Count zero
Prolog:
Sonntag, den 15.09.2070 10:32 Irgendwo in den Tiefen des Seattle-Matrix-Gitters
Person1: Ist Alles vorbereitet?
Person2: Ja, alles kann wie geplant anlaufen.
Person1: Wenn alles so läuft wie wir uns das vorstellen sehen wir einer ereignissreichen Woche entgegen.
Person2: Und einer Profitreichen.
Person1: Ich hoffe sie enttäuschen mich nicht. Viel Erfolg.
[Ende der Übertragung]
Am gleichen Tag 17:00 irgendwo in Seattle
Einkommende verschlüsselte Nachricht:
<<<Hallo Nicklas,
du solltest dich heute um 20:00 Downtown in der Myamoto Sushibar mit einem gewissen Mr. Johnson treffen.
Rogue
[Ende der Nachricht]>>>
Etwa zur gleichen Zeit an einem anderen Ort in Seattle
Einkommende verschlüsselte Nachricht:
<<<Ravyn,
ich hätte da was für dich. Wenn du Interesse hast dann triff dich heute um 20:00 Downtown in der Myamoto Sushibar mit einem J. Wenn du hingehst sei vorsichtig!
Rion
[Ende der Nachricht]>>>
Seattle im Spätsommer. Es ist noch warm, aber es kann jederzeit zu überraschenden fast schon herbstlichen Regenschauern kommen. Das Wetter hier ist so wechselhaft wie der Stadt selbst. Man könnte den Eindruck erhalten, dass sich hier in Seattle das Gesicht der Stadt von einer auf die andere Sekunde verändern kann. Und meinstes sind es Runner, die diese Veränderung auslösen, als Erste spüren und zu verhindern versuchen.
Die Myamoto Sushibar befindet sich im internationalen Viertel Downtown. Leicht zu finden und bekannt für seine "Specialität des Hauses". Es soll in der Bar auch einige "ruhige" Zimmer geben, in denen man sich ungestört unterhalten kann.
Den Nachrichten war eine Art Eintrittskarte mit Zimmernummer angehängt.
Coldan
Der Urlaub hatte ihm nicht gut getan, so empfang es zumindest Nicklas. Nach dem letzten Run hatte er zusammen mit den anderen damaligen Teammitgliedern einen kurzen Urlaub genommen in Alaska. Die Tarnung musste immerhin auch etwas halten, damit der Konzern nicht sofort auf sie aufmerksam wurde.
Er drehte das Glas mit Whisky etwas abschätzig, betrachtete im verzerrten Bild die Einrichtung der kleinen Bar. Es war zu früh, aber zumindest hatte er etwas Ruhe hier.
„Nun, schon alle Vorbereitungen für den Ausflug getroffen?“ wurde Nicklas schließlich vom Barkeeper angesprochen, der sich damit auch neben ihm niederließ. „Neg, wird wohl noch etwas warten müssen.“ Antwortete Nicklas, als bereits das blinkende Symbol einer neuen Nachricht in seinem Sichtfeld auftauchte. Der Barkeeper kannte Rogue, aber Nicklas hatte kein Vertrauen zu ihm, mehr als, dass Nicklas gerne im SSC Gebiet unterwegs ist zum Campen und dass er für Rogue arbeitet im Laden.
Nicklas griff zum Commlink und aktivierte das AR Layout. Für Außenstehende würde er gerade auf dem Tisch trommeln, doch mittels des AR Handschuhs aktivierte er die Sprachausgabe der Nachricht. Anschließend schaltete er die Eingabe wieder ab. „Sieht so aus, als ob ich ne Verabredung bekommen habe diesen Abend.“ Sprach er zum Barkeeper, der nur breit grinste als Antwort. „Die kleine Rothaarige wieder?“ Nicklas zuckte mit den Schultern. „Mal sehen, vielleicht.“ Er hob das Glas Whisky und trank es leer, ehe er sich erhob. „Wir sehen uns.“ Sprach er noch zum Barkeeper, ehe er nach draußen trat. Der rapide Lichtwechsel zwischen der schwachen Beleuchtung in der Bar und dem Abend in Seattle, war trotz des ständigen Schmutzschirm am Himmel beachtlich. Er setzte die Sonnenbrille auf und ging zu seinem Motorrad, gab den drei Jungs dort noch ein paar Nuyen für die Wache, ehe er sich dann in Bewegung setzte nachhause.
Zuhause legte Nicklas erstmal die schusssichere Weste ab und begab sich unter die Dusche, spülte den Gestank und den kalten Rauch der Bar ab, ehe er sich aufs Bett setzte und sein Commlink an das Terminal schaltete. Einen seperaten Matrixzugang brauchte er selten, auch wenn viele Leute ihn dafür belächelten, die Matrix war nicht sein Fachgebiet und er brauchte in der Wildnis keine Matrix.
„So Rogue, was hast du denn für mich wieder ausgebuddelt.“ Sprach er leise zu sich selbst, als er nochmals die Nachricht las und sich auf die Details konzentrierte. „Sushirestaurant. Verdammt! Ich hasse doch Fisch.“ Murrte er lautstark, ehe er dann die Informationen zu dem Restaurant heraussuchte. „Naja, mache ich mich lieber mal fertig.“
Nicklas erhob sich und ging zum Schrank, er holte frische Unterkleidung heraus, schwarze Leggings und ein eben solches Oberteil, darüber legte er die Panzerweste an, Schutz für einen eventuellen Ernstfall. Er setzte sich an das Terminal noch mal, ein Blick auf die Uhr zeigte noch zwei Stunden Zeit an.
<Verschlüsselte Nachricht an Rogue>
<<<Bin interesiert, Rogue,
irgendwelche besonderen Infos zum Johnson? Wie ist seine Reputation? Keine Lust auf `nen Geizhals oder Religionsvertreter.
Ciao,
Nicklas
[Ende der Nachricht]>>>
Nach dem Abschicken der Nachricht ging er zum Schrank nochmals, löste die untere Schiene und halte seine Waffensammlung hervor. Er öffnete den Verschluss von den Granatenbehälter, kontrollierte sie kurz, verschloss ihn dann jedoch wieder ohne eine Granate heraus zu holen. Anschließend betrachtete er sein Scharfschützengewehr, das noch immer in Einzelteile zerlegt herum lag. Er nahm die einzelnen Teile heraus und fügte sie wieder zusammen. „Dich brauch ich wohl wieder.“ Er verstaute das Gewehr wieder im Fach, ehe er dann seine Ares Predator heraus und kontrollierte diese auf Funktion, ehe er dann jedoch wieder das gesamte Fach verschwinden ließ. Die Maschinenpistole kontrollierte er nicht weiter, immerhin hatte er erst letzten diese generell überholt. Die Hammerli lag in einem verschlossenen anderen Bereich seines Schranks, sie war auch auf seine gefälschte SiN zugelassen und war seine Dienstwaffe, so man dies so nennen konnte bei einem gefälschten Job.
Nochmals kontrollierte er die Bar, überlegte, welche Kleidung er am besten anlegen sollte über seiner Schutzkleidung. So konzentrierte er sich noch mal auf die Informationen von der Bar, um dort möglichst richtig gekleidet ankommen zu können.
Ravyn
#2
Ravyn durchstreifte gelangweilt einen oder auch mehrere Matrixknoten und fuhr dabei mit den Händen über die virtuellen Halme des Kornfeldes, in dem sich die Matrix gerade für sie zeigte. Jeder Halm den sie berührte ließ neue Informationen durch ihren Kopf strömen und auch viel Müll, den sie automatisch aussortierte.
Der immerwährende Strom an Daten beruhigten sie und gab ihr ein Gefühl von Geborgenheit.
Leise konnte sie das Rauschen von Flügeln hören. Ein riesiger schwarzer Rabe stürzte vom Himmel herab auf sie zu.
Schon von weiten konnte sie sehen, dass es eine Nachricht von Rion war.
Ein Adrenalinstoß trieb ihr die Röte in die Wangen.
Der Rabe landete auf ihrem ausgestreckten Arm und sie öffnete sie sogleich.
Und da kam die erste Enttäuschung: Nur Text.
Sie las die Nachricht und war noch enttäuschter.
Er verschwand ohne etwas zu sagen, meldete sich 2 Wochen lang nicht und dann so etwas!
Mit einer mordsmäßigen Wut im Bauch öffnete Ravyn die Augen und sprang aus ihrem Bett auf.
Er dachte auch nur an die Arbeit.... nicht mal ein persönlicher Gruß war dabei gewesen. „Penner, Grobian, magisches Dreckspack!“, grummelte Ravyn und prügelte auf ihr Kissen ein.
Fin, Ravyn`s düsterer Mitbewohner (*gg*), ein großer Rabe, kam krächzend aus der Küche gestapft und sah sie fragend mit seinen pechschwarzen Augen an. In seiner Vogelmanier legte er den Kopf schräg.
Ravyn beruhigte sich langsam, atmete tief durch und beugte sich dann nach unten, um Fin hoch zunehmen.
Er flatterte von selber auf ihren Schoß und zuckte mit dem Schnabel.
Ihre logischanalytische Denkweise stellte sich allmählich wieder ein und sie überdachte noch einmal was er geschrieben hatte.
Da gab es also einen Job für sie. Doch wenn Rion ihn für sie aufgetrieben hatte, konnte das ja nur was langweiliges und total hyper ungefährliches sein. Oder er hatte sich nicht richtig Informiert.
Ravyn lächelte.
Gerade war sie zwar noch stinksauer gewesen, aber jetzt freute sie sich fast über die Nachricht. Wenigstens hatte er sich überhaupt gemeldet. Damit war schon mal ausgeschlossen das er tot war.
Und ein bisschen flüssig zu sein, war ja auch nichts schlechtes, mal so zwischendurch.
Außerdem hatte sie seit Tagen keine richtige Beschäftigung und wenn das noch lange so weiter ging, würde sie wohl an akuter Langeweile sterben.
Wie von selber öffneten sich mehrere Suchmaschinen in ihrem Kopf, die ihr nähere Informationen zu der Sushi-Bar liefern sollten.
Währenddessen lief sie rüber zu ihrem Schrank, öffnete ihn und überlegte sich was man zu so einem Treffen wohl anzog. Fin flatterte ihr hinterher und setzte sich oben auf die Schranktür.
Sie zog eine dunkle Jeans und einen schwarzen Pullover heraus und warf sie aufs Bett.
Aus den Augenwinkel erhaschte sie im Spiegel an der Wand einen Blick auf sich selbst und erschrak.
Ihre regenbogenfarbenen Haare standen in alle Richtungen ab und in ihrem Gesicht waren Abdrücke vom Kissen zu sehen.
Mühsam quälte sie sich aus ihrem blauen Jogginganzug als es in ihrem Kopf kurz piepste.
In Unterwäsche lief sie in die Küche, nahm drei Pillendosen aus einem Schränkchen und schluckte aus jeder zwei kleine Tabellen.
Dann lief ins Bad, um zu Duschen.
Während sie mal wieder versuchte, die richtige Wassertemperatur hinzubekommen, trudelten schon die ersten Infos zur der Bar ein, in der sie in 2 ½ Stunden zu sein hatte.
Count zero
# 3
Mehre Quellen in der Matrix besagen, dass die Sushibar von der Yakuza kontrolliert wird.
Geschäftskleidung wäre eine gute Wahl.
@ravyn:
Die Bar ist mit dem Bus gut zu erreichen und dem Fahrplan sei dank kommt man um 19:40 an einer Haltestelle in der Nähe an.
Coldan
:
Nachricht von Rogue:
<<<Der J ist ein Japaner. Hat den Ruf gut zu zahlen und auch sonst einen guten Ruf, solange man nicht versagt. Scheint ein Kon dahinter zu stecken.>>>
Coldan
#4
Nicklas seufzte, als er noch mal die Kleiderordnung überblickte, dann schüttelte er jedoch den Kopf und grinste kurz. Er war nie wirklich richtig gekleidet eigentlich, also warum mit der Tradition brechen? Er entfernte das Kommlink vom Terminal und steckte es in die kleine Tasche, ehe er das Armband befestigte dafür. Anschließend befestigte er das Skinlink am Arm und steckte das Verbindungskabel in das Kommlink, ehe er dieses über das Pflaster vom Skinlink am Arm befestigte. Nicht zu auffällig, schnell zu erreichen und nicht zu hacken. Er sollte das Kommlink eh demnächst mal wieder wechseln. Er schob noch einen Credstick neben das Kommlink in die dafür vorgesehene Halterung, ehe er zum Schrank ging und eine Anzugshose herausholte. Anschließend folgten ein ebenso schwarzes Hemd und eine schwarze Lederweste. Kein richtiger Anzug, aber gut genug, um nicht zuviel Aufsehen zu erregen. Durch das Zusammenbauen des Scharfschützengewehrs hatte er genug Zeit vergeudet, es galt sich zu beeilen. Er setzte die Sonnenbrille auf, schaltete die Gläser jedoch erstmal auf Durchsicht. Die Kontaktlinsen trug er zwar noch immer, aber viele Leute vergessen es darauf zu kontrollieren, wenn erst einmal die Brille abgelegt wurde.
„Konzern also, na gut, mal sehen, wie gut unser J seine Hausaufgaben gemacht hat.“ Er kontrollierte noch mal, ob die Panzerweste wirklich eng genug anlag und durch das Hemd nicht zu sehen war. Dann zog er noch über die feine Kleidung eine Schutzhose, schwarze Lederstiefel und eine Lederweste. Die Kleidung sollte immerhin nicht dreckig werden auf der Fahrt. Reinigung kostet immer soviel, speziell da er häufiger Kleidung lieber entsorgte anstatt sie direkt zu wechseln. Langsam ging Nicklas schließlich zu seinem Motorrad, startete dies und verschwand in die Nacht. Er hielt nur noch kurz auf dem Weg bei einem FastFood Restaurant, er mochte Fisch wirklich nicht und wollte es vermeiden dort mehr als unbedingt notwendig zu essen.
Vor der Bar parkte er erstmal sein Motorrad, zog die lederne Schutzkleidung aus und verstaute diese im Gepäckbereich von seinem Fahrzeug, ehe er nochmals sein Profil aktivierte und die mitgenommenen AR Handschuhe anzog. Er änderte einige Freigaben von seinem Profil, so wurde zwar sein Name angezeigt, jedoch versteckte er Wohnort, Beruf und die meisten Hobbys. Er ergänzte noch Einträge wie ‚japanische Küche’, ‚japanische Kultur’ und ‚Bushido’. Er hatte nicht mal wirklich Grundlagen davon, aber für jemanden, der nur kurz sein Profil betrachten würde, wäre es wohl ausreichend.
Langsam trat er auf die Bar zu, seinen Blick kurz über die beiden Türsteher gleiten lassend, welche einige Leute abwehren mussten, die ohne Reservierung eintritt erlangen wollten. Er nahm die Eintrittskarte als Arrow in die Hand, als einer der beiden Türsteher auch ihn aufhalten wollte. Der Mann nahm die virtuelle Karte und betrachtete sie, während wohl im Hintergrund die Datenabfrage lief. Schließlich nickte er Mann und Nicklas trat an der wartenden Menge vorbei in die Bar hinein.
Etwas deplatziert wirkte er trotz allem, mit 1,84 Metern Größe fiel er deutlich aus dem Rahmen der anwesenden asiatischen Kundschaft. Ebenso war Nicklas eher kräftiger gebaut, auch wenn bei weitem nicht so kräftig wie ein Ork. Im AR blendete sich sofort eine virtuelle Bedienung ein, die ihn freundlich auf Japanisch begrüßte, Nicklas wechselte jedoch die Sprache umgehend zu Englisch, auch wenn er damit auffallen sollte. Das fehlen eines richtigen Anzuges machte ihn ebenfalls etwas herausstechend, aber bei der möglichen Mode mag dies noch harmlos erscheinen, nun, zu harmlos um wirklich durchzugehen. Aber nun gut, spätestens bei den braunen Haaren und den grünen Augen wusste man, dass hier ein Amerikaner und kein Asiat vor einem stand.
Er ignorierte die Karte an Speisen und Getränken, ebenso wie zuerst einmal den Arrow, der ihn zum Zimmer geleiten sollte, sondern ließ noch mal kurz den Blick über die anwesenden Gäste streifen, dann setzte er sich jedoch in Bewegung in Richtung des Zimmers. Es war kurz vor 20 Uhr, Zeit für Geschäftliches.
Ravyn
#5
Ravyn stellte das Wasser ab und schnappte sich ein Handtuch.
Geschäftskleidung?!
Was für ein spießiger Laden!
Mit nassen Haaren stapfte sie zu ihrem Schrank zurück. Die Jeans, die sie vorher auf Bett geworfen hatte, wurde als Kleidungsstück ausgeschlossen.
Innerlich fluchte Ravyn.
Dabei liebte sie die Jeans. Bequeme Kleidung war einfach die tollste. Das einzige was ihr noch besser gefiel als die Jeans, war ihr Jogginganzug, aber der konnte natürlich nicht ernsthaft in betracht gezogen werden. Schade.
Gut, Brainstorming! Was fiel ihr zum Thema „Seriosität“ ein.
Zuerst schüttelte sie ihre Haare und färbte sie dabei Schwarz. Ja, man musste dafür nicht den Kopf schütteln, um die Glasfaserimplantate zu aktivieren, aber es machte einfach mehr Spaß, wenn der Effekt dadurch verstärkt wurde. Selbst wenn eigentlich niemand da war, der es sehen konnte.
Zum Glück wirkte die Farbe Schwarz meistens von alleine schon seriös, denn Schwarz gab es viel in ihrem Schrank. Ihr Name bedeutete nicht umsonst „die Rabenhafte“.
Eine schwarze enge Hose war schnell herausgefischt und den schwarze Rollkragenpullover auf dem Bett konnte sie ja trotzdem anziehen.
Nach einigem wühlen in den Tiefen ihres Kleiderschrankes entdeckte sie auch noch eine dunkelgraue Weste. Sehr business-like!
Doch bevor Ravyn sich anzog, fiel ihr Blick auf ihren Bettkasten.
Sie seufzte, kniete sich vor ihr Bett und zog ihr heraus. In der Schublade lag ein Gestell, das sie kurz betrachtete und dann mühsam herauszog.
Behutsam schnallte sie sich das Exoskelett an und hüpfte damit probeweise ein bisschen durch die Wohnung.
Malvin war wirklich ein Genie von einem Mechaniker. Sie fühlte sich als würde sie auf Wolken gehen.
Schnell zog sie sich an, kämmte sich das fast trockene Haar und steckte es am Hinterkopf zusammen. Ravyn seufzte als sie sich selbst im Spiegel betrachtete.
Mit diesem Babyface würde sie immer zu kämpfen haben, egal wie seriös sie sich auch versuchen wollte anzuziehen.
Ein Blick auf ihre innere Uhr sagte ihr das sie viel zu lange unter der Dusche gestanden hatte und ihr Bus in wenigen Minuten abfuhr.
Schnell schlüpfte sie in ihre schwarze Sommerjacke und starrte auf ihre Schuhe.
Als sie ihre Dr. Martens ansah, wurde ihr warm ums Herz. Und als sie den Blick abwenden musste, um die schwarzen Pumps in Erwägung zu ziehen wurde ihr ganz elend.
Mit hasserfülltem Blick schlüpfte sie in die hochhackigen Schuhe und dankte Malvin stumm für das Exoskelett, ohne das sie sich bei solchen Schuhen sicher die Beine brechen würde.
Nicht das sie besonders hoch waren. Ravyn war nur einfach nicht geübt (und auch sehr ungewillt) darin zu laufen.
Das einzig gute daran waren die paar Zentimeter extra, die sie dadurch gewann. Mit einer Größe von 1,55 m musste man drauflegen was man kriegen konnte.
Ein kurzer Abruf der Wettervorhersage ließ sie nach einem Regenschirm greifen.
Und schon war sie an der Tür.
„Ich bin dann weg, Fin!“, rief sie ihrem Vogel zu, der in der Küche auf seiner Stange saß und an ein paar Körnern herumpickte.
„Ciao, meine Süße!“, krächzte er und flatterte.
Ravyn schüttelte nur den Kopf und verließ ihre Wohnung.
Da hat man nen Vogel, der sprechen lernen konnte und dann brachte ihm Rion so einen Quatsch bei.
Der Bus brachte sie bis fast vor die Tür der Sushi-Bar.
Ein Hoch auf öffentliche Verkehrsmittel!
Sie überquerte eine Straße und stand schon davor.
Sah gar nicht mal so schlecht aus. Und Sushi hatte sie auch noch nie gegessen. Ob da wirklich roher Fisch drin war?!
Kurz blieb sie unentschlossen stehen. Sie war nicht wesentlich zu früh da, denn der Bus hatte länger gebraucht als der Plan angegeben hatte. Aber das war ja nicht besonders verwunderlich...
Laut Matrix-Info hatte sie Bar etwas mit den Yakuza am Hut. Ravyn war nie so begeistert von Politik gewesen und hatte sich daher auch selten damit befasst. Doch Mafiagebiet zu betreten war immer etwas seltsames. Na ja, aber was gehörte andererseits heutzutage nicht irgendeiner Gang oder Schlägertruppe. Was machte da schon eine mehr aus?!
Ravyn räusperte sich, reckte den Hals, setzte einen selbstsicheren Gesichtsausdruck auf und betrat das Gebäude.
Count zero
# 6
Die Beiden kamen fast zeitgleich an.
Als ihr den Raum betratet, saß bereits ein schwarz gekleideter Ork an dem Tisch. Neben ihm auf dem Tisch lag ein schwarzes Barret und bei genauem Hinsehen erkannte man, dass er keine Sonnenbrille trug sondern schwarze Cyberaugen hatte und auch der Anzug hatte eher etwas von einer Ausgehuniform.
Vor sich hatte er eine Karaffe und die typische kleine Saketasse.
Er blickte kurz auf und nickte euch zum Gruß zu mit seinen Händen drehte er sich ein Zigarette.
Euch fällt auf, dass der Ork sehr blass ist, was durch seine schwarze Kleidung, seine schwarzen Cyberaugen und seine glatt nach hinten gegelten, schwarzen Haare noch verstärkt wurde. An seinem Hemdskragen, der mit einer perfekt gebunden Krawatte zugebunden war blitzten auf beiden Seiten die Ausläufer eines schwarzen Tribaltatoos hervor.
@ravyn:
Als sich die Tür schloss wurde es still in Ravyns Kopf. Das Hintergrundrauschen der Matrix war weg nur die Knoten, die sie den anwesenden Personen zuordnen konnte waren noch da.
Coldan
:
Du erkennst das Zeichen auf dem schwarzen Barett. Es handelt sich um das Zeichen der TaskForceSOX einem Kampfverband der MET2000, die in der SOX stationiert ist. Das fehlen von sonstigen Abzeichen lässt dir einen Schauer über den Rücken laufen. Du weißt was das bedeuten kann: Spezialeinheit oder doch nur auser Dienst?
Ravyn
#7
Ravyn stockte.
Sie merkte sofort das etwas nicht stimmte, wurde sich aber nicht sofort bewusst was es war.
„Die Matrix!“, murmelte sie und starrte die zwei Herren an, die noch mit ihr im Raum waren. Sie konnte sich kaum auf sie konzentrieren. „Die Matrix ist weg!“
Erst als sie es selber aussprach, wurde sie sich über die Tragweite ihrer Situation bewusst.
Mit einem Mal wurde ihr kotzübel, ihr Kreislauf wankte, die Wände schienen auf sie zuzukommen. Ihr Herz begann zu rasen, ihre Atmung beschleunigte sich.
Sie war das Mädchen mit den Gedanken soweit wie die Welt selber. Sie konnte überall sein. Endlose weiten!
Doch dieser Raum sperrte sie in ihrem eigenen Körper ein.
Ravyn hatte das Gefühl ihre Kleidung quetsche sie ein, ihre Haut säße zu eng.
Ihr Körper hatte sich so sehr verkrampft das es schon wehtat. Ihre Fingernägel stachen ihr schmerzhaft in die Handflächen der geballten Faust.
Sie musste sich zusammenreißen! Auf der Stelle!
Sie war hier um einen Job zu machen, nicht um zu Hyperventilieren und dann umzukippen.
Sie musste nur für wenige Minuten die Klaustrophobie, die in ihr wütete und ihr den Brustkorb zusammenschnürte unterdrücken.
Draußen war die Matrix, vor dieser Tür, durch die sie gerade gekommen war.
'Ich kann sie jederzeit aufstoßen und rausrennen, wenn es zu viel wird', redete sie sich ein und versuchte zwanghaft ruhiger zu atmen.
Langsam beruhigte sie sich etwas, setzte vorsichtig einen Fuß vor den andern und ließ sich auf dem Stuhl, der ihr am nächsten war, nieder.
Haltsuchend umklammerte sie die Tischkante mit beiden Händen.
'Das musst du einfach schaffen!'
Coldan
#8
Nicklas stoppte für einen Augenblick und betrachtete nochmals das Barett des Orks. Ausgehuniform, Barett, blasse Haut, Cyberaugen, nicht gerade unbedingt gute Vorzeichen, insbesondere mit dem Abzeichen der SOX Taskforce von Met2000, der halbstaatlichen Söldnereinheit der ADL. Die Krawatte bei einer Ausgehuniform irritierte ihn. Aber es sollte wohl eher den Stil einer Uniform haben, ob J wirklich ein Militär ist?
Nicklas ließ sich jedoch nichts weiter anmerken, als er das Nicken erwiderte und schließlich sich niederließ, der etwas traumatisierten Ravyn keine weitere Aufmerksamkeit scheinbar andachte.
Unter der Sonnenbrille jedoch fixierte er sie für einige Augenblicke, dann fiel ihm überhaupt erst das Warnsignal für die fehlende Matrixverbindung auf. Johnson hat zumindest schon mal für Ruhe gesorgt im Betreff Matrix. Mal sehen, was noch von ihm kommt. Die Partnerin kann ich wohl vergessen im Augenblick, mal sehen ob sie später nützlich wird.
Nicklas lehnte sich etwas auf dem Stuhl zurück, japanisch war es hier wohl wirklich nicht eingerichtet, eigentlich schade, immerhin wäre es mal eine Abwechslung gewesen. Ruhige Atemzüge durchflossen Nicklas, ehe er seinen Blick auf Johnson wieder legte.
SOX Taskforce. Wenn es wirklich die SOX sein soll, dann wird das teuer Freundchen, richtig teuer alleine schon von den Spesen und der Ausrüstung, die wir benötigen. Aber Rogue würde keinen Konzern erwähnen, wenn es nur die Söldnertruppe wäre, also J, lassen wir mal die Ratespiele beginnen, zumindest sobald ich wieder Matrixzugriff habe.
Kurz blickte Nicklas zur Anzeige, ob die Sendeleistung von seinem Commlink beeinträchtig ist oder ob einfach keine Signale da waren. Wenn es nur Sendeleistung wäre, würde dann zumindest das ECCM Programm helfen. So schaltete er erstmal kurzerhand sein Profil aus und anschließend aktivierte er das ECCM Programm, mal sehen wie gut der Raum wirklich abgesichert ist. Das Surren eines White Noise Generators fehlte immerhin Nicklas noch immer.
Minion
#9
Er saß gerade beim Abendbrot, im Nebenraum spielte ein virtuelles Klavierkonzert von Brahms, als das dezente Hermes-Symbol in der unteren linken Ecke seines Blickfeldes aufblinkte und auf seinen intuitiven geistigen Impuls hin das matt-grau hinterlegte Fenster einer eingehenden Nachricht über sein Bœuf Stroganoff legte. Ein Japanisch-Soft benötigte er nicht, die Schriftzeichen verstand er ohne Mühen, das Konzernleben war schließlich bilingual.
<<< incoming – Sheila – encrypt v4.2
Konnichi wa. Sumimasen, nochmals danke für das Treffen mit deinem Geschäftsfreund, es war für alle Beteiligten eine lohnende Erfahrung. Es wäre für dich möglicherweise eine lohnende Erfahrung wenn du heute um 20:00 in der Miyamoto Sushibar bist. Das negi-toro nigiri ist sehr zu empfehlen. Gokigen yoo. Jaa mata! >>>
Einen kurzen Augenblick sinnierte er über der Nachricht, dann nahm er einen Schluck von seinem Rotwein, was das Nachrichtenfenster dazu veranlasste sich wieder zurückzuziehen. Um das Hermes-Symbol rotierten sachte mehrere Zeichen und in einer Art Tasche, sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit der Herren-Ledertasche eines exklusiven Herstellers, verschwand die der Nachricht angehängte Visitenkarte. Mit Genuss ließ er die letzte medium gebratene Filetspitze im Mund zergehen, bevor er sich auf den anstehenden Job konzentrierte.
Er ließ das Geschirr hinter der Klappe des Autokochs verschwinden, wo sogleich das Geräusch rieselnden Wasser zu hören war. Seine Geschmacksknospen waren noch mit der sauren Sahne beschäftigt als er einen Blick aus dem Fenster auf das spätsommerliche Seattle warf. Viel davon war für ihn nicht zu erkennen, vor ihm die andere Hälfte des Kondo-Blocks, dahinter die Schatten der noch größeren Gebäude, unter ihm die kleine Parkanlage, spärlich beschienen von der hinter Smogwolken versteckten Sonne. 18:24 flackerte auf seinen Geheiß hin auf, eine schnelle Entscheidung war also gefragt. Sie wurde im Hinblick auf seine Unfähigkeit, die nächste Miete zu bezahlen deutlich erleichtert.
Das kurze Dankesschreiben an seine Schieberin war dank implantiertem Kommlink schnell formuliert, ebenso Informationen über den Treffpunkt, das Taxi war bestellt. Er zog sich den im neojapanischen, und somit konservativ europäischen, Actioneer-Anzug an, die perfekte Art sich zu bekleiden und seine favorisierte obendrein. Die Predator würde er wahrscheinlich nicht benötigen und im internationalen Viertel wäre sie nicht erwünscht, also blieb sie in der Schublade. Sein zweiter Kommlink verschwand in der Jackentasche; er brauchte sich mit ihm nicht verbinden, er steuerte ihn über das PAN. Sein Hermes Ikon blieb im versteckten Modus und konnte so den gesamten WiFi-Spam vermeiden, das Renraku Sensei versorgte die Matrix mit den notwendigen Daten seiner gefälschten Existenz. Er passte noch sein Profil an den bevorstehenden Ausflug in die Miyamoto Sushibar an, viel war dazu nicht nötig, schließlich musste er ihn aktiviert lassen. So ganz hatte er sich nach all den Jahren immer noch nicht mit der Technik angefreundet.
Armitage stand vor dem verspiegelten Schlafzimmerschrank und begutachtete sich dank virtueller zweiter Spiegelwand von allen Seiten. Groß, schlank, gutaussehend. Dunkelbraunes, grau meliertes Haar, stahlblaue Augen, markantes Kinn. Der Konzern-Hai vor ihm bleckte die Zähne. Er atmete tief durch und straffte stolz die Brust. Die Ungewissheit des bevorstehenden Jobs verbarg er hinter der professionellen Maske.
(Fortsetzung folgt...)
Count zero
# 10
"Das Ding kannst du hier genausogut ausschalten." sagte der Ork an Nicklas gerichtet. "Ist ein abgeschirmter Raum."
Er hatte seine Zigarette fertig gedreht und steckte sie mit einem Sturmfeuerzeug an, zog kräftig und spuckte einige Tabakfussel aus.
"Setzt euch. So weit wie ich das verstanden habe geht eine Bestellung auf den Gastgeber. Man nennt mich Payne. Wie sind euere Namen?"
Als der Ork, der sich als Payne vorstellte mit euch redete bemerkt ihr seine spitzen Zähne.
"Ich bin kein Experte aber den Sake hier kann man trinken, vom Bier rate ich ab, zu wässrig."
Ravyn
#11
Er hatte gesagt, der Raum sei abgeschirmt.
Ravyn traten die Tränen in die Augen.
Doch genau in diesem Augenblick riss sie sich zusammen!
Sie brachte all ihre Willensstärke auf, um das Fehlen der Matrix einfach zu ignorieren. Sie unterdrückte jede Träne, die hatte zum Vorschein kommen wollen und atmete tief durch.
„Hallo! Ich bin Ravyn!“, presste sie hervor und klang dabei noch sehr zitterig.
Na toll, der erste Eindruck war hin, und der zweite auch!
Sollte sie einfach versuchen es zu überspielen?
Quatsch, es war einfach unmöglich ihr seltsames Verhalten nicht bemerkt zu haben. Selbst ein Blinder mit Krückstock wäre drauf gekommen. Ihr Gesicht war bestimmt noch blasser als sonst.
Also besser entschuldigen und hoffen, dass man es als Extremsituation für sie sah.
„Es tut mir Leid, dass ich mich nicht so gut fühle. Mir macht das mit der Matrix ein bisschen zu schaffen!“
Jetzt, da sie meinte, sich einiger Maßen im Griff zu haben, sah sie sich zum ersten Mal die Männer an, die mit ihr im Raum saßen.
Zwei Männer, beide groß (na ja, für sie waren ja eigentlich alle groß), beide schwarz gekleidet, beide sahen nicht gerade aus, als könnte man sie zum Kaffeekränzchen einladen.
Der Ork wirkte ein wenig steif und seine Krawatte saß wirklich perfekt. Doch er versuchte ein bisschen Konversation zu machen und das lockerte für Ravyn den Knoten.
Der andere wirkte lässiger. Seine Augen waren grün, genau wie ihre.
Ravyn gelang ein leichtes Lächeln.
Was für seltsame Kriterien es bei ihr verlangte, jemanden ein bisschen sympatisch zu finden, ohne ihn zu kennen.
Die Ablenkung ihrer Gedanken tat gut und sie machte gleich weiter damit, indem sie ihre Aufmerksamkeit weiterhin auf die beiden Männer lenkte, um nicht an die immer wieder aufsteigende Panik in ihrem Inneren zu denken.
Coldan
# 12
Wieso zum Teufel kann der Kerl die Aktivierung vom ECCM bemerken? Schoss es Nicklas im ersten Augenblick durch den Kopf. Mit der Deaktivierung vom Profil wurde auch das Kommlink in den passiven Modus versetzt. Er schüttelte den Gedanken wieder ab, sein Signal war jedenfalls nicht stark genug, um die Abschirmung zu durchbrechen hier, selbst mit Hilfe vom ECCM Programm, aber laufen lassen konnte es Nicklas erstmal unbedacht, außer dem Analyse Programm und dem Verschlüsselungsprogramm liefen im Augenblick keine Programme.
„Spaßiger Vogel, der J. Freigetränke kann man auch nur ordern mit einer Verbindung zum Hausnetz.“ Antwortete Nicklas auf die Bemerkung des Orks, dass doch ein Getränk frei wäre. Er hätte aber vielleicht beim Reingehen genauer die Karte anschauen sollen. „Nicklas nennt man mich.“ Beendete er dann die Vorstellungsrunde, ehe er die Sonnenbrille abnahm und damit auch seine Augen sichtbar wurden. Das AR Overlay verschwand für einige Sekunden aus seinem Blickfeld, ehe das Kommlink sich mit den Kontaktlinsen verbunden hatte und das AR Overlay sich wieder aufbaute. Die Matrix konnte er missen problemlos, aber das AR Overlay war doch zu vertraut geworden.
Er betrachtete einige Augenblicke Ravyn, bemerkte ihr Lächeln, jedoch rührte sich keine Miene bei Nicklas, viel eher waren seine Gedanken bei ihren letzten Worten. Erinnert mich irgendwie an Onyx, der wurde auch etwas nervös, wenn keine Matrix da war, hat aber nie erzählt weshalb. Nun gut, solange er seine Matrix hatte, war er jedenfalls ein guter Arzt und kam immer an Infos aus der Matrix.
Dann wandte Nicklas jedoch seine Aufmerksamkeit dem Auftrag wieder zu. Met2000, ne komische, durch geknallte Frau und ein wohl japanischer Konzern. Klingt nach Datenextraktion fast, aber in welchem Gebiet? SOX Taskforce, mir hat Alaska gereicht, um mir meine Grenzen mal wieder aufzuzeigen in der Wildnis, toxische Zonen sind noch schlimmer.
Minion
Der Pförtner bestätigte die pünktliche Ankunft des bestellten Taxis als Armitage an ihm vorüberging. Nachdem der Arrow seinen Dienst getan hatte, wandte sich der livrierte Ork wieder seinem Miracle Shooter zu, in seinem Profil blinkte eine Einladung. Zu seiner Zeit bei Ares hatte er auch Miracle Shooter gespielt und sein Training bei den Seals war ihm dabei mehr als nur eine Hilfe gewesen. Doch es war nur ein Spiel, John lebte zu sehr in der realen Welt, als dass ihm dieses Spiel eine große Freude gewesen wäre. Er war durch und durch ein Realist, aber was war in dieser Augmented Reality schon noch real?
Sein gefälschtes Profil war aktiv und die Tür des wartenden Ford Crown Victoria öffnete sich als sie ihren neuen Fahrgast erkannte. Er überprüfte die RFID des Fahrers und schwieg die Fahrt über. Das sollte also sein erster Auftrag in Seattle sein; mehr als zwei Jobs in einer Stadt hatte er noch nie gemacht, bis ihm der Boden zu heiß wurde. New York, Miami, Denver, jetzt Seattle. In den Schatten abzutauchen war für ihn die einzige Möglichkeit gewesen seinen Lebensstil zu halten. Ares hatte ihm einfach gekündigt, was einem Todesurteil gleichkam. Hätten sie das gesamte Ausmaß seiner Manipulationen entdeckt, wäre es ein Todesurteil gewesen; der Crash hatte seine Spuren verwischt. Und so verwischte er auch jetzt seine Spuren, versuchte der allsehenden und allwissenden Matrix so wenig wie möglich preiszugeben. Er hasste das Gefühl der ständigen Überwachung.
Die Miyamoto Sushibar war so wie Armitage sie sich vorgestellt hatte, ein idealisiertes Abbild eines Shinto-Tempels mit einem Haufen von virtueller Werbung. Sein aktiver Kommlink empfing zwar einen großen Teil, doch da er nur ein Teil des PANs war, konnte er sich auf die wichtigen Details konzentrieren. Das Aufmerksamkeitsimplatat mochte er nicht mehr missen, es war ziemlich wartungsintensiv aber ein kurzer Rundumblick reichte um einen möglichen Hinterhalt auszumachen; soweit schien alles friedlich. Er brauchte die Radaroptik nicht aktivieren, um zu erkennen dass die Türsteher bewaffnet und vercybert waren, ohne Aufforderung holte er die virtuelle Visitenkarte heraus und schob sie in Gedanken dem Icon des kräftigen Anzugträgers zu. Er würdigte die Beiden keines Blickes und stolzierte in den Eingang. Jahrelang hatte er sich so verhalten, jetzt musste er daran denken ein konzerntypisches Verhalten an den Tag zu legen; etwas unwohl war ihm dabei schon zumute, die 4 Jahre in den Schatten hatten ihn geprägt.
Er verbeugte sich höflich vor dem Begrüßungs-Arrow und bestellte zielsicher warmen Sake und die negi-toro nigiri. Ich verbeuge mich vor einem Haufen Daten, was für ein Schwachsinn. Der vordere Bereich war für den westlichen Gast mit Tischen und Stühlen eingerichtet; er ging an dem Laufband mit den Hockern vorbei in den Gang der zu papierverkleideten Räumen führte, zu seiner Linken eine erhöhte Fläche auf der Asiaten auf dem Boden hockend speisten und lachten. Er folgte dem Arrow zu einem der Räume, seine Radaroptik durchleuchtete die dünnen Wände und er registrierte die Anzahl der Gäste. Bevor er die für ihn markierte Tür erreichte, wurde das Radar blind, anscheinend war ein massiver Störsender aktiviert. Er schaltete die Optik ab, ebenso den Kommlink, er würde beide nicht benötigen. Ein kurzer Blick schätzte die Chancen ab aus dem Laden zu türmen, falls etwas schief gehen sollte. Das Restaurant war gut gefüllt und der Fluchtweg führte auf den Hinterhof, beides waren kritische Aktionen, er hoffte es würde nicht dazu kommen; vor allem da er unbewaffnet war.
Er zog seinen perfekt gebundenen Krawattenknoten noch einmal zurecht, setzte sein bestes Geschäftslächeln auf und öffnete die Tür. 19:59, gutes Timing. „Guten Abend; meine Dame, die Herren. Sie erlauben doch?“ Er deutete auf einen noch freien Stuhl und ließ sich nieder. Sein Tonfall war höflich aber bestimmt, als wäre dies eine Aufsichtsratsitzung und nicht das Hinterzimmer einer Sushibar. „Armitage ist mein Name. Sind wir vollzählig?“
Count zero
# 14
Auf die Frage von Nicklas hin deutete Payne auf die Mitte des Tisches.
Hier war ein Touchscreendisplay eingelassen, über das man per LAN mit dem Hausnetz verbunden wurde.
Der Ork begrüßte den Neuankommende mit einem Nicken.
"Payne ist mein Name." sagte er beim Nicken.
"Mr Johnson nehme ich an?" die Frage war an Armitage gerichtet.
Minion
John Adam Armitage - #15
Es klopfte an der Tür, eine Kellnerin trat ein und verbeugte sich tief. Sumimasen, sagte sie, Armitage-san? "Hai." Sie stellte einen kleinen Teller mit Nigiri vor ihn auf den Tisch, goß etwas dampfenden Sake in die Porzellanschale und stellte die kleine Tonkanne daneben. Mit einem kurzen "Arigato." entlässt er die Frau, diese verbeugt sich noch einmal und schließt dann die Tür hinter sich.
Er setzte ein gütiges Lächeln auf. "Da muss ich Sie leider enttäuschen, wertester Payne, ich bin mitnichten Arbeitgeber, sondern Arbeitnehmer. Ihrer Frage entnehme ich, dass Sie über die Gesamtsituation ebenso im Unklaren sind wie ich. Oder wie würden Sie das beurteilen?“ Sein Tonfall blieb eloquent, als er sich an die anderen beiden richtet. „Darf ich fragen mit wem ich außerdem das Vergnügen habe?“
Ravyn
#16
Der neue Kerl war schon spezieller.
Nicht so wie die anderen beiden. Schon mal angefangen bei seiner redseligen Art. Auch sein Anzug wirkte viel exklusiver.
Am liebsten hätte sie jetzt in der Matrix nachgesehen, woher der Anzug stammte und wie viel so ein Ding kostete. War er wirklich so, wie er vorgab zu sein, oder war ein vielleicht ein Blender?!
Ravyn wunderte sich. Sie war Leuten wie Nicklas schon immer zugetaner gewesen, als Leuten, wie diesem Armitage. Bei Ersterem wusste man wenigstens woran man war.
Große geheimnisumwogene Typen verwirrten sie nur. Vor allem, weil sie nichts nachschlagen konnte.
So ohne die Matrix kam sie sich schrecklich einfach und dumm vor.
„Mein Name ist Ravyn!“, sagte sie und nickte nur förmlich.
Wow, wie sehr sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte. Ravyn war selbst überrascht.
Es fiel ihr auch langsam wesentlich leichter zu Denken, obwohl sie sich immer noch furchtbar eingeschränkt vorkam.
Schnell nahm sie Kontakt zum Hausnetz auf und bestellte sich eine Flasche stilles Wasser in einer noch ungeöffneten Flasche und ein Glas dazu, ohne Eis.
Danach drang sie kurz tiefer ins Netz ein, um zu sehen, wie weit sie damit nach draußen kam...
Coldan
Nicklas ignorierte die Anmerkung von Payne, sondern lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Neuankömmling. Anzug, Krawatte, förmliches Benehmen, ein Aal wie er im Buche stand. Er verwendete seine Aufmerksamkeit nicht weiter auf den Neuling, sondern fuhr mit den Fingern über das Touchpad, die Auswahl an Getränken und Speisen kurz sortierend, ehe er sich kurzerhand einen heißen Kaffee bestellt. Zumindest etwas Bekanntes und dazu werden sie wohl sowieso einige Zeit wach bleiben müssen.
Nach der Bestellung wandte er seine Aufmerksamkeit erstmal wieder dem Neuankömmling zu. Gegen wie viele gute Sitten er wohl gerade verstoßen hat? Nun, ihm war es im Augenblick egal. „Nicklas.“ Stellte er sich schließlich dem Neuankömmling mit dem unaussprechlichen Namen vor, ein kurzes Nicken folgte.
Die Uhranzeige im AR Overlay schaltete auf nach 20:00 Uhr. Ab jetzt wird’s unangenehm, wenn Johnson nicht auftaucht. Zu spät kommende Auftraggeber gibt es selten und sollten es mehr als nur ein paar Minuten werden, würde Nicklas nicht lange genug im Raum bleiben, als dass Johnson noch hinzu kommen könnte.