Ni-Ten
Takeo hasste die freien Tage zwischen Aufgaben, oder noch schlimmer, zwischen Vertragsunterzeichnung und Auftragsbeginn. Er fühlte sich nutzlos und unnötig. Andere Söldner würden jetzt das Geld verprassen, dass sie im Auftrag verdient hatten und nie die Chance bekommen hatten auszugeben, doch er war eher betrübt. Er überlegte seinen Vater anzurufen, doch seit seine Mutter im Koma lag hatten sie kaum gesprochen. Takeo hatte ihm nicht viel zu sagen und schämte sich für seinen Beruf. Er hatte versagt, damals, als man ihn rausgeschmissen hatte. Und nun war er ehrlos. Ein Söldling. Ein guter Tod war alles, was er noch erreichen konnte. Aber selbst der war schwer zu finden und jeder Tag ausserhalb des Einsatzes bedeutete die Gefahr von einem besoffenen überfahren zu werden oder an sonst einer Lapalie zu sterben. Deprimiert sucht sich Takeo ein gehobenes Etablisment im Rotlichtviertel um sich zu betrinken. Er schaut den Stripperinnen eher geistesabwesend zu und da er kein Trinkgeld gab, verloren sie auch schnell das interesse an dem Zwerg. Es bedurfte nicht vieler Drinks, um im die Röte ins Gesicht zu treiben und ausfällig werden zu lassen, selbst seine aufwendige Ware konnte da mit den asiatischen Genen nicht mithalten und so findet sich Takeo recht früh am abend unsanft auf der Strasse wieder.
Frustriert macht er sich auf den Weg in seine Unterkunft. Ein paar Punks halten ihn für ein leichtes Opfer, doch mit wenigen Schlägen macht er der Truppe klar, dass sie sich mit dem falschen angelegt haben. Ein angenehmer Zwischenfall. Der Kampf gab ihm das Gefühl, Lebendig zu sein und gerne hätte er ihn fortgesetzt, doch die Punks verkrochen sich mit gebrochenen Nasen und Rippen. Ermattet fällt Takeo daher auf seine Matte im billigen Hotel und fällt in einen unruhigen Schlaf.
Früh am nächsten Morgen weckt ihn seien interne Uhr gegen 4 Uhr. Der Restalkohol ist mittlerweile metabolisiert und auch die Abbauprodukte sind aus dem Blutkreislauf gefiltert. Seine 'Ware war da überaus zuverlässig und ein Kater gehört für Takeo seit langem der Vergangenheit an. Mit freudiger Erregung packt er seine Habseligkeiten mit roboterartiger Präzision. Er reist leicht. Ausser ein paar Sätzen Kleidung und seinem Credstick hatter er nur noch sein Tanto dabei. Seine wertvolleren Waffen holte er auf dem Weg zur Kaserne aus einem gesicherten Schließfach. Sorgsam begutachter er seine Klingen. Ihr Wert alleine entsprachen dem Jahresgehalt von Hilfsarbeitern und er hatte ihren Griff obzwar genau auf ihn abgestimmt, und ihre Scheide optisch bewußt einfach gehalten, um kein unnötige Aufmerksamkeit zu erzeugen. Ihr Geheimnis verbarg sich auf den Klingen, auf denen sich mehr Diamant befand als auf mehreren Verlobungsringen zusammen. Ihre Balance war perfekt und mit einer Genugtuung schob er die Waffen in seinen großen Sack, der seine persönliche Ausrüstung enthielt. Er hatte mit der MET ausgehandelt, sie während des Einsatzes führen zu dürfen.
Mit seiner Ausrüstung macher sich auf zur Kaserne. Den letzten Weg von der Monorail legt er per Taxi zurück und gibt dem Taxifahrer ein gutes Trinkgeld, was er offenbar von den Leuten mit diesem Fahrziel gewohnt war. Mit strammen Schritt bewegt sich Takeo auf den Wachposten zu, der den Eingang aus einem gesicherten Stand überwacht. "Takeo Watanabe, meine Dienststelle ist hier ab heute. Hier ist mein Marschbefehl." stellt er sich militärisch knapp vor, während die Sonne am Horizont langsam die Umgebung in das hellblaue Licht der Dämmerung taucht. Takeo will zum Morgenappell da sein.