Hallo!
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aber wenn es für jeden nur ein Verlustgeschäft wäre, dann würden sie es doch nicht machen.
Nein, würden sie nicht.
Aber die Konzernkriege sind ja auch nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen einer Firma hervorgegangen, sondern aus (enorm geschmacksabhängigem) Coolness-Wunsch von Rollenspielautoren.
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b) Ausbildung und Training der konzerneigenen Sicherheitstruppen
Und genau das bezweifele ich.
Konzerntruppen haben zwei Einsatzzwecke: Verteidigung der Aktivposten und offensive, aber natürlich verdeckte und kleinmaßstäbliche Aktionen gegen Konkurrenten. Mit der Ausnahme von Atztech brauchen sie aber einfach keine Landarmeen. Außerdem sind die Gegner in den Konzernkriegen genau die, gegen die die Truppen eigentlich zum Einsatz kommen sollten; man würde in diesem Szenario also einen Teufel tun, die tatsächlichen Taktiken und Techniken einzusetzen.
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Das mag desöfteren passieren, aber das hängt doch wohl eher von der Organisation selbst ab. Wäre diese Aussage von Dir bindend, dann gäbe es gar keine Zusammenschlüsse grösserer Konzerne oder Unternehmen.
Aber wie gesagt: Wenn starre Verantwortlichkeiten und Hierarchien vorherrschen, dann kann es durchaus vorkommen, dass die Bürokratie zum Selbstzweck wird, oder dass betriebliche Abläufe an Effizienz einbüßen.
Workflow heisst hier jedoch das Stichwort der letzten Jahre, und die Tendenz geht immer mehr zur Optimierung von Geschäftsprozessen und zur Steigerung der Effizienz durch selektives Outsourcing oder durch den gezielten Einsatz von IT.
Puh. Eine Menge Aussage in wenigen Sätzen ...
-Nein, diese Aussage ist natürlich nicht bindend, weil es in der Theorie eine Menge Möglichkeiten gibt, diesem Efekt entgegenzusteuern: Synergieforschungen, Hypercompetition, Profitcenterkonstruktionen, unterschiedlich enge Steuerung durch die Konzernzentrale, abhängig von der strategischen Positionierung der einzelnen Geschäftsfelder, "parental advantages" ...
IT ist für all das Voraussetzung, insbesondere als Managament.Informationssysteme; Workflows haben dagegen weniger Einfluß, weil sie auf der operativen und nicht auf der strategischen Ebene stattfinden.
Nur: Synergien finden überwiegend nicht statt (AOL TW ist ein erstklassiges und bereits in die Fachliteratur eingegangenes Beispiel, Daimler-Chrysler ein anderes, Viendi ein drittes ...), so schön die Theorie auch ist. Gerade der von Dir erwähnte Trend zum Oursourcing ist eine Folge davon, daß sich Konzerne zunehmend auf die "Kernkompetenzen" zurückziehen und genau das Gegenteil von starkem Wachstum.
Wie immer gibt es eine Menge Managementtheorien, die beide Seiten unterstützen, und wie immer wird sich die Outsourcing-Mode wieder zur Integrationsmode drehen und dann wieder zurück.
Wie man die Größe eines Unternehmens bewertet, ist ja alleine schon eine Diskussion für sich. Wenn man aber einmal die Anzahl der Mitarbeiter nimmt, hat sich bei den wirklich großen Konzernen in den letzten zwanzig Jahren die Größe eher zurückentwickelt. Bei den Standorten sieht es ähnlich aus, be der Marktkapitalisierung dagegen nicht.
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Kommt auf den Standpunkt an. Für die übernehmenden Betriebe ist eine Fusion oder Übernahme meistens von Vorteil. Die Leidtragenden sind i. d. R. die übernommenen Firmen, denn die sehen sich nun plötzlich einer neuen Geschäftsleitung ausgesetzt, die natürlich zuerst die Interessen des eigentlichen Konzernes hegt. Entlassungen, Umverteilung des Personals auf andere Standorte und die Schliessung von diversen Standorten sind oft die Folge. Heisst aber nicht, dass es dem übernehmenden Konzern deswegen automatisch schlecht geht.
By the way, woher hast Du eigentlich die Zahl?
PriceWaterhouseCoopers, aber das ist nur eine Quelle. Die 80% sind Standard-Lehrmeinung bei allem, was mit Synergien, Integrationen nach M&A und Change-Management zu tun hat.
Und tatsächlich ist, wenn man statt der Theorie die tatsächlichen Werte betrachtet, eine Übernahme sogar häufiger ein Nachteil. Wenn man es so macht wie Vodafone, aus einem übernommenen Konzern ganz konsequent nur die strategischen Geschäftsfelder übernimmt und den Rest abstößt, hat man "nur" noch das Integrationsproblem, und das ist gerade bei Vodafone bis heute nicht gelöst, noch viel weniger bei den anderen genannten Beispielen. Gegenbeispiele aus den letzten zehn Jahren wiederum kenne ich keines.
Insgesamt gelten Konglomerate als schwach. Ganze Investmentbanken (die berüchtigten "Corporate Raiders") leben nur davon, daß bei Konglomeraten die Summer der Einzelteile mehr wert ist als das gesamet Unternehmen; aufkaufen, zerschlagen und Verkaufen erzeugt einen nennenswerten Gewinn. Und das ist beileibe kein neues Phänomen, sondern seit den 50ern bekannt, weswegen Börsenmenschen heute ganz selbstverständlich bei Unternehmensbewertungen mit "Konzernabschlägen" rechnen.
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Und der Trend geht immer mehr hin zu einer Oligopol-Landschaft, in der einige wenige Großkonzerne miteinander den Markt kontrollieren und teils sogar manipulieren. (Siehe Mineralölkonzerne in Deutschland, vergl. "Frühstückskartell")
Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Allerdings sind Oligopolteilnehmer in der regel sehr fokussierte Konzerne und eben keine Konglomerate. Gerade im Bereich der fosslilen Energie haben wir dieses Oligopol bereits ... Allerdings sind all dessen Teilnehmer, sei es nun Exxon, Gazprom oder wer auch immer, auf dem Höhepunkt ihrer Existenz immer noch kleiner als GE oder WalMart. Auch auf diese Weise bekommt man also keinen Multimillionenpersonenunternehmen. An die Fusion von GE, Exxon, WalMart und Sony aber glaube ich aus oben genannen Gründen nicht, abgesehen davon, daß die auch kein mehrfaches von Millionen von Angestellten hätten.
Gruß
Quichote