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Hussein war froh gewesen, dass sie auf der Shiva etwas außerhalb waren. Mit dem Bild von Mas Benji hatte er sich auf das Deck zurückgezogen, die firsche Brise kurz genossen und dann begonnen, sie zu sammeln. Langsam, zuerst kaum spürbar verdichtete sich die Luft scheinbar vor ihm, nahm eine durchscheinede, aber doch sicher wahrnehmbare Gestalt an. Zwei Augen blickten ihn aus dem wirbelden, Nebelschwaden ähnelndem Wesen an, während er noch damit kämpfte, die magischen Energien, welche die Beschwörung freigesetzt hatte zu kontrollieren. Er spürte, wie sie an seinem Nervensystem kratzen und wahrscheinlich war es nur den bionischen Verbesserungen geschuldet, dass die Beschwörung dann doch spurlos an ihm vorüberging.
Mit dem Geist im Schlepptau machte er sich wieder nach unterdecks auf, sagte den anderen Bescheid dass er eine Weile "weg" sein würde, gab Asiz mental den Auftrag, im Astralraum zusätzlich über seinen Körper zu wachen und nachdem er eine Überblickskarte von Makassar studiert hatte begab er sich grob in Richtung des Marktes auf dem Benji verschwunden war. Nicht dass er Mello und seinen leuten nicht traute, aber sicher war sicher.
Der aufgewühlte Astralraum in der Stadt war nahe an der Grenze zu einem körperlichen Schlag ins Gesicht, aber der Geist führte seinen Dienst wie befohlen aus. Nur war das Ziel tot. Niedergeschlagenheit machte sich in Hussein breit. Er flog von seinem Standpunkt aus höher, damit er sich wenigstens grob orientieren konnte, dann trat er auf dem schnellsten Weg den Rückweg an. Den Ludtgeist schickte er vorerst zurück auf seine Metaebene, da er noch ihm noch einen dienst schuldete, dann rappelte er sich auf und ging wieder zu Mellow, Jack und den anderen.
Er setze ein zwei mal zum Sprechen an, bevor er ein Wort herausbekam.
"Ich ... habe Mas Benji gefunden. Das ist die gute Nachricht. Ich habe mir auch so gut es ging eingeprägt wo das war." Er machte eine Pause, weil er nicht so recht wusste, was die Nachricht von Benjis Tod für die Crew bedeuten würde. Dann fuhr er mit matter Stimme fort:
"Leider kam ich zu spät. Wer auch immer hinter der Entführung steckt, ihm ging es um Benji selber, nicht um Geld oder dergleichen. Die Zielperson ist leider tot."
Er aktivierte das Comm und versuchte auf einer Karte so gut es ging die Stelle wiederzufinden und zu markieren, wo Benjis Körper sein müsste. Die anderen musste entscheiden, was sie aus dieser Neuigkeit machen würden. Hussein hatte plötzlich wieder das Bedürfnis nach frischer Luft, also ging er wieder zurück aufs Deck, trotz der schwülwarem Luft leicht fröstelnd. Die Welt schien komplett aus den Fugen geraten zu sein und Makassars Bevölkerung war irre geworden. Natürlich waren die letzen Jahrzehnte kein Paradies gewesen, aber dieser abrupte Ausbruch von Gewalttätigkeit war selbst für einen Mann wie Hussein schockierend. Wie viele würden noch sterben müssen, bevor das Atoll wieder zur Ruhe kam? Und wie konnte er diese Zeit des Irrsins lebendig überstehen?