[IP] The chronicle of the seventh seal

  • -21-


    "John du wirst doch einer Lady nicht unter den Rock schauen? " fragte Gabriela urplötzlich, als John vermutlich verwundert durch die Anomalie in ihrer Aura ein wenig zu intensiv geschaut hatte. Da sie selbst magisch aktiv war, kannte sie sehr wahrscheinlich den leicht abwesenden Gesichtsausdruck der für den Blick mittels Astralsicht nicht untypisch war.


    John blinzelte ein wenig verwirrt, wechselte dabei wieder auf normale Wahrnehmung zurück und schaute sein Gegenüber an.


    "Nicht so direkt. Was ich noch nicht erwähnt hatte: Ich bin in der Untergruppe magische Sicherheit. Da nimmt man irgendwann ein paar Gewohnheiten an, zumal die Wahrscheinlichkeit, jemand anderem magisch aktiven in der Freizeit zu begegnen meist recht gering ist. Von daher kommt man meist damit auch unbemerkt durch."


    er versuchte ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, aber diese Art Magie lag ihm nicht so wirklich. Außerdem beschäftigte ihn ziemlich heftig, was er gerade entdeckt hatte. Diese Anomali war wirklich ungewöhnlich. Am liebsten wäre er direkt aufgestanden und wäre der Sache auf den Grund gegangen, aber dies wäre dann wohl ausgesprochen unhöflich gewesen.


    So beließ er es erst einmal bei einer kurzen Frage, die recht unverfänglich sein sollte:
    "Liege ich richtig damit, dass du eine Schamanin bist? Solch eine Aura habe ich bisher nur selten gesehen."


    Taus Meinung wäre John auch sehr recht gewesen, aber er wollte den Geist ungern hier im Restaurant rufen. Er hatte sich im Vorfeld nicht genau mit den Sicherheitsvorrichtungen befasst, aber da das Ganze eine Art Vorzeigeprojekt von Ares war, dürfte zumindest ein gewisses Maß an astraler Sicherheit vorhanden sein, die auf Geister vor Ort wahrscheinlich recht empfindlich reagierten. Wenn ihn jemand wegen seiner kurzen Aktivität im Astralraum ansprach konnte er immer noch seinen Ausweis zücken und die Sache war gegessen. Aber potentiellen Schaden für Tau zu riskieren lag ihm fern.

  • -22-


    Gabriela tippelte mit den Fingern auf dem Tisch, sie schaut dabei lächelnd zu John rüber. Insgeheim freute sich die Latina auf das Essen, in ihren Mund lief schon das Wasser zusammen, zudem machte sich ein leichter Hunger in ihrer Magengegend breit.


    "Du liegst richtig. Ich bin eine Schamanin und das eine seltene Aura hab hat mir wohl niemand bisher gesagt." sie grinste und zwinkerte John zu. Die Latina war erfreut über dieses nette Kompliment, mit ihrer Aura. Die meisten Männer machten ihr Kompliment zu ihren Körperlichen Vorzügen oder ihren Exotischen Aussehen, aber keiner hat bisher ihre Aura bewundert. "...auch mal was neues..." dachte die Latina.


    "Magische Sicherheit bei Ares ? Hört sich spannend an. Ich könnte mir aber auch vorstellen dass Ares City nicht grade die Bombe an Magischen Vorfällen ist. Ich bin schon seit vier Jahren hier und muss sagen dass bisher alles sehr ruhig Verlaufen ist. Welche Richtung ist deine Magische Begabung ? Und wie lange lebst du schon hier in Ares City ?"


    sie musterte mit eine ruhigen Freundlichkeit John und nahm einen Schluck aus dem Wasserglass das in der zwischenzeit gebracht wurde, es wäre kein Thema gewesen auch ihn im Astralraum zu Askennen und versuchen mehr über ihn in Erfahrung zu bringen. Aber John schien ihr ehrlich zu sein und sympathisch genug um es bei einer einfachen Konversation zu klären. Zudem wollte die Latina nicht deplaziert wirken falls John doch mitbekam, dass sie im Astrallraum ihn anblickte.

  • -23-


    Nochmal Danke, sach mal hast heute abend was vor? Der Chummer von mir wollte heute abend so ne Unterwasser Bar im Ares Center ein bisschen aufm... äh anschauen. Ich glaube da ist heut abend auch dieser Halbchinesisiche Musiker. Wär cool wenn du kommen kannst."


    Frank sitzt immer noch auf der verschlissenen Matratze in der leerstehenden Reihenhaus-Ruine. Gerade hat er seinen schnell zusammen geflickten Timer auf drei Uhr nachts eingestellt und sich aus Neugierde noch eine Kopie des gesamten Codes auf dem fremden RFID-Tag gezogen. Zur Sicherheit allerdings in einen isolierten Speicherbereich von dem aus Zugriffe auf sein normales System nicht autorisiert sind.
    Die neue Frage von Joe überrascht ihn allerdings. "Unterwasser-Bar im Ares-Center? Ähh..." - davon gehört hat er jedenfalls noch nichts. Einen Augenblick später hat er eine ganze Reihe Animationen der Räumlichkeiten vor sich. [color=brown0]"Mhh... Sieht ja ganz nett aus..."[/color] Genau genommen ist das überhaupt nicht seine Welt. Von solchen Läden hat er keine Ahnung.
    Eigentlich arbeitet er ja gerade daran sein Leben etwas zu ändern - aber Joe scheint ihm auch nicht unbedingt der richtige zu sein, um ihn in die höheren gesellschaftlichen Kreise einzuführen. Eher im Gegenteil...
    Allerdings hat er den Abend nichts vor und langweilt sich eh zu tode. "Naja, wieso nicht. Klar, bin dabei - sag deinem Kumpel schonmal, dass er mir zwei Bier schuldet."


    Nachdenklich hat Frank das Einhandtaschenmesser aus seiner Jacke hervorgezogen und schnappt es mit dem Daumen auf und zu. Das sollte er dann wohl besser zu hause oder im Auto lassen. Vor allem die matt-schwarze Klinge könnte einen schlechten Eindruck bei der Sicherheit hinterlassen. "Sag mal, müssen wir uns da irgendwo anmelden oder spazieren wir einfach so hin?"

  • -24-


    Gabriela nahm seinen Askennversuch ziemlich locker. Oder zumindest tat sie dies vordergründig. Viele Leute fühlten sich bei so etwas meist unwohl. Nicht dass John das nicht nicht nachvollziehen konnte - dazu lieferte eine Aura dem fähigen Betrachter einfach eine zu große Fülle teil sehr persönlicher Informationen - aber bei ihm war das halt so eine Art Gewohnheit geworden. Die realtive Lockerheit der Latina löste auch seine Verkrampfung ein wenig, so dass er sogar bereit war, ein wenig aus dem "Nähkästchen" zu plaudern.


    "Hhhm, mal kurz überlegen. Das müssen inzwischen auch schon über drei Jahre sein, dass ich hier bin." Der Gnom legte nachdenlich die Hand an das Kinn und grübelte kurz. Durch die viele Arbeit verging die Zeit wie im Flug und die Nacheinsätze machten es mitunter nicht besser.


    "Das mit der Magischen Sicherheit hört sich über weite Strecken wirklich spannender an als es tatsächlich ist. Viel Papierkram und ne Menge Routinedienst. Die Oberbosse lassen sich die Sicherheit ganz schön was kosten. Mehr als in anderen Städten gibt es hier magische Sicherheitsmaßnahmen. Hüter, Kontrollschleusen und all so Zeugs. Wobei vieles eher Prävention und Abschreckung ist. Aber so lange es wirkt, soll es mir recht sein."


    Was Einsätze anging, war die Sache etwas heikel bezüglich des darüber sprechens, aber so lange er keine Details nannte, sollte das schon klargehen.


    "Und ob du es glaubst oder nicht: Gar nicht mal sooo selten gibt es irgendwelche Störungen. Oft sind es natürlich Streiche irgendwelcher Halbstarker oder Mutproben. Aber ab und an gibt es auch hier sogenannte Shadowrunner, die irgendwas zu tun haben. Extraktionen, Sabotageversiche, Wirtschaftsspionage. Alles schon gehabt. Und wenn die Jungs doch bei der Sicherheit auffalen, werden wir gern als Verstärkung gerufen. Wenn die Opposition selber irgendwelche magischen Ressourcen auffährt dann sowieso. Wie einfach Magie Mundane außer Gefecht setzen kann, solltest du ja wissen."


    Und dann war da noch die Frage nach seiner Tradition ...


    "Da du auch noch fragtest: Ich bin Chaosmagier. Nein, nicht die Bösen aus irgendwelchen Trids. Wir sind den Hermetikern zwar verwandt, aber nicht so ... engstirnig. Ich habe in der Ausbildung eigentlich alles durchgekaut. Hermetik, schamanistische Symbole, nordische Runen, hinduistische Ansätze. Na ja, was es halt alles so gibt. So lange es wirkt, warum es dann nicht benutzen?

  • [Hier kommt eine kleine Rückblende aus Janowskis Leben. Viel Spass beim lesen und ein Frohes Fest!]



    Weihnachten in Bug City

    Chicago, 24.12.2055


    Irgend so ein alter Geschichtsprofessor aus dem Sactum, einer von Two Spirits bekloppten Gefolgsleuten, hatte mir mal vom Weihnachtsfrieden erzählt.
    Das war im ersten Weltkrieg in Europa. Damals hat Russland gegen Frankreich gekämpft. Oder wars Frankreich gegen die ADL? Na scheiß drauf, ist ja egal.
    Also die Franzosen und die ADLer lagen sich in den Schützengräben gegenüber. Jede Seite sollte die andere geeken was aber nicht ging weil beide die fetten MGs hatten. Jeder der den Schützengraben verließ wurde gleich in Stücke geschossen.
    Doch dann am 24 Dezember 1814 oder so, an Weihnachten halt, haben die Soldaten einfach die Waffen weggelegt und sind zu den Feinden rüberspaziert um zusammen Weihnachten zu feiern! Mit Weihnachstbäumen, Geschenken und so. Das muss man sich mal reinziehen! Die haben einfach zu Hitler und Napoleon gesagt: „Ihr könnt uns mal! Heute ist das Fest der Liebe und so. Euren Krieg den könnt ihr euch sonst wohin stecken!“


    Nun bei unserem ersten Weihnachten in der Chicago-Quarantäne-Zone würde so was wohl nicht passieren. Die Bugs würden wohl kaum mit uns zusammen Weihnachten feiern.


    Also blieb ich alleine bei Mark im Heizungskeller unter dem Stuffer Shak und ließ mich vollaufen. Nen Weihnachtsbaum hatten wir nicht aber wenigstens Kerzen. Dafür auch keinen Strom.


    So richtig wollte keine Feststimmung aufkommen, da Mark nur im Delirium vor sich hinstöhnte und sich auf seiner Matratze vor Schmerzen wand.
    Amer Kerl. Ich hätte ihn gleich erschießen sollen als wir ihn lebend im oberen Stockwerk des Chicago Hilton fanden.
    Die UCAS-Army hatte mit zielgelenkten Raketen das ganze Gebäude an der 720sten South Michigan Avenue in die Luft gesprengt.
    Wespengeister hatten dort ihr Nest gegründet und nachdem das ausgebrannt war bin ich mit Ken sofort raufgeklettert um den Landen zu plündern bevor die anderen Aasgeier auftauchten.


    Wir hatten Glück: die Bar auf der Westseite war noch intakt und wir konnten unsere alkoholischen Vorräte für den Winter aufstocken.
    In dem Leeren Swimmingpool nebenan fanden wir dann Mark.


    Der Norm war von den Bugs übel zugerichtet. Seine Arme waren von irgend einem Schleim bedeckt und an seinem Bauchnabel baumelte so ne Art Nabelschnur! Kein Drek! Zudem hatte dann das Feuer aus den oberen Etagen noch die Hälfte seines Gesichts und sein rechtes Auge gut durchgebraten.


    Ich wollte ihm ja gleich mit meiner Browning Max-Power ne Kugel in den Kopf jagen. Aber Ken, der gutmütige Trottel hatte Mitleid und so schleiften wir den nicht ansprechbaren Norm der gerade nur seinen Namen sagen konnte, mit runter in unser Versteck.


    Und so verbrauchte ich den Weihnachtsabend mit dem langsam vor sich hin krepierenden Marc und ner Flasche Wodka in unserem gemütlichen Heizungskeller.


    Oben hörte ich plötzlich ein Frau lachen und da ich nicht an Weihnachtengel glaubte versuchte ich meine Knarre unter dem Berg leerer Bierdosen zu ertasten.


    Kaum hatte ich sie gefunden tauchte auch schon Ken an der Tür auf mit zwei (!!!) Frauen die sich an ihn schmiegten.


    „Hey J J J Joe“ lallte er. „Schau mal welche geilen Schlampen ich draußen getroffen habe. Sie wollen mit und Weihnachten feiern. Ich hab ihnen von unseren BTLs erzählt.“ zwinkerte er mir zu.
    Kein war auch ein Norm und kein Zwerg wie ich. Aber er überragte mich höchstens um eine Kopflänge und geistig überragte ich ihn mindestens um 10.


    Die beiden Schnallen sahen jedoch hammermässig geil aus! Die grössere war eine Elfe mit langen Beinen bis zum Hals und blau gefärbten Haaren unter denen einige Datenbuchsen silbern blitzten. Die andere war eine kleine Norm mit perfekt der Schwerkraft trotzenden Titten, blonden Haaren und einer Stupsnase.


    Bekleidet waren beide mit hohen Stiefeln, Röcken die ehr als breite Gürtel durchgehen konnten und viel zu engen T-Shirts.
    Sie trugen über der Schulter auch Schrotflinten aber komischerweise keine Wintermäntel.
    Beides war mir jedoch egal da ich meinen Blick kaum von ihren wohlgeformten Körpern abwenden konnte.


    Die Elfe blubberte irgendwas wie das sie Zoe hiesse, zur Gang der Nasty Grrrls gehörten und gerne mit uns feiern wollten oder so.
    Ich hörte nicht so genau hin, da ich ohnehin mehr auf die kleinere, namens Ping stand.


    Ping stand genau so wie ich ehr auf altmodische Drogen, während Ken und Zoe sich BTLs reinzogen machten wir es uns auf meiner Matratze gemütlich. Ich ließ den Korken aus der echten Hilton-Champagerflasche knallen und Ping trank die erste Flasche fast auf Ex aus.
    Zum Glück hatten wir noch mehr Champagner und der Abend war wirklich vielversprechend.


    Geschickt steckte ich meine Hand unter ihren Rock und meinen Finger in ihre Muschi (sie trug keinen Slip!).
    „Hmm, gleich kommt es,“ stöhnte Ping.
    „Ich hab doch noch gar nicht angefangen Baby!“
    erwiderte ich.
    „Ich meine das Kind.“ antwortete Ping.


    Hä? Kind? Meinte sie das Christkind?


    Dann merkte ich trotz meiner Geilheit, das sie die ganze Zeit auf Mark starrte.
    Drek, den hatte ich ganz vergessen. Er atmete kaum noch, doch dann zuckte er plötzlich unter heftigen Krämpfen.
    Vom Brustbein abwärts platzte plötzlich sein ganzer Oberkörper auf! Wir wurden wie auf einer Schaumparty mit Blut bespritzt! Als ich wieder was sehen konnte sackte Marks restlicher Körper zusammen wie ein Ballon aus dem die Luft entwich.


    Aus seinen Überresten schälte sich ein verdammter Wespengeist in Wahrer Gestalt!


    „BUGS!“ schrie Ken, stolperte weil seine Unterhose um seine Knöchel gerutscht war und griff nach seiner Uzi III..


    „Halt der gehört uns“ sagte Zoe, aber Ken legte bereits auf den Wespengeist an.
    Schneller als jeder Gedanke verwandelte sich Zoes Arm in eine art grüne Chitin-Klinge und bohrte sich durch Kens Kopf in sein Gehirn!
    Obwohl ich bisher annahm, das Ken vermutlich gut ohne sein Hirn auskommen würde war dem wohl nicht so.
    Er fiel tot zu Zoes Füssen, die mit der Chitinschere ihres anderen Arms den summenden Wespengeist packte.


    „Ihr habt Kenny getötet! Ihr Schweine!“ schrie ich, verstummte aber als ich sah das auch Ping sich plötzlich in eine Menschengrosse Gottesanbeterin verwandelt hatte.


    Drek! Ich hätte es beinahe mit einem Bug getrieben!


    Ping musterte mich mit ihren Facettenaugen und ich hätte schwören können, das sie grinste.
    „Frohe Weihnachten, Joe.“ Hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf.


    Neben mit lag nur die Browning Max-Power und eine Flasche Wodka. Ich tat das Richtige.


    Ich schnappte die Flasche und verschwand so schnell ich konnte durch den Gulli in die Kanalisation ...


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    „Jeffrey, hörst du mir überhaupt zu!“ stieß er den jungen Halbasiaten in die Seite. Doch dessen Gedanken scheinen auch weit weg zu sein.
    „Na egal, ich könnte jetzt echt nen Drink vertragen. Frank kommt gleich und dann können wir endlich rein gehen“
    sagt der Zwerg während er über die Schulter auf den Eingang der Unterwasser-Bar zeigt.

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -26-


    Jeffreys Blick glitt herab zu seinem Freund, und sofort durchzuckte ihn der Gedanke, ob er Joe wirklich als 'Freund' bezeichnen konnte. Jeffrey war sich nicht sicher, ob er jemals so etwas wie einen Freund gehabt hatte, und sicherlich ging es dem Zwerg ähnlich, wenn man seine Vergangenheit betrachtete. Ja... Vergangenheit. Diese war es, die Jeffrey hinter sich lassen wollte, die er mit aller Macht zu verdrängen suchte. Nur durch Radikalität war dies möglich; dies war ihm in der letzten schlaflosen Nacht klar geworden. Er musste in etwas Neues hineingleiten; nein, nicht gleiten, gestoßen werden, abrupt, ohne seinen Erinnerungen und Gedanken die Zeit zu geben, seinen Entschluss erneut zu durchsetzen. Sein Blick kam wieder nach oben, fixierte die edle Fassade der Unterwasser-Bar. Jeffrey war noch niemals in einer solchen Bar gewesen, oder hätte es auch nur in Erwägung gezogen, dort einen Abend zu verbringen. Aber es war der richtige Schritt, er fühlte es. Die Radikalität konnte dort ihren Anfang nehmen. Auf sein ansonsten ausdrucksloses Gesicht stahl sich ein fast schon verborgenes Lächeln.


    "Ich hoffe, sie haben anständige Musik dort... ."


    Gab er an Joe zurück, während sich seine Hände in der Erwartung des Neuen leicht verkrampften.

  • -27-


    Einige Augenblicke später erkennt Joe Frank in einiger Entfernung, der anscheinend zumindest die letzten Meter zu der Bar zu Fuß zurück legt. Er hat sich mächtig in Schale geworfen und trägt Hemd und Krawatte. Man muss allerdings kein Mode-Experte sein um zu merken, dass er so nicht allzu oft herum läuft. Seine Bewegungen wechseln mit schöner Regelmäßigkeit zwischen einer schwer zu fassenden Unsicherheit und fast schon demonstrativer Lässigkeit, als müsse er sich immer wieder zwingen nicht verkrampft zu gehen. Immerhin sieht der Krawattenknoten halbwegs passabel aus. Modekenner würden vielleicht mit recht darauf hinweisen, dass der Knoten für den weiten Kragen seines Hemdes viel zu klein ist, aber wer will schon kleinlich sein? Immerhin hat er sich frisch rasiert und seine Haare gekämmt.


    Beim Anblick des Zwergs vor dem eindrucksvollen Portal der Bar wird Frank zum ersten Mal wirklich klar, worauf er sich da eingelassen hat. Am liebsten würde er gaaaanz schnell umdrehen und wieder verschwinden. Mist, inzwischen hat Joe ihn leider auch gesehen. Jetzt noch abzusagen würde womöglich sogar der als unhöflich und dreist empfinden. Naja, vielleicht jedenfalls...
    Scheiße... Schon heute Nachmittag hatte er ein komisches Gefühl bei diesem Plan gehabt. Was soll schon passieren? In so einer Edel-Kneipe? Da gibts bestimmt nicht mal ne Schlägerei... - So hatte er den Gedanken abgetan - doch jetzt auf den letzten hundert Metern klappt das irgendwie nicht mehr. 'Lieber Gott, mach dass ich meine Frank-Walters-SIN auch morgen früh noch besitze, ich brauche die doch noch...' Ach kacke, wieso bin ich nicht religiös? Das Leben muss toll sein wenn man seine Sorgen einfach abgeben kann...


    Mit einem kaum gezwungenen Lächeln erreicht Frank die zwei: "Nabend Joe... Seit wann treibst du dich denn in solchen Läden rum?" Ohne wirklich auf die Antwort zu warten dreht er sich dem neuen Gesicht zu: "Hi! Du bist nen Kumpel von Joe? Schön dich kennen zu lernen... Du schuldest mir nicht zufällig noch zwei Bier?"

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    "Ich hoffe, sie haben anständige Musik dort... ."

    "Na vielleicht ist es nicht ganz deine Richtung. Die dudeln da sicher so ne Elfen-Atlantis-Schwuchtel-Musik. Aber die Cocktails sollen gut sein." antwortet Joe dem angespannt wirkenden Jeffrey.
    "Ah, da kommt ja Frank."
    Im Gegensatz zu Joe sieht der Hacker in einem Anzug halbwegs passabel aus.


    Bevor Jeffrey auf Franks Frage antworten kann begrüßt Joe Frank schnell:
    "Hoi Chummer. Das hier ist Jeffrey, der Typ der uns ein Bier schuldet ist Spider. Der wollte eigentlich auch schon da sein."

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)