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Die Fahrt über hielt Datu die Augen neben den Leuten auch nach irgendwelchen Veränderungen auf. Viel hatte sich wirklich nicht verändert und Ortsfremd-Leute hätten den Unterschied sicherlich nicht bemerkt. Es waren nur kleine sehr unscheinbare Dinge, die sich in Pontianak verändert hatten. Einige Straßenverkäufer waren eine Ecke weiter gezogen und eine Glücksspiel-Gruppe war auf eine andere Straßenseite gewechselt. Nichts auffälliges allerdings zeigten diese Zeichen für Insider, welche kriminelle Organisation im täglichen Machtkampf ihr Territorium ausdehne konnte und welche sich auf dem Rückzug befand.
Unscheinbare neugierige Blicke folgte dem Bus auf seiner quälendem Fahrt durch das Gedränge der Menschenmassen, welche Datu nicht entgingen. Er drehte den Außenspiegel ein wenig um unauffällig auch einen Blick nach hinten zu erhalten. In einer Gasse konnte er vier Asiaten erkennen sich scheinbar unterhielten und rauchten. Augenscheinlich vielen sie in der Menschenmenge nicht auf, allerdings wusste jeder der hier lebte was wirklich dahinter steckte. Es waren Leute eines Organisation, die an ihrer Grenze wache schoben. An der Ecke etwas weiter vorne hielt die Konkurrenz im Gegenzug die Augen offen. Ein Messerhändler saß auf der Straße mit einer vor ihm ausgebreiteten Decke und verschiedenen Messern darauf. Jeder Mensch, der sich mit Messern aus kannte, konnte auf dem ersten Blick erkennen, dass diese weder für die Küchenarbeit noch für einen Kampf zu gebrauchen waren. Zudem schien er sich auch nicht die mühe zu machen vorbeiziehende Passanten anzuwerben um sie zu verkaufen. Viele solche verborgenen Dinge konnte man überall in der Stadt erkennen, wenn man nur genauer hin sah. Die ganze Stadt war eine einzige Ansammlung von Gangstern, Verbrecher, Betrüger und ähnlichem Abschaum. Anders als in anderen Städten, in denen noch Recht und Ordnung herrschte, gab es hier nichts außer die Reviere der kriminellen Gruppen, die diese Stadt in ihren Händen hielten. Erstaunlicherweise verlief das Leben hier scheinbar völlig normal ab wie anders auch, allerdings mit ein par kleinen Unterschieden. Datu mochte diese Stadt, doch barg sie auch viele Gefahren und die vielen neugierigen Augen die auf dem Bus lagen machten ihn innerlich etwas nervös. Sie mussten erstmal den Schamanen versorgen und dann untertauchen, weg von der Straße und sich erstmal um hören. Er konnte nur hoffen, dass einige seiner alten Freunde gerade in der Stadt waren und nicht irgendwelchen Jobs nachgingen, falls sie überhaupt noch lebten.
An ihrem Ziel angekommen, bittet er Simon und Indra beim Wagen zu warten und auf ihn zu achten. Dinge bekamen in dieser Stadt sehr schnell eigenen Füße und dies galt nicht nur für Tascheninhalte. Er führte den Rest der Gruppe durch das marode Mauerwerk hindurch in einen kleinen unscheinbaren Hinterhof. Seine Blicke fielen gleich auf die kleine Gruppe Japaner, welche sich um einen kleine Gasküche an einem Tisch versammelt hatten. Der Koch reichte ihnen gerade das Essen, als diese sie ebenfalls bemerkten. Unauffällig wie die Wachen auf der Straße drehte sich Datu gerade in dem Moment von den Japanern weg, in dem sie die Gruppe musterten. Er spürt ihre Blicke auf seinem Rücken ruhen, doch lässt sich nicht anmerken und klopft an die alte Türe der Praxis. Das Grollen eines bevorstehenden Gewitters durchzog die angespannte Luft. In ein par alten Glasscherben neben der Tür blickt er etwas angespannt auf die Gruppe Japaner hinter sich, während seine rechte Hand unauffällig in seine Hosentasche gleitet. Eine Lockere Haltung an der Tür folgte gleich darauf, ebenso wie das gespannte Warten bis die Türe öffnete. Regen setzte ein und seine Hand ergriff den Knauf seines Wurfmessers durch das Loch in seiner Hosentasche, während seine Blicke durch die Glasscherben weiterhin auf den Japanern lagen. Den Anderen aus der Gruppe viel genauso wenig wie bei der Fahrt nichts weiter auf was sich eigentlich abspielte und wie dicht sie gerade an einer ernsthaften Eskalation vorbei schrammten. Zum Glück öffnete sich die Tür im nächsten Augenblick und entspannte so die Situation. Der Troll schiebt den Schamanen durch die Tür und Datu folgt ihnen gleich darauf ins innere der Praxis. Cui begrüßt die Gruppe ohne dabei näher auf Datu erscheinen einzugehen oder ihn weiter anzusprechen. Lediglich ein kurzer Augenkontakt war das einzige, was man unter Umständen wahrnehmen konnte. Augenblicklich bitte Sie Mike den Croaker in das Behandlungszimmer zu bringen und bittet ihn ebenfalls draußen zu warten. Datu lehnte sich ein Stück neben ein Fenster an die Wand um einen unauffällig Blick nach draußen erhalten zu können, allerdings konnte er die Gruppe Japaner nicht mehr sehen. Sie schienen vor dem Regen geflüchtet zu sein um sich irgendwo unter zu stellen. Trotzdem blieb er wachsam und behielt den Blick auf die Tür und nach Draußen immer im Auge. Nach einer guten halben Stunde trat Cui wieder aus dem Behandlungszimmer heraus, um sie über den Zustand ihres Kameraden zu informieren.
"Ist er Transportfähig?" Cui nickt auf Datus Frage hin "Allerdings braucht er Ruhe und sollte sich nicht viel bewegen. Ich werde euch eine Salbe und frische Verbände mitgeben um die Wunden weiter zu behandeln. Täglich ein mal die Verbände wechseln und die Salbe benutzen."
Daraufhin verlässt sie den Warteraum über einen Gang neben dem Behandlungszimmer. Datu folgt ihr um die Verbände und die Salbe entgegen zu nehmen. In einem weiteren Zimmer schließt er die Tür. Als er sich umdreht trifft ihn eine Saftige Ohrfeige Cuis wie aus dem nicht und fängt in Chinesischer Sprache an wie ein Wasserfall auf ihn ein zu reden.
"Wie kannst du es wagen hier wieder aufzutauchen? Wo hast du eigentlich gesteckt und was sind das für Typen da draußen? Hast du eigentlich eine Vorstellung was du angestellt hast? Seit zwei Monaten hocken solche Typen da draußen nun schon vor meiner Praxis und du hast wirklich die Nerven vor ihren Augen einfach so bei mir rein zu schein?" Die nächste Ohrfeige fing er mit seiner Hand ab und hielt ihre dabei fest. "Weist du was du gerade angestellt hast? Seite die Typen vor meiner Tür hocken, kommen kaum noch Leute vorbei und bei Hausbesuchen werde ich beschattet. Was um alles in der Welt hast du dir gedacht wieder bei mir auf zu tauchen? Nun werde ich sie nie mehr los!"
Wie er erwartet hatte, war sie über sein Erscheinen nicht sonderlich begeistert gewesen um es mal milde auszudrücken. Sie schien sich ununterbrochen weiter zu beschweren und Datu hielt es für das Beste einfach den Mund zu halten, bis sie sich zumindest etwas beruhigt hatte.
"Mr. Chau war sogar hier und hat nach dir gefragt. Stell dir vor Mr. Chau höchst persönlich in meiner Praxis! Er meinte die Lage wäre ernst und ich solle ihm alles berichten was ich über dein Verbleib weis, worüber ich natürlich nichts weis da du ja einfach verschwunden bist und ich seit dem diese Typen am Hals hab!" Datu fing auch ihre andere Hand ab die wieder auf sein Gesicht zielte und hielt sie ebenfalls fest. "Hùnzhàng! Lass mich los!"
"Bùxǔ zài shuō le! Beruhige dich!" Datu lies ihre Hände los und Cui trat ein Schritt zurück. "ňg? Ich soll mich beruhigen? Du hast Nerven mir das zu sagen. Wie soll ich das Mr. Chau erklären, nachdem ich ihm meine Unwissenheit beteuert habe?"
"Bùxǔ zài shuō le! Sag einfach nichts. Wer weis ob die Typen mich überhaupt erkannt haben. Es ist schon eine weile her und etwas hab ich mich auch verändert." Datu breitete seine Arme aus und stellte sein verändertes Aussehen noch einmal zu Schau. "Hör zu ich kann dir im Augenblick nicht alles erzählen. Ràng wǒmén yǐhòu zài tán. Ich danke dir für deine Hilfe und bitte dich einfach zu vergessen, dass ich hier war. Rede noch mal mit Mr. Chau und sag ihm einfach das diese Typen dein Geschäft ruinieren. Es ist schon einige Zeit vergangen und kaum mehr zu begründen, warum sie dich immer noch beschatten dazu auch noch so offensichtlich. Er wird es verstehen, er ist auch Geschäftmann." Datu versuchte weiter beruhigend auf sie einzuwirken und dabei nichts von seiner vergangene Zeit oder der Gruppe weiter zu verraten. Es war nicht nur besser so für sie sondern auch für Cui, so dachte er zumindest.
Mehrere Minuten später kamen beide wieder mit ein par Verbänden und einer Salbe aus dem Zimmer zurück zu den Anderen. Beiden war nichts von ihrem Disput anzumerken. Nachdem sie Cui etwas Geld gegeben hatte und Croaker mit Mikes Hilfe langsam zu den Anderen trat, sprach Datu wieder zu den Anderen.
"Wir sollten weiter fahren." Er hielt seine Worte absichtlich so knapp um Cui keine weiteren Anhaltspunkte zu geben und blickte dabei Mike an. Eine entsprechende Nachricht über das Kommlink wäre sicherlich angebracht gewesen, allerdings war er noch nicht so vertraut mit dem Gerät um unbemerkt eine Nachricht zu senden. Er warf noch einmal einen Blick aus dem Fenster und öffnete die Türe. Nach einem kurzen prüfenden Blick in den Innenhof machte er einen par Sätze durch den Regen über den Platz bis zum Loch in der Wand und dem wartenden Bus dahinter.