Wetwork und Moral

  • Ich frag mich sowieso was es mit dieser Unart auf sich hat dass es plötzlich "böse" ist Wetwork zu machen. Besonders sind es meistens die Runner die Wetwork aus "moralischen Gründen" ablehnen die dann hinterher bei einem Datenklau ohne mit der Wimper zu zucken ein halbes Dutzend Wachmänner umnietet.

    "Captain, we're sorry. We thought you were dead."
    "I was. I'm better now"
    - Babylon 5: The Summoning

  • Also bei der Idee mit dem Cop würde ich auch eher von abraten, selbst wenn sich die Spieler einmischen steht nicht immer fest, das dies glimpflich von dannen geht, und Copkiller leben nicht lange, was sich auf den Spielspaß doch empfindlich ausüben kann.


    Ich würde vorschlagen, erstmal ein bis zwei Abenteuer zum Einstieg zu spielen, damit sich die Gruppe 'finden' kann. Meistens hat man dann schon genug Aufhänger für eine längere Kampagne.
    Ganz nebenbei muss Düster nicht immer was mit der Unterwelt zu tun haben, auch Psychoruns können eine sehr düstere Stimmung erschaffen.


    Zum leidigen Thema Wetwork kann ich Delta nur zustimmen. Wobei ich eigentlich keine Probleme damit habe, wenn Runner das Aufgrund ihrer Möglichkeiten ablehnen (gute Wetworker bleiben meistens unentdeckt, was komischerweise nicht auf alle Shadowrunner zutrifft). In dem Fall muss man sich dann aber auch Fragen, warum nen J. ihm diesen Auftrag angeboten hat (ja ich weiß das es viele Gründe gibt warum nen J. bestimmte Personen anheuert).
    Auf der anderen Seite mach ich als SL Runnern das Leben zur Hölle, wenn sie zuviel Kolleteralschaden anrichten, die meisten Wachmänner oder das Personal hat ja schließlich auch Familie, und es gibt genügend NSCs, welche nur zugern jemanden eine Abreibung verpassen.


    bb Rookie

  • Wetwork ist nicht plötzich böse, sondern war für mich schon immer nicht normal. Irgendwie finde ich den Gedanken einem Menschen jetzt so einfach das Leben zu nehmen nicht normal. Und ich kann mir nicht vorstellen, das jeder Runner einfach kaltblütig irgendwelche Leute über den Haufen schießt. Und Wachleute kann man ja auch betäuben.

  • Ich kann ja nur aus meiner Erfahrung sprechen, aber ich habe oft genug das Problem dass sobald es um Wetwork geht alle sagen "Oh, sowas macht mein Char aber nicht" und in sicherlich 70-80% der Fälle hat genau der gleiche Char hinterher nicht die geringsten Probleme Leute umzubringen die einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Natürlich gibt es Runner mit ernsthaften moralischen Prinzipien aber die sind selten und stark in ihren Möglichkeiten eingeschränkt, die meisten Chars die kein Wetwork machen tun das nur weil ihre Spieler glauben sie würden dann einen "besseren" Char spielen, in Wirklichkeit sind es nahezu immer genau die gleichen soziopathischen Gelegenheitsmörder wie alle anderen auch.

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  • Auch meine Erfahrung zeigt mir, das die meisten Spieler keine Probleme damit haben, Personen die zur falschen Zeit am falschen Ort sind zu geeken, wenn man diese aber direkt auf Wetwork anspricht heißt das immer das sie das 'moralisch' nicht vertreten können.
    OK ich kenne auch nen paar Spieler die sowas nicht machen, aber die haben natürlich dann das Handicap Pazifist (was ich persönlich verabscheue, wenn ich nen Pazifisten spiele muss ich nicht auch noch Punkte dafür bekommen).
    Ich entscheide mich meistens bei der Charerschaffung (also je nach Hintergrund, Lebensweise oder Gewohnheit des Chars) ob und wieweit er Wetwork macht, und habe für mich persönlich verschiedene Abstufungen gefunden, wobei ich nur dann kein Wetwork machen würde, wenn mein Char strikt gegen das töten von Lebewesen wäre.


    bb Rookie

  • Dazu fällt mir auch die Szene aus Leon ein, in der das Mädchen das Heroin verbrennt dass der Dealer da hatte den sie gerade umgebracht haben "Keine Frauen, keine Kinder, was glaubst du wen das Zeug umbringen wird, Ochsen und Esel?", ein Runner der keine Bedenken hat einen Wachmann umzubringen der ihn zufällig überrascht und sich auch keinerlei Gedanken über die Konsequenzen seines Handelns macht (ein simpler Datenklau wird oft genug mehr Menschenleben fordern als ein gezieltes Attentat), aber sobald es um Wetwork geht plötzlich den moralischen Pazifisten markiert kommt mir doch reichlich merkwürdig vor.

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  • Klar solche Leute kenne ich auch. Ich finde es auch nicht gerade sehr konsequent. Deshalb benutze ich bei den meisten Runs auch nur Gel Munition. Selbst mein Profi Killer, der definitiv Wetwork macht, benutzt meistens nur Gel Munition. Es sei den es gibt Gründe dafür etwas anderes zu nehmen.

  • Auch wenns vielleicht zu spät ist: rassismus ist ein herrliches thema, weil es die spieler selbst emotional anspricht, ganz besonders, wenn sie auch noch viele metas in der runde haben. dazu eine kurzzusammenfassung einer storyline, die sich in meiner runde ergeben hat:


    dem team ist langweilig und man beschließt die nächste skinhead bar aufzumischen. monate später werden sie zu einem treffen gebeten, wo allerdings nur eine motorradgang aufkreuzt und sie erledigen will. der schieber kann ein bild des angeblichen mr. johnson besorgen, der ist allerdings nicht auffindbar. während des nächsten x - beliebigen runs taucht ein äußerst dilettantischer sniper auf und irgendwann meldet sich jemand, der den weiß, wer die gruppe jagd, dafür aber einen kleinen gefallen will. nach getaner arbeit erklärt der unbekannte, dass ein besonders metafreundlicher politiker seit einer schlechten erfahrung runner nicht mag und deswegen jagd auf sie macht. mein team tötet den politiker (die fragen da nicht lange rum oder suchen gar infos!) und arbeitet quasi ein zweites mal kostenlos für mr. obernazi.


    bei mir endete das ganze an dieser stelle, aber ich denke mal, das es interessant wäre, die runner weiter für die rechten arbeiten zu lassen bis sie irgendwann draufkommen. wenn die spieler selbst keine nazischweine sind und auch keine solchen spielen, werden sie sich den typen sicher vorknöpfen wollen, was dann schon eine eigene kampagne sein könnte.

  • "Delta" schrieb:

    Besonders sind es meistens die Runner die Wetwork aus "moralischen Gründen" ablehnen die dann hinterher bei einem Datenklau ohne mit der Wimper zu zucken ein halbes Dutzend Wachmänner umnietet.


    Schlicht und ergreifend: letzteres ist Selbstverteidigung, ersteres gezielter Mord. Vielleicht für einige eine dünne Grenzlinie, für andere jedoch ein meilenweiter Unterschied...

  • "Toa" schrieb:


    Schlicht und ergreifend: letzteres ist Selbstverteidigung, ersteres gezielter Mord. Vielleicht für einige eine dünne Grenzlinie, für andere jedoch ein meilenweiter Unterschied...


    Wenn jemand extra ExEx statt Gel und MP statt Taser einpackt und dann eine IPE-Granate statt einer Schock oder eines Betäubungsballes aus dem Hinterhalt auf eine Gruppe Wachmänner wirft war das bestenfalls "prophylaktische Notwehr"... und solches Verhalten legt nahezu jeder dieser ach so moralischen "Ieh, Wetwork! Das ist ja böhse!"-Runner an den Tag. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber wenn ich am Ende mit drei Spielern da sitze die alle sagen "Oh, Charakter der Wetwork macht? Sowas hab ich nicht." Und ich von allen dreien weiß dass sie durchaus Chars haben die nicht die geringsten Probleme haben Leute ohne ernsthafte Notwendigkeit umzubringen (in Situationen wo beispielsweise problemlos auch nichtletale Methoden ausgereicht hätten) muss ich mir einfach an den Kopf fassen.

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  • Hmm ich möchte jetzt hier mal anmerken, dass es doch Unterschiede gibt. Einer meiner Charakterre lehnt Wetwork hauptsächlich darum ab, da er nicht erst einem Job annimmt um dann später wieder abzuspringen. Töte XY und dann später herausfinden, dass der Kerl Mutter Theresas Reinkarnation ist und die Mafia sie nur tot sehen will weil sie ein Grundstück besitzt das sie wollen, ist nicht so sein Ding. Sollte bei mir ein Wachmann auf einem Run sterben rührt das entweder daher, dass ich schon APDS nehmen muss um durch seine Rüstung zu kommen ( und er mich beschießt) oder mein Zauber schlicht zu gut war... 15 Erfolge bei 16 W gegen 5... z.B.
    Was ich mal zu dem Thema Pazifismus sagen muss:
    Jemand der willentlich Gewalt anwendet und sei es nur um zu betäuben ist für mich kein Pazifist. Drei Punkte für ich töte nicht sondern verursache immer nur S Wunden ist imho a bisserl übertrieben und Punkteschinderei.

  • Oh, es sind nur zwei Punkte dafür, nicht (außer maximal in Notwehr) zu töten. ;)

    In a free society, diversity is not disorder. Debate is not strife. And dissent is not revolution.

    George W. Bush

    And while no one condones looting, on the other hand one can understand the pent-up feelings that may result from decades of repression and people who've had members of their family killed by that regime, for them to be taking their feelings out on that regime.

    Donald Rumsfeld

  • "Chephren" schrieb:

    Hmm ich möchte jetzt hier mal anmerken, dass es doch Unterschiede gibt. Einer meiner Charakterre lehnt Wetwork hauptsächlich darum ab, da er nicht erst einem Job annimmt um dann später wieder abzuspringen. Töte XY und dann später herausfinden, dass der Kerl Mutter Theresas Reinkarnation ist und die Mafia sie nur tot sehen will weil sie ein Grundstück besitzt das sie wollen, ist nicht so sein Ding.


    Wer Jobs mit einer so vagen Beschreibung wie "Sie sollen jemanden töten, nehmen sie an?" annimmt ist auch kein wirklicher Profi, zumindest eine ungefähre Beschreibung der Sachlage ohne irgendwelche verräterischen Details preiszugeben sollte doch vorher drin sein.

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  • Man sollte aber nicht vergessen, dass menschliche Verhaltensweisen mehr mit Wahrnehmung als Logik zu tun haben.
    Kleines Beispiel:
    Was bist du, wenn du Daten klaust? Ein Dieb.
    Was bist du, wenn du ein Attentat verübst? Ein Mörder.
    Und so wird man dann auch wahrgenommen. Es geht nicht immer darum, was ein Char tun könnte (so vom Gewissen her) sondern manchmal einfach auch nur darum wie andere nachher den Char wahrnehmen würden.
    Das Gleiche gilt auch für die Selbstwahrnehmung. Wieviele Menschen fahren viel zu schnell mit dem Auto und riskieren dadurch den Tod von ihnen unbekannten Menschen? Und wieviele davon würden sich jetzt selbst als extrem gewaltbereit betrachten?

  • Und wer von uns verkauft alles was er nicht wirklich zum Überleben braucht und spendet sein Geld für Medikamente oder ähnliches, um Menschen zu helfen die ohne dieses Geld sterben?


    (fragt meine Barbie)



    PS.: Ich leider nicht.
    Soweit kommt das noch, meine Bücher oder gar mein Motorrad zu verscheuern!
    Und trotzdem rede ich mir die meiste Zeit meines Lebens ein daß ich ein guter Mensch bin - alles nur eine Frage der Ansicht.

  • "Purgatory" schrieb:

    Man sollte aber nicht vergessen, dass menschliche Verhaltensweisen mehr mit Wahrnehmung als Logik zu tun haben.


    Und die meisten Leute übersehen gerne Dinge die sie nicht sehen möchten.


    "Purgatory" schrieb:

    Was bist du, wenn du Daten klaust? Ein Dieb.
    Was bist du, wenn du ein Attentat verübst? Ein Mörder.


    Und wenn man im Verlauf des Daten-Klaus jede Mengen Leute in präventiver Notwehr abschlachtet, dann sind das eben Kollateral-Schäden für den einen... für manche andere ist derjenige dann ein geistesgestörter Irrer.


    "Purgatory" schrieb:

    Wieviele Menschen fahren viel zu schnell mit dem Auto und riskieren dadurch den Tod von ihnen unbekannten Menschen?


    "Immer wenn ich auf 200 herunterbremse..."
    Eine Thematik, die primär vom Neid der Wahrnehmenden geprägt ist, weil ihnen selbst dazu die Möglichkeit fehlt, ist ein recht schlechter Vergleich - insbesondere im Kontext der Absicht, ganz zu schweigen von der Wahrscheinlichkeit.
    Juristisch ist das dann abgeteilt, aus guten Gründen... lediglich die Ermittlung wird dann problematisch in manchen Fällen.


    "Purgatory" schrieb:

    Und wieviele davon würden sich jetzt selbst als extrem gewaltbereit betrachten?


    Du meinst 'extrem körperlich risikobereit'.
    Und wir reden hier nicht von (grob) fahrlässigem Handeln, sondern davon, das machen Runner bewußt metzelnd durch den Auftrag ziehen (und dabei eine solche Sauerei hinterlassen, daß meist die Wände neu verputzt werden müssen), bei einem definitiven HitJob dann aber plötzlich den 'Moralischen' kriegen.


    Primär läßt es sich nur mit einem Punkt erklären: Verdrängung des moralischen 'Werts' der bisherigen Taten...

    In a free society, diversity is not disorder. Debate is not strife. And dissent is not revolution.

    George W. Bush

    And while no one condones looting, on the other hand one can understand the pent-up feelings that may result from decades of repression and people who've had members of their family killed by that regime, for them to be taking their feelings out on that regime.

    Donald Rumsfeld

  • @RvD
    Was Purgatory vieleicht mit seinem Post sagen wollte ist das jeder der ein Fahrzeug besteigt und innerorts mit hoher Geschwindigkeit unterwegs ist rein von der Theorie her in kauf nimmt das jemand dabei umkommen kann wenn er ihm über den Weg läuft und von seinem Wagen erfaßt wird.
    Auch Fahrzeuge können zu Waffen werden, absichtlich oder unabsichtlich. Was sich dann wieder , unter diesem Gesichtspunkt, als quasie gewaltbereitschaft auslegen läßt. Ähnlich bei einer Schlägerei wo man auch davon ausgehn kann das jemand zu Schaden kommt.


    VA

    Wenn du mich suchst
    komm in die Schatten
    und ich werde dich finden

  • Das Thema ist mir schon klar, danke.
    Abgesehen davon, was nun 'zu hoch' ist:


    Es ist ein eklatanter Unterschied, ob jemand mit seinem Verhalten Leute gefährdet, oder oder ihnen zielgerichtet schaden will.


    Wenn jemand IPE-HEs wie Bonbons auf der Kerve unters Volk wirft, dann ist das keine Gefährdung mehr, ebensowenig wie wenn er mit ExEx-Garben Forscher ummäht.


    In SR gibt(gab - ShadowTech) es drei juristische Klassen von Mord:
    Mord 1: Mord (Intention & Planung)
    Mord 2: Totschlag (Intention)
    Mord 3: fahrlässige Tötung (keine Intention)


    Während das Attentat schlicht bei 1 liegt, liegt das übliche Runnergemetzel bei 2, und der Raser mit Pech bei 3.


    Moralisch ist kein effektiver Unterschied zwischen 1 und 2 - lediglich juristisch: 1 bedeutet 30 Jahre ohne Haftaussetzung - potentiell die Todesstrafe (nicht in Seattle), 2 10 Jahre und 3 2-5.


    Ja, damals in SR1 war die Sache mit Legalität noch richtig schön ausgearbeitet.

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  • Delta


    Ja schon. Das problem ist nur, dass bei meinem Beispiel der Auftrag so lauten könnte.


    Töten Sie eine Frau, die uns noch Geld schuldet und uns keine Gegenleistung geben will. Die Sicherheit ist mittelmäßig einzustufen, keine Magie. Lassen Sie es wenn möglich wie ein Unfall aussehen.


    Denn kein J. wird dir den Namen eines Opfers vorher nennen, da du ja evtl mit ihm befreundet bist und es dann warnst. Schon ein bisschen exaktere Infos können den Kreis zu eng machen.


    z.B. Mitglied eines kirchlichen Ordens der röm. kath. Kirche, tätig in Seattle, Führerfigur. Dann bleiben noch ca 5-10 Leute übrig...