Beiträge von Upgrayedd

    Deine Meinung sei dir ungenommen, ist ohne Kenntnis eurer Konversation aber nicht ganz nachvollziehbar. Schade drum, aber glücklicherweise sind wir ja noch am Anfang =)

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    Während Smooth am Tisch sitzt und den Schankraum beobachtet, wird er immer wieder von Pop-Ups heimgesucht. Über seine Brille flackert gerade der enorme Ausschnitt einer zierlichen Elfe, die ihm durch blinkende Laufschrift als "Desire" vorgestellt wird und ihre Dienste "nur 100 Meter die Straße herunter" anbietet. Als der Ork es schafft, seinen Blick von Desire zu lösen, wird ihm klar, dass eine vernünftige Observation so kaum möglich ist. Seufzend fasst er sich ans Ohr und stellt die Ohrstöpel ab, bevor er auch seine Brille abnimmt und in der Jackentasche verstaut. Befreit von den zahllosen Werbe-Einblendungen, die er seit einigen Minuten über sich ergehen ließ, widmet er nun seine Konzentration wieder dem Pub und seinen Gästen.

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    02:30 Uhr. In der Wohnung in Renton sirrt der Wecker. Der große Ork rollt sich einige Male herum, seufzt schließlich und setzt sich auf. Wie so oft verflucht er den fest installierten Wecker an der gegenüberliegenden Wand und ist gleichzeitig dankbar dafür. Wie oft er bereits verschlafen hätte, müsste er nicht aufstehen um diesen auszuschalten. Er folgt dem Geruch von frisch gebrühtem Soy-Kaf in die Küche und schenkt sich eine Tasse ein, bevor er damit in der Dusche verschwindet. Verfluchte Uhrzeit!


    Wenig später steht Smooth mit einer weiteren Tasse Kaffe vor seinem Kleiderschrank. Besser nicht nach Geld aussehen! Ich sollte mir ne Kevlar-Weste oder sowas besorgen... Sehnsüchtig wirft er seinem gepanzerten Anzug einen Blick zu und entscheidet sich dann für den alten unauffälligen dunkelroten Hoodie und ein paar Jeans. Während eines kurzen Frühstücks checkt der Ork die Matrix-Präsenz des Manitou. Ein wenig enttäuscht über seine magere Ausbeute, spült er den letzten Bissen Brot mit Kaffe herunter und ordert ein Taxi.


    Smooth fühlt sich unwohl beim Gedanken an Loveland. Auch in Renton war es gefährlich nachts alleine herumzulaufen, erst recht als Ork. Aber Loveland würde er lieber auch am Tag meiden - ganz zu schweigen von den frühen Morgenstunden. Er abwägend nimmt er seine Manhunter in den Rechte und lässt die Waffe im Hosenbund verschwinden. Mit Blick aus dem Fenster entscheidet Smooth sich für seinen wetterfesten grauen Mantel und macht sich auf den Weg nach unten.


    Der Taxifahrer, ein indischer Norm, wiegelt zunächst vehement ab, als Smooth ihm die Adresse gibt. Unter dem Charme des Orks - und nach einem großzügigen Trinkgeld - schmilzt sein Widerstand jedoch bald und der Ork erreicht um viertel nach vier sein Ziel. Er schlägt die Kapuze über den Kopf und beschränkt das "Lage-checken", das er eigentlich geplant hatte, auf ein kurzes Scannen der Umgebung, bevor er sich entscheidet, schnell den Pub zu betreten. Vorbei am Türsteher, schlägt ihm die stickige, aber warme Luft der Kneipe entgegen. Er schüttelt den Regen von seinem Mantel und sieht sich um. Trotz der nahen Sperrstunde ist der Laden voller als erwartet, allerdings kann Smooth niemanden ausmachen, der wie ein "Mann in der Box" aussieht - auch wenn er keine genaue Vorstellung davon hat, woran er ihn erkennen würde. Er ordert also ein Bier, wenn auch ohne die Absicht es zu trinken und setzt sich in eine Ecke des Pubs, von der aus er die Tür im Auge behalten kann. In den nächsten Minuten betritt eine Norm Laden, die dem Ork suspekt erscheint: zu gepflegt und gesund ist ihr Auftreten, als dass sie aus dieser Gegend Seattles sein könnte, dennoch betritt sie um diese Uhrzeit alleine den Pub. Smooth behält sie im Auge, auch wenn sie nicht seine Kontaktperson zu sein scheint und beobachtet, gelegentlich an seinem Bier nippend, die Szenerie.

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    Seattle - Renton - abends:
    Durch die geräumigen Wohnung im 4. Stock eines Mietshauses dröhnt ein Mitschnitt des letzten Orxanne-Konzertes und übertönt das Trommeln des Regens gegen die dicken Scheiben. Der Raum ist spartanisch eingerichtet, gerahmte Fotos eines Orks, mal alleine, mal in Begleitung, zieren die ansonsten kahle weiße Wand. Das flackernde Farbspiel des Trids erleuchtet den Raum. An der Wand steht eine breite, bequem aussehdne Couch aus dunkelblauem Kunst-Velour, flankiert von einem beeindruckenden Bücherregal zur linken und einer kleinen Topfpflanze zur rechten.


    Die Couch ächzt, als der auf den Fotos gezeigte Ork sich darauf fallen lässt. Er fährt sich geistesabwesend durch die braunen Haare, während er Orxannes Bühnenshow folgt. Als er sich das gerade geholte Soy-Bier öffnet sprudelt die mattgelbe Flüssigkeit hervor und tropft auf sein Unterhemd und seine Jeans. "Drek!" flucht er laut und versucht mit der freien Hand das Bier abzuwischen, während er schnell die Flasche ansetzt.


    In diesem Moment fängt das Komm auf dem Tisch an zu vibrieren. Der Ork stellt sein Bier ab und klappt den Deckel des Taschencomputers auf. Das Gerät wirft ein Holo-Interface in die Luft. In großen Lettern steht dort "Eingehender Anruf: Smiley" unter dem Fotos eines Orks, dessen schiefes Grinsen zahlreiche Zähne vermissen lässt. Mit einer Bewegung verstummt Orxanne und das Foto weicht einer Bildverbindung in ein anderes Wohnzimmer.


    "Smooth! Wie ist die Lage? Stör ich?" fragt Smiley, dessen zahnloses Grinsen an diesem Abend verschwunden ist.
    "Langweilig. Ich zieh mir grade Orxanne rein. Du kannst nicht zufällig an Karten für Samstag kommen?"
    "Au, das wird schwer. Da musst du dich wohl um eine der Abendkassen-Karten prügeln. Hab gehört, 's gibt nur 100 Stück. Gibt bestimmt wieder Krawalle da."
    "Mhn, sollte mich da wohl eh fernhalten."
    "Auch wahr. Weshalb ich anrufe: Ich hab nen Job für dich klar gemacht! Du erinnerst dich an den Mann in der Box? Hab doch erzählt, dass der ab und an mal was hat."
    "Jajaja, ich erinner' mich." Smooth nimmt ungeduldig einen großen Schluck aus der Flasche.
    "Hab bei dem nochmal nachgehorcht, gesagt, ich hätte da n vielversprechendes Talent und so. Jetzt will'er dich treffen. Morgen früh direkt, 4:25. Im Manitou, das' son Pub in Loveland, Puyallup. Ich schick dir die Koords."
    "Dreckige Uhrzeit! Gings nicht später?"
    "'Danke, Smiley! Hast was gut bei mir!' heißt das!", erwiedert Smiley und entblößt grinsend seine Zahnlücken. "Na macht ja nix!"
    "Jou, danke, Mann! Hast was gut bei mir. Ich werd mich dann mal lang machen, muss ja bald schon wieder raus. Ich halt dich auf dem laufenden!"
    "Geht doch! Machs gut und viel Erfolg! Und pass auf dich auf!"


    Klickend bricht die Verbindung ab. 4:25... Smooth stellt einen groben Zeitplan auf und merkt, dass das eine kurze Nacht wird. Seufzend leert er sein Bier, während Orxanne auf dem Trid weiterhin stumm ihre Bühnenshow durchzieht. Er schaltet das Gerät aus und geht in Richtung Bett Besser zu wenig Schlaf als gar keinen. Nachdem Wecker und Kaffe-Maschine umgestellt sind, liegt der Ork auf dem Bett und wartet auf den Schlaf. Loveland, Puyallup. Scheiß Gegend. Hoffentlich ist der Kerl sauber. Ich steck lieber ne Waffe mehr ein, wer weiß, was da abgeht. Und dann um die Uhrzeit. 4:25... Bei diesem Gedanken schläft Smooth ein.

    - Smooth
    - Face
    - Ork, Amerikaner aus Seattle
    - Anfang Zwanzig
    - Charismatisch und gepflegt, irgendwo zwischen Traum-Schwiegersohn und Spitzenpolitiker
    - In der regel chic, aber ungezwungen gekleidet
    - Wenig ausgeprägte Meta-Merkmale, aber klar als Ork zu erkennen
    - Durchschnittlicher Körperbau, keine erkennbare Cyberware
    - Immer freundlich und höflich, meist gut gelaunt, wirkt selten angespannt
    - Fließend in Englisch und Or'zet, Japanisch und Spanisch mit teilweise deutlichem Akzent
    - Ausgepägtes Interesse für (Rassen-)Politik
    - Bislang keine Erfahrung in den Schatten

    Hey Leute, ich liefere euch noch etwas Last-Minute-Unterstützung an der sozialen Front ;) Mein Face kriegt grade den letzten Schliff und dann kanns auch bald losgehen!

    Mhn, war ja zu erwarten. Trigger verfasst noch eine weitere kurze Nachricht an Bolt, in der er ihn auf den Mißerfolg hinweist, dann schaltet er den Autopiloten aus und überbrückt das GridLink um den direkten Weg zum Ziel zu wählen.

    Trigger steht gerade Kaffee schlürfend in Sawyers Werkstatt und unterhält sich über die Sonderlackierung des Mono-Cycles vor ihnen, als sein Kommlink ihm per DNI mitteilt, dass er eine neue Nachricht hat. Er überfliegt diese kurz, dann verabschiedet er sich knapp wieder von Sawyer. Er schreibt Bolt: "Bin unterwegs. Wenn ihr mehr Infos rauskriegt, lasst es mich wissen." Der Rigger leert seine Tasse mit einem Zug und kämpft gegen die Hitze in seinem Mund, während er sich in seine Klamotten wirft. Er überprüft kurz, ob er seine Waffe dabei hat, dann schwingt er sich wieder auf sein Motorrad und stellt den Autopiloten ein. Während der Fahrt lässt er das Video laufen und versucht dann mit der Aufnahme des Orks mehr über diesen herauszufinden.

    Nachdem Trigger für einige Minuten weggenickt war, schlug er die Augen wieder auf und schüttelte die Müdigkeit weg. Einen Augenblick dachte er daran, sein Leben etwas umzustrukturieren, verschob diesen Gedankengang aber auf unbestimmte Zeit. Dann kam ihm in den Sinn, dass er vom Rest des Teams schon eine Weile keine Nachricht bekommen hatte. Eventuell war der Run aufgrund von "Personalmangel" inzwischen ja schon geplatzt, überraschen würde es ihn nicht. Er gab dem Soy-O-Mat den Auftrag gescheiten Kaffee zu kochen, bevor er aufstand und ein paar Schritte ging. Seine Muskeln schmerzten, er würde über kurz oder lang ein sanfteres RAS benötigen. Um sich abzulenken, öffnete er sein Nachrichtenprogramm und schickte eine Mail an Bolt, der schlimmstenfalls zugedröhnt in einer Ecke liegen würde, aber in Triggers Augen die besten Chancen hatte, noch zu leben - abgesehen von Lydecker, der wohlweislich auch nach Hause gefahren war.


    "Hoi Meister! Wie sieht aus bei euch? Alles im grünen Bereich? Ich hab die nötigen Vorkehrungen getroffen. War n ziemlicher Kampf, aber jetzt sollte nich mehr viel schief gehen. Gruß, Trigger."


    Er schickte die Mail ab und hoffte auf eine baldige Antwort, denn der Norm hasste es zu warten. Dann schlurfte er zu seinem fertigen Kaffee und machte sich damit auf in die Werkstatt.