#41 - Velvet
Ich achte darauf, einen gewissen Abstand zu unserem Auftraggeber zu halten um mir nicht eine Wanze einzufangen und nicke ein-, zwei mal während seiner Antwort. Mein Gesicht bleibt ruhig, so hoffe ich jedenfalls, als er sich weigert zu Feilschen. Er hat nichts gegen uns in der Hand, also haben wir gutes Recht dazu den Preis für unser Leben weiter auszuhandeln. Dass er nicht darauf eingeht, empfinde ich als beleidigend und irgendwo auch als Verachtung für meinen, wenn auch nicht sehr ruhmvollen, Job.
„Ich verstehe. Könnten wir wenigstens noch ein Bild vom Gegenstand bekommen, falls nicht schon eines beim Geldtransfer dabei war, damit wir nicht jedes Kästchen mitnehmen müssen, das uns vor die Füße fällt?“ Auch wenn wir die Schatulle im Endeffekt nicht unbedingt ihm abliefern, verlangt doch die Professionalität, dass wir so wenig wie möglich mitgehen lassen, und ich bete zu zwei Kami, die mir bisher immer gut geholfen haben, dass die drei Männer hinter mir das genauso sehen. Der Schmidt mag ein alter Bekannter von N. sein, aber das Schattenlaufen ist ein Geschäft und wenn es deutlich wird, dass die Schatulle nicht nur persönlichen Wert hat und für zwölftausend Euro geradezu verschleudert wäre, würde es niemand besser verstehen als N., so zumindest mein Bild von ihm, wenn ich meine Kollegen davon überzeuge, unseren Auftraggeber links liegen zu lassen, um mehr Geld mit nach Hause zu bringen. Es fragt sich natürlich, ob es sich lohnt, auf die Auktion zu warten, um den wahren Wert des Gegenstandes zu erfahren, wenn man den Run genauso gut in einer Nacht durchziehen könnte und für einen an sich recht simpel erscheinenden Job immerhin dreitausend Euro abgreifen würde.