[IP] Electric Dreams

  • -531-


    Ohne Zwischenfälle überquert ihr den Parkplatz und verlasst das Gelände, so dass ihr nach kurzer Zeit wieder bei eurem Van ankommt.
    Vorsichtig legt Mike die junge Frau auf die ausklappbare Bank im Laderaum, während Croaker weiterhin Ao im Auge behält, der nach wie vor sehr kooperativ erscheint.


    Dann erreicht Lak eine Nachricht auf ihrem Kommlink:


    >> Ich bin so eben am Chek Lap Kok Airport gelandet und würde mich gerne mit Ihnen treffen. Bitte schlagen Sie einen geeigneten Treffpunkt vor. Gezeichnet: Mr. Smith <<

  • -532-


    Sieh an, Mr Smith war wohl doch nicht so abgebrüht und hat gleich nach ihrem letzten Gepräch die nächste Suborbital nach Hongkong genommen.


    Lak informiert das Team:
    "Sieht aus als wäre unser Johnson schon am Flughafen gelandet. Er will sich mit uns treffen. Jetzt müssen wir ihm die gute und die schlechte Nachricht wohl beibringen. Als Treffpunkt sollten wir aber wirklich schnell eine Klinik für Nicole aufsuchen."

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -533-


    Sieh an. Mr. Smith kommt höchstpersönlich ... Mike wusste nicht recht, ob der Gedanke ihm gefiel oder nicht. Einerseits waren sie Nicole damit schnell los, andererseits hätte er die Kleine erst einmal gern in einer Klinik durchchecken lassen und wieder aufgepäppelt, bevor er sie "Papa" wiederbrachte.


    Dann fiel ihm noch etwas anderes ein: Dexter...


    Sie hatten den Leichnam zurücklassen müssen, da er zu viel potentiellen Ärger bedeutete. Aber obwohl sich Mike dieser Tatsache bewusst war, behagte es ihm ganz ind gar nicht, irgendjemanden einfach so dort liegen zu lassen. Selbst wenn er Dexter nur so kurze Zeit kannte. Außerdem fiel ihm ein, dass ja nicht nur Dexters leiche noch im Gebäude lag. Er setzte eine schnelle Nachricht an Yu auf:
    Hoi Yu. Lak hat euch ja sicher schon die Koordinaten des Studios gegeben. Ich hätte noch eine Bitte und eine Warnung. Zum einen: könntet ihr dafür sorgen, dass Dexters Leiche abtransportiert und ehrenvoll bestattet wird? Und dann muss ich euch noch warnen: Beeilt euch besser, weil von Chans Leuten sind noch zwei im Studio. Zwar gefeselt und bewusstlos, aber in einer Dreiviertelstunde könnten sie vielleicht wieder wach sein und eine Gefahr darstellen. Er hängte ein kurzes Bild aus dem Videostream seiner Cyberaugen an die Nachricht.
    Der massige der beiden ist wohl 'ne Art Messerklaue, der andere ist Magier. Passt auf bei beiden. Vielleicht lassen sie sich zur Kooperation überreden. Erzählt ihnen, ihr Boss ist abgehauen und hat sie im Stich gelassen. Wir melden uns nochmal, wenn wir wissen, was mit Nicole los ist.


    Dann wandte er sich an die anderen: "Ok. das klingt gut. Dann auf zur Klinik. Schickst du Mr. Smith eine Nachricht, dass wir uns dort treffen?" Mit einem kurzen Seitenblick auf Ao fügte hinzu: "Ich habe unseren Bekannten hier eine Nachricht geschickt, dass sie sich um Dexter kümmern sollen. Ich hoffe das ist ok. Und sollten wir uns nicht vielleicht umziehen, bevor wir in die Klinik gehen?


    Er sah in die Runde und sie sahen überwiegend ziemlich zerschunden aus. Azraels Wunde am Hals blutete nicht mehr, dafür trommelte der Elf schon wieder mit seinen Fingern auf der Armlehne des Sitzes herum und sah unruhig aus. Croaker war immer noch völlig blutverschmiert und Nicole ... tja, die sah insgesamt völlig hinüber aus. Der Troll konnte sich außerdem vorstellen, wie er wirken musste. 2,80 m Troll in einem Tarnanzug, nach Pulverdampf riechend, die schwere Pistole unter dem Arm, Granaten in den Taschen des Anzugs und immer noch mit ziemlichen Kopfschmerzen, die ihn nach Schlaf lechzen ließen. Oder Kaffee. Oder beidem.

  • -534-


    Nur wenige Augenblicke später erhält Mike die Antwort der Waves:


    >> Ich bin froh zu hören, dass es euch gut geht. Der Verlust eures Freundes tut mir Leid. Macht euch keine Sorgen, wir werden sofort losfahren und uns um alles weitere kümmern. Sobald wir dort fertig sind, werden wir uns wieder bei euch melden. Wenn ihr etwas benötigt, dann lasst es mich wissen. Yu <<

  • -535-


    Nachdem ihr beschlossen habt, Nicole zu einer Yokogawa-Klinik zu fahren, macht ihr euch zügig auf den Weg. Die nächste Klinik ist von eurem jetzigen Standort aus relativ weit entfernt, doch ein Routinecheck gibt euch die Gewissheit, dass die junge Frau nicht in akuter Lebensgefahr schwebt. Ao hat sich hinten in den Laderaum gesetzt, wo er von Azrael und Croaker bewacht wird. Die Straßen, die ihr durchfahrt, kennt ihr bereits von eurer Hinfahrt, und nach kurzer Zeit befindet ihr euch wieder im Betondschungel von Kowloon, der euch nun nicht mehr so heimtückisch und lauernd vorkommt, wie in den letzten Tagen. Ihr wisst, dass es keine Garantie dafür gibt, dass Chan nicht doch noch eine Racheaktion in die Wege leitet, doch Aos Argument, dass der gescheiterte Geschäftsmann wahrscheinlich vorerst um sein Leben rennen wird, erscheint euch durchaus vernünftig.
    Als ihr die verfallenen Barracken und niedergerissenen Drahtzäune hinter euch gelassen habt, werdet ihr bereits von den Waves erwartet. Es ist ein wenig von diesem Gefühl in der Luft, als würde man nach Hause kommen, obwohl diese Vorstellung irgendwie grotesk erscheint, nach all dem, was bereits geschehen ist.
    Mike steigt als erster aus, die schweren Waffen bereit haltend, um sie den Waves zur zeitweiligen Lagerung anzuvertrauen. Er bemerkt Tao als dieser ihm auf dem rissigen Asphalt entgegen kommt. Der große Chinese nimmt ihm einige der Sachen ab und trägt sie dann ins Innere des Gebäudes. Als ihr den beiden folgt, seht ihr die Waves in einer sauberen Linie aufgereiht, so als wären sie ein formelles Begrüßungskomitee. Es ist nicht üblich, Gefühle zu zeigen, und wenn doch, dann sind diese eher nur komplizierte Fassade für das, was sich wirklich in den Menschen verbirgt, und doch habt ihr das Gefühl, dass die Waves froh sind, euch zurück zu wissen. Yu tritt euch als erster entgegen. Sein Blick zeugt von tiefstem Respekt für eure Taten und ist mehr wert als alle Worte oder Bekundigungen, die der Chinese euch hätte übermitteln können. Nachdem Tao die Sachen eingelagert hat, kommt auch er zu der Gruppe dazu. Sein Blick gilt vor allem Mike, dem er sich in seiner kämpferischen Natur sehr verbunden fühlt, während Miu leise mit Azrael tuschelt. Doch der Moment des Wiedersehens endet schnell, da ihr Nicole so rasch wie möglich in medizinische Versorgung geben wollt. Fast ohne Wort verabschiedet ihr euch mit der Gewissheit, die Waves nicht zum letzten Mal gesehen zu haben. Nur wenige Minuten später, die Kleidung dem Flair von Downtown angepasst, befindet ihr euch wieder im Van und fahrt in das glitzernde Wolkenkratzermeer von Hong Kongs Herz. Ein letztes Mal ziehen die zahllosen Eindrücke dieses faszinierenden Metroplexes an euch vorbei, bricht sich das Licht endloser Neonreklamen an den polarisierten Fenstern eures Wagens.


    In der Yokogawa-Klinik nimmt man sich der jungen Nicole sofort an, als man sich ihrer Kreditwürdigkeit bewusst wird. Die Räume der Klinik sind steril und angenehm klimatisiert. Eine hübsche Japanerin in Konzernkleidung begleitet euch in ein abgesondertes Wartezimmer, während Nicole auf einem selbstfahrenden Krankenbett in den langen, weißen Fluren der Klinik verschwindet.


    Als sich die Plexiglastür hinter euch geschlossen hat, bemerkt ihr den Mann im Anzug, welcher aus dem Panorama-Fenster über die Skyline von Hong Kong starrt.
    Der Amerikaner dreht sich zu euch um und reicht jedem einzelnen von euch die Hand.


    "Sie haben gute Arbeit geleistet. Ich möchte mich persönlich bei Ihnen dafür bedanken, dass sie mir meine Tochter zurückgegeben haben; auch wenn es einige Verluste gegeben hat."


    Aus seiner Tasche entnimmt Mr. Smith sorgsam vorbereitete, beglaubigte Credsticks, deren rotschimmernde Dislpays den Betrag zeigen, welcher eure Runner-Herzen höher schlagen lässt.


    Ihr habt es tatsächlich geschafft... obwohl; eine Sache bliebe noch zu klären: Ao. Ein Mann, der ganz eigenen, bisher recht undurchsichtigen Prinzipien zu folgen scheint, und der in diesem intrigenreichen Spiel asiatischen Kalküls lange Zeit ein unberechenbarer Faktor gewesen ist. Selbst jetzt, könnt ihr nicht sagen, wer oder was dieser Ao tatsächlich ist, obwohl er sich auf dem Weg bis zu Klinik völlig kooperativ verhalten hat.


    Als ihr wieder am Van ankommt, der in einer der zahlreichen Parkbuchten in der vollautomatisierten Tiefgarage der Yokogawa-Klinik steht, sitzt der Javane noch immer seelenruhig auf dem Klappstuhl im Laderaum. Bereits zuvor hattet ihr dem Mann jede Möglichkeit genommen, sich bemerkbar zu machen oder aus dem Fahrzeug zu entkommen. Doch Ao scheint Wort zu halten, und hat scheinbar gar nicht erst versuchen, das Fahrzeug zu verlassen.

  • -536-


    Mike nährt sich Ao und fährt mit einem Mentalen Befehl die Klingen aus seiner Hand aus. Er hällt sie Ao vor das Gesicht:


    „Tja, uns bleibt leider nur eine Wahl. Es ist nicht persönliches.“


    Mike hebt den Arm und lässt ihn herunter sausen ...


    ...wobei er die Klebebandfesseln durchtrennt die Ao an den Klappstuhl gefesselt hatten.


    „Verschwinde.“


    Ao nickt repektvoll und klettert aus dem Wagen.


    Croaker blickt ihn feindselig an. „Und wenn du uns noch einmal in die Quere kommst ... ich kenne deine Aura und hab schon ein Dutzend Voodoo-Puppen mit deinem Grinsegesicht für rituelle Hexerei angefertigt!“ diese Einschüchterung kommt bei Weltlichen immer gut.


    „Leb wohl Ao. Und was BTL-Experimente angeht. Wir leben in einer harten Welt weil wir sie dazu machen.“


    Azrael sagt gar nichts Er betastet vorsichtig die frischen Verbände die er und Mike in der Klinik bekommen haben und die Schmerzstillenden Mittel scheinen zu wirken.


    Ao verabschiedet sich freundlich lächelnd mit einer leichten Verbeugung vom Team und schreitet Richtung Ausgang.


    Der unglaublich gutbezahlte Auftrag ist erledigt. Und Lak hat das Gefühl sogar etwas Gutes bewirkt zu haben. Die Geister sind zufrieden mit ihr. Dennoch fühlt sie sich ausgepowert und leer. 10 Stunden Schlaf wären nun genau das richtige.




    (OP:>>>>>>Beschreibung des SimSiam-Hausbootes im IP 186<<<<<<)




    Die Touristen und die einheimischen Filippinos von Stanley staunen gleichsam verwundert über die Gruppe der Runner das schwimmende Restaurant betreten. Das SimSiam hat noch nicht geöffnet aber der thailändische Ex-Runner Pi Nüng und seine chinesische Ehefrau JayJay erwarten die Gruppe bereits.


    Pi Nüng legt die Hände zum Wie-Gruß zusammen:
    „Sawadi Krap. Willkommen im SimSiam, Nonglak’s Freunde sind auch meine Freunde. Wir haben das beste Thailändische Essen von Hongkong und haben im hinteren Laderaum auch schon bequeme Schlafmöglichkeiten für euch Vorbereitet. Auch in Trollgröße. Und keine Angst die Triaden braucht ihr hier nicht zu fürchten. Die schulden mir zumindest noch etwas Respekt.“


    Jayjay kann sich natürlich wieder nicht beherrschen und umarmt Lak stürmisch mit Tränen in den Augen aus Freude das Lak noch am Leben ist.


    Diese Szene ist Lak vor ihren Runnerkollegen natürlich superpeinlich. Aber die schmunzeln nur da sie ja inzwischen schon Profis in asiatischen Kulturen sind und nie „ihr Gesicht verlieren“.


    Außerdem können ohne hin alle nur ans Schlafen denken.........


    Am spätem abend wird Lak dann von JayJay geweckt.
    „Komm mit nach oben, da ist schon eine richtige Party. Dein Trollfreund ist natürlich der Super-Star für meine Kinder und euer Schamane dezimiert bereits reichlich Nüngs Alkoholvorräte. Ich hoffe du beliebst ein paar Tage bei uns".


    Lak weiß, dass JayJay in Wirklichkeit meint das Lak ihr Runnerleben beeden soll. Bevor Lak den Ruf der Geister hörte war sie eine nette, naive Matrix-Designerin in Bangkok gewesen. Aber das ist Vergangenheit. Ein ruhiger 8-Stunden Job kommt nicht mehr für sie in Frage. Nicht nach den Dingen die sie gesehen hat und es wäre auch nicht der Wille der Geister.


    „Ich komme gleich hoch. Muss noch einen Anruf erledigen.“


    Damit dringt sie in die Virtuelle Realität der Matrix ein und steht Sekunden später Yu’s Manga-Krieger-Persona gegenüber.


    „Hallo Nit Noi. Es ist alles OK bei uns. Keine Probleme mehr mit den Triaden und wir konnten die Aufnahmegeräte zu einem angemessenen Preis verkaufen. Nach euch suchen die Triaden auch nicht mehr. Es war gut dass ihr die Gefangenen nicht getötet habt.“


    „Das freut mich zu hören.“


    Yu zögert kurz.
    „Bleibst du länger in Hongkong? Ich meine ... jemand wie dich könnten wir gut brauchen.“


    Laks Lächeln überträgt sich auf ihre Persona als sie an die Szenen im Shar Pei und auf dem Dach denkt.


    „Meinst du wir ... oder du?“


    Yu’s Persona senkt den Blick...
    „Nun...“


    Doch Lak kommt ihm schnell zu vor:
    "Ich führe mich sehr geehrt für das Angebot aber du weißt ja einmal Runnerin - immer Runnerin.
    Aber wir sehen uns sicher wieder. Ich richte den anderen deine Grüße aus.


    Damit beendet sie die Verbindung. Zeit zur Party zu gehen

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • IP: "AKHIRAT" (Dt.: Leben nach dem Tod)




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    Lak hat an diesem Morgen ziemlich lange geschlafen, denn die vergangene Nacht ist sehr lang gewesen. Obwohl sie bereits am Vortag schon einen ausgiebigen Mittagsschlaf gemacht hat, sind die Ereignisse der vergangenen Tage doch dermaßen aufwühlend gewesen, dass sie sich noch immer ein wenig gerädert fühlt. Ob dieses Gefühl wohl jemals enden wird? Ein wenig missmutig darüber, dass sie sich noch immer nicht vollends ausgeruht fühlt, liegt Lak eine geschlagene halbene Stunde nachdem sie ihre Augen geöffnet hat einfach nur da und starrt in einem seltsam entrückten Winkel durch das Fenster ihres Zimmers auf Hong Kongs Küste hinaus. Irgendwann einmal entscheidet sie sich dann doch zum Aufstehen, denn die Geister mochten ihr zwar Genügsamkeit verzeihen, würden Faulheit aber ganz sicher nicht gerne zu sehen bekommen. Nachdem sie sich aus dem Bett erhoben hat, schlendert sie zum Badezimmer und betreibt erst einmal eine ausgiebige Körperhygiene, bevor sie sich schließlich anzieht und durch die holzverkleiderten Flure des Hausbootes schreitet, um nach den anderen zu sehen.
    Als sie am Eingang des Partyraumes vorbei geht, um zu schauen, wie es den anderen so ergangen ist, bemerkt sie plötzlich Pi Nüng, der an die Wand gelehnt, durch eines der Fenster der großen Dschunke nach draußen starrt. Obwohl es einem Nicht-Asiaten vermutlich niemals aufgefallen wäre, bemerkt sie sofort, dass ihren alten Freund etwas bedrückt. Behutsam verlangsamt sie ihre Schritte, um den anderen nicht in seiner Ruhe zu stören, und überlegt, was Pi Nüng wohl durch den Kopf gehen könnte. Gestern beim Empfang hatte der Ex-Runner noch voll Freude gestrahlt und sie und ihre Runner-Freunde mit großer Begeisterung Willkommen geheißen. Doch was sagte das schon aus? Niemals hätte Pi Nüng ihr in Gesellschaft etwas erzählt, dass auch nur im Entferntesten ihre Laune hätte verschlechtern oder gar die Harmonie des Wiedersehens hätte gefährden können. Doch jetzt, wo sie ihn so alleine und gedankenverloren im schmalen Flur des Hausbootes stehen sieht, weiß sie mit Sicherheit, dass irgendetwas nicht stimmt. Ohne etwas zu sagen, stellt sie sich in gebührendem Abstand neben ihn, so als wolle sie die schöne Aussicht vom Glitzerspiel der See mit ihm teilen. Für einige Minuten stehen sie einfach nur so da und schauen auf die Küste und das Meer hinaus, bevor es schließlich Pi Nüng ist, der die Stille bricht.


    "Es ist schön, dich wieder hier zu haben. Auch deine Freunde sind mir sehr sympathisch. Sie haben sich gestern beim Karaoke wirklich alle Mühe gegeben."


    Innerlich muss Lak schmunzeln, hatte doch Mike beim gestrigen Abend kaum einen richtigen Ton getroffen, dafür aber ganz sicher mit seiner Performance überzeugt.


    Ohne zu antworten, lässt sie Pi Nüng fortfahren, während ihrer beider Blicke noch immer auf den seichten Wogen des Meeres ruhen.


    "Ich habe einen guten Freund in Jakarta - einen Freund aus alten Tagen. Er meldete sich gestern bei mir und berichtete mir von großen Sorgen, die er zu erleiden hat. Ich bot ihm meine Hilfe an, denn er hat mir einst ebenfalls aus einer sehr misslichen Lage geholfen, doch ich selbst, werde wohl nicht allzu viel tuen können... Meine Tage sind schon seit langer Zeit vorbei und das ist vermutlich auch gut so."


    Er macht eine kurze Pause, doch Lak weiß bereits, um was Pi Nüng sie bitten wird, und sie weiß auch, dass sie es nicht ablehnen kann.


    "Ich wollte dich darum bitten, in Jakarta nach dem Rechten zu sehen, und meinem Freund aus seiner misslichen Lage zu verhelfen. Ich würde dafür alles nötige vorbereiten und wollte dich fragen, ob du vielleicht auch mit deinen Kollegen darüber sprechen könntest. Vielleicht könntet ihr euch dieser Sache gemeinsam annehmen."

  • -538-


    Die Party auf dem Boot von Laks Bekanntem war wirklich geut gewesen. Mike hatte sich beom Karaoke gut ins Zeug gelegt, was aber auch an dem einen oder anderen Glas Wodka gelegen haben könnte, dass Pi Nüng organisiert hatte. Azrael seinerseits war froh, dass Pi Nüng sogar etwas Jazz auftreiben konnte, obwohl ihn der Asiate fast ein klein wenig komisch angesehen hätte. Natürlich würde er nie Zweifel oder Respektlosigkeit gegenüber seinen Gästen zum Ausdruck bringen, aber die letzen Tage in Hong Kong hatten sie alle gelehrt, ihren Gegenüber sehr genau zu beobachten.


    Seine Wunden schmerzten noch immer etwas, aber das mochte auch an der Party liegen. Wenn er sich richtig erinnerte, hate das Jazz ihn zu der einen oder anderen Tanzeinlage verleitet. Was er jetzt brauchte war Ruhe. Deshalb fiel es ihm schwer, Lak zu enttäuschen, als diese ihm von der Bitte ihres Freundes berichtete.


    "Es tut mir ehrlich leid Lak. Ich brauche eine Auszeit. Ich bin zweimal schwer angeschossen wurden die letzen Tage. Wenn wir Zeit hätten, könnte ich vielleicht mitkommen, aber ich habe gestern abend vor der Party schon eine Klinik gebucht. Die kümmern sich diskret um die Schusswunden und checken gleich nochmal meine 'ware richtig durch. Irgendwas scheint mir an einem der Gyros zu klemmen. Das dingt pfeift immer so beim Einsatz."


    Der Elf konnte die Enttäuschung ebenso fast spüren, wie er Pi Nüngs Nüngs Erstaunen fast gespürt hätte. Lak zögerte einen Sekundenbruchteil, dann wünschte sie ihm gute Besserung und einen angenehmen Klinikaufenthalt.
    Schade, ich hätte der Kleinen wirklich gern geholfen. Ich denke, ihr Bekannter hat seinen Teil dazu beigetragen, dass wir nicht mehr die Triaden auf dem Hals haben.


    Lak war gerade im Gehen begriffen, als er ihr halblaut hinterherrief: "Aber wenn ihr Schwierigkeiten bekommen solltet: Ich werde nicht ewig außer Gefecht sein. Schickt mir eine Nachricht, dann sehe ich zu, dass ich euch raushaue!"


    Die Asiatin wandte sich ein klein wenig um und Azrael konnte einen winzigen Moment das Lächeln über ihr Gesicht huschen sehen.

  • -539-


    Lucky Lak hört Pi Nüng interessiert zu während sie sich mit den Essstäbchen geschickt den wirklich hervorragenden Som Tam Salat schmecken lässt.


    „Nachdem die „glorreiche“ Revolution einiger Neo-Kommunisten gegen die Konzerne gescheitert war arbeitete ich einige Zeit mit Schmugglern aus Pattani zusammen. Der Wei Hei hat mich damals in Jakarta vor dem Gefängnis gerettet. Nun, die Chinesen hatten nie eine große Liebe für die dortige Regierung empfunden. Jedenfalls hat Wei Hei nun selber Probleme.
    Was genau vorgefallen ist weiß ich nicht aber es muss etwas wirklich Übles vorgehen. Er sagte nur das Grab seiner verstorbenen Frau sei geschändet und die Leiche entnommen worden...“

    Lak lässt entsetzt den Gung in die Chillisauce fallen. Für Thailänder ist allein die Vorstellung Tote zu begraben anstatt sie zu verbrennen erschreckend. Auf so was können nur Chinesen (und natürlich die weißen Farangs) kommen. Und alles was mit dem Toten zu tun hat sollte man ohnehin meiden.


    Lak murmelt schnell einige Schutzgebete gegen böse Geister und presst ihr Jade-Glücksbringeramulett an die Stirn.


    Auch Pi Nüngs Blick wirkt beunruhigt.
    „Ich weiß wirklich nicht was genau passiert ist. Vielleicht nur ein Racheakt eines Konkurrenten, aber falls es doch mit bösen Geistern zu tun hat wärst du die einzige der ich trauen kann, kleine Nonglak. Natürlich komme ich für die Kosten auf.“


    Das hätte Pi Nüng gar nicht sagen müssen. In thailändischen Familien ist es üblich das der wohlhabendste alle Rechnungen bezahlt und Pi Nüng ist definitiv wohlhabend.
    Hätte er kein Geld würde Lak selber den Run finanzieren. Auch das ist typisch thailändisch.


    „Natürlich werde ich dir und Wei Hei helfen, wenn es in meiner Macht steht. Für eine angemessene Bezahlung werden sicher auch Mike und vielleicht auch Croaker mitmachen. Und ich kenne auch noch jemand aus Seattle der Azrael ganz gut ersetzten könnte. Wieviel könnten wir ihnen denn bieten?“

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -540-


    Pi Nüng überlegt einige Zeit im Stillen, scheint aber innerlich zu keinem Ergebnis zu kommen. Dann sagt er:


    "Ich weiß, dass ich dir ohnehin schon viel Verantwortung mit dieser Sache aufgebürdet habe, aber mir wäre es recht, wenn du wegen des Geldes entscheiden würdest ... Du kennst diese Leute besser als ich, und ich bin auch schon lange nicht mehr im Geschäft..."


    "Wie liegen denn heutzutage die Preise?"


    Fügt er mit dem typischen Unschulds-Lächeln hinzu.


    "Hmm... Auf jeden Fall hatte ich vor, ein Fünf-Mann-Team nach Jakarta zu schicken, um auf nun mal sicher zu gehen. Einen weiteren Mann werde ich hier in Hong Kong anheuern lassen, oder vielleicht auch direkt in Jakarta, falls ich dort jemanden auftreiben kann... Zusätzlich zu deinem Freund aus Übersee wäre das Team dann vollständig."


    Teilt er Lak seine grundsätzlichen Überlegungen mit und erneut fällt ihr auf, dass ihr alter Freund in dieser Sache wirklich auf der sicheren Seite stehen möchte und Geld eher eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint. Aber das hatte sie auch gar nicht anders erwartet...

  • -541-


    "Wie liegen denn heutzutage die Preise?"


    Lak überlegt. Simon kommt wie Mike aus der Bodyguard Branche. Und wie Mike hat sie ihn als zuverlässigen Beschützer in Erinnerung. Aufgrund vitaler Interessen sind ihr Kämpfer aus der Bodyguard Szene am liebsten.


    Straßensamurais sind gut darin eine tolle Show im Kampf abzuliefern. Dabei denkt sie an Azrael wie er mit Helm und 2 MPs beidhändig feuernt auf die Feinde zugestürmt ist ohne Rücksicht auf Verluste.
    Söldner gehen viel taktischer vor, nehmen aber zu wenig Rücksicht auf die „Zivilisten“ im Team.
    Mike hingegen hatte als erste Priorität immer: wie schütze ich die kleine, schwache Lady und den mürrischen Schamanen vor den gefährlichsten Gegnern?

    „Ich weiss nicht genau, du bist ja der Schieber. In Seattle ist der Standarttarif für Bodyguards so 200 pro Tag. Aber nur wenn nicht wirklich mit Ärger zu rechnen ist. Hier lautet der Auftrag: schütze das Team vor einer unbekannten Opposition. Vielleicht sogar vor bösen Geistern. Und wir wissen nicht wie lange. Hm, vielleicht sind 10000 eine gute Basis? Plus Hin- und Rückflug.“

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -542-


    "Ja, 10000 ist eine vertretbare Summe. Du kannst deinen Freunden dann dieses Angebot unterbreiten. Für die Flugkosten werde ich aufkommen, das ist selbstverständlich. Es gibt noch einiges für mich zu tun, ich glaube, ich sollte diese Dinge nicht warten lassen."

  • -543-


    AAAAAAAAaaaauu...verdammt, mein Schädel...mein Nacken...fuck, wo kommt dieser Geschmack her?


    Croaker blinzelte durch schmerzende Augen in die Nachmittagssonne über Hong Kong.
    Er lag neben seinem Bett auf dem Fußboden und aus unerfindlichen Gründen trug er zwar noch seine Schuhe, aber nicht mehr seine Socken.


    Sein kompletter Kopf dröhnte, sein Hals brannte trocken und jeder Muskel in seinem Körper musste einzeln zur Bewegung animiert werden.


    Außerdem hatte er, ebenfalls aus Gründen, der er nicht ganz begriff, mit dem Gesicht in einem mit Kimchi-Salat belegten Sandwich geschlafen.


    Er raffte sich auf, suchte sein Komlink, fand es schließlich, in eine seiner Socken eingewickelt, in der Jackentasche und stellte fest, dass es bereits halb 3 war.
    Also immerhin 4 Stunden Schlaf.
    Auf dem Fußboden.


    Na ja.
    Außerdem gab es noch eine Nachricht seines Schiebers, die neue SIN ließ wohl noch etwas auf sich warten.
    Eigentlich ein guter Vorwand, noch etwas länger in Asien zu bleiben.
    Vermutlich würde sich das ähnlich entwickeln wie die vergurkten Semester in Sidney und Prag, sein Aufenthalt im CFS 2064, sein totales Versacken in Köln von 66-69 und das zurückliegende Jahr in Seattle.
    Toll.


    So gut es ging, machte er sich frisch und begann dann, den Rest des Teams zu suchen.

  • -544-


    Etwas später (mit Rücksicht auf die Zeitverschiebung) gleitet Lak wieder durch Matrix von Seattle. Die rote Füchsin wartet schon auf sie in der bunten Kinderwelt Sesame-Way. Der ideale Ort für heimliche Treffen.

    „ Hoi, Lucky Lak. Der Johnson war ja Recht zufrieden mit eurem Run.“


    „Danke. Ich wünschte wir hätten mehr tun können. Ach ja, du kannst Joy sagen, sie kann das restliche Zeug aus meiner Wohnung verkaufen. Ich hab sie auch schon gekündigt. Sieh aus als bleibe ich doch länger in Asien.“


    „Ne Art Familenbesuch, was? Aber ich hoffe wir sehen uns mal wieder. Wo finde ich schon mal ne Hackerin die nicht nur mit den elektronischen Geistern sprechen kann?“
    Fey schweigt kurz bis ein Kind in einer Spunk-Bob Persona vorbei geht und läd dann einen kleine Datenwürfel in Lak’s Kom.


    „Hier ist seine neue Nummer. War nicht einfach da dran zu kommen. Ist ja auch schon ne Weile her, dass er für mich gearbeitet hat. Na dann, melde dich wenn du mal wieder in der Stadt bist. Viel Glück. Aber für Glück haben bist du ja Expertin.“


    Damit verschwindet die Füchsin und auch Lak’s Persona verlässt die bunte Kinderwelt und landet im einem fremden und doch irgendwie vertauten PAN.
    Simon hat die Bildverbindung deaktiviert als er ihren Anruf nach einem kurzen Moment annimmt.


    "Sawatdii Kha Kuhn Simon. Wie geht es dir?"


    Simon zögert kurz, weiß aber auch nach 2 Jahren sofort wer dran ist.

    "Hoi Lucky Lak. Naja, das Übliche halt... Nichts besonderes. "
    Simon klingt erfreut, aber auch überrascht. Anscheinend möchte er so aus dem Blauen heraus jedoch nichts interessantes zu sich preis geben.

    "Wie lange ist jetzt unser Shopalot-Run her? 2 Jahre? Das war der lustigste Auftrag den ich je hatte. Ich muss immer noch an das Juckpulver und Ian's Kotzgas in der Belüftung denken. Die Farbe in der Sprinkleranlage. Das Chaos werd ich nie vergessen..."


    Lak muss lächeln als die an ihren ersten Run in Seattle denkt. Sie weiß noch genau wie sie in dieser für sie kalten Stadt zu ersten mal richtigen Schnee in ihrer Hand hielt. Auch wenn der Schnee in Seattle voller Schadstoffe war wird sie das kalte Gefühl nie vergessen.


    Der Auftrag selber war in der Tat ein großer Spass für alle Beteiligten außer der Konzernleitung. Von der chaotischen Eröffnungsfeier redete man heute noch in Seattle.


    "Ja, das war schon was..."
    Er scheint sich ein Lachen verkneifen zu müssen.
    "Wollte Ian nicht am liebsten noch ein kleines Erdbeben simulieren? Mit ner Sprengung an den Ausgleichsgewichten für Sturmböhen oder sowas?"

    Jetzt muss er wirklich lachen. Es klingt für die feinfühlige Asiatin jedoch irgendwie etwas 'eingerostet', als sei es etwas ungewohnt.


    "Hast du noch Kontakt zu Ian...oder Atlas"

    "Nein... Nach dem Wirbel war mir das Risiko zu groß... Denke die Vorsicht war auch angebracht. Ian wird schon zurecht gekommen sein. Und Atlas? Mhh, ich hoffe er hat seine Probleme in den Griff bekommen - Würde es ihm gönnen..."

    "Leider konnte ich ihm ja nicht helfen. Nachdem er mich in der Küche fast umgebracht hätte war mir das doch zu gefährlich."
    "Oh? Davon weiß ich nichts. Was ist denn da passiert? ... Obwohl... Nein, lass gut sein - nach der ganzen Zeit muss ich das auch nicht mehr wissen..."

    Kurz schweigt Simon, als würde er dennoch über das Gesagte nachdenken, dann wechselt er schnell das Thema:

    "Wie kommt es überhaupt, dass du dich nach der langen Zeit meldest? Gibt es einen bestimmten Grund oder ist einfach nur genug Gras über das Shopalot gewachsen?"


    "Ich hätte da einen Run, bin in Hongkong, Auftragsort ist vermutlich Indonesein. Da ich südlicher als Singapur keine Connections habe brauche ich jemand dem ich voll vertrauen kann. Keine Wetwork oder so, du müsstest nur meine hübsche Person und unser Team beschützen."
    "Mhhh..." Simon schweigt eine ganze Zeit lang. "Hongkong beziehungsweise Indonesien, ja?"


    "Bezahlung vorerst 10000 da die Opposition noch nicht eingeschätzt werden kann. Einzelheiten sind mir selber auch noch unbekannt. Ist was persönliches"


    "Das kommt plötzlich..." Sein Tonfall ist deutlich skeptisch, einen langen Moment über sagt er gar nichts mehr.


    "Ok. Ich bin dabei."


    Das klang zwar eher nach gemischten Gefühlen, aber eine Zusage ist eine Zusage, bei ihm jedenfalls. Laks Kommlink meldet eine Sekunde später den Empfang einer Bankverbindung.


    "Ich werd zusehen, dass ich zügig zu euch rüberkomme. Sobald ich das Geld für Hin- und Rückflug bekommen habe mache ich mich auf den Weg. Hoffe es ist kein Problem, wenn ich das selbst buche... Freue mich drauf wieder mit dir zu arbeiten!" Seine Stimmung scheint mit jeder Sekunde die er darüber nachdenkt zu steigen.

    "Super, vielen Dank, ich kümmere mich um alles weitere."


    "Dann sehen wir uns demnächst in Hongkong - bis dann!"


    Das Glück ist wieder mit ihr. Simon und Mike – mit diesen beiden Profis kann eigentlich nix passieren. Nur das sie Mike und Croaker noch überzeugen muss mitzumachen...

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -545-


    Croaker warf einen Blick auf die Uhr im Displayfeld der Sonnenbrille, die seine verquollenen, geränderten Augen gnädigerweise sowohl vor den unbarmherzigen Strahlen der hongkonger Nachmittagsonne als auch vor den Blicken seiner Mitmenschen schützte.


    Der Laden müsste gerade aufgemacht haben.


    Croaker suchte die Nummer von Allys Taliskrämerladen aud der Kontaktliste, atmete noch einmal tief durch und wählte dann.
    Nachdem es zwei mal geklingelt hatte, wurde abgehoben und eine Frauenstimme meldete sich auf Deutsch.

    "Hecate TalisShop, ihr freundlicher Taliskrämer im Herzen von Köln, was..."


    This is Bernard.


    "Bernard, wie geht's Dir?
    Noch in Seattle?"


    Nope, Hong Kong.
    Viel zu tuen hier, aber ich bin jetzt fertig und wollte zusehen, dass ich so in zwei Tagen zu euch rüberfliege.


    "Hong Kong...das ist sicher faszinierend..."


    Jup, der Astralraum hier ist noch merkwürdiger als drüben bei Euch.
    Ich wollte aber zusehen, dass ich hier nicht zu lange aufgehalten werde.
    Wollte ein paar von meinen Sachen aus Seattle zu Euch rüberschicken.
    Kann ich die an Deine Adresse liefern lassen?


    "Klar, aber ich muss morgen nach Kairo."


    Häh? Kairo?


    "Du erinnerst Dich an den Text, den ich von Dr. Motakki bekommen habe?
    Der, für den ich diese Altägyptisch-Linguasoft brauchte?"


    Motakki war doch diese S-K-Sanologin?
    Ich hab Dir gesagt, man muss mit solchen Leuten aufpassen.
    Man weiß nie, was für kranken Scheiß die ausprobiert haben.


    "Darum gehts ja gerade...
    Hat sich herausgestellt, dass ich Recht hatte.
    Der Text ist prä-Champollion, also konnte der Verfasser gar nicht wissen, was die Hieroglyphen bedeuten.
    Und er hat nicht einfach nur irgend eine alte Inschrift transskribiert, von der er gar nicht wissen konnte, worum es überhaupt geht.
    Er hat nur ein paar hieratische Zeichen als Grundlage für einen Code benutzt...darum auch nur so wenige verschiedene Symbole.
    Ich habs an Sharkface weitergegeben und der hat das Ding in anderthalb Stunden geknackt."


    Croaker wirkte auf einmal deutlich interessierter, fast angespannt.


    Und weiter?


    "Es ist ne Wegbeschreibung.
    Der Autor hat im 14. Jahrhundert was unter der Kairoer Universität vergraben."


    Das, was wir gesucht haben?


    "Wahrscheinlich.
    Wie gesagt, ich fliege morgen.
    Carloccho passt so lange auf den Laden auf, der kann dann auch Deine Sachen in Empfang nehmen, falls ich nicht rechtzeitig zurück bin."


    Soll ich mitkommen?
    Ich könnte auch heute noch abfliegen.


    "Nein, das geht schon.
    Ich hab mit ein paar Lokalen Verbindung aufgenommen."


    Diese Typen vom Apep Consortium?


    "Genau."


    Er atmete tief durch.
    Shit.


    Okay...ich hoffe, Du weißt, was Du tust.


    "Immer."


    Pass auf Dich auf.


    "So kennt man Dich gar nicht.
    Ich komm schon klar."


    Hm...okay.
    Meld Dich, wenn Du was findest.


    Croaker wanderte nach dem Gespräch unruhig über das Deck des Haubootes, steckte eine Zigarette an und starrte ins Leere.


    Worauf lassen wir uns da ein?


    Er schnippte die Zigarette ins Hafenbecken, machte kehrt und ging unter Deck, wo er Lak fast über den Haufen rannte.

  • -546-


    Mit dem Trennen der Telefonverbindung gehen Simon tausend Gedanken auf einmal durch den Kopf. Aus Gewohnheit zündet er sich als erstes eine Zigarrette an. Auch ohne das Nikotin hat der Vorgang etwas routiniertes, wirkt irgendwie beruhigend. Er nimmt einen tiefen Zug.
    Worauf hast du dich da eingelassen? Weder kennt er Details zu dem Job, noch versetzt ihn der Gedanke nach Hongkong zu fliegen in größere Freude. Ganz im Gegenteil...
    Andererseits freut er sich darauf wieder mit Lak zusammen zu arbeiten. Es ist immer angenehmer mit Leuten zu tun zu haben die man kennt und denen man vertraut. Und die Erinnerungen an die damalige Truppe sind auch sonst positiv - Simon kann sich nicht entsinnen jemals wieder so 'zufrieden' in den Schatten gewesen zu sein... Zu der Zeit hatte er wirklich das Gefühl wieder etwas erreicht zu haben. Das lag sicherlich nicht nur an den Leuten, aber dennoch gehören all diese Erinnerungen zusammen.
    Wo ist dieses Gefühl seitdem hin verschwunden? Natürlich weiß er es, er muss sich nur einmal umsehen - er sitzt immer noch in einem ähnlichen Loch in Seattle und macht den gleichen Mist wie damals... Die Kippe in seiner Hand geht ihrem Ende zu und landet im Aschenbecher. Ein Schnaps wäre jetzt genau das Richtige, aber stattdessen genehmigt sich Simon nur ein Bier. Tss, ne Zeit lang hättest du das nich mal angerührt...
    Auf einmal ist die Idee des Jobs gar nicht mehr so erschreckend, trotz dem Ausland. Zumindest verspricht sie etwas Abwechslung. Und 10k, die Simon ganz gelegen kommen... Sicherlich, irgendwo gibt es immer Arbeit für jemanden wie ihn, aber zur Zeit scheint nichts so gut bezahltes dabei zu sein. Außerdem hatte Lak ihn quasi drum gebeten und es ne persönliche Sache genannt...
    Während er das Bier austrinkt, bucht er mit einigen mentalen Befehlen einen Flug nach Hongkong und bestellt ein Taxi. Glücklicherweise wird seine Adresse von den meisten Seattler Taxiunternehmen gerade noch akzeptiert. Lak hatte nichts darüber gesagt wie eilig es ist, aber im Zweifelsfall würde er eben noch einen Tag im Hotel verbringen.


    Zügig packt er einige Sätze normaler Kleidung, eine gepanzerte Jacke sowie einen schlichten schwarzen Anzug ein. Dazu kommen noch eine kugelsichere Weste, ein schwarz-grau gemusterter Tarnanzug für urbanes Gelände, ein Micro-Transreciever, Med-Kit, ein Traumapatch, eine kleine aufklappbare Sat-Schüssel und sein Kulturbeutel.
    In einen zweiten kleineren Koffer landet sein registrierter Colt Manhunter inklusive der beiden Holster und einem Magazinhalter. Kurz überlegt er wieviele Magazine er mitnehmen soll, dann räumt er alle 12 hinein, genau wie mehrere Schachteln normaler und Gelmunition. Auch seinen Teleskopschlagstock legt er dazu.
    Die andere Ausrüstung zurückzulassen fällt ihm nicht besonders schwer, er hofft nur das Lak oder ihr Auftraggeber dort welche auftreiben können... Gerade die registrierte Waffe möchte er nur wirklich ungern gebrauchen müssen.


    Nach einer schnellen Dusche zieht Simon sich einen unauffälligen grauen Anzug an und ist genau mit dem eintreffenden Taxi bereit aufzubrechen. Fast schon gut gelaunt lädt er die beiden Koffer ein, schließt seine Bude ab und macht sich auf den Weg.
    Diese gute Laune ist allerdings schlagartig dahin, als er vor dem Flughafen wieder aussteigt. Unter dem Vorwand einer Zigarrette bleibt er noch einige Minuten draußen stehen und mustert den ihm noch viel zu gut bekannten Haupteingang. Wie oft bist du hier schon rein und rausgegangen?
    Er hat noch nie versucht mit einer seiner falschen SINs in ein Flugzeug zu kommen... Nach seinem Wissen *sollten* sie gut genug sein - aber unwohl ist ihm bei der Vorstellung dennoch.
    Nach einem letzten Zug greift Simon seine beiden Koffer und betritt den Eingangsereich. Nur ein weiterer Geschäftsmann... Oder sonstwie Reisender...
    Wie von selbst steuert er zielstrebig zur Sonderabfertigung, während er seine Umgebung aufnimmt und mit den Erinnerungen abgleicht... Einige Stände haben sich verändert, aber insgesamt wirkt es alles noch viel zu vertraut... Die freundlich aussehenden Wachmänner, die dezenten aber absichtlich sichtbaren Kamerakuppeln unter der Decke...
    Das flaue Gefühl in seinem Magen wird immer stärker, während er sich klar macht, was er alles über die Sicherheit hier weiß. Zwar kennt er keine Details, aber es reicht um sich eine grobe Vorstellung zu machen... Falls seine SIN nicht so gut ist wie er denkt, könnte er direkt die Hände hinterm Kopf verschränken, völlig unmöglich hier noch wieder herauszukommen... Dafür reichen schon die sichtbaren Wachen. Dazu kämen verschließbare Sicherheitstüren am Eingang, Drohnen die nur einige verdeckte Klappen weit entfernt sind und mindestens eine ständig wartende Eingreiftruppe...


    An der Sonderabfertigung angekommen gibt Simon den Koffer mit der Waffe ab und übermittelt der Mitarbeiterin am Schalter seine Flugnummer sowie die Lizenz zum Führen der Waffe. Die falsche SIN strahlt er natürlich vorschriftsmäßig schon seit betreten des Flughafens aus.
    Genauso schielt er natürlich nicht auffällig zu den zwei Wachen neben dem Schalter - wobei sie es vermutlich gewohnt sind hin und wieder nervös angestarrt zu werden...
    Es wäre wohl nicht einmal ein dramatischer Abtritt, jetzt aufzufliegen. Die Frau oder direkt der Computer würden einen stillen Alarm auslösen und einige zusätzliche Wachleute anrücken. Sie würden ihn bitten einfach mitzukommen ohne Schereien zu machen, während irgendeine Einsatzgruppe genau darauf hoffen würde, um endlich mal was zu tun zu haben...
    Die Frau greift den Koffer und stellt ihn auf ein Fließband hinter ihr, das in einer Wand verschwindet. Simon fühlt sich auf einmal deutlich erleichtert - das Gepäckstück würde jetzt durchleuchtet und auf Sprengstoffspuren hin untersucht werden... Oder machen sie das auch bevor sie jemanden festnehmen, um die Waffe loszuwerden? Nicht, dass das bei ihm nötig wäre - er würde keine Dummheiten begehen...
    Was würde passieren wenn sie ihn erwischen? Könnte Isabella ihn da noch herausholen? Behaupten, er sei für sie unterwegs gewesen? Dürfen AAAs inoffiziell sowas machen mit falschen SINs? Gibt es da Absprachen? Und würde sie ihm überhaupt helfen wollen? Und dürfte sie? Wäre er überhaupt genug wert?
    "Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug Mr Larsen. Wir versiegeln Ihren Koffer jetzt und Sie können ihn dann in Hongkong wieder in Empfang nehmen. Einen schönen Tag noch."
    "Vielen Dank! Ihnen auch..." Simon verabschiedet sich mit einem höflichen Nicken, während er den abgrennten Bereich verlässt und wieder in die Haupthalle tritt. Die Strecke zum regulären CheckIn schien er geradezu zu fliegen, zumindest fühlt er sich so...

  • -547-


    Mike hatte den nächsten Morgen den Luxus genossen, ohne größere Sorgen ausschlafen zu können. Dann war er nach einer Dusche, auch wenn sie etwas beengt war, noch einmal losgezogen und hatte sich etwas von Hong Kong angesehen. Natürlich war er noch einmal am Wuxing Tower gewesen. Dieser "Riss", wie sie das Phänomen nannten, war einfach viel zu spektakulär. Wieder auf dem hausboot, hatte er in Ruhe begonnen, seine Sachen zusammenzupacken, als Lak höflich klopfte:
    "Hallo Mike! Ich störe nur höchst ungern, aber kannst du ein paar Augenblicke erübrigen?" fragte sie auf ihre übliche, schüchterne, aber doch verspielte Art.
    Der Troll zuckte mit den Schultern, warf die reparierte Panzerweste halbherzig in den Koffer und wandte sich dann ganz der kleinen Asiatin zu.
    "Was gibts? Habe ich mich eigentlich gestern abend sehr blamiert? Karaoke ist sonst nicht so mein Ding ..."


    Sie beruhigte ihn dahingehend, dann erzählte sie ihm von der Bitte ihres alten Bekannten.
    Hhhm, 10 Riesen sind natürlich nicht schlecht. Wenn man jetzt noch etwas mehr Informationen hätte, was die Gefährdungslage dort angeht ... Er rieb sich das nur grob rasiert Kinn und überlegte einen Augenblick. Eigentlich hatte er vorgehabt, in Ruhe wieder nach Seattle zu reisen. Jazz hatte ihm die Tage eine Nachricht geschickt, dass er da vielleicht einen Job für ihn hätte. Aber nichts sicheres.
    Ihm hatte mal jemand ein Sprichwort erzählt. irgenwas mit Tauben und Dächern. Und auch noch irgendwelchen Spatzen. Er hatte es sich nicht so recht merken können, aber die Kernaussage war hängen geblieben. Wenn du etwas sicher hast, spekuliere lieber nicht zu sehr auf mögliche Alternativen.


    "Ja, ich denke das kriegen wir hin. Gefallen sind sowieso ziemlich wichtig. Und nicht dass dir ohne meinen breiten Rücken noch was passiert." Den zweiten Satz fügte er mit einem Grinsen hinzu, dass die Kleine erwiderte. Sie wehrte zwar ab und erzählte, dass noch ein anderer Bekannter von ihr auch mitkäme und auch dieser Leute zu schützen wisse, aber sie wusste, dass Mike nur einen Spass gemacht hatte.


    So so. noch jemand aus meiner Branche. Da bin ich mal gespannt.


    Sie ließ ihn allein und ging mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht. Er packte weiter ein, sortierte jetzt aber bereits aus, was für den Flug zu heikel war. Er würde Pü Nüng fragen, ob er die Sachen ohne Aufsehen wieder zu Geld machen konnte. Dann konnte er vor Ort sicher neues Equipment besorgen.


    Bei diesem Gedanken kam auch eine andere Sache hoch und er rief Jazz kurz an. Der Schieber war kurz angebunden, nahm Mikes Bitte jedoch zur Kenntnis. Er würde dafür sorgen, dass Mikes Wohnung bis zu seiner Rückkehr sicher blieb, auch wenn er ein klein wenig enttäuscht war, dass der Troll anderweitig beschäftig war.

  • Nachdem er seinen normalen Koffer ebenfalls abgegeben hat bleibt Simon noch ungefähr eine Stunde Zeit bis zu seinem Flug. Er setzt sich solange in eins der zahllosen Restaurants, wo er sein Essen mit einem doppelten Vodka herunterspült. Nur für den Stress...
    An seine Bekannten schickt er nur jeweils eine kurze Meldung, dass er eine Zeit lang nicht zur Verfügung steht. Einzige Ausnahme bildet Jancis, der er verrät wo es hin geht und wie er dazu gekommen ist. Gut möglich, dass sie über den gebuchten Flug sowieso schon informiert ist, aber selbst bescheid sagen kommt einfach besser. Außerdem gehört sie zu den wenigen Leuten die er womöglich noch als "Freunde" bezeichnen würde - jedenfalls, wenn er nicht gleichzeitig so enorm abhängig von ihr wäre.


    Die Sicherheitskontrollen passiert Simon wie inzwischen erwartet völlig problemlos. Noch bevor er tatsächlich das Flugzeug betritt erreicht ihn die Meldung, dass das Geld für die Flüge eingetroffen ist. Er hatte sowieso wenig Zweifel gehabt und sie deshalb direkt gebucht, aber anscheinend lässt Laks Kontakt in dieser Hinsicht nichts anbrennen. Immerhin...
    Gerade rechtzeitig fällt ihm noch ein, Lak eine kurze Nachricht über sein Eintreffen und die Uhrzeit zu schicken..

  • -549-


    “Oh, guten morgen Croaker” begrüßt Lak den Schamanen freundlich, „wir haben Frühstück für dich. JayJay hat sogar echtes Europäisches Brot besorgen können.“ Dabei deutet sie auf einen der Holztische unter einem Deckenventilator wo bereits eine Tasse Kaffe und ein Teller warten. Das Weißbrot ist sogar relativ gut gebacken und nicht so gummiweich wie das Zeug was die Reisfresser in HK für Brot halten.
    Doch Croaker hat morgens selten großen Appetit, den Kaffee nimmt er aber gerne an.


    „Kuhn Croaker, es ist nicht meine Art so direkt zu fragen. Aber ein Freund von Pi Nüng braucht Hilfe. In Jakarta, vielleicht magische Hilfe. Verschwundene Leichen und so. Und ich ... wollte dich fragen ob du Zeit für einen neuen Run hast“Croaker zögert kurz: „Hm, ich wollte eigentlich nach Europa. Dank Smith’s großzügiger Bezahlung.“


    „Also Pi Nüng würde 10000 bieten. Falls die Opposition sehr stark ist kann sein chinesischer Freund vielleicht noch was beisteuern. Und Mike hat auch schon zugesagt. Und du bist der beste Magier den ich hier kenne“ Dabei versucht sie mit ihrem Mitleid erregendsten Blick Croakers Herz zu erweichen.
    Croaker zündet sich eine Zigarette an deren Rauch wie ein Faden zum Deckenventilator hinaufgezogen wird.


    „Vielleicht überlegst du es dir bis ich wiederkomme. Ich hole einen Freund aus alten Tagen beim Flughafen ab. Ich wäre dir wirklich sehr dankbar wenn du uns begleitest.“
    Ein paar Stunden später wartet Lak im Deng, einem von Pi Nüngs Fahrern/Kellnern/Aufpassern vor dem Chek Lap Kok International Airport.


    Dank Suborbitalflug braucht Simon nicht länger nach HK als eine Zugfahrt nach L.A. gedauert hätte. Die Kontrollen des größten Flughafens in Asien sind gut organisiert und das Bodenpersonal überraschend freundlich. Es kommt Simon fast so vor, dass die asiatischen Mitreisenden, besonders die mit dunklerer Haut genauer unter die Lupe genommen werden als er als weißer Amerikaner. Vermutlich will sich HK mehr vor illegalen Einwanderern schützen als vor Runnern.
    Tja Runner beleben halt das Geschäft der Konzerne denkt Simon zynisch während er noch überlegt wie er Lucky Lak in dem Gewimmel von Menschen finden soll. Gegen diese Menschenmassen wirkt Seattle wie ein Dorf in Kansas.


    Doch kurz nach der Gepäckausgabe erscheint eines dieser Cybermon Monster, die Lak beim Shopalot-Run benutzt hatte, als AR-Bild in der Luft und winkt ihm wortlos zu ihm zu folgen.


    Lucky Lak wartet am Nordausgang vor den Taxiständen auf ihn. Sie wirkt etwas reifer als vor 2 Jahren – keine Manga-T-Shirts und Minirock mehr, sondern ein durchaus elegantes Konzernkostüm. Die langen schwarzen Haare trägt sie offen und die blonden und roten Strähnen sind verschwunden. Damit passt sie perfekt in das Bild der asiatischen Geschäftsfrauen die in großer Zahl geistesabwesend durch interne Komlinkgespräche hier herum schwirren.


    Als sie Simon sieht strahlen ihre Augen jedoch immer noch so fröhlich als konnte der ganze Drek der letzten Jahre ihrem heitern Gemüt nichts anhaben.


    „Simon, wie schön dich zu sehen!" Die kleine Asiatin umarmt ihn erfreut (aber nur kurz da das öffentliche zeigen von Gefühlen in Asien nicht üblich ist) so dass er kurz den Koffer absetzen muss.


    „Wie war der Flug? Ich bringe dich gleich zu meiner schwimmenden Unterkunft, unser Fahrer wartet da hinten.“

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • Schon beim Anblick des virtuellen Kinder-Idols - oder was auch immer es genau ist, Simon kennt sich da nicht gut aus - muss er grinsen. Zumindest scheint Lak nicht ihren Sinn für Humor verloren zu haben...
    Leider ist dies auch schon der einzige positive Eindruck hier am Hongkonger Flughafen. Mit dem Verlassen des Fliegers ist Simon schlagartig wieder bewusst geworden, was er an dieser Stadt so wenig leiden konnte...
    Er fällt hier auf. Er hat schon an den Sicherheitskontrollen das Gefühl etwas zuvorkommender behandelt zu werden... Und er hasst dieses Gefühl.
    In Asien kann er sich noch so unscheinbar verhalten - in den meisten Menschenmengen fällt er unweigerlich auf... Vielleicht nicht wegen seinem Benehmen oder aus anderen bestimmten Gründen, aber auch so ist ihm die erhöhte Aufmerksamkeit zuwider...
    Laks Anblick wischt diese Gedanken erstmal beiseite. Sie ist eindeutig erwachsener geworden in den letzten zwei Jahren, aber ihrem Lächeln nach hat sich an ihrem frohen Gemüt nichts getan.
    "Hi! Freut mich auch dich zu sehen." Das klingt jedenfalls ehrlich. "Der Flug? Schnell, ansonsten unspektakulär..." Anescheinend trübt dies seine Stimmung allerdings nicht sonderlich, unspektakulär ist meistens genau nach Simons Geschmack.
    "Wir können gleich los, ich muss nur eben nochmal auf die Toilette"
    Dort angekommen entnimmt er dem Koffer seine Pistole und lädt sie wieder. Schnell legt er das unscheinbare Holster unter der Achsel an und steckt die Waffe weg. Eigentlich trägt er sie lieber direkt am Gürtel, wo sie schneller zu ziehen ist, aber hier möchte er nicht gleich in den Verdacht geraten bewaffnet zu sein. Jeweils ein Magazin steckt er in die beiden Seitentaschen seines Anzugs, dann spült er und verlässt die Kabine wieder.
    "Kann losgehen..."
    Innerlich stellt er sich schonmal auf die drückende Hitze ein, die unweigerlich vor den Flughafentüren auf sie wartet...