Da das Thema teilweise in meinen Hobbybereich geht (aktiver Recurve-Bogenschütze) mische ich mich mal ein
Woher habt ihr die Zahlenwerte?
Mit einem extrem hochgedrehtem Compoundbogen kommt man in die Gegend von 100m/s... 'ne 9mm dürfte um die 350m/s liegen
9mm Kugel wiegt ca. 8g (Blei!), ein Carbonpfeil für den hochgezüchteten Bogen mit 100kg Zugkraft (ich schieße zwischen 32lbs und 34 lbs, also rund 15kg Zugkraft - und das reicht mir schon) kommt auf ein Gewicht von vielleicht 35g.
Faktor 4 Gewichtsvorteil Pfeil, aber (da quadratisch) Faktor 9 Nachteil Geschwindigkeit.
Was Wirkungen von Pfeilen angeht:
a) sie fliegen relativ langsam, da geht nicht nur die Geschossenergie, sondern auch der Impuls ein - Masse * Geschwindigkeit (da ist der Pfeil im Vorteil). Dazu noch Effekte wie Luftreibung, Reibung und Verformung der Projektile im Ziel - ziemlich komplex, ich habe da auch nicht wirklich so den Durchblick von Seiten der Bumm-Bumm-Waffen
b) Pfeilspitzen verformen sich im Gegensatz zu 'ner normalen Teilmantel-Bleikugel nicht und verlieren dadurch nicht Bewegungsenergie (jedenfalls habe ich meine 160gr Stahlspitze mehrmals gegen in das Hartholz der Scheibenständer geschossen und auch ein, zweimal gegen die Steine hinter der Scheibe - gottseidank nix passiert). Da sich die Pfeile nicht verformen haben sie dann auch vermutlich einen niedrigeren Querschnitt als eine Bleikugel die auch noch aufpilzt.
c) Jagdspitzen sind nicht nur spitz, sie sind SCHARF. Kevlar ist ein sehr feines Gewebe welches die Druckkraft einer Patrone aufnimmt und zur Seite leitet - Jagdspitzen schneiden sich dort aber durch. Das sieht aber schon anders aus wenn Platten in der Weste sind. Durch Gewebe schneiden sie jedenfalls auch sehr gut - im Gegensatz zu einer Kugel die mehr drückt und reißt.
Sprich: wenig Gewebeschaden, recht kleiner Wundkanal, dafür eine TIEFE Wunde. Wenn so 'ne Jagdspitze erstmal im Knochen steckt, dann steckt sie vor allem erstmal fest (Knochen rausschneiden hilft)
Was die von euch erwähnten Ritter in Ritterüstungen angeht: Die sind eigentlich deshalb in Mode gekommen weil Kettenhemden gegen Armbrüste und Langbögen keinen Schutz boten (Sprichwort dazu: Aus Sicht eines Pfeiles besteht ein Kettenhemd aus lose miteinander verbundenen Löchern).
Die hatten dann zum Schluss relativ dicke Platten mit einer zusätzlichen Kettenrüstung unten unter - WEGEN Pfeilen, nicht TROTZ. Mit der Einführung der ersten Schusswaffen auf den Schlachtfeldern wurden die dann obsolet: zu unbeweglich und mit 'ner dicken Flitenschloss...err... flinte kam man auch da durch.
Sonstige Anmerkungen zu Bögen: eine maximale Stärke macht Sinn, kommt vom verwendeten Material. Für NICHT-Compoundbögen (also Lang-, Kurz-, Komposit-, Recurve-, Reiter- oder Kyudobogen) macht eine Mindeststärke keinen Sinn, vor allem bei instinktiven Schießen: man zieht so weit aus wie man Kraft hat und lässt los.
Compoundbogen hat den Vorteil dass durch die Mechanik am Auszugsende man nicht die ganze Zugkraft halten muss. 100kg Bogen "verliert" aufgrund von Hebelmechanik auf den letzten paar Millimetern plötzlich 60kg - halten muss man dann nur 40kg. SEHR nett.
Bei Recurve und Compound muss der Auszug des Bogens auch idealerweise zur Auszugs(=Arm)länge des Schützen passen.
Das teure am Bogen ist meist der Grundkörper, die Wurfarme machen vielleicht 30% des Endpreises aus und können gewechselt werden. (Recurve: von Hand. Compound nur mit einer mechanischen Hilfe zum Aushebeln der Sehe). Sprich: Stärke des Bogens und Auszugslänge können an den Schützen angepasst werden.
MfG,
Callan