Lehrer und Schulformen.

  • das mit der lehrbefähigung ist so eine sache. ich kenne kollegen, die halten über weite strecken vorlesungen im hauptstudium - als dipl-ing., weil sie ja assistenten sind. rein formal hält der prof die vorlesung, aber real hat er halt nicht immer die zeit dazu ...


    @magister vs. lehramt: das kenne ich ähnlich. die unterschiede SIND marginal. und inwiefern die jungs und mädels denn wirklich auf das lehren vorbereitet werden: na ja ...

  • Wie sagt der Pispers so schön: Kommen die da mit nem Kopf voll Fachwissen an die Schule und merken dann "Igitt, da sitzen ja Kinder"


    Das das Lehramtstudium nicht auf die Lehr-realität vorbereitet war zu meinen Zeiten auf jeden Fall klar, vor allem nicht für Lehrbefähigte für Sekundarstufe II (bei Realschullehrern scheint es ein wenig besser zu sein). Ich weiß aber nicht, ob mittels der Umstellung auf BA/MA daran etwas verbessert und wieder verschlimmbessert wurde.

  • Bei mir in Philo geht das gut, der Fachdidaktikdozent hatte uns dreimal mit zur Schule genommen und auch recht viele Dinge erzählt die prinzipiell nicht so in den Fachdidaktikunterricht gehören, also wie man schwierige Situationen lösen kann und sowas. In den eigentlichen Fachdidaktikunterricht gehört leider nur... naja Müll will ich nicht sagen, manchen Leuten hilft dieses theoretische Untergerüst tatsächlich und die Lerhpläne mal zu besprechen ist sicher auch nötig, aber viele Dinge die da laut Ministerium reingehören haben nicht viel Realitätsbezug und helfen einem im Unterricht gar nichts. Die drei Praktika sind da das Wichtigste, mehr sind immer gut (kann man ja auf Eigeninitiative hin machen). Mein Grundschulpraktikum war sehr aufschlussreich in Bezug auf die probleme, mit denen sich Lehrer herumschlagen müssen, durchdrehende Kinder, Eltern die so Sachen meinen wie "Mein Kind darf in der Pause nicht raus, stellen sie eine Lehrkraft bereit um es drinnen zu beaufsichtigen" und solche Dinge. Das zweite Praktikum vermittelte sehr gut den Schulalltag aus Lehrersicht, aber das lag auch zu einem guten Teil an meinen engagierten Mentoren.
    Ich kann mich also prinzipiell nicht beschweren, aber ich bin in der Richtung auch engagiert, es gibt bei uns einige Fachidioten die ihre Praktika schnell durchgezogen haben und auch nur die Pflichtstunden (14 in 2 Wochen) an der Schule geblieben sind und bei denen ist klar, dass die NIEMALS vernünftige Lehrer werden.

    Ich bin Rollenspieler! Erzähl mir nichts über Realitätsflucht! Cum grano Salis!!! <---Pratchett-Kenner bemerken die drei Ausrufezeichen Wink
    PS: Te exue, sue!

    Raven - Isidor/DIego de Montoya (EInbrecher/Scharfschütze) ; Ein ganz normaler Tag - Lukas Schmidt (Rigger) ; Ab auf die Insel - Louis Delacour/Totentanz (Totenbeschwörer) ; Envoy - Jagd in den Schatten - Charlie Dalton/Nuwanda (magische Unterstützung)

  • Latein an den meisten Schulen auch aber das erste Praktikum kann man an der Grundschule machen und ich fand es nicht unwichtig quasi direkt zu sehen aus was für einer Art von Schule die Kinder kommen wenn sie ans Gymnasium kommen.

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  • Weißt du was Gemeinschafts- und Regionalschule für Lehrer bedeutet?
    Der Lehrer am Gymnasium, der seinen Job ernst nimmt, hat eine 50-Stunden-Woche (5 Stunden Schule, 5 Stunden Vor- und Nachbearbeitung, mehr letzteres denn Vorbereitung macht man in den Ferien).
    Bei der Regional- und Gemeinschaftsschule hat sich zumindest Kiel ganz schlau gedacht solche Scherze zu verlangen wie dass der Lehrer zu jedem der durchschnittlich 30 Kinder in jeder seiner durchschnittlich 4 Klassen eine persönliche und genaue Leistungsbeurteilung für jede (!) Stunde zu schreiben. Ist theoretisch nett und hört sich auch ganz toll sinnvoll für die Benotung an, aber wenn man sich nur 2 Minuten für jeden Schüler nimmt, was eigentlich schon fast zu wenig ist, und am Tag 3 Klassen hat kann man ja mal ausrechnen was da täglich gefordert wird.

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  • Ich war an einer Schüler und ich habe eine Freundin an einer als Lehrerin (gut, noch heißt es integrierte Gesamtschule). Aktuelles zuerst: Sie hat in der Regionalschule ganz klar mehr gearbeitet, als an der Gemeinschaftsschule. Zu meiner Zeit waren die Lehrer im Schnitt aber klar motivierter und Schülerbezogener, als sie es an den umliegenden Gymnasien waren.


    Ich meinte aber vor allem die Idee endlich die äussere Gliederung aufzuheben und in eine innere zu überführen. Es ist unsinnig da nur die Real- und Hauptschulen zusammenzulegen und die Gymnasien aussen vorzulassen. Die exakte Umsetzung ist ein anderes (leidiges) Thema, da so etwas gerne genutzt wird, um Sparpläne gleich mit durchzudrücken (was theoretisch getrennt von der Schulreform betrachtet werden sollte - was praktisch kaum geht). Das Ministerium in Kiel hat sich ja auch schon bei der Einführung der Regionalschulen nicht gerade mit Ruhm bekleckert (deren jeweiligen Konzepte für ihre Schulen durften die Lehrer nämlich in ihrer Freizeit ausarbeiten).

  • Wir verlassen gerade das Studium ;-)
    Das ursprüngliche Konzept des Dreigliedrigen Schulsystems war ja, dass man die Schüler danach aufteil auf welche Art sie lernen und denken.
    Auf die Hauptschule kommen die, die mit 200/2 keinerlei Probleme haben aber bei der Aufgabe "Zwei Züge fahren 200 Kilometer voneinander entfernt los aufeinander zu, beide fahren genau gleich schnell. Wie viel Strecke legen sie zurück bevor sie zusammenstoßen?" kapitulieren, kurz die halt praktischer und direkter orientiert sind. Auf das Gymnasium kommen jene die mit der Textaufgabe super klar kommen, auf die Realschule kommt der Rest. Klar, das ist schon so sehr gerafft, dass es fast falsch ist, aber der Grundgedanke kommt denke ich rüber. Inzwischen ist allerdings die communis oppinio dass auf der Hauptschule die Idioten und auf dem Gymnasium die Superschlauen sind. Und darum "musste etwas getan werden" wie so viele politische Entscheidungen leider begründet werden, und das Resultat sind Regional und Gemeinschaftsschulen.
    Ich war auf dem Gymnasium und meine Lehrer waren stets motiviert und leistungsbezogen, das ist keine Sache der Schule sondern der Lehrer, meiner Meinung nach ist das dreigliedrige Schulsystem gut aber wenn man schon als Automechaniker mindestens einen Realschulabschluss braucht und ansonsten alle die nicht lernen wollen in die Hauptschule abgeschoben werden statt in die Schule die gut für sie wäre funktioniert es leider nicht.

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    PS: Te exue, sue!

    Raven - Isidor/DIego de Montoya (EInbrecher/Scharfschütze) ; Ein ganz normaler Tag - Lukas Schmidt (Rigger) ; Ab auf die Insel - Louis Delacour/Totentanz (Totenbeschwörer) ; Envoy - Jagd in den Schatten - Charlie Dalton/Nuwanda (magische Unterstützung)

  • Ich habe den Leistungsbezug in Gymnasien auch nicht in Abrede gestellt (ich würde ihn zu dem Maße, wie er der persönlichen Entwicklung schädlich ist aber kritisieren wollen), aber ich habe in Bezug auf Schülerbezogenheit (lies Personenbezogenheit) einen komparativ verwendet. Die Lehrer waren mehr Schülerbezogen an meiner Gesamtschule, als in den 3 benachbarten Gymnasien (an zweien von denen habe ich mittlerweile auch Freunde als Lehrer). Gymnasien nehmen ihren Bildungsauftrag wahr, aber Schulen müssen mittlerweile eben auch einen Erziehungsauftrag wahrnehmen (für den Lehrer weder ausgebildet sind, noch bezahlt werden).


    Heute sieht es in SH doch derzeit so aus: Alles, was kann schickt seine Kinder aufs Gymnasium, auf biegen und brechen und im Zweifelsfall mit Hilfe des Anwaltes. Und der Rest kommt auf die Regionalschule, die bald denselben Ruf haben werden, wie ihn die Hauptschulen noch vor kurzem hatten, nämlich den einer Resteschule. Der Druck auf die Gymnasien durch die Vielzahl von Schülern, die die nötige Leistung nicht, oder zu diesem Zeitpunkt ihrer Entwicklung noch nicht entwickeln können und dennoch auf die Schulen geschickt wird, wird sich nicht positiv auf die Ausbildung an Gymnasien auswirken, im Gegenteil. Es gibt für das Gymnasium dazu nämlich nur zwei Auswege (denke ich):
    1. Stärker sieben und somit den einen noch stärkeren elitären Ruf entwickeln, als ohnehin und vor allem einen angepassten Schülertypus fördern. Das wird dann aber zu einer vermehrten Entwicklung von Privatschulen führen, da viele Leute denken, dass die Gymnasien es den Schülern absichtlich schwer machen und sie an Privatschulen für ihre Kinder bessere Förderung erhalten. Dies kann über kurz oder lang zu einem Niedergang des öffentlichen Schulsystemes führen.
    2. Das Niveau des Gymnasiums sinkt, um mehr Schülern gerecht zu werden.


    Beides sind keine erstrebenswerten Alternativen. Da empfinde ich persönlich die innere Differenzierung besser, bei dem Schüler gemäß ihrer Schwerpunkte arbeiten oder gefördert werden können. Denn ich halte die Aussage, dass Schüler auf eine von 3 Arten lernen und denken doch ein wenig arg simplizistisch. Ausserdem kommt man durch die Gemeinschaftsschule auch gleich um die unsägliche Schulempfehlung herum. Mir persönlich hat es jedenfalls nicht geschadet mit Leuten aller Schulempfehlungen zusammen zur Schule zu gehen und ich habe so einige Kumpels, die jetzt ihren Doktor haben, die mit Hauptschulempfehlung auf die Schule gekommen sind. Schade nur, dass die Gemeinschaftsschule immer mit einer Einheitsschule verwechselt wird, bei der alle zusammen Unterrichtet werden.


    p.s.: Der Automechaniker ist heute ein (Auto-)Mechanotroniker. Von den Schülern an der Hauptschule meiner Mutter bekommen trotz vorbildlicher Vermittlungshilfe durch die Schule nur noch etwa 1/3 einen Ausbildungsplatz (meist im Handwerk oder Einzelhandel), ein weiteres Drittel versucht doch noch einen Realschulabschluß zu bekommen oder geht auf Födermaßnahmen und das letzte Drittel geht direkt auf Hartz IV.

  • Hmm, bei diesem interessanten Thema fühle ich mich ja direkt angesprochen. :-)
    Werde im April (endlich) mein Studium in Bochum beginnen, Bachelor in Germanistik und Philosophie, mit dem Ziel Master of Education. Dann hoffe ich, verbeamtet zu werden, und damit den einzig sicheren Job in unserem schönen Land zu haben. :-D
    (BTW, da fällt mir ein, ich muss mir eine neue SR-Runde in Bochum suchen! 8O )


    Gruß,
    Strife

    "Er hat nie die Liebe gelernt!"
    SL zu meinem "leicht" modifiziertem Zwergen-Sam

  • Einer meiner SR-SLs hat Pädagogik studiert und regt sich immer über Lehrer auf, vor allem über die, die sich selber als Pädagogen bezeichnen. Schließlich haben Lehrer, wie Warentester schon sagte, einen Erziehungsauftrag, den sie aber nicht wahrnehmen können (zumindest nicht immer), weil ihr Studium aus zig fachbezogenen Vorlesungen und 3-4 Veranstaltungen besteht, die dann zum Thema "Gruppenarbeit" oder so sind :roll: . In dem Zusammenhang gibt es auch das Problem, dass es keine Kontrolle gibt: wer einmal Lehrer ist, kann sich quasi alles erlauben. Wir hatten jahrelang einen, der war bei Lehrern und Schülern unbeliebt, hat Unterrichtsmethoden verwendet, die entweder sinnfrei oder aus dem letzten Jahrhundert waren und hat ziemlich oft einfach falsche Sachen erzählt (zu seinem eigenen Fach!). Den sind wir nie losgeworden, wir mussten auf seinen Ruhestand warten. Und sowas darf nicht sein. Ein Lehrer muss gewisse Standards einhalten, sonst ist guter und sinnvoller Unterricht nicht gewährleistet.

  • "Jack-The-Rigger" schrieb:

    Und sowas darf nicht sein. Ein Lehrer muss gewisse Standards einhalten, sonst ist guter und sinnvoller Unterricht nicht gewährleistet.

    Im Gegenzug werden Lehrer die die "Standards" übererfüllen auch ganz gerne abgeschossen... aber das ist ein anderes Thema.

    343max: Ihr werdet euch noch wünschen wir wären Politikverdrossen!

  • na ja, eigentlich solltte man sich beschweren können und er sollte mit disziplinarmaßnahmen rechnen müssen. wozu hat er vorgesetzte? das sowas immer ein zweischneidiges schwert ist (es gibt sicher auch eltern, die bei sowas ... überengagiert sind), ist leider eine andere baustelle!


    @übereifrige/-motivierte lehrer: da haben die vorgesetzten wahrscheinlich einfach schiss um ihren stuhl ...

  • "SCARed" schrieb:

    @übereifrige/-motivierte lehrer: da haben die vorgesetzten wahrscheinlich einfach schiss um ihren stuhl ...


    Wohl eher das gesamte restliche Lehrerkollegium...

    343max: Ihr werdet euch noch wünschen wir wären Politikverdrossen!

  • Ja, eigentlich... Unser Direktor ist auch nicht so das Wahre, er hat eben versucht, den Lehrer wegzuloben, aber der wollte nicht weg und die anderen Schulen haben sich nicht verarschen lassen.

  • Nichts, Schüler sind leicht klein zu halten, es kommt keiner auf die Idee, sowas zu machen, weil mein einfach keine Handhabe hat. Mehr als zum Lehrer oder Direktor gehen ist nicht, und das ist oft schon viel, weil es viel zu oft heißt "das meinst du nur, das kann ja jeder sagen".

  • tja, da läuft im system aber grundsätzlich was schief. wieso ist das wort eines lehrers denn mehr wert als das von schülern? mir fällt auf die schnelle auch keine sinnvolle regelung ein, die solche probleme verhindert, weil andersrum die gefahr vn nötigung gegen die lehrer auftaucht.


    aber ich freue mich schon mal nicht für die arme sau, die als lehrer solchen mist verzapft, wenn meine kinder zur schule gehen. solches verhalten wie oben beschrieben würde mich als elternteil auf die barrikaden bringen! nicht so sehr wegen des erziehungsauftrags (das habe ich als vater selbe zu erledigen - das laden IMHO viel zu viele eltern bei der schule ab, die fafür eigentlich nur SEHR begrenzt verantwortlich sein sollte) aber wegen der gefahr für die ausbildung. ich würde ja auch meiner autowerkstatt die hölle heiß amachen, wenn ich spitzkriege, dass die ne flasche als mechaniker an meinen wagen lassen, der mehr versaut als repariert!