Mehr Ehre in den Schatten

  • An anderer Stelle ( http://www.sr-nexus.de/bb/sind…ole-klasse--t5482-30.html ) wurde über den Mangel an Ehre bei modernen Straßensamurai geredet. Da sich das ganze ausweitet dachte ich, ich mache mal nen Extra-Thread dafür auf.


    Ich spiele aktuell einen Char, der sich durchaus an einen Kodex hält (Mimikry hat ihn in dem anderen Thread ja schon erwähnt).
    Es ist auch der Erste Char meinerseits, der sich selbst IP als Straßensamurai beszeichnet.
    Allerdings muss man da einfach Abstriche machen, um überlebensfähig zu sein.

    "As the sagest of sages have said: Not attempt to male-bovine defecate unto a male-bovine defecator!"
    -the fusion-phallused violator of worlds
    "Oil the squids, I'm going in!"
    -the dreaded captain Fang

    2 Mal editiert, zuletzt von doc damnij ()

  • Ich finde das Konzept der Ehre sehr interessant, zumal sich die Einstellung dazu in der Spielzeit ja wandeln kann.


    Blink zb ist HalbJapanerin und auch in Japan aufgewachsen. Sehr ehrbehaftet und traditionsbewusst. Bis sie dann aufgrund des exotischen Äusseren verkauft wurde und 'ausgebildet' wurde, Geschäftsleuten gute Stimmung zu verschaffen. :evil: Das hat ihr die Ehre gründlich ausgetrieben und nach einigen Wirren die sie in die ADL geführt haben, ist Ehre nur noch, das Blink ihr Wort hält. Alles andere, was vom Ziel abhält, ist ein zu beseitigendes Hindernis. Und Männer sind dann sowieso Schweine :twisted:


    Mein früherer Sammy war absolut ehrhaft. Freunden ist zu helfen, Kinder zu schützen und alten Leuten über die Strasse in den Bus zu helfen, wenn sie nicht eine Knarre in der Hand halten. Dann ist ihnen auf die Strasse zu helfen ..vor den Bus :twisted:

  • Ehre ist oft sehr spezifisch. Ich weiss nicht genau, was sich die Leute vorstellen, wenn sie von einem "ehrenhaften" Strassensamurai reden, aber man kann sehr viel tun und lassen, und irgendwo auf der Welt gilt das noch als ehrenhaft.

  • Na ja, ich nehme mal an, mit "ehrenhaft" ist in dem Fall das gemeint, dass sein Verhalten auch in DIESEM Teil der Welt, wo der Streetsam gerade aktiv ist als halbwegs "ehrenhaft" anerkannt wird.


    Zumindest von einem hinreichend großen Teil der Schatten und wohl auch der normalen Gesellschaft.


    Ich denke mal, Regeln wie
    - keine unnötigen Grausamkeiten
    - maßvolles Verhalten gegenüber dem Gegner/ Vermeiden von unnötigem Blutvergießen
    - Kollateralschäden vermeiden (das überschneidet sich natürlich etwas)
    - gewisse Kampfregeln
    - das Ablehnen von bestimmten Runs
    (sei es ein Anschlag, der zahllose Opfer fordert; "Beschaffungsruns" für Tamanous/ Menschenhändler etc.)
    - die Bereitschaft, einen gemachten Fehler wieder gutzumachen/ zu sühnen
    - Loyalität gegenüber den Chummern


    sind schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Ohne dass jetzt absolut zu setzen.


    Je nach dem können natürlich bestimmte Aspekte betont o. weggelassen werden, bzw. bestimmte "ethnische" Spielarten eingeführt werden.


    Ein japanisch geprägter Samurai unterscheidet sich sicher von ieinem indianischen.

  • Der Bushido-Kodex wurde IIRC größtenteils in der Edo-Ära verfasst, einer Zeit, die sich vor allem durch ein sehr friedliches Miteinander auszeichnete.
    Es ist ein eher philosophisches, als Praxisorientiertes Denken, denn so streng daran gehalten hat sich selbst damals kaum jemand.


    2070 für einen Berufsverbrecher ist dieser Kodex auch nur sehr bedingt anwendbar. Aber solche Ideen wie Treue zum eigenen Wort und gegenüber dem Auftraggeber gehören zu den Dingen, die immer noch anwendung finden können.
    IP folgt mein Char ner modernisierten Bushido-fassung, für die ich mir im Shadowtalk auch auf die Schnelle mal ne Weisheit ausgedacht habe:
    "Das Leben des Kriegers kommt seinem Schwert gleich.
    Führe es, wie den bedachten Schwung einer Klinge.
    Mit einer Balance zwischen der göttlichen Elleganz kriegerischer Erhabenheit und dem Tod der Vernunft"

    Darüber hinaus handelt mein Charakter noch nach anderen Prämissen.
    zB:
    - Niemals betrügen, aber Betrug vergelten (in Hinblick auf den Auftraggeber)
    - Wenn es einfacher ist zu töten, dann töte. (in Hinblick auf die Frage, wann man wen erschiessen sollte*)
    - Das eigene Wort ist bindend. Man gebe es nicht leichtfertig.
    - Erwarte niemals von anderem, deinen Weg zu folgen, aber versuche, ihren Weg zu kennen.
    - Gute und treue Mitstreiter sind ein starker Schild, doch der will verdient sein. (Loyalität und so)


    *Das hat kürzlich sogar zu Problemen mit dem Ex-Söldner unserer Gruppe geführt, der die Genfer Konventionen sehr ernst nimmt und deshalb verärgert war, dass ein gefangengenommener Hai-Schamane (Pirat) erschossen wurde.

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  • Nun ja, da der wohl ebenfalls "ehrenhaft" ist...


    Aber so ein Dilemma wundert mich nicht. Ich meine, ich weiß relativ wenig über den Verhaltenskodex der Samurai.


    Aber Gnade gegenüber dem Gegner (und natürlich auch sich selbst) gehört wohl nicht dazu...



    Wobei "Wenn es einfacher ist zu töten, dann töte" klingt wirklich nicht nach einer sehr beengenden Regel. Der folgen so verdammt viele...
    Sag doch lieber "wenn es angemessen ist zu töten, dann töte." Klingt irgendwie "ehrenhafter... :D

  • Auch wenn Ichs schon im Ki-Ad Thread erwähnte :)
    einer der besten Filme zu dem Thema ist ImO "Ghost Dog-The Way of the Samurai"
    und zu Codici :
    einige meiner Chars haben den Nachteil "Sense of Duty to friends"
    Solche,oder ähnliche, können einen StrassenSamurai definieren


    HougH!
    Medizinmann

  • Die anderen Prämissen hab ich gerade auf die Schnelle hingetippt.
    Sicherlich stehen die in Basilisks Neosamurai-Fibel etwas wohlklingender formuliert. :wink:


    Und naja, letztlich gibt sie sich Mühe, diesem Ideal zu folgen, aber das kann eben nicht immer klappen (ist ja auch nur ein Metamensch)


    Wichtig für Ehrenkodizes bei meinen Chars ist mir aber immer, dass sie introvertiert sind ("Ich soll"). Denn es gibt IMO wenig schlimmeres, als extrovertierte ("die anderen sollen, sonst muss ich"). (Jeder , der bei Starwars D6 mal von den Coyniten gehört hat, dürfte es verstehen können. Oder als griffigeres Beispiel: Hochlandtrolle bei ED).

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  • Na ja, ist doch irgendwie logisch.
    Wahre Ehre fängt zuerst einmal bei sich selber an.


    Wobei, ich finde es nur normal, wenn man auch etwas extrovertiert agiert. Jemand, der z. B. unnötige Grausamkeiten und so was wie Vergewaltigung etc. ablehnt, ist m. E. etwas fragwürdig, wenn er einfach zuließe, wenn andere das machen (ob nun andere SC oder NSC).
    Das kann natürlich zu gewissen Spannungen führen.


    Es ist sicherlich heuchlerisch, nur bei anderen Fehler zu suchen. Doch es ist m. E. erbärmlich, nur für sich selber zu haneldn, und ansonsten die Augen zu schließen.


    Nicht, dass es so etwas nicht auch gibt, oder es sogar ein interessantes psych. Phänomen/ rollenspielerische Herausforderung wäre (halt der Typ, der versucht selber "ehrenhaft" zu sein, in einer Gruppe/ Org., die nicht ehrenhaft ist).


    Ob mein Char ehrenhaft ist...
    Klar, er versucht "unnötige" Grausamkeiten, Folter und Tötungen zu vermeiden (natürlich auch wieder die Frage - was ist "notwendig").
    Er vermeidet Kolatteralschäden, ist loyal zu denen, die er zu seiner "Band of Brothers" zählen.
    Und greift gelegentlich auch mal ein, wenn er nicht bezahlt wird, aber es "richtig" ist.
    Aber das ist v. a. aus dem "Bauch" heraus entschieden. Kein fest formulierter Kanon...

  • OK, die meisten Kodizes sind wahrscheinlich extro- und introvertiert gleichzeitig. Aber man muss es ja nicht darauf anlegen. Bzw man kann einen wählen, der einem besser in den Kram passt. Und mache Kodizes, die ich mir so anhören musste im Laufe der zeit, waren eben kaum mehr als Aufhänger für Gewalt (eben ZB die ED-Hochlandtrolle).
    Daher bleib ich da lieber vorsichtig.

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  • "Ares" schrieb:

    Na ja, ist doch irgendwie logisch.
    Nicht, dass es so etwas nicht auch gibt, oder es sogar ein interessantes psych. Phänomen/ rollenspielerische Herausforderung wäre (halt der Typ, der versucht selber "ehrenhaft" zu sein, in einer Gruppe/ Org., die nicht ehrenhaft ist).
    .


    oO. Spielst Du in unserer Kampagne mit ?


    Genau das passiert gerade mit meiner Schamanin, die eigentlich sehr ehrenhaft ist, deren Ehre aber gerade torpediert wird durch finanzielle Anreize. Jemanden zu töten, dessen Ansichten sie eigentlich richtig findet. ( München Noir anyone ? .-)

  • Der 3fache Ehrenkodex der ED-Hochlandtrolle ist auch nicht fürs Spiel geeignet und wer sich den ausgedacht hat gehört ausgepeitscht :x
    da er nur dazu führt,den Troll gegen die Gruppe aufzubringen.
    Immerhin ist ein Rollenspiel etwas,das die Spieler zusammen machen sollten


    HougH!
    Medizinmann

  • Zitat

    oO. Spielst Du in unserer Kampagne mit ?


    Nö, aber solche Probleme sind doch sehr beliebt. Wobei es in diesem Fall ja weniger die Zwänge des Gehorsams und der Pflicht sind, die dich belasten, sondern die Verlockung des Geldes. :D


    Zu diesen ED-Hochlandtrolle kann ich nun wirklich nichts sagen... :?

  • "Ares" schrieb:


    Nö, aber solche Probleme sind doch sehr beliebt. Wobei es in diesem Fall ja weniger die Zwänge des Gehorsams und der Pflicht sind, die dich belasten, sondern die Verlockung des Geldes. :D


    Ja, aber nicht durch den Johnson. Einen Auftrag in der Art hätte Jade schlichtweg abgelehnt.


    Aber die Teammitglieder brauchen sie. Und sie hatte sich geweigert. Nun hat eines der Teammitglieder seinen Anteil angeboten, wenn sie doch mitmacht. Das war sowohl für mich als auch für Jade eine echt schwere Entscheidung.


    Das Geld alleine ist es nicht. Sondern der Gedanke, das das Teammitglied sogar bereit ist, ihren Anteil in die Waagschale zu werfen. Und dadurch eine Verpflichtung erzeugt.

  • Ich persönlich muß sagen, das der Einbau des Bushido-Kodex in SR teilweise schon arg überstrapaziert ist. Für mich klingen diese Bushido-Kodex-Verweise irgendwo Old-School, so nach SR 2-3.


    Aufgrund dieser Verweise bin ich aber mit dem Begriff Straßensamurai vorsichtig. Meine Chars verwenden für sich dann eher auch andere Begriffe, aus denen man gewisse Rückschlüsse ziehen kann. Meine Messerklaue ist ziemlich genau das, wonach es klingt - stark verchromt, käuflich und ohne moralische Skrupel, die ihm bekannt wären. Meine Söldner sind teilweise ähnlich verchromt, haben aber je nach Herkunft die moralischen Standards eines Soldaten (Genfer Konventionen etc), natürlich abhängig von ihrer Herkunft. Ein Söldner, der an der Elfenbeinküste Dienst geschoben hat, oder ein Soldat der Roten Armee aus dem polnischen Bürgerkrieg haben da andere Standpunkte bezgl. Moral wie ein ehemaliges Mitglied der 10.000 Dolche.

    Alle meine Postings (Fragen & Hinweise) beziehen sich im Normalfall immer auf Shadowrun 4.

    "Irian" schrieb:

    "Nur weil du auch Shadowrun spielst, spielen wir noch lange nicht das gleiche Spiel!"

  • "Grey Ice" schrieb:

    Ich persönlich muß sagen, das der Einbau des Bushido-Kodex in SR teilweise schon arg überstrapaziert ist. Für mich klingen diese Bushido-Kodex-Verweise irgendwo Old-School, so nach SR 2-3.


    Aufgrund dieser Verweise bin ich aber mit dem Begriff Straßensamurai vorsichtig. Meine Chars verwenden für sich dann eher auch andere Begriffe, aus denen man gewisse Rückschlüsse ziehen kann. Meine Messerklaue ist ziemlich genau das, wonach es klingt - stark verchromt, käuflich und ohne moralische Skrupel, die ihm bekannt wären.


    Ja, volle Zustimmung. Ich liebe den Begriff Gilette..und genau das ist Blink auch .-)


    Bushido hat in einer Welt wie SR eigentlich zumindest im westlichen Raum nix mehr zu suchen. Meiner Meinung nach :-)

  • Also wenn ich mir das so durchlese, und das mit meiner Gruppe vergleiche... Ich glaube einer von den dreien ist ehrenhaft (Und ich sag nun nicht welcher :P), der Rest ballert lieber, macht vor Kolleteralschäden nicht halt und würde lieber jemanden umbringen als Geld zu zahlen ^^ Wobei manches davon auch nur Sprüche von denen sind ^^ Bis auf das mit dem Kolleteralschaden und dem ballern :-D


    Ich selbst habe mir letztens einen Char zusammengestellt (der passenderweise KI Magier ist) der zwar Einbrecher ist und sehr gut mit dem Katana umgehen kann, Allerdings versucht, dieses so gut wie nie einzusetzen und auch eher versucht an den "Gegnern" Vorbei zu kommen ohne gesehen zu werden, oder sie mit Schockhandschuhen oder ähnliches zu betäuben.
    Er versucht genau das, was beschrieben wurde, wenige bis gar keine Metas töten, Kolleteralschaden so niedrig wie möglich halten und nach aussen hin ein sehr netter Mensch zu sein :)

    Starr mich nicht so an, ich bin auch nur eine Signatur

  • "The Lux" schrieb:


    Er versucht genau das, was beschrieben wurde, wenige bis gar keine Metas töten, Kolleteralschaden so niedrig wie möglich halten und nach aussen hin ein sehr netter Mensch zu sein :)


    Er ist also kein netter Mensch?


    Was das Konzept angeht, das ist cool.


    Ich habe etwas ähnliches, aber als Vollmagier ohne Kampfsonderfertigkeiten. Dieser Char der auch ein Einbrecher ist, lebt auch nach einer Art Kodex, dieser ist zwar nicht auf den Kampf ausgelegt, aber auf seine Gauerein. Nimm nur sachen an die auch eine Herausforderung sind ausser du bist blank, was er leider fast immer ist :D etc.


    Aber was Verchromte angeht, ist der ehrencodex mMn meist wirklich hinderlich. Das ist nicht nur im Fantasy Rollenspiel so auch beim Cyber-Punk. Sicher ab und zu kann es zu stimmigem Rollenspiel kommen aber meistens stößt der Spieler der den Kodex ausspielt immer wieder an Ecken die ihm das Spiel schwer machen.

  • Wieso sollte soetwas wie der Bushido seine wertigkeit verlieren? Es kommt aus meiner Sicht immer auf den Charakter an.


    Mein einer Charakter ist zum Beispiel ein lateinamerikanischer Ex-Soldat, Ork und das wird in seinem Auftreten mehr als deutlich. Er beleidigt einfach die ganze Welt und sieht dieses "Macho-Gehabe" zum Teil als Sympathiebekundung. Im Gegenzug würde er nie unbeteiligten Frauen oder Kindern etwas zu leide tun und auch für die Rettung eines Gruppenmitglieds sterben ... aufbrausend, Arschloch aber loyal.


    Mein zweiter Char, den ich gerade spiele, stammt aus eine Yakuza Familie. Dafür habe ich recherchiert und versucht diese Wesenszüge abzubilden. Zum Beispiel würde er nie schimpfwörter gebrauchen, noch übertrieben großspurig auftreten. Elegant, höflich, wenn es nicht anders geht tödlich.


    Man kann in SR sicher sehr leicht eine gewissenlose Klaue spielen, die ohne zu fragen jede noch so dreckige Arbeit übernimmt ... dabei kommt es sicherlich auf die persönlichen Vorlieben des Spielers an und seine Bereitschaft sich auf einen Charakter einzulassen. Dieses kann auch seinen Reiz haben. Diese wären aus meinem Selbstverständnis eher Ganger auch die Unterwelt ist facettenreich, dafür muss man nicht viel recherchieren, sondern einfach nur Filme schauen. :twisted:

  • Das hat aber alles mit Bushido wenig zu tun. Keine "Unschuldigen" zu töten, und drauf zu achten, dass das Blut nie höher als 15 cm steht - überspitzt ausgedrück - bedeutet erst mal nur, ein halbwegs anständiger Mensch zu sein. Mit Bushido hat das wenig zu tun.