[IP] Electric Dreams

  • -1898-


    Tarminah zu schultern war wie erwartet kein Problem, wobei Bewusstlose wie immer schwerer zu tragen waren, da sie in keinster Weise mithalfen, ein Abrutschen zu verhindern. Weiter erschwerend kam hinzu, dass Mike darauf bedacht war, die gefesselte Frau nicht noch zusätzlich zu verletzen oder weitere ihrer Wunden zum Aufbrechen zu bringen, nachdem er sie gerade erst grundlegend versorgt hatte.


    Die Gangmitglieder auf dem Flur schauten einen winzigen Augenblick etwas angespannt, aber anscheined wollten sie hier, ohne ihre Verstärkung auf dem Hof keinen Streit anfangen. Oder sie waren schlicht froh, dass Simon, Lak und die anderen sich um dieses Problem gekümmert hatten. So etwas sagte denn auch Lak, als sie unten ankamen, wobei Mikhail hoffte, dass ihre Worte der Wahrheit entsprachen. Er selbst war sich da keineswegs sicher, da sie immer noch nicht wussten, welche Rolle Tarminah in dieser Sache spielte oder was sich tatsächlich hinter dem SPuk verbrag, von dem die Blades gesprochen hatten.


    Da sie jedoch nicht hierher gekommen waren, um dieser Gang zu helfen, sondern um ihren Freund zu finden, beschäftigte ihn diese Unsicherheit nicht weiter. Seine Gedanken galten eher der Rückkehr zu ihrem Fahrzeug und wie sie ihr Mitbringsel sicher zur ASPS schaffen konnten. Wenn sie es ohne Probleme in den Bus packten, wären einsatzbereite Tranq-Patches hoffentlich ein probates Mittel, Tarminah im Fall einer Bessenheit unter Kontrolle zu behalten, jedenfalls hoffte der Troll, dass sowohl er als auch Simon durch ihre übermenschlich verstärkten Reflexe schnell genug dazu wären.

  • -1899-


    Sowohl Hernanto als auch der Anführer der Truppe nicken. Da der Ork sich anschließend anderen Dingen zuwendet, zögert Hernanto kurz, beschließt dann aber, sich doch noch in Worten erkenntlich zu zeigen.


    "Danke für eure Unterstützung. Die Bewohner des Hauses sind euch zu Dank verpflichtet."


    Dann schließt sich auch Hernanto wieder den Gangern an, die nun - an den Runnern vorbei - das Treppenhaus betreten und sich auf den Weg nach oben machen. Lak und die anderen sind derweil froh, das Gebäude wieder verlassen zu haben. Mike drängt ein wenig zur Eile, möchte er doch möglichst verhindern, dass jemand mitbekommt, wie er Tarminah auf den Schultern durch die Gegend trägt. Ungünstigerweise müssen sie ein Stück Weg zurücklegen, bevor sie wieder am Wagen sind, doch das lässt sich nicht verhindern. Indra und Simon halten die Augen offen, können aber keine Anzeichen dafür ausmachen, dass irgendjemand sie bemerkt, während sich die Truppe an den Rückweg macht. Nachdem die schmale Gasse erneut passiert ist, befinden sich Mike und die anderen wieder in der Sackgasse, wo sie den Wagen zurückgelassen haben. Indra setzt sich hinter das Steuer, während Mike Tarminah vorsichtig nach hinten verfrachtet. Ihm, und auch den anderen, ist klar, dass Simon und er selbst die junge Frau die ganze Fahrt über nicht aus den Augen lassen werden.


    Als Nairi und Lak eingestiegen sind, vollführt Indra ein langwieriges Wendemanöver, um den Rückweg antreten zu können. Nairi schaut nach hinten. Als wolle sie sich selbst beruhigen, murmelt sie noch einmal, dass sie weiterhin astral wahrnimmt und dort nichts Auffälliges erkennen kann. Die Rückfahrt gestaltet sich unspektakulär, zerrt aber immens an den Nerven eines jeden einzelnen, da sie erneut entsprechend lange dauert. Niemand fühlt sich wirklich wohl - und dieses Gefühl ruft ein der Enge des Wagens eine Art von Bedrückung hervor. Als Indra schließlich wieder auf den Parkplatz der ASPS-Zentrale einbiegt, sind alle heilfroh, den Wagen verlassen zu können. Mike übernimmt erneut die Rolle des Lastenträgers, und von Nairi geführt, betreten sie das Gebäude. Auf ihrem Weg nach oben treffen sie auf niemanden, was ihnen aber nur recht sein kann. Dann führt die Elfe sie einen von mehreren parallel angeordneten Räumen, wo Mike Tarminah auf die dort befindliche Couch legt. Nairi erklärt, dass der Raum von einem Hüter umgeben sei, was Tarminahs Verwahrung um einiges sicher gestalten sollte.

  • -1900-


    Tarminah liegt dort. Ihr schwarzes Haar ergießt sich wie ein düsterer Strom über ihr Gesicht. Sie gleicht einer Puppe, und die mögliche Wahrhaftigkeit dieses Wortes verfängt sich in den Gedanken der Anwesenden. Nairi mustert sie fasziniert.


    "Wer ist sie?"


    Fragt die Elfe Lak leise, während Indra sich in die Nähe der Couch gestellt hat, den Kris noch immer in seiner Hand.

  • -1901-


    Mike war froh, als sie Tarminah endlich sicher und ohne Zwischenfälle zur ASPS gebracht hatten. Nachdem er die junge Frau möglischt sanft abgelegt hatte, schloss er sein Medkit wieder an sie an, um so eine Art primitiven Biomonitor zu haben, der den Zustand der Bewusstlosen im Rahmen der Möglichkeiten des Medkits überwachte.


    Die Anspannung fiel spürbar von ihm ab, wenn auch nicht vollständig, bis sie nähere Informationen hatten.


    Nairis Frage, wenn auch an Lak gerichtet, hörte der Troll und antwortete leise und ohne den Blick von Tarminah zu nehmen:
    "Wir, beziehungsweise Croaker, haben sie bereits früher getroffen und er hatte anscheined großes Interesse an ihr. Zwischenzeitlich bestand sogar die Befürchtung, dass sie ihn soweit erobert hätte, dass er nicht mit uns zusammen arbeitete. Sie hatte damals Verbindungen zu einer Kebatinan-Sekte" - Mike suchte in seinen Erinnerungen, bis ihm der Name wieder einfiel - "Namens Gerhana. Was genau sie mit der Sekte verband und wie sie dahin kam, wissen wir nicht. Croaker ging wohl nur zum Schein auf ihr Spiel ein, denn schlussendlich war er bei dem Ritual, welches die Gerhana durchführen wollte, wieder auf unserer Seite."


    Hatten sie nicht damals auch einen Video-Feed des Rituals gemacht und an irgend eine Gruppierung verkauft verkauft? Das war über Simon gelaufen, Mike hatte nur sein Einverständnis gegeben und hinterher das Geld erhalten. Vielleicht wusste der Norm mehr darüber, an wen das Vid gegangen war ...

  • -1902-


    Nairi hängt Mike förmlich an den Lippen, als er die vergangenen Ereignisse, die er und die anderen gemeinsam auf Java erlebt haben, rekapituliert. Dann räuspert sich Indra.


    "Sie wacht auf."


    Ist seine tonlose Stimme zu vernehmen. Alle Köpfe wenden sich in Richtung der Couch. Langsam öffnet Tarminah die Augen. Das glatte, schwarze Haar rinnt von ihrem Gesicht, als würde sich der Vorhang in eine andere Welt öffnen. Ihre Stimme klingt noch schwach und distanziert, gewinnt aber schnell an Lebendigkeit.


    "Ich hatte einen seltsamen Traum... ."


    Beginnt sie, bevor sich ihre dunklen Augen fokussieren und wahrzunehmen scheinen, dass sie nicht alleine im Raum ist.


    "Ihr sucht ihn, nicht wahr?"

  • -1903-


    Lak weicht bei Tarminahs Stimme erst einen Schritt zurück aber dann vertraut sie auf die Macht des Hüters die Schattenwesen abzuhalten.
    Aber was ist wenn sie schon besessen war? Von einem sehr mächtigen Kurawa mit der Maskierungsfähigkeit.
    Ob sie wirklich Croaker meint? Nach ihrer letzten Begenung auf dem Opferplatz war sie ja auch etwas verwirrt.


    "Hallo Tarminah, wie fühlst du dich? Weisst du noch wer wir sind?"

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -1904-


    Tarminahs geklärter Blick wird wieder glasig, so als schweife sie in ihrer eigenen, trüben Gedankenwelt umher.
    Sie senkt den Kopf, sodass ihr Haar hinab fällt und den Boden des Raumes streift. Plötzlich rinnt eine einzelne Träne aus ihrem rechten Auge, die sich bald mit weiteren verbindet, die ihr folgen und ihre zarten Wangen benetzen. Sie schluchzt leise, kaum hörbar.

    "Warum hat er mich nicht angenommen? Warum kann er mich nicht lieben?"


    Gedemütigt hält sie den Blick zu Boden gerichtet. Ihre zitternde Stimme wird wieder fester, entschlossener und trägt nun einen fanatischen Hauch in sich.

    "Ich wollte ihm mein Blut geben. Es ihm schenken. Es ist wertvolles Blut. Kostbar. Er hätte es nutzen können. Vielleicht hätte das Blut uns wieder zusammengeführt."


    Indras Griff um den Kris verstärkt sich unmerklich. Sein Blick geht kurz zu Nairi, doch die Elfe, die wie angewurzelt da steht, schüttelt sachte ihren Kopf, um anzuzeigen, dass alles in Ordnung und Tarminah ihr eigener Herr ist.

  • -1905-


    Schon auf dem Weg zum Auto hatte Simon sich sicherheitshalber seine Schockhandschuhe übergezogen. Glücklicherweise blieb Tarminah jedoch bewusstlos, bis die Gruppe das Gebäude der ASPS erreicht hat. Er ist ein klein bisschen überrascht, als Lak sofort das Gespräch mit der aufwachenden Frau übernimmt, hat aber keinerlei Einwände. Ihr erstes Gefasel passt für ihn genau zu dem Kult, dem sie angehört hatte. Fanatische Spinner mit einer verqueren Weltanschauung. Wenn sie nur nicht mit solch großen Gefahren spielen würden... Wie Croaker wohl mit dieser Frau wieder aneinandergeraten war? Wie die Motte zum Licht...

  • -1906-


    Nach einem kurzen Moment der Stille, hebt Tarminah wieder ihren Kopf. Die Tränen sind versiegt, dennoch wirkt ihr Blick gequält und verloren.


    "Ich kann nicht mehr zurück. Ich habe meine Familie entehrt. Mein Blut ist alles, was mir geblieben ist. Könnt ihr das verstehen?"

  • -1907-


    Das Gerede über Blut gefiel Lak überhaupt nicht. Entweder war Tarminah verrückt oder Croaker war ein Vampir oder Croaker war ein Blutmagier oder Croaker war ein Blutmagier-Vampir oder Croakers Geisterfreundin war ein Blugeist oder ... .
    Vielleicht hatten sie ja Glück und Tarminah war wirklich nur verrückt. Aber das sie nicht mehr zu ihrer Familie zurückkonnte musste hart sein. Lak weitverzwigte Familie war zwar auch etwas verrückt und teilweise auch ziemlich geldgierig aber sie war auch eine Familie auf die man sich verlassen kann wenn man Hilfe braucht.
    "Ich verstehe das Tarminah. Es tut mir sehr leid für dich. Aber wir müssen auch Croaker finden. Bitte erzähle uns genau was passiert ist."

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -1908-


    Ein seltsames Lächeln huscht über Tarminahs Züge, verschwindet aber rasch wieder. Und plötzlich scheint die junge Frau unsagbar müde. Sie lehnt sich zurück, schließt für einen Moment die Augen und öffnet sie dann wieder. Weder Lak und noch einer der anderen ist dazu in der Lage, zu erkennen, was in Tarminah tatsächlich vorgeht. Ihr Inneres scheint zerrüttet zwischen Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch zumindest sind Laks Worte bis zu ihr vorgedrungen.


    "Ich kehre zurück an den Ort, an dem Feinde Freunde geworden sind und Freunde zu Feinden wurden."


    Tarminah sucht ein letztes Mal Laks Blick.


    "Das waren seine Worte."


    Dann bricht der kurze Blickkontakt ab. Tarminah versinkt in Schweigen. Obwohl sie die Augen nicht schließt, senkt sie erneut den Blick und scheint sich vollkommen gegenüber ihrer Umwelt abzuschotten. Als Lak sie noch einmal anspricht, bleibt sie ihr eine Antwort schuldig. Mike wirft Lak einen Blick zu, doch der Ausdruck der Thai ist eindeutig. Tarminah hat das gesagt, was sie zu sagen bereit ist und wird - außer unter Zwang - nichts weiteres mehr preisgeben.


    "Ich werde dafür sorgen, dass man sich um sie kümmert."


    Wirft Nairi leise ein.


    "Aber die ASPS ist kein Wohltätigkeitsverein. Ich glaube nicht, dass man sie längere Zeit aufnehmen wird."


    Fügt sie dann noch erklärend hinzu.


    "Übrigens hat man mir mitgeteilt, dass wir weitere Unterstützung bekommen werden. Auch wenn es nicht gerade offiziell ist, ist die ASPS immer recht gut über die meisten durchreisenden Erwachten informiert, da sich die lokalen Dukun und vor allem das Militär bisher größtenteils eher ausweichend verhalten haben, was die Erforschung oder den Zugang zu Informationen über das Alam Gaib angeht."

  • -1909-


    SIN :


    Die Nacht in der alten Sultansstadt Yogjakarta hat etwas Elektrisierendes an sich. Ein lauwarmer Regen geht über die alte Hauptstraße, die Jalan Malioboro, nieder, perlt von den Dächern und den Plastik- und Stoffüberdachungen der zahlreichen Handelsstände, die entlang der Straße errichtet wurden. Der Nachtmarkt, eingehüllt in ein tanzendes Zwielicht aus nächtlicher Dunkelheit und dem schummrigen Licht endloser Lichterketten, ist stark belebt, sowohl mit Menschen und Tieren als auch mit Fahrzeugen. Der Einfluss natureller Elemente ist in Yogjakarta ausgeprägter als in vielen anderen Städten auf Java. Das Meer, und damit der Einfluss der mächtigen Göttin der Südlichen See, ist nahe, gleichfalls sind es aber auch die Berge, angeführt von ihrem Herrscher, dem gewaltigen Vulkan Merapi. Eingeschlossen zwischen Feuer und Wasser scheint die traditionsreiche Stadt, das einzige noch verbliebene Sultanat in der Javanischen Republik, seit je her ein Spielball der alten Naturgewalten gewesen zu sein. Yogjakarta ist nicht nur eine Stadt der Kultur, sondern auch der Künste und der Magie. In ihren Straßen und Gassen sieht man deutlich mehr Metamenschen, als irgendwo sonst auf der Insel, sodass Cheveyo - obwohl durch seine Größe natürlich imposant - sich nicht allzu beobachtet fühlt. Zumindest bis zu dieser Nacht nicht.


    Erst vor kurzem ist er aus den Bergen zurückgekehrt, wo er im Auftrag der ASPS unterwegs gewesen ist, die nach wie vor offiziell und verdeckt Forschungen des hiesigen Astralraums und der mannigfaltigen erwachten Flora und Fauna durchführt. Und jetzt hat er von Direktorin Larel erneut eine Einladung erhalten, was ihn auf die Jalan Malioboro geführt hat, über deren verwinkelten Bazaren die ASPS ihre Niederlassung aufgeschlagen hat. Obwohl sein letzter Auftrag, die Begleitung einer kleinen Forschergruppe in die Berge, reibungslos verlaufen ist, wird Cheveyo in dieser Nacht das Gefühl nicht los, dass ihm jemand folgt. Und es wäre äußerst ungewöhnlich, wenn sein Jagdinstinkt ihn diesmal im Stich lassen würde.

  • -1910-


    Cheveyo seufzte während er die Jalan Malioboro entlang lief. Den lauwarmen Regen der einer Dusche glich, nahm er hin und dachte über die letzte Reise nach. Hier am anderen Ende der Welt war vieles anders als er es aus seinem Land in der Sioux-Nation kannte. Er war jetzt schon, wie er fand, viel rum gekommen und hatte bis auf die Antarktis, Afrika und Südamerika jeden Kontinent gesehen, aber so einen dichten Wald, hier wurde sowas Dschungel genannt, hatte er zuvor noch nie gesehen. Die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt war schier unglaublich. Er rief mit einem Gedankenbefehl die Bilder auf die er während des Ausflugs in die Berge gemacht hatte und ließ sie als Diashow vor seinen Augen ablaufen. Er hatte auch einige Aufnahmen von erwachten Tieren machen können, unter anderem einer riesigen Spinnenart die mit der aus dem Amazonas stammenden Monsterspinne verwandt zu sein schien und er wäre gerne noch ein wenig länger geblieben um sie näher zu erforschen, wenn die Direktorin Larel ihn nicht eine Einladung hätte zukommen lassen. Deswegen war er jetzt hier, lief zielstrebig aber nicht hektisch den Weg, der ihm über die Bildverbindung seiner Kontaktlinsen ins Sichtfeld eingeblendet wurde. Da er die meisten Leute die ihm begegneten um mehr als einen halben Meter überragte und sie ihm auch ohne ihn großartig zu beachten, was ihn ebenfalls überraschte als er hier ankam, da er sonst eher nur misstrauische Blicke erntete, aus dem Weg gingen, kam er mühelos voran. Es war einiges los in dieser Stadt, die sich auch ziemlich von dem Unterschied was er bisher gesehen hatte, die Straßen waren mit Menschen, Fahrzeugen und sogar mit vereinzelten Tieren überfüllt. Plötzlich bemerkte er es, etwas war anders als sonst. Er hatte es anfangs fälschlicherweise für das Gefühl des Unwohlseins gehalten, das er immer hatte wenn er in so großen Menschenmengen, wie es hier definitiv der Fall war, unterwegs war. Aber nun spürte er, dass dieses Gefühl von etwas anderem herrührte. Seine Instinkte sagten ihm das er verfolgt wurde und das anscheinend schon eine ganze Weile. Ohne sich um zusehen oder sich etwas anmerken zu lassen ging er weiter. Er ließ sich von seinen Instinkten leiten, in seinem Kopf hörte er die Stimme seines Vaters, als er ihm eine der wichtigsten Regeln der Jagd erklärte und wusste, was zu tun war.
    Cheveyo schaute sich aufmerksam um ohne dabei den Kopf zu drehen. Er entdeckte eine schmale Gasse zu seiner rechten, die aufgrund fehlender bunt leuchtender Reklametafeln und spärlicher Straßenbeleuchtung relativ dunkel war. In diese bog er ab und konnte sehen, das sie in einen Innenhof eines Häuserblocks führte. Sie war fast menschenleer und während sich zu beiden Seite noch einige kleine, schäbig wirkende Stände befanden, steuerte er weiter auf den Innenhof zu, der fast gänzlich im Dunkeln lag. Als er schließlich in den Innenhof kam, der lediglich im fahlen Schein einer Lampe am anderen Ende des Hofs schwach beleuchtet wurde, fiel ihm sofort der große Müllcontainer zu seiner linken auf, der von der Nacht fast gänzlich umhüllt im dunkeln lag. Dank seiner Größe konnte er sich mühelos hochziehen, war im nächsten Moment schon auf ihm drauf und sprang von ihm auf den zum Innenhof offenen Gang des ersten Stocks, wo er sich im Schutz der Dunkelheit und halb durch einen Plastbetonpfeiler verdeckt bereit machte. Er zog mit der linken seinen matt schwarzen Kompositbogen, der sofort ausklappte und sich selbst spannte, von seinem Rücken und mit der rechten einen Schockerpfeil, aus einem der vier Köcher, den er auf die Sehne legte, den Bogen Schußbereit spannte und schließlich abwartete, während er in Richtung der Gasse aus der er vor ein paar Sekunden gekommen war, zielte. Er schloß die Augen, bedacht darauf sich ganz auf seine Instinkte und sein Gespür zu verlassen, welches ihm verraten würde ob, von wem und wie vielen er verfolgt wurde.

  • -1911-


    SIN :


    Einen kurzen Moment lang geschieht nichts - dann betritt ein einzelner Mann die Gasse. Sein Oberkörper ist in eine Weste über einem einfachen Batik-Shirt gehüllt und er trägt eine lange, schwarze Hose zu festem Schuhwerk. Mit seiner rechten Hand fährt er sich durch sein schwarzes, durchnässtes Haar, bevor er zielstrebig zu dem kaki lima-Händler schreitet, der am Anfang der Gasse seinen Imbissstand aufgebaut hat und hinter seinem voll beladenen Karren an einem dampfenden Wok hantiert. Der Mann schiebt sich einen der Plastikhocker zurecht, die der Händler vor seinem Karren positioniert hat, und setzt sich anschließend, um seine Bestellung aufzugeben.

  • -1912-


    Cheveyo ließ den Bogen ungläubig ein wenig sinken, als der Mann der um die Ecke ebenfalls in die Gasse kam zu einem der dortigen Imbiss Stände umschwenkte und sich setzte. Cheveyo war einen Moment verwirrt, sein Blick blieb aber weiterhin misstrauisch in Richtung des Mannes sowie der Gasse gerichtet. Der Mann aber bestellte nur etwas bei dem Händler und verhielt sich alles andere als Verdächtig. Cheveyo's Blick wanderte von dem Mann die Gasse entlang und wieder zurück. Er würde warten, der oder die Verfolger würden noch kommen, sagte ihm sein Jagdinstinkt und der, das wusste er aus der Vergangenheit lag nie falsch und hatte ihm schon so manches mal das Leben gerettet.
    Eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Jagd ist Geduld
    Rief er sich eine weitere Lektion seines Vaters ins Gedächtnis. So verharrte er regungslos im dunkeln der Nacht, während er in die Gasse blickte.

  • -1913-


    Welchen Ort könnte Croaker gemeint haben an dem Freunde zu Feinden werden oder umgekehrt?


    Yogjakarta? Hoffentlich nicht, da sind die Hühner zu aggressiv und man wollte mich der Göttin Sarpakenaku opfern. Feinde zu Freunden. Freunde zu Feinden. Hongkong? Mit den Electric Waves soll doch irgend etwas passiert sein.


    Das die ASPS Tarminah irgendwann auf die Strasse setzt ist auch suboptimal. In ihrem Zustand und ohne Familie wird sie höchstens als Prostituierte oder Ghulfutter oder beides enden. Blöderweise haben wir sie mitgenommen, das würde für uns schlechtes Karma bedeuten.
    Weitere Unterstützung klingt jedoch ganz gut.


    "Darf ich fragen um welche Art von Unterstützung es sich haldelt, Nairi?"

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

    Einmal editiert, zuletzt von Tildus ()

  • -1914-


    Nairis Blick löst sich von Tarminah. Als wäre sie aus einem flüchtigen Traum erwacht, streift sie sich wieder eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und lächelt Lak zu.


    "Nun, es ist erwachte Unterstützung - so viel kann ich schonmal verraten. Mehr weiß ich aber leider auch noch nicht."


    Sie senkt ganz kurz den Blick, um sich zu entschuldigen.


    ...


    SIN :


    Cheveyo wartet, liegt auf der Lauer, doch die Szenerie in der Gasse wandelt sich nicht. Mit der typisch javanischen Gelassenheit reicht der kaki lima-Händler dem Fremden eine kleine, schäbige Schale mit dampfendem Soto. Der Mann hebt die Schüssel an, pustet und leert sie dann in nur wenigen Zügen. Cheveyo erkennt, wie er dem Händler einige Rupiah, das Überbleibsel der alten, harten Währung, entgegenreicht. Dann steht er auf. Er wendet sich wieder der Hauptstraße zu, blickt jedoch, bevor er aus der Gasse verschwindet, noch einmal zurück. Sein Blick mustert für einen Moment lang die Tiefe der Gasse und den dahinter liegenden, in Dunkelheit getauchten Innenhof, in dem sich Cheveyo versteckt. Dieser meint noch, den Anflug eines Lächelns auf dem Gesicht des Mannes zu erkennen, bevor ihm dieser endgültig den Rücken zukehrt und rasch im Gewimmel der Jalan Malioboro verschwindet.

  • -1915-


    Cheveyo war sich nicht sicher ob der Mann nur in seine Richtung oder sogar ihn direkt angeschaut hatte und das beunruhigte ihn etwas. Zumindest hatte sein Instinkt ihm nicht in Stich gelassen, auch wenn er etwas perplex war, jetzt wo der Mann einfach ging und nicht wieder auftauchte. Als der Typ nicht wieder um die Ecke kam, nahm Cheveyo den Schockerpfeil von der Sehne und steckte ihn wieder in den Köcher, aus dem er ihn zuvor gezogen hatte. Seinen Bogen ließ er mit einer knappen Bewegung zusammenklappen und schob ihn in die Schlaufe auf seinem Rücken, ging in den Innenhof hinab und die Gasse entlang. Nachdem er seinen Blick kurz über die Menschenmenge der Jalan Maliboro schweifen ließ, den Mann aber nicht entdeckte, ließ er sich wieder den Weg zur Niederlassung der ASPS in seinem Sichtfeld einblenden und legte den restlichen Weg in wenigen Minuten zurück. Als er vor dem Gebäude stand, blickte er noch einmal in die Richtung aus der er gekommen war bevor er es betrat, konnte den Mann aber auf die schnelle nicht entdecken. Im Eingangsbereich blieb er dann stehen und sandte der Chefin des ASPS eine Nachricht zu, das er im Eingangsbereich warten werde. Er nahm seinen großen Survivalrucksack ab und setzte ihn neben sich auf dem Boden, öffnete seinen Tarnanzug in Wildnistarn etwas, sodaß seine von der Sonne gebräunte und von etlichen Schnitten und Kratzspuren gezeichnete Brust zum Teil zu erkennen ist sowie einige Ketten aus Leder mit verschiedenenAnhängern, Federn eines Rocks, Krallen und Zähne von teils großem Maßen. Sein Blick schweifte im Eingangsbereich umher, während Regenwasser aus seinen langen schwarzen Dreads auf den Boden tropfte. Das untere ende des Schaftes seines Speeres war rechts hinter seinem Kopf deutlich zu erkennen, ebenso die vielen Enden der Pfeile aus den vier Köchern, je zwei links und zwei rechts die hinter seinem Rücken hervorlugten. Sein Gesicht war markant, hart, gebräunt und wettergegerbt, sein Blick entschlossen und ernst, seine Augen schwarz und gefühlskalt, wie die eines Raubtiers. Seine massige Gestalt von immerhin 2.35m ist imposant was durch seinen athletischen, durchtrainierten Körper der unter dem Kampfanzug leicht zu erahnen ist noch verstärkt wird.

  • -1916-


    SIN :


    Die Niederlassung liegt über einer der Einkaufspassagen, die von der Straße aus parallel zu den Seitenstraßen verlaufen und zumeist die untersten Geschosse der großen Gebäude einnehmen.In diesen Passagen haben sich weniger fest etablierte Geschäfte niedergelassen als ein Sammelsurium wechselnder Händler, die Antiquitäten, Elektroartikel, raubkopierte Software, Paraphernalia und vieles mehr verkaufen.


    Die Niederlassung der ASPS, versehen mit dem ASPS-Logo, das sowohl AR als auch mit Astralfarbe vorhanden ist, besteht aus mehreren Büroräumen, einem Konferenzsaal, einigen Laboren und Lagerräumen, ist insgesamt gesehen aber eher als klein zu bezeichnen. Samantha Larel, eine Halbfranzösin, ist die Leiterin der Niederlassung. Die Frau Ende 30 hat wallendes, kastanienbraunes Haar, das an edles Tropenholz erinnert. Wie immer trägt sie auch an diesem Abend ein einfaches, aber farbenfrohes Batikkleid und mehrere Spangen im Haar. Um ihren schlanken Hals ruht ein einfaches Lederbändchen mit einem Jimat, einem traditionellen Talisman, der Schutz vor bösen Geistern gewähren soll. Als Cheveyo eintritt, lächelt sie, während sie anerkennend seine imposante Gestalt mustert.


    "Ich heiße Sie willkommen. Ich hoffe, die Zeit in den Bergen war angenehm."


    Mit einer Handbewegung deutet sie von hinter ihrem Schreibtisch auf ein robust aussehendes Sofa aus schwerem Holz.


    "Bitte, nehmen Sie doch Platz. Möchten Sie etwas trinken?"

  • -1917-


    "Ich heiße Sie willkommen. Ich hoffe, die Zeit in den Bergen war angenehm."
    Cheveyo nickt als Larel ihn willkommen heißt.
    "Ja es war sehr schön dort...die Pflanzen- und Tierwelt in diesem Teil der Erde ist sehr interessant...", meint er, sein Gesicht bleibt ausdruckslos aber seine Augen glänzen freudig während er spricht.
    Als sie ihn mit einer Handbewegung bittet sich zu setzen nickt er erneut, zieht aber vorher noch seinen Speer, bedacht darauf es nicht wie eine agressive Handlung aussehen zu lassen, den er neben sich an die Wand lehnt, bevor er sich setzt, wobei das Sofa etwas ächzt. Seinen Rucksack stellt er neben das Sofa auf dem Boden ab und blickt in das hübsche Gesicht der Frau.
    "Danke, aber ich habe noch etwas Quellwasser aus den Bergen... ", mit diesen Worten zieht er eine große Survivaltrinkflasche aus einer Tasche an seinem Gürtel, die er kurz darauf wieder in der selben Tasche verschwinden lässt. Cheveyo war kein Freund großer Worte wie es vor allem in diesem Teil der Welt gang und gebe war um alles lange herum zu reden bevor man zum eigentlichen Kern der Gespräches kam.
    "Nun sie haben mich hergerufen, also planen sie eine weitere Erforschung des...Dschungels... bei der sie meine Hilfe benötigen?
    Er schaut der Frau während er spricht ernst in die Augen und stützt sich dabei mit seinen großen Händen auf den Oberschenkeln ab, was den Anschein einer gewissen Anspannung erweckt, auch wenn nicht klar ist ob es ein antrainierter Reflex oder innere Unruhe ist.