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@Lak:
Es dauerte nicht lange, dann hat Lak sich einen Weg in das Hotelsystem erschlichen. Langsamer als gewohnt, baut sich vor ihren virtuellen Augen die Ikonographie des Hotel Garudas auf, welche - genau wie das äußere - einem neo-kolonialistischen Design fröhnt. Als sich Lak endlich (nach einer für Matrixverhältnisse ewigen Wartezeit) im Foyer eines luxeriösen Hotels wiederfindet, ist sie erstaunt, dass das System optisch doch mehr zu bieten hat, als sie erwartet hatte. Vermutlich handelt es sich bei dem Knoten noch um das alte Hotelsystem, denkt sie sich, was auch die extremen Verzögerungen erklären würde, da Pontianaks Matrixinfrastruktur für Systeme dieser Art einfach nicht mehr gemacht zu sein schien.
Direkt in Blickrichtung schaut Lak auf eine großzügig gestaltete Rezeption mit einem schmuckvoll gekleideten Rezeptionsprogramm in Form eines javanischen Bediensteten aus dem 19. oder beginnenden 20. Jh. (zur genauen Bestimmung fehlt Lak leider die nötige Fachkenntnis). Auch der Rest des Foyers kann sich durchaus sehen lassen. Über der Rezeption thront ein goldenes Garuda-Abbild, während sich zu beiden Seiten des Raumes schlanke Säulenreihen mit goldenen Verzierungen erheben und die gegenüberliegende Seite von einer beschaulichen Sitzgruppe aufgelockert wird, in der sich sogar derzeit einige Icons aufhalten. Als Laks Blick auf einen weiteren Bediensteten fällt, dessen Spiegelbild sie auf dem glänzenden Foyerboden deutlich erkennen kann, bemerkt sie, dass sie selbst kein solches Spiegelbild auf den Boden projeziert - sicherlich ein Nebeneffekt ihres Schleicherprogramms. Noch während sich Lak umschaut, vollführt ihr Analyseprogramm einen gründlichen Systemcheck, der ihr offenbart, dass es neben der Rezeptionsfunktion auch noch ein Mailboxsystem sowie einen, durch eine vergitterte Tür dargestellten Sicherheitszugang gibt.
Mike :
Mike hat es sich im Aufenthaltsraum gemütlich gemacht. Zumindest sofern dies bei seiner Körpergröße, der aufsteigenden Schwüle und der eher spartanischen Inneneinrichtung überhaupt möglich ist. Mit einem Gefühl von lebendiger Sehnsucht denkt er an Bayanis Kofferbar, während sich der Gechmack eines guten Vodkas über seine Zunge zu legen beginnt. Dann hört er plötzlich eine Detonation. Sie klingt dumpf und fern, bleibt allerdings kein Einzelfall, sondern reiht sich in eine ganze Folge von Explosionen ein, die das morgendliche Treiben Pontianaks überlagern.