Hacker, Ermittler, etc - wie in den Spielfluss integrieren?

Prinzipiell muss man als Spieler Wartezeit auch mal ertragen können. Natürlich sollte das nicht zu häuig sein, aber das gehört halt dazu.
Wir mildern das so ab, dass wir halt einfach nach ner gewissen zeit unterbrechen und zu den anderen zurückkehren.
Es gibt ja immer was zu tun, auch wenn man nur ausspielt, wie sich die anderen im Team-Van langweilen.

Das kann man dann natürlich mit kleinen Nebenplots oder sowas aufpeppen, z.B. eine Connection ruft an und fragt um Rat,
(meinetwegen auch in irgendeiner alltäglichen Sache, Liebeskummer oder sowas, oder was ausgefallenes:
"Stell dir mal vor, rein theoretisch, als Gedankenexperiment, du säßest in einer Umkleidekabine in der Größten Mall Seattles fest
und müsstest innerhalb der nächsten 10 Minuten eine Orkleiche loswerden, was würdest du tun?")
Oder ein Bulle/Drohne kommt vorbei und will die Lizenzen und IDs sehn, so Zeugs halt.

Auch muss man diese Sachen nicht automatisch alleine machen, wenn nem Typen fragen gestellt werden,
kann der Ermittler sicher gelegentlich einen großen Troll brauchen, der den Informanten 10cm über dem Boden hängen lässt.
Oder bei der Infiltration eines Gebäudes, da können die anderen über WiFi Verbindung zuschauen und Hinweise oder Kommentare geben.
Selbst wenn man eigentlich nicht mit seinen Teammitglieder kommunizieren kann lassen wir die Absprache in der Runde meistens zu, damit alle etwas zu tun haben.

Im Kampf sind die Spezialisten ja auch meist eher unwichtig, wenn auch nicht unbeteiligt. Sie schießen halt mit ihrem einen ID und ihrer 4K Pistole und tragen nicht viel bei,
aber sie sind mit Nebenaufgaben beschäftigt, während die Knarrenfetischisten halt gerade ihre 15 Minuten Ruhm abbekommen.

Die Schlüsselworte sind hier "interessant und spannend erzählen", das ist etwas das man als Spielleiter meist erst einmal lernen muss. Aber wenn man es drauf hat kann man auch Spieler die gerade nicht im aktiven Zentrum des Geschehens stehen in seinen Bann ziehen und begeistern.

Ein anderer Weg ist es auch die Aufgaben zu verteilen, d.h. dem Spieler auch mal das Zepter reichen und ihm sagen wie er vorgeht und wie er den anderen Charakteren die Situation schildert oder sie eventuell in seinen Plan mit einbaut. So kann jeder Spezialist auch mal Hilfe von den anderen gebrauchen. Sei es als Ablenkung oder Aufpasser bis hin zur ausführenden Hand. Damit wird nicht nur der Gruppenzusammenhalt innerhalb des Spiels gestärkt, es ist eben auch spannender für alle Spieler am Tisch.
Was sich übrigens auch spannend gestalten lässt ist ein nebenbei geführter Briefwechsel. D.h. du schreibst z.B. dem Ermittler was er sieht auf ein Blattpapier das du nur ihn lesen lässt, dieser schreibt dann seine Reaktion auf und gibt dir den Zettel zurück, es sei denn er will es gleich seinen Teamkameraden erzählen. Das erhöht halt die Einzelentscheidung der Spieler extrem und gestaltet meist das Spiel sehr viel interessanter. Ähnlich funktionieren halt vorgefertigte Handouts. Sicher im aktiven Spielfluss sind sie eher lässtig (wie ich soll die DIN A4 Seite jetzt lesen?) aber wenn der Fokus dann auf die anderen Charaktere geht, während der Ermittler oder Hacker seine Informationen aus dem Handout erarbeitet, kann man alle gut beschäftigen und sogar den Fokus auf die einzelnen Spezialisten setzen.
Und zu guter Letzt kann man solche Soloszenen auch gut für eine Pause nutzen, z.B. eine rauchen gehen oder Pizza bestellen oder kochen... während der SL dann mit einem der Charaktere weiter zockt.

Die schnelle Methode ist übrigens den Spielern einfach eine Aufgabe zu geben, z.B. ein Rätsel oder eine Situation die durchdacht werden muss. Dann denken nämlich alle Spieler außerhalb des Spielflusses über die Lösung des auf sie zu kommenden Problems nach und es läuft alles parallel also auch noch Zeit sparend ab.

MfG
UV

Meine Gruppe ist da glücklicherweise inzwischen selbstständig genug. Wenn mal jemand mit einer längeren Einzelaktion dran ist, frag ich vorher die Aktionen der anderen Charaktere ab.
So hab ich im Hinterkopf, was die anderen grade machen, kümmere mich um die Einzelaktion und unterbreche, wie schon geschrieben, das ganze passend, um den Status der anderen zu aktualisieren und ihnen wieder etwas Aufmerksamkeit zu geben.
Schön ist allerdings, dass ich Spieler dabei habe, die eben selbstständig das ganze durch Smalltalk zwischen den Charakteren in die Länge ziehen.

Anderseits musste ich meine Leute auch anstoßen und ihnen auf den Weg geben, dass sie andere Charaktere auch mal mitschleifen dürfen, wenn es paßt.
Wie für den Ermittler beschrieben, kann sowohl er als auch ein Face durchaus mal Charaktere mitschleppen.
Macht sich doch z.B. gut, wenn man den Rigger als Chauffeur mitnimmt, um Eindruck zu schinden. Oder der Magier/Schamane hilft bei einer Ermittlung... "Lüg mich nicht an, mein Kollege hier ist Magier, der kann sehen, wenn du lügst". Kennt sich ja nicht jeder in der Spielwelt mit Magie aus.

... ja oder der verdrahtete Straßensamurai als Bodyguard des Faces wenn er zum Gefallen eintreiben geht.
"Mein Freund hier ist heute nicht gut drauf, du solltest uns lieber die nötigen Dinge sagen, bevor er die Geduld verliert."

Die mesiten gruppen schliessen ein Face in ihr Herz, wenn beim Johnson mehr Kohle rausgeklingelt wird, einfach so.

:wink:

Da ist mal ein wahrer Punkt angesprochen. Früher in WOD nannte ich sowas Verdunklungs- Solos. Ich versuche das auch meist mit Szenesprüngen zu lösen. Ich switche dann immer zwischen den Welten (Astral/Matrix/"Normal"). Manchmal klappts besser manchmal schlechter. Das kann man nicht so wirklich planen, aber ich nehme mir einen viertelstundentakt vor.

Ich spiele auch noch nicht so lange mit allen drei Welten. Ich habe mit der "normalen" angefangen, dann kam die Magie und als letztes die Matrix. Da bin ich heute noch am unsichersten. Alle drei Ebenen zusammen sind für mich noch eine Herausforderung.

"Cuttohulu" schrieb:

eine Connection ruft an und fragt um Rat[...]:
"Stell dir mal vor, rein theoretisch, als Gedankenexperiment, du säßest in einer Umkleidekabine in der Größten Mall Seattles fest
und müsstest innerhalb der nächsten 10 Minuten eine Orkleiche loswerden, was würdest du tun?"

Ich glaube, so in der Art werde ich mein nächstes Abenteuer beginnen.

Tschoo, tschoo...

Nicht wenn es - *shring* "Ja bitte" - "willste dir 10k verdienen?" - "Klar" - "Ich habe ein Problem mit einem Ork und einer Toilette" - "Lass mich raten, du bekommst ihn nicht runtergespült?" - "So was in der Art, kannst du uns beide hier abholen?" ... - abläuft. Die 10min wären dann natürlich übel, aber mach 10min bis die Toilette, wegen überlangem Verschluss, das Sicherheitspersonal ruft (Hacken) und 2h bis zu einem wichtigen Treffen draus und du hast nen Zeitdruck-Run.

Cajun
Was zum Teufel ist daran jetzt bitte Railroading?!?

Es wäre Railroading, wenn der SC am Anfang des Spielabends plötzlich auf einer Toilette mit einer Orkleiche wäre, oder wärend eines Runs unausweichlich in diese Situation gerät.

Äh, ich ging jetzt irgendwie davon aus, dass im Beispiel ein Anruf durch ne Connection des SCs gemeint gewesen wäre.

"Cuttohulu" schrieb:

eine Connection ruft an und fragt um Rat

Aber sicher habe ich diese Worte irgendwie fehlinterpretiert. :wink:

Ich glaube er wollte nur ein bischen rum-trollen.

UPS... den habe ich übersehen... ich nehme alles zurück!

Aber btt warum sollte ein NSC mit ner Leiche aufm Klo nen Ermittler anrufen?

SC:Der ist tot.
NSC: Deshalb habe ich angerufen, danke für deine Hilfe!
SC: Mein Ironiedetektor klingelt..Sehr verdächtig.
NSC: Wie nützlich...
Bepbiepbiep.

Der NSC könnte auch stattdessen ganz grob folgendes sagen:
1. Er ist tot, aber ich war es nicht.
2. Wer war es? Ermittlung
3. Wieso? Ermittlung
4. (wichtig! Und der SC ist ja immer noch ein Runner.) Kannst du (und ggf deine Kollegen) mir bitte bitte helfen, aus dieser beschissenen Situation herauszukommen? Für Geld (viel davon)und SIBs! Hacking, Einbruch, Extraktion, etc (je nach Vorgehen der Chars, wenn sie den Auftrag annehmen sollten)
...

Für mich klingt das jetzt schon nach ner brauchbaren Ausgangssituation.

Am einfachsten bringst du deine Spieler zusammen, indem du sie zwischen den verschiedenen Ebenen wechseln lässt, so wie Pyre das bereits vorgeschlagen hat:

Zitat

Ich switche dann immer zwischen den Welten (Astral/Matrix/"Normal"). Manchmal klappts besser manchmal schlechter. Das kann man nicht so wirklich planen, aber ich nehme mir einen viertelstundentakt vor.

Ob man tatsächlich innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens wechselt oder eher nach Bauchgefühl vorgehst hängt vor allem von den Spielern in deiner Runde ab. Ich z.B. bin offen gestanden ein kleiner Zappelphilipp(als Spieler), deshalb serviert mir der Meister meine "Solo-Parts" in kleinen, mundgerechten Häppchen, die kürzer sind als die Solo-Parts unseres Einbrechers aber dafür bin ich häufiger dran und habe weniger Gelegenheit, unruhig mit den Füßen zu wackeln
Bei der Spielertypenanalyse musst du dich da allerdings auf deine Intuition verlassen, Ferndiagnose über Foren versagen meist bei solchen Fragestellungen.

Die Kommunikationstechnologie der 6.Welt ist im Übrigen der beste Freund des Meisters, wenn es darum geht, die Spieler zur Zusammenarbeit zu animieren.

Mal ein Beispiel aus der Praxis: Wenn dein Sam ankündigt, dass er die Tür eintritt um den Orkganger dahinter kalt zu machen dann lasse ihn eine Überwachungskamera bemerken, die gerade in seine Richtung schwenkt...Flugs kommt der Hacker/Rigger des Teams ins Spiel und sagt: "Chummer, steck` die Knarre weg, ich deaktiviere die Kamera für dich, aber bis ich dir mein O.K. gebe hälst du brav die Füße still, wenn du keine Lust hast von der Security erwischt zu werden."

Am schwierigsten(zumindest meiner Erfahrung nach) ist jedoch die Integration des Infiltrationsspezialisten, denn wo der hinschleicht kann der Rest kaum hinterherkommen: Abhilfe schaffen hier Rigger mit Mikro- und Mini-Drohnen, die dem Infiltrationsspezi über die Schulter linsen und mit deren Hilfe der Hacker dann die Baupläne übertragen kann, ohne die der Infiltrator sein Ziel nicht finden würde, da die ursprünglich geplante Route von einem Feuer blockiert wird und jetzt kurzfristig umgestellt werden muss...Oder man bastelt alternative Routen für die Charaktere, die weniger heimlich sind. Ein Klassiker sind die abgeschirmten Fahrstühle, die nur vom Inneren des Gebäudes freigegeben werden können von einem Sicherheitsterminal aus...so hat der Infiltrator seinen Spaß, ohne dass der Rest der Gruppe draußen bleiben müsste. Achte nur darauf, dass deine Spielwelt dabei konsistent bleibt.

Und wenn dein Sam mault, dass er zu wenig zu tun hat dann gib ihm ein Terrain, dass es ihm gestattet, taktisch vorzugehen. Wenn der Sam mehr macht als seine Knarre zu zücken und fast alles tot zu ballern was ihm vor die Flinte läuft ist er deutlich besser drin im Spiel. Lasse ihn den kürzesten Weg zum feindlichen Magier austüfteln oder lass ihn auf das Dach einer alten Fabrikhalle klettern etc.

Auf die Gefahr hin, dass mich einige Leute für diesen Vorschlag steinigen werden: Benutze eine Battlemat oder kariertes Papier!!! Zeichne darauf ein, was deine Spieler sehen können und lasse sie spüren, dass sie mit ihrer Umwelt interagieren können. Lass den Hacker ein Tactnet aufziehen, den Magier nach Auren fahnden und lass es zu, dass der Infiltrator seine Unauffälligkeiit benutzt, um dem Feind mit kluger taktischer Bewegung in den Rücken zu fallen. SR-Gefechte leben imho davon, dass die Spieler taktisch vorgehen und eine Battlemat o.ä. macht die Sache für die Spieler um ein Vielfaches anschaulicher und erhöht den Spielfluss, weil die Spieler weniger nachfragen müssen bezüglich der nächsten Biegung o.ä. So werden in meinen Runden möglichst alle Spieler ins Kampf-Geschehen integriert.

Sehr hilfreich ist es im Übrigen auch, wenn du den Spielern klar machst, dass sie genau wie ihre Charaktere unter Zeitdruck stehen und deshalb effizient und koordiniert vorgehen müssen. Die meisten Spieler reagieren zuerst etwas überfordert(zumindest Anfänger) aber sie gewöhnen sich sehr schnell daran, dass das Leben in den Schatten hektisch, gefährlich und schnell ist. Sie beginnen zu fokussieren, die Aufmerksamkeit der Spieler bleibt(im Idealfall) den ganzen Abend hoch, da sich die Spieler nie sicher sein können, ob ihr Charakter nicht gleich seinen großen Auftritt hat und alle profitieren. Nix ist frustiger für den Meister als eine Spielergruppe die ihre M;ission nicht gebacken kriegt obwohl man ihr die Lösungsansätze auf dem Silbertablett serviert...

hoffe, die Anregungen helfen dir bei deinem Problem