[IP] Electric Dreams

  • -2099-


    Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Wenn jemand den Kitsune fangen will, um so besser.
    Lak nickt in Nairis Richtung. Mit einem Finger auf jemanden direkt zu zeigen gilt in Thailand als unhöflich aber so weiß Sukamo wer gemeint ist.
    Schließlich soll Nairi nicht ihr Gesicht verlieren indem Lak einfach ausplaudert hinter welchem Artefakt sie her sind.
    Ohnehin schämt sich Lak etwas das Nairi noch nichts von Croakers Treffpunkt weiß, aber das neue Teammitglied war einfach zu überraschend aufgetaucht.
    "Diese Dame vertritt unseren Auftraggeber. Ich denke es ist am besten wenn sie dir erklärt was wir genau suchen."

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -2100-


    Als Lak die javanische Elfe in das Gespräch integriert, lächelt diese leicht verzagt und streicht sich ihr Haar hinter das rechte Ohr. Sie überlegt kurz, wie sie beginnen sollen, findet dann aber recht schnell in einen umgänglichen und flüssigen Erzählstil.

    "Im Prinzip geht es um einen Diebstahl. Der Mann, den wir suchen, ein Schamane, der dem Totem des Raben folgt, hat ein Lontarbuch aus einer besonderen Bibliothek des balinesischen Königreichs entwendet. Seine Motive sind uns bisher unbekannt. Einige aus der Gruppe kennen ihn persönlich. Meine Organisation, die ASPS, geht davon aus, dass im Hintergrund eine andere Wesenheit mit ihm in Verbindung steht. Wir hoffen, mehr über diese Wesenheit und ihre Pläne zu erfahren, indem wir seiner Spur und der des Lontarbuches folgen."


    An diesem Punkt stoppt Nairi und schaut ungefähr in Richtung des Neuankömmlings, schließt mit ihrem Blick aber auch die anderen ein.


    "Die Frage, die sich nun stellt, ist jene, wie wir weiter vorgehen werden."

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    "Im Prinzip geht es um einen Diebstahl. Der Mann, den wir suchen, ein Schamane, der dem Totem des Raben folgt, hat ein Lontarbuch aus einer besonderen Bibliothek des balinesischen Königreichs entwendet. Seine Motive sind uns bisher unbekannt. Einige aus der Gruppe kennen ihn persönlich. Meine Organisation, die ASPS, geht davon aus, dass im Hintergrund eine andere Wesenheit mit ihm in Verbindung steht. Wir hoffen, mehr über diese Wesenheit und ihre Pläne zu erfahren, indem wir seiner Spur und der des Lontarbuches folgen."


    An diesem Punkt stoppt Nairi und schaut ungefähr in Richtung des Neuankömmlings, schließt mit ihrem Blick aber auch die anderen ein.


    "Die Frage, die sich nun stellt, ist jene, wie wir weiter vorgehen werden."

    Sukamo legte den Kopf schief, erst rechts dann links, man konnte ein leises Knacken von seiner Halswirbelsäule hören.


    "Ich würde mir den Ort der letzten Begegnung mit dem Kitsune noch mal ansehen, dort wo die Explosionen stattfanden, vielleicht lässt sich ja ein Hinweis finden. Dann würde ich versuchen die Spur von heute Nacht wieder auf zunehmen und sehen wohin sie führt. Schlimmstenfalls einfach nur ins Leere.
    Weiterhin werde ich mich mit meinem Kontakt kurzschließen, vielleicht hat er noch einen Tipp.
    Und ja, euch und eure Angelegenheiten halte ich da raus.


    Nun wäre noch wichtig für mich zu wissen was Euch wichtiger ist, dieses Buch zurück zu bekommen oder das Wesen zu finden das hinter dem Schamanen steht? Klar am besten beides, aber was wenn das nicht geht?"


    Mit einer weichen, fließenden Bewegung war er wieder auf den Beinen.


    "Es wird Zeit etwas zu tun bevor die Spur noch kälter wird. Möchte jemand mit, ein Platz wäre noch frei?"

  • -2102-


    "Es wird Zeit etwas zu tun bevor die Spur noch kälter wird. Möchte jemand mit, ein Platz wäre noch frei?"


    Mike war nicht ganz klar, was genau Sukamo dort finden wollte, aber wenn er wirklich diesbezüglich entsprechend fähig war, dann konnte es nicht schaden. Was die vorangestellte Frage nach den Zielen anging, war sich der Troll recht sicher, auch wenn die Entscheidung ihm nicht völlig behagte:


    "Na ja, unser Hauptziel ist klar das Buch, deswegen sind wir hier. Außerdem denke ich, dass wir auch über das Buch dann weiter in Richtung unseres Bekannten kommen, die Ziele schließen sich also nicht aus. Meine Meinung."


    Jetzt kam der schwierigere teil, bei dem sich Mike auch noch nicht ganz klar war, wie er Nairi und vor allem Indra plausibel erklären konnte, dass er, aber auch Simon und Lak noch etwas allein zu erledigen hatten.
    "Was dein Angebot angeht: Danke, da muss ich leider erst mal ablehnen. Ich muss selber noch mal los und etwas prüfen, wobei mich Lak und Simon unterstützen könnten."

  • -2103-


    Indra nickt zustimmend und wendet sich dann an Sukamo.


    "Ich nehme die Einladung gerne an. Vier Augen sehen besser als zwei."


    Während Indra mit seiner Aussage deutlich macht, dass er Mikes Absicht, die Gruppe zu spalten, nicht hinterfragt, zeugt Nairis Blick schon von einer Spur mehr Unwillen. Doch die Elfe entscheidet sich schließlich dafür, den Konsens nicht zu stören und nickt dann ebenfalls.


    "Ich werde schauen, ob ich noch mehr recherchieren kann und mich dann vielleicht mit Miu beraten, was die Beinarbeit angeht."


    Indirekt blickt sie in Mikes Richtung.


    "Ihr könnt mir ja mitteilen, wenn ihr weiter gekommen seid."


    Mit diesen abschließenden Worten findet die Unterredung ihr Ende. Indra erhebt sich und lässt Sukamo den Vortritt, während er den anderen zum Abschied zunickt.

  • -2104-


    Der Regen hat sein Ende gefunden - zumindest vorerst. Die Luft in den Straßen Kowloons riecht nach einer schwülen Feuchte gepaart mit den Ausdünstungen der Gar-Küchen und der Präsenz alter Gebäudefassaden. Miu hat Mike, Simon und Lak ohne zu fragen ihren Wagen zur Verfügung gestellt. Da das Ziel, das die Runner nun ansteuern, weit im Süden, auf der Insel selbst liegt, erreichen Sukamo und Indra zuerst den Ort den Geschehens. Sie müssen auch nicht lange suchen, um fündig zu werden. Doch das, was sie finden, ist erneut nicht das, was sie erwartet haben. Während von dem Kitsune-Gestaltwandler und seinem düsteren Gefolge keine Spur zu erkennen ist, hat eine scheinbar weitere Partei die Bühne betreten.


    Im Schutz einer nahegelegenen Gar-Küche, die etwas weiter die Straße hinunterliegt, beobachten Sukamo und Indra die Szene, die sich ihnen bietet. Neben ihnen haben sich einige andere Leute auf den buntgespritzten Plastikhockern und Holzimitatbänken ausgebreitet und schlürfen hörbar ihre Suppen oder schlingen ihre Nudeln in sich hinein. Weiter vorne, am Eingang zum Gebäude, auf dessen Dach der Kampf stattgefunden hat, ist Bewegung zu erkennen. Eine Gruppe von vier Personen in gewandartiger, urbaner Kleidung betritt das verschachtelt gebaute Haus.


    "Das sind Balinesen", murmelt Indra über seine Suppe hinweg.

  • -2105-


    Simon stimmt Mikes Vorschlag nachdenklich zu. Eigentlich hätte er gern noch jemanden mit magischen Fähigkeiten dabei gehabt. Wenigstens Indra, gegen Geister. Allerdings ist ihr neuster Weggefährte ihm für dieses Unternehmen doch noch zu heikel. Und auch bei Nairi ist er sich noch nicht sicher. Ihre Loyalität liegt bei den Auftraggebern. Im Gegensatz zum Rest des Teams? Hoffentlich nicht, aber die offene Frage der Beziehung zu Croaker ist ein Problem. Vielleicht lässt sich das ja heute klären? Vielleicht sind sie es dem Magier schuldig, dieses Risiko einzugehen. Lak hat nicht unrecht damit, was er für sie getan hat. Andererseits ist alles, was mit "wir schulden es jemandem..." anfängt, ein guter Weg, um in den Schatten unterzugehen.


    Nunja, die Entscheidung steht. Damit ruft Simon in seinem Komlink die Karte auf und springt zu einem Punkt nicht weit weg von den angegebenen Koordinaten. Die exakte Örtlichkeit möchte er nicht in einer Matrix-Anfrage haben. Mit ein paar Gedanken markiert er einen Bereich von einigen Quadratkilometern, der den Treffpunkt mit einschließt. Dann aktiviert er seinen Agenten, der ein Profil über den markierten Bereich recherchieren soll. Arm oder reich? Als gefährtlich bekannt oder sicher? Generell, wie hoch ist die Sicherheit dort? Ist es eher eine Wohngegend oder unternehmenslastig?


    Gibt es dort die Möglichkeit sich zu verstecken? Unterzugehen in einer Masse? Oder in der Entfernung mit einem Gewehr zu sichern? Bei der hiesigen Bebauung bezweifelt Simon letzteres, aber vielleicht wäre es gegen einen Magier noch die beste Sicherheit. Bloß nicht mehr als nötig überlegen, was alles schief gehen kann...

  • -2106-


    Nun, sie waren also auf dem Weg zu den Koordinaten, die Croaker ihnen hatte zukommen lassen. Mike lenkte den Bus per AR-Verbindung, wobei ihm das hiesige Chaos immer noch zu schaffen machte. Wenn er nicht seine massiv verbesserten Reflexe gehabt hätte, wären sie wohl nicht allzu weit gekommen. Die Klimaanalage des Vans rackerte und der Morgen war noch frisch, trotzdem rann ihm der Schweiß im Tarnanzug hinunter. Sowohl Taser als auch Preador waren gecheckt, die Semopal lag zu seinen Füßen außerhalb der Sichtweite normaler Passanten und der anderen Verkehrsteilnehmer.


    Durch die Fahrerei hatte der Troll kaum Gelegenheit zu Grübeleien, sah jedoch, dass Simon wild mit seinem Comm arbeitet und sein gesichtsausdruck ließ auch eher Anspannung erwarten. Auch Lak schien einerseits Sorgen zu haben und andererseits froh zu sein, dass sie vielleicht ihren alten Kameraden wiedersahen. Zumindest, soweit dies hinter der Maske der Thai zu vermuten war ...

  • -2107-

    "Das sind Balinesen"
    , murmelt Indra über seine Suppe hinweg.


    Mit einer leichten Änderung seiner Sitzposition warf Sukamo einen Blick auf die andere Straßenseite. Gleichzeitig geht seine Hand zu dem Medaillon das um seinen Hals hängt und beginnt es zu reiben.
    "Und mindestens 2 von ihnen sind erwacht" erwiderte er leise während er sich eine große Portion Nudeln in den Mund schaufelte.


    Als der Mund wieder leer war, ging der Blick wieder zurück zu Indra, "Freunde?"
    Dann nippte er an seinem Tee, "Oder doch Konkurrenz?"

  • -2108-


    Simon :


    Es dauert nicht lange, bis Simon herausfindet, dass die Koordinaten, die ihnen - höchstwahrscheinlich - Croaker hat zukommen lassen, einen reichlich abgelegenen Ort beschreiben. Das Hügelgrab, das sich im südlichen Teil der Insel befindet, liegt inmitten einer ausgelassenen Berglandschaft, die eine starke Bewaldung aufweist. Der Hügel selbst ist nicht bewaldet. Mehrere verschlungene Pfade winden sich hinauf, während einzelne, kleinere Gräber um den Hügel postiert sind. Wer hier allerdings begraben liegt oder wem das Land gehört, auf dem die Grabanlagen liegen, bleibt Simon verborgen.


    @Sakumo:


    Indra lächelt.


    "Ich bin Javaner", antwortet er knapp, so als würde das bereits alles erklären. Doch schließlich fährt er nach einiger Bedenkzeit dennoch fort:


    "Schwer zu sagen... die Raja könnten sie geschickt haben. In jedem Fall ist es von Interesse, dass sie überhaupt hier sind. Das Lontarbuch, von dem Ibu Nairi gesprochen hat, gehört im weitesten Sinne zum Besitz der Raja. Möglicherweise sind die Männer ebenfalls hinter dem Buch her."


    Indra stellt seine Schale zurück auf die Ablage des kleinen Imbissstandes.


    "Was gedenken wir nun zu tun?"

    Noch ehe Sakumo antworten kann, verlassen drei der Männer wieder das Gebäude. Ferngesteuerte Motorräder rauschen die Straße entlang und halten auf die Gruppe zu. Es sieht ganz danach aus, als würden die Balinesen den Ort verlassen wollen.


    Indras Blick schweift indirekt in Sakumos Richtung - fragend.

  • -2109-


    Rasch askennt Sukamo die drei Männer, die das Gebäude verlassen. Ihre Auren sind identisch - es sind eben jene Männer, die das Gebäude kurze Zeit zuvor betreten hatten. Lange geblieben sind sie nicht, wie sich Sukamo eingestehen muss. Den Ort des Kampfes können sie unmöglich in der kurzen Zeit vollständig abgesucht haben. Als sein Blick zu den drei sich nähernden Maschinen schweift, kann er zumindest zwei davon sofort einordnen. Es sind chinesische Nachbauten älterer japanischer Modelle. Beide basieren auf der Yamaha Rapier, die vor gut zehn Jahren einmal modern gewesen war. Die dritte Maschine kann Sukamo nicht mehr zuordnen, was vermutlich daran liegt, dass sie mittlerweile aus zu vielen Einzelteilen verschiedener Machart und Herkunft zusammengesetzt ist. Alle drei Motorräder sind typische Straßenmaschinen, definitiv wendig und schnell. Dennoch sieht Sukamo gute Chancen, eine erfolgreiche Verfolgung starten zu können. So lange die Balinesen das Straßengewirr der dicht bebauten Halbinsel nicht verließen, konnten sie einen möglicherweise bestehenden Geschwindigkeitsvorteil kaum geltend machen. Und bis dahin zeichnete sich vielleicht bereits ihr Ziel ab.

  • -2110-


    "Was gedenken wir nun zu tun?"

    Indras Blick schweift indirekt in Sakumos Richtung - fragend.


    Nach einem sehr kurzen Moment des Nachdenken antwortete Sukamo.
    "Aufteilen, ich verfolge die Motorräder, du behältst den vierten im Auge."


    Mit diesen Worten geht er zügig zu seiner Maschine. Mit einem geschmeidigen Schwung landet er im Sattel und der Motor erwacht zum Leben.
    Der Stab findet seinen angestammten Platz in der Halterung an der Seite.
    Beim Losrollen wirft er noch einen kurzen Blick im Indras Richtung und bedeutet mit einer schnelle Geste das man per Komlink in Kontakt bleibt.


    Die erste kleine Lücke ausnutzend läßt Sukamo die Maschine beschleunigen und reiht sich in den Verkehr ein.

  • -2111-


    @Lak, Mike und Simon:


    Nachdem das Festland hinter ihnen liegt, gelangen Lak, Simon und Mike auf die Insel, deren nördlicher Teil das florierende Downtown beherbergt. Schon vom anderen Ufer aus sind die zahlreichen Konzernwolkenkratzer und Bankenkomplexe, Zeichen der wirtschaftlichen Macht des von Konzernen regierten Metroplexes, zu erkennen. Um der gegenüber Kowloon und Mong Kok deutlich erhöhten Sicherheit in Downtown zu entgehen, wählt die Gruppe einen Umweg, der sie an der Küste entlang führt und nicht quer durch die dicht bevölkerte Innenstadt. Streng den Verkehrsregeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen folgend, um dem Verkehrsleitsystem keinerlei Gründe einer näheren Überprüfung ihres Fahrzeugs zu geben, umrunden die Runner in Mius Wagen die Insel und blicken auf das endlos scheinende Meer, das in der Mittagsonne glitzert.


    Dann erreichen sie die sogenannten Southern Reaches auf der anderen Seite der Berge, die das Zentrum der Insel bestimmen. Die Southern Reaches sind das genaue Gegenteil des überbevölkerten und überbauten nördlichen Hong Kongs und des luxuriösen und modernen Zentrums. Hier befinden sich einzelne Enklaven, umschlossen von Hügeln und Bergen, verbunden durch endlose Serpentinen und einsame Küstenstraßen. Fischerdörfer mit zahllosen Bootsstegen und Mahjongg spielenden Männern säumen die Küste. Die Atmosphäre ist ruhig und verströmt den Geist einer alten Zeit. Das einzig moderne Zeugnis ist von fast jedem Ort aus zu sehen: es ist der schimmernde Wuxing Icon Tower, das bei weitem höchste Gebäude im südlichen Teil Hong Kongs.


    Schließlich erreicht die Gruppe Repulse Bay. Von hier aus, so hat Simon ermittelt, müssen sie das Küstengebiet verlassen und in das bergige Hinterland vorstoßen. Dei Hügelgräber sind mit dem Wagen nicht gänzlich zu erreichen. Eine einzelne Straße führt von der bebauten Repulse Bay weiter ins Hinterland, reicht aber nicht bis zu den Koordinaten. Vom Ende der Straße aus windet sich ein Bergpfad durch den Wald, der nach einer guten halben Stunde Marsch, so rechnet es Simon aus, zu den Grabanlagen führt.

  • Unterwegs teilt Simon den anderen beiden Runnern seine Erkenntnisse mit. Ausgerechnet ein Friedhof. Was auch sonst? vielleicht hätte Indra noch mehr zu der Grabanlage gewusst oder anhand der Gräber erkennen können. Noch könnten sie vielleicht umdrehen und mit dem Rest des Teams wiederkommen... Andererseits sprechen auch gute Gründe dafür, erstmal allein mit Croaker zu sprechen. Falls er nicht zu sehr sein eigenes Spiel spielt. Falls er sich nicht noch verändert hat. Tja.


    Als der Wagen am Ende des Weges zum Stehen kommt, steigt Simon aus und schaut sich um. Ein waldiger Treffpunkt, was für ein Traum... Nachdenklich wirft er einen Blick in des Unterholz links und rechts des Pfades. Ob es möglich wäre, dass einer von ihnen sich abgesetzt und heimlich den Grabanlagen nähert? Es bräuchte auf alle Fälle etwas Vorsprung, aber ob man dort überhaupt gut hindurch kommt? Jetzt könnten sie Armitage gebrauchen, der hatte nach eigener Aussage Erfahrung und Training in solchen Dingen. Simon sind dichte Wälder nach wie vor fremd.


    Nichtsdestotrotz zieht er neben dem Wagen seine Tarnkleidung an und sortiert seine Ausrüstung.


    "Ich sehe zwei Möglichkeiten: Entweder wir gehen zusammen, oder einer von uns bleibt abgesetzt. Er könnte mit etwas Abstand folgen oder vielleicht können wir uns bei den Gräbern aufteilen. Abseits des Pfades zu gehen ist für uns nicht der beste Plan, vermute ich. Aufteilen oder zusammen bleiben? Bei Croaker sind wir wohl vor allem auf dessen guten Willen angewiesen. Seine Geister finden vermutlich auch abgesetzte Personen. Und es wirkt misstrauisch. Andererseits könnte alle zusammen auch schief gehen. Was meint ihr?"

  • 2113


    Lak hatte sich mächtig angestrengt einen für ihre Verhältnisse starken Pflanzengeist zu rufen. Dieser hätt nun Antimagie auf die inzwischen sehr kleine Gruppe aufrecht.
    Ob das gegen Croaker reicht wagt sie zu bezweifeln. Sie freut sich zwar über die für Hongkongs Verhältnisse frische Luft hier draussen aber die Vorstellung irgendwelche Gräber zu besichtigen bereitet ihr Sorgen.
    "Bei Taktischen Entscheidungen vertraue ich dir Simon. Aber was das Aufteilen angeht ... ich möchte nicht alleine sein."

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -2114-


    Im chaotischen Verkehr Kowloons gelingt es Sakumo problemlos, sich an seine Beute zu heften und dabei gleichzeitig nicht aufzufallen. Dann überqueren die Balinesen die östliche Verbindung zwischen Festland und Insel. Auf der Küstenstraße lässt sich Sakumo so weit es ihm möglich ist zurückfallen, um nicht entdeckt zu werden. Doch die Balinesen geben keinerlei Anzeichen, dass sie mit einer Verfolgung rechnen. Zielsicher absolvieren sie ihre Fahrt, die sie im Halbkreis um die rechte Inselseite führt und schließlich in den weitaus ruhigeren Süden bringt, der von einzelnen Dörfern und der Küstenlandschaft geprägt ist.

  • -2115-


    "Klappt ja besser als gedacht" dachte Sukamo als sie die Brücke überquerten und es keine Anzeichen gab das er entdeckt wurde.
    "Mit der BMW GS wäre ich hier ganz sicher auffälliger, aber dieses Baby ist ein guter Ersatz"


    Ein kurzes Sprachkommando wies das Komlink an eine Nachricht an alle zu senden mit den aktuellen Koordinaten und einer kurzen Textnachricht:
    "Verfolge 3 Balinesen auf Motorrädern. Sind auf der Insel, fahren auf der Küstenstrasse Richtung Süden. Aktuelle Koordinaten attached"

    Die sanften Kurven der Küstenstrasse, die gleichmässigen Geräusche von Motor und Fahrwind brachten Sukamo Geist zur Ruhe.
    Ein Satz seines Sensei ging ihm noch durch den Kopf "Sei gleich dem Wasser. Es nimmt immer den einfachen Weg, auch wenn dieser nicht der geradeste ist."

  • -2116-


    Mike hatte während der Fahrt keine allzu große Lust auf Gespräche. Zu sehr beschäftigte ihn, was vor ihnen lag. Die ländliche Landschaft ließ zudem unangenehme Erinnerungen wach werden. Besessene Hühner, die fast unbesiegbar schienen, Ritualplätze, Schattengeister, brennende Trolle Es würde schon gutgehen, redete er sich wieder und wieder ein, ohne jedoch den nagenden Zeifel ausräumen zu können.
    Als Simon den Bus endlich stoppte und sich draußen umzog, überprüfte Mike noch einmal seine Ausrüstung. Sowohl Pistole als auch Taser waren einsatzbereit, das Sturmgewehr belub der Troll mit einerm Clip mit Standardmunition. Im Gegensatz zu Simon hatte er sowieso seinen Tarnanzug an, dessen Muster sich grob dem Regenwald anpasste.
    Lak hate anscheinend einen geist gerufen, der sie soweit möglich beschützen sollte. Er hoffte, dass dies helfen würde, wenn Croaker sich aber tatsächlich als feindseelig erwies, war dies aber vermutlich nur ein sehr schwacher Trost. Hoffentlich half Mike dann schlicht seine übermenschliche Geschwindigkeit.


    Er verließ den Wagen und prüfte, ob der Radarsensor in dem dichten Pflanzengewirr überhaupt eine Chance hatte.


    "Bei Taktischen Entscheidungen vertraue ich dir Simon. Aber was das Aufteilen angeht ... ich möchte nicht alleine sein."
    "Kann ich sehr gut verstehen. Ich denke auch, wir sollten wenn dann zusammen auftauchen." gab Mike seine Meinung kund. Ein halbstündiger Fußmarsch durch den Dschungel klang nicht verlockend, aber er wollte endlich weinigstens ein paar Antworten und nicht nur immer neue Fragezeichen. Entschlossen nahm er das Sturmgewehr in die Hand - auch wenn es bedrohlicher wirken mochte, Croaker musste klar sein, dass sie ins Ungewisse gingen. Und sie waren alle keine blutigen Anfänger mehr ...

  • Simon nickt Mike zu: "Dann zusammen - ist mir auch lieber."


    Mit einigen mentalen Befehlen ruft der Runner sein Kom auf und verfasst eine Nachricht an das restliche Team. Anstatt sie abzuschicken teilt er sie mit Mike und Lak: "Falls etwas schief geht, müssen die Anderen erfahren, was passiert ist. Vielleicht schafft es dann ja noch wenigstens einer von uns, das hier abzuschicken... Kannst Du die Nachricht so in der Matrix deponieren, dass sie in ein paar Stunden automatisch gesendet wird, Lak? Falls Du das Ganze nicht vorher wieder deaktivierst?"



    Wir üblich nimmt Simon seine kurze AK 97 mit. Er hatte kurz überlegt, statt der MP-Version der russischen Waffe sein FN-HAR mitzunehmen. Die Hügelgräber sehen weitläufig aus. Aber für die MP hat er immer noch ein Magazin mit Schock-Munition, das den Ausschlag gibt. Darüber hinaus steckt er in die eine Tasche die immer noch vorhandene Petite-Brume und eine Thermorauchgranate. In die andere Cargotasche kommen wei Splittergranaten. Dazu Ersatzmagazine, Schockhandschuhe und die restliche übliche Ausrüstung.


    Dann nickt er den beiden anderen Runnern zu: "Wollen wir?"


    Die Gruppe will gerade los, als Sukamos Nachricht einschlägt. Skeptisch betrachtet Simon die Karte: "Das fehlt uns ja noch, dass wir nicht die Einzigen bei diesem Treffen sind."
    Er weist das Kommlink an, die Distanz von Sukamos Position zu ihrem Ziel zu kalkulieren und deren voraussichtliche Ankunft zu berechnen. Außerdem guckt er, ob diese auf dem gleichen Weg enden würden oder ob es noch eine andere Strecke zu dem Hügelgrab gibt.

  • -2117-


    Als sich Lak, Mike und Simon als Gruppe den Waldpfad entlang bewegen, der sie wieder von der Küste fortführt, zieht sich die Wolkendecke auf der Insel wie bereits am vorigen Tag zu einem grauen Schleier zusammen. Bald schon fallen die ersten Tropfen, die sich rasch zu einem ausgewachsenen Schauer vereinigen.


    Simons Analyse der Positionsdaten ihres neuen Verbündeten bleibt natürlich vage, bietet aber dennoch Grund zur Vorsicht. Es gibt mehrere Pfade, die aus unterschiedlichen Richtungen durch den Wald zu der Grabanlage führen. Bleibt die andere Gruppe bei ihrer Geschwindigkeit und gelingt es ihr, einen der Pfade mit ihren Motorrädern zu befahren, ist es durchaus möglich, dass sie ungefähr zeitgleich bei der Grabanlage ankommen werden.


    Dann haben die Runner die Grabanlagen erreicht. Das Gelände ist groß und unübersichtlich, lässt aber eine Struktur erkennen. Um einen zentralen Hügel herum, der das Hauptgrab beinhaltet, gruppiert sich ein Ring weiterer Gräber. Der Boden ist bereits durchnässt und aufgeweicht, als sich Mike, Lak und Simon dem äußeren Grabring nähern und ihre Sinne in alle Richtungen hin ausstrecken. Eine Drohne befindet sich bereits in der Luft. Routinemäßig hat Lak sie vor dem Betreten der relativ freien Fläche der Grabanlage in den grauen Himmel starten lassen, um sich und den anderen über ihr Netzwerk eine Übersicht zu verschaffen. Nichts deutet darauf hin, dass jemand hier ist, aber die Grabanlage bietet sicherlich viele Versteckmöglichkeiten, die aus der Luft nicht direkt zu erkennen sind. Zumindest das Hauptgrab am großen Hügel besitzt etwas, das die Runner durch den Blick der Drohne für einen Eingang halten. Da es die zentrale Struktur des Areals darstellt, setzen sie es als ihr Ziel fest. Von dort aus würde man zumindest das gesamte Gelände überblicken können.


    Sie haben den Hügel ungefähr zur Hälfte erklommen, wobei vor allem Mike beim Gehen immer wieder etwas in das noch vom gestrigen Sturmregen aufgeweichte Erdreich eingesackt ist, als eine einzelne Gestalt am Grabeingang erscheint. Alle drei halten inne, während ihnen das Regenwasser die Gesichter entlangläuft.


    Es ist Croaker. Sein blasses Gesicht ziert ein vages Lächeln, das sowohl Freude als auch eine Hinterlist ausdrücken könnte.


    "Ich denke, das reicht", hören sie seine Stimme über den Regen hinweg.


    ...


    Sukamos Verfolgung führt den Gestaltwandler schließlich wieder von der Küste weg in Richtung der Berge, die den Nord- vom Südteil der Insel trennen. Die Balinesen ziehen das Tempo an, so als habe irgendetwas sie aufgeschreckt oder aber, als hätten sie es plötzlich verdammt eilig. Die Gebäude werden lichter und sind dann ganz verschwunden. Irgendwann zieht sich der Himmel zu und erneut beginnt es zu regnen. Die Straße endet und die Motorräder schwingen in eine Reihe von Gassen ein, die schließlich bei einem geschlungenen Waldpfad enden. Sukamo hat sich bereits zurückfallen lassen, da mit dem Verschwinden der Fahrzeuge und Infrastruktur auch seine eigene Anwesenheit zunehmend auffällig geworden ist. Er wartet ab, während sich die Balinesen eine zeitlang außerhalb seines Sichtfeldes befinden, da das Risiko, sich ihnen wieder zu nähern, einfach zu groß ist. Stattdessen spitzt er die Ohren und lauscht angespannt. Schließlich entfernen sich die Motorengeräusch wieder. Noch länger kann er nicht warten, wenn er die Spur nicht verlieren möchte. Sukamo beschleunigt wieder und trifft schließlich gleichfalls auf den Waldpfad. Da er keinen anderen Weg entdecken kann, folgert er, dass sich auch die Balinesen dieses Weges bemächtigt haben müssen, was auch durch die Spuren bekräftigt wird, die Sukamo im aufgewühlten und zunehmend schlammigen Erdreich entdeckt. Es kostet ihn einiges an Geschick, den Waldpfad zu nehmen, aber es bleibt ihm nichts anderes übrig.


    Aufmerksam mustert er den Pfad vor sich, doch irgendetwas erscheint ihm seltsam. Vom Regen durchnässt trifft es ihn plötzlich wie ein Schlag. Er hat drei Motorräder verfolgt, doch auf dem Pfad erkennt er nur zwei Spuren. Noch ehe er richtig darüber nachdenken kann, hört er von hinten das Geräusch einer sich nähernden Maschine - er ist vom Jäger zum Gejagten geworden...