Konzernwelt, die große Unbekannte

  • So nach dem ich mir zwangsläufig mit der Bankenkrise und damit der globalen Finanzwelt auseinandergesetzt hab. Ist mir mal wieder bewußt geworden wie unbekannt und undurchsichtig Shadowruns Konzernwelt ist. Jeder 3. Charakter kommt aus so einem Verhältnis bzw. aus dieser Welt, aber keiner (die Spieler) kann wirklich beschreiben wie es ist, in der Konzernwelt zu leben.
    Das hangt nicht vom Spieler ab, eher ist es der Mangel an Informationen, die man bekommen kann. Einerseits von den SR-Machern kommt wenig (ok Konzernbücher und grobe Beschreibungen) aber die wirklich "für mich" interessanten Themen werden weg gelassen. Und andererseits ist die reale Konzernwelt sehr undurchsichtig und verschachtelt, so dass die Informationen oft schwieriger zu finden sind als zu anderen Themen. Im Grunde ist der Finanzmarkt also die Konzernwelt eine große Unbekannte für den Normalo, wie mich.


    Und jetzt kommt noch der Shadowrun Universum Sonderfall hinzu, wo Konzerne exterritorial sind. Sprich, ein eigenes Land auf globalem multinationalem Boden darstellen. Das wirft tausend Fragen auf und wir hatten auch schon Diskussionen darüber, wo sich die BWL und VWL Studenten so schön auslassen konnten. Ist ja auch gut, denn sie studieren ja diese "elitäre" Welt und sollen ein Blick für die Rädchen, die diese antreibt, erlangt haben.


    Naja lassen wir die Vorrede...


    Mir geht es um folgende Frage wie sieht das Leben von Joe Lohnsklave und Jane CEO aus? Es geht hier nicht um den Lebensstil (Unterschicht vs. Oberschicht), sondern eher solche Fragen, wie: Wo zahlen sie ihre Steuern? Wo sind sie versichert? Wo und wie werden ihre Kinder ausgebildet? Wie ist der "rechtliche" Stand bei Hochzeiten zwischen Mitgliedern verschiedener Konzerne? D.h. ist es eine Frage der Staatsangehörigkeit? Wie wird von beiden Konzernen dann sichergestellt das keine geheimen Infos, an die andere Seite geraten? Also wird es konzerngesetzlich verboten, steht es in Knebelverträgen, ist so eine Hochzeit (das soll nur ein Beispiel sein) ein Karriere-Kill, oder wird das Ehepaar als Art legaler/illegaler Informationskanal zwischen den beiden Konzernen bewußt benutzt?
    Ok - das sind Microkosmosfragen. Eine Makrokosmosfrage ist aber darunter versteckt. Wie sichert sich die SR-Konzernwelt ab (siehe derzeitige Bankenkrise...)? Hier mussten die Staaten/Länder mit finanzieller Hilfe kommen, wie machen das exterritoriale Konzerne? Haben sie eigene Reserven (worüber werden diese finanziert), gibt es konzerngesetzliche Mindestreserven um Spekulationen solcher Art abzusichern?


    Klar ist dieser Thread reine Spekulation, aber es hilft vielleicht mal diese große Unbekannte sinngemäß zu füllen.


    Bin gespannt auf eure Ausführungen und Überlegungen.


    MfG
    UV

  • Ich versuche die Fragen einzeln anzugehen, deswegen nicht erschrecken vor dem Quote-spam:


    Zitat

    Mir geht es um folgende Frage wie sieht das Leben von Joe Lohnsklave und Jane CEO aus? Es geht hier nicht um den Lebensstil (Unterschicht vs. Oberschicht), sondern eher solche Fragen, wie: Wo zahlen sie ihre Steuern? Wo sind sie versichert? Wo und wie werden ihre Kinder ausgebildet?


    Ausgehend davon, daß Konzerne als "exterritorial" gelten, kommen mir 2 verschiedene Varianten in den Sinn:
    - Joe Lohnsklave, geboren in Seattle, besitzt eine UCAS-SIN. Damit wäre er beim Konzern - sagen wir Ares - angestellt. Er arbeitet in irgendwelchen zweit- und drittklassigen Töchtern von Ares auf sicherheitsunkritischen Positionen und wird je nach Konjunkturlage per hire & fire entweder eingesetzt oder rausgeworfen. Am ehesten würde ich ihn mit einem Zeitarbeiter heutzutage vergleichen. Entsprechend mies ist sein Verdienst und auch mit seiner Loyalität ist es auch nicht weit her.


    - Dem gegenüber haben wir Jane CEO. Sie ist entweder schon als Ares-Bürgerin geboren oder hat sich durch 20 Jahre harte Arbeit / Hochschlafens in eine Position gebracht, wo sie die Möglichkeit hatte, ihre alte SIN (sie ist ja ursprünglich Engländerin) gegen eine Ares-SIN einzutauschen. Man kann sich das vorstellen, wie auch hierzulande heutzutage Gastarbeiter an die dt. Staatsbürgerschaft kommen: Sie arbeiten 20 Jahre hier, zahlen brav Steuern, lassen sich nichts zu Schulden kommen und dürfen die Staatsbürgerschaft danach beantragen.


    Damit wäre ich bei der Steuer-Frage:
    Joe Lohnsklave müßte ja jetzt Steuern an den Fiskus abführen, aber hier haben wir zwei Fälle zu betrachten. Nehmen wir Joe Lohnsklaves Bruder: Dieser arbeitet bei Tacoma Solutions, einer kleinen Versicherungsklitsche in Tacoma. Da diese Versicherung nicht exterritorial ist, zahlt das Brüderchen brav seine Lohnsteuern an den UCAS-Fiskus. Joe Lohnsklave hingegen arbeitet auf dem ausgewiesenen Gelände von Ares Macrotech, untersteht damit der Jurisdiktion von Ares und arbeitet damit de facto im Ausland. D.h. rein von der Seite her würde ich sagen: Steuern zahlt Joe Lohnsklave zwar nicht, aber alle restlichen Beiträge a la Sozialversicherung etc.pp. muß dieser immer noch abführen.

    Nun schauen wir mal auf Jane CEO. Sie arbeitet für Ares Seattle im Management, d.h. aus UCAS-Sicht lebt und arbeitet sie komplett im Ausland. Entsprechend dürfte dann ihre monatliche Zusammenstellung aussehen: Steuern braucht Ares von seinen Mitarbeitern nicht abzuführen, das gibt nur unnötigen Papierkrieg. Alle Kosten Leistungen des Konzerns an seine Bürger sind praktischerweise im Lohn bereits eingerechnet, so daß ein Ares-Bürger vielleicht nur noch einen Teil seines Lohns als Rücklage für die Zukunft / für etwaige Regressansprüche seitens Ares (sollte er den Konzern verlassen etc.pp.) zurücklegen muß.


    Nun die Versicherungen und Ausbildung der Kinder:
    Joe Lohnsklave wird höchstwahrscheinlich einfach die staatlich verordneten Versicherungen haben (Sozial-, Pflege- oder was auch immer), weil er sich mehr darüber hinaus nicht leisten kann. Seine Kinder werden auf irgendwelche staatlich finanzierten (und entsprechend unterversorgten/minderwertigen) Schulen gehen, weil der Besuch der Ares-eigenen Schule in der Enklave seitens "Externer" entsprechend gelöhnt werden muß.


    Jane CEO muß sich um die allgemeinen Versicherungen wie Sozial-, Kranken-, Unfall-, etc. nicht kümmern, da all dies bereits in ihrem Arbeitsvertrag/durch ihren Ares-Pass geregelt ist: In den meisten Fällen kommt der Konzern auf. Was wiederum aber auch heißt, daß eine übermäßige Inanspruchnahme dann auch konzernintern untersucht wird und bei Jane CEO entsprechend in ihrer Akte landet oder sie entsprechende Lohnminderungen erfährt. Sie hat außerdem darüber hinaus die Möglichkeit, für ihr eigenes Geld extrem günstig bei der Ares-Hausversicherung Hermes Insurances Ltd. weitere (exotischere) Versicherungen abzuschließen. Janes Kinder gehen auf eine Ares-Schule für zukünftige Führungskräfte - sie hat durch ihren Bürgerstatus im Konzern ein Anrecht darauf, die Kinder in eine qualitativ hochwertige Bildungsanstalt zu schicken. Wäre Jane CEO eher im mittleren oder unteren Segment - z.B. ähnlich wie Joe Lohnsklave nach 20 Jahren Arbeit für Ares samt Einbürgerung, hätte sie dieses Anrecht nicht und müßte ihre Kinder auf die "normale" Ares-Schule schicken.



    Zitat

    Wie ist der "rechtliche" Stand bei Hochzeiten zwischen Mitgliedern verschiedener Konzerne? D.h. ist es eine Frage der Staatsangehörigkeit? Wie wird von beiden Konzernen dann sichergestellt das keine geheimen Infos, an die andere Seite geraten? Also wird es konzerngesetzlich verboten, steht es in Knebelverträgen, ist so eine Hochzeit (das soll nur ein Beispiel sein) ein Karriere-Kill, oder wird das Ehepaar als Art legaler/illegaler Informationskanal zwischen den beiden Konzernen bewußt benutzt?


    Der rechtliche Stand bei Hochzeiten zwischen Mitgliedern verschiedener Konzerne dürfte ungefähr so verschwurbelt sein, wie der rechtliche Stand zwischen Mitgliedern verschiedener Nationen heutzutage ist: Es geht alleine schon mit der Frage los, wer von beiden Partnern seine Nationalität auf den Nachwuchs überträgt. Es ist imho durchaus denkbar, daß bestimmte Konzerne nach dem Vater gehen, andere nach der Mutter. Ansonsten dürfte eine solche Ehe mit einem Riesenberg von Papierkrieg und Behördengängen verbunden sein - aber schauen wir mal ins Detail:


    Jane CEO hat sich auf einer Konferenz in Volker Vorstand, einem Menschen im oberen Management von Saeder-Krupp verliebt und plant jetzt eine Ehe mit ihm.
    1. Behördengang Ares Seattle: Jane CEO meldet ihrer zuständigen Wohnbehörde ihre Absicht, Volker Vorstand zu heiraten. So sind die Vorschriften und sie würde das auch dann tun, sollte sie jemanden aus dem Ares-Konzern heiraten. Der Konzern ist schließlich um ihr Wohlergehen bemüht, denn fühlt sie sich nicht wohl, leidet ihre Arbeit darunter. Bei der Behörde laufen - nun, da bekannt wird, daß sie einen Saeder-Krupp-Bürger ehelichen will - die Drähte heiß: Zum einen bekommt Jane CEO auf jeden Fall schon mal einen Vermerk in ihre Akte, welche zu einer Sicherheitsüberprüfung führt und sie (vermutlich für ihr restliches Leben) von bestimmten top-secret-Angelegen von Ares ausschließt. Durchaus möglich, daß entsprechend psychologisch trainierte Kräfte losgetreten werden, welche mehr oder minder sanft versuchen werden, Jane CEO von ihrem Vorhaben abzubringen. Das ist für Ares auf jeden Fall die schnellere und billigere Alternative als das, was kommt, sollte Jane CEO darauf beharren, das Ding mit Volker Vorstand so durchzuziehen.
    Nehmen wir einfach mal an, Jane CEO will die Ehe mit Volker Vorstand immer noch durchziehen, also ergeht jetzt eine offizielle Anfrage an S-K nach einem Profil von Volker Vorstand. S-K wird auf diese aber erst reagieren, wenn auch auf deren Seite sich Volker Vorstand bei seiner Behörde gemeldet hat mit der Absicht Jane CEO zu ehelichen und man ihn davon nicht abbringen konnte. Jetzt geht ein Gepokere los, weil jede Partei natürlich möglichst wenig Daten der anderen verkaufen wird - jedoch die verbliebenen Sachen in möglichst vorteilhaftem Licht für sich darstellt um bei etwaigen Regressgeschichten besser da zu stehen. Die Infos der Gegenseite wird man natürlich besonders gründlich analysieren. Je nach Wichtigkeit der Position des eigenen Konzernmitglieds könnte man auch zusätzliche Data-Miner engagieren. Sollten da irgendwelche Unregelmäßigkeiten auffallen, wird man vermutlich ein weiteres Mal versuchen Jane/Volker von ihrem Vorhaben abzubringen mit dem entsprechenden Vermerk darauf, daß die Sicherheit des Konzerns, "der Familie" bedroht ist.


    2. Gut, gehen wir vom unwahrscheinlichen Fall aus, daß es keine Probleme bei den Daten gibt und auch sonst nichts dagegen spricht. Der Eintrag in die jeweilige SiN dürfte das kleinste Problem werden, da man vermutlich einfach mit Verweisen arbeitet. In Jane CEOs SIN steht dann sinngemäß "Ehepartner: Volker Vorstand, SIN- S-K/045351-V02395825062045" analog bei Volker steht dann "Ehepartner: Jane CEO, SIN AR/...."


    3. Nun ist die Ehe unter Dach und Fach rein SIN-technisch. Jedoch zieht sich jetzt ein kleiner Rattenschwanz da hinterher: Bei etwaigen Sicherheitsüberprüfungen sind jetzt beide entsprechend prioritisiert - ebenso bei medizinischen/psychologischen Untersuchungen: sollten da irgendwelche Ungereimtheiten auftreten/häufen, dann haben beide Ehepartner eine Menge Probleme an den Hacken. Durchaus denkbar, daß man diese Ungereimtheiten sogar absichtlich einstreut um die Ehe möglichst bald wieder begründet annullieren zu lassen - am besten in Kombination mit einer Schadensersatzklage. Auf jeden Fall werden beide merken, daß eine derartige Ehe einen Riesenberg Probleme mit sich bringt - die komischen Blicke der Nachbarn/Arbeitskollegen mal ganz außen vor.


    4. Realistischer dürfte dann eher sein, daß einer der Ehepartner seinen Konzern offiziell wechselt und damit auch seine Konzernzugehörigkeit. Dann fällt Punkt 3 an, allerdings nicht in vollem Umfang und auch nicht für eine lange Zeit.


    Zusammenfassend würde ich sagen: Die Megakonzerne verbieten solche Ehen offiziell nicht (Image/PR), aber sie stellen genügend große Steine in den Weg, so daß jeder halbwegs intelligente Konzernbürger einfach das Risiko nicht eingehen würde. Diejenigen, die es trotzdem durchziehen wollen, bekommen neben dem entsprechenden Karriereknick auch die ganz persönliche Privathölle seitens ihres Konzerns serviert.


    Zitat

    Wie sichert sich die SR-Konzernwelt ab (siehe derzeitige Bankenkrise...)? Hier mussten die Staaten/Länder mit finanzieller Hilfe kommen, wie machen das exterritoriale Konzerne? Haben sie eigene Reserven (worüber werden diese finanziert), gibt es konzerngesetzliche Mindestreserven um Spekulationen solcher Art abzusichern?


    Ich denke in der SR Welt überlebt jeder Megakon nur so gut, wie er sich absichert. Ein Konzern, der durch schlechtes Management so tief in die roten Zahlen einfährt, wie heutzutage z.B. GM, wird zerschlagen und filettiert. Insofern denke ich, daß bestimmte Absicherungsmechanismen in den SR-Megakons sehr gut ausgeprägt sind, weil sie einfach ohne Netz und doppelten Boden arbeiten. Im Gegensatz zu heute haben die meisten Länder in SR auch gar nicht die finanziellen Mittel, angeschlagene Konzerne zu retten.


    Was die Reserven angeht, so dürfte jeder Konzern ein entsprechend großes Pölsterchen in "Devisen" besitzen. Einige dürften auch genug Gold/Platin/Orichalkum besitzen als materiellen Gegenwert für das Geld, welches sie drucken. Am Wertverfall ihrer eigenen Währung sind die Konzerne natürlich nicht interessiert, weswegen es kaum anzunehmen ist, daß Konzernscript eine hohe Inflationsrate aufweist. Schwierigkeiten an Kredite zu kommen dürfte ein Megakonzern auch keine großen haben, da ich davon ausgehe, daß jeder wenigstens eine Hausbank in seinem Portfolio besitzt. Interessanter ist das Geldleihen untereinander, aber das dürfte durch den Konzerngerichtshof geregelt sein.


    Falls es jedoch die Hausbank ist, die sich verspekuliert hat, dann steht der Konzern vor enormen Schwierigkeiten, da er dann seine Schulden weiterverkaufen muß, womit wir relativ schnell wieder bei Zerschlagen & Filettieren landen. Deswegen ist es eigentlich logisch, daß die Megakons ihre Hausbanken mit Argusaugen beobachten. Daß sowas natürlich auch keine 100%-Garantie ist, sieht man am Nanosecond-Buyout.

    Es gibt bekannte Bekannte, es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Wir wissen auch, dass es bekannte Unbekannte gibt, das heißt, wir wissen, es gibt einige Dinge, die wir nicht wissen. Aber es gibt auch unbekannte Unbekannte - es gibt Dinge, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen. (Donald Rumsfeld)

  • Also grade im Bereich der Sozialversicherung denke ich, gibt es da gar nichts für Joe Lohnsklave. Die Sozialversicherung ist etwas, was in Europa entstanden ist, in den USA gibt es heute zwar auch eine, die ist aber so gut wie wertlos. Wenn sich Joe also nicht den billigsten DocWagon-Vertrag leisten kann, hat er Pech. Möglich ist, dass jeder größere Betrieb einen einen Betriebsarzt hat... wird Joe Lohnsklave also krank, muss er dahin. Für die Leistung des Arztes wird wahrscheinlich ein Teil der nächsten Gehaltszahlung einbehalten und Joe darf sich mit seinem Vorgesetzen auseinander setzen, wieso er krank ist und warum Krankheit XY, etc... im schlimmsten Fall wird Joe dann einfach gefeuert.

  • Lad dir mal das joe2060 handbuch herunter, muesste unter den links zu finden sein. viele deiner fragen werden dort ausführlich beantwortet.

    "Wir sind weder die Guten noch die Bösen. Wir sind die mit den Waffen"
    Karl Kombatmage zum Thema Shadowrunner

  • In dem Roman "Der Schattenlehrling" wird in den ersten Kapiteln das Leben eines Horizonangestellten und seiner Familie beschrieben. Ist nicht unendlich viel Info, aber imho ganz gut gemacht. Wenn du dir das Buch nicht gleich kaufen willst, dann einfach mal im Buchladen die ersten Seiten überfliegen. :D

  • Credsticks Eintrag finde ich recht gut, in einigen Punkten sehe ich die Sache ein wenig anders:


    1. Joe Lohnsklave:
    Wichtiges Kennzeichen ist hier seine UCAS-SIN und sein Arbeitsplatz bei Ares oder einer 100%igen Ares-Tochter. Imho muß er nicht nur in drittklassigen Tochterfirmen unterbezahlte Drecksjobs übernehmen, sondern kann durchaus ein fest angestellter Mitarbeiter einer wichtigeren Niederlassung sein, der reichlich Loyalität zu seinem langjährigen Arbeitgeber hat.


    Steuertechnisch muß ich gestehen, das ich mir hier wirklich nicht sicher bin, wie das gehandhabt wird. Ich würde es vom Status der Niederlassung abhängig machen, in der er arbeitet. Ist die Niederlassung exterritorial, verdient er de facto sein Geld im Ausland und unterliegt der dortigen Besteuerung. Ist sie es nicht (wie die meisten Niederlassungen, auch von AAA-Kons), ist es noch immer Inland, und wird regulär versteuert.


    Versicherungen usw. sind abhängig von der Art des Tochterunternehmens. Bei kleineren, eher unwichtigeren Tochtergesellschaften und weniger gut bezahlten Jobs sind solche Sachen wohl nicht drin, oder zumindest recht nahe beim gesetzlich vorgeschriebenen Mindestmaß. Je besser die Jobs, desto mehr Boni seitens des Arbeitgebers, wie z.B. Unfall-, Kranken- und Kfz-Versicherungen, kostenlose Girokonten bei der Bank of America, die ebenfalls zur selben Muttergesellschaft gehört, vielleicht sogar eine betriebliche Altersvorsorge bei der Bank, oder gar Rabatte auf den Kauf eines neuen GM.


    Genauso verhält es sich mit den Schulen für den Nachwuchs. Da er ausserhalb einer Kon-Enklave lebt, wäre ein Besuch der Kinder auf einer Ares-Schule (entweder auf Ares-Gebiet oder in Form einer Privatschule in der UCAS) ein Privileg, was einen geldwerten Vorteil bei der Entlohnung des Papas entspräche. Wird dieser Vorteil nicht gewährt, wird sich das Kind wohl in die Obhut einer staatlichen oder privaten Schule begeben.


    2. Jane CEO
    würde ich haargenauso betrachten. Eine wichtige Frage wäre, welcher Tochtergesellschaft oder Niederlassung sie vorsteht, und ob damit eine Konzern-SIN verbunden ist. Eine Ares-Konzern-SIN zu haben, ist im Regelfall eine Belohnung. Ist der Posten bzw. die Niederlassung wichtig genug, wird sie erteilt, ist der Posten mit einer Unterbringung in einer exterritorialen Kon-Enklave verbunden, wird er meiner Meinung nach Pflicht. Als Kon-Bürgerin greifen natürlich alle möglichen Vorteile, die der Kon zu bieten hat: keine staatlichen Steuern, das Unternehmen wird aus Gründen der Einfachheit schon keine erheben, Einkauf zu vergünstigen Konditionen in Konzernläden der Enklave, Zugriff auf Services anderer Tochterunternehmen wie Banken und Versicherungen, das komplette Programm.


    Die Kinder werden auf einer Konzernschule in der Enklave erzogen und bekommen von Kindesbeinen an das komplette Paket an Gehirnwäsche und haben somit beste Aussichten auf eine zukünftige Anstellung im Konzern.


    3. Hochzeiten


    Sind die beteiligten Staats- und keine Konzernbürger, hat der Konzern da zwar ne Menge Einfluß, aber keine Entscheidungsbefugnis. Bei Konzernbürgern könnte die Sache anders aussehen, aber alleine aus PR- und Motivationssicht heraus werden die Konzerne hier zumindest offiziell freundlich gesonnen bleiben müssen.


    Inoffiziell werden sie natürlich, wie Credstick sagte, jeden möglichen Stein in den Weg legen, solange der/die betreffende MitarbeiterIn wichtig genug ist, um sie zu halten, und der Kon Gefahr laufen, sie zu verlieren. Wenn natürlich Jane auf diese Weise die Möglichkeit bietet, die Koryphäe Volker an Bord zu holen, der für den Vertrieb der Maschinenbausparte in Europa sein Gewicht in Orichalkum wert wäre, könnten sie entsprechend lockerer an die Sache rangehen. Ansonsten, muß ich ehrlich sagen, bin ich überfragt, wie es weitergeht. Die sauberste Lösung bzgl. Geheimhaltung wäre, das einer der beiden den Arbeitgeber wechselt, ansonsten dürften beide unter einer enormen Überwachung stehen, um zu verhindern, das da was passiert. Natürlich kann man so eine Connection von Konzernseiten auch nutzen, so das Jane Volker mal eine Kollegen aus Detroit vorstellt, der sich mal ganz privat mit dem Göttergatten über z.B. neue, möglicherweise gemeinsame Projekte unterhält, oder über die mangelnde Zahlugnsbereitschaft der EMC redet, um so einem unwilligem Kunden ein wenig Ärger bereitet.


    4. Absicherungen der Konzerne
    Eine gute Frage. In SR ist die Situation gegenüber heute stark verändert, in SR ist es quasi Usus, das Staaten in schlimme Probleme rutschen und dann den Konzernen Tür und Tor öffnen, um zumindest ein wenig Wohlstand und Sicherheit zu gewährleisten. Sollten, wie derzeit bei der Bankenkrise, die gesamte Wirtschaft betroffen werden, kann ich mir vorstellen, das Konzerne einzeln oder in Gruppen bei Staaten vorstellig werden und ihnen die Pistole auf die Brust setzen, ein freundliches Anfragen oder Gebettel dürfte nicht vorkommen. In einer weltweiten Wirtschaftskrise wie derzeit wird wahrscheinlich Z-OB bzw. der Konzerngerichtshof eingeschaltet, um Möglichkeiten zu erörtern, wie man die Krise beenden kann. Ähnlich wie beim Crash 2.0, ebenfalls einer Situation, die eine Bedrohung für alle darstellte.


    Wie sind Konzerne abgesichert? Imho bestimmt nicht über Edelmetall-Vorräte - schon die USA haben in den 70ern oder so erkannt, wie schnell die Inflation da ist, wenn jemand große Mengen an Gold auf den Markt bringt. Abgesehen davon, das Konzerne idR kein Geld drucken, imho sind weit über 98% des Geldes in irgendeiner Form elektronisch. Inflation für Konzernskript ist natürlich wesentlich leichter handhabbar, da diese Währung offiziell keinen Tauschkurs besitzt, d.h. externe Einflüsse durch Wechselkurse entfallen, einzig das Warenangebot muß angepasst werden.


    Gegen Krisen sichern sie sich durch geringe Verschuldungsquoten ab, d.h. das sie Wert auf ein ausreichendes Eigenkapital legen, evt. unterstützt durch Zugriff auf schnell zu liquidierende Vermögensteile (z.B. Aktien, Waren, Devisen, sonstige Wertpapiere). Das auch AAA-Konzerne sich nicht ausschließlich über ihre Hausbank finanzieren können, sieht man im Systemausfall, wo CATCo's Verbindlichkeiten beim Frankfurter Bankenverein durch Ares übernommen wurden - auch Hausbanken müssen sich irgendwo refinanzieren, sonst kommt es zu den "notleidenden Finanzinstituten", die derzeit ja so verpönt sind. Kredite und Darlehen zwischen Finanz- und Produktionskonzernen dürften alltäglich sein, rechtliche Rahmenbedingungen entsprechen denen auf dem Finanzmarkt üblichen oder werden durch den Konzerngerichtshof gestellt.
    Sollte ein Konzern seine finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen können, sei es durch zuwenig verfügbare finanzielle Mittel oder durch nicht mehr vorhandene Kreditwürdigkeit, landen wir beim zerschneiden und filettieren, wie Credstick sagte. Die einzige Instanz, die ich mir vorstellen könnte, die Megakons unterstützt, wenn sie in Probleme geraten, ist (neben den Megakons selber) die Zürich-Orbital Gemeinschaftsbank, die von einem Gremium sämtlicher AAA-Konzerne kontrolliert und finanziert wird. Diese wird sehr wahrscheinlich nicht aktiv, wenn ein Damien Knight zu viel Schulden beim Pokern aufgebaut hat, da sie ziemlich unparteiisch ist. Bei einer weltweiten Wirtschaftskrise wäre sie aber sehr wahrscheinlich federführend dabei, die Wirtschaftslage zu stabilisieren.

    Alle meine Postings (Fragen & Hinweise) beziehen sich im Normalfall immer auf Shadowrun 4.

    "Irian" schrieb:

    "Nur weil du auch Shadowrun spielst, spielen wir noch lange nicht das gleiche Spiel!"

  • "Ultra Violet" schrieb:

    Das hangt nicht vom Spieler ab, eher ist es der Mangel an Informationen, die man bekommen kann. Einerseits von den SR-Machern kommt wenig (ok Konzernbücher und grobe Beschreibungen) aber die wirklich "für mich" interessanten Themen werden weg gelassen. Und andererseits ist die reale Konzernwelt sehr undurchsichtig und verschachtelt, so dass die Informationen oft schwieriger zu finden sind als zu anderen Themen. Im Grunde ist der Finanzmarkt also die Konzernwelt eine große Unbekannte für den Normalo, wie mich.


    Naja. Das Konzern-Bild, das SR vermittelt und das viele SR-Macher offenbar haben, ist ja recht eigen. Schwankt irgendwo zwischen 80er-Jahre-Zaibatsu-Bild, eher wirren Vorstellungen und der tatsache, dass der Hauptzweck eines Konzerns in SR der ist, geheime Klon-Experimente durchzuführen, zweckfrei die Kontrolle über Stadtviertel zu ergreifen und auch sonst allgemein böse zu sein. Wirtschaft deint bei solchen Konzernen nur dazu, das alles zu finanzieren.


    Zitat

    Wo zahlen sie ihre Steuern? Wo sind sie versichert? Wo und wie werden ihre Kinder ausgebildet? Wie ist der "rechtliche" Stand bei Hochzeiten zwischen Mitgliedern verschiedener Konzerne? D.h. ist es eine Frage der Staatsangehörigkeit? Wie wird von beiden Konzernen dann sichergestellt das keine geheimen Infos, an die andere Seite geraten? Also wird es konzerngesetzlich verboten, steht es in Knebelverträgen, ist so eine Hochzeit (das soll nur ein Beispiel sein) ein Karriere-Kill, oder wird das Ehepaar als Art legaler/illegaler Informationskanal zwischen den beiden Konzernen bewußt benutzt?


    Solche Fragen bleiben vom Quellenwerk besser unbeantwortet. Welche Antwort man immer auch geben würde, sie könnte sich nicht in ein logisches Konzernbild einfügen. Das gibt es nämlich nicht. Also ist, es wage zu lassen, eigentlich das beste, was SR tun kann. So was kann man sich dann als Spiler ode rSL selbst beantworten.


    Zitat


    Wie sichert sich die SR-Konzernwelt ab (siehe derzeitige Bankenkrise...)?


    In SR? Der Konzerngerichtshof verbeitet es, und anschliessend wird jeder Übeltäter von Ares mit Thorhämmern weggebombt;)

  • "Eusebius" schrieb:

    In SR? Der Konzerngerichtshof verbeitet es, und anschliessend wird jeder Übeltäter von Ares mit Thorhämmern weggebombt;)


    Vorsicht, dein SR droht, zu sehr zu ner Utopie zu verkommen! ^^

    "As the sagest of sages have said: Not attempt to male-bovine defecate unto a male-bovine defecator!"
    -the fusion-phallused violator of worlds
    "Oil the squids, I'm going in!"
    -the dreaded captain Fang

  • Also viele dieser Fragen werden im Joe 2060 beantwortet.
    Von SR3 zur 4 hat sich die Konzernwelt wohl nicht sooo sehr verändert (jedenfalls bezüglich deiner Fragen) und ich finde man kann die Konzernwelt mit diesem Quellenbuch hervorragend beantworten.


    (Großes Lob nochmal an die Macher!)

    Spieler: "Warum kann der mich nich leiden, ich hab doch 5 Charisma!"