Cyberpunk today

  • ~hmm~


    Ich wollte mit meinem Kommentar eigentlich keine Diskussion über Wikileaks, Mr. A und die Legalität bzw. Legitimität lostreten. Mir ging's eigentlich ganz 'oberflächlich' um den Cyberpunk-Charakter des Ganzen:


    • Eine Gruppe von (selbsternannten) Hoodern, die gegen das System agieren, indem sie 'das Wissen' an die Welt weitergeben.
    • 'Böse' Konzerne und Regierungen, die das Ziel der Hooding-Fraktion sind und ihrerseits gewillt sind, den Hoodern mit passenden Machtinstrumenten den Gar auszumachen oder deren Wirken - wenn's gerade ins Bild passt - in die eigene Propaganda einzubauen.
    • Eine (vermeintliche) Unterstützerfraktion, die das Anliegen der Hooder durch echten 'Cyber-Terrorismus' ad absurdum führt.


    Und wie immer ist alles eher grau als schwarz oder weiß


  • Es ist schon auf dem richtigen (falschen?) Weg zur Dystopie. Was meiner Meinung nach fehlt:


    4. Massenmedien die vollkommen in der Hand von Konzernen sind. Die großen Magazine, die die Leaks veröffentlichen, dürfte es in SR nicht mehr geben. Wikileaks würde es auf ein paar Indipendentmedien schaffen, aber eine solche Welle wie heute wäre nicht möglich. Durch die grundlegende Kontrolle der Konzerne wäre sogar eine überzeugende und kaum zu erkennende Diskreditierung von Wikileaks möglich.

    Auch wenn es sich dir ärmlich zeigt, Ithaka betrog dich nicht.
    So weise, wie du wurdest, und in solchem Maß erfahren,
    wirst du ohnedies verstanden haben, was die Ithakas bedeuten.

  • Trifft das Thema 'Cyberpunk' nicht ganz, aber hier eine heutige Variante eines Shadowrunners als eine interessante Spielvariante:


    http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,733579,00.html

    Es gibt bekannte Bekannte, es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Wir wissen auch, dass es bekannte Unbekannte gibt, das heißt, wir wissen, es gibt einige Dinge, die wir nicht wissen. Aber es gibt auch unbekannte Unbekannte - es gibt Dinge, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen. (Donald Rumsfeld)

  • "Haffax" schrieb:

    4. Massenmedien die vollkommen in der Hand von Konzernen sind.


    Fox News? Gut, nicht in der Hand von Konzernen, sondern von einer Partei, aber das kommt dem doch schon recht nahe, oder nicht?


    Edit: Der Bericht über den Cyberpiraten ist aber hervorragend! ^^

  • "Raffo" schrieb:


    Fox News? Gut, nicht in der Hand von Konzernen, sondern von einer Partei, aber das kommt dem doch schon recht nahe, oder nicht?


    Jap, nur das in einer Dystopie eben nur Fox News Sender vorhanden sind, es kein demokratisches/unabhängiges Gegenstück gibt.

    Auch wenn es sich dir ärmlich zeigt, Ithaka betrog dich nicht.
    So weise, wie du wurdest, und in solchem Maß erfahren,
    wirst du ohnedies verstanden haben, was die Ithakas bedeuten.

  • Nenne mir bitte ein "demokratisches/unabhängiges Gegenstück", was heute existiert.

    Es gibt bekannte Bekannte, es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Wir wissen auch, dass es bekannte Unbekannte gibt, das heißt, wir wissen, es gibt einige Dinge, die wir nicht wissen. Aber es gibt auch unbekannte Unbekannte - es gibt Dinge, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen. (Donald Rumsfeld)

  • Naja wenn selbst peter Scholl-Latour als alter kriegsberichtserstatter sagt die Pressefreiheit ist heute im Großen und Ganzen nur das Recht 200 Reicher Männer ihre Meinung öffentlich zu vertreten.


    Ich sehe die Enthüllungshelfer als Feigenblatt der Demokratie, ausserdem gibt es schlechte Presse in den Wirtschaftskreislauf der Contentmafia einzubrechen, selbst für staatliche Organisationen.

  • Sorry, aber was hat das mit Cyberpunk zu tun?
    Ich sehe weder High-Tech noch Low-Life, kein Neon, kein Regen, der Himmel sieht auch noch halbwegs vernünftig aus.


    Die Leute machen einen Aufstand, weil sie mit der politischen Lage, gelinde gesagt, unzufrieden sind.

    Die Winde flüstern Hugin, wenn sie meinen Namen rufen!

  • Kein high tech low life? Wer zahlt den so wenig für Benzin weil die ganzen demokratischen Mächte seit Jahrzehnten die Diktatoren in der Region unterstützt? Unser Fortschritt ruht auf dem Fundament der unterdrückten Bevölkerungen in diesen Teilen der Welt.

  • High Tech Low Life ist auf jeden Fall in Israel. Auf der einen Seite befestigte Enklaven mit hohem, westlichen Lebensstandard, modernsten Panzern und Waffen.
    Auf der anderen Seite Armut, Hunger, keine Infrastruktur, Mangel an Allem. Eine gewisse Ordnung wird nahezu nur von kriminellen (oder extremistischen) Banden (Hamas) aufrecht erhalten. Für Fremde gelten andere Regeln und höchste Gefahr. Dazwischen eine befestigte und schwer bewachte Grenze, das ganze auf kleinstem Raum. Wenn das nicht Dystopie par Excellence ist...

    Auch wenn es sich dir ärmlich zeigt, Ithaka betrog dich nicht.
    So weise, wie du wurdest, und in solchem Maß erfahren,
    wirst du ohnedies verstanden haben, was die Ithakas bedeuten.

  • Dystopie vielleicht, aber nur weil Cyberpunk eine Dystopie darstellt, heisst das im Umkehrschluss nicht, dass alle Dystopien Cyberpunk sind.


    Informationen sind in der schnelllebigen, von Drogen regierten Cyberpunkwelt neben der Künstlichkeit der reichen und "schönen" ebenso wichtige Aspekte, davon seh ich eher weniger in Ägypten. Revolutionen sind in den klassischen CP-Werken nicht allzu häufig zu lesen.


    Ich weiß in etwa, worauf ihr hinaus wollt, aber der Begriff "Cyberpunk" wird meines Erachtens viel zu inflationär genutzt. Es ist nicht alles Gold was glänzt.

    Die Winde flüstern Hugin, wenn sie meinen Namen rufen!

  • "Hugin" schrieb:

    Sorry, aber was hat das mit Cyberpunk zu tun?


    http://www.metrolic.com/facebo…pt-as-riots-go-on-158404/
    High Tech genug? ;)
    Seit wann definiert sich Cyberpunk durch Wetterverhältnisse und Neon?

    Diskutiere nicht DSA in nem deutschen Board...Diskutiere nicht DSA in nem deutschen Board...Diskutiere nicht DSA in nem deutschen Board...


    Your mind is software. Program it! - Your body is a shell. Change it! - Death is a disease. Cure it! - Extinction is at hand. Fight it!

  • "Chaki" schrieb:



    Nicht genug, nein, sorry :P
    Die globale Vernetzung ist in den klassischen CP-Werken soweit fortgeschritten, dass ein "Shutdown" von einzelnen Seiten in einzelnen Gebieten gar nicht mehr möglich sein dürfte. Das findet sich sogar noch bei Shadowrun.
    Gerade diese ungeheure Informationsflut und Vernetzung ermöglicht den Konsolen-Cowboys/Deckern/Hackern erst ihre Arbeit.


    "Chaki" schrieb:

    Seit wann definiert sich Cyberpunk durch Wetterverhältnisse und Neon?


    Seit "Der Himmel über dem Hafen hatte die Farbe eines Fernsehers, der auf einen toten Kanal geschaltet war."


    und


    "Unter gleitenden Schemen, die durch blauen Zigarettendunst leuchteten, den Hologrammen von Wizard´s Castle, von Tank War Europa, von der New Yorker Skyline... Und so sah er sie jetzt vor sich, das Gesicht in hektisches Laserlicht getaucht, die Züge zum bloßen Code reduziert;[...]"


    sowie


    "Julius Deane, dessen Stoffwechsel allwöchentlich mit einem Vermögen an Seren und Hormonen gewissenhaft zurechtfrisiert wurde, war hundertfünfunddreißig Jahre alt." (okay, das eher zum Thema High-Tech vs. Low-Life. Der Typ hat tierisch teure Kleidung und co, aber den Teil seines privaten Lebens, den der Leser zu sehen bekommt, ist, wohl aus nostalgischen Gründen seitens des Charakters, ziemlich "old fashioned" und im dreckigsten Teil Tokyos.)


    (alles aus dem ersten Kapitel von "Neuromancer", William Gibson)


    Die Zitate, die den Cyberspace beschreiben, spar ich mir jetzt mal, die strotzen allerdings nur so von Neon.


    Das Internet ist für mich kein High-Tech mehr sondern überholt; aber Dinge wie Skype, MSN, sowie Internettelefonie allgemein reissen die Grenzen doch langsam aber bedächtig auseinander. Gepaart mit den ersten halbwegs tauglichen Troden (ich erinner mich da an Stephen Hawkings Rollstuhl) befinden wir uns langsam aber sich auf dem Weg, der 1983 noch Schreibmaschinengeschreibsel war.

    Die Winde flüstern Hugin, wenn sie meinen Namen rufen!