>>Wo man weit im Innern unseres schönen Redmond beschirmt von der heiligen Dreifaltigkeit und deren Dienern, den Inquisitoren, lebt, verfällt das schlichte aber gute christliche Stadtvolk leicht dem Aberglauben, daß die Hexerei von Anbeginn nichts hülfe. Unser typisches Gemeindemitglied sieht so wenig von den Umtrieben der satanischen Hexer mit eigenen Augen, daß er's nicht glaubt und für Scharlatanerie hält. Erzählungen aus fernen, unchristlichen Gebieten werden für Aufschneiderei und Lüge gehalten.
Zum einen mag's den Inquisitoren freuen, daß seine Schäfchen so sicher im Geiste der heiligen Schrift leben. Doch kann auch all zuviel der guten Speise Gift sein und wo der Fromme glaubt, alle Hexerei sei schon im Anbeginn zum Mißerfolg verdammt, so ist gerade dieser Aberglaube das Einfallstor, durch das Satan die Festung des Glaubens erstürmt und einreißt.
Denn ist nicht das Zauberwerk gerade deshalb eine solch große Versuchung für den schwachen Menschen, weil es raschen und leichten Erfolg verheißt?
Wenn der junge Freiersmann dem, der um die gleiche Maid buhlen wollte, einen Grind an den Kopf wünscht, so wird ihm der Freiersgang sicherlich besser gelingen.
Der Feind, der vom Blitzstrahl aus der Hand des Hexers getroffen wird bleibt wohl gerade so still liegen, wie der, den die AK des Samurais niederstreckt.
Und mit herbeigehextem Gelde ist womöglich leichter ein eig'nes Haus gebaut, als von der redlichen Arbeit des Kaufmannes.
Nein, man mache sich nichts vor: es gibt wahrhaftige Zauberei und sie vermag dem, der sich ihr und ihrem Bringer Satan verschreibt, gewiß den ein oder anderen Vorteil zu verschaffen.
Und so wird der einfache Geist, der sich so sicher hinter seinem Glauben verschanzt, daß er alle Hexerei leugnen wollte, nur um so leichter der Versuchung erliegen, wenn ihm dieser Irrglaube von den Dienern des Satans vorgeführt wird und ihm die Hexer mit ihren Verwünschungen und Beschwörungen das leichte Leben und den schnellen Weg zum Glück zeigen wollen.
Doch der Bauer, der im Herbst sein ganzes Korn zur Mühle trägt und Winters vom Überfluß des Brotes lebt, wird doch sein ganzes Gut und die Seinen zu Grunde gerichtet haben, wenn ihm im Frühjahr kein Korn für die Aussaat bleibt.
Und genau so erscheint auch der Lohn der Hexerei dem Kurzsichtigen als rechtes Mittel zur Erlangung von Erfolg und Glückseligkeit. Voller Habgier und Ungeduld wird er sich an den Früchten seiner Zauberkunst ergötzen und noch den Neid des Wankelmütigen heraufbeschwören, der den reichen Tisch der Hexerei mit seinem redlichen aber kärglichen Brot vergleichen muß und sein dem gottgefälliges Leben als Bürde empfindet.
Und doch erkennen beide nicht, daß das Glück, daß auf Zauberkraft begründet ist, weniger wert ist, als die Mühen der Enthaltsamkeit. Denn da der Satan dem Menschengeschlecht die Hexerei vor der Zeit gebracht hat, gehen doch meist die Werke, die auf Zauberkraft gebaut sind, schon zu Zeiten ihrer unvermögenden Bauherren durch eben jene Zauberkraft zu Grunde, wie auch die Türme, die ein Kind aus Holzklötzen baut, schon im Fundament labil und nie von langer Dauer sind. Selbst wo der Hexer diesem Schicksal in dieser Welt entrinnen mag, wird er doch dereinst vor dem Himmelstore erkennen, daß er sein irdisches Glück zu teuer erkauft hat.
Und vergesset wir nicht die teuflische Kybernetik, welche der Satan vor der Zeit zu uns herabgebracht hat, als dass wir unsere von unserem Herrn nach seinem Vorbild erschaffenen Körper verunstalten und somit ihm, dem Herrn, lästern und dem Satan dienen. Auch hier mag es so scheinen, als sei die Kybernetik ein schneller Weg zum Glück, doch auch hier wird der Sünder erst zu spät am Himmelstore seinen Fehler erkennen, und bis zum Tage des Jüngsten Gerichts im Fegefeuer schmoren.
Der Weg des rechten Glaubens ist nicht immer der einfachste oder schnellste Weg. Wer sich anschickt, sein Leben nach den zehn Geboten zu leben, entscheidet sich oft für einen steinigen, beschwerlichen Weg. Und doch steht am Ende des leichten Wegs zum vermeintlichen Glück nur die Knechtschaft unter dem Satans, während am Ende des schwereren Weges ein Platz an der Seite des Herrn wartet.
Und das ist ein Ziel, das den Weg lohnt. Denn der Herr weilet unter uns zu allen Zeiten.
So höret nun Bürger unserer Gemeinde, oh alle Bürger Redmonds und Seattles, die ihr euch zur Mitternacht mit Furcht in eurem Herzen traget und banget. Diejenigen unter euch, die wohlgetan haben und nach den Gesetzen des Herrn leben, werden uns nicht zu fürchten haben, denn wir sind die Inqusitoren, Diener der Dreifaltigkeit. Aber ihr, die ihr euch der teuflischen Kybernetik oder der satanischen Magie verschrieben habt, eure Herzen werden zu dieser Stunde bangen und zittern, denn die Schritte unserer Stiefel, die der Diener Gottes, werden auf dem Pflaster schlagen, und wir werden hereintreten zu euch und euch dem Gerichte Gottes unterstellen. Ihr habt euer irdisches Leben verwirkt, und werdet eurem intriganten Herrn Satan gegenübertreten, und es wird ein Jammern und Wehklagen sein, während eure Seelen leiden. Eure teuflischen Feuerhexereien, euer satanisches Chrom wird euch nicht helfen zu dieser Stunde, denn wir sind mit dem Herrn, und der Heilige Geist ist in uns, und so werden wir euer Teufelswerk zurücktreiben und euch nach alter Sitte der Heiligen Vorväter steinigen, erschlagen, vierteilen und verbrennen, und unser Kruezzeug wird furchtbar sein.
So höret wohl, Kinder Gottes. Die Tage und Nächte der Entscheidung sind da, und unser Herr ist euch Teufelsdienern nicht wohlgesinnt, und wir werden sein flammendes Schwert sein dass euch in die tiefsten Höllen schickt, sein lebender Zorn der sich gegen all jene richtet die uns und unseren Brüdern und den Gesetzen des Herrn schreckliches angetan haben, und dieser Zorn wird furchtbar sein.
So sei es.<<
-Inquisition