James
Verstanden, Star Ende.
Ein Vorteil mehr.
Schliesslich hätten wir als ganzes Team wesentlich mehr Chancen als so.
Er kam also als letztes zu Kiowa, erzählte nochmal allen kurz von dem Gespräch und den Codewörtern die benutzt wurden, setzte sich und begann zuzuhören.
Tik
Kiki’ „Hangar“ befindet sich an der Nordseite Mompracens. Er war wohl mal ein mexikanischer Tanker – als es noch Mexiko gab. Im die Steuerbord-Stahlwände wurden Tore gebaut die sich mit einen undurchschaubaren Gewirr aus motorisierten Flaschenzügen öffnen lassen.
Durch die geöffneten Tore dringt Licht und frische Seeluft hinein und an Ende des improvisierten Kais aus Brettern und Platikfässern schwimmt die „Ratu Kidul“, eine alte Fiat Fokker Cloud Nine.
An einigen Stellen, die verdächtig nach platikverklebten Einschusslöchern aussehen, scheint frische weiße Farbe aufgetragen worden zu sein.
Kiki kommt Tik, Zion und Janus entgegen. Sein Lächeln wirkt fröhlich wie immer. Mit seinem bunten Batikhemd, den vielen Goldketten und der Sonnenbrille ist der Javaner ein ewiger Sunnyboy. Solange er fliegen kann ist er glücklich. Es kümmert den Schmuggler nicht was er transportiert. Ob es Drogen sind die Familien zerstören, oder Sprengstoff für Terroristen – egal! Das geht ihn nichts an. Was auf der Erde geschieht ist Allahs Wille. Und er ist schon lange wieder in der Luft und hat das Leid der Erde hinter sich gelassen.
Doch trotz seiner geschwätzigen Art kann man sich bei Kiki auf seine Diskretion verlassen.
Niemals wird Kiki sein Gesicht vergessen, als er sie damals am Strand von Miri abholte.
Aber er fragte nicht warum sie nackt und blutüberströmt war. Er fragte nicht wo Sirut und ihre 3 Kinder waren.
Er bot ihr damals eine javanische Zigarre an und fragte: „Wo soll es hingehen, kleine Tigerin.“
„Wo soll es hingehen, kleine Tigerin?“
„Sawadi ka. Khun Kiki. Wir wollen deine Dienste nicht lange in Anspruch nehmen. Nur ein kleiner Flug nach Gerampi rüber. Nun vielleicht nicht direkt zum Hafen. Ein ruhiger abgelegener Strand tut es auch.“
„Oh ein ruhiges Plätzchen an der Küste, kein Problem. Und wie es Allah in seiner grenzenlosen Weisheit vorhergesehen hat, muss ich diese Woche in Sumbawa etwas abholen also mach ich das gleich auf dem Rückweg. Ihr müsst als meine treuen Stammkunden darum nur den einfachen Flugpreis zahlen.“
Zion
Im Hangar angekommen stelle ich erst einmal meine Tasche hin. Sie ist relativ schwer und meine Schulter ist noch nicht perfekt in Schuss. Meinen Bogen und meine Pfeile bleiben auf dem Rücke, wo sie hingehören.
Hallo. Freut mich zu hören, Kiki.
„Grrr, hab ich schon gesagt wie sehr ich die Fliegerei hasse?“
„Ja Saudari. Immer und immer wieder.“ grinst Kiki und wirft den Motor an, der nach einigen stottern auch anspringt.
Der Propeller, der sich bei einer Fiat Fokker am Heck befindet kommt auf Touren und das Wasserflugzeug nimmt langsam, im Wellengang beunruhigend schaukelnd, Fahrt auf.
Im Laderaum hinter den Passagiersitzen poltern irgendwelche Kisten umher.
Janus zieht angewidert eine zerquetschte angefaulte Banane hervor.
„Drek, ich bin in das Ding da getreten. Lag unterm Sitz.“
„Hey, kein Problem! Kannste ruhig essen, Saudara. Kannste auch mal schauen ob die blöde Giftspinne noch da irgendwo rumkriecht? Oh es geht los:
LADIES und GENTLEMAN, Kapitän Kiki begrüßt Sie an Bord der Ratu Kidul. Das Rauchen brauchen Sie nicht einzustellen. Im Falle eines plötzlichen Druckabfalls in der Kabine öffnen sie die Klappen über sich, in denen Sie Flaschen mit echtem Tanduay-Rum finden. Trinken Sie erst selber einen Schluck und vergewissern sich danach ob auch ihr Nachbar genug zu trinken hat.
Im Falle einer Notwasserung liegen hinter Ihnen Paddel und ein altes Gummiboot bereit.
Einen Imbiss finden sie möglicherweise unter Ihren Sitzen, wie Janus eben. Kapitän Kiki wünscht ihnen einen angenehmen Flug!“
Damit hebt der Flieger erstaunlich elegant vom Boden ab und das schmutzige Mompracen ist bald nur noch ein dunkler rostiger Fleck im unendlichen Blau des Ozean.
Nach 2 bis 3 Flugstunden, die Tik wie 2 bis 3 Tage vorkommen, kommt erst im Osten die Küste von Sumba und dann nördlich die Küste von Sumbawa in Sicht.
Kiki stellt den Radiosender mit nervender pseudo-arabischer Popmusik leiser und geht in den Sinkflug. Da die stromlinienförmige Pilotenkanzel fast direkt aus Wasserhöhe ist hat man den Eindruck das Flugzeug würde gleich ins Wasser stürzen. Tik macht sich so klein wie möglich und schließt die Augen.
Mit lautem platschen setzt die Maschine auf und alle werden unsanft in die verschlissenen aber stabilen Gurte gepresst.
Tik atmet erleichtert die frische Meeresluft ein als Kiki die Luke an einem alten Holzkai öffnet auf den neugierige Kinder gelaufen kommen.
„So, wir sind an der Südküste, östlich von Wane. Gerampi befindet sich gleich auf der anderen Seite der Landzunge. Ihr wolltet doch unauffällig landen?
Das war hier mal eine Tauchschule von dem Erwachen. Jetzt leben hier nur noch ein paar Fischer.
Ich fliege dann weiter nach Bima, meine Fracht holen.“
Zion bedankt sich in seiner lakonischen Art für den guten Service und läd die Koffer mit der Ausrüstung ab.
Nachdem Kiki wieder abgefolgen ist, organisiert Janus überraschend schnell einen Pickup samt Fahrer. Der Großvater eines der Kinder lässt sich gegen eine willkommene Geldspende gerne überreden das komische Ausländerteam nach Gerampi zu fahren.
Nach knapp einer Stunde kommt die kleine Hafenstadt in Sicht. Und (nachdem Tik sich bei einer der allegegenwärtigen Garküchen an der Straße noch ein paar Sate-Ayam-Spieße gekauft hat) die SoS welche täuschend friedlich am Kai in der Sonne liegt.
Nurdi steht an der Reling und winkt.
ERZITTERT FEINDE! Das Pemburu-Team ist wiedervereinigt!!!
Zion
Auf der Anfahrt in den Hafen blicke ich mich sichernd um. Dann springe ich vom Pick Up und drücke dem Fahrer ein paar kleine Scheine in die Hand.
Dann mache ich mich samt meiner Ausrüstung an Bord.
Als mir Nurdi in Gesprächslautstärke gegenüber steht, meine ich:
Hi. Wir haben zu reden.
Dann zücke ich mein Handy, schließe ich den Datenleitungsscanner an und rufe Ka an.
Sinner :
Ka nimmt wie immer erst nach einer Weile ab, weil er - wie Zion aus eigener Erfahrung weiß - selten eine Hand frei hat, wenn er isst; und das ist schließlich meistens der Fall.
"Apa kabar, Zi?"
tönt es Zion entgegen, der wieder einmal erleben muss, dass Indonesier besessen sind von Abkürzungen, und einen Namen auch dann noch abkürzen, wenn er ohnehin nur wenige Buchstaben lang ist.
"Was kann ich für dich tun, mein bogenschießender Freund?"
Zion
Für einen kurzen Moment frage ich mich, was seine Abkürzung für jemanden wäre, der sich nur "Z" nennt.
Apa kabar, Ka. Wir haben Deinen Freund getroffen. Hatte etwas Ärger mit einigen Chinesen, aber hat sich schnell geklärt. Er hat uns dafür dann aber auch ne Menge faszinierendes berichtet. sieht so aus, als hättest Du mit Deiner Einschätzung mal wieder Gold richtig gelegen. Ich schicke es Dir.
Damit sende ich ihm die Fakten.
Ansonsten sind wir gerade zu unserem Bötchen, um den anderen Fisch zu angeln, an dem unsere Freunde schon dran waren. Bis wir das O.K. von Deinem Kollegen haben, stürzen wir uns erst mal auf den. Was den anderen Fisch angeht, wäre es toll, wenn wir wüssten, wo dessen Kollegen von der rot markierten Stelle finden könnten.
Damit spreche ich die von mir in der Nachricht rot unterstrichenen Darul Islam.
Sinner :
"Wusst ich's doch, dass mich mein Riecher nicht enttäuscht...
Nicht übel. Euer Freund scheint sich ja genau die richtigen Spielkameraden ausgesucht zu haben... [Kas Stimme lässt den Anflug eines rauchigen Lachens erkennen]
Ich werde mich sofort dran machen und mich melden, wenn ich etwas brauchbares aufgetrieben habe. Wie sieht's denn mit meiner Beteiligung aus? Bleibt es bei den üblichen 5%?"
Zion
Warum ein funktionierendes System ändern?
@Zion:
"Mein Reden. Also dann, ich melde mich."
Tik
Die Pemburu haben sich auf der Brücke versammelt. Tik sitzt im Lotussitz auf dem Boden und hat den Rücken an die Wand gelehnt.
Es fühlt sich gut an wieder auf der Star of Sumbawa zu sein. Tik fühlt sie unter Menschen nie wirklich zugehörig aber die Pemburu akzeptieren sie so wie sie ist. Egal was sie ist. Das genügt ihr.
Zion kommt dem Ideal des Jägers so nahe wie kaum ein Mensch den sie kennt.
Ganz anders Janus. Der große Elf redet so gut wie immer und erklärt gestikulierend was passiert ist und welche neue Optionen sich für das Team ergeben.
Nurdi ist da schon ehr auf ihrer Wellenlänge. Der Indonesier hat Respekt vor den allgegenwärtigen Dämonen den die Nicht-Asiaten des Teams nie verstehen werden. Er weiß was es heißt zu kämpfen und welchen Preis man für den Sieg zahlen muss.
Ivan ist auch eine Kämpfernatur. Weniger aus Berufung ehr als Beruf. Er ist jemand der immer das beste aus einer Situation zu machen scheint.
Kiowa ist ebenfalls Asiatin aber hier enden fast alle Gemeinsamkeiten.
Ihre Welt ist Tik vollständig unverständlich. Tik kann die magische Welt sehen seit sie denken kann. Aber Kiowas Magie mit ihren Mashinen-Geistern übersteigt Tiks Verständnis. Vielleicht macht der enge Kontakt mit den Maschinen Kiowa irgendwann selbst zu einer?
Der letzte im Team, James, ist eigentlich kein Jäger. Keiner der dir in den Rücken schießt.
Er riecht wie einer der Rettungssanitäter die sie beim Roten Halbmonde kenne lernte.
Als James seinen Bericht beendet hat fragt Tik: „Und wie weit seit ihr? Was hab ihr über Hendra herausgefunden?“
Einiges - aber bei weitem nicht alles. Wir wissen ziemlich genau wo er ist, kennen die Zugänge zu seinem Versteck und wissen recht gut wie diese gesichert sind. Wir hören Hendras Handytelefonate ab und beobachten seinen Unterschlupf seit wir in Gerampi eingetroffen sind.
Wir sind uns nur noch nicht so ganz sicher, ob und wie wir ihn rauslocken, raustreiben oder rausprügeln sollen.
Auf Wunsch gibt Kiowa noch weitere Aufklärungsdetails zu Hendra bekannt - letztendlich alles, was sie wissen.
Tik
"Also tun wir was wir immer tun, chai?
Bis zur Nacht warten. Das Haus umstellen. Die paar Chinesen lautlos ausschalten und Henda schnappen.
Und wenns doch nicht so lautlos wird, mei pen rai: die zwei oder drei Dorfpolizisten von Gerampi werden uns kaum aufhalten können."
Für komplizierte Strategie hatte Tik noch nie Talent gezeigt. Taktik liegt ihr schon mehr.
Zion
Ich betrachte mir die Bilder, die Kiowa mit ihren Drohnen geliefert hat.
Äußerst hilfreich, diese Technische Spielerei.
In meinem Kopf gehen einige Bilder auf Wanderschaft Sie beschäftigen sich alle mit Strategien zur Jagd. Ich erinnere mich, wie Löwen Karibus erlegen, wie Mungos sich in die Höhlen von Schlangen wagen usw.
Ich wende meinen Blick nicht von den Bildern ab, sage aber mit meinem typischen kratzen am Bart:
Tik, ich glaube es wäre besser, wenn wir versuchen, ihn daraus zu bekommen bevor wir zuschlagen. Sicher können wir auch versuchen, die Sache über das berühmte Knie zu brechen, aber ich finde, wir sollten uns zurückhalten, wenn es möglich ist. Zumindest sollten wir zwei Gruppen bilden, von der eine schon im Gebäude ist, bevor die andere Draußen Rabatz macht.
-Ivan-
So was in die Richtung haben wir auch geplant. Bisher hatten wir nur zu wenig Personal
dafür. Aber jetzt seid ihr ja da. Wer will reingehen? Ich würde ja gerne graußen bleiben,
da kommen meine Fähigkeiten besser zur Geltung.
Mit einem Blick in die Runde wartet Ivan auf weitere Meldungen.
Nurdi hatte die Neuankömmlinge ohne große Worte begrüßt und dann in Ruhe abgewartet, bis Zion zuende telefoniert und Kiowa die Lage dargestellt hatte.
Auf Tiks Ausführungen antwortet er nur: "Zwei oder drei Dorfpolizisten? Also die Hafenbehörde hatte drei Mann mit Sturmgewehren dabei zum Papiere prüfen..."
"Ich kann da reingehen... Aber zu zweit wär besser... Und unbewaffnet können wir allein höchstens eine Schlägerei anzetteln.", antwortet er auf Ivan. Gleichzeitg überlegt er wer noch in Frage käme... Am liebsten wäre ihm Tik, aber vermutlich würde sie schon von vornherein schief angeguckt werden...
Wenn wir ihn dort irgendwie rauslocken können, erspart uns das eine Menge Ärger. Wir könnten ihm zum Beispiel einen falschen Telefonanruf durchgeben, der sein geschäftliches Interesse weckt. Die Verbindung könnte ich ihm unterschieben...
Wenn wir ihn erstmal draußen haben, müssen wir ihn nur noch an eine Stelle dirigieren, die weit genug offen ist um ihn einzusammeln. Touchdown auf der Kreuzung und wieder los. So wie damals mit Carlos..."
James
Das würde bedeuten, dass die Star schon in den Startlöchern stecken müßte, was Aufmerksamkeit erregen könnte, da ja schon hier am Hafen genug von seinen Leuten rumhängen. Durch die wir dann eventuell auch müßten.
Wie wärs denn mit irgendeinem heimlichen Ding bei Nacht, mit einem Narkotikum vielleicht... ?
Kiowa nickt.
Wenn ihr richtig heimlich reingehen wollt, wird der Dachzugang wohl ausfallen. Das Gebäude ist zwar recht fest, aber man würde es ziemlich sicher mitbekommen, wenn ich mit dem Heli über dem Dach einschwebe.
Mit so einer halb-heimlichen Variante könnte es natürlich klappen.
Zion
Ich greife die Idee von James auf:
Das Narkotikum könnte ich von Außen mit einem Bolzen durch die Fenster rein bringen. Wenn die Fenster gepanzert sind, nehme ich Dikote beschichtete Bolzen. Ich müsste nur sicher sein können, niemanden zu gefährden, den wir noch brauchen, wenn ich blind schießen muss.