[IP] Eiskalt

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    Freitag 19.12.2070;18:15 Uhr
    Hamburger Innenstadt, 12°C Windstärke 5 aus Nordost (von der Nordsee her). Leichte Schauer


    Hamburg. "Tor zur Welt" und auch "Venedig des Nordens" genannt. Den Charme der einstigen blühenden Stadt Italiens findet man in Hamburg nicht wieder. Schuld daran ist die Schwarze Flut von 2011 die den gesamten damaligen Innenstadtbereich überflutete und sich die Erde ein paar Meter absenkte. Die beiden Alsterbereiche sind seitdem nichtmehr getrennt, dafür aber zeigt die Stadt ein deutliches Nord-Süd Gefälle was den Lebenstil und die Einkommensverhältnisse angeht. Der Jungferndamm makiert immernoch das Ufer zur Alster in der Innenstadt. Allerdings wird Hamburg vorallem in der Innenstadt seinem Namen "Schwimmende" Stadt gerecht. Statiker, Architekten und Baulöwen der Großkonzerne konnte die Innenstadt einfach nicht abschreiben. Viele Gebäude die damals knapp unter der Oberfläche der Schlickbrühe lagen wurden aufgeschüttet und wieder aufgebaut. Weite Teile der Innenstadt sind über ein kompliziertes System von Pontonstrasse und Brücken miteinander verbunden. Wer nicht ein WiFi Update alle 14 Tage auf dem Node der "ADL-NavTec- Ali-System" (Verkehrsleitsystem) für sein Navigationsprogramm runterlädt kennt den Strassenverlauf nichtmehr weil er sich des öfteren einmal ändern kann.


    Am Jungferndamm glänzen die Lichter der Konsumtempel. Rund um das Ufer der Alster zieht sich eine Riesige Einkaufsmeile östlich der Innenstadt bis hin zu den alten Messe und Kongresshallen. Selbst das Trübe Alster Wasser ist an den Ufern erleuchtet da die Einkaufstempel unter Wasser und an den Ufern mit Gläsernen Kanälen miteinander verbunden sind.
    Ein Wahrhaftes weitverzweigtes Labyrint über wie auch unter Wasser aus Einkaufszeilen, Läden, Pontonhaltestellen für den Überwasserverkehr, Haltestellen für das U-Bahnnetz schicken Restaurants, Bars und Diskotheken.


    Die Sicherheit in diesem Bereich ist dementsprechend hoch. Wenn man darauf achtet spürt man überall das die Konsumenten nach Sicherheit verlangen und die HANSEC versucht in Kooperation mit den Unternehmen diesen riesigen Markt auch zu schützen. Allerdings ist in dem Freitagabend während des Weihnachtsgeschäfts trotz Videodrohen und Rasterfahndung dieser Hektische Run auf die Geschenke nicht komplett zu überblicken.


    Östlich der Stadt befindet sich Terminal Moorfleet. Der zweitgrößte Multiway Bahnhof Europas. Etliche Landeplattformen für Euro Commuter ragen wie Arme aus diesem rundlcihem Komplex dessen Spitzen man in der Abenddämmerung im Osten der Stad sehen kann. Hier legen nicht nur die Commuter mit Passsagieren sondern auch Transrapid/Monorail an.


    Wenn die Innenstadt und die Verkaufsmeilen rund um die Alster das Herz der Stadt so füllt das Terminal Moorfleet die Stadt mit einer FLut an Touristen die auch weiter Richtung Westen durch die Innenstadt an den Hafen gehen und auf St. Pauli sich Vergnügen.


    Doch wer hält all den Bertrieb am laufen? Es sind die Leute aus der Unterschicht die täglich als Kellner, Putzfrau oder Türsteher diesen Betrieb an der Basis Aufrechterhalten. Die Pfeffersäcke aus dem Norden in Bezirken wie Wandsbek kommen nur hier hin um mit ihren Creds um sich zu werfen und sich zu amüsieren.


    Ein Blick nach Süden zeigt einem den "Big Willi" oder das was vom Stadteil Willhelmsburg nach der Schwarzen Flut noch übrig geblieben ist. Die Insel ist zwar in der Dämmerung nur durch schwache LIchter etwa 1,5km südlich des Alsterufers zu erkennen aber der Cityguide AR Feed zeigt dem intressiertem Tourist wo Hamburg seine Bürger aufbewahrt die vom Rechten Weg abgekommen sind.

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    Blackbeard hatte heute zwar gut zu tun gehabt, weil ein kleiner Exec wohl ein delikates Problem mit einer Art magisch aktiven Pilz in seine Wohnung gehabt hatte, aber nach eingehender Untersuchung hatte schließlich eine Mischung aus Fungizid und ein paar Angriffen aus dem Astralraum genügt, damit die Population vernichtet wurde. Er wollte eigentlich gar nicht so genau wissen, wie der Typ es angestellt hatte, dieses Zeug in seiner zu haben. Es krochen mitunter merkwürdige Sachen aus dem was die meisten Leute als "Wasser" der Alster bezeichneten.


    Der kleine Obulus, den der Zwerg für diesen simplen Auftrag gekriegt hatte, den ihm Tusk vermittelt hatte, reichte gerade so, um die Miete für die nächste Zeit zu sichern. Er brauchte aber trotzdem dringend Geld. Irgeneinen Job, der mal etwas mehr abwarf als nur ein paar Hunderter.


    Deprimiert von dem Mistwetter überlegte er, dass er eigentlich nochmal bei Sarah vorbeischauen musste, weil ihm Kreide fehlte. Sie hatte außerdem etwas von einem Bekannten erzählt, der irgendwoher ein paar magisch aktive Zierfische hatte, was seine Neugier weckte. Also zog er sich eine ordentlich ausschauende Jeans an, entknitterte eines der Sweatshirts vom "saubere Klamotten"-Stapel und entschied sich dann für die Panzerjacke. Die kurzen Haarstoppeln ließen sein Gesicht recht rund wirken, wozu auch der Dreitagebart beitrug, den er im Gegensatz zu manch anderen Zwergen bevorzugte. Er verfluchte zum wiederholten Mal den Vermieter, der sich einfach nicht darauf einlassen wollte, die Türklinken auf Zwergenniveau umzubauen, als er das Magschloss an der Wohnungstür aktivierte.


    Keine Minute später rollte er auf der Growler dahin, über teilweise baufälige Straßen weit im Süden Hamburgs. Ein paar Penner standen um eine brennende Mülltonne, aber sonst ließ sich gerade niemand blicken. Je näher er jedoch dem Zentrum kam, desto sauberer wurden die Straßen, die Gebäude sahen weniger heruntergekommen aus und auch der Verkehr wurde dichter. Hoffentlich reißen die Idioten nicht wieder irgendwo die Straße auf - das Wetter wäre scheiße für einen Stau, ging es ihm durch den Kopf.

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    Hanna


    Das Taxi hielt direkt vor der Haustür und Robin, einer der Pförtner, öffnete die Tür.


    Ah guten Abend Frau Voss, ist etwas zu tragen?


    Ein heller zierlicher Arm streckte, bekleidet durch Handschuhe und Mantel, sich der Pförtneruniform entgegen und lies sich behutsam aus dem Fahrzeug ziehen.


    Ja Robin, einige Taschen zu mir bitte.


    erwiderte der dezent rote aber volllippige Mund, wiedrum von heller Haut umgeben. Eine kleine Nase in der Mitte, deren Spitze genau den Mittelpunkt des Gesichtes markiert, begleitet von den beiden grünen Augen, worin, hier vorallem ins Linke, immer wieder eine dunkelbraune Haarsträne gerät.
    Nachdem sich auch der Rest des Körpers, der den Pförtner zumindest in Höhe fast übertraf, ganz aus dem Fahrzeug begeben hatte


    Sehr gerne Frau Voss.


    Mit einem verführerischen Lächeln bezahlte Hanna den Taxifahrer und zwinkerte ihm beim Stimmt so zu.
    Dann machte sie sich nach Drinnen.
    Die gläserne Doppelflügeltür öffnete automatisch. Drinnen waren noch Sven, ein grob dreinschauender Typ, vor dem sie zuerst immer etwas Angst hatte, der sich dann aber als liebenswert, aber nicht recht helle entpuppte, und natürlich Gregor, der Chef dieser Schicht. Auch wenn Gregor etwas älter war, nahm er doch jede Gelegenheit war, um mit der hübschen Elfin nett ins Gespräch zu kommen und so war es auch heute.
    Doch Hanna hatte wenig Zeit. sie war gegen 19:00 Uhr verabredet und hatte viel zu viel Zeit damit zugetragen sich einen passenden Mantel auszusuchen, natürlich hatte sie keinen gefunden.
    So musste Gregor warten und Hanna flüchtete sich ständig entschuldigend Richtung Fahrstuhl, wo sie nochmal kurz inne hielt, sich umdrehte und sagte


    Meine Freundin kommt nachher noch vorbei und ...

    ... wir werden sie selbstverständlich sofort hochschicken.


    Vollendete der graubärtige nette Mann den Satz mit einem wissenden Lächeln.

    Geeeenaaaau.


    scherzte Hanna zurück, kurz bevor sich die Fahrstuhltür schloss und sie der Apparat in den siebten Stock trug. Robin, der die ganze Zeit mitgekommen war, stellte ihre Taschen vorsichtig im Flur ihrer Wohnung ab und verabschiedete sich freundlich.


    Dann lies sich sie sich erstmal in einen Sessel fallen und entspannte sich, Einkaufen war ja sooo anstrengend. Doch keine Zeit für Selbstmitleid. Schnell Duschen und wenigstens schon nen bissel was für nachher vorbereiten.

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    Night Rain



    Der heutige Tag schien genau so ereignislos zu Ende zu gehen, wie er begonnen hatte. Beim allmorgenlichen Joggen durch die Hamburger Südstadt, hatte Night Rain ausser den üblichen armen Schluckspechten Niemanden getroffen. Das Wetter war verregnet und der Zeitungshändler hatte wie immer geschlafen. Ausser den aufgeblasenen Promi-Skandalen, gab es keine interesanten Nachrichten. Die Schlange der Wartenden beim Bäcker hatte aus exakt den gleichen Leuten bestanden wie jeden Freitag und die Brötchen waren wie eh und jeh grau und fad.


    Der Tag in der Praxis war eintönig gewesen, Erkältungen, Magenbeschwerden, ein paar Beulen und Platzwunden vom letzen Abend, ein junges Punkgör in Not. Niemand hatte Ärger gemacht, beim Anblick des Docs oft kein Wunder. Der riesige Fomori wirkte, trotz seines gutmütigen Gemüts, beruhigend. Trotzdem, hier im südteil Hamburgs gab es unangenehme Gesellen und ab und an brauchte selbst Dr. Mühlenstein hilfe.


    Insbesondere die Jungs und Mädels von Jelena waren unangenehm, die dralle Ork diktierte das Viertel mit dem wohlwollen der Vory. Vieleicht hatte Jelena mal wieder Arbeit, gelegentlich brauchte sie jemanden. Aber Night Rain hasste es zu ihr zu gehen, sie möchte die Ork nicht und sie sie nicht. Das sie noch nicht aneinander geraten waren, lag wohl nur daran, das Jelena nichts selbst erledigte.


    Mittags hatte sie der Doc ausgeschickt, um ein Pharmazeutika abzuliefern. Night Rain schaute sich das Packet nicht an, das tat sie nie. Sie hatte die Gelegenheit genutzt, um danach auf ein Mittagessen bei Grigori's vorbei zu schauen. Der überschwingliche Zwerg hatte wie immer viel über seine Heimat zu erzählen, obwohl er seit minderstens 15 Jahren nicht mehr in Griechenland war. Aber zusätzlich dazu das er genießbares Gyros machte, verkaufte er ab und an in seiner Straßenbude heiße Ware.


    Nach dem der Doc alles für die Nacht verriegelt hatte, war Night Rain in die Stadt gefahren und schlenderte nun den Cafés ausweichend den Jungferndamm entlang.


    Ihren Kragen hoch geschlagen und den flatternden Mantel fest um ihre kleine Gestalt gezogen, lehnte sie sich mit dem Rücken gegen den Wind. Ihr schwarzes Haar umwehte, ihr feingeschnittenes Gesicht, die asiatischen Gesichtszüge waren in der Dunkelheit kaum zuerkennen. Das Licht der nahen Uferbeleuchtung spiegelte sich leicht in ihren dunklen Augen wieder.


    Sie genoß den Spaziergang am Ufer entlang und hatte sich deshalb, als der Regen aufgehört hatte, statt noch etwas einzukaufen, dafür entschieden. Wegen des Weihnachtrummels waren die Einkaufspassagen sowieso überlaufen. Bald würde sie sich ein Taxi rufen und zu ihrer Schwester fahren, mit der sie sich verabredet hatte und vielleicht würde der Tag doch nicht so ereignislos enden.

    Everybody dies, Chummer. Someone's
    carrying a bullet for you right now,
    doesn't even know it.


    The trick is to die of old age before
    it finds you.

    2 Mal editiert, zuletzt von Night Rain ()

  • -5-


    Fingers



    Die Sonne ging schon fast unter, als der junge Mann aufwachte.
    Er blinzelte den Schlaf aus den Augen und dachte kurz darüber nach,
    sich nochmal umzudrehen, entschied sich dann aber doch dafür,
    aus den Federn zu kriechen.


    Er ging in's Bad, drehte den Wasserhahn auf, und beschloß heute
    doch lieber wieder Wasser aus der Flasche zum Zähneputzen zu
    nehmen. Die bräunliche Brühe wollte man sich eher nicht antun.
    Während der "morgentlichen" Auffrischungsmaßnahmen schaute
    ein noch recht junger Zwerg aus dem Spiegel. Natürlich war nur
    wenn er sich ganz gerade hinstellte auch das untere Ende des
    Bartwuchses zu sehen, welcher trotz schon handbreiter Länge
    noch etwas spärlich war. Über dem straßenköterblonden Gesichtshaar
    streckte sich eine kleine spitze Nase der Welt entgegen, gefolgt
    von zwei noch verschlafen blickenden blaugrauen Augen. Weiter
    nach oben schwenkend entdeckt man einen farblich zum Bart
    passenden wuschligen Schopf, der eine Begegnung mit einer Scheere
    nötig hätte. Allerdings macht Fingers nicht den Eindruck, als ob
    ihn das interessieren würde.


    Nach einem kurzen "Frühstück" fläzte Fingers sich in seinen,
    natürlich zu großen Sessel und schaltete mit einem Druck auf die
    Fernbedienung den Trid-Schirm ein.


    "Mal sehen was es heute gibt, vielleicht wird ja irgendwo
    ein Match übertragen, wozu gibt's denn die tausend
    Sportkanäle ... andererseits müßte ich mal wieder los,
    einen 'Job' suchen, oder zumindest ein lohnendes
    Ziel ... wenn ich mir meine Barschaft so ansehe ... ach
    naja, das kann auch noch bis nachher warten ...
    "


    Mit diesen Überlegungen macht er es sich bequem, und
    läßt sich in die Welt des Combatbiking entführen.

  • -6-


    Blackbeard


    Es ist wahrlich kein guter Tag zum Motorrad fahren. Der kalte Wind kühlt den leichte Nieselregen der Blackbear ins Gesicht weht noch mehr ab. Er hat das Gefühl als könnte er seine Nasenspitze nichtmehr fühlen und auch die Hände fühlen sich am Lenkrad ein wenig taub an. Auch die Kleidung weicht ein bisschen durch, die Nässe kommt aber nicht bis an seinen kleinen Zwergenkörper heran.


    Aus Richtung Süden kommend sieht er in der Abenddämmerung die Theodor Storm Brücke die mit ihren dicken Pfeilern und einem Riesigen Rundbogen die Überlfutungsgebiete der Elbe überbrückt. Die Brücke ist im Osten der Stadt der einzige Übergang über die Elbe die das schöne Hamburg in Nord-Süd Unterteilt.


    Es ist wieder Feierabendverkehr und der Linke ihm entgegenkommenden Fahrstreifen Richtung Süden ist dicht. Aber auch die 3 Spuren Richtung Norden sind gut belegt. Mit seinem Motorrad kommt Growler aber gut durch den Zähfließenden Verkehr. Der Wind auf der Brücke ist allerdings noch eisiger und Blackbeard konzentriert sich auf den Verkehr.


    Er sieht nicht zur Rechten die Lichter von Bergedorf der Wohn- und Arbeitersiedlung die bei näherer Betrachtung doch recht heruntergekommen ist und teilweise auch nicht auf besonders festen Untergrund errichtet worden ist. Ein sechsstöckiger Wohnblock älterer Bauart aus den 30ern ragt schief aus dem Boden und ist an seiner Südflanke 5m tief abgesackt. Seitdem ist er "unbewohnt" aber aufgrund des Akuten Wohnungssmangels hausen wohl auch dort irgendwelche Gestalten. Der Senat wollte den hässlichen Block schon vor einem halben Jahr abgerissen haben doch die Politik braucht ja bekanntlich lange und eine "Bürgerinitiative" stemmten sich schon seit längerem gegen den Abriss.


    Zur Linken Hand der Brücke tauchte das Terminal Moorfleet auf und die beiden dicken Wohnblock Container mit dem Charmanten Namen A1 und A2 an der New-World-Strasse die nach der Firma benannt wurde die diese 30 Stockwerke hohen und bestimmt genauso breiten "Klötze" (wie sie im VOlksmund genannt wurden) gebaut hatten und sich mit der Wohnungsnot in Bergedorf eine goldene Nase verdient hatten. Diese verschachtelten und auf so wenig Platz wie möglich optimierten WohnContainer hatten meist nur ein Raum den man in Wohn- Schlaf- und Esszimmer umfunktionieren konnte. Laut Aussagen der Betreiber und der Holowerbung im Trid nach zu urteilen "Ein Traum für jeden Single".


    Nach einer geschätzen halben Stunde kommt er bei Sarah`s Laden am Ufer der Elbe in der Nähe des Terminal Moorfleets an. Der laute Lärm der startenden und Landenden Hoverbussen und Lufttaxen musste wohl jeden hier in der Gegend nerven. Es übertönte sogar den heisser bellenden Köter der wohl irgendwo in der Nachbarschaft kläffte.

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    Hanna


    Es ist ruhig in der Wohnung und du kannst in Ruhe duschen und dich fertigmachen für deinen Besuch. Ein Hausinterner Anruf blinkte auf ihrem Kommlink und sie nahm ab. Die Stimme des Graubärtigen Mannes von dieser Schicht sagte "Entschuldigen sie Frau Voss. Eine Frau möchte sie sprechen. Scheint wohl ihre Freundin zu sein auf die sie warten. Soll ich sie hochschicken?"

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    Night Rain


    Das Wetter ist wirklich ungemütlich und der Wind frischt in Böen immer wiede auf und hebt sich auch unangenehmerweise auch unter ihren Mantel. Da wohl nichts weiter passiert und ein Taxi in der Nähe ist überlegt sie kurz ob sie diesen anhalten soll.


    Fingers


    Combat Biking ist eine Fazinierende "Sportart" wie du findest und gerade nach dem Match von "Miky Mike" und "The Hammer" in der Viertelfinalauslosung der Diesjährigen Stadtmeisterschaften scheinst du so richtig wach zu werden. Ein Blick auf die Uhr verrät dir das die Zeit wie im Flug verging. Es ist 23:00 Uhr und du Überlegst ob du nicht noch was losmachen solltest. Ein Blick in den Kühlschrank verrät dir das kein Bier mehr da ist. Warmwasser und Strom werden in den späten Abendstunden wegen der Überlastung der Leitung (sagt zumindest die Stadtverwaltung) in diesem Gebiet rationiert und das LIcht dimmt sich auf Schlafwagenniveu herunter und der Trid im Wohn/Schlafzimmer wird dunkel. Was hat es schon Aufstände gegeben wenn man den Menschen ihr Trid wegnahm aber es lies sich wohl wirklich nicht vermeiden. Mancheiner hatten einen Weg um die Beschränkung gefunden. Bei einem Gespärch zweier Nachbarn hattest du mitbekommen das man am Hafen und in schmierigen dunklen Kaschemmen auf St.Pauli wohl Leute finden könnte die in der Lage sind solche Strombegrenzer zu überbrücken und zu manipulieren. Irgendwelche Tech-Freaks und Arbeitslose Ex-Mitarbeiter der Stadtwerke.

  • -9-


    21.11.2070 21:42 Uhr


    Jett steuerte den Vulkan Electronaut geschickt durch die Straßen von Jork .Jork war mal ein hübscher Ort gewesen. Zumindest vor der Schwarzen Flut 2011. Jetzt im Licht der Suchscheinwerfer wirkten die algenbesetzten Häuser die allesamt unter der Wasseroberfläche lagen wie Relikte einer längst vergessenen Zeit. Auf den Straßen standen immer noch VW Golf’s, Opel Astra’s oder Ford Ka. Zumindest die nichtmetallischen Teile ihrer Karosserien.


    Die Geschäfte zierten klangvolle Namen wie Mc Donalds (war das mal ne Schottische Bank?), Media Markt oder Karstadt...
    Halt Karstadt war sein Ziel! Zumindest wenn er den Aussagen der Hovergang trauen konnte, hatten sich die Ghule in den oberen Stockwerken die sogar noch über der Wasseroberfläche lagen, eingenistet.


    Auf dem Dach hatten sie Wachposten. Aber mit einem Angriff von unten würden sie nicht rechnen. Jett's Grinsen ging fast von einem spitzen Ohr zum anderen. Die Hansestadt Hamburg zahlte immer noch ein hübsches Kopfgeld für jeden erlegten Ghul. Auch wenn unter dem Metamenschenrechtlern immer mehr Stimmen laut wurden, dass Ghule auch Menschenrechte bekommen sollte. Jett hielt dies für Blödsinn. Drachen fraßen nur gelegentlich Menschen. Ghule fraßen immer Menschen! Warum wollte einen Schafherde den Wölfen Bürgerrechte verleihen? Ja solange sie sich noch nicht durchsetzten konnten war es ihm recht. Wenn er sich beeilte konnte er auch noch Atina retten. Die 12 jährige Tochter griechischer Flüchtlinge war spurlos verschwunden. Nur ihr leere Schlauchboot wurde treibend in Jork gefunden. Jett zählte nur 1 und 1 zusammen.


    Als er das Mini-U-Boot vorsichtig durch die zerstörten Eingangsdoppeltüren steuert erfassen die Scheinwerfer kurz eine Bewegung. Drek, ein über 2 Meter langer Abramshummer!
    Was macht so ein Critter hier? Zum Glück scheint der Riesenhummer kein Interesse an dem U-Boot zu haben und zieht sich in die Dunkelheit zurück.


    Wahrscheinlich steht er nicht auf Dosenfutter. Obwohl auch der Hummer selbst in Knoblauchsauce ziemlich lecker wäre.


    Jett stoppt das U-Boot in der großen Eingangshalle neben den Rolltreppen die aus dem Wasser ins trockene in die oberen Stockwerke führen. Er löscht die Scheinwerfer und lässt das Wasser aus den Tanks damit der Electronaut auftauchen kann. Kurz bevor die Lichter verlöschen sieht er einen Haufen metamenschlicher Knochen auf dem Grund liegen. Wahrscheinlich entsorgen die Ghule hier ihre Opfer.


    Jett öffnet die Versielung der Doppelkanzel und atmet die moderige Luft ein. Schnell setzt er seinen Ultraschall-Helm auf, der mit dem schwarzen T-Visir ihm den Straßennamen „Boba Jett“ eingebracht hat. Zusätzlich schaltet er Restlicht und Infrarotsich hinzu.


    Jett erklimmt die Rolltreppe zum ersten Stock. Keine Sekunde zu spät! Dank der Audioverstärkung seiner Cyberohren hört er schon den ersten Ghul heranschlurfen. Vermutlich hat er das Auftauchen des U-Boots gehört.
    Da biegt die dürre Gestalt mit den Pupillenlosen Augen auch schon um die Ecke. Überrascht lässt der Ghul einen Abfallsack fallen (in dem schon weitere Knochen scheppern).
    Jett schießt blitzschnell einen Elektropfeil aus seinem Taser ab. Der Ghul geht getroffen zu Boden und seine Muskeln zucken unter dem Elektroschock unkontrolliert.
    Jett läuft schnell zu ihm und wirft den zuckenden Körper über das Geländer ins Wasser.


    Na da wird sich der Riesenhummer aber freuen. Sonst bekommt der ja nur die Knochen!


    Jett überprüft noch mal die über AR eingeblendete Munianzeige seiner AK-97 die er aus vor 2 Monaten aus Sibirien mitgebracht hat. Er folgt dem Gang aus dem der Ghul gekommen ist und steigt eine weitere funktionsuntüchtige Rolltreppe nach oben.


    Von fern schon hört er die laute Popmusik die aus einem Trid in der Mitte einer großen Damenmodeabteilung dröhnt. Zwischen den gespenstisch wirkenden Schaufensterpuppen sitzen ein halbes Dutzend Ghule um ein Tridgerät auf dem Boden und lassen sich von den ADL-Charts eines Teeny-Senders begeistern. Gerade wird das Programm durch die Werbung für Komlink-Klingeltöne unterbrochen.


    „Hey ihr Menschenfresser. Kennt ihr schon den AK-97-Klingelton im Monatsabo?“ ruft Jett und lässt einen Kugelhagel auf die Ghule niedergehen. Einige versuchen nach ihren rostigen Schrotflinten zu greifen doch die meisten sterben ohne zu wissen was sie eigentlich getroffen hat.


    Als alle tot am Boden liegen wartet Jett noch kurz in seinem Versteck als auch schon die beiden Wachen vom Dach auftauchen und ebefalls ahnungslos in Jetts Sperrfeuer laufen.


    Als sich niemand mehr bewegt erhebt sich Jett und nährt sich vorsichtig dem Trid. Hinter einem vermoderten Sessel hört er das wimmern eines Mädchens. Alina? Ist sie noch am leben?


    Da bemerkt er aus dem Augenwinkel einen Bewegung. Jett kann seinen Kopf gerade noch zur Seite bewegen als die große Axt wenige Zentimeter von seinem Helm vorbeischwingt.
    Der große und kräftige Ghul (war wohl vor der Verwandlung ein Ork) hatte sich im absolut lautlos genährt. Zu allem Überfluss ist er schnell! Seine Reflexe können mühelos mit Jetts Reflexbooster mithalten. Ein Ghul-Adept?! Jett hat keine Zeit zu überlegen!


    Er pariert den nächsten Axtschlag seines Gegners mit der AK-97. Schlechte Idee. Das robuste russische Sturmgewehr wird in der Mitte durchgeschlagen. Unglaublich! Jett lässt die beiden Teile fallen und weicht zurück. Der Super-Ghul holt mit der Axt zum alles entscheidenden Schlag aus!


    Jett richtet seinen rechten Arm auf den Super-Ghul und wie Zauberei springt seine Hammerli 620S per WiFi-Skinlink-Verbindung aus der versteckten Armhalterung aus dem Ärmel der Panzerjacke in seine Hand!


    Ehe der Ghul zuschlagen kann feuert Jett blitzschnell zwei Kugeln in den Kopf des überraschten Gegners.
    Der Ghul taumelt und kippt vom Gewicht der Axt gezogen nach hinten. Nachdem Jett sich von dem Kampf erholt und sich vom Tod des Super-Ghuls überzeugt hat, wendet er sich dem Sessel zu.


    Tatsächlich sitzt dort Atina. Unverletzt!
    „Ganz ruhig, Atina. Du bist in Sicherheit. Mein Name ist Jett, ich bringe dich zu deinen Eltern.“
    Er will ihr vorsichtig über die schwarzen Haare streichen – und hat plötzlich ein ganzes Büschel Haare in der Hand. Atina hebt ihren Kopf uns blickt ihn mit noch nicht ganz irislosen weissen Augen an.
    „Ich habe Hunger. Ich ... ich darf nicht zu meinen Eltern,“ schnieft sie.


    „Ja da hast du recht. Tut mir leid. Der Krieger-MMVV Virus ist unheilbar.“
    „Wirst du mich jetzt töten?“Jett senkt seine Waffe die er unbewusst auf Atina gerichtet hatte.


    „Nein. Ich bin ein Jäger. Und ich jage keine junge, wehrlose Beute. Gib mir deine Halskette mit dem Kreuz. Ich werde es deinen Eltern geben und sagen, dass du tot bist. Am besten gehst du nach Ohlsdorf. Da sind viele von deiner ...äh ...da findest du neue Freunde.“
    Atina blickt zu Boden.
    „Ich danke dir Jett.“
    Jett weiß nicht was er dem Mädchen an tröstenden Worten mit auf den Weg geben soll. Also sagt er gar nix, nimmt die Axt und geht zur nächstliegenden Ghulleiche hinüber.


    Als das Mädchen den Kopf hebt und ihn fragen ansieht sagt er entschuldigend:
    „Um das Kopfgeld vom Senat zu kassieren brauche ich ein ... Beweisstück von jedem Ghul. Leb wohl Atina. Ich wünsche dir viel Glück.


    Und sollten wir beide und jemals wiedersehen....werde ich dich töten müssen.“

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

    4 Mal editiert, zuletzt von Tildus ()

  • -10-


    Night Rain



    Frösteln winkte Night Rain nach dem Taxi. Als die Scheinwerfer herrum schwenkten und ihre zierliche Gestalt beleuteten, zog sie den Trenchcoat enger um sich und eilte auf das Fahrzeug zu. Trotz des hautengen Catsuits, kaschiert durch einen Minirock, den weichen kniehohen Stiefeln und fingerlosen Handschuhen, war ihr langsam Kalt geworden.


    Eilig zog sie die linke hintere Türe auf und schlüpfte in das warme Innere des Wagens. Der Geruch von Duftbäumen und Zigarettenrauch schlug ihr entgegen und das bärtige Gesicht eines übergewichtigen Fahrers blickte sie über den Rückspiegel an.


    "Woneem kann ik se fohrn?"


    Der Mann war kaum zu verstehen...


    "Wandsbek, Eilbeker Weg..."


    Meinte Night Rain einsilbig und musterte den Mann mit ihren großen dunklen Augen. Der Fahrer nickte und fuhr los.

    Everybody dies, Chummer. Someone's
    carrying a bullet for you right now,
    doesn't even know it.


    The trick is to die of old age before
    it finds you.

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    Der Taxifahrer fährt die Alsterpromenade an den blinkenden Lichtern der Konsumtempel vorbei. Night Rain kann jedoch kaum etwas sehen da die Fenster durch ihren Nassen Mantel stark beschlagen und der Taxifahrer keine anstalten macht die Klimatronic zu starten. Auch hat er nirgendwo ein Fenster auf. Er mag es wohl warm und feucht. Du kennst aber den Weg und er scheint dich nicht auf abwege zu führen. Dein innerer Kompass und dein Orientierungsgefühl sagt dir das es wohl Richtung Norden geht.


    "So wer sinn do, macht fihzzehn fuftzisch" ein Blick auf das Taxometer wird durch einen Duftbaum der genau davor hängt verdeckt bei genauerem Hinsehen sind jedoch die Ziffern 1 und 4 zu erkennen.


    Draussen auf dem Gehsteig siehts du auch schon das Appartment von Hanna und den Graubärtigen Mann von der Sicherheit der hinter der Rezeption im Eingangsbereich sitzt.

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    Freitag 19.12.2070. Weihnachten steht vor der Tür. Ebenso Jett vor seiner eigenen die er gerade durchschreitet.


    Drinnen empfängt ihn Ergün. Der Zwerg verstaut gerade sein Werkzeug in einem schwarzen Koffer.
    „Hallo Jett. Gerade ich bin fertig mit deine Stromkabel. Jetzt du brauchst keine Biodieselgenerator mehr.“


    Zum Beweiß betätigt der bekennende Schwarzarbeiter einen Lichtschalter.
    Die Glühbirnen die an kahlen Fassungen von der Decke baumeln erleuchten ebenso wie ein kleiner Weihnachtsbaum auf dem Trid.


    „Moin Ergün. Gute Arbeit. Und wo kommt der Strom jetzt genau her?“


    „Das du nicht wolle wissen. Ist von Unterwasserkabel von Bojen.“


    Jett dreht die kleine Elektroheizung an, auf der ein nasser FC St. Pauli Schal liegt.
    „Na solange ich’s diesen Winter warm habe solls mir recht sein. Ist der Weihnachtsbaum von dir?“


    „Diese blöde Ding? Nein, aber Familie Tsakonas mich hat gebeten mitzubringen. Zusammen mit diese furchtbar süßen griechischen Plätzchen dort.“


    Jett zuckte bei dem Namen von Atinas Eltern zusammen. Er fühlte sich immer noch mies sie über den "Tod" ihrer Tochter belogen zu haben. Ob Atina ihre Verwandlung überlebt hatte?


    Jedenfalls hatte er mit dem Kopfgeld der erlegten Ghule gerade mal seine ausstehenden Mieten zahlen können. Zusammen mit dem Geld, dass er nun Ergün auf sein Kom überwies war er nun wieder fast Pleite. Und eine neue AK-97 wollte selbst Aun ihm nicht auf Kredit verkaufen.


    Ergün verabschiedete sich und Jett hörte bald dessen Hovercraft vom Steg ablegen.


    Na jedenfalls würde er diesen Winter nicht so frieren wie in Sibirien.


    Als er den kleinen kitschigen Weihnachtsbaum mit den goldenen Kugeln, Schleifen und roten Glocken sah musste er an das letzte Weihnachten mit Hanna denken.


    Jett fühlte einen Stich in seinem Herzen. Was Hanna wohl inzwischen machte? Sollte er sie einfach anrufen? Aber was sollte er sagen?
    „Hallo ich bins! Sorry dass ich zwei Jahre weg war. Kann ich kurz rüberkommen?“Klar war es damals das beste für Hanna gewesen sie zu verlassen. Zumindest redete er sich das ein. Er hätte sie mit in den Abgrund gerissen. Aber er war auch zu feige gewesen es ihr gegenüber zuzugeben. Oder auch sich gegenüber. Das wusste er jetzt.


    Jett zündet sich eine selbstgedrehte Soy-Zigarette an und blickt gedankenversunken den kleinen Weihnachtsbaum an...

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

    Einmal editiert, zuletzt von Tildus ()

  • -13-


    Fingers



    "Ach Mist! Schon wieder die Zeit verpaßt ... war aber auch ein spannendes Match ... Die sollten die hiesige Liga wieder einführen ... Naja, mal sehen, ob ich noch was im Ort erreichen kann."


    Mißmutig erhebt sich der Zwerg aus seinem Fernsehsessel und zieht sich den Mantel an. Dann wird kontrolliert, ob alles Wichtige dabei ist.


    "Schlüssel ... check.
    Helm ... check.
    Kommlink ... check.
    Brille ... check.
    SIN ... check.
    "


    Wie jedes mal wundert Fingers sich, was für einen dähmlichen Namen sich der Ersteller seiner natürlich falschen SIN ausgedacht hatte. "Christian Reimers". Auch nur ganz knapp an Michael Meier vorbei ...


    Nachdem die Wohnungstür verschlossen ist und er auf dem Weg in den "Hinterhof" die Jungs der örtlichen Gang gerüßt hat, schwingt er sich auf seine Growler. Was wie jedes mal wieder für Gelächter bei den Gangern sorgt, hat er sich doch, seiner Statur Rechnung tragend, die Maschine "tiefer legen" lassen. Aber anders käme er ja nicht auf den Sattel.


    Dann fährt er in die Stadt und versucht in den einschlägigen Lokalen jemanden zu finden, der den verdammten Strombegrenzer umgehen kann. Und vielleicht kommt ja auch eine Möglichkeit, etwas Kohle zu machen in den Weg ...

  • -14-


    Jett


    Der Strom ist eine Weile da. Leider nur mit Unterbrechungen. Der findige Techniker hatte dir wohl vergessen zu sagen das man die Wattzahl nicht überbeanspruchen sollte da sonst Kabel durchschmoren könnten oder einfach eine Sicherungrausfliegen könnte. Das Licht in der Wohnung flackert genauso wie der Tannenbaum im Trid. Irgendwie scheint es wie das Flackern eines Kaminfeuers zu wirken und als die Sumpfig wollige Wärme die Mattschwarzen trüben Fensterscheiben anlaufen lässt kommt so etwas wie Weihnachtliche Gemütlichkeit auf. Wer hätte das gedacht? Es gibt doch noch Glückselige Momente. Doch nur wie für lange? Nach zwei Jahren Weihnachten in der Russischen Tundra sass er nun in Hamburg in dieser Bruchbude. Weihnachten war aber immer auch die Zeit der höchsten Selbstmordrate weil die einsamen Menschen dieser beschissenen Welt an ihre Verbliebenen Freunde und Verwandten dachten. Und Jett kam wieder Hanna in den Sinn und er fühlte sich nicht sonderlich gut. *zack* es fliegt die Sicherung raus und Jett sitzt im dunkeln doch zum Glück reisst bringt ihn das wieder auf andere Gedanken. Der alte Stromverteiler ist im Treppenhaus und Jett geht die Stufen hinab und wechselt eine neue Sicherung ein. Ein Blick in den Sicherungskasten zeigt das Ergün wohl eine Leitung angezapft hatte die in den Keller verschwand, dies aber mehr als Provisorisch wirkte. Man musste aufpassen das man über den dünnen heißen Schlach nicht stolperte.


    Auf dem Weg nach oben war das Bild des Weihnachtsbaums verschwunden. Das Holobild hatte sich neu gebootet nach dem Stromausfall und zeigte grade ein kurzen Werbung-Add auf dem dritten Regionalen Hamburger Kanal "Deich TV". Im Docklands (http://www.panoramio.com/photo/1700708) sollte es heute Abend bis 24:00 freien Eintritt geben und ein Frei Getränk der Wahl weil es wohl sein Zweijähriges Jubiläum feierte.

  • -15-

    Fingers


    Das Wetter ist einfach nichts zum Motorradfahren denkst du dir als du Richtung Ostbrücke (Theodor-Storm Brücke) der Stadt in Richtung Innenstadt fährst. Die Brücke ist um diese Zeit in deine Richtung wieder ein wenig leerer und der größte Feierabendverkehr hatte sich vor 2 Stunden schon verzogen. Einige Läden in der City hatten bis 24:00 Uhr geöffnet aber auch ein Hamburger Bürger im Kaufrausch musste einmal schlafen und so fuhren viele Pendler und Arbeiter aus der Innenstadt die früher Feierabend machten wieder in ihre Trostlosen Wohnungen in Barmbek oder sogar ins Gettho Süd.


    Dich kümmerte es wenig. Am Terminal Moorfleet vorbei knattert und knallt deine Grwoler dumpf in Richtung Innenstadt und weiter Richtung St.Pauli wo es bekanntlich die coolsten Diskotheken, Clubs und Bars gab. Auch in deiner Preisklasse und mit deinem Outfit.


    Dein Schieber hat dich schon seit längerem nichtmehr angrufen und wenn du an deinen Strom denkst kommt dir die Idee vielleichtmal wieder bei ihm anzurufen ob er jemand kennen könnte.


    Die Gedanken lenken dich von dem Nasskalten Verkehr und der Hausfrau mit ihrem Cheerokee-Skyscraper-Jeep ab, den sie ohne jegliche Sicherheit über die Pontonbrücken der Innenstadt lenkt. Sie ist wohl wie ihr Navi sehr verwirrt über den Straßenverlauf und fährt mit Tempo 30 durch die Innenstadt und hält dich auf. Sie scheint auf dem Weg Richtung Norden zu sein. Der Wagen sieht Recht neu aus und die Einkaufstütenhenkel die aus dem Kofferraum ragen zeigen das sie wohl auf Shoppingtour in der Innenstadt gewesen ist.


    Du willst weiter nach St.Pauli an den Hafen in eine Spelunke die du vielleicht kennst und die nicht gerade die gesalzenen Preise in der Innenstadt in den Schicki-Micki Läden oder in den Touripuffs auf der Reeperbahn haben doch die Mutti vor dir hält dich wirklich auf.

  • -16-


    Fingers



    Da auf den schmalen Pontonstraßen und bei Gegenverkehr, die Stadt und vor Allem der Verkehr schläft ja nie, an ein entspanntes Überholen nicht zu denken ist, vertreibt Fingers sich die Zeit, bis die Mutti mal abbiegt oder so, indem er sein Kommlink anschmeißt.


    "So, mal sehen. Telefon-Modus ... Adressbuch ... 'Holden' ... Nummer wählen ... "


    Während er durch das Heckfenster des Cherokees die Einkäufe seiner Vorfahrerin begutachtet und beneidet, fängt das Komlink an, eine Verbindung aufzubauen.


    Hier ist der Anschluß von Holden. Wenn Du was für mich tun kannst, hinterlasse mir eine Nachricht. *Piep*


    Moin Holden, Fingers hier. Ich bin grad in der Stadt und hab mir da doch gedacht, ich klingel mal durch. Du weißt schon, die nächste Miete rückt wieder näher ... Ruf doch mal zurück, ob Du nen Job für mich hast.

  • -17-


    Fingers


    Noch während Fingers auf den AB seines Schiebers spricht hört man eni klicken in der Leitung und er nimmt den Anruf entgegen.


    "Ja, ich habs gehört was du willst. Gerade im Moment habe ich nichts großartiges da. Wir könnten uns aber später mal im San Torro am Hafen von St. Pauli treffen." Die Koordinaten sendete er an Fingers Kommlink das ihm meldete das er eine neue Nachricht habe.


    "Da können wir ja bei einem Bierchen bisschen reden weis du? Würde sagen so in einer halben Stunde?"


    Fingers weiß Bescheid. Holden wollte nicht gerne am Telefon über solche Sachen reden sondern verabredete sich lieber mit den Leuten und traf sich mit ihnen. Manchmal war es wirklich nur für ein Bierchen aber manchmal hatte er dann im lockeren Gespräch dann zumindest eine Idee wo man Arbeit finden konnte. Wenn nicht sass man auch mit Holden nicht lange rum. Ständig blinkte und klingelte sein Commlink und er war ständig in der Stadt wegen irgendetwas unterwegs.

  • -18-


    Als die Ladentür hinter dem Zwerg wieder zuschlug, dämpfte das die Geräuschkulisse etwas. Aber nur ein kleines bisschen. Der Laden war geradezu winzig, insgesamt vielleicht 15 Quadratmeter, von denen die meisten mit Regalen und so einer Art Kassentresen samt Auslagen belegt waren. Von Fetsichen über Materialien für rituelle Zauberei oder Beschwörungen bis hin zu Rohmaterialien für Foki gab es hier nichts, was es nicht gab. Selbst Foki konnte Sarah besorgen, auch wenn die nicht im Laden auslagen.


    Black (wie ihn viele nur kurz nannten) hatte sich anfangs kurz Gedanken über die Sicherheit in dem Laden gemacht, aber ihm war zu Ohren gekommen, dass wohl nur ein einziges Mal jemand versicht hatte, Sarah zu beklauen. Das Ergebnis war hässlich genug, um - hinter vorgehaltener Hand erzählt - solche Sachen mehr als nur effektiv zu unterbinden.


    Es dauerte etwas, aber nach kurzem Suchen hatte er die Kreide gefunden. Es waren noch zwei Leute im Laden, die ihn aber ignorierten, wie er dies auch seinerseits tat. Als er zur Kasse ging, waren die beiden dann schon wieder gegangen. Sarah - eine Norm Mitte dreißig mit dunklem Haar, die wahrscheinlich sogar als gutaussehend durchging, beugte sich ein wenig über den Tresen, um ihn richtig sehen zu können.
    "Hi Black, brauchst du mal wieder was?"


    "Hi Sarah. Jo - mir fehlte ein wenig Kreide für einen Kreis." gab er zurück. Nachdem die Transaktion des kleinen Betrages ohne probleme abgelaufen war, sprach er sie nochmal an:
    "Hat sich dieser Typ mit den Fischen nochmal gemeldet? Die würde ich mir gerne mal anschauen. Von dieser Unterart habe ich zwar schon gehört, aber sie noch nie gesehen." Er brach seinen beginnenden Redefluss ab, als er sie ganz leicht die Augen verdrehen sah.
    Er druckste noch kurz rum: "Ach ja, nochwas: Hast du vielleicht was gehört, dass mal wieder jemand wie ich gebraucht wird? Nur rein zufällig ..."

  • -19-


    Black


    Sarah überlegt kurz und dreht einen Finger in ihr schwarzes Haar. Sie schaut zur Decke und ihn dannach an.


    "Nee du. Mir fällt jetzt nix spezielles ein du. Erlich nich. Sonst würde ich dir ja was vermitteln. Hast die komischen Sporen an der Wand bei dem Ecex schon weggemacht?" Fragte sie im Plauderton als ihr noch etwas einfiel.


    "Warte mal, da fällt mir ein du das da letztens ne Freundin von mir von so nem Typen angequatscht wurde. Keine Ahnung ob der die nur [color=red]anmachen wollte aber sie meinte er hätte nicht dannach ausgesehen. Der hängt wohl oft am Hafen rum. Keine Ahnung wo da genau. Sie war an dem Abend in so nem Tanzpalast gewesen. Aber is ja auch egal du. Im Hafen gibts ja immer was zutun."


    Sagt sie und lächelt leicht.


    [color=red] "Ich muss nochmal hinten in Laden bisschen was aufräumen. Brauchst sonstnochwas?"fragt sie kurz angebunden.

  • -20-


    "Jo. die Sporen habsch erledigt. Komisches Zeug war das. Würde mich ja schon interessieren, wie das da hin gekommen ist. Und wegen des Hafens: Ich schau mal vorbei. Danke für den Tip. Man sieht sich."


    Damit zog er die Jacke fester um sich, wappnete sich für den Lärm und die Kälte und verließ dann den Laden, nachdem er die Kreide sicher in der Tasche verstaut hatte.