[IP] Electric Dreams

  • -329-


    Den Ausführungen des Javanesers zu der örtlichen Weltanschauung folgt Simon interessiert, ohne sich dazu zu äußern. Diese Art zu denken, an Vorbestimmung zu glauben ist ihm so fremd, dass er da erstmal näher drüber nachdenken muss. Es klingt ihm aber nach einer guten Art sich davor zu drücken, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen... Erst nach Laks Äußerung klingt er sich wieder in das Gespräch ein:
    "Tja... Das 'was dann' lässt sich wohl leider erst planen, wenn wir wissen was sie mit ihm vorhaben... Und das erfahren wir erst, wenn es soweit ist... Wenig Spielraum für Planungen..." Er sieht nicht sonderlich glücklich damit aus. "Aber vielleicht müssen wir das riskieren um mehr zu erfahren. Jedenfalls möchte ich keine Falle planen ohne zu wissen womit wir es zu tun bekommen. Da hat mir dieses Dorf gereicht..."

  • -330-


    @all:


    Indras Blick wandert von Lak zu Simon und wieder ins Nichts.


    "Vielleicht ist die Schule der Weg, den wir gehen sollten. Es wäre zumindest eine Möglichkeit, unsere Position nicht direkt zu offenbaren, so wie es bei der Falle der Fall wäre."



    @Croaker:


    Noch während die anderen diskutieren hat Croaker dieses seltsame Gefühl, dass ihn irgendetwas aus der Ferne heraus beobachtet. Innerlich überlegt er gerade, woher dieses Gefühl wohl stammen mochte, als er eine nur allzu vertraute Stimme in seinem Kopf erschallen hört.


    Du hast mich wohl schon vermisst... dachte ich's mir. Hör mal, da will jemand mit dir quatschen, und da du das ja nicht checkst, dachte ich mir, mache ich dich mal darauf aufmerksam. Wenn du das Gespräch entgegen nehmen willst, dann solltest du deinen Blick mal auf die andere Seite werfen... .


    Erklingt Rabes zynische Stimme wie eine Woge schwarzer Federn in Croakers Geist.

  • -331-


    Egal ob Ao's Javanische Armee oder die Armee von Ares KE-Leuten die Simon in seiner AR-SMS erwähnte: sie brauchen mehr Informationen über ihre Gegner bevor sie die Kavallerie rufen.
    "Oh mai-Sabaai, erinner mich bloß nicht an das Dorf, Simon. Aber du hast recht. Bevor wir dem Gegner eine Falle stellen, sollten wir mehr Informationen haben."
    Indras Blick wandert von Lak zu Simon und wieder ins Nichts.

    "Vielleicht ist die Schule der Weg, den wir gehen sollten. Es wäre zumindest eine Möglichkeit, unsere Position nicht direkt zu offenbaren, so wie es bei der Falle der Fall wäre."


    Zumindest haben wir in der Schule wohl bessere Cahncen als in Sartosas Hauptquatier. Trotz Croaker. Der auf einmal sehr beunruhig wirkt?

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -333-


    Hakim hörte bei diesem Gespräch aufmerksam zu.


    Irgendwie traute er Croaker nicht. Zumindest konnte er sich gut vorstellen das er im Entscheidenden moment die Seiten wechseln könnte.
    Wie sich die Dinge doch in wenigen Tagen verändern konnten. Noch vor wenige Tagen war er ein Taxifahrer mit gelegentlichen Schattenaktivitäten gewesen und diese Truppe hier hatte sein Leben doch gehörig durcheinander gewirbelt. Die vielen Begriffe, Beziehungen und Personen wirbelten noch genauso um seinen Kopf. Hakims Geist suchte nach Klarheit. Er wollte so langsam Antworten auf viele Fragen haben und sein innerstes wallte auf und wurde unruhig.


    Er würde tun für was sie sich entschieden und er war bereit dazu. Indras Vorschlag schien ein Anfang zu sein. Besser als weiter untätig zuzusehen was passierte. Wenn Gott es so wollte sollte es so passieren. er war bereit sich auf sein Schicksal einzulassen.


    Nach diesen Gedanken fühlte er sich wieder wohler und mehr in sich ruhend. "Lass es passieren Allah"dachte er und um ein Haar hätte er seine Magischen Fähigkeiten in Bewegung gebracht.

  • -334-


    @Croaker:


    Als Croaker im Mandi ankommt und seinen Blick in den Astralraum richtet sieht er einen schwarzen Affen, welcher im Schneidersitz auf den Kacheln des Wasserbeckens sitzt, in dem für gewöhnlich das Frischwasser für eine typisch indonesische Dusche aufbewahrt wird.
    Der Affe scheint mehr mit sich selbst beschäftigt, als dass er Croaker wahrnimmt, und ist sichtlich damit beschäftigt, seinen rechten Fuß zu kratzen. Erst als sich Croaker räuspert schreckt der Affe auf und "fällt" dabei fast rücklings in das Wasserbecken. Rascher als es Croakers Sinne verfolgen können richtet sich der Affe jedoch wieder auf und hält aufeinmal einen schlichten Stab in seinen Händen, auf den er sich locker stützt, während er sich vor dem Rabenschamanen verbeugt. Seine gelben Augen mustern Croaker neugierig, während er zu sprechen beginnt:


    "Ich grüße Euch, Ehrenwerter. Ich bin noch nicht lange Bote... verzeiht mir meine... äh... verspielte Art. Ja, ja... so ist das. Ich weiß noch ganz genau, wie ich damals beim großen Baumfest... aber... ich schweife schon wieder ab.
    Ich bin geschickt, um Euch zu dienen."


    Nach einer theatralischen Pause, in welcher der Affe sich zu seiner stolzen Größe von 30cm aufrichtet, fügt er noch mit einem sorgsam eintrainierten, verschwörerischen Blick seiner gelben Augen - samt der dazu gehörenden, hochgezogenen rechten Augenbraue - hinzu:


    "Ihr seid nun mein neuer Meister, Meister."

  • -336-


    @Croaker:


    In seiner verspielten Weise legt der Affe seinen Kopf schief und lässt dabei seine Zunge heraus hängen. Dann fangen seine gelben Augen wieder verschwörerisch an zu funkeln, so als hätte er Croaker eine Nachricht von weltbewegender Bedeutung anzuvertrauen.


    "Äh... nun ja... Ihr wisst doch, Meister. Man erwartet Euch. Sartosa erwartet Euch, Ehrenwerter."


    Mit einem Ruck springt der Affe auf Croakers Schulter und grinst dem Rabenschamanen dann schelmisch entgegen, während er wieder verheißungsvoll mit seinem Auge zwinkert.


    "Wir können dort eine Menge Spaß haben, Meister. Viele schöne Frauen."

  • -337-


    Croaker stütze sich mit beiden Händen am Waschbecken ab und starrte auf sein Spiegelbild.
    Den Affen sah er nicht direkt an, ob aus Überheblichkeit gegenüber dem Untergebenen oder Furcht vor dem, was er repräsentierte, ließ sich nicht sagen.


    Ja, ja, schon klar.
    Sag Sartosa, ich werde ihn heute Abend aufsuchen.


    Er drehte den Kopf und blickte mit unbewegter Mine auf den Affen herunter.
    Und sag ihm, ich möchte ein vernünftiges Angebot, wenn er mich an Bord haben will.
    Ich habe kein Interesse daran, nur zum Spaß bei seinen Plänen mitzumachen und Geld und schöne Frauen kann ich auch bekommen, wenn ich weniger wahnsinnige Sachen mache, als mich einem unberechenbare Wesen aus den tiefen Metaebenen zu unterwerfen.
    Ich bin kein Bauerntrottel, den man mit ein bisschen vergänglichem Wohlstand locken kann.
    Ich erwarte eine handfeste Gegenleistung, ich will Macht, von einer Art, auf die ich im Normalfall keinen Zugriff haben werde und ich bin sehr wählerisch, was das angeht.


    Und außerdem möchte ich wissen, was ihr als Gegenleistung verlangt.


    Komm in genau einer Stunde wieder und überbring mir seine Antwort.
    Ich werde dich erwarten.

  • -338-


    Mit einer Verbeugung verabschiedet sich der Affe vom Rabenschamanen und verschwindet dann aus Croakers astralem Sichtfeld. Kurze Zeit später findet sich der Schamane wieder unter seinen Kollegen im Hauptraum des Hauses wieder.
    Eine junge, javanisch aussehende, aber westlich gekleidete Frau steht neben der Gruppe, welche Croaker bei seiner Ankunft im Haus kurz als Dewi, Hakims Cousine, kennen gelernt hat. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht stellt sie diejenige Frage, welche man auf Java desöfteren zu hören bekommt: "Mau makan?"


    Ohne eine Antwort abzuwarten geleitet euch Hakims Cousine in den Speiseraum, wo ihr an einem langen Holztisch Platz nehmt, auf dem bereits alles für euer Mahl vorbereitet wurde. Alle Speisen, zu denen unter anderem Reis, Hünchen, Tempe, Soto, und andere Köstlichkeiten zählen, sind sicher unter buntgeschmückten Plastikhauben aufbewahrt, um sie vor Ameisen und anderem Kleintier zu schützen, welches für gewöhnlich in indonesischen Häusern heimisch ist.
    Dewi selbst vergewissert sich davon, ob die angebotenen Speisen ihren Gästen munden, und ist stets bereits, euch jeden Wunsch von den Lippen abzulesen.


    Nach einem ausgiebigen Mahl kehrt Croaker ins Badezimmer zurück, um sich - wie die anderen ebenfalls - die Hände zu waschen. Als er die Kelle ins Becken schweifen lässt, um Wasser zu schöpfen, und - in Erwartung der Erfüllung seines Befehls - seinen Blick auf die Astralebene wandern lässt, bemerkt er plötzlich die kleine Dschunke, auf welcher der Affen-Bote im Wasserbecken treibt und dabei lässig die Füße übereinander gelegt hat.


    "Seid gegrüßt, Meister. Ich überbringe Euch die Nachricht, dass Sartosa diese Dinge lieber mit euch persönlich besprechen möchte, wenn Ihr ihn heute abend besucht. Aber er lässt Euch ausrichten, dass man einen Konsens finden wird, der alle zufrieden stellt."

  • -339-


    Nach dem wirklich vorzüglichem Essen, leider fehlte Lak der Appetit, folgt sie Simon kurz in den innenliegenden Garten. Durch die gauen Wolken von Sprawl-Smog zeigt sich in diesem Moment ein Stück blauer Himmel. Vielleicht ein Zeichen der Hoffnung?


    "Können wir Croaker vertrauen? Ich kenne ihn nicht so lange wie du."


    Nun bis zum Hongkong -Run kannte sie ihn auch nicht. Aber dort hat er sich trotz der manchmal zynischen Einstellung als verlässlicher Püan erwiesen.


    "Croaker ist nun mal sehr ... speziell. Aber wenn er uns verraten wollte hätte er dies schon tun können. Ich mache mir Sorgen um ihn. Für mich war Magie ein Geschenk der Geister. Ich hatte nie Ambitionen nach mehr Macht zu streben als ... als meine Festplatte speichern kann, würde man in der Matrix sagen. Croaker denkt da anders."


    Bevor sich die Diskussion in unerfreuliche Bahnen bewegen kann wechselt sie schnell das Thema.


    "Diese KE-Einheit an der Universität, die du in der Nachricht erwähntest, würde die uns helfen?


    "Möglich. Immerhin hat Ares nicht viel für feindliche Invasions-Geister übrig."
    "Und du hättest genug Einfluss sie zu überzeugen?"


    "Möglich. Du müsstest mir nur eine sichere Verbindung öffnen."


    Lak kennt Simon gut genug um zu wissen, dass er keine weiteren Fragen über seine Ares Vergangenheit beantworten wird.
    Sein Vorschlag gefällt ihr. Wenn Ao's Kontakt zum Militär nicht wie erhofft funktioniert wäre einen weitere Armee doch hilfreich?


    "OK. Die Matrix Adresse der örtlichen KE-Niederlassung zu finden dürfte ein Kinderspiel sein. Zu wem soll ich dich durchstellen?"

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -340-


    Simon ist erleichtert, dass Lak sich bereit erklärt hat ihm zu helfen. Nach wie vor hält er es für die beste Vorgehensweise, diese Option so geheim wie möglich zu halten. Immerhin weiß Croaker schon um Aos Verwicklung. Sollte er aus irgendwelchen Gründen doch reden oder verhört werden wäre es in Simons Augen fatal, wenn er auch noch etwas von diesem Versuch an Hilfe zu kommen weiß.
    Außerdem könnte es ja genauso passieren, dass Simon keinen Erfolg hat. Sei es, dass man ihm nicht glaubt, meint nicht auf Hilfe angewiesen zu sein oder aus sonstigen Gründen etwas nicht klappt...
    Bei ihrer derzeitigen Lage denkt er nicht gern über diesen Fall nach, aber die Möglichkeit kann er nunmal nicht ausschließen... In dem Fall möchte er niemandem unnütz Hoffnung gemacht haben.
    "OK. Die Matrix Adresse der örtlichen KE-Niederlassung zu finden dürfte ein Kinderspiel sein. Zu wem soll ich dich durchstellen?"
    "Danke, aber das wird nicht notwendig sein... Ich habe hier eine Nummer unter der ich den Mann kontaktieren kann." Er kopiert die Adresse und schickt sie an Lak. "Die wollte ich dir sowieso geben. Falls mir etwas passiert könnt ihr immer noch euer Glück damit versuchen." Scheinbar ohne über diese unangenehme Perspektive weiter nachzudenken fährt er fort: "Soweit ich weiß nennt sich der Mann Feysal. Ich kenne ihn nicht, aber die Information, dass er in Jakarta für Ares Augen und Ohren nach interessanten Neuigkeiten aufhält sollte wassserdicht sein.
    Mal sehen ob und was er für uns tun kann... Ich würde dich bitten aufzupassen, dass das Gespräch nicht abgehört oder zurückverfolgt wird. Du kannst auch gern zuhören. Falls dir etwas dringendes einfällt, egal was, schick mir einfach parallel eine Nachricht. Ich werde das Gespräch auch aufzeichnen, denke ich... Eigentlich bin ich kein Freund davon sowas zu protokollieren, aber wenn wir später andere Leute einweihen wollen dürfte das der beste Weg sein."

    Als Simon endet herrscht kurz Stille in dem Garten, während sie beide noch ihren Gedanken nachhängen. Dann zieht er seine Schachtel Zigaretten hervor. Aus alter Gewohnheit bietet er Lak eine an -auch wenn er weiß dass sie eigentlich nicht mehr raucht- bevor er sich selbst eine ansteckt.
    Er nimmt ein, zwei tiefe Züge und blickt dabei halb an ihr vorbei nach oben in den Himmel. Nach einigen Sekunden und einem weiteren Zug sieht er wieder zu ihr hinüber und räuspert sich: "Habe ich mich eigentlich schonmal dafür bedankt, dass du mich hier an Bord geholt hast?" Schon am Tonfall ist zu merken, dass er keine Antwort erwartet. "Naja... Danke jedenfalls dafür..." Er muss leise und trocken lachen. "Klingt nen bisschen komisch, wo wir so im Mist sitzen, was? Läuft alles nicht so wie gedacht, ganz im Gegenteil...
    Trotzdem... Zumindest habe ich hier seit Langem mal wieder das Gefühl, dass das was wir tun einen Sinn hat. Naja... Ich kenne Chicago zum Glück nur aus Geschichten, ist einfach schon zu lange her... Aber die kenne ich dafür ganz gut..."
    Seine Lippen verziehen sich zu einem leichten Grinsen, auch wenn dies seine Augen noch nicht zu erreichen vermag. "Wenn wir sowas verhindern könnten... Das wäre doch mal was, oder?"
    Einen kleinen Augenblick lang wirkt er fast schon ein wenig begeistert, dann verschwindet der Gesichtsausdruck wieder hinter seinem Alltagsgesicht und einem Hauch Niedergeschlagenheit. "Nur erstmal soweit kommen..."
    Mit einem letzten Zug lässt Simon die Kippe fallen und tritt sie mit dem Fuß aus, bevor er sie wieder aufhebt und den Filterrest in einer Tasche verwschinden lässt.

  • -341-



    "Seid gegrüßt, Meister. Ich überbringe Euch die Nachricht, dass Sartosa diese Dinge lieber mit euch persönlich besprechen möchte, wenn Ihr ihn heute abend besucht. Aber er lässt Euch ausrichten, dass man einen Konsens finden wird, der alle zufrieden stellt."


    Gut, richte Sartosa aus, dass ich ihn um Mitternacht im Gerhana treffen werde.
    Verschwinde jetzt, ich habe zu tuen.


    Croaker wartete, bis der Affe verschwunden war, dann stürmte er aus dem Bad.


    Fuckfuckfuckdasgehtzuweitdakommichnichtineinemstückrausdasistzuvielzuvielzuviel


    Während sich seine Gedanken überschlugen, hastete er hinunter um die anderen zu treffen.
    Im Wohnzimmer war niemand, nur die letzten, noch nicht abgeräumten Reste des Abendessens standen auf dem Tisch.


    Verdammtwosinddieallehinwarendiekurawaschonhierheiligemuttergotteswasisthierlos


    Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, atmete tief durch und versuchte, zur Ruhe zu kommen.


    Locker bleiben, locker bleiben.
    Du hast schon ganz andere Sachen überlebt.
    Der Toxiker in Hamburg, das war übel, dagegen ist das hier ein Kinderspiel.
    Aber da wollte ich auch nicht...nein, ruhig, ich will nicht, ich werde keine Scheiße anstellen, ich werde keinen Pakt mit Wesen eingehen, die einen Nervenzusammenbruch als Zwischenmahlzeit betrachten, ich werde die Sache durchziehen, ganz straight, ruhig bleiben, und dann kassiere ich die Belohnung, fliege nach Köln, kümmere mich um Dinge, die ich unter Kontrolle habe und eventuell mache ich in zwei Monaten oder so Sophie klar.
    Gute Idee eigentlich.


    Okay, erst mal die anderen finden.


    Er ging in den Garten, zündete sich eine Zigarette an, blickte noch einmal kurz ins nächstgelegene Fenster, um zu überprüfen, ob er so wirkte, als sei er halbwegs bei geistiger Gesundheit und ging dann hinüber zu Lak und Simon.


    Hi, lasst euch nicht stören.
    Obwohl, nein, das ist wichtig.
    Sartosa verfolgt mich.
    Er schickt einen Geist vorbei, um mich auf seine Seite zu ziehen.
    Das Vieh war zweimal hier, einmal vor einer Stunde, dann gerade eben.


    Er hob die Hand, als die anderen ihn unterbrechen wollten, um ausreden zu können.


    Ich möchte nichts über eure weiteren Planungen hören, damit stelle ich ein Sicherheitsrisiko dar.
    Ich weiß nicht, über welche Magie unsere Gegner verfügen, die Chance, dass sie damit wichtige informationen aus mir rauskriegen, ist zwar gering, aber nicht völlig auszuschließen.
    Darum nur soviel : ich werde heute Abend um 12 im Gerhana sein.
    Wenn ihr vorher meine Hilfe braucht, ruft mich an, ich bleibe in der Nähe und behalte mein Komlink an.
    Wenn ihr euch nicht meldet, gehe ich davon aus, dass ihr einen anderen Plan habt.


    Er wandte sich an Lak.


    Ruf einen deiner Geister, um den Astralraum zu überwachen.
    Wenn sie euch ausspionieren, dann vermutlich auf diesem Weg.
    Ich muss jetzt los.
    Alles Gute.


    er drehte sich um und ging auf die Gartentür zu.

  • -342-


    Nach all den Streß spürt Lak tatsächlich ein großes Verlangen wieder nach einer Zigarette zu greifen. Kurz bevor ihre Willenskraft schwach wird und sie Simons Angebot annehmen will erscheint Croaker.
    Was er zu berichten hat gefällt ihr gar nicht.


    Ruf einen deiner Geister, um den Astralraum zu überwachen.
    Wenn sie euch ausspionieren, dann vermutlich auf diesem Weg.
    Ich muss jetzt los.
    Alles Gute.


    Lak läuft ihm schnell nach.
    "CROAKER! Warte, wir sind doch ein Team. Was ist wenn wir dich in der Schule brauchen? Willst du wirklich allein zu Sartosa gehen?"


    Lak greift an ihren Hals und sreift eines ihrer vielen Glücksbringer-Amulette ab welches sie Croaker in die Hand legt.
    Es ist eine Goldene Münze mit dem Bild eines alten Mönches im Lotussitz.

    "Wie du weißt vertraue ich stehts auf mein Glück, Edge, Karma - nenn es wie du willst. Vielleicht bringt das dir Glück. Das ist Luang Pu Bunleua Sulilat, ein verrückter laotischer Schamane aus dem letzten Jahrhundert. Er baute in Thailand einen buddhistischen Tempel mit verrückten Skulpturen, unbekannte Monster aus hinduistischer Mythologie und Wahnsinn oder auch lustige, wie Hunde die in einem Auto fahren. Er ist sozusagen der Schutzheilige aller Schamanen die an den Grenzen der Welt tanzen. Wenn jemand auf dich aufpassen kann, dann er."


    Und natürlich werde ich unbemerkt über Croakers Komlink verbunden sein.
    Lak lächelt Croaker aufmunternt an während sie versucht ihre Tränen zu unterdrücken.

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -343-


    Danke.
    Glück kann ich gebrauchen.


    Croaker neigte den Kopf zur Seite, er schien unschlüssig, was er tuen sollte.


    Wenn ihr in dieser Schule Rückendeckung braucht oder ich mich da umsehen soll, kann ich das machen, aber seid euch bewusst, was das für Risiken mit sich bringt.
    Beratet in Ruhe darüber, ich bleibe in der Gegend.


    Er wandte sich um und ging wieder auf die Tür zum Wohnzimmer zu.
    Nach ein paar Schritten drehte er sich noch einmal zu Lak um.


    Und falls wir uns nicht mehr sehen : pass auf dich auf.

  • -344-


    Nachdem Croaker gegangen ist und auch Lak den kleinen Garten im Innenhof verlassen hat, fühlt sich Simon bereit, das Gespräch mit dem Ares-Kontaktmann zu führen, den Jancis ihm genannt hatte.
    Konzentriert und ruhig, trotz der aufwühlenden letzten Gespräche und den düsteren Vorahnungen Croakers, macht er sich daran, die Verbindung herzustellen und in seine Stimme einen möglichst glaubwürdigen und seriösen Unterton zu legen, um wenigstens nicht sofort abgewimmelt zu werden.
    Als die Verbindung steht atmet Simon noch einmal tief durch und wartet dann auf ein Lebenszeichen von der anderen Seite.


    "Ja?"


    "Guten Tag. Spreche ich mit einem gewissen Mr Feysal?"


    "Ja, das tuen Sie."


    "Gut. Nennen Sie mich Simon. Ich würde mich gern mit Ihnen über einige Dinge unterhalten von denen ich denke, dass sie für uns beide interessant sind. Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?"


    Erneut nur ein kurzes und knappes "Ja", das keinerlei Rückschluss auf eine etwaige Neugierde oder Nervosität Feysals erkennen lässt.


    "Danke. Wir kennen uns nicht, aber ich habe Ihre Nummer von einer gewissen Jancis in Seattle erhalten. Zu Ihrer Information möchte ich noch sagen, dass dieses Gespräch von meiner Seite aus überwacht wird. Wir sollten uns also relativ sicher unterhalten können."


    Stille. Als Feysal, welcher nicht unbedingt zu den gesprächigsten Menschen gehört, die Simon bisher auf Java kennen gelernt hat, keinerlei Reaktion erwarten lässt, fährt Simon unbeirrt einfach fort:


    "Es handelt sich um eine Angelegenheit, auf die ich mit einigen Kollegen nur zufällig gestoßen bin. Ursprünglich waren wir mit einigen Ermittlungen in anderer Sache beschäftigt. Dabei sind wir allerdings auf einige interessante Dinge gestoßen
    Ich frage einmal frei heraus: wissen Sie etwas über eine größere magische Bedrohung dieser Region? Falls nicht muss ich Ihnen leider mitteilen, dass es diese gibt... Der Einschätzung unseres Magiers nach wäre ein Worst Case in der Art von Chicago möglich... Und nach bisherigen persönlichen Erlebnissen bin ich leider geneigt ihm zu glauben.
    Sie fragen sich jetzt vermutlich, ob Sie mir davon irgendwas glauben können oder sollten. Am einfachsten wäre es, wenn Sie in dem Fall einmal bei Jancis nach einem gewissen Simon zurück fragen. Ich habe bereits mit ihr gearbeitet und denke, sie könnte Sie vielleicht schneller überzeugen, dass Sie es zumindest nicht mit einem einfachen Weltuntergangsspinner zu tun haben. Immerhin hat Sie mir auch sofort Ihre Nummer gegeben. Was meinen Sie?"


    Überraschender Weise geht Feysal diesmal sofort auf Simons grobe Ausführungen ein, ohne sich offensichtlich von dessen Glaubwürdigkeit zu überzeugen. Allerdings kann Simon auch nicht mit Sicherheit sagen, welche Art von Sicherheitsüberprüfung bei dem Mann möglicherweise schon seit Beginn des Gespräches auf Hochtouren läuft.


    "Mich würde interessieren, Mr. Simon, weshalb Sie mir diese Information haben zukommen lassen. Was erhoffen Sie sich davon?"

  • -344-


    Mike hatte sich langsam wieder gesammelt. Erst waren die ganzen Informationen und Diskussionen fast etwas überwältigend gewesen, aber dank des ausgezeichneten Essens, dass für ein wenig Entspannung gesorgt hatte, fühlte sich der Troll wieder etwas wohler. Croaker wirkte zwar nach wie vor sehr angespannt, aber wenn man die Lage des Magiers genauer bedachte, dann stand er irgendwie mit einem Bein im Grab.
    Kriegt Sartosa spitz, dass Croaker nur zum Schein dabei ist, wird er ihn sicher erledigen. Stellt sich heraus, dass er wieder allen Erwartungen doch die Seiten wechselt, werden wir versuchen, ihn zu Hackfleisch zu verarbeiten.


    Als der Norm den Raum mit der eher fadenscheinigen Begründung eines Badezimmerbesuches verließ, wirkte er in keinster Weise beruhigter. Simon und Lak seilten sich kurz darauf ab und so war er mit Indra und Hakim allein, da ihre Gastgeberin eher als unsichtabrer Schatten zu bezeichnen war.
    Schatten ist gut, von der Sorte haben wir eigentlich momentan genug ... ging es Mike durch den Kopf, als er bei der ungewollten Doppeldeutigkeit seiner Gedanken ein wenig schmunzeln musste.


    Dann wandte er sich den anderen beiden zu:
    "Also die Sache mit dem "Platz im Leben" und so sagt mir irgendwie nicht so zu. Sorry wenn ich da jemandem auf den Schlips trete, aber ich bevorzuge den Gedanken, meines eigenen Glückes Schmied zu sein, wie man so schön sagt. Er versuchte die Andeutung eines Schulterzuckens gegenüber Indra aber wahrscheinlich gingen Hakims Vorstellungen in eine ähnliche Richtung. Beide stammten von hier, waren von den hiesigen Traditionen und Wertevorstellungen geprägt. Oder nicht?


    Und Croaker hatte sie zwar vor der Schule gewarnt, aber welche anderen Optionen hatten sie denn? Warten bis im Gerhana irgendetwas schiefging und dann versuchen, Croaker "auf die harte Tour" rauszuholen? Nach allem, was sie bisher erfahren hatten war das sehr unwahrscheinlich. Also nicht das Auffliegen von Croaker, aber ein Befreiungsversuch. "Höhle des Löwen" ging Mikhail durch den Kopf.


    Nein, er dachte, dass es in der Schule gar nicht sooo schlimm werden konnte. Auch wenn die Geister im Dorf harte Brocken waren: Ohne das Überraschungsmoment und mit Vorbereitung war auch Geistern beizukommen. Er hatte schon ab und an mit welchen zu tun gehabt und es war eher selten gewesen, dass diese Dinger massiver roher Gewalt widerstanden. Dazu zählte nach seiner Erfahrung entweder konzentriertes Feuer aus möglichst großkalibrigen automatischen Waffen, aber bisher hatte ihm sein Sporn eigentlich auch gute Dienste geleistet. Nur bei ausgesprochen mächtigen Geistern hatte der bisher versagt. Und wenn die halbe Schule mit solchen DIngern gefüllt war, dann konnten sie wohl eh nichts ausrichten. Selbst wenn Croaker mitkäme. Aber vielleicht waren dort ja auch nicht ganz so starke "Artgenossen", mit denen sie es aufnehmen konnten?


    "Hmm, also ich denke wir sollten nochmal zu der Schule. Mit ordentlicher Ausrütsung sollten wir Chancen haben, falls da wirklich noch einige dieser Geister rumdüsen. Und sie" er neigte den Kopf Indra zu "sollen doch auch magisch begabt sein. Wie steht es denn mit Erfahrungen im Kampf gegen magische Bedrohngen? Ihre Hilfe könnte sehr nützlich sein. Vielleicht ist ja auch DAS ihr Platz in der Geschichte und Sartosa bringt da nur was durcheinander ..."


    Was Hakim so draufhatte, wenn er nicht übberrascht wurde, darauf war Mike auch noch gespannt. Der Ork wirkte angesichts der Entwicklung der Dinge ein wenig fassungslos. Aber Mike musste zugeben, dass selbst für seine bisherigen Erlebnisse in den Schatten das Tempo hier ziemlich beträchtlich war.

  • -346-


    Das sich sein Gesprächspartner bisher nicht sonderlich gesprächig zeigt überrascht Simon nicht weiter. Wieso sollte der auch mehr preisgeben als nötig?

    "Nun, da gibt es mehrere Gründe. Zum einen entspricht die Entlohnung des ursprünglichem Auftrags nicht ganz der Bedrohung mit der wir es hier zu tun bekommen haben. Leute wie wir müssen auch zusehen, dass wir unseren Lebensunterhalt verdienen. Insofern hätten wir eventuell Interesse daran unsere Informationen über diese Bedrohung an Sie weiterzuverkaufen... Ich denke, dass wir relativ dicht an dieser Angelegenheit dran sind und unser Wissen durchaus interessant sein könnte.
    Das ist aber nicht alles. So wie die Dinge zur Zeit stehen stecken wir im Umfeld dieser Bedrohung einfach drin - und wollen dort natürlich wieder lebendig herauszukommen. Offen gesagt vermute ich, dass Sie angesichts ihrer Rolle an der UI hier ebenfalls kein Interesse an einem javanesischen Chicago haben. In sofern denke ich, dass es im beiderseitigen Interesse sein könnte zusammenzuarbeiten um diese Sache aus der Welt zu schaffen bevor sie eskaliert..."

  • -347-


    @Hakim und Mike:


    Indra lächelt. Es ist kein herablassendes oder belustigendes Lächeln, sondern vielmehr ein Ausdruck höflichen Verständnisses.
    Als Mike geendet hat antwortet Indra nicht sofort, sondern säubert seine Hände zuerst in einer der kleinen Wasserschalen, die vor jedem der Plätze auf dem Tisch bereit stehen.
    Dann hebt er den Kopf, ohne jedoch Mike oder Hakim direkt dabei anzusehen.


    "Ich denke schon, dass ich im Kampf gegen diese Wesenheiten eine Hilfe sein werde. Auch erscheint mir, die Schule zu observieren als ein ratsamer Gedanke, wenn alle damit einverstanden sind und wir damit zu einem Konsens kommen können. Möglicherweise entdecken wir dort etwas von Bedeutung, indem wir die Schule einfach nur beobachten."



    Simon :


    "Ich frage mich, wie so eine Zusammenarbeit zwischen uns aussehen könnte. Wenn Sie von Informationsmaterial sprechen, in dessen Besitz Sie sich befinden, sollte es Ihnen ja keine Umstände machen, mir eine kleine Kostprobe zukommen zu lassen. Könnten Sie das arrangieren?"

  • "Nun, ich hoffe Sie verstehen dass wir vorsichtig damit sind unsere Erlebnisse mit dieser Bedrohung weiterzuverbeiten, solange die Folgen für uns ungewiss sind. Ich werde aber einmal versuchen Ihnen ein Bild unserer Erfahrungen zu machen.
    Es handelt sich um einen Kult, der sich um eine Art von Geisterwesen dreht. Allerdings keine Insektengeister, der Vergleich mit Chicago bezog sich nur auf die möglichen Konsequenzen. Er scheint enorm einflussreich zu sein, bedrohlicher wirkten aber die Geister beziehungsweise durch sie besessene Menschen.
    Wir hatten bereits einmal eine Auseinandersetzung mit derart Besessenen unter sehr interessanten Umständen. Das ganze scheint eng mit alten lokalen Riten und Glaubensangelegenheiten verknüpft zu sein. Mit einfachen mundanen Mitteln war diesen Besessenen nicht beizukommen. Von dieser Auseinandersetzung existieren Aufzeichnungen, ebenso wie Schilderungen der astralen Erlebnisse durch einen Magier.
    Wegen noch nicht völlig geklärten Gründen hat diese Gruppierung Interesse an uns, weshalb wir später Gelegenheit hatten nähere Einblicke in ihr Inneres zu gewinnen.
    Aus dem gleichen Grund werden wir möglicherweise bald genaue Insider-Informationen über ihre Ziele und Pläne bekommen.
    Jedenfalls scheint es hier nicht um Geld oder einfache weltliche Macht zu gehen.
    Sie fragten auch, wie eine Zusammenarbeit aussehen könnte: nun, unsere Gruppe hat nicht die Möglichkeiten sich diesem Kult entgegenzustellen. Das war auch anfangs nicht unsere Aufgabe. Sie dagegen könnten möglicherweise Zugriff auf Ressourcen haben, die mit diesen Gegnern fertig werden können. Aber das hilft nicht, wenn Sie nicht wissen wo diese einzusetzen wären... Oder nicht wissen, dass diese Bedrohung besteht...
    Ich sehe dort also schon Potential für Zusammenarbeit..."