Verhör von Spielercharakteren

  • Hoi Chummers,


    Momentan schlage ich mich mit dem Gedanken rum, was ich tun müsste, wenn meine Spieler als solche bei Verhöhren einfach auf stur schalten.


    Generell ist das ja kein unbedingt angenehmes Ereignis in der Spielrunde, einen oder mehrere zu kaschen, einzuknasten und zu verhören. Manchmal kommts aber schonmal vor, und auch ich hatte eine solche Situation in meiner Runde. Da wickelte sich das in etwa so ab, das egal, wie die Szene beschrieben wurde, der Spieler seinen Charakter überheblich mit "Du kannst mir gar nichts" spielte.
    Das liegt natürlich oftmals daran, dass der Spieler selbst nicht will, dass sein Charakter zum Verräter wird, oder Schwäche zeigt.


    Was macht man aber, wenn drastische "Verhöhrpraktiken" das überhebliche Grinsen nicht vertreibt, weil der Spieler die Ingame Erfahrung nicht rollenspielerisch ausdrücken kann oder will ? Kennt ihr ein anderes Mittel, als mit Würfel und Meisterwillkür zu winken ?


    mfg Salva


    PS: Wie ihr seht gehts mir nicht mal so sehr ums Verhör sondern ums Nicht-Kooperieren von Spielern in für sie unangenehmen Situationen.

  • Dafür gibt es die Attribute und Fertigkeiten des Charakters - hier mal im allgemeinen die sozialen, und die entsprechenden Regelungen...


    'Kooperation mit dem Spielleiter' ist so eine Sache - meist zeigt es eher, daß die Spieler keine Lust an dessen Railroading haben.


    Dazu kommt, hier in der speziellen Situation, daß wenn tatsächlich nichts effektives in der Gegenhand vorliegt, es genau in dem Fall sehr schwierig wird, soetwas erfolgreich durchzuziehen - egal ob regeltechnisch oder InCharakter... so leicht liefern sich Leute nicht freiwillig ans Messer.


    Ganz abgesehen davon, daß manchen 'Verhörenden' jeglicher Sinn für Feinheiten abgeht, und sie während des Verhörs eigentlich diese Sichtweise nur dadurch bestärken, daß anstatt den zu Verhörenden einzuschüchtern, sie sich infotechnisch immer tiefer in die Scheiße reiten...


    Alles in allem läßt es sich darauf reduzieren, daß, wenn es entsprechende Probleme in der Kommunikation von Vorstellungen gibt, die Runde eigentlich eh quasi gelaufen ist, und man sich mit angenehmeren beschäftigen sollte - mit Spielmechaniken kann man die Situation zwar retten, aber bekämpft erstmal nur die Symptome.

    In a free society, diversity is not disorder. Debate is not strife. And dissent is not revolution.

    George W. Bush

    And while no one condones looting, on the other hand one can understand the pent-up feelings that may result from decades of repression and people who've had members of their family killed by that regime, for them to be taking their feelings out on that regime.

    Donald Rumsfeld

  • Du solltest mal mit deinen Spielern reden. Ich hatte das Problem auch schon und meine Leute halten nichts von gutem Rollenspiel. Da haben ich und ein treuer Spieler mal gezeigt wie sowas abgeht.


    V=Verhörer
    C=Chiz(Der SC)


    V:OK, mein Freund was weißt du über den Überfall auf die Ares-Arkologie?
    C:...
    V:Na?
    C:Ich sage garnichts.
    V:Nun ja, wen du redest werden deine Freunde wahrscheinlich weniger doll zusammen geschossen hm?
    C:*gulp*
    V:Außerdem können wir dir dann einen Vorteil vor Gericht verschafen, was meinst du?
    C:um OK, also wir...


    Und so weiter. Bläue es deinen Spielern ein, dass auch ihre Charaktere nicht immun gegen Angst sind. Würfelwürfe zu benutzen ist dumm. Das hab ich mal probiert und der Spieler war die restl. pielsitzung über stinksauer. Im Zweifelsfall hilft auch der bewehrte Satz: Du willst nicht reden? Dann besorg dir einen Char.-Bogen und einen Bleistift!


    Das klappt zwar könte aber auch zu unmut führen.

    Jeder hasst uns, jeder meidet uns und jeder versucht, uns auszurotten...
    Ich wandere aus, nach Asamando...

  • "Anonymous" schrieb:


    Und so weiter. Bläue es deinen Spielern ein, dass auch ihre Charaktere nicht immun gegen Angst sind.


    Nun, immun gegen Angst ist wohl keiner ... aber Charaktere können sehr wohl bei extrem unterschiedlichen Druckmitteln wirklich brechen.


    Zitat


    Würfelwürfe zu benutzen ist dumm. Das hab ich mal probiert und der Spieler war die restl. pielsitzung über stinksauer.


    Ja nu, Würfelwürfe als Unterstützung des Rollenspiels sind nun einmal exakt dafür gemacht worden.


    Zitat


    Im Zweifelsfall hilft auch der bewehrte Satz: Du willst nicht reden? Dann besorg dir einen Char.-Bogen und einen Bleistift!
    Das klappt zwar könte aber auch zu unmut führen.


    Im Zweifelsfall ist das etwas arg komisch ... IRL können Verhöre über Stunden und Tage hinweg gehen. Für einen Verhörer wäre es etwas komisch, wenn er bereits nach dem ersten gescheiterten Versuch die Pistole zieht. Vom Gefühl, vom Spielleiter jetzt gezwungen zu werden ("Du hast keine Chance, Dein Charakter muß reden") entgegen dem Charakter zu spielen, mal ganz abgesehen.


    SYL

  • Nunja. Würfel sind etwas feines aber zu würfeln und zu sagen: "Du hast gerade augeplaudert, wo dein Schieber wohnt, wer alles bei dem Run dabei war, deren Adressen und die Farben ihrer Schuhe.", kann einem recht schnell die Spieler vergraulen.


    Mit dem letzten hast du wohl recht. Aber ich meine ja auch, dass das als LETZTES Mittel dienen soll. Danke für das Aufmerksammachen auf meinen Fehler, Apple...

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  • "Zombie05" schrieb:

    Nunja. Würfel sind etwas feines aber zu würfeln und zu sagen: "Du hast gerade augeplaudert, wo dein Schieber wohnt, wer alles bei dem Run dabei war, deren Adressen und die Farben ihrer Schuhe.", kann einem recht schnell die Spieler vergraulen.


    Halte ich aber für durchaus legitim. Der Charakter hat nunmal Werte, wie z.B. Willenskraft, und wenn die durch eine Probe gebrochen wird, plaudert er halt, wie im wahren Leben auch. Jeder bricht unter Verhörbedingungen irgendwann zusammen, der eine früher, der andere später.
    KLar kann sich der Spieler hinsetzen, und das Verhör über seinen Charakter ergehen lassen, er wird ja auch nicht gefoltert. Sein Charakter schon, und der bricht nunmal zusammen, wenn seine Widerstandskraft gebrochen ist.
    Und zum Punkt "den Spieler zwingen, entgegen dem Charakter zu spielen"
    Es gibt nunmal Situationen, in denen man sich nicht so verhalten kann, wie man das gerne möchte, um das zu erreichen wird Gewalt bei Verhören schließlich eingesetzt.

    Ich bin nicht die Signatur.... ich mach hier nur Sauber.

  • "Zombie05" schrieb:

    Im Zweifelsfall hilft auch der bewehrte Satz: Du willst nicht reden? Dann besorg dir einen Char.-Bogen und einen Bleistift!


    Du meinst, so wie der bewährte Satz "Dann suchen wir uns doch lieber einen neuen SL, Leute."?


    "apple" schrieb:

    Ja nu, Würfelwürfe als Unterstützung des Rollenspiels sind nun einmal exakt dafür gemacht worden.


    "Zombie05" schrieb:

    Würfel sind etwas feines aber zu würfeln und zu sagen: "Du hast gerade augeplaudert, wo dein Schieber wohnt, wer alles bei dem Run dabei war, deren Adressen und die Farben ihrer Schuhe.", kann einem recht schnell die Spieler vergraulen.


    Der feine Punkt ist Unterstützung... Mechanismen geben den GRad des Ausgangs an, beschreiben tun sie ihn nicht im Detail... und genau diese Details muß der SL nicht aufdiktieren, sondern der Spieler kann sie ausformulieren...


    "ChefPferd" schrieb:

    KLar kann sich der Spieler hinsetzen, und das Verhör über seinen Charakter ergehen lassen, er wird ja auch nicht gefoltert. Sein Charakter schon, und der bricht nunmal zusammen, wenn seine Widerstandskraft gebrochen ist.


    Nun, genaugenommen bedeuten Verhöre nicht automatisch direkte physische Folter... achja, wie der Zusammenbruch genau ausschaut ist auch eine interessante Frage - z.B. bei einem autistischen Zustand war der Spaß wohl für die Katz.

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    Donald Rumsfeld

    Einmal editiert, zuletzt von Rotbart van Dainig ()

  • Zombie: Das ist wahr, die Würfel so zu benutzen ist wirklich eher doof. Wie wärs denn stattdessen vor dem Verhör mit einer entsprechenden Probe, die nicht den Inhalt des Verhörs, sondern die Reaktion der SC bestimmt. Und die konkreten Infos sollen die Spieler mal selber ausspucken. Und erst wenn die Spieler nicht dem Würfelergebnis entsprechend handeln, würde ich als SL sie an die Würfel erinnern. Das klappt natürlich nur bei guten Rollenspielern.



    /e: Mit RvD gleichzeitig gepostet.


    RvD:Ich würde als SL nicht davor zurückschrecken, den Char ins Kittchen zu stecken, wenn die Festnahme echt selbstverschuldet war. Es ist doch Quatsch SR mit einem Verhaftungsimmunitätspass zu spielen. Aber das Thema wurde ja schon an anderer Stelle diskutiert.

    apple zu SOTA-Regeln:
    Ich spiele Shadowrun, nicht Verwaltungsrun.

  • Schöne viele Antworten, Danke dafür. Aber habt ihr alle Sonntag nachmittags nix zu tun ? ;)


    Ich möchte vielleicht noch einen Aspekt besonders bei Verhörszenen hervorheben: Der Charakter befindet sich in eben in einer solchen Lage, und es wird starker Druck auf ihn ausgeübt, in aller erster Linie physischer.
    ( Der Grund warum ich das noch etwas detaillierter beschreibe liegt in meinem Wunsch, demnächst ein Abenteuer zu spielen, in dem eben so etwas auf die Gruppe zu kommt. )
    Nun ist es unrealistisch zu behaupten, ein Held würde solchem Druck ewig standhalten können, doch eben diese Konsequenz muss ja der Spieler für seinen Helden ziehen, und nicht ich als SL. Das von mir oben beschriebene Dilemma tritt ja eben dann auf, wenn der Spieler sich weigert, aus welchen Gründen auch immer, eine Konsequenz für seinen Helden zu ziehen. Wie einige schon sagten, ist es nicht die beste Lösung, da einfach mit Würfelwürfen daherzukommen.
    Den Spieler darauf hinzuweisen: "Spiel mal bitte die Konsequenzen aus !" ist letzten Endes auch Gängelei, und wird beim betroffenen Spieler Unmut auslösen ... auch nicht gut fürs Rollenspiel.


    Generell trifft man solche oder ähnliche Verhältnisse oft mal beim Spielleitern an, Szenen in den der Spieler sich nicht charaktergerecht verhält, weils uncool ist, oder ihm net in die Charakterentwicklung passt.


    mfg Salva


    Edit: Karl_Kochs Vorschlag gefällt mir recht gut, es lässt dem Spieler eine gewisse Freiheit sich zwar den Umständen gezwungenermaßen zu fügen, aber doch zu versuchen das Beste für den Helden herauszuholen.
    Danke dafür.


    und auch bei Apple ist mir was eingefallen: Ängste hat jeder, das Problem tritt besonders dann auf, wenn der Spieler seinen Helden angstfrei spielt. Kein gutes Rollenspiel, aber ich hab so etwas schon erlebt.

  • zum Thema Coolness: Einer meiner Spieler wurde einmal verhört und entschiedsich, ganz cool auf den Polizisten zuzusprinten, ihm die Pistole abzunehmen und sich seinen Weg nach draußen freizuschießen. Er hat es zwar geschafft, die Knarre zu klauen, wurde aber noch im selben Moment, von den Sicherheitsleuten im Raum über den Haufen geschossen.


    Und der Kerl hat auchnoch protestiert, dass Polizisten niemals mit MP's ausgerüstet sind. #-o


    Zombie05, Ghulschwertkämpfer, Seattle


    P.S.:Lonestar Cops sind doch oft mit MP's ausgerüstet, oder? :D

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  • "Rotbart van Dainig" schrieb:

    Nun, genaugenommen bedeuten Verhöre nicht automatisch direkte physische Folter... achja, wie der Zusammenbruch genau ausschaut ist auch eine interessante Frage - z.B. bei einem autistischen Zustand war der Spaß wohl für die Katz.


    Volle Zustimmung, aber genaugenommen bedeutet Gewalt auch nicht, dass es physisch weh tzun muss.
    Ansonsten geb ich dir aber (glaub ich) voll und ganz recht. Der Würfel legt letztlich nur das Ergebnis fest, nicht, wie es dazu kam. Das kann dann jeder selbst ausgestalten, wie er lustig ist.

    Ich bin nicht die Signatur.... ich mach hier nur Sauber.

  • "karl_k0ch" schrieb:

    RvD:Ich würde als SL nicht davor zurückschrecken, den Char ins Kittchen zu stecken, wenn die Festnahme echt selbstverschuldet war. Es ist doch Quatsch SR mit einem Verhaftungsimmunitätspass zu spielen. Aber das Thema wurde ja schon an anderer Stelle diskutiert.


    Tatsächlich? ;)
    Abgesehen davon, daß ich jetzt nicht so ganz verstehe worauf du hinauswillst, ist Railroading, also das völlige Ausschließen aller anderen Möglichkeiten und Chancen, ein wenig etwas anderes als das Gegenteil was du in den Raum gestellt hast.


    "ChefPferd" schrieb:

    Ansonsten geb ich dir aber (glaub ich) voll und ganz recht. Der Würfel legt letztlich nur das Ergebnis fest, nicht, wie es dazu kam. Das kann dann jeder selbst ausgestalten, wie er lustig ist.


    Vor allem legt er nicht das exakte Ergebnis fest.


    "Zombie05" schrieb:

    P.S.:Lonestar Cops sind doch oft mit MP's ausgerüstet, oder?


    Nein, mit schweren Salven-Pistolen.


    "Salva" schrieb:

    Nun ist es unrealistisch zu behaupten, ein Held würde solchem Druck ewig standhalten können, doch eben diese Konsequenz muss ja der Spieler für seinen Helden ziehen, und nicht ich als SL.


    Weder, noch - wiegesagt, das wird über die Werte des Charakters, die Umstände und die Werte des Verhörenden ermittelt...

    In a free society, diversity is not disorder. Debate is not strife. And dissent is not revolution.

    George W. Bush

    And while no one condones looting, on the other hand one can understand the pent-up feelings that may result from decades of repression and people who've had members of their family killed by that regime, for them to be taking their feelings out on that regime.

    Donald Rumsfeld

  • "Zombie05" schrieb:


    Gummihandschuhe???


    Gummihandschuhe. Handelsübliche Gummihandschuhe. Ich empfehle weiss.


    Weniger aufdringlich (und damit eventuell lächerlich) als Gummischürzen, und geben dem Verhörenden darüber hinaus noch den äusseren Anschein des zivil/menschlichen.


    mfG
    jdw

    I am all you claim to loathe. I am rape. I am infanticide.

  • Schwieriger als physische Verhörmethoden ist es noch ( edit: als Spielleiter ), phsychischen Druck zu erzeugen. Fiel mir nur gerade so ein.


    @ Rotbart: Eben das Ermitteln des Ausgangs eines Verhörs nur über die Werte der Kontrahenten ( Cop und Runner ) ist für den Spieler ja mitunter eine extrem frustrierende Situation. Natürlich könnte ich das so abhaspeln, aber dann hätte ich den Thread hier nicht aufgemacht. ;)


    mfg Salva

  • Ein Verhör ist nunmal für den Befragten meist eine extrem frustrierende Situation.
    Wenn die Spieler sich so sehr an die Coolness des Chars hängen, dass die Situation dadurch auch für sie frustrierend wird, sollte man auf derartige Maßnahmen eben verzichten.
    Ohne Würfel wirst du dann an der Situation nicht viel ändern können.
    Wie hoch der Spielspass noch ist, wenn die Charaktere mal unter Zwang stehen, und nicht wie gewohnt agieren können, hängt von den jwlg Erwartungen an ein Spiel ab, und die wirst du letztlich auch nicht durch noch so tolle Tricks ändern können.

    Ich bin nicht die Signatur.... ich mach hier nur Sauber.