[SR4] Kleptomanie und Wahnvorstellung sinnvoll?

  • Huhu,


    gestern habe ich die Charaktererschaffung meiner neuen SR4-Runde abgeschlossen. Drei der vier Spieler sind komplette P&P-Neulinge und der Vierte hat vorher nur SR3 gespielt, also haben wir die Charaktere zusammen ausgearbeitet.
    Unser Magier (der SR-Veteran) und unser Hacker haben zum Schluss noch was gesucht um ihrem Char noch ein Gimmick zu verpassen (und um noch ein paar Punkte zu schinden natürlich ;) ). Stehen geblieben sind wir im Augmentation bei den Nachteilen für Cyborgs/Cyberzombies, die ja nicht unbedingt auf jene beschränkt sein sollten. Der Mage hat sich eine leichte Kleptomanie rausgesucht (Phobia/Mania Common, mild) und der Hacker legte sich einen Verfolgungswahn (Delusion) zu.


    Meine Frage jetzt: Wie lässt sich sowas spielen? Gerade die Kleptomanie könnte problematisch werden. Vor allem in der Downtime? Wenn das Team mal 2 Wochen ruht, kann ein drogensüchtiger sich vielleicht einen Vorrat zulegen, aber ein Charakter, der täglich einmal in einen Laden rein muss um was zu klauen, hat in der Zeit 14 Chancen, verhaftet zu werden. Und wenn er was klaut, während das Team dabei ist und erwischt wird, besteht die Chance, dass das ganze Team auffliegt oder zumindest der Auftrag platzt. Ich habe den Spieler gebeten, mir immerhin einen Trigger zu nennen, der den Zwang bei ihm auslöst.
    Beim Hacker bin ich mir nicht sicher, ob nicht jeder Runner sowieso unter Paranoia leidet. Der Vorschlag vom Spieler war: Der Charakter glaubt, am 2. Crash schuld zu sein und dass "Sie" deshalb hinter ihm her sind. Ist immerhin verrückt genug, auch wenn wir noch zumindest grob ausarbeiten sollten, was alles unter die Kategorie "Sie" fällt (Männer in Anzügen, Polizei, Leute die vorgeben aus Bielefeld zu sein, Delfine...).


    Ich habe den Spielern erstmal gesagt, dass ich drüber nachdenken muss, aber ich bin ein bissl ratlos.

    Überlegt Euch mal bis dahin,wie die Signaturlandschaft aussehen würde,wenn alle ,die von SR4 überzeugt wären,allen SR3 Spielern in ihren Signaturen sagen würden "Ihr habt doofe Ohren "
    -Medizinmann

  • Beim Pathologisches Stehlen würd ich keinen Trigger geben und einfachmal sagen: Pech gehabt! Er wollte den Nachteil, er bekommt den Nachteil. Problem könnte eben sein, dass die Gruppe ihn dann sehr schnell los wird. Oder ihm versucht zu Helfen.
    Den Verfolgungswahn find ich persönlich übertrieben, aber das könnte Lustig werden, wobei ich mich dann an seiner Stelle nie wieder in die Matrix trauen würde. ;) Aber das könnte dann wie beim Bourne-Ultimatum werden: "Die Putzkraft ist einer von ihnen!!!" "Negativ gehen sie einfach weiter." "Doch er ist einer, jetzt zieht er eine Waffe!!" und soweiter.

  • Ich würd beide Sachen nicht als Nachteile zulassen, weil das unter Rollenspiel fällt. *g*


    Aber zur Handhabung... Kleptomanie ist ja nicht unbedingt zwanghaftes Banken überfallen. Das kann sowas sein wie, mal nebenbei beim besten Kumpel was mitgehen lassen. So unbewusst, dass dem Charakter erst beim verlassen der Wohnung einfällt "Huch... wie kommt denn die Gabel da in meine Hosentasche?"
    Ich kenne jetzt den genauen Vorteil nicht (habe die Kapitel im Augmentation nicht sonderlich genau gelesen), aber so würde ich zumindest Kleptomanie vom Spieler verlangen, wenn er sagt "Mein Charakter ist Kleptomane."
    (Natürlich kriegt er trotzdem keine Punkte für :D)


    Verfolgungswahn. Kann entweder so eine "SIE SIND ÜBERALL!!!!11"-Ulknudel werden, oder doch ganz gut. Nur - und das ist das wichtigste - hat der Charakter eine Theorie - eine halbwegs logische Theorie - warum er denn am Crash schuld sein sollte, entgegen der offensichtlichsten Beweise? (zB was man über Winternacht weis, dass die Jungs schon lange da sind... immerhin ist er auch Hacker, d.h. er dürfte durchaus auch die Files im Shadowland gelesen haben die das Thema sehr ausführlich behandeln, usw)

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  • Mein Grund, 'nen Trigger zu verlangen war, dass mir der Spieler keinen Strick dreht indem er ein paar Gangern, die das Team vermöbelt ihre Wertsachen abnimmt und dann sagt, er hat seinen Zwang befriedigt. Das Problem ist, dass die Tabelle zum Nachteil zwar Kleptomanie ausdrücklich als Common vorschlägt, die Angaben zur Stärke aber von einem Trigger sprechen, mit dem der Charakter entweder zwanghaft interagieren (oder im Falle eine Phobie, ihn vermeiden) will.


    Zum Verfolgungswahn: Als Ursprung kann schon ein einfaches Ereignis gelten, der Charakter könnte kurz vorm Crash versucht haben in was Wichtiges reinzuhacken und könnte vom IC rausgeworfen worden sein, gerade als Jormungand aktiv wurde und den ganzen Host aufgefuttert hat. Der Witz an einer Wahnvorstellung ist ja auch der, dass der Betroffene offensichtliche Beweise leugnet und eine für ihn überzeugende Geschichte hat, warum diese Beweise falsch sind. "Sie" könnten z.B. diese Dateien in Umlauf gebracht haben, schließlich hat er für "Sie" Captain Chaos unschädlich gemacht. Über die genauen Details will der Spieler bis nächste Woche nachdenken.

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  • Zur Kleptomanie:


    Das würde ich gänzlich ohne "Trigger" oder größeren Spielerentscheid regeln.
    Stattdessen würde ich es so leiten, dass der Spieler in den Augen aller, die ihn besser kennen IMMER derjenige ist bei dem alle Feuerzeuge landen - er raucht vielleicht garnicht, steckt die aber schlicht immer ein.
    Außerdem überkommt ihn im Supermarkt immer wieder der Drang zu testen ob er den Kaugummi/Joghurt/... nicht doch ohne bezahlen rausschmuggeln kann - da darf er dann auf Selbstbeherrschung oder reine Willenskraft würfeln, ob er es unterdrücken kann (mit dem Entsprechenden Modifikator für die Maniestärke; ggf. auch noch andere Situationsmodifikatoren "Weils so simpel wäre." bzw. "Das letzte was ich brauche ist der Ladencop am Hacken").
    Genauso kauft er vielleicht gerade bei seinem Waffenschieber für 10.000 Euro Sturmgewehre und Granaten ein, kann es aber halt einfach nicht lassen dann noch 20 Schuss 9mm ohne zu bezahlen mitgehen lassen zu wollen.


    Es ist halt eine zwanghafte Handlung immer und überall Kleinteile entweder einfach so einzustecken (und es erst hinterher zu merken). Oder eben dem Drang jetzt was eben NICHT zu bezahlen zu widerstehen.
    Ersteres sollte eben als RP Mittel zum Spaß und zur Charakterdefinition verwendet werden, letzteres immer malwieder den Char wider Willen in Schwierigkeiten bringen.
    Hier würde ich auch auf dieses dauerhafte -X auf alle Handlungen verzichten solange der Trigger da ist, sondern eben die genannte Selbstbeherrschungsprobe würfeln lassen.

  • Bei der Kleptomanie kannst du es ja auch so machen, das der Char Sachen bei sich findet, von denen er nicht weiß wann und wo er sie eingesteckt hat (da gibt es viele Lustige Möglichkeiten) Außerdem wird er mit der Zeit auch einen gewissen "Ruf" bei den Leuten mit denen er arbeitet entwickeln. Wenn irgendwas fehlt, wird immer er gefragt, Leute fangen an in seiner Gegenwart darauf zu achten, das die Sachen in ihrer Hosentaschen noch da sind. Usw, usv.

    Ich bin der Meister aller Wetten.


    Leider verliere ich immer.

  • ich kenne leider die genaue sr4-regelstelle dazu nicht, aber bisher gefällt mir
    Digga´s post am besten.


    und ein nachteil, der "nur das rollenspiel betrifft", ist meiner meinung nach, so-
    gar eher ein nachteil, als einer der dir ein bisschen die werte verändert, sonst
    aber keine effekte zeigt.

  • Das Problem mit der Kleptomanie hab' ich mit dem Spieler klären können, das werden wir wohl so ähnlich wie Digga es geschildert hat lösen.
    Mit dem paranoiden Hacker muss ich erst nochmal sprechen.

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    -Medizinmann

  • Weils am SL liegt, die Charaktere der Spieler abzusegnen und Vorschläge zu machen, wie man sie sinnvoller macht, etc.?


    Ich käme nie auf die Idee, mich bei ner regelmäßigen Runde von unkontrollierten Charakteren überraschen zu lassen als SL...

  • "Irian" schrieb:

    Weils am SL liegt, die Charaktere der Spieler abzusegnen


    Das sicher, aber heißt das auch gleich, dass Du ihre Neurosen ausgestalten musst?


    Zitat


    und Vorschläge zu machen, wie man sie sinnvoller macht, etc.?


    Das ist jetzt allerdings das erste Mal, dass ich höre, der SL sei dazu da, die Chars sinnvoller zu gestalten.


    Überlass Charaktergestaltung lieber den Spielern, es ist viel sinnvoller, dass die sich um ihre Chars kümmern als dass der SL das tut. Schau dir einfach an, ob die Spieler das entsprechend ausspielen -und ja, es soll ein Nachteil sein - und beurteile dann, ob es dir passt.





    Ich käme nie auf die Idee, mich bei ner regelmäßigen Runde von unkontrollierten Charakteren überraschen zu lassen als SL...[/quote]

  • Als SL muss man dafür sorgen, dass die Chars nicht anecken werden an der Vision der Spielwelt des SL.


    Das Problem ist einfach manchmal, hat der Spieler selbst falsche Vorstellungen und keine Ahnung was er sich da genau anlacht. Und dann schaut er in die Röhre, wenn der SL ihm erklärt, dass sein "günstiger Nachteil" heftigere Auswirkungen haben kann, oder sein Hintergrund nicht mit dem Charakter übereinstimmt.
    Der SL muss nicht mit dem Spieler gemeinsam dasitzen und den Char designen. Aber er muss sein OK draufstempeln und sagen "Der Char geht klar."
    Zudem muss er eine Vorstellung haben, was die Chars können bzw glauben zu können, um in einem Abenteuer auch keine unbezwingbaren Antagonisten zu machen. zB wasweisich... einen großen Stufe 15 Geist in einer mundanen Runde?


    Und mich persönlich freut es immer, wenn ich mit den Spielern gemeinsam über den Charakter reden kann, als jemand der mir seinen Sheet hinknallt und bläfft "Da mein Charakter. Iss der ok?" und dann beleidigt ist, wenn ich ihm sagen muss, dass der Charakter zwar regeltechnisch in Ordnung ist, aber ein Ex Navy Seal ohne Athletik oder Schwimmen aber dafür mit "Wasserangst" eher ins Reich der Kuriositäten gehört.

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  • Chaki hat Recht. Zumal es bei dem Hacker um seinen allerersten Char geht - wie gesagt, bis auf den Mage sind alle Spieler komplette P&P-Neulinge.


    Der Spieler hat mir jetzt folgenden Vorschlag gemacht: Sein Char hat mit einer von seinem Vater geerbten Kiste altem pre-Crash Computerkram gespielt und versucht, die uralte Technik irgendwie an die Matrix zu kriegen, als der Crash von statten ging, jetzt bildet er sich ein, das Virus aus der alten Mühle in die Freiheit entlassen zu haben und dass ihm diese Kiste mit Zeug jemand unter Erbschaft geschmuggelt hat.
    Der Vorschlag ist zwar aus einer Bierlaune entstanden, aber würde ich im Grunde akzeptieren. Hauptsache, er spielt's gut aus ;)

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    -Medizinmann

  • Ja, aber wie gesagt, sein erster Charakter und über SR weiß er kaum was.

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  • Ich meinte mehr den Charakter, nicht den Spieler. Ich meine, wenns ein Hacker sein soll... Ok, bei Shadowrun könnte sowas vielleicht wirklich passieren, zumindest in den Romanen *g*

  • Wir sind alle Informatiker, da ist bei uns die Schwelle zur Realität sowieso verschwommen :-P

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  • "Chaki" schrieb:

    Als SL muss man dafür sorgen, dass die Chars nicht anecken werden an der Vision der Spielwelt des SL.


    Das Problem ist einfach manchmal, hat der Spieler selbst falsche Vorstellungen und keine Ahnung was er sich da genau anlacht. Und dann schaut er in die Röhre, wenn der SL ihm erklärt, dass sein "günstiger Nachteil" heftigere Auswirkungen haben kann[..].


    Das sollte eigentlich schon dadurch klar sein, dass "Nachteil" drüber steht.