Der deutsche Film

  • Um die Diskussion mal aus Daniel, der Zauberer umzulenken biete ich hier ein Diskussionspodium für den deutschen Film per se.


    Just gestern habe ich mir die Bernd Eichinger-Produktion Der Untergang angesehen. Vom technischen Aspekt kein revolutionärer Film, aber dennoch solides Handwerk und sehr gut gemacht. Der momentane Aufruhr ist natürlich dadurch bedingt, daß Hitler hier als Mensch und nicht als geniales Monster portraitiert wird. Doch das ist ja hier nicht das Thema.


    Jedenfalls läuft dieser Film meines Wissens gerade mal eine Woche, und weiß schon enormste Erfolge aufzuweisen. Das Tübinger Museums-Kino war gut gefüllt, und das mag eine Woche nach Start auch noch was heißen. 780.000 Zuschauer sind zwar noch kein Vergleich zu amerikanischen Produktionen, aber für den deutschen Film doch mehr als beachtlich (hier ein kleiner Seitenhieb auf die 8.800 Besucher, die Küblböcks Film nach einer vergleichbaren Zeitspanne aufweisen konnte). Aber was noch viel wichtiger ist: dieser Film wird bereits für eine Oscar-Nominierung gehandelt. Natürlich nur in der "Rand"-Kategorie "Bester ausländischer Film", aber ich weiß gerade nicht wann das letzte Mal ein deutscher Film soweit gekommen ist ("Die fabelhafte Welt der Amélie" als deutsch-französische Koproduktion ist da schwer zuzuordnen).


    Und auch sonst hat sich der deutsche Film gemausert. Nachdem in den 90er Jahren die Qualität des deutschen Kinos schon sprichwörtlich schlecht war (als z.B. Veronica Ferres noch als Flaggschiff des deutschen Films gehandelt wurde), hat sich das Blatt nun ein Jahrzehnt später scheinbar gewendet. Filme wie Goodbye Lenin sind europaweit erfolgreich, und Das Experiment wußte mich mehr als jede Hollywood-Produktion (im "positiven" Sinne) zu schocken.


    So gibt es zwar noch die Übrigbleibsel des deutschen Komödien-Zwangs (siehe zuletzt z.B. Der Wixxer; Herbigs (T)Raumschiff Surprise nehme ich hier als Portierung eines erfolgreichen TV-Konzepts etwas aus), doch liegen ernste Filme im deutschen Filmbereich immer mehr im Trend und wissen inzwischen auch ein gewisses Publikum anzulocken. Filme wie Wim Wenders Land of Plenty wirken in meinen Augen zwar noch arg pretentious (ich finde nie eine passende Übersetzung für dieses Wort, wobei "hochgestochen" es wohl noch am besten trifft), doch ist er ja nicht der einzige Mann im Rennen.


    Hat der deutsche Film also seine Rehabilitation geschafft? Die Oscar-Verleihung nächstes Jahr wird zeigen, ob der deutsche Film auch international wieder eine gewisse Anerkennung erhält (über die Qualität der Oscar-Jury werde ich mich in diesem Thread nicht auslassen). Was sind eure Meinungen dazu? Meidet ihr deutsche Filme im Kino noch wie je zuvor, oder findet ihr inzwischen doch das ein oder interessante Kleinod im heimischen Kino? Oder wird euch sogar erst ein deutscher Actionkracher im Hollywood-Stil von der Existenzberechtigung des deutschen Films überzeugen?

  • Haben wir nicht gerade letztes Jahr schon den Oskar für besten ausländischen Film gewonnen? Irgendeine Frau mit irgendwetwas in Afrika. Und bei den Kurzfilmen sind immer gut dabei (waren doch die Oscars?).
    Nicht zu vergessen bei guten deutschen Produktionen ist auch Resident Evil und 23.

  • Der letzte Oscar für den besten fremdsprachigen Film ging an Kanada, und auch bei den Kurzfilmen erhielt Deutschland keine der begehrten Goldmännchen.


    Resident Evil ist wieder eine deutsch-amerikanische Koproduktion und qualifiziert sich somit nur halb, zumal ja auch Equilibrium gezeigt hat wieviel Pfeffer solche Koproduktionen liefern können.

  • "Toa" schrieb:

    Der letzte Oscar für den besten fremdsprachigen Film ging an Kanada, und auch bei den Kurzfilmen erhielt Deutschland keine der begehrten Goldmännchen.


    Ich glaube, er meinte die Verleihung davor, da gewann "Irgendwo in Afrika" den "best foreign language award".
    Und der war deutsch.
    war aber der erste deutsche film in der kategorie seit langem.

    Ich bin nicht die Signatur.... ich mach hier nur Sauber.

  • Hier eine Auflistung aller deutscher Oscargewinner.


    (zugegebener maßen einfach aussm Spiegel kopiert, faul wie ich bin :P)


    Die komplette Liste der deutschsprachigen Oscar-Preisträger:


    1929 Emil Jannings (1886-1950) als bester Hauptdarsteller in den US-Stummfilmen "Sein letzter Befehl" und "Der Weg allen Fleisches".
    1938 Karl Freund (1890 im böhmischen Königsdorf geboren - 1969), Kameramann und Regisseur, für die Kamera-Arbeit im Melodram "The Good Earth" (Best Cinematography)
    1947 Ernst Lubitsch (1892-1947), deutsch-amerikanischer Regisseur, Schauspieler, Produzent, erhält einen Ehren-"Oscar" (Honory Award) für seinen hervorragenden Beitrag zur Filmkunst
    1948 Alfred Junge (1886-1964), Art director (künstlerischer Leiter) für den Film "Black Narcissus", in der Sparte "Art Direction - Color"
    1951 Franz Wachsmann (1906 im oberschlesischen Königshütte geboren, 1967 in Los Angeles als Franz Waxman gestorben), Komponist, für die Filmmusik in "Sunset Boulevard"
    1952 Franz Wachsmann (Waxman) für die Filmmusik in "A Place in the Sun"
    1955 Karl Freund in der Sparte "Technical Achievement Award" für das "Multicam"-System, bei dem drei Filmkameras gleichzeitig drehen, was die Serienproduktion beschleunigte
    1960 Professor Dr. Bernhard Grzimek (1909-1987), Tierforscher, für den besten Dokumentarfilm ("Serengeti darf nicht sterben")
    1967 August Arnold (1898-1983), Ingenieur und Direktor sowie Mitinhaber der kinotechnischen Firma "Arnold & Richter KG" (München), in der Sparte "Scientific or Technical Award" (Class II - Plakette) für die Erfindung der ersten serienmäßig gefertigten 35-mm-Spiegelreflexkamera ("Arriflex 35")
    1972 Rolf Zehetbauer (1929) Filmarchitekt, für die Ausstattung des Musical-Films "Cabaret" 1980 Volker Schlöndorf (1939), Regisseur, für den Film "Die Blechtrommel" als bester fremdsprachiger Film
    1987 Michael Ballhaus für den Film "Broadcast News" in der Kategorie beste Kamera
    1989 Michael Ballhaus für den Film "Die Fabelhaften Baker Boys" im der Sparte beste Kamera
    1990 Wolfgang und Christoph Lauenstein für "Balance" als den besten kurzen Zeichentrickfilm (Animationsfilm)
    1993 Erich Kästner erhält für sein Lebenswerk als Kamerakonstrukteur den "Gordon E. Sawyer Award"
    1994 Pepe Danquart für den besten Kurzfilm ("Schwarzfahrer")
    1995 Hans Zimmer, Komponist, für die Filmmusik zu dem Disney- Film "Der König der Löwen"
    1996 Firma Denz in der Sparte "Technical Achivement Award" (Academy Certificate) für die Entwicklung einer flackerfreien Farbvideokamera
    1997 Thomas Stellmach und Tyron Montgomery für den besten Zeichentrick-Kurzfilm ("Quest") sowie Volker Engel für die besten visuellen Effekte ("Independence Day")
    2001 Florian Gallenberger für seinen Kurzfilm "Quiero Ser"
    2003 Caroline Link für "Nirgendwo in Afrika" als "Bester nicht-englischsprachiger Film

    Ich bin nicht die Signatur.... ich mach hier nur Sauber.

  • Equilibrium war ein richtig guter Film, der aber meiner Meinung nach, so wie er letztendlich zu bewundern war, nur durch die Mithilfe von Hollywood wurde.


    Die Goldenen Zwanziger in denen Berlin das Mekka der internationalen Filmbranche war, sind wohl oder übel vorbei.


    Heute heisst es wohl, wer die Kohlen hat kann den Film machen.


    Das Problem des deutschen Films ist, das sich selbst in Deutschland niemand für ihn interessiert. Und viel schlimmer es wird nicht genug getan um den deutschen Film ins rechte Licht zu rücken!
    Klar man kann in Programmkinos gehen, aber das bringt den Film auch nicht weg von seiner "Aussenseiterrolle"!

    Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen! - Plato -

  • Hauptsache sie kommen nicht auf die Idee, die beim deutschen Radiomusikprogramm schon länger diskutiert wird, nämlich eine Mindestquote an Teutschem einzuführen. Es graust mir schon dort bei dem Gedanken - den ganzen Tag Pur, Truck Stop oder Kunze (um mal wieder ein bischen zu polemisieren :wink:). Aber es scheint ja gottseidank beim deutschen Mainstream-Film trotz Küblböck&Co vergleichsweise nicht ganz so grässlich auszusehen wie in der Masse der deutschen Popmusik. Selbst Emmerich hat irgendwann mal einen nicht bloß visuell, sondern sogar dramaturgisch und darstellerisch erträglichen Film hinbekommen. Wie hieß der doch gleich...? Ach ja "Arche Noah Prinzip" (so irgendwann mitteende des letzten Jahrhunderts :cry: ).
    Hat eigentlich jemand den gesehen, wo Joachim Król den Auftragskiller spielt, der sich in seine Zielperson verliebt? Ist der ok?

    " ... The only difference between me and this machine
    Is, I run on desparation, she runs on gasoline" steve earle

  • Den Film kenn ich leider nicht.


    Aber ich muss sagen, dass mir die deutschen Filme immer besser gefallen. Der Untergang ist sehr gut. Das Wunder von Bern fand ich sehr nett. Der Wixxer ist köstlich. Die Filme von Bully Herbig kann man sich anschauen, wenn man auf seinen Humor steht. Goodbye Lenin finde ich eher schlecht. Herr Lehmann ist einer der besten Duetschen Fime die ich bis jetzt gesehen habe.


    Ich glaube, dass sich das deutsche Filmgenre langsam aber sicher auf sehr hohem Nievau bewegt. Hier steckt zwar nicht soviel Geld in den Produktionen wie in Amerika, aber dafür wird auf Qualität geachtet.

  • "Der Durst" schrieb:

    ...zumindest fällt mir kein besserer ein von dem ich weiß daß er von R.E. ist.


    äähh.. R.E.??? "Resident Evil"? Nein, das ist keine Person. Was ist R.E.? :(


    ...ach so Emmerich; war noch bei Joachim Król... :)

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    Einmal editiert, zuletzt von Enzo ()

  • Also richtig "große" Kinofilme sind in Dt. wirklich selten - oder schon etwas älter. Spontan fällt mir da v. a. "Das Boot" ein. Auch wenn es keinen Oskar bekam, war es für mich einer der besten Kriegs- (o. wohl eher auch Antikriegsfilme) - und wohl der beste Film über den U-Bootkrieg. :wink:


    Allerdings peinlich wird's in meinen Augen oft, wenn man in Dt. versucht, nach am. Muster Filme zu drehen - nicht, daß die nur gutes Material produzieren, aber dt. Thriller etc. - also die sind oft einfach Sch***e. :evil:


    "Der Untergang" war wirklich ein sehr guter Film. In meinen Augen sehr gut gemacht und so nahe an der Wirklichkeit, wie es ein Spielfilm eigentlich sein kann.
    In dem Fall war es vielleicht sogar besonders gut, daß es ein dt. Film war - so ging man mit dem thema besonders sorgfältig um. Ich bezweifle, daß sich ein "handelsüblicher" US-Film mit dem Thema so sehr an die Realität (so sie rekonstruierbar ist) gehalten hätte...