und der dritte schwung:
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Rujiru nickte in Richtung Yoko und sagte: Rujiru, so hat sie mich genannt, aber Jumpman ist schon okay... Dann sah er sich die Aufzeichnung an die Jack ihm gegeben hatte. Sein Minenspiel zeigte das er mit dem Kampf nicht sehr zufrieden war. Kuso! Kein Respekt diese BAKAYARO! Ich hätte sie TÖTEN müssen! Diese Oniyaru... WO finde ich sie? Ich bin KYOKIDE und wage es nicht mich wieder mit diesem lächerlichen Spitznamen anzusprechen! Sein Kopf ruckte in Jacks Richtung und seine Rücken- und Schultermuskeln spannten sich so das das blassgraue "Elvenpride"-Shirt kurz zu passen schien. Seine Augen strahlten vor Zorn und Jack sah wie er die AR- Brille beinahe in seiner Hand zerquetschte. Yoko hatte in einen kurzen harten Atemzug eingesaugt als sie Kyokide schimpfen hörte. Irgendetwas an Rujirus gebahren war unnatürlich. Er wirkte extrem angespannt und aggresiv. Seine Bewegungen wirkten starr und verkrampft. Yoko und Jack hatten diesen entschlossenen Gesichtsausdruck schon einmal gesehen.
Beim letzten mal hatte er danach getötet.
Redjack hatte ihm gerade noch diese Brille aufgesetzt und plötzlich befand er sich wieder in diesem Garten. Es war schön hier und er hatte Zeit nachzudenken. Er mochte Yoko und Jack. Cham kannte ich nicht so gut, aber er ist ein Freund. Er hatt mich immerhin geheilt. Noch immer hallten ihre Fragen durch seinen Kopf: Was ist passiert? B-3? Stuffer Shack? Fuura-Pseudo-Vampir? Einige Bilder und Geräusche huschten durch seinen geteilten Verstand. Er erinnerte sich wie er den Elfen mit dem roten Kopftuch vor einer schäbigen Boxhalle angesprochen hatte. Wie sie kämpften. Wie sie feierten. Er erinnerte sich wie er Yoko traf und sie sich unterhielten. Rujiru nahm sich eine Tasse dampfenden Tees und wandte sich dem Teich zu. Dann sah er Kyokide in dem See und er sah den Dämon der in auffraß. Die Tasse fiel ins Gras und Tee sickerte in den Boden, als Rujiru loslief. Ich muß schneller sein. Ihm helfen. Hoffentlich komme ich nicht zu spät!
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Kuso! Kein Respekt diese BAKAYARO! Ich hätte sie TÖTEN müssen! Diese Oniyaru... WO finde ich sie? Ich bin KYOKIDE und wage es nicht mich wieder mit diesem lächerlichen Spitznamen anzusprechen!
Gerade ebend hatte Redjack eine exzellente Idee gehabt und Rujiru eine alte AR-Aufzeichnung vorgespielt von einem Kampf, als sich der Gesichtsausdruck des Japaners plötzlich veränderte, versteinerte. Er wirkte wie aus heiterem Himmel sehr zornig, völlig anders als der ruhige, besonnene Asiat, den Cham bisher erlebt hatte.
Was auch immer passiert ist, irgendwie hat er einen Knacks wegekriegt, dachte Cham, während er gespannt der Szene folgte. Er bereitete einen Betäubungsblitz vor, für den Fall das Rujiru irgendwie ausrasten würde und ruhiggestellt werden musste, dann wagte er einen kurzen Blick auf die Aura des Adepten.
Er erkannte die Aura wieder, er hatte sie ja erst vor gar nicht allzulanger Zeit gesehen, und doch wirkte sie verändert. Die Magie war klar zu erkennen, aber eine ungeheure Aggressivität wühlte Rujiru auf. Etwas kämpfte gegen die Aggression, fast so als würden zwei, nicht eine Seele in diesem Körper wohnen. Und dann waren da natürlich die Spuren der Verletzungen, sowohl die physichen als auch die psychischen. Erstere waren immer noch zu sehen, auch wenn der Heilzauber, der deutlich sichtbar war, sie um einiges verringert hatte. Aber die Narben der Seele heilte kein Zauber, der Cham bekannt war.
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Jack war Rujiru kaum unterdrückter Zornausbruch nicht entgangen. Auch Yoko und Cat wichen vorsichtig zurück.
Was war nur mit ihm? Er musste Red Meanies oder noch was härteres genommen haben. Vielleicht mussten sie ihn ruhigstellen?
Langsam nährt Redjack sich Cham wobei er darauf achtet keine zu plötzlichen Bewegungen zu machen. Als er neben dem Magier steht flüstert er: "Was ist mit ihm? Kannst du was mit deiner Magie erkennen?"
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Die Gang von Redjack schien genauso überrascht wie Cham, als Rujiru in Rage geriet, als Jack selbst vorsichtig und unauffällig zu ihm herüberkam, trug das nicht gerade zu seiner Entspannung bei.
"Was ist mit ihm? Kannst du was mit deiner Magie erkennen?" fragte ihn der Elf leise.
"Ich kann es schwer beschreiben, irgendwie scheint er nicht völlig er selbst zu sein. Aber zumindest ist es nicht von einem Geist oder so etwas besessen oder steht unter einem Zauber. Das würde ich erkennen. Wenn er irgendwelche Dummheiten macht, musst du ihn mir nur kurz vom Leib halten, dann stelle ich ihn ruhig. Er ist immer noch schwer gezeichnet von dem was ihm wiederfahren ist. Seine Wunden sind nicht völlig verheilt und er ist immer noch sehr erschöpft, würde ich sagen."
Etwas ratlos schaute Cham zu Rujiru hinüber. Chummer, was ist nur mit dir passiert?
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Es war ungefähr Viertel vor zehn, als Fridge den Van in der Einfahrt des Schrottplatzes anhielt und Serenity ausstieg.
Der Gestank, der ihr sofort entgegenschlug, war zwar grauenhaft, aber die vielzähligen Nieselschauer des Morgens hatten ihr bestes getan, die Luft einigermaßen zu säubern, und der leicht böige Wind half mit Frischluftzufuhr dabei, es erträglich zu machen.
Sie schlang sich den Tragegurt ihrer Sturmschrotflinte über die Schulter, nahm die Waffe locker in Anschlag und ging auf den rostigen, mindestens zweieinhalb Meter hohen Maschendrahtzaun zu, der das Gelände begrenzte. Dahinter bot sich ein Anblick des Verfalls und des Chaos…
Auf der rechten Seite befand sich nur wenige Meter vom Eingang entfernt die von gelblichen Flechten eroberte Plastbeton-Ruine von etwas, das wohl einmal das Verwaltungsbüro sowie die üblichen WC-Räume und eine Umkleide beherbergt hatte, soweit man das durch die weitgehend zusammengebrochene Frontwand feststellen konnte. Irgendjemand hatte versucht, einen der Durchbrüche sowie das Seitenfenster zuzunageln, und irgendjemand anderes hatte offenbar beschlossen, diese Bemühungen mit einer Axt zunichte zu machen. Der Schriftzug "Bo.. Si..mo..s ..nt..orgun.. u..d R..cy....ing" aus roten Alu-Buchstaben auf der Dachkante war mit genug Phantasie vielleicht noch zu vervollständigen, sah aber nicht danach aus, als würde er den nächsten stärkeren Windstoß überstehen - falls das Gebäude dann nicht ohnehin vollends zusammenstürzte.
Auf der linken Seite der Zufahrt befand sich ein mindestens drei Meter tiefer Krater, der mit den verkohlten Trümmern von zwei oder drei Lastwagen gesäumt und im unteren Teil mit irgendeiner öligen, stinkenden Brühe gefüllt war. Noch weiter links standen einige verwitterte, rostbraune Frachtcontainer herum, auf denen die Logos von North American Trucking und anderen Transportunternehmen gerade noch zu erkennen waren.
Nach hinten wurde die Sicht auf das weitere Gelände durch einer Kette von kleinen Bergen aus Schrott verschiedener, früher anscheinend sogar einmal halbwegs sortierter Herkunft begrenzt – ein Haufen schien zu einem großen Teil aus Makroplast-Bauelementen zu bestehen, ein weiterer aus grün angelaufenen Kupferrohren, ein dritter aus gepressten Blechschrott-Ballen… – und einzig ein großer, leicht windschiefer und wie so ziemlich jedes andere metallische Objekt dieses Geländes verrosteter Kran ragte wie eine einzelne, gigantische Klaue über das alles heraus.
Zwischen all dem lagen Metall- und Kunststoffteile, Dosen, Soyfood-Verpackungen und vereinzelt auch ausgeschlachtete Kühlschränke, Fernseher und andere Haushaltsgeräte herum.
Serenity schüttelte einen Moment lang den Kopf und richtete dann ihren Blick auf das Tor. Das Vorhängeschloss schien schon vor langer Zeit einem Bolzenschneider oder ähnlichem zum Opfer gefallen zu sein, genau so wie üblichen Verbotsschilder, von denen nur noch kleine Stücke am Zaun hingen, also schob sie das Tor einfach auf. Vorsichtshalber aktivierte sie schon mal ihren Reflexbooster und überprüfte die Funktionen der restlichen Cyberware – voll einsatzbereit. Sie zog ihren Bewegungsdetektor aus der Tasche, befestigte ihn unter dem Lauf der Mossberg und stellte ihn dann so ein, dass der Sensor-Input als AR-Anzeige über ihr Blickfeld gelegt wurde. Zusätzlich die verschiedenen Cybereye-Systeme durchschaltend ging sie los, um sich in der näheren Umgebung umzusehen, entdeckte aber vorerst bis auf ein paar herumstreunende Ratten keinerlei Aktivität, also gab sie Fridge ein Handzeichen, während sie gleichzeitig das Kommlink aktivierte.
"Okay Fridge, kannst reinfahren, hier vorne ist alles… äh… sauber… Ich denke, man kommt da vorne irgendwo um die Müllberge herum."
Mit diesen Worten setzte sie sich auch schon wieder in Bewegung, ohne auf die ein paar Sekunden später folgende Bestätigung des Orks zu warten, der den Van nun langsam und in etwa 10 Meter Entfernung hinter ihr her steuerte. Serenity beobachtete die Umgebung und suchte sie nach größeren Lebewesen ab, warf immer wieder auch einen Blick auf den Weg vor sich, um nicht in eines der vielen schlammigen Schlaglöcher zu treten oder über irgendein Stück Schrott zu stolpern. Langsamen Schrittes führte sie ihn den schlammigen Weg um die einsturzgefährdete Bürohütte sowie den dahinter liegenden Hügel aus Altreifen herum, die schon seit mehr als einem Jahrzehnt auf ihre Wiederverwertung warteten und wahrscheinlich mehr als einem Rudel Ratten als Unterschlupf dienten. Ein paar Mal musste Serenity die Überreste einer Waschmaschine oder eines Elektro-Herds zur Seite schleppen, die wohl von der Flanke der Schrotthalde, deren Verlauf der Weg folge, auf den Weg gerutscht oder einfach von irgendjemandem hier liegengelassen worden waren, damit Fridge mit dem Van durchkam, was ihr aber zur Verwunderung des Orks ohne ersichtliche größere Anstrengung gelang.
Als es erneut zu nieseln begann, war Serenity mehr als froh darüber, erst noch ihre Sporttasche aus dem BMW geholt und ihren Chamäleon-Anzug mit Wärmedämpfung angezogen zu haben, bevor sie mit Fridge losgefahren war. Wenige Schritte weiter den Weg entlang allerdings endete der Metallberg und gab den Blick auf den Rest des Geländes frei – und angesichts des Bildes, dass sich bot, regten sich bei ihr Zweifel, ob eine militärische Vollrüstung mit Umweltversiegelung nicht vielleicht doch eine sinnvolle Investition wäre. Serenity beschloss, derartige Überlegungen auf später zu verschieben, und rief sich den Stadtplan-Ausschnitt in Erinnerung, auf dem Fridge ihr das Gelände gezeigt hatte.
"Zwei Hektar Schrottplatz, hmm...? Sieht aus als wären 1,8 davon reinste Müllhalde…"
Der Weg folgte ungefähr dem rückseitigen Verlauf der Sortierberge, bis zu einem kleinen freien Platz in der Nähe des Krans, und führte von dort geradewegs zwischen zwei Mauern aus aufeinander gestapelten Fahrzeug-Gerippen hindurch, die den Teil des Geländes begrenzten, das für die Zwischenlagerung von zur Ausschlachtung und Verschrottung abgegebenen Autos genutzt wurde. Neben dem freien Platz befand sich eine große altmodische Schrottpresse mit einem Unterstand für den Steuernden, und über ihm schwankte drohend der Magnetgreifer des Krans, noch immer an den Stahlseilen hängend, als hätte man ihn gerade erst abgeschaltet.
Davon abgesehen traf die nüchterne Feststellung auf den gesamten Rest der Fläche zu.
Müll und Schrott unterschiedlichster Art, Konsistenz und Herkunft bildeten die Miniaturversion einer postapokalyptischen Landschaft, komplett mit Bergen, Tälern, Flüssen und malerischen Seen. Der Müll zu Hügeln und Halden zusammen geschoben worden, und das Regenwasser suchte sich zum Abfließen seinen Weg, floss in langfristig entstandenen Rinnen herunter oder sickerte durch die verschiedenen Schichten hindurch, bis es sich in niedrigeren Bereichen oder in dank unter der Oberfläche vergrabenen Kunststoffplanen wasserundurchlässigen Mulden sammelte. Das gelbliche, lebensfeindliche Wasser der so entstandenen Miniaturseen verdiente diesen Namen eigentlich schon längst nicht mehr, war vermutlich giftig und ätzend genug, um alles mit einer schwächeren Toxinresistenz als der einer Teufelsratte oder eines Giftgeistes zu töten. Schon der Geruch in der unmittelbaren Nähe hatte wahrscheinlich schon lebensverkürzende Auswirkungen. Die einheitlich braun-bunte Oberfläche der Chaos-Landschaft wurde immer wieder durch einzelne größere Teile wie Kühlschränke, Fahrräder, Kinderwagen und einer ganzen Menge Metallfässer durchbrochen, an einigen Stellen ragten auch Stahlträger, Rohre oder Makroplast-Bretter den Überresten von Häusern nach einem Wirbelsturm gleich aus dem Müll hervor.
"Was is nu? Guggen wir uns da ma um?"
Fridge’ Stimme riss Serenity aus ihren Gedanken. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Ork mit dem Van neben sie gefahren war.
"Ähm… Ja, natürlich."
Serenity schüttelte noch einmal kurz den Kopf, dann führte sie Fridge weiter den Weg entlang und auf den Kran zu, wobei sie wie vorher die Umgebung sicherte. Plötzlich neben ihr in dem Haufen aus relativ großen Wellblech-Teilen – reflexartig ging sie in die Hocke und riss die Sturmschrotflinte herum, und fast hätte sie eine automatische Salve in den Haufen gefeuert und eine Ausweichrolle hingelegt, aber sie konnte sich noch so gerade eben zusammenreißen. Als sie kurz darauf über den Lauf hinweg eine ziemlich große Ratte beobachtete, die aus ihrem Versteck flüchtete und wenige Meter weiter in einem anderen Loch verschwand, atmete sie erleichtert auf. Sie drehte den Kopf in Richtung des Vans, um entschuldigend zu grinsen und mit den Schultern zu zucken, dann ging sie weiter den Weg entlang.
Auf dem freien Platz vor der Schrotpresse angekommen stellte Fridge den Van erst einmal ab und stieg aus, dann sahen sich beide auf eigene Faust in der näheren Umgebung und hinter den Mauern aus den aufgeschichteten Autowracks um – noch mehr gestapelte Fahrzeuge, und da die Mauern an einigen Stellen zusammengebrochen waren, sah es aus wie in der Spielzeugkiste eines kleinen Jungen und stellte fast ein kleines Labyrinth dar.
Nach einer Weile trafen sich die beiden Runner wieder am Van, um zu bereden, wie sie ihren ungefähren Plan vom Frühstückstisch nun genau in die Tat umsetzen wollten.
"Wie siehts mit dem Kran aus? Von da hat man sicher ne gute Übersicht."
Serenitys Blick folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger bis zur Kanzel des Krans, dann blickte sie Fridge an und schenkte ihm ein kühles Grinsen.
"Klar. Aber man sitzt auch auf nem Präsentierteller – und den Kran verdächtigt wohl jeder als erstes… Ich versteck mich in der Automauer, hab da ’nen stabil aussehenden Kombi gefunden."
"Ah, beim Thema gefunden fällt mir ein, ich hab da hinten einen zweiten Ausgang gefunden. Wenn wir das Blech da wegschieben, und das Stück Zaun rausschneiden, könnten wir mit dem Van da raus und in eine Hintergasse."
"Wunderbar. Dann bereiten wir uns das mal alles vor…"
Ungefähr um fünf nach zehn waren die Vorbereitungen abgeschlossen.
Der Zaun im hinteren Teil war so präpariert, dass der Van problemlos durchbrechen konnte, der Weg dahin geräumt und der Van selbst, vom Treffpunkt aus nicht zu sehen, direkt hinter der Ecke der Wrack-Mauer platziert. Serenity hatte in etwa drei Metern Höhe in der Fahrzeugmauer tatsächlich einen nur wenig zusammengedrückten Kombi gefunden, der zwar nur noch aus Fahrgestell und Rahmen bestand und ansonsten völlig ausgeschlachtet war, aber stabil genug wirkte. Sie war hineingeklettert und hatte es sich dann mit ihrem Scharfschützengewehr mehr oder weniger bequem gemacht. Sie hielt den Zufahrtsweg unter Beobachtung und hatte zusätzlich noch ihren Bewegungsmelder auf den Hinterausgang gerichtet. Fridge wartete in der Nähe der Autopresse auf die Zielperson.
Sobald sich jemand blicken ließ, würde er ihm zur Identifizierung eine Nachricht über den Blindbriefkasten schicken, dass er etwas Bestimmtes tun sollte, und dann könnte er näher herankommen, ohne von Serenity unter Feuer genommen zu werden.
Sollte irgendetwas schief gehen, würde natürlich genau das passieren, sie würde Fridge Deckung geben und dann aus der Mauer klettern, um mit ihm in den Van zu steigen und durch den Hinterausgang zu verschwinden.
Serenity atmete ein paar mal tief durch, dann aktivierte sie wieder ihr Komm.
"Na dann heißt es jetzt wohl ’Warten auf Mr Nobody’…"
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Redjack wendet sich an Rujiru: "Hör zu. Wir müssen einige Chummer treffen, du kannst natürlich hierbleiben und dich weiter ausruhen. Oder du begleitest die coolen Jungs auf ihrer Geheimen-Runner-Mission! Wir können sicher auch ein Stimpatch organisieren. Aber du weißt ja: zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arsch - den Apotheker."
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Rujiru blickte betreten auf die AR-Brille, die er -in der zum Wurf erhobenen- Hand hielt. ...Oh, äh ist das Deine? sein Blick wanderte zu Redjack und Cham. Er streckte Jack die Brille entgegen. Ich erinnere mich an die Orkin und Deinen Sieg. Bloodjack. Sein grinsen war freundlich, wenn auch leicht gequält, was aber wahrscheinlich an den Schmerzen lag die die hektischen Bewegungen ausgelöst hatte. Ich glaube das mein Onkel tot ist. Sein Blick wirkte traurig und dennoch klarer als die Wut die eben noch aus seinen Augen funkelte. Solange sie mich auch für tot halten, droht keine Gefahr. murmelte eher zu sich selbst als zu den Anderen.
Ich denke ich komme mit Euch. Hier rumzusitzen löst keine Probleme. Haben wir eine Agenda? Rujirus Linke ruckte zu dem Scrollregler seines Comlinks und die Rechte zu seiner AR-Brille. Eine Bewegung die Jack schon das eine oder andere mal bei Rujiru bemerkt hatte, wenn er sich organisierte oder auf etwas vorbereiten wollte. Diesmal gab es nur einen Schönheitsfehler. Da war weder ein Comlink noch eine AR-Brille an der gewohnten Stelle.
Iritiert nickte Rujiru mit dem Kopf. Jaja, wir sollten uns auf den Weg machen. Und keine Stimpatches, das schadet dem KI-Fluss! Rujirus Haltung war wieder locker, sein Gesichtsausdruck wirkte konzentriert. Er war bereit aufzubrechen.
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Während die Eisprinzessin ihre Schützenposition mit ihrer dicken Wumme bezog lies Fridge kurz seine kleine Aztec Crawler Drohne am Kran hochklettern. Leises, fast unhörbar metallisches Klicken begleitete die Drohne auf ihrem Weg nach oben in den Rostigen Ausgugg der einmal ein Kran gewesen war. Als die Drohne meldete das sie ihr vorgegebenes Ziel erreicht hatte schaltet Fridge das Signal in eine Ecke seines AR-Sichfeldes. Die Drohne war so eingestellt das sie langsam aber stetig rund ums Gelände schwenkte.
Fridge meldete Serenity das er einen Spion oben in Position gebracht hatte und gab ihr einen Link der die Frequenz des Drohnen Feeds reinholte und die Signale in ihrer Privaten Commlink Umgebung sichtbar machte. Sie konnten jetzt beide mit den Augen der Drohne sehen. Fridge ging zu der Position die er mit der Eisprinzessin vereinbart hatte.
Jetzt hies es nurnoch warten. Komme was wolle. Fridge wurde ein wenig unruhig...
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Nobody stieg aus dem Bus der ihn bis ca 2 Blocks Entfernung zum Schrottplatz grebracht hatte. Er folgte den Richtungsanweisungen seines Comlinks, als er um die nächste Ecke bog konnte er schon die Silluette eines uralten Kranes sehen der hoch über den Schrottplatz hinausragte.
Er ging den letzten Block entlang, der ihn noch vom Schrottplatz trennte und konnte den Gestank schon von hier aus riechen. Hätten die sich net nen besseren Treffpunkt raussuchen können?
Er steuerte auf das Tor zu, offensichtlich schon lange aufgebrochen. Er betrachtete das Szenario und betrat langsam das Gelände. Er achtete darauf nicht von irgenwelchen Ratten angefallen zu werden und sah sich suchend nach den anderen Runnern um.
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"Jumpman braucht natürlich ne gute Ausrüstung. Im Stuffer Shack-Überfallen sind die Red Razors wahre Meister. Und jetzt haben wir noch einen Magier dabei. Wenns ein bisschen weniger Action sein soll können wir bei Jason die Troll-Uzis und Komlinks sicher gegen ne alte Panzerjacke und ein unregestriertes Kom tauschen. Was schlägst du vor?"
Mit diesen Worten zieht Jack seine Remington Roomsweeper aus dem Halfter und wirft sie Rujiru zu.
"Hier nimm die erstmal, bis wir dir ne Knarre besorgen."
Rujiru beäugte die Roomsweeper mistrauisch. Ich weiß zwar wo das gefährliche Ende ist, aber ich fürchte ich wäre damit für Euch eine größere Gefahr als für unsere Gegner. Der Bartflaum an seinem Kinn kräuselte sich, als er konzentriert versuchte den Sicherungshebel und die Munitionszufur bei der Waffe zu finden. Da ist ja gar kein Clipschacht? Wie lädt man denn... ...ähh, könnte ich eine Klinge oder einen Schlagstock bekommen? mit den letzten Worten hielt er Jack die Roomsweeper wieder hin, um dann noch zu ergänzen: "Vielleicht sollten wir uns jetzt einfach mal auf den Weg zu den anderen machen und mir unterwegs Panzerung und so zu besorgen. Das mit den Schußwaffen ist mir noch irgendwie fremd...
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Fridge hatte eine Sprechverbindung mit Serenity aufgebaut. Über sein Commlink als Node lief auch der Drohnen-Feed den die Drohne beständig vom Rostigen Kran aussand. Er warf nochmal einen Blick auf das AR-VID der Drohne da bemerkte er das ein Mann mittlerer Größe das Tor zum Schrottplatz ansteuerte. Er hatte kaum Probleme den Node den der dünne Kerl bei sich hatte zu finden. Er klingelte direkt den Node an und wartet bis sein Anruf entgegen genommen wurde.
Zu Serenity sagte er auf dem anderen Kanal: "Ich glaub das ist er. Ich klingel ihn mal kurz an und frag nach. Muss er eigentlich schon sein. Ist ja bisher so gut wie niemand vorbeigekommen. Wer kommt schon sonst hierher."
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Nobody war gerade durch das Tor gegangen und schaute sich noch kurz um, als sein Alibicomlink einen eingehenden Anruf signalisierte. Leicht überrascht griff er in sein Sakko um das Glasfaserkabel in das andere Comlink zu stecken, er spürte wie sich das Gerät sofort mit seinen Implantaten verschaltete. Mit einem Gedankenimpuls öffnete er eine Voice-only-verbindung. Er wollte gerade etwas sagen, als sich auch schon der andere Gesprächsteilnehmer zu Wort meldete. Er stellte sich als Fridge vor und erfragte die Identität des Elfen.
So so, also der der mir schon mal geschrieben hat.
Guten Tag Mr. Fridge, sie liegen richtig, man nennt mich Nobody. Würden sie mir mitteilen, wo ich sie und ihre Kollegen auf diesem Areal finden kann oder muss ich Sie suchen?
Der letzte Teil war in einem leicht ironischen Unterton gehalten.
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"suchen, Suchen?"
"Geh einfach weiter auf das Gelände. Wenn sie hinter den großen Metallhaufen vorbei sind kommt eine Schrottpresse. Da bin ich. Ist auch da in der Nähe wo der Kran steht." im Aufmunternden Tonfall sagte er noch dazu "Und pass auf wo du hintrittst wir beissen aber nicht"
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Serenity lag relativ entspannt in ihrem Versteck und behielt den Weg sowie zwischendurch auch immer mal wieder die sonstige Umgebung im Blick. Als Fridge sie darauf aufmerksam machte, das seine Drohne eine Person im Eingangsbereich des Geländes ausgemacht hatte, ging sie in Gedanken noch einmal ihre Checkliste durch.
Gewehr einsatzbereit, durchgeladen und entsichert. Cyberaugen-Subsysteme und Smartlink aktiv. Reflexbooster online. Chamäleon-Tarnsystem aktiv. Kommlink im versteckten, passiven Modus. Bewegungsmelder aktiv.
Hätte jemand das Lächeln gesehen, das in diesem Moment ihre Gesichtszüge beherrschte, hätte dieser jemand sie wahrscheinlich für verrückt erklärt, aber für sie war es einfach ein gutes Gefühl, mit dem Gewehr im Anschlag in ihrem Versteck zu liegen, wie ein Raubtier im Unterholz des Dschungels, bereit im richtigen Moment unerwartet und schnell zuzuschlagen.
Es würde schwer werden sie zu finden, selbst wenn sie feuerte. Höchstwahrscheinlich würde es zwar jetzt und hier sowieso nicht notwendig werden, aber dann war das ganze immer noch eine nette, unterhaltende Übung.
"Geh einfach weiter auf das Gelände. Wenn sie hinter den großen Metallhaufen vorbei sind kommt eine Schrottpresse. Da bin ich. Ist auch da in der Nähe wo der Kran steht."
Ah, gut is ja nich mal so weit.
Nobody setzte sich in Richtung Schrottpresse in Bewegung. Er versuchte dabei irgendwelchen komischen Sachen am Boden auszuweichen.
Nach kurzer Zeit hatte er die Metallhaufen erreicht und die Schrottpresse kam langsam in sein Sichtfeld. Kurz darauf bemerkte er auch den Ork in dem fliederfarbenen Sakko und dem Vollbart. Er lief auf ihn zu. Er streckte die hand zum Gruß aus.
Schön sie zu treffen, sie sind warscheinlich Fridge nehme ich an. Dürfte ich fragen wo sich der Rest ihres Teams aufhält? Ich ging eigentlich davon aus das komplette Team vorzufinden. Aber erstmal Guten Tag.
Der Elf lächelte kurz.
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Er hob die Hand kurz zum Gruß.
Die Bewegung wirkte etwas abgehackt. Fridge wirkte überhaupt ein wenig Steif und Nervös. Er wischte seine Rechte am Sakko nervös ab und sah den Fremden direkt an.
"Nun ja, ähh das Team ist grade noch unterwegs.... Egal ich bin Fridge . Und wir wollten uns treffen hier richtig?" Er überlegte kurz und hatte den Faden verloren.
Dann schaute er ihn leicht Paranoid und machte große Augen. Er schaute ihn unverwand an und reckte ihm den kopf ein wenig entgegen. "Du bist doch Nobody? Oder?!" und wartet auf eine Antwort um vielleicht herauszufinden ob der Elf irgendwie log. Er hatte auch keine Ahnung wie er erkennen sollte ob es auch Nobody war.
In Gedanken schickte er sein Cyberaugen Feed an Serenity mit der Nachricht: "Ist das der Typ? Wodran soll ich das erkennen?"
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Jumpman wusste nicht mehr wie man Schusswaffen bediente? Was hatte man ihm nur angetan?! Andererseits musste Jack zugeben, das der Japaner bisher noch nie eine Pistole benutzt hatte. Yoko hebt das Katana auf und verneigt sich von Jumpman als sie es ihm dabietet.
"Ach ja. Wir haben ja noch dein Brotmesser hier. Vielen Dank - es hat mir auf der Flucht vor den Hellhounds das Leben gerettet. Aber ich denke du kannst es jetzt wieder besser gebrauchen."
Er wendet sich an Cham:" Wir sollten dann aufbrechen. Eine Panzerjacke können wir noch unterwegs besorgen."
"Wie war das mit den Hellhounds?" möchte Cat wissen.
"Oh das übliche. Ich musste gegen eine riesige Übermacht von mindestens 100 Gangern kämpfen. Aber dank meiner Intelligenz und Stärke, des Katanas und eines Stahlkabels blieb ich siegreich! Ich zeigt dir bei Gelegenheit mal die Aufzeichnungen."
Wenn ich sie noch ein bisschen überarbeitet habe.
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"Ok, dann lass uns aufbrechen. Weiß jemand, ob die anderen noch im HQ sind?" warf Cham noch kurz kritisch ein. Die fragenden Blicke der anderen und ihr Kopfschütteln ließen schließen, dass sowohl Rujiru als auch Redjack nicht mehr wussten als er selber.
"hhm, auch nicht? Ok, dann schicke ich mal eine Nachricht, während wir losmachen."
Er wandte sich Redjack zu, der die Roomsweeper wieder an sich genommen hatte:"Haust du deinen Schieber, Jason, schon mal an? Oder wie kommen wir an neues Zeug für Rujiru?"
Jason, der Name weckt Erinnerungen. Komisch, dass er hier wieder auftaucht ...
Dann verabschiedete er sich mit einer Handbewegung von Jacks Gang-Kameraden, wobei er Mike noch eine "Sorry! Aber gib nicht auf!"-Geste zuwarf und ging dann hinunter zu seinem Motorrad.
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Während Fridge angespannt und nervös wirkte war Nobody entspannt und locker, zwar störte ihn der penetrante Geruch der Müllkippe, aber er lies sich von außen nichts anmerken.
Nun ja, ähh das Team ist grade noch unterwegs.... Egal ich bin Fridge . Und wir wollten uns treffen hier richtig?
Fridges erklärung folgte ein kurzes Nicken. Richtig, das ist der von ihenen vorgeschlagene Treffpunkt.
Du bist doch Nobody? Oder?!
Ich verstehe ihre Vorsicht, in unserem Geschäft sollte man besser vorsichtig sein. Aber um ihre Frage zu beantworten, als ich das letzte mal nachgesehen habe war ich noch Nobody.
Der letzte Teil des Satzes wurde von einem schelmischen Grinsen begleitet. Obwohl er nach außen eine gewisse Routine ausstrahlte schien er doch zumindest ein bisschen Humor zu haben.
Ich verstehe ihre Vorsicht, in unserem Geschäft sollte man besser vorsichtig sein. Aber um ihre Frage zu beantworten, als ich das letzte mal nachgesehen habe war ich noch Nobody.
"Was faselt der da?" dachte Fridge "Will der mich veralbern?".
Fridge machte einen Bösen Blick beruhigte sich aber wieder ganz schnell als er sich an die Scharfschützin hinter ihm errinerte.
"Ja ist gut. Ich glaubs dir. Was nun. Kommst grade mit zu uns oder wie?" sagte er nach einem kurzem Moment und gab Serenity das Zeichen das alles in Ordnung war.
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Während dem Gespräch zwischen Fridge und dem Elfen, der sich zumindest als Nobody ausgab, blieb das Smartlink-Fadenkreuz der Walther MA-2100 die ganze Zeit über auf dessen Stirn. Oder wenigstens auf seinem Kopf, wenn er sich zwischendurch umblickte. Trotzdem beobachtete Serenity immer mal wieder auch das Gelände der Müllkippe - außer ein paar Ratten und ähnlichen Kreaturen bewegte sich allerdings nicht wirklich etwas.
Serenity hatte erst erwogen, Fridge noch eine Nachricht zukommen zu lassen, dass er sich beruhigen sollte, befand dann aber, dass er sich eigentlich recht gut schlug, wenn man bedachte, dass er ein Treffen mit einem vollkommen fremden kriminellen Aktivenposten abhielt und seine Rückendeckung aus einer ihm im Grunde eigentlich nicht so viel bekannteren Psychopathin bestand.
"Ist das der Typ? Wodran soll ich das erkennen?"
Serenity musste eine Weile überlegen, bevor sie Fridge eine Antwort zukommen lassen konnte.
"Äh, keine Ahnung, du hast den doch überprüft... Hattest du dir gespeichert, wer alles auf den Blindbriefkasten zugreifen kann? Ich schreib da gerade eine Nachricht hin... Wenn außer uns nur er Zugriff hat, müsstest du dann nich checken können ob von dem Komm unseres Besuchers hier zugegriffen wird, oder so? Ich meine, in Ordnung scheint er soweit zu sein, aber vielleicht könnten wir uns damit festlegen."
Kurz darauf sendete sie noch eine knappe Nachricht an den Blindbriefkasten, in der sie Nobody anwies, sich zu 'Verifikationszwecken' zweimal langsam im Kreis zu drehen.
Dabei bemerkte sie auch eine eingegangene Nachricht von Cham, die sie, wenn sie sowieso schon dabei war, mit halber Aufmerksamkeit in der Simmodul-Gedankensteuerung ihrer Nachrichtensoftware zu hängen, auch gleich noch beantwortete.
Hi Cham, wir treffen uns gerade mit unserem zugewiesenen Aktivposten. Koordinaten und Übersichtskarte des Treffpunkts sind im Anhang. Wenn du willst, kannst du mit den anderen herkommen, auch wenn der Ort hier nich gerade der schönste ist... Bye. ... Sollte reichen.
"Noch was, Fridge. Cham hat gefragt wo wir sind, hab ihm die Position gegeben und gesagt dass er mit dem Rest herkommen kann, wenn er will."
Mit einem leisen Schnauben richtete Serenity ihren Blick wieder auf den vermeintlichen Nobody und wartete darauf, dass er auf die Nachricht reagierte.
Das nächste Mal sollten wir sowas vorher besser durchplanen... Aber egal, ich kann warten - und ich werd ja hier drin nicht nass...
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Gerade als sich Cham auf sein Motorrad setzen wollte, machte ihn ein blinkendes Symbol auf dem Display der Brille auf eine Antwort von Serenity aufmerksam. Er las ihre Nachricht, die so klang, als hätte sie wenig Zeit gehabt sie zu schreiben, und überprüfte dann kurz die Adresse.
Hhhm, das sind mindestens 10 Minuten bis dahin. So lange sollten sie eigentlich nicht brauchen. Aber so könnten wir den Neuen nochmal gründlich überprüfen ... Das kann ich natürlich auch auch durch eine schnelle Projektion. Dann können wir uns auch im HQ treffen.
Er saß wieder ab und ging nochmal hinein, wo ohm Rujiru und Redjack schon entgegenkamen.
"Ich hab gerade eine Antwort von Serenity gekiregt. Sie treffen sich im Moment mit dem Neuen. Da wir sie schlecht so lange warten lassen können, würde ich ihn fix im Astralraum überprüfen. Könnt ihr so lange auf meinen Körper aufpassen?"
Dann suchte sich Cham ein halbwegs sauberes Fleckchen an der Mauer, wo er sich im Schneidersitz niederließ, um seine fleischlische Hülle hinter sich zu lassen. Er rief sich die Adresse in Erinnerung und versuchte aus dem Gedächtnis zu navigieren, was ihn ein paar Augenblicke später ans Ziel brachte.
Um Gottes Willen, das hat Serenity also gemeint! Der Ort musste so etwas wie eine Mülhalde in den Barrens sein, denn die Auro des Ortes strahlte Verfall aus. Trostlosigkeit hing in der Luft und zwischen den schaurigen toten Mauern, die aus Müll zu bestehen schienen, huschten immer wieder kleinere Lebewesen herum, die Ratten zu sein schienen.
Auf einem etwas freieren Platz entdeckte Cham zwei Auren, von denen die eine Fridge sein musste. Die andere wies das Wesen als Elf aus und wies nur geringe Vercyberungen an Ohren und Augen auf, sowie keine Spuren von Magie. Er schien ein klein wenig nervös zu sein, aber sonst ausgesprochen selbstsicher, im Gegensatz zu Fridge, dessen Nervosität in deutlichen Farbwirbeln immer wieder über seine Aura huschte.
Der Magier überlegte, ob er sich manifestieren sollte, entschied sich dann aber dagegen, um niemanden zu erschrecken. Außerdem wollte er weg von diesem Ort des Verfalls und der Verwesung, die den Astralraum verpesteten.
In wenigen Augenblicken war er wieder zurück in der Bowlingbahn, wo der Astralraum immernoch von dem Kampf und dem Tod der Trolle aufgewühlt war.
Cham erhob sich nachdem er Serenity und Fridge schnell noch eine Nachricht geschrieben hatte.
Hi leute, ich war gerade mal schnell bei euch und habe den Neuen mal im Astralraum untersucht. Er scheint sauber zu sein. Nur minimale Cyberware im Kopf, keine Magie. Von mir aus treffen wir uns in unserer Bude zwecks weiterem Vorgehen. Bringt ihn ruhig mit. Greetz, Cham
Dann teilte er noch schnell Redjack und Rujiru seine Beobachtungen mit und fuhr dann los in Richtung ihrer Unterkunft.
460-
Die Informationen liefen alle bei Fridge zusammen. Serenitys Message und auch die Nachricht von Cham. Wenn viele Informationen aufeinmal auf ihn einströmten passiert bei Fridge oft das Gegenteil als bei anderen Menschen. Er kühlte ab. Er beruhigte sich und in seinem Kopf griff die Arbeitsmässige Routine die er an den Tag legte wenn er mit vielen Datenströmen gleichzeitg arbeiten musste.
Das war das Tolle an der Matrix. Solange man sich nicht mit HotSIM eingestöpselte schien alles nur ein Spiel und nicht von Belang in der Realen Welt. Das hatte aber schon so manchen Hacker das Leben gekostet und wiegte einen in Trügerischer Sicherheit.
Fridge fühlte sich sicher. Zumindest kam ihm in dem Moment wo so viele Fenster in seinem AR Sichtfeld aufpoppte die Transparente Realität dahinter nichtmehr ganz so Real vor.
"Warte mal kurz" sagte Fridge zu Nobody und checkte die beiden Nachrichten von Serenity und Cham. Er überlegte gerade ob die nachricht von Serenity eine Gute Idee war und ob der Magier sich vielleicht nicht geirrt hatte, da drehte er sich um und Nobody beendete gerade eine langsame Drehung läässig um die eigene Achse.
"Das muss er wohl wirklich sein" dachte Fridge und entspannte sich merklich.
"Alles klar Mann, komm mit. Dort hinten steht mein Wagen. Ich muss dir auch noch ein paar Leute vorstellen. Wir snid noch einige mehr. Du bist nicht mit dem Auto da oder?"
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Nobodys Comlink meldete sich, er hatte den Agenten so angewiesen, dass er sich meldete, sobald eine Nachricht eintraf. Er las die neue Nachricht und runzelte die Stirn.
Oh Gott jetz wirds lächerlich, aber wenigstens krieg ich ja Geld für den Auftrag.
Kommentarlos führte er die entsprechende Identifizierung aus. Fridge wirkte während dieser Zeit kurzzeitig abwesend.
Alles klar Mann, komm mit. Dort hinten steht mein Wagen. Ich muss dir auch noch ein paar Leute vorstellen. Wir snid noch einige mehr. Du bist nicht mit dem Auto da oder?
Während er anscheinend mit AR arbeitete, hatte sich der Ork sichtlich entspannt.
Nein ich bin mit dem Bus hergekommen.
Anschließend trottete er dem Ork hinterher.
Unterwegs können Sie mir ja noch einen kurzen Überblick geben wer noch im Team ist, und welche Kompetenzen die haben.
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Als Fridge mit Nobody im Schlepptau in Richtung des Vans ging, entstand in einem dunklen, versteckten Winkel ihres Bewusstseins, in dem zufällig auch ihr seltsamer Humor und ihr katzenähnlicher Spieltrieb wohnten, eine Idee. Wenig später entstand in einer anderen, rationaleren Ecke auch eine gute Erklärung, die sie Fridge geben konnte - an Stelle von etwas in Richtung "Hey, ich find's lustig wenn er nicht weiß wo ich mich versteckt gehalten hab"...
Also schickte sie ihm noch eine weitere Nachricht, während sie leise und mit geübten Handgriffen wieder ihr Gewehr zusammenpackte.
"Sag Nobody nicht wo ich bin, fahr langsam mit ihm raus und schick wenn ihr außer Sicht seit deine Drohne vom Kran. Ich sammel sie ein, lauf durch den Hinterausgang und die Gasse runter, und du kannst mich dann an der Einmündung einsammeln. Müssen ihm ja nicht unter die Nase reiben, dass jemand die ganze Zeit aus einem Versteck heraus mit einem Gewehr auf ihn gezielt hat, so ka?"
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Fridge tat wie ihm befohlen. Er ging zu dem Van und versuchte aus dem Gedächtniss alles Leute im Team kurz zu beschreiben. Er redete was von Coole Leute und alle schwer Professionell als sie schon aus der Ausfahrt waren und Serenity abholten.
Alle Zusammen fuhren sie die wenigen Blocks bis zu ihren schmucken Hauptquartier.
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Anita Fernandez hasst ihre Arbeit im Stuffer Shak an der 64sten. Collen, der fiese Schicht-Manager verachtete sie und schikanierte sie wo er nur kann. Seit die „Latino-Aztlan-Schlampe“ wie er sie abfällig nennt sich geweigert hatte mit ihm zu schlafen, sucht er nur einen Grund um sie bei der Geschäftsführung anzuschwärzen und zu feuern. Sicher hat er sie deshalb an die Kasse gesetzt. Er wird versuchen ihr einen Fehlbetrag nachzuweisen.
Anita hasst Collen fast noch mehr als ihren Job. Aber sie braucht ihn um ihre beiden Kinder zu ernähren. Ihr Mann wurde in Aztlan verhaftet als Aztech die Gewerkschaft der er angehörte auflöste. Dank ihrer Verwandten in Nordamerika gelang ihr und die Kindern die Flucht nach Seattle. Nun muss sie versuchen ihre Kinder mit schlechtbezahlten Jobs satt zu bekommen.
Da hört sie auch schon die schlurfenden Schritte des fetten Collen. Der Widerling baut sich anzüglich grinsend vor ihr auf:
„Na hasste schon von dem Überfall auf den Stuffer gestern gehört? War ne echt üble Elfengang. Die Red Rabbits oder so. Haben alle kaltgemacht. Echt miese Typen. Was glaubste was die mit ner Latino-Hure wie dir gemacht hätten.“
Anita schluckt ihren Scham herunter und bemüht sich nicht auf das anzügliche Grinsen von Collen zu achten.
Da öffnet sich die Tür und herein spaziert eine Gruppe Elfen mit einem Japaner in der Mitte. Die Elfenganger tragen die Symbole von roten Totenschädeln und verteilen sich jolend im Stuffer Shak.
Collen beginnt noch mehr zu schwitzen und nimmt seine Baseballkappe ab.
„Sorry ich geh mal kurz eine rauchen!“ Eilig verschwindet er durch den Eingang nach draußen wobei er sich für seine Fettleibigkeit außerordentlich gewandt an einer schwarzen Elfe vorbeidrückt die ihn böse anstarrt.
Jetzt müsste Anita den Panicbutton drücken. Doch da nährt sich auch schon ein etwas kleinerer Elf mit fettigen schwarzen Haare.
„Ho Ho Hoi, sammal habt ihr scho schon das neue e-zine von Talisa Young: Elfische Magie für A Anfänger.“
Anita nickt kurz und tippt mit zitternder Hand die Befehle mit ihrem AR-Handschuh um die Dateien runterzuladen.
Der Elf der sich wie ein psychopathischer Killer unverständliches Zeugs labert scheint zufrieden aber lässt sie nicht aus den Augen.
Nach einer oder zwei Minuten, die ihr wie Stunden vorkommen erscheint der Gangboss. Ein großer gefährlicher Elf mit roten und blonden Strähnen im Haar. Er legt eine Panzerjacke, andere Kleidungsstücke, Sneakers, Zigaretten und irgendwelches Knabberzeug auf das Fließband.
Dann zwinkert er ihr belustigt zu und greift in die Innentasche seiner Jacke in der noch ein paar Einschusslöcher zu sehen sind.
„Sorry Baby...“ sagt er grinsend.
Jetzt ist es soweit. Er wird sie erschießen! Was soll aus ihren Kindern werden? Und ihren Mann wird sie nie mehr wieder sehen.
„Nein! Nein bitte nicht!“ stammelt sie flehend.
Der Elf zieht eine Augenbraue hoch.
„...ich weiß, ich weiß. Tut mir auch leid, aber was soll ich machen? Diese Japaner haben einfach keinen Modegeschmack!“
Mit diesen Worten zieht er den Credstick aus der Jacke und bezahlt die Waren.
Kurz nachdem die Gang verschwunden ist. Bekommt sie einen Anruf von der Konzernleitung.
„Frau Fernandez was geht bei ihnen vor? Eine Gang aus den den Barrens wurde gesehen wie sie in den Laden gingen. Bleiben sie ruhig, Lone Star ist unterwegs zu Ihnen!“
„Nicht nötig. Die Elfen haben alles bezahlt und sind schon weg.“
„Wie bitte?! Wo ist Mr. Collen?“
„Er macht eine Raucherpause“
„WAS! Dabei hat er schon eine Abmahnung! Den Kerl wird ich feuern! Aber Sie haben sich wacker geschlagen Frau Fernandez. Was würden Sie sagen wenn ich sie zur neuen Tag-Schicht Managerin befördere? Sind Sie Interessiert?“
Und ob sie interessiert ist.
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Serenity war in ihrem Chamäleon-Anzug, der im ausgeschalteten Zustand eher wie ein schwarzgrauer Körperschutz-Einteiler aussah, aus den Schatten in der Einmündung der Gasse getreten, hatte eine große, schwarze Sporttasche in den Van gewuchtet und war eingestiegen, wobei sie dem vermutlich leicht überraschten Passagier bloß ein kurzes "Hoi Nobody, ich bin Serenity" entgegengehaucht hatte. Den Rest der kurzen Fahrt über hatte sie sich, bis auf ein paar kurze Einwürfe zum allgemeinen Smalltalk, still verhalten.
Am Hauptquartier angekommen stieg sie aus, schnappte sich wieder die Sporttasche und ging dann geradewegs zur Haustür.
Kurze Zeit später sperrte sie die oben die Wohnungstür auf, machte ein paar Schritte in das Aufenthaltszimmer hinein und drehte sich zu Fridge und Nobody um.
"Willkommen in unserem Reich."
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Als Serenity nur ein kurzes Stück weiter auch in den Van einstieg war Nobody zuerst tatsächlich ein bisschen verdutzt, allerdings begannen jetzt auch einige Dinge sinn zu ergeben.
Da währen zB. Fridges Kenntnis von seiner Ankunft obwohl er ihn nicht gesehen hatte, Serenitys mail mit einer Anweisung zu Verifikationszwecken obwohl sie nicht anwesend war sowie Fridges plötzlicher Sinneswandel vorhin. Serenity war also offensichtlich in der Nähe des Schrottplatzes unterwegs gewesen.
Aber egal, für den Auftrag musste er seinen Teammitgliedern wenigstens ein bisschen vertrauen. Nach einer kurzen Begrüßung hatte sich Serenity recht ruhig verhalten, auch die Fahrt an sich war recht ereignislos. Nobody folgte den Beiden in eine Wohnung die Serenity als "unser Reich" bezeichnete. So wie es aussah, war die Räumlichkeit für den Run angemietet worden.
Er betrat den Raum und suchte sich eine einigermaßen bequeme Sitzgelegenheit.
Bis die anderen da sind könnt ihr mir ja noch erzählen, was ihr bis jetzt herausgefunden habt, dann können wir gleich weitermachen wenn der Rest ankommt.
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Redjack betritt schwungvoll die Wohnung. Jumpman und Cham erscheinen kurz nach ihm.
Er grinst als er Serenity und Fridge sieht.
„Hi ihr Coolen! Warum cool? Na du bist doch die Ice-Queen und du der Kühlschrank-Ork. Hahaha!“
Als er merkt, dass niemand über seinen blöden Witz lacht zuckt er mit den Schultern und zeigt hinter sich.
„Ihr werden nicht glauben wen ich wiedergefunden habe!“
Doch da bemerkt er, dass auch die anderen Runner jemanden gefunden haben. Verwirrt schaut er Nobody an.
„Hey wer bist DU denn?!“