Railroading und andere Verbrechen

  • "Starfox" schrieb:

    Wenn die Runner in einem Flugzeug operieren, sollte klar sein, dass man keine Splitterhandgranate einsetzt.


    Das ist kaum ein passender Vergleich. Es ist hier immer noch die freie Entcheidung des Spielers, welche Fähigkeiten und Gadgets er einsetzen kann.


    Zitat


    Sonst kommt es mir schon so vor, als würden hier einige dafür plädieren, dass der SL eigentlich nichts anders machen kann, als immer brav den gleichen, "fairen" Run, bei dem alle Optionen gleichwertig sind, präsentieren.


    Der ideale Run bietet in der Tat jedem Archetypen und jedem Spielertypen seinen großen Auftritt, wo er glänzen und ansonsten die Gruppe unterstützen kann.


    Zitat


    Was für Gegenmassnahmen hat der "Headshot" Fan wenn es wie ein Unfall aussehen soll? Was für Gegenmassnahmen hat der Combat Bike Spezialist wenn der Run auf einem Schiff oder in einem Flugzeug spielt?


    Headshotfan ist nichts anderes als ein sehr guter Schütze, was heißt, er kann noch auf genügend andere Weise Dinge erschießen/zerstören. Combat Bike ist kein klassicher Archetyp, genausowenig wie der Masseur oder der Eisverkäufer. Falls er ein Rigger sein soll: viel Spaß mit Kampfrohnen.


    "Finarfin" schrieb:


    Hauptrailroadingproblem besteht hier ja darin, dass


    Essenzverlust und Cyberscanner recht schnell die Buchse entdecken ... wenn natürlich der Magier nicht gerade dadurch noch einen Punkt Magie verliert oder der Samurai deswegen tot umkippt. Und vor allem: was machst Du, wenn sich der Charakter nicht so einfach gefangen nehmen läßt? Weil er zb ein vorsichtiger Charakter ist oder gut würfelt?


    Zitat


    ich als SL also festsetzen muss, dass die Entführung geklappt hat.


    Nunja ...


    Zitat


    Uups, was vergessen:
    Wie würdet Ihr euch fühlen, wenn eure Charaktere in solch einen Plot gerieten? Wäre der Willkürliche Eingriff zu Anfang für euch o.K. (die Essenzprobleme für Magier mal außen vor, da suche ich noch nach einer Lösung ...), oder unzumutbar?


    Ich hatte einen gleichartigen Run für meine Gruppe geleitet. Hier war es allerdings eine freiwillige Teilnahme an einem ASIST-VR-Programm für einen Runnerfilm. Überflüssig zu sagen, daß dieser Run allgemein als einer der schlechtesten Runs aller Zeiten angesehen worden ist. Wohlgemerkt, nicht wegen der eigentlichen Umsetzung, die schien sogar ganz gut zu sein, sondern eben wegen exakt dieser Railroading-Komponente. Stichwort "Danke, daß ich zusehen durfte, wie Du meinen Charakter spielst."


    Der Spielleiter schaffst einen Rahmen. Die Spieler füllen diesen Rahmen mit ihren EIGENEN Entscheidungen. Der Spielleiter greift nicht einfach in die Entscheidungen des Spielers ein, sondern läßt die Welt nur reagieren.


    In einem Film oder in einem Roman mag das anders aussehen, dort legt ja der jeweilige Autor jeden Protagonisten und jeden Antagonisten und jede ihrer Handlungen fest ... in einem Rollenspiel ist das anders.


    Zitat


    dass die Runner als Belohnung von einem Kon kostenlose medizinische Versorgung o.ä. erhalten (Implantate, Zugang zu einer Delta-Klinik, Sanatorium gegen Essenz/Magie-Verlust bei Magiern <sagen sie zumindest>)


    Das scheitert daran, daß die Spieler sehr wohl merken, wenn Du eine Belohnung weit über Deinem normalen Niveau bietest ... dann nämlich ist sowohl den Charakteren als auch den Spielern klar, daß Du nicht vorhast, sie zu bezahlen. Auch Spielleiter / Johnsons haben so ihre bekannten Eigenarten: ist die Bezahlung zu hoch, wird sie zu 99% nicht ausgezahlt und der Run ist eine Falle. ;-)


    "Lubber" schrieb:


    Dies geht absolut nur mit vorher fragen und Spieler die sich darauf einlassen.


    /sign


    "Grey Ice" schrieb:


    Hier würde ich mir etwaige Modifikatoren durch Filtersysteme o.ä. der Runner vorher rausschreiben und dann einfach nur Konsti-Proben von denen verlangen.


    Und dann hat einer die entsprechenden Nano-Systeme implantiert. ^^


    "SirDrow" schrieb:


    Der Magier sollte natürlich erst merken das seine Magie schwächer geworden ist,


    Ach, ist das so natürlich?


    SYL

  • "doc damnij" schrieb:


    Genauso könnte der SL akzeptieren, dass gewisse Plots nicht gefragt sind. Dann könnte der SL, auch ohne ein Computer zu sein, seine Plots passend zur Spielerschaft entwickeln.


    Kommt immer darauf an, was noch übrig ist. Wenn nur absolut "faire" Runs möglich sind, in denen alle Fertigkeiten und Pläne funktionieren, dann wird wohl nicht jeder SL das so leiten wollen.


    "doc damnij" schrieb:


    Sich durchchecken zu lassen, wenn man in nem Konzernkrankenhaus aufwacht, ohne ne Ahnung, wie man da hin gekommen ist, hat nichts mit Paranoia (im Sinne von krankhaft) zu tun.


    Nein, aber zu erwarten, dass das dann auch 100-% funktioniert, und man alle Eventualitäten in Betracht gezogen hat, geht dann etwas zu weit. Wie gesagt, ich war mal so ein Spieler, der immer alle Register gezogen hat, um ja jede Falle oder jeden Fehler auszuschliessen. Die Runs wurden dann auch recht eintönig, und die SL wohl etwas eingeschüchtert vom ganzen "und für den Fall, dass der Kerl uns eine Falle stellen will, machen wir noch dies, und das, und wenn dies dort verdächtig aussieht, dann folgt das" etc. etc.. Rückblickend war es mehr passiv-agressives "SL, tu das nicht!" Gehabe als Ausspielen des SC.

  • "apple" schrieb:

    Das ist kaum ein passender Vergleich. Es ist hier immer noch die freie Entcheidung des Spielers, welche Fähigkeiten und Gadgets er einsetzen kann.


    Naja, wenn die freie Entscheidung sich auf "Jag Dich selbst in die Luft, oder überleb" beschränkt, dann ist es nicht wirklich eine Option.


    "apple" schrieb:

    Der ideale Run bietet in der Tat jedem Archetypen und jedem Spielertypen seinen großen Auftritt, wo er glänzen und ansonsten die Gruppe unterstützen kann.


    Naja, ausser one-trick ponies haben die meisten Charaktere mehr als nur eine Fertigkeit, um zu glänzen. Wenn man eine davon einschrönkt oder eliminiert, eliminiert man nicht den ganzen SC.


    "apple" schrieb:

    Headshotfan ist nichts anderes als ein sehr guter Schütze, was heißt, er kann noch auf genügend andere Weise Dinge erschießen/zerstören. Combat Bike ist kein klassicher Archetyp, genausowenig wie der Masseur oder der Eisverkäufer. Falls er ein Rigger sein soll: viel Spaß mit Kampfrohnen.


    Das ist ja genau das, was ich meine: Nur weil etwas nicht funktioniert, ist der SC noch lange nicht nutzlos.

  • "Starfox" schrieb:


    Naja, wenn die freie Entscheidung sich auf "Jag Dich selbst in die Luft, oder überleb" beschränkt, dann ist es nicht wirklich eine Option.


    Vielleicht habe ich mich nicht ganz verständlich ausgedrückt: Du präsentierst eine Situation, es obliegt den Spielern, wie sie darauf reagieren. Das ist ok. Was zweifelhaft ist: Du präsentierst eine Situation, schränkst direkt oder verbietest als Vorgabe spezifische Fähigkeiten ein, wo die Spieler nur die Wahl zwischen "Akzeptieren oder nach Hause gehen" haben, so daß am Ende die Spieler gar nicht erst entscheiden können, außer sie wollen gar nicht erst spielen, sondern lieber ins Kino gehen.


    Es ist ein immens großer Unterschied zwischen "Hier herrscht Hintergrundstrahlung 5, was machst Du?" und "Sorry, aber wenn Du hier astrale Spionage einsetzt in meinem Run, gehe ich nach Hause, basta."


    Zitat


    Naja, ausser one-trick ponies haben die meisten Charaktere mehr als nur eine Fertigkeit, um zu glänzen. Wenn man
    eine davon einschrönkt oder eliminiert, eliminiert man nicht den ganzen SC.


    Das ist korrekt. Das Entscheidende ist: schränkst Du per Spielleiter dikret direkt die Kraft/Fähigkeit ein, oder präsentierst Du eine Situation, wo *ungünstig* wäre, diese Fähigkeit einzusetzen. Denn im letzteren Falle hätte der Spieler immer noch die volle Freiheit ... mit den entsprechenden Konsequenzen. Und ganz ehrlich: eine der grßen Faszinationen eines Pen&Pepaer-Rollenspieles liegt doch gerade in der Freiheit des Charakters und der Welt drin, aufeinander sinnvoll zu reagieren und nicht wie in einem Computerspiel festgeskriptet zu sein.


    SYL

  • "apple" schrieb:

    Und dann hat einer die entsprechenden Nano-Systeme implantiert. ^^


    Tja, da dürfte sich dann ein Spieler über seine enorm kluge Investition wund freuen, während der SL mittlerweile drauf und dran ist, sich ne Alternative einfallen zu lassen.


    Das ist das Risiko, was der Schmitt in dem Fall auch IP hat: Ein schöner Plan trifft Feindkontakt. Wie Schmitt dann improvisiert, ist dann ne interessante Sache. Bestimmt hat Schmitt in so einem Fall einen Plan B in der Hinterhand. So ein Risiko lässt sich eigentlich nur durch pures Railroading 100%ig ausschalten, was hier im Forum vermutlich wenige Befürworter findet.

    Alle meine Postings (Fragen & Hinweise) beziehen sich im Normalfall immer auf Shadowrun 4.

    "Irian" schrieb:

    "Nur weil du auch Shadowrun spielst, spielen wir noch lange nicht das gleiche Spiel!"

  • Ganz ehrlich: solche Runs können, wenn sie mit Fingerspitzengefühl umgesetzt werden, durchaus ziemlich cool sein. Allerdings hat nicht jeder Spielleiter wirklich so viel Fingerspitzengefühl, ohne daß die Augenbrauen beim Spieler verdächtig zucken. Ergo: kommt Zeit, kommt Run, sprich die Situation sollte man nicht zwangsweise herbeiführen, sondern einfach im Laufe der Abenteuer einfach bei passender Gelegenheit einfließen lassen. So ist nichts erzwungen, sondern alles durch die Handlungen der Charaktere ermöglicht worden.


    Ansonsten: Spezialkampagne, mit den Spielern absprechen, Batman Trick anwenden, anfangen. Das dürfte, vernünftige Spieler(leiter) und gegenseitiges Vertrauen vorausgesetzt, immer noch die beste Lösung sein.


    SYL

  • "doc damnij" schrieb:


    Würde zumindest in meiner Gruppe nicht funktionieren.
    Nach dem Ausbruch würden die Chars direkt zum Straßendoc ihrer Wahl gehen und sich durchchecken lassen. (Halloho Konzern-Krankenhaus :wink: ). Das würden sie vermutlich auch machen, wenn sie zu Hause oder an irgend einem neutralen Punkt aufwachen.
    Und wenn der Chip dafür sorgt, dass sie dergleichen nicht tun, ist die Überraschung für die Spieler schon verdorben.


    Also als Konzerndoc weiss ich wohl das ein intensiver Scan oder eine Astraluntersuchung den Chip entdecken könnte.
    Hey da kam hier jeder drauf und das in weniger als 1h. Da wird ein Doc/Kon welcher solch ein Projekt seit monaten plant wohl auch daran denken.
    Meine Spontane und eindeutige Lösung ist ein "Selbstverteidigungsmechanismus".
    Der Chip hängt ja eh schon tief in der Persönlichkeit und an den Erinnerungen. Es gibt genügend Beispiele in denen so ein Chip "sich selber auslöst".
    Sprich: Der Doc setzt gerade an: "Also ich habe bei ihnen diese diese diese und...." und der Runner wacht blutbeschmiert vor der Praxis auf.
    Oder aufwendiger aber "heimlicher":
    Runner planen zu ihrem DOC zwecks untersuchung zu fahren. Kommen bei ihm an und sehen das er ermordet wurde. Sie durchsuchen die Prakis und finden ein verstecktes Überwachungssystem. Auf den Aufnahmen sind ie Mörder klar zu erkennen. Die sehen aus wie wir selber?!?! Sind wir geclont worden?
    Hm wieso haben wir 2h für die 30 min fahrt zum Doc gebraucht? Na weil ALLE Ampeln Rot waren und dieser riesen Stau auf der Interstate 5.... Erinnerst du dich nicht mehr? Da war Stau? Ich hab auf meinem internen Comlink "Das leben der Tausendfüssler" geguckt und das Zeitgefühl verloren.....
    Gegen den Teammagier kann man aber nicht viel machen. Ausser: Deltaware. Also ne menge Erfolge nötig.


    MfG SirDrow

    Albert Einstein: "Es gibt zwei Dinge die unendlich sind: Das Universum und die Dummheit der Menschen. Aber beim Universum bin ich mir nicht so sicher.

  • "Rotbart van Dainig" schrieb:


    Der Unterschied liegt im 'eventuell'.


    Wenn also eine Chance auf Ansteckung mit der astralen Grippe besteht, dann ist sie in Ordnung? Weil der Char in seiner Wohnung bleiben kann, nicht öffentliche Orte aufsucht und wenn er es doch tut, einen Pathogen-Resistenz-Wurf ablegen darf?
    Er also aus seiner Entscheidung heraus sich etwas davor schützen kann?


    Ansonsten gibt es hier zwei Meinungen:
    Einmal das Dogma, dass die Spieler allein die Entscheidungsgewalt haben und entsprechend nur dann ein Handicap bekommen dürfen, wenn sie es sich selbst eingebrockt haben oder zumindestens davor weglaufen können (in was einer Form auch immer)
    Und einmal die Meinung, dass ma als SL auch Handicaps verteilen kann, wenn man der Meinung ist, dass es in die Geschichte passt.


    Scheint mir sehr festgefahren zu sein, die Sache. Wohl auch, weil es eine grundsätzliche Haltung zum Rollenspiel, zum Spieler-SL-Verhältnis und zum SL-SC-Verhältnis berührt.

  • Zitat

    Ok, jetzt fängt es langsam an, zu ner riesigen Weltverschwörung auszuarten, wo schnell zu viel "Die wussten, dass ihr das tun würdet" vorkommen kann.


    Das sollte natürlich vermieden werden: wenn der Doc den Chip (und den Datenfilter entdeckt), dann ist das eben so (es sei denn, der Doc war es, der den Chip eingesetzt hat, dann kann man sich auch die Schattenklinik sparen). Dann bleibt immer noch das wieso zu klären, ebenso haben wir ja noch die implantierten Erinnerungen, die kein Doc mal eben entdeckt, also bleibt noch genug zu tun. Ich gehe davon aus, dass die Runner erst dann aus der Klinik entlassen werden, nachdem sie schon einen Run gratis erledigt haben, bevor die Handlung beginnt. OP-> Geheimer Run -> Erinnerung manipulieren -> Entlassen -> Spielsitzung beginnt.


    Zitat

    "Danke, daß ich zusehen durfte, wie Du meinen Charakter spielst."


    Genau das passiert ja bei meiner Idee nicht, weil alles unter fremden Einfluss bereits geschehen ist und ohne Wissen der Spieler. Die Charaktere stellen lediglich fest, DASS es passiert ist und wehren sich dagegen (also Chip entfernen, Erinnerungen wiederherstellen, Rache üben ...). Niemand schaut zu, wie der SL beschreibt, was der Charakter gerade macht. Sobald der Abend anfängt, lenken die Spieler ihre Charaktere selbst.


    Zitat

    Der Spielleiter greift nicht einfach in die Entscheidungen des Spielers ein, sondern läßt die Welt nur reagieren.


    Das bleibt ja gewahrt.


    Zitat

    Das scheitert daran, daß die Spieler sehr wohl merken, wenn Du eine Belohnung weit über Deinem normalen Niveau bietest ...


    Die Belohnung muss ja nicht über dem Niveau liegen. Die SCs bekommen einmaligen Zugang zu einer Klinik, bezahlen müssen sie die Ware selbst.



    Zitat

    Das ist das Risiko, was der Schmitt in dem Fall auch IP hat: Ein schöner Plan trifft Feindkontakt. Wie Schmitt dann improvisiert, ist dann ne interessante Sache.


    Eben, mit den geheimen Implantaten schüfe ich ja auch nur einen Rahmen, auf den die Spieler dann in freier Entscheidung reagieren. Auf die Reaktionen der Spieler muss ich dann improvisierend reagieren, wie Herr Schmitt auf die Reaktionen der Charaktere reagiert. Im Prinzip hat das Railroading zwischen den Spielsitzungen stattgefunden, währenddessen findet keines statt.


    Zitat

    Ergo: kommt Zeit, kommt Run, sprich die Situation sollte man nicht zwangsweise herbeiführen, sondern einfach im Laufe der Abenteuer einfach bei passender Gelegenheit einfließen lassen. So ist nichts erzwungen, sondern alles durch die Handlungen der Charaktere ermöglicht worden.


    So habe ich es mittlerweile vor. Ein Run gegen die AG-Chemie. Sollte ein Charakter angeschossen werden oder in die Kamera lächeln, hat der Konzern die Spur aufgenommen, früher oder später findet der Konzern via Beinarbeit heraus, wer ihn bestohlen hat. Bei einem späteren Run landen die Runner früher oder später sowieso alle bei BuMoNA (da liegen die ja jetzt auch alle ... mal wieder ...), und danach beginnt der Spaß. Für die Rache bietet es sich ja an, die Sache zu personalisieren: mit dem Ursprungsrun sind die Runner EINEM AGC-Exec auf die Füße getreten, und DER ist der Schurke, ER lässt die Chips einbauen, ER hintergeht die Runner, an IHM wird Rache geübt.

  • "Finarfin" schrieb:


    Sobald der Abend anfängt, lenken die Spieler ihre Charaktere selbst.


    Das war auch am Anfang bei meinem Abenteuer der Fall ... der Kommentar kam am Ende. Railroading ist Railroading, egal ob es jetzt zwischen oder während des Abenteuers geschieht. Es geht hier um die prinzipielle Einstellung, mit Gewalt und Zwang einen gewünschen Plot durchzudrücken.


    SYL

  • "Mastyrial" schrieb:

    Wenn also eine Chance auf Ansteckung mit der astralen Grippe besteht, dann ist sie in Ordnung? Weil der Char in seiner Wohnung bleiben kann, nicht öffentliche Orte aufsucht und wenn er es doch tut, einen Pathogen-Resistenz-Wurf ablegen darf?
    Er also aus seiner Entscheidung heraus sich etwas davor schützen kann?


    Es gibt Regeln zu magische Krankheiten - insofern genau das.

    In a free society, diversity is not disorder. Debate is not strife. And dissent is not revolution.

    George W. Bush

    And while no one condones looting, on the other hand one can understand the pent-up feelings that may result from decades of repression and people who've had members of their family killed by that regime, for them to be taking their feelings out on that regime.

    Donald Rumsfeld

  • "Finarfin" schrieb:

    Inwiefern schaut denn der Spieler nur zu, wenn er seinen Charakter selbst in freier Entscheidung lenkt?


    Wenn ich das richtig sehe, geht es apple um die freie Wahl der Freiheit. Sprich: Es gibt keine wirklich sinnvollen Alternativen im Plot. Wenn du einen Charakter handeln lässt als SL, selbst wenn das außerhalb der Spielrunden passiert, dann wird das wohl von den meisten Spielern sehr kritisch aufgenommen.
    So wie hier im vorliegenden Fall: So ad hoc würde ich mir das nicht gefallen lassen. Mein SC ist kein NSC, den der SL einfach so kontrollieren/mit ihm machen kann, was er will. Selbst wenn ich ihn gerade nicht spiele, zB weil ich im Urlaub bin oder bestimmte Handlungen für einen Plot nötig sind. Wenn man mit dem Spieler vorher darüber spricht, ist das natürlich etwas anderes.

    Band of Runners - Dramatis personae


    "Never use a metaphor, simile, or other figure of speech which you are used to seeing in print. Never use a long word where a short one will do."
    - Eric Arthur Blair(1903-1950), in: "Politics and the English Language"


  • Klingt für mich alles etwas überkompliziert. Und hat nach wie vor dasselbe Konfliktpotential.
    1. Der SL spielt meinen Char, da er (nicht ich) Entscheidungen/Aktionen für ihn festgelegt hat.
    2. Warum kann ich nicht anschließend zum nächsten mietbaren Doc und/oder Magier gehen und (jetzt mit Begründung) spezifisch und so genau, wie mein Geld es hergibt, nach Spuren von bewustseinsverändernden Behandlungen suchen lassen?
    3. Da die Lösung des 'Was' (wurde mit uns gemacht) sich da den meisten Spielern im wesentlichen schon eröffnett hat und das 'Wie' vermutlich nicht mehr lange auf sich warten lässt (es sei denn, der SL fährt fort, den SCs weiter Handlungen aufs Auge zu drücken, also die Charaktere anstelle der Spieler zu spielen), bleibt nur noch das 'Wer'. Und da verkommt das Abenteuer zu einer simplen Rachegeschichte, die keinesfalls den Preis von Esssenzverlust und Verlust einer bis mehrerer Straßendoc-Connections rechtfertigt (IMO)

    "As the sagest of sages have said: Not attempt to male-bovine defecate unto a male-bovine defecator!"
    -the fusion-phallused violator of worlds
    "Oil the squids, I'm going in!"
    -the dreaded captain Fang

  • "Finarfin" schrieb:


    Das verstehe ich jetzt irgendwie nicht:
    Inwiefern schaut denn der Spieler nur zu, wenn er seinen Charakter selbst in freier Entscheidung lenkt?


    Solange Du von vorneherein festlegst, daß die Charaktere geheime Implantate haben, Gedächnisschwund/Manipulation, wenn Du Entscheidungen der Charaktere/Spieler voraussetzt etc, ist es Railroading und der spieler schauht mal mehr, mal weniger zu.


    Wenn es sich aufgrund der Entscheidungen der *Spieler* (und nicht des Spielleiters) glaubwürdig so ergibt, daß alle betäubt auf dem OP-Tisch eines Konzerns liegen, dann, und nur dann, kann man darüber nachdenken, die Chip-Schiene zu fahren, vorher nicht ... und selbst dann würde ich aufgrund der Essenzmechanik als Spielleiter davor zurüchschrecken, denn selbst 0,1 Essenzveränderung kann ein Charakterkonzept töten (im wahrsten Sinne des Wortes, zb bei stark modifzierten Straßensamurais).


    Spieler agieren, Spielleiter reagieren. Nicht umgekehrt. Siehe auch unten den Zusatz von Doc.


    SYL

  • "apple" schrieb:

    ... und selbst dann würde ich aufgrund der Essenzmechanik als Spielleiter davor zurüchschrecken, denn selbst 0,1 Essenzveränderung kann ein Charakterkonzept töten (im wahrsten Sinne des Wortes, zb bei stark modifzierten Straßensamurais).


    ZB bei meinem aktuellen Charakter, der zwar noch reichlich Essenz hat (2Kommairgendwas) würde mich als Spieler das maßlos stören, da ich eigendlich schon ne Liste noch geplanter Implantate aufgestellt habe (bleibt am Schluss genau 0,01).


    "apple" schrieb:

    Spieler agieren, Spielleiter reagieren. Nicht umgekehrt.


    Zumindest, was SCs angeht (solte man zur Sicherheit dazu schreiben).

    "As the sagest of sages have said: Not attempt to male-bovine defecate unto a male-bovine defecator!"
    -the fusion-phallused violator of worlds
    "Oil the squids, I'm going in!"
    -the dreaded captain Fang

  • "doc damnij" schrieb:


    Zumindest, was SCs angeht (solte man zur Sicherheit dazu schreiben).


    Ja, natürlich.


    Logischerweise bereitet der Spielleiter eine Szene oder ein Szenario vor, auf das dann die Spieler anfangs reagieren, später agieren ... bzw später wechselt es einfach, weil beide Seiten gleichzeitig agieren und reagieren => Interaktion. ;-)


    SYL

  • "doc damnij" schrieb:

    Klingt für mich alles etwas überkompliziert. Und hat nach wie vor dasselbe Konfliktpotential.
    1. Der SL spielt meinen Char, da er (nicht ich) Entscheidungen/Aktionen für ihn festgelegt hat.
    2. Warum kann ich nicht anschließend zum nächsten mietbaren Doc und/oder Magier gehen und (jetzt mit Begründung) spezifisch und so genau, wie mein Geld es hergibt, nach Spuren von bewustseinsverändernden Behandlungen suchen lassen?
    3. Da die Lösung des 'Was' (wurde mit uns gemacht) sich da den meisten Spielern im wesentlichen schon eröffnett hat und das 'Wie' vermutlich nicht mehr lange auf sich warten lässt (es sei denn, der SL fährt fort, den SCs weiter Handlungen aufs Auge zu drücken, also die Charaktere anstelle der Spieler zu spielen), bleibt nur noch das 'Wer'. Und da verkommt das Abenteuer zu einer simplen Rachegeschichte, die keinesfalls den Preis von Esssenzverlust und Verlust einer bis mehrerer Straßendoc-Connections rechtfertigt (IMO)


    1. Ja der SL spielt den Char. Aber Aufgrund von etwas das die Spieler "verbockt" haben. Das hat so ein Implantat nunmal an sich.
    2. Du kannst anschliessend zum nächsten Doc gehen. Doch wenn du selber daran denkst dich auf fremde Cyberware untersuchen zu lassen, übernimmt der Chip mal wieder und verindert dass du dich untersuchen lässt.
    3. Das "Was" muss nicht so offensichtlich sein. Es kann viele Ursachen im SR Universum haben. Kommt auf die "Verpackung" an. Wenn du das als SL so platt beschreibst wie es hier steht, werden deine Runner die Antwort nach 1 min haben. Wenn du es aber noch was ausschmückst... Nachrichten über:
    - Shedim, welche Magier bewohnen
    - ein Cyberoc welcher von einem Junky auf offener Strasse gerippt wurde um seine Medikamente zu stehlen.
    - Ein Leck in einer AGC Fabrik, bei dem eventuell bewusstseinsverändernde Chemikalien ins Trinkwasser gelangt sein könnten.


    Und schon denken deine Runner in eine ganz andere Richtung.


    Ein Racherun wird es dennoch werden. Und Kolatteralschäden an Essenz, connections, Stolz, Ehre und Strassenruf wird es definitiv geben. Doch SR ist nunmal oft Schmutzig und Abartig.
    Wenn die Spieler einfach so Famielienväter abknallen, welche einen ehrlichen Beruf gewählt haben als Konzerngardist (dein Freund und Helfer) sollen sie sich nicht wundern wenn ein grosser dicker Konzern keinerlei Skrupel mit SINlosen hat. Und bei mir können die Spieler auch mal alles verlieren. Die Betonung liegt hier auf "sie KÖNNEN"!! Es heisst nicht "sie verlieren regelmässig" und auch nicht "sie verlieren öfter"!! Doch ich schliesse solche Runs nicht aus. Und meine Spieler wissen das. Wenn jemand mit ner Panther ankommt WISSEN meine Spieler, das ein Treffer aus dieser Wumme den eigenen Arm kosten kann!! Ein 10 Kästchen Schaden bedeutet noch etwas.
    Und einem Konzern komplett ausgeliefert zu sein ist noch ne Nummer grässlicher als eine einfache Panther.



    "apple" schrieb:


    Spieler agieren, Spielleiter reagieren. Nicht umgekehrt.


    Veto!
    Spielleiter und damit NSCs agieren als erstes! Johnson (ein NPC) gibt Auftrag. NPCs haben Sicherheitssystem konzipiert und gebaut. NPCs haben geforscht/etwas erfunden. NPCs haben als Gang XYZ gemacht.
    NPCs jagen Runner! Runner reagieren.


    etc.


    Zitat

    Logischerweise bereitet der Spielleiter eine Szene oder ein Szenario vor, auf das dann die Spieler anfangs reagieren, später agieren ... bzw später wechselt es einfach, weil beide Seiten gleichzeitig agieren und reagieren => Interaktion.


    SYL


    Damit bin ich einverstanden. ^^


    Wir hatten doch hier so nen schönen Thread über "NPCs und SCs gleich behandeln". Das gilt auch andersrum. Und damit kann auch ein NPC agieren und die Runner reagieren! Das sowas weniger Spielspass bringt KANN sein (muss nicht).
    Doch wir spielen ShadowRun und nicht "GlücksbärchiRun". Runner können und werden getötet, verstümmelt, beraubt und benutzt. Wer das nicht will kann P,P&P spielen, oder Barbie.


    Das klingt jetzt sehr hart. So hart bin ich als SL normal nicht. Ich Versuche ausgeglichen zu sein! Den Runnern kann gutes passieren und sie erhalten bspw. die gewünschte Cyberware einfacher als gedacht. Es kann ihnen aber auch schlechtes passieren und sie verlieren Connections, Körperteile oder Ausrüstung.


    MfG SirDrow

    Albert Einstein: "Es gibt zwei Dinge die unendlich sind: Das Universum und die Dummheit der Menschen. Aber beim Universum bin ich mir nicht so sicher.

  • "SirDrow" schrieb:


    Ein Racherun wird es dennoch werden. Und Kolatteralschäden an Essenz, connections, Stolz, Ehre und Strassenruf wird es definitiv geben. Doch SR ist nunmal oft Schmutzig und Abartig.


    Essenz würde ich nach wie vor davon ausklammern: alle anderen Faktoren sind rollenspielerische Faktoren, die nach belieben verändert werden können, nach oben und nach unten. Das gleiche gilt für Schäden. Essenz ist *statisch* und killt regeltechnische Charakterkonzepte, wenn man es falsch angeht. Man kann Essenzschäden nicht nit Schäden am Straßenrauf gleichsetzen. Essenz ist permanent und Charakterkonzepte könne im wahrsten Sinne des Wortes an 0,1 Essenz hängen. Vorsätzlich damit einem Spieler damit das Charakteronzept zu vermiesen (am besten noch per Railroading, weil man einfach festlegt, daß der Charakter urplötzlich eine Chipbuchse hat), hinterläßt dann einen pelzigen Geschmack beim Spieler ... und das ist für den Gruppenspaß kaum gut.


    SYL

  • Zitat

    Solange Du von vorneherein festlegst, daß die Charaktere geheime Implantate haben, Gedächnisschwund/Manipulation, wenn Du Entscheidungen der Charaktere/Spieler voraussetzt etc, ist es Railroading und der spieler schauht mal mehr, mal weniger zu.


    Bei Dingen, die in seiner Abwesenheit geschehen kann der Spieler nicht zuschauen: er ist ja nicht da, er sieht nichts, damit kann er nicht schauen.


    Zitat

    ... und selbst dann würde ich aufgrund der Essenzmechanik als Spielleiter davor zurüchschrecken, denn selbst 0,1 Essenzveränderung kann ein Charakterkonzept töten (im wahrsten Sinne des Wortes, zb bei stark modifzierten Straßensamurais).


    Da sehe ich insofern nicht das Problem, als nach M&M die Essenzkosten je nach Qualität des Arztes ohnehin variieren und die alten Slots neu belegt werden können (ich gehe mal davon aus, die die Runner sich den Krempel wieder ausbauen lassen). Das muss nicht mit einem langfristigen Essenzverlust des Charakters enden; gerade, wenn ich als SL den Spielern 0,2 – 0,4 Pkte. Verlust eingebaut habe, wäre ich umso bereiter zu sagen, dass z.B. die neuen Talentleitungen genau in diese Essenzlücken reinpassen. Eine solche Essenzkostenerstattung bei späteren Einbauten würde ich dem Fall garantieren.
    Für Magier überlege ich, sollte durch das Implantat der Magiewert sinken, die Karmakosten für die nächste Initiation zu senken, um das ganze wieder auszugleichen. Da diese nicht nur einen Magiepunkt, sondern auch eine Initiatenkraft bringt, sollte das fair sein, ich liebäugle gerade mit halben Kosten.


    Zitat

    2. Du kannst anschliessend zum nächsten Doc gehen. Doch wenn du selber daran denkst dich auf fremde Cyberware untersuchen zu lassen, übernimmt der Chip mal wieder und verindert dass du dich untersuchen lässt.


    Das muss noch nicht einmal sein, denn wenn die Charaktere schnell herausfinden, was passiert ist, dann haben sie es allemal verdient, die Scheiße wieder loszuwerden, die der Kon ihnen ans Bein gepappt hat.


    Zitat

    Spieler agieren, Spielleiter reagieren. Nicht umgekehrt.


    Das kann so laufen, aber es muss nicht. Das ist von Runde zu Runde unterschiedlich. Anhand der Rückmeldungen aus meiner Runde zu diesem Thema geht der Tenor bisher eher dahin, dass der SL eine Geschichte präsentiert, auf die die Spieler reagieren.
    Nach dieser Rückmeldung ist jedes Railroading akzeptabel, dass diese Handlung/Geschichte in Gang bringt, solange es plausibel ist.


    Zitat

    Logischerweise bereitet der Spielleiter eine Szene oder ein Szenario vor, auf das dann die Spieler anfangs reagieren,


    Genau das ist doch die geheime Implantatsache: die erste Aktion des SL, der den Stein ins Rollen bringt.