Hallo Community,
Zuerst habe ich den Thread über unsterbliche Elfen als SCs gelesen, dann den über die geistige Entwicklung bei langlebigen Völkern. Was mir auffällt: Warum geht ihr davon aus das ältere Charaktere automatisch mehr Karmapunkte haben müssen zum Spielstart als jüngere damit sie realistisch darstellbar sind? Ich rede hier nicht von den IEs (was bedeutet das eigentlich? Immortal Elves? Wieso hier eine englische Abk. bei Gestaltwandler aber eine Deutsche?) und möchte diese Diskussion nicht wieder aufflammen lassen. Nein ich rede hier von Charakteren (Elfen oder Zwergen) die z.B. 2011 geboren wurden oder den Spikebabies.
Ich denke das kommt vor allem auf die Hintergrundgeschichte an. Wenn jemand sagt er war seit den 2030gern Shadowrunner, dann würden die 400BP ganz sicher nicht den 40 Jahren Runnererfahrung entsprechen. Wenn man das erstellen eines Charakters betrachtet muss man sich über eines klar werden: Ein 400BP Charakter hat gleich zu Beginn seiner Zeit als SC ein Powerlevel welches die meisten "normalen" Metamenschen im Laufe ihres Lebens nicht erreichen werden. Ich persönlich gehe davon aus, dass die meisten dieser Charaktere bereits Runs hinter sich haben oder eine verdammt gute Ausbildung haben, denn oft erreichen ihre Werte Höhen die militärischer Elite entsprechen. Ein Fertigkeitswert von 3 entspricht schon einem Profi und 4 einem Veteran. Was wenn man 40 Jahre ein eher durchschnittliches Leben geführt hat bevor man in die Schatten gezwungen wurde? Ja, vermutlich muss man mehr Punkte in Wissensfertigkeiten investieren oder auch mehr regionales Hintergrundwissen welches möglicherweise nicht durch Wissensfertigkeiten ausgedrückt wird haben und dieses vorbereiten. Man hat sich der Herausforderung zu stellen einen gewissen Weisheitsgrad zu demonstrieren den man in seinen 69 Jahren erworben hat (wobei Alter heißt nicht immer Weisheit) aber auch dies wird weniger durch Werte als durch Rollenspiel ausgedrückt. Und nur weil man 40 Jahre lang im selben Job gearbeitet hat, heißt es nicht dass man gut darin wird. Lasst es mich erklären:
Ich weiß das viele verschiedene Lernkonzepte existieren und unterschiedliche Menschen auf unterschiedliche Weisen lernen, gefördert von ihrer Schulbildung. Nach der 10. Klasse bin ich damals von einem Gymnasium auf ein Oberstufenzentrum gegangen um dort die Gymnasiale Oberstufe zu absolvieren und ein Abitur anzustreben in dem es mir möglich ist Informationstechnik als eins meiner Leistungsfächer haben. Aber nicht alle meiner Klassenkameraden waren von Gymnasien, es gab auch einige von Realschulen. In der 11. Klasse gab es einige unterschiede zwischen Realschülern und Gymnasiasten, nämlich die Art wie sie gewohnt waren zu lernen. Gymnasiasten kamen mit einem kreativen Lernansatz besser klar während Realschüler mit faktisch basiertem Lernen besser klarkamen. Und ich rede hier nicht von Unterschieden in der Intelligenz, ich glaube eh nicht daran, dass etwas wie ein IQ viel aussagt. Der Unterschied war, wie diese beiden Gruppen gelernt haben zu lernen. Der Unterschied verblasste dann auch über die 12. und 13. Klasse.
Worauf ich hinaus will? (Das frage ich mich auch manchmal...) Ich denke, aus meiner persönlichen Erfahrung, dass man am besten lernt, wenn man herausgefordert wird (ein Konzept welches ich als „Growth in the face of adversity“ bezeichne). D.h., es kommt auf den Beruf an den man vor der Spielzeit hatte, ob entsprechende Fertigkeitswerte realistisch sind. Als Sekretär wird man auch mit 40 Jahren Berufserfahrung nicht zum Super- oder Ultrasekretär der seine Sekretärfähigkeiten auf >6 steigern konnte. Man wird vermutlich höchstens das Fertigkeitslevel 4 erreicht haben, auch wenn 3 wahrscheinlicher klingt. Der Wachstum wird einfach nicht gefördert.
Oder nehmen wir mal meinen neusten Charakter: Eine 28 Jahre alte Elfenbanshee Sozialadeptin, welche ja wegen Punkteknappheit recht wenig Fertigkeiten auf einem niedrigen Level hat (Überreden 4, Beschatten 3, Pistolen 3, ein paar wenige 2 und 1 Werte), obwohl sie 7 Jahre bei einem Konzern als Undercover Personenschützerin gearbeitet hat. Wie oft glaubt ihr musste sie ihre Fähigkeiten in diesem Job einsetzen? Naja.. an Überreden 4 sieht man dass sie oft vorgeben musste wer anders zu sein, wobei ihre Adeptinnenkräfte dies weitaus weniger herausfordernd gemacht haben. Und wie oft kam es zum Kampf? Das zu schützende Ziel wurde nicht wöchentlich, nicht monatlich und auch nicht jährlich angegriffen. Sondern in den 7 Jahren versuchte EINE einzige Gruppe dieses Ziel zu kidnappen. (Hm... vielleicht sollte ich Pistolen eher auf 2 packen... aber ich schreibe das mal der Ausbildung zu)
Außerdem muss man Bedenken, dass man als normaler Metamensch in seinem Berufsleben einen gewissen Grad der Spezialisierung eingeht. Als Shadowrunner ist eine solche Spezialisierung allerdings eher kontraproduktiv. Ein schon länger lebender Charakter der dem Shadowrunner Leben erst spät beigetreten ist wird vermutlich ein weniger breites Spektrum an Aktionsfertigkeiten besitzen als ein junger Charakter der früh ins Shadowrunner Leben eingestiegen ist. Es ist sogar eine Herausforderung für den älteren Charakter dieses Spektrum an Fähigkeiten zu erreichen. „Man kann einem alten Hund keine neuen Tricks beibringen“ hat weniger mit dem Alter, als mit der Fülle der aufgenommenen Erfahrung zu tun. Man denkt auf festgefügten Bahnen und hat es schwer auf neue Konzepte umzudenken.
Nun ja, jedenfalls ist dies meine persönliche Meinung zu dem Thema. Wenn ihr das anders seht, dann antwortet mir doch bitte mit einer ausformulierten Begründung, ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.
Mit freundlichen Grüßen
Maly