"Harbinger" schrieb:
Die Polizei/LoneStar/SWAT die die Hände in die Taschen stecken, weil die ersten Schüsse nie tödlich sidn betreiben Metagaming erster Güte, hier ist eine GMV Regelung sicher hilfreich.
Auch dieser Beitrag ist interessant und könnte wieder zurück zum Thema führen.
Das Meta-Gaming-Problem (jeder weiß, was das ist, oder?) tritt auf, wenn sich GMV und Regeln widersprechen (womit wir wieder btt sind). Damit ist es aber letztlich nur ein Schein-Problem: Man könnte in dem gebrachten Beispiel dem SWAT-Team, das den Schuss auf die Geisel abwartet um dann ihrerseits den Entführer zu erschießen, nicht wirklich metagaming vorwerfen, denn in ihrer Welt ist es ja normal, dass ein Schuss nicht tödlich ist und schnell wieder heilt. Problematisch ist, wenn ein Spieler/Meister fordert, dass die NSC/SC sich so verhalten sollen, wie es dem GMV entspricht, auch wenn die Regeln sagen: die Aktion ist Bullshit. Wenn sich beispielsweise ein modifizierter Troll in schwerer Rüstung (sagen wir: Schadenswiderstand über 25) von Sperrfeuer aus Sturmgewehren aufhalten ließe - und selbst wenn das ein Trupp aus sechs Mann auf ihn legt. Er könnte sich den Schaden einfach wegkaufen und unbeeindruckt durchmarschieren. Kenne aber den einen oder anderen SL, der behaupten würde, dass das Metagaming und schlechtes RP wäre.
Von der Warte der SC/NSC her ist es allerdings vollkommen legitim - unter der Prämisse, dass die Spielregeln tatsächlich überall und jederzeit so angewendet werden. Denn damit müssten z.B. die Wissenschaften diese Regeln langsam erkannt haben und ihre Erkenntnisse danach richten, und nicht nach dem GMV der Spieler, denn die SC/NSCs kennen es ja nicht anders und wissen, dass die Welt so funktioniert!
Mimikry hat das gut dargestellt:
"Mimikry" schrieb:
Die Frage, die sich bei Verschränkung von Regeln und Hintergrund stellt ist Teil dieser Diskussion: Allgemeinwissen (...)
Die Frage dabei ist, was man dann tut. Man hat drei Möglichkeiten:
1.) Man wendet stur die Regeln an und benutzt dennoch das Weltbild, das man aus der realen Welt hat. (...)
2.) Man ignoriert die Regeln, wo man sie als unpassend empfindet.
Das hat natürlich das vorgenannte Problem nicht, aber andererseits muss man sich über viele Ausnahmen Gedanken machen.
3.) Man wendet die Regeln an und passt den Hintergrund an.(...) Wem's gefällt...
Letztlich kann man niemals "das Richtige(TM)" tun, denn jede der Methoden hat ihre Probleme.
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Punkt 3) habe ich oben angerissen; nicht die Charaktere müssten ihre Handlungen anpassen, sondern die Spieler sich plötzlich in einer Welt einfinden, die ganz anders ist als die ihnen bekannte. Was gleich die Grundsatzfrage aufwirft, wie eine Welt mit derart komischen Naturgesetzen auf den ersten Blick genauso aussieht wie unsere, nur, dass sie anscheinend wenn's drauf ankommt, ganz andere Ereignisse hervorbringt.
Punkt 2) ist der auf den ersten Blick einfachste Weg. Mich persönlich befriedigt es allerdings auf Dauer nicht, mit vier Seiten Hausregeln zu spielen (und trotzdem noch viele GMV-/Meisterentscheidsituationen im Spiel zu haben), was aber nötig ist, wenn man des öfteren die Meisterrolle wechselt.
Es bleibt die Hoffnung auf eine kontrollierte Evolution der Spielsysteme, auf dass mit jeder neuen Edition alte Fehler verschwinden, ohne dass mehr neue auftauchen.
Punkt 1) führt zu logischen Widersprüchen, die zumindest ich beim Rollenspiel nicht aushalte. Es ist einfach zu absurd, konsequent regeltechnisch bessere Aktionen sausen zu lassen, nur um vermeintlich "gutes Rollenspiel" (tm) zu machen. Vor allem führt das auch leicht zu Konflikten, wenn andere Spieler der Runde ganz anderer Ansicht sind und mehr Wert auf die Regeln legen.
"Das Richtige" ist natürlich schwer zu finden. Dazu ist es erstens nötig, das Regelsystem, das man spielt auszuloten (besser mit Gedankenexperimenten als im Spiel), zweitens das mit seiner Spielrunde zu diskutieren und drittens auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, wie man es handhaben will. Letzteres ist sehr hart, wenn die Runde unterschiedliche Spielstile vereint.
Allerdings stellt sich das Problem ja auch vor allem deswegen, weil die Regelsysteme oft nicht besonders stringent in ihrem Stil sind. Cineastisch oder Realistisch? Grim & Gritty oder Übermenschlich? SR bietet von allem etwas, womit natürlich jeder seine Nische finden kann, aber andererseits auch jeder vieles findet, was ihm nicht gefällt.