespe, Schnecke oder sonst was. Nur wenige zertreten eine Maus o.ä. wieso, die Maus kann schreien (quiecken). Sie kann ihrem Schmerz Ausdruck verleihen. Ein Insekt nicht.
    Ein erschossener sagt nicht viel, er schreit vielleicht, aber wenn er schreit ist es zu spät, man kann nichts mehr tun. Das Opfer einer Vergewaltigung schreit und weint, man kann aufhören.....



    :wink: Sorry das es schon wieder ein so langer Text geworden ist. Aber ich wollte das einfach mal sagen, denn irgendwie bringt mich dieser Thread ins grübeln...

    Ich liebe den Geruch von Napalm -
    es riecht nach Sieg !!!

  • Gute psychologische Betrachtung. Insbesondere den letzten Faktor würde ich für wichtig halten: man könnte jederzeit aufhören und der Frau helfen, aber man tut es nicht, soll heißen man hat schon die Schockreaktion, die evt. auf einen "schnellen Mord" folgen würde überwunden.

    .../|\
    ....|
    ....|
    .... \_ So seh ich das


    Wenn ihr tut, was ich will, werde ich tun, was ich will

  • Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber glaubt ihr ernsthaft das sexuelle Nötigungen seltener sind als Morde und andere Gewaltverbrechen? Ganz im Gegenteil. Für viele Täter ist es scheinbar einfacher einem anderen Menschen sexuelle Gewalt anzutun, als ihn umzubringen. Das drückt sich zumindest in der Häufigkeit solcher Vorkomnisse und der Dunkelziffer aus. Die Dunkelziffer von Schusswaffenmorden ist verschwindend gering gegen die gewaltige Zahl sexueller Gewalttaten.


    Jemanden ohne Notsituation zu ermorden ist nichts anderes als jemanden zu vergewaltigen, zusammenzuschlagen, oder sonstwie schwer zu misshandeln.


    Es gibt Leute die das eine tun, das andere jedoch nicht und trotzdem sagt das nichts über ihre Sozialisierung aus. So ist denn eine schwere sexuelle Nötigung auch vom Strafmaß her meisst weniger schwerwiegend als ein Mord ohne vorangegangene Zusatzgewalt.


    Ohnehin sind solche Verbrechen kaum zu vergleichen. Die meissten Morde und Totschlagshandlungen finden im Afekt und/oder unter hohem emotionalen Druck statt.


    Was Menschen davon abhällt solche Verbrechen zu begehen ist ihre Sozialkonditionierung. Wenn die versagt und im schlimmsten Fall dann auch noch Streßsituationen dazukommen hat das nichts mehr mit Alltäglichkeitsfaktoren, Hollywood, oder Ausführungskomplexität zu tun.


    Natürlich ist es technisch einfacher eine Schusswaffe einzusetzen mit dem Ziel zu verletzen, als einen Menschen sexuell zu misshandeln, aber eine Schusswaffe einzusetzen mit der Intention jemanden zu ermorden ist kein wirklich anderes Kaliber. Für das Ergebniss ist die Intention des Täters nicht entscheidend, aber für die psychologische Betrachtung sieht das anders aus.


    Faszinierenderweise sind es ja sogar meisst die gleichen Mechanismen unserer Natur die zu solchen Vorkomnissen führen. Selbsterhaltungstrieb, der sich auch im Sexualtrieb äussert, sowie Habgier (auch zu finden in der Kontrollsucht vieler Sexualverbrecher) und Zorn (gegen sich selbst, das Opfer, die Gesellschaft, die eigene Sexualität...).


    Am Ende sind es die Regeln unserer Gesellschaft, die uns binden. Das ist die bereits erwähnte Sozialkonditionierung. Sobald diese Regeln wegfallen, im schlimmsten Falle nicht durch Abwesenheitsumstände, sondern sogar durch kompletten Ordnungskollaps, drehen selbst normale Menschen plötzlich frei und benehmen sich wie die Tiere. Die grossen Kriege dieses Jahrhunderts haben das sehr anschaulich demonstriert.


    Im übrigen zeigen Erkenntnisse aus diversen Kriegsgebieten in Mittel- und Südamerika, sowie in Afrika und Asien das sexuelle Gewalt viel einfacher fällt als Mord. Viele Kindersoldaten haben weniger Schwierigkeiten mit ihrer ersten (aktiven) Vergewaltigung als mit ihrem ersten Mord. Das ist auch der Grund warum die Rekrutierungstechniken der meissten Warlords und entsprechender Guerilla zuerst die Tötungshemmungen brechen. Das geschieht meisst durch Gewalt, nicht selten sexueller Natur, gegen das Frischfleisch. Verschleppte Mädchen werden erst vergewaltigt und misshandelt, dann gibt man ihnen eine Waffe und lässt sie einen Gefangenen hinrichten. Der Prozess der dabei abläuft lenkt Aggressionen und Ängste auf das Opfer um und bildet über die sozialen Schutzfunktionen der Opfer-Täter eine neudefinition des Schuld- und Zugehörigkeitsgefühls.


    IMO ist das ein sehr gewichtiges Thema und sehr viele Rollenspieler die ich kennenlernte hatten mir solchen Themen alleine schon in der Theorie grosse Probleme. Sollten meine Ausführungen und Erörterungen also irgendjemandem zu weit gehen, sage er es bitte. Ach ja, sorry das es so lang geworden ist. :wink:

  • "VOID" schrieb:

    Für viele Täter ist es scheinbar einfacher einem anderen Menschen sexuelle Gewalt anzutun, als ihn umzubringen. Das drückt sich zumindest in der Häufigkeit solcher Vorkomnisse und der Dunkelziffer aus. Die Dunkelziffer von Schusswaffenmorden ist verschwindend gering gegen die gewaltige Zahl sexueller Gewalttaten.


    Stimmt, aber in den USA gibt es ja "St. Bush" und "St. Heston". Die beiden sorgen schon dafür, dass der Nachschub an Feuerwaffen in ihrem Land niemals zum Stoppen kommt, sprich die Dunkelziffer der Schusswaffenopfer immer weiter und weiter steigt...


    Aber dank grossangelegter Mediengewaltkampagnen, Reality-Shows und Live-Übertragungen von irgendwelchen Verbrechen werden die Menschen auch dahingehend abgestumpft. Wie vorher schon von jemandem gesagt wurde, die Medien sind neben der Erziehung der gewichtigste und vielleicht der unauffälligste Faktor.


    Wenn ich als kleines Kind meiner Schwester einen Tritt in den Hintern gegeben habe, standen sofort meine Eltern hinter mir und zogen meine Ohren lang. (Gott Sei Dank nicht so oft, ansonsten würde ich aussehen wie ein Löwenzahnfresser...) Aber die (nicht nur...) unterschwellige Gewalt in den Medien erreicht so viele Kinder, und nur die wenigsten Eltern achten ein wenig darauf, was ihre Kinder sehen.


    Vielleicht weil sie auch davon ausgehen, dass das Fernsehen staatlich kontrolliert und zensiert wird, um sicher zu gehen, dass keine für Kinder oder Jugendliche gefährlichen Sendungen zu den Zeiten ausgestrahlt werden, an denen Kinder Zugang zum TV haben. Dass die Kinder nicht nachts um 2.00 noch fernsehen, dafür sind wohl die Eltern verantwortlich, aber für den Rest interessieren sie sich nicht.


    Gerade das "Parken" der Kinder vor dem Fernseher ist es, was sie schädigt. Gerade hier bekommt man ziellos Gedankengut und Meinungen reingepresst. Meist sind diese noch mit dem Hintergedanken an Profit und Einschaltquoten gebildet. (Werbeartikel werden verfälscht und schöngeredet, man suggeriert den Zuschauer, dass man genau "DIESE" Sendung nicht verpassen darf. In unseren tollen Pseudo-Reportagen, die am Abend immer ausgestrahlt werden, kommen auch nur Einschaltquoten-trächtige und subjektive Berichte zustande. Aber jetzt schweife ich ab...)


    Zum Thema Mord und Vergewaltigen:
    Ich denke, VOID hat mit seinen Ausführungen durchaus Recht. Ein Schuss ist sofort vorbei, die Ausführung einer Vergewaltigung wohl nicht. Aber meiner Meinung nach gibt es einen Punkt im Kopf, wo man sich selber recht gibt, und die vorgenommene Tat bestätigt, also soz. die Hemmschwelle. Leute die vergewaltigen, müssen auch diese Grenze im Kopf und in ihren Gefühlen erst einmal überwinden. Aber am Grundsatz ändert es relativ wenig. Deswegen gibt es bei keinem Verbrechen meiner Meinung nach so etwas wie Affekt.


    Solange man nicht total auf Drugs oder Alk unterwegs ist, (ich meine wirklich so, dass die natürlichen Instinkte und der Verstand weitestgehend ausser Funktion gesetzt sind...) hat man immer eine Vorstellung von seiner Tat. Jemand, der eine Knarre in der Hand hat und abdrückt, der macht das nicht, ohne darüber nachzudenken, was das Ding in seiner Hand bewirkt. Wer kennt nicht die berühmten Zwiegespräche zwischen der guten Seele, der bösen Seele und der Mischung aus beiden (die Person selbst)?


    Beispiel:


    Engel: Das kannst Du doch nicht machen. Er ist ein Mensch...
    Teufel: Scheiss drauf, der kerl ist ein Penner! Mach ihn endlich kalt...
    Gewissen: Verdammt, ich kann ihn doch nicht einfach abknallen!


    Engel: Nur weil er ein Idiot ist, hast Du nicht das Recht ihn kaltzumachen.
    Teufel: Gerade weil er ein Idiot ist, und Dich mit Deiner Freundin betrogen hat, würde ich ihn umlegen...
    Gewissen: Meine Freundin... Sie und ER, ER und sie, grrrrrrrrr.....


    Engel: Das ist keine Lösung für Deine Probleme. Es wird nix ändern...
    Teufel: Er muss büssen, Du musst ihn ja nicht leiden lassen. Knall ihn einfach ab, das ist schnell, billig und effektiv...
    Gewissen: Ja, stimmt, er müsste nich leiden, das wäre human...


    Engel: Und wenn es nun Dein Bruder wäre, und nicht irgendein Idiot...?
    Teufel: Denk doch nur an Deine Freundin, und an die Schmerzen, die DU wegen diesem Typen erleiden musstest. Wie er Dich hintergangen hat, und wie er Dich hinter Deinem Rücken auslacht.
    Gewissen: Ein Bruder würde mich niemals auslachen, und auch nicht mein Mädchen nehmen!


    Engel: Sie hat Dich genauso hintergangen...
    Teufel: Ach was, sie ist doch im Endeffekt nur Opfer der Umstände und vor allem ein Opfer von ihm. Schiess endlich, es ist ganz einfach und danach können wir drei endlich nach Hause gehen...
    Gewissen: Es ist ganz einfach, er hat recht...


    PANG!

    "Ich dachte immer, es gibt keine Draaaaaaaarrrrggggghhhh...!!!" (Letzte Worte eines Trolls vor seinem Feuertod...)

  • Also wenn meine Frau mich mit einem anderen betrügen würde und wenn ich irre genug wäre deswegen jemanden umzulegen, dann würde ich meine Freundin umlegen und nicht den anderen. :twisted:


    Der hat schlieslich nur das getan, was ich auch schon getan habe und was 90% aller Männer vollkommen normal finden. Nen Ring ignoriert. :wink:


    Natürlich alles unter der mehrfachen "Wenn"-Prämisse. :angel: